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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag08.12.2012 06:01
nackt
von Schmierfink
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

es käme darauf an notierte ein weinberg in seine reben
die leichtigkeit einmal aufzugeben. Und der Wind? und warum jetzt großgeschrieben immer der wind?
der wind (geht so also auch !) der ihn durchfuhr (den berg)
der schwieg der hatte nichts dazu zu sagen
meldete sich erst wieder als ich summte "she´s like the wind"
undeutlich zu wort. sagte mitfühlend:
ich weiß
dich kann niemand verstehen wollen
aber denk dir nicht dass die welt eine scheibe ist auf der man einfach wohnt. nimm mich
als bsp. ich
kann keine heimat haben. (ich dachte kurz an eine biografische begebenheit meinerseits : es waren 200
im suff verlorene euro und im glanz eines kalten morgens ungeklärte verhätnisse das war so
tragisch das hätte für goethe getaugt)
dann hielt ich mich für verrückt es ist ja auch eher obskur was in mir vorging.
objektiv glänzte der berg irgendwie als sei er in der sonne
wind ging keiner ein mann aber langsam über die straßen und ein mädchen
fast hätte ich zu ihr gesagt dass entzückend ihre haare spielten im gesicht aber
schlief und träumte
ich sei vernichtet was aber die leichtigkeit;
ich werde nie verstehen.



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Heinrich Heine

"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
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Georg Büchner
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag08.12.2012 10:12

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi Schmierfink,

ich hoffe, ich unterstelle dir da nichts, aber ich finde es schade, dass du immer noch deine spontanen Erstentwürfe postest. Hinweise dafür gibt es zahlreiche (z.B. assoziative Motivketten).

BN
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag08.12.2012 10:24
Re: nackt
von Nina
Antworten mit Zitat

sehr schön, herr schmierfink,

mal eine andere form, als die, in der du sonst schreibst. gefällt mir!
zwar erinnert mich das hier eher an prosa, als an lyrik, aber das ist
eine müßige diskussion. ist im grunde auch nicht so wichtig, wozu es
gehört, hauptsache der text überzeugt!

ich finde, der text enthält viel leichtigkeit, spontaneität und skurriles.
mag ich, diese mischung, die sicher nicht für jeden was ist.

ganz "stimmig" in sich ist der text m.e. noch nicht. ich schau später
noch einmal drauf und drüber und melde dann genauer zurück. ich
bin nämlich in eile, wollte aber meine freude über dieses gedicht
schon mal da lassen. ("haare spielen im gesicht" - das ist "strange").

bis später,
weinrebengrüße von

nina


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Liebe tut der Seele gut.
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Berni
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 64
Beiträge: 2517
Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)


Beitrag09.12.2012 01:41

von Berni
Antworten mit Zitat

Ist schon etwas wirr, aber man könnte sagen: So ist das Leben oder So ticken wirr. Wundert mich nicht, dass in deinen Buchempfehlungen mehrmals Franz Kafka auftaucht. Ich weiß ja auch nicht, welche Macke es ist, die von solchen Texten gekitzelt wird. Ich weiß nur, ich habe sie.  Wink

 Daumen hoch

LG
Bernd
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jim-knopf
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Beiträge: 3974
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Beitrag09.12.2012 13:23

von jim-knopf
Antworten mit Zitat

so wirr und ungrammatikalisch dieser text sein mag,
für mich einer der besten hier in letzter zeit.
das hat atmosphäre, das hat das gewisse etwas.
schön, dich mal wieder zu lesen.

gruß
roman


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Ich habe heute leider keine Signatur für dich.
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Stimmgabel
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Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
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Beitrag09.12.2012 17:21

von Stimmgabel
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-

Hi Schmierfink,

für mich ein faszinierender Text - in seiner doch auffällig eigenen Sprachführung,
und dann dieses kopfkino-ende Winddenken einer Wirklichkeit, eines solchen LI's - könnte jeder sein,
irgendwann mal,
auch so scheinbar verwirrt, das ICH in seinerselbst in seinem Dasein, hier, sich derart auslaufen zu lassen,

einfach nur toll smile

Werde mich dann nochmal melden, vielleicht eine Deutungslinie für das Gesamtbild gefunden zu haben - unter meiner Brille Wink,

denn, ist schon hermetisch (und irgendwie doch nicht / also höchst interessant !!!)

Schmierfink, erst mal so viel - bin echt begeistert von Dei Smile ner Lyr-Prosa - Tschüss, Frank

-


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MrPink
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Beiträge: 2431
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Der Bronzene Wegweiser


Beitrag09.12.2012 17:38

von MrPink
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jim-knopf hat Folgendes geschrieben:
so wirr und ungrammatikalisch dieser text sein mag,
für mich einer der besten hier in letzter zeit.
das hat atmosphäre, das hat das gewisse etwas.
schön, dich mal wieder zu lesen.

gruß
roman


Schließe mich dem an, in allen Punkten.

gefällt mir sehr
andi


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(Buk)
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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag10.12.2012 16:39

von Schmierfink
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Hey BN,

nee sry, diesmal kann man es so wirklich nicht sagen, es hat schon ein paar Stunden gedauert, bis der Text in der Form fertig war.


Hey Nina,

vielen Dank dir erstmal für dein positives Urteil, weitere Anregungen nehme ich natürlich immer gerne dankend auf. smile Würde dir auch spontan rechtgeben, dass mans wohl noch stimmiger machen könnte, zb. bei der "biografischen" Episode, könnte ich mir gut noch was anderes feststellen, was noch dichter am Rest ist.
Mei, die Haare können auch nicht immer ernsthaft vom Kopf runter hängen, denen wird auch mal langweilig.

Hey Berni,

dann freut es mich für jeden der so Macke hat.^^ Und vielen Dank auch dir für den positiven Eindruck! smile

Hey Roman,

übertreibs mal nicht, aber vielen dank und immer wieder gerne. smile

Hey Stimmgabel,

herzlichen Dank, sehr schön, wenn die Bilder bei dir ein kleines Kino im Kopf sich abspielen ließen. smile
"Scheinbar" ist sicher ne gute Sache, denn so verwirrt finde ich es auch nicht. Man steht ja öfter mal irgendwo, sieht irgendwas und denkt sich dann was dabei, was objektiv nicht so ganz passen mag, aber doch eine Verbindung hat.

Lyr-Prosa^^, netter Neologismus und Mensch das macht einen echt verlegen, das ganze Lob!  Vielen Dank nochmal und bin schon echt gespannt!

Hey Mr Pink,

ja ich weiß auch nicht was ich noch sagen soll, vielen vielen dank auch dir!

lg

Schmierfink


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Georg Büchner
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag10.12.2012 17:20

von BlueNote
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Zitat:

nee sry, diesmal kann man es so wirklich nicht sagen, es hat schon ein paar Stunden gedauert, bis der Text in der Form fertig war.

Bei mir dauert der Erstentwurf schon immer ein paar Stunden. wink
Dein Ideenreichtum ist und bleibt natürlich positiv zu sehen.

BN
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag10.12.2012 23:07

von Ralf Langer
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Hallo Schmierfink,

ein hermetischer versuch der interpretation:

es käme darauf an....ab und zu seinen kopf mal beiseite zu legen, einfach nur
um zu sehen, was dann mit texten passiert, die man gerade liest.

der erste eindruck: verwirrrung, deine worte, deine sätze, wie vom winde zerstreut,
ich las es und musste an die babylonische sprachverwirrung denken.
aber eine andere variante, es ist als ob hier verschiedene texte übereinander liegen,
ein palimpsestes gewebe von möglichkeiten.

und also habe ich mal meinen kopf beiseite gelegt, und einfach ein wenig geschaut.

drei „stücke“ habe ich gesehen:

das stück des weinbergs
der monolog des windes

und ein am wegesrand „tagträumendes“ lyrich.

so ist dies für mich eine momentaufnahme von sinneseindrücken.
ein  versuch diese überlagerungen darzustellen. denn die dinge die geschehen,
geschehen alle gleichzeitig, du hast sie nicht nur chronologisch versucht nebeneinander
zu stellen, du lässt alles gleichzeitig ablaufen.

zum beispiel: „wind ging keiner ein mann aber langsam über die straßen und ein mädchen ..“

ein bilderrauschen, vom wind zum mann zum mädchen. wahrnehmungen, wirklichkeiten
(im sinne von wirken, bewirken)
sinne als überfallkommando der äußeren welt auf ein inneres wesen.

oder: „nimm mich
als bsp. Ich...“

wer spricht hier plötzlich? der wind, der berg, lyrich?“
es ist eher ein kanon.
wie bei einigen werken von dali zerfließen hier die eigentlichen formen
zu etwas anderem. größerem?

die leichtigkeit bleibt  - sie existiert im unverstandenem moment.
denn der verstand, die große sinngebungsmaschine in unserem kopf taugt nicht viel,
wenn es darum geht einfach nur zu schauen, ja schauen, nicht sehen, nicht begreifen.

wir kommen der welt nur nahe wenn wir  durch uns selbst hindurch„schauen“

klick,
 
macht es , und das teil in unserem kopf ( das objektiv)ordnet die bilder, streicht, blendet aus...

..ich werde nie verstehen...

aber es sind immer die holzwege, die aus dem wald führen

gerne gelesen, gern ein wenig daran verzweifelt, aber der melodie
einer fremden sprache kann man auch erliegen, wenn man sie nicht versteht.

ralf
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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag13.12.2012 01:09

von Schmierfink
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey Bn,

ein Thema das wir beide immer wieder haben und wahrscheinlich hattest du es auch schonmal erwähnt, aber ein paar Stunden für einen Erstentwurf, wow. Respekt an deine Ausdauer!


Hey Ralf Langer,

finde deine Aussage sehr treffend es als " momentaufnahme von sinneseindrücken" zu beschreiben: "sinne" im wirkensten sinn "als überfallkommando der äußeren welt auf ein inneres wesen."  Bzw. auf die Innerlichkeit eines Wesens.

Auch deine restlichen Gedanken gefallen mir gut, ja wahrnehmen heißt halt auch immer Ordnen in Zusammenhänge, packen in Schubladen, vernetzten von Informationen. Wenn wir mit den Augen nach Dingen greifen versuchen wir schon sie zu begreifen.

Ich hoffe zumindest, dass du Recht hast, mit den Holzwegen und dem Zauber der fernen Sprachen. Vielen Dank dir auch für die interessanten Gedanken, deine Auseinandersetzung, die hoffentlich kein reines Verzweifeln war und dein positives Urteil!

lg
Schmierfink


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Georg Büchner
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag14.12.2012 09:20

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Hey Schmierfink,


habe es mir zum einen mal erlaubt,
Deinen Text anders umzubrechen – zumindest für mich optisch so kausal lese-inhaltlich besser stimmig / ... andererseits wird vllt mit dieser neuen optischen Ordnung der zunächst augenscheinlich kopfkino-wirr wirkende Inhalt dadurch besser in seiner immanenten Unwirrheit verbildlicht? – mal dazu mein folgender Versuch.


nackt

es käme darauf an notierte ein weinberg in seine reben die leichtigkeit einmal aufzugeben
Und der Wind? und warum jetzt großgeschrieben immer der wind?
der wind (geht so also auch !)

er ihn durchfuhr (den berg) der schwieg
der hatte nichts dazu zu sagen
meldete sich erst wieder als ich summte "she´s like the wind"
undeutlich zu wort. sagte mitfühlend: ich weiß dich kann niemand verstehen wollen
aber denk dir nicht
dass die welt eine scheibe ist auf der man einfach wohnt.
nimm mich als bsp. ich
kann
keine heimat haben. (ich dachte kurz
an eine biografische begebenheit meinerseits : es waren 200 im suff verlorene euro
und im glanz eines kalten morgens ungeklärte verhätnisse
das war so tragisch das hätte für goethe getaugt)
 
dann hielt ich mich für verrückt es ist ja auch eher obskur was in mir vorging. objektiv
glänzte der berg irgendwie als sei er in der sonne wind ging keiner
ein mann aber langsam über die straßen
und ein mädchen
fast hätte ich zu ihr gesagt
dass entzückend ihre haare spielten im gesicht aber
schlief und träumte ich sei vernichtet was aber die leichtigkeit; ich werde nie verstehen.

-----------------------------------------------------------


Und nun versuch ich mich mal an eine Deutung Wink

... also nochmal – ein Dir echt gelungener Text, für mich, wie ich es schon vorig empfand, eine Lyr-Prosa der gedankentiefen Art ..., und scheinbar verwirrend  und doch, mMn, ein parallel-kaskadisches Kopfkino Erzählen dieses LI,
das sich gedankenspielend in Beziehung zu dem Wind und dem Weinberg, diese nun quasi als eigenständige Wesen figuriert, setzt.

Als führe das LI eine Art monologischen Dialog mit seinen Figurationen.

Ein Text, der für mich von der Leichtigkeit des Lebens im Kontrast zur oftig selbstinitiierten Schwere und den Versäumnissen spricht – sie akrobatisch hinterfragt / ... und, wenn solche freileichten Momente möglich sind (in uns passieren wollen, passieren könnten), dann auch diese von uns offenen Auges ergriffen werden müssen (mMn die Konklusio des Textes),
denn,
sonst fliegen diese Leichtigkeiten in ihrerselbst Bedeutung, also das, was wir als ICH-Kraft in uns spüren, ergo wie der Wind, fast schon unbemerkt an uns vorbei,
wie wohl allermeist, ... den allermeisten ...., als gäbs nur primär Schwere, als lauerte sie an jeder Ecke ...

Mit der entscheidenden Textfrage (die sich das LI am Ende stellt): “was aber die leichtigkeit; ich werde nie verstehen“ / ... also die LI Frage – wo ist die Leichtigkeit geblieben, denn ich empfinde mich derart,
als sei ich vernichtet“ – für mich übersetzt: als fühlte LI einzig Schwere in sich – davon quasi erdrückt.


--------------------------------------------


Diese Leichtigkeit ist im Text mMn sehr sinnig mit dem Wind verbildlicht, da eben genau auch unsere Leichtigkeit (ebenso wie der Wind) kommt oder wieder verfliegt – wie es der Wind selbst über sich ausdrückt:
nimm mich als bsp. ich kann keine heimat haben“ (im Text ungesagt bedeutet – wenn ich aber da bin, dann kannst Du mich spüren).

Als versäumendes Beispiel ist hier nun der figurierende Weinberg angegeben, der offen besagt:
... es käme darauf an notierte ein weinberg in seine reben die leichtigkeit einmal aufzugeben ... der wind ... (d)er ihn durchfuhr (den berg) der schwieg ... der hatte nichts dazu zu sagen

Also genau dieser Moment für uns Menschen, für das LI, diese Leichtigkeit fahrlässig auszublenden, zu übersehen – und es bleibt nichts weiter, als die übliche Daseins-Verknotung, in der wir uns selbst krampfhaft verstricken, verstrickt haben – so in etwa.

Hierzu kam mir sehr schön das Kopfbild – als wäre da zwar ein Wind, der durch den Weinberg geht, dennoch die Blätter der Weinstöcke nicht flatterten ... / wie auch hier mMn das Textbild bzgl der Groß/Kleinschreibung zu Wind/wind herangeführt wird.


-------------------------------------------


Ob dieses Li tatsächlich im Weinberg schläft (und schlafträumt), oder sich diesen Kontrast (Leben in seiner Un –und Leichtigkeit) fantasierend nur vorstellt, spielt hier mMn keine echte Rolle. Da ist aber nun dieser LI-Moment passiert, sich über dieses Thema (Leichtigkeit) vllt näher selbst zu begreifen – vielleicht sich zu entschweren – vllt wenigstens morgen mal?

Und dann in einer so real-grotesken wach/schlafträumenden LI-Weise smile,
nämlich:
es träumend (... könnte dieser langsam gehende Mann = LI sein?) versäumt zu haben, diesem Mädchen ihr “entzückendes Haarespiel“ direkt zu besagen - einerseits als Abbild eines zu oft passierten Versäumnisses in LI’s realem Leben,
andererseits
aber mit der textalen Möglichkeit (da ja alles im (Tag/Schlaf)Traum für LI erinnernd passiert), wenigstens ab dieser passierten Vorstellung nun zukünftig diese offene Leichtigkeit auch mal echt in die Arme, in den Mund zu nehmen.

“... fast hätte ich zu ihr gesagt dass entzückend ihre haare spielten im gesicht aber schlief und träumte“


Schmierfink,
mal zunächst soviel zu meiner Sichtweise – es sind da noch einige Textsequenzen, die es zu beleuchten gilt – aber dann in einem Folgekommentar von mir,
jetzt sei es mal dieses ... wink

Du siehst – ich kann da gut in Deinen, für mich exzellenten Text reinfallen / ... macht echt Freude smile ... und klar, nur meine Brille Wink

für das Jetzt erstmal ein sehr Tschüss, Frank .... bis dann weitergehend ...


-


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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag16.12.2012 17:50

von Schmierfink
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Hey Stimmgabel,

die Umbrüche die du machst kann ich schon verstehen, alle würde ich so aber nicht setzten, finde dadurch würde schon etwas Charme verlorengehen, zb. an der Stelle mit Mädchen und Mann.

Ich finde deine Deutung sehr interessant Stimmgabel, sie liegt sicher nicht fern von dem etwas banaleren Gedanken, der mich zu dem Text brachte.
Würde dir schon uneingeschränkt recht geben, mit einer oft selbst eingebrachten Schwere, wir sind halt alle Gefangene unserer Wahrnehmung und Deutungweisen. Vernichtet steht für mich aber nicht mal so negativ, fast steht es für mich eher als von der Schwere befreit sein.
Und dass steht eig. auch hinter dem Text frei sein, von den eigenen Mustern und nicht den Wahrnehmungen unterliegen und frei sein vom Besitzt und letztlich fast schon frei sein von sich selbst. Ich wollte versuchen die Zweischneidigkeit von Freiheit, in etwas Verhaftet sein, Leichtigkeit und Schwere darstellen und wie furchtbar schwierig, aber auch fast unnötig das Verstehen ist.


Zitat:

(im Text ungesagt bedeutet – wenn ich aber da bin, dann kannst Du mich spüren).


Sicherlich, aber für mich auch, der Wind ist frei einer Heimat, es ist frei und doch fehlt ihm etwas entscheidendes.

Zitat:

Also genau dieser Moment für uns Menschen, für das LI, diese Leichtigkeit fahrlässig auszublenden, zu übersehen – und es bleibt nichts weiter, als die übliche Daseins-Verknotung, in der wir uns selbst krampfhaft verstricken, verstrickt haben – so in etwa.


Ja genau, so meinte ich das auch!

Zitat:

ich über dieses Thema (Leichtigkeit) vllt näher selbst zu begreifen – vielleicht sich zu entschweren – vllt wenigstens morgen mal?


Sich über dieses Thema Leichtigkeit/Freiheit zu begreifen, oder es zu versuchen, ja so würde is es sagen.  Finde auch interessant, dass du den Aspekt träumen und könnte das Li der Mann sein aufgreifst, vielleicht träumt das Li, ja auch die gesamte Handlung? Gefangen im Traum? Könnte die teilweise Abstraktheit und Wirrnis erklären?

Aber bei der Interpretation kommt es ja nicht auf mich an, der Autor ist ja eh lange tot, was der Text sagen kann, lotest du wie ich finde, wie immer sehr schlüssig aus!

Vielen Dank dir.

lg
Schmierfink


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Aranka
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A
Beitrag16.12.2012 19:06

von Aranka
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Hallo Schmierfink,

es ist gekonnt und interessant umgesetzt, das Aufspüren und Nachspuren der Leichtigkeit. So wie der Wind durch den Weinberg streicht, seine Richtung und Starke ganz nach Belieben ändert, so treiben die Gedanken durch lange und kurze Zeilen, in leicht schreitenden Rhythmen und stehen den Textstellen.
Hier ein Beispiel für ein innehalten, das auch gut in der Satzmelodie eingefangen ist:

Zitat:
ich weiß
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aber denk dir nicht dass die welt eine scheibe ist auf der man einfach wohnt.


 Aber auch inhaltlich treibt der „Wind“ so allerhand „Buntes/ Nahes und Weites/Konkretes und Allgemeines““ in die Zeilen und der „Schwenk“ ist riesig, aber mit einer fast lässigen Leichtigkeit inszeniert:
von „der Welt als Scheibe“ zur „Heimat“, vom  „suff und verlorenen 200 Euro“ zu „ungeklärten Verhältnissen“ und „Goethe“.
Das ist ein verrückter Wind-Tanz, aber so gut geschrieben, dass man ihn gerne mittanzt. Und am Ende denkt: Verrückt! Obskur! Welch leichte Schwere oder schwere Leichte, ganz von welcher Ecke man schaut.
Und dann der letzte Schwenk, der mich total überraschte: ein „objektiver“ Blick. Eine Super-Wendung.

Zitat:
objektiv glänzte der berg irgendwie als sei er in der sonne
wind ging keiner ein mann aber langsam über die straßen und ein mädchen
fast hätte ich zu ihr gesagt dass entzückend ihre haare spielten im gesicht aber
schlief und träumte
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Und auch hier, in dieser versucht objektiven Betrachtung ist das 5. Wort „irgendwie“ und dann der Konjunktiv „als sei“ und dann das Bild: ein Mann / ein Mädchen (wieder Festigkeit, etwas vor den Augen, ganz konkret). Warum sehe ich hier einen alten Mann? / vielleicht sogar das LI in weiter Zukunft. Und gleich wieder der Eintritt in die Schwebe: „fast hätte ich“.  
So, wie du hier diese schwebende Situation, diese vagen Sicherheiten an denen Leichtigkeit/Freiheit versucht wird festzumachen, in Sprache umsetzt, das finde ich dann sprachlich einfach klasse.

Ein reifer Text, super gern gelesen. Liebe Grüße Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag03.01.2013 00:38

von Schmierfink
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Hey Aranka,

erstmal entschuldige bitte die lange Verzögerung meiner Antwort, sry!
Sehr freut mich, dass du den objektiven Schwenk magst und auch die Deutung, dass das Li möglicherweise der alte Mann irgendwann sein könnte finde ich auch eine interessante Deutung.
Und was Konjunktive ausdrücken, ja, das finde ich wirklich auch faszinierend, wie du sagst eine vage Sicherheit - schwebend.
Freut mich sehr, dass du was damit anfangen konntest!

lg
Schmierfink


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