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Anabelle Gänsefüßchen
Alter: 24 Beiträge: 22
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25.10.2012 19:48 Das Ballet von Anabelle
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Das Ballet
In einer Stadt ,die nicht grauer und nicht bunter, nicht leiser und nicht lauter, nicht schäbiger und nicht vollkommener war als alle anderen dieser Welt saß einmal ein kleiner Junge am Fenster. Er saß nicht etwa bemerkenswert, er saß einfach, wie du oder ich...wie eben jeder Mensch dieser Welt sitzt. Er saß dort und sah auf die Straße. Mehr tat er gar nicht. Er sah auf die regennasse Straße und bemerkte die Menschen die an ihm vorbeitänzelten. Sie alle hatten Schirme ,mit denen sie sich vor der Nässe schützten. Es war ein Ballet, ein Ballet in dem die Tänzer Schirme trugen . „Unsinn“ ,würde Manfred sagen, „die Menschen rennen auf der Straße herum und wollen schnell weiterkommen .Sie hetzen, das ist alles.“
Der Junge bemerkte ein Auto ,welches sich den Weg durch die Tänzer bahnte. Das war die Kutsche ,in die die Akteure steigen konnten, wenn ihre Füße müde waren. Müde vom vielen Tanzen. „Unsinn“, würde Manfred sagen, „ Das Auto fährt durch die Fußgängerzone und verbreitet Unruhe. Es stört, das ist alles.“
Der Junge bemerkte einen Hund, welcher panisch bellte. Er war zuständig, den Beginn jeder Aufführung anzukündigen .Den Beginn jeder Aufführung in der die Menschen tanzen.
„Unsinn“ , würde Manfred sagen, „ Dem Hund ist jemand auf den Schwanz gestiegen. Er hat Schmerzen, das ist alles.“
Der Junge bemerkte eine Frau, die aus vollem Halse lachte. Das war die Königin der Darbietung. Sie zieht die Zuschauer mit ihrer Schönheit in den Bann .“Unsinn “würde Manfred sagen, „die Frau amüsiert sich über einen Witz. Sie ist fröhlich, das ist alles.“
„Wie“ ,fragte sich der Junge, „Wie kann sie fröhlich sein ,ohne zu tanzen?“
Weitere Werke von Anabelle:
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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25.10.2012 21:45 aw:dasBallet von lilli.vostry
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Liebe Annabelle,
eine wunderschöne kleine Geschichte ist das, mit wenigen Worten und viel Poesie wandelt sich ein gewöhnlicher Regentag zur wundersamen Bühne für entlang der Pfützen tänzelnde Menschen, Hundebellen und Lachen sind keine störenden Geräusche sondern Teil der Vorstellung...
Ein schöner, fantasievoller Blick auf die Welt mit Kinderaugen, unterbrochen von einem Mann namens Manfred - wer ist er? - ein Verwandter des Jungen?; der für alles eine ganz nüchterne Erklärung hat.
Nur sprachliche Kleinigkeiten wären zu überdenken: heißt es nicht Ballett? Wenn der Junge aus dem Fenster heraus beobachtet, laufen die Menschen ja nicht direkt an ihm vorbei, sondern draußen vorüber; er blickt wohl auf eine belebte Fußgängerzone...
Kommas setzt Du wohl nach Belieben und einmal springst Du in der Zeitform, während vorher alles in der Vergangenheit stand; wechselt Du plötzlich in die Gegenwart: "die König der Darbietung zieht mit ihrer Schönheit in den Bann."
Das macht das nun bald beginnende kalte Schmuddelwetter gleich viel leichter und schöner - mit der Aussicht auf viele umhertänzelnde und über Pfützen hüpfende Menschen mit Schirm.
Gerne gelesen.
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Ortheas Schneckenpost
Alter: 31 Beiträge: 10
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25.10.2012 22:18
von Ortheas
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-Eine Sache ist mir sofort aufgefallen: Auch wenn der Junge am Fenster sitzt, solltest du vielleicht mehr als einen Sinn (das Sehen) ansprechen. Vielleicht noch das hören miteinbeziehen, wenn das schmecken und riechen am (möglicherweise geschlossenen Fenster unmöglich ist.
Ich finde nur dadurch ist es möglich den Leser am Ball zu halten, ihm ein lebendiges Bild zu vermitteln, so als ob er selbst gerade auf die Straße blickt. Ich habe selbst ein schönes großes Fenster auf die Hauptstraße in dem Zimmer, in dem mein PC steht, und selbst jetzt - um 20 nach 9 abends - höre ich zumindest die Autos und die wenigen Leute die nahe an meinem Haus vorbei gehen.
-Zurecht kritisierst du eigentlich sehr schön, dass man nicht immer beschreiben muss, wie jemand sitzt oder sonst etwas tut. Aber wenn du eine "regennasse Straße" beschreibst machst du das auf genau dieselbe, ja "herkömmliche" Weise: Du beschreibst mit einem Adjektiv, einem Wie-Wort. Das kann in Ordnung sein. Aber um im Kopf des Lesers das Regenwasser bei den Schritten der Menschen hochspritzen zu lassen, solltest du hin und wieder genau das tun. Ja beschreib einen weiteren Akteur deines Ballets und lass in mit festem Auftritt voll in die Pfütze treten, und je nach Stärke des Regens ein paar Leute um sich herum nass machen. Merkst du wie du durch die Beschreibung einer Aktion die "regennasse Straße" fast fühlst und vor dir siehst?
Ein weiterer Punkt: Ich nehme mal an der Satzbaustein "würde Manfred sagen" soll mit Absicht gleich sein, eine Art Wiedererkennungswert beim Leser haben. Aber mit dem Wort "sagen" ist Manfred durch die Wiederholung zwar nervig, aber eben wegen des - in meinen Augen - Stils, denn "sagen" ist zu oft nichtssagend. Wenn du Manfred einen störenden Charakter geben willst, der den Leser als Person die dazwischenfährt, dann lassen ihn genau dies mit einem markanten und beschreibenden Wort tun, z.B.:keifen, zetern, donnern, heulen, anschnauzen, zusamenstauchen, etc. google Synonyme.
Aber es gilt: Mach die Aktion klar, die sich ereignet - damit der Leser sie fühlen und greifen kann, sich genervt fühlt, wie möglicherweise der Junge.
Sonstiges: -Ich würde den Jungen höchstens einmal was bemerken lassen, man ist bereits in der Perspektive des Jungen. Lass aktiv was aufblitzen, sich spiegeln oder durch eine andere Aktion herausstechen, die dich persönlich am Fenster auch deinen Blick darauf richten lassen würde - oder lass ganz einfach die Aktion für sich sprechen.
-Erst Kommas, dann Leerzeichen.
-Als letztes eher mehr eine Stilfrage: Ich persönlich würde besonders beim durchfahren des Autos die "Tänzer" als eine Art Masse reagieren lassen. Die Metapher der Welle oder des teilenden Meers bietet sich dabei immer ganz gut an. Aber auch wenn ich die nachfolgende Erläuterung lustig und gelungen zum Charakter des träumenden Jungen finde, bleibt der vorangegangene Satz trotzdem irgendwie zu nichtssagend:
Zitat: | Der Junge bemerkte ein Auto ,welches sich den Weg durch die Tänzer bahnte |
Wie gesagt beim letzten Punkt bin ich mir unsicher, er passt aber in dieselbe Schiene irgendwie wie die obigen Punkte.
Positiv, wie gesagt, die direkte Ansprache an den Leser mit der Kritik an der Art der Beschreibung am Anfang. Und natürlich die Idee an sich, die sich ausdrückt durch die Stellen, an denen es dir gelingt den Charakter der Dinge und besonders des Jungen und seiner Sicht darauf überzeugend und greifbar rüberzubringen. Stellvertretend natürlich der letzte Satz:
Zitat: | „Wie“ ,fragte sich der Junge, „Wie kann sie fröhlich sein ,ohne zu tanzen?“ | [/u]
Bitte fass meine Kritik genau so auf wie sie gemeint ist: Als Hilfestellung.
Ich gehör auch zu den Leuten, die ihre fertigen Seiten noch nach genau diesem Muster durchsuchen müssen. Ich kann dir den Schreibratgeber hier im Forum eigentlich nur empfehlen: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=2067 Genau dieses Buch von Mara Laue mit dem ich gerade arbeite: http://www.amazon.de/Von-Idee-zum-fertigen-Text/dp/383916947X/ref=tag_stp_s2_edpp_url
Ihr Grundsatz "Zeigen, nicht erzählen" drückt genau diesen Ansatz den ich oben versuche anzudeuten aus: Ansprechen von allen Sinnen, die man selbst in der Situation benutzt. Aktion zeigt alles, auch oft das "Wie", das "Wo", etc.
Auch ganz nützlich: http://www.schriftsteller-werden.de/ Gibt neben Tipps zum Aufbau von Plots auch Tipps zu Charaktersetting etc.
_________________ „Keine Begeisterung sollte größer sein als die nüchterne Leidenschaft zur praktischen Vernunft.“ (Helmut Schmidt) |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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25.10.2012 22:47
von hobbes
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Hallo Anabelle,
gefällt mir gut, Deine Geschichte. Ich würde gern noch mehr "Ausflüge" dieses kleinen Jungen lesen. Vielleicht kann er Manfred mit der Zeit ja noch bekehren?
Inhaltlich habe ich nur hier was zu meckern:
Zitat: | Er saß nicht etwa bemerkenswert, |
Bemerkenswert sitzen - da kann ich mir gar nichts darunter vorstellen. Vielleicht fällt Dir da noch etwas anderes ein? Oder den Teil einfach weglassen, es würde auch ohne funktionieren.
Für die bessere Lesbarkeit kannst Du allerdings noch einiges tun. Zum Beispiel die merwürdig verteilten Leerzeichen aufräumen. So wie hier:
Zitat: | Es war ein Ballet, ein Ballet in dem die Tänzer Schirme trugen . |
Oder für die wörtliche Rede jeweils eine neue Zeile beginnen.
Und vor und hinter den Auslassungspunkten
Zitat: | er saß einfach, wie du oder ich...wie eben jeder Mensch |
braucht es auch ein Leerzeichen.
Ansonsten noch Herzlich Willkommen im Forum.
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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25.10.2012 23:44
von firstoffertio
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Gefällt mir gut. Und ich finde, mehr action wäre dem Text eher abträglich.
Hobbes, "nicht bemerkenswert sitzen", ich finde diese Formulierung bemerkenswert interessant. Sie ist auch wunderbar zweideutig.
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G.T. Klammeraffe
G Alter: 38 Beiträge: 674
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G 26.10.2012 10:32
von G.T.
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Die Geschichte finde ich schön.
Nur an einer Stelle habe ich gestockt:
Zitat: | Der Junge bemerkte einen Hund, welcher panisch bellte. Er war zuständig, den Beginn jeder Aufführung anzukündigen .Den Beginn jeder Aufführung in der die Menschen tanzen. |
das "panisch bellen" passt irgendwie nicht so recht zu der Interpretation des Jungen. Die hastenden Menschen sieht der Junge schließlich auch als tanzend:
Der Junge bemerkte einen Hund, welcher mit klarer Stimme rief (oder so). Er war zuständig, den Beginn jeder Aufführung anzukündigen. Den Beginn jeder Aufführung in der die Menschen tanzen.
Der Junge "bemerkt" ja immer, was logisch ist, wenn er Menschen betrachtet. Bei Auto, Hund und Frau wird aber eher Bezug auf das Hören genommen und das "Bemerken" eines am Fenster Sitzenden ist etwas seltsam. Ist das Fenster offen? Oder kann man den Jungen nicht einfach auf eine Bank auf der Straße setzen?
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Anabelle Gänsefüßchen
Alter: 24 Beiträge: 22
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04.11.2012 21:17 Vielen Dank für die Rückmeldungen! von Anabelle
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Ich danke euch für die Kritiken und auch positiven Rückmeldungen zu meiner Kurzgeschichte!Die elektronische Kommasetzung beherrsche ich noch nicht ganz,vielen Dank für den Hinweis,wie diese zu setzen sind!
Viele Kritiken waren durchaus angebracht, selber merkt man gewisse Dinge gar nicht!Ich werde den Text bei Gelegenheit überarbeiten und als Beitrag zu diesem Thema senden.
Weitere Kommentare zur Geschichte sind auch weiterhin willkommen!
Liebe Grüße,
Anabelle
_________________ "And_even_though_it_all_went_wrong_I_stand_before_the_Lord_of_Song_with_nothing_on_my_tongue_but_hallelujah"
>>Leonard Cohen"Hallelujah"<< |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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04.11.2012 21:32
von BlueNote
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Hallo Annabell,
Nun ... so einiges gäbe es schon zu bemängeln bei deiner Geschichte. Den Einstieg wie bei einem Märchen ("Es war einmal") finde ich z.B. nicht sehr originell. Dann habe ich den Eindruck, dass deine Wortwahl oft nicht treffend genug ist (Beispiel: Er saß nicht etwa bemerkenswert). Für den kurzen Text redest du auch viel drum herum (In einer Stadt ,die nicht grauer und nicht bunter, nicht leiser und nicht lauter, nicht schäbiger und nicht vollkommener war als alle anderen dieser Welt). Dann die Wiederholungen ( Er saß dort und sah auf die Straße. Mehr tat er gar nicht. Er sah auf die regennasse Straße) und die (wiederholten) gleichen Satzanfänge (Er ..., Sie ...).
Den Schlusssatz finde ich schön. Die Geschichte insgesamt halte ich für stark überarbeitungsbedürftig - also eher ein Kandidat für die Werkstatt.
(Leider hast du dein Alter nicht angegeben - es wäre zur Beurteilung deines Textes vielleicht hilfreich).
BN
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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05.11.2012 00:11
von Eredor
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Abend Annabelle,
dein Text erinnert sprachlich an eine Geschichte, die man einem Kind abends vor dem Einschlafen erzählt. Weil sie irgendwo auch diesen Märchencharakter hat, finde ich es nicht so schlimm, dass sprachliche Unsicherheiten bestehen. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass dein Text von seinem letzten Satz getragen wird.
Die Geschichte berührt mich erst mit dem Schlusssatz, davor ist sie zwar nicht schlecht, aber auch nicht gut. Die Ballett-Metapher ist wirklich schön, aber da hättest du viel mehr rausholen können.
So ist dein Text eben nur ein durchschnittlicher mit einem überragenden Schluss - und der zeigt mir, dass du es im Grunde kannst.
lg Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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safeja Gänsefüßchen
Alter: 44 Beiträge: 40 Wohnort: Osnabrück
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05.11.2012 11:20
von safeja
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Die Umwelt aus der Sicht eines Kindes. Finde es herrlich. Eine Eigenschaft, die Erwachsenen leider häufig fehlt: Die Welt mit mehr als nur den Augen zu sehen...
_________________ 'Im wilden Galopp über den Strand,
du hörst nichts außer dem Rauschen des Meeres,
du siehst nichts außer der Unendlichkeit,
du spürst nichts außer der Magie des Moments.
Berühre den Wind und du weißt, was Freiheit bedeutet...' |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2518 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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11.11.2012 23:40
von Berni
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Ich finde die Idee des Textes gut. Und wie safeja treffend sagt, ist dieser Blickwinkel eines Kindes interessant für Erwachsene. Könnten nicht Manfreds Antworten auch unsere sein, an schlechten Tagen, an denen wir genervt sind und nur unsere Ruhe wollen?
Und doch finde ich, wie ja auch schon gesagt wurde, dass du teilweise etwas umständlich und langatmig schreibst. Mir ist insbesondere am Anfang aufgefallen, wie und wie lange du das Sitzen des Jungen beschreibst:
Zitat: | saß einmal ein kleiner Junge am Fenster. Er saß nicht etwa bemerkenswert, er saß einfach, wie du oder ich...wie eben jeder Mensch dieser Welt sitzt. Er saß dort und sah auf die Straße. Mehr tat er gar nicht. |
Das finde ich bei einem so kurzen Text doch etwas zu lang, zumal das Sitzen nicht die Hauptsache des Textes ist.
Weitere Stellen wurden ja von anderen bereits erwähnt.
Ein wenig Überarbeitung würde also gewiss nicht schaden. Der Text ist die Mühe auf jeden Fall wert.
LG
Bernd
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