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Spannend, oder nicht?

 
 
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Hydrael
Gast






Beitrag06.12.2007 18:47
Spannend, oder nicht?
von Hydrael
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,
ich möchte euch einmal mit einem etwas längeren Ausschnitt aus dem Roman belästigen, der so in meinem Hirn herumgeistert.
Ab diesem Teil diesem Teil beginnt so langsam die Action, und deshalb ist es mir wichtig, daß die Stimmung, die ich vermitteln will auch in etwa so rüberkommt.
Achtet bitte weniger auf Rechtschreibung oder Stildetails, da sich der Text noch in einer groben Rohfassung befindet.
Interessieren würde mich:
- ist der Text spannend?
- kommt die düstere Spätherbststimmung rüber?
- kann man sich in Andy hineinversetzen?

Der Text ist zwar etwas aus dem Gesamtzusammenhang gerissen, aber für sich eigentlich ziemlich gut abgekapselt.
Das einzige, das man evtl als Vorabinfo benötigt ist, daß mein Protagonist - Andy - ein ziemlicher Chaot und gerade dabei ist, sein verkorkstes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Gerade hat er die Zusage für einen neuen Job bekommen, was er mit einem Sixpack Bier begiessen möchte. Aus dem Grund verlässt er seine Wohnung und macht sich zu Fuß auf den Weg zum nahegelegenen Supermarkt.

So, genug geschwafelt - hier der Text wink

---------------------------------------------------

Marty’s Mart lag drei Blocks entfernt in der 24th Avenue, an der auch Andy wohnte. Es war mitte Oktober und die Tage wurden allmählich deprimierend kurz. Bis vor etwa einer Stunde hatte es den ganzen Tag durchgehend geregnet. Die unangenehme, feuchte Kälte, die nach wie vor in der Luft hing, liess Andy einen Moment frösteln.

Auf dem bepflanzten Mittelstreifen der 24th hatten die im Abstand von vielleicht 20 Metern aufgereihten Rotahorne bereits den Großteil ihrer knallroten Blätter verloren.
Es dämmerte und passierende Autos, deren Scheinwerferlicht von der nassen Oberfläche der Strasse reflektiert wurde, wirbelten das feuchte Laub, das Wahrzeichen Kanadas umher.
Andy blickte kurz hinauf zum vollkommen grauen Himmel, der im Dämmerlicht noch bedrückender wirkte als tagsüber. Eine seltsame Vorahnung schlechten Wetters, schlechter Zeiten und Tod beschlich ihn und verdrängte kurzzeitig die gute Laune.
Er hielt einen Moment inne und versuchte sich wieder zu sammeln.

Job. Ich habe einen Job. Ich wollte mir Bier holen.
Mit der Erinnerung an das, was er vor hatte kehrte auch die gute Laune zurück.

„Hoffentlich fängt es nicht wieder an zu regnen.“ murmelte er vor sich hin, brachte die Ohrhörer seines MP3 Players in Position und drückte auf Play. The Shadow Of The Reaper von Six Feet Under dröhnte ihm in die Gehörgänge.
Augenblicklich war er akustisch von der Aussenwelt abgeschnitten. Er schloss den Reissverschluss seiner Lederjacke, steckte seine Hände in die Jackentaschen und marschierte los.
Er lief gegen den leichten Wind, der ihm gelegentlich eines der Ahornblätter von der Strasse entgegenwehte.
An der Ecke 24th Avenue und 12th Street wurde der Wind schlagartig stärker.
Andy kniff die Augen zusammen, verzog die Mundwinkel, beugte sich leicht nach vorne und blickte zu Boden um sein Gesicht vom unangenehmen  feuchten Wind abzuwenden. Ausserdem legte er einen Zahn zu.
Schnellen Schrittes näherte er sich der Ecke 24th und 16th Street, doch wegen der lauten Musik, die nach wie vor aus seinem MP3 Player dröhnte, und wegen des gesenkten Blickes sah er den alten Mann, der inmitten seines Weges stand, erst im allerletzten Moment.
Als die völlig verdreckten, ursprünglich weissen Joggingschuhe des Mannes in sein Sichtfeld traten, entfuhr im vor lauter Überraschung ein kurzer Schreckenslaut und er blieb aprubt stehen.
Direkt vor ihm stand völlig regungslos  ein kräftiger Mann mit schlaff nach unten hängenden Armen von vielleicht sechzig Jahren, der etwas grösser war, als er selbst.
Noch bevor Andy das ungepflegte Äussere des Mannes bewusst wahrnahm, stieg ihm ein übelkeitserregender Gestank in die Nase. Der Mann war umgeben von einer Duftwolke aus Urin, Erbrochenem und Alkohol. Andy verzog sein Gesicht impulsartig zu einer angewiderten Grimasse.
Sein Gegenüber hatte verfilztes, schulterlanges Haar und war offensichtlich völlig verwahrlost. Seine Augen, die Andy fixierten wie die Augen eines Raubtieres, das sein Opfer auserkoren hatte, waren vom grauen Star gezeichnet und fast vollständig weiss. Er musste blind sein.
Im Gesicht trug er dutzende, hässliche Narben und ihm fehlte die linke Ohrmuschel.
Andy bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper und versuchte an dem Penner vorbeizugehen. Dieser jedoch machte einen Schritt zur Seite und versperrte ihm abermals den Weg.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in Andys Magen breit. Es ist das gleiche, fast schon stechende Gefühl, das einen verrückt werden lässt, wenn einem die heimliche Angebetete einen intensiven Blick zuwarf oder wenn man in der Achterbahn mit Vollgas ein Gefälle hinabrauschte.
Andy zog sich wütend die Ohrhörer aus den eigenen Muscheln – von denen er selbstverständlich noch beide besaß – und hielt sie in der linken Hand. Die Rechte ballte er zur Faust...vielleicht war das nötig.

„Verpiss dich, Mann. Was soll denn der Mist, du scheiss Penn...“.
Mit einer beängstigenden Geschwindigkeit fuhr der Mann nach vorne und packte Andy mit beiden Händen fest an den Schultern.
Seine riesigen Hände waren geschmückt von zentimeterlangen, dreckschwarzen Fingernägeln. Die Nagelhaut war ebenfalls völlig verdreckt. Man wollte nicht wissen, wo der Kerl seine Hände vorher überall hatte. Andy war steif vor Schreck und stand mit weit aufgerissenen Augen einfach nur da.
Der Mann beugte seinen Kopf langsam nach vorne, bis er und Andy sich Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Seine kräftigen Pranken hielten Andys Schultern weiterhin wie Schraubzwingen fest umklammert.
Er öffnete seinen Mund und offenbarte eine zahnlose Höhle aus Fleisch. Seine Zunge war pechschwarz.
   
 „Wenn es soweit ist, denk an das Messer.“ flüsterte der Alte langsam, wobei er Andy mehrmals mit kleinen Spritzern ins Gesicht spuckte.
Sein Mundgeruch war unerträglich. Der Gestank riss Andy aus seiner Lähmung, woraufhin er sich abwand und sich losreissen wollte.
Der Alte jedoch schüttelte ihn kurz und hielt ihn noch fester. Seine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in Andys Schultern.
Jetzt flüsterte er nicht mehr. Er schrie Andy aus vielleicht zwanzig Zentimetern Entfernung ins Gesicht: „WENN ES SOWEIT IST, DENK AN DAS MESSER!“

Andys Gesicht war leicht benetzt mit dem ekelhaften Speichel des alten Mannes. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er musste sich jeden Moment übergeben und irgendwie war er sich sicher: Egal wie sehr er sich auch anstrengen mochte, er würde sich nicht aus dem Griff des Obdachlosen befreien können.
„Ja, verdammt. Ich denk ja an das Messer, aber lassen sie mich los!“ brüllte er zurück. Zumindest war Andy der Meinung, er hätte gebrüllt. Tatsächlich war es aber nichts weiter als ein klägliches Wimmern. Das Betteln eines misshandelten Kindes, das seinen Vater anflehte doch endlich mit den Schlägen aufzuhören.
Der Alte liess ihn los und trat einen Schritt zurück. Ein drittes Mal sagte er – diesmal in normaler Gesprächslautstärke: „Wenn es soweit ist, denk an das Messer“.
Draufhin legte er für einen kurzen Moment ein geradezu teuflisches Grinsen auf. Andy beobachtete ihn fassungslos mit halb geöffnetem Mund. Plötzlich zuckte der Mann zusammen.
Es schien, als durchfuhr ihn irgendetwas, ein Gedanke, eine Erinnerung. Vielleicht aber verließ ihn auch etwas. Kurz darauf schien sein Blick anders zu sein – nach wie vor unheimlich, aber geklärt.
Er sah sich verwirrt um (später, als  Andy wieder zur Ruhe gekommen war, fragte er sich, ob der Mann überhaupt etwas sehen konnte) und fragte Andy mit der lallenden Stimme eines Betrunkenen: „Hey Freund. Haste vielleicht nen Dollar für einen alten Veteranen?“

„Sorry, ich bin selbst pleite“ antwortete Andy leise wie unter Hypnose.
Der Obdachlose zog sich kurz mit einem abartigen Geräusch den Rotz aus der Nase und spieh den grünen Schleim seitlich zu Boden. Daraufhin schwankte er volltrunken los und liess Andy alleine auf dem Gehweg stehen.
Andy sah ihm eine Weile nach und fragte sich, ob das, was er gerade erlebt hatte wirklich geschehen war. „Denk an das Messer?“ Er fragte sich, was das wohl bedeuten mochte. Kopfschüttelnd und ein wenig ratlos setzte er seine Ohrhörer wieder ein und ging langsam weiter in Richtung Marty’s.
Er überquerte die Ecke 24th und 16th, ein paar Minuten später die Ecke 24th und 18th und als er kurz darauf Marty’s betrat, fühlte er sich schon wieder ein wenig besser.

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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag06.12.2007 19:01

von Nihil
Antworten mit Zitat

Hey Hydrael!
Verlangst du jetzt einfach nur ein Ja oder Nein? Bislang finde ich das schon recht spannend, auch wenn du an der Sprache noch ein wenig arbeiten müsstest. Es liest sich aber bereits sehr flüssig, was dem Inhalt zugute kommt. Die Beschreibung des Obdachlosen könnte vielleicht noch ein wenig gruseliger ausfallen. Ich für meinen Teil hatte gedacht, dass er vielleicht für kurze Zeit besessen ist. Der Leser weiß nicht sofort, dass er es gut mit Andy meint, also koste den Effekt des Schocks ruhig noch mehr aus. Lass den Mann erscheinen, wenn Andy einen Gedanken abbricht. Dann wirkt das noch unmittelbarer und erstaunlicher. Für eine Rohfassung finde ich das aber nicht schlecht.

- Ganymed
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Hydrael
Gast






Beitrag06.12.2007 19:10

von Hydrael
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die flotte Antwort Ganymed, die ganz genau dem entspricht, was ich gerne als Feedback hätte smile
Ein paar Details, um den Obdachlosen noch etwas gruseliger zu machen hätte ich noch im Kopf. Gerade in der Situation, in der sie quasi Gesicht an Gesicht stehen kann man noch einiges rausholen.
Werde ich direkt machen, wenn ich mal wieder ein paar Minuten Zeit habe.

Du hast das übrigens richtig erfasst, der Obdachlose ist tatsächlich mehr oder weniger besessen (wenn man es so nennen will). Deshalb auch der Satz

Zitat:
Vielleicht aber verließ ihn auch etwas
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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1216
Wohnort: Köln


Beitrag06.12.2007 20:07

von Gabi
Antworten mit Zitat

Puh, mir wurde richtig schlecht, als du den Obdachlosen beschrieben hast.
Mir hat es gefallen und verspricht auf jeden Fall spannend zu werden.
Mehr davon!

Gruß
Gabi
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Hydrael
Gast






Beitrag06.12.2007 20:52

von Hydrael
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gabi hat Folgendes geschrieben:
Puh, mir wurde richtig schlecht, als du den Obdachlosen beschrieben hast.

Genau das wollte ich hören - danke lol2

Gabi hat Folgendes geschrieben:
Mehr davon!

Mehr gibts hier.
Obiger Text ist Unterkapitel 8. Das Ganze ist aber auch komplett Baustelle.
Ich will erstmal die komplette Geschichte zu Papier (bzw. ins Word wink) bekommen, und mich dann an eine Generalüberholung machen
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rezna
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
R


Beiträge: 83



R
Beitrag11.12.2007 17:45

von rezna
Antworten mit Zitat

wenn es soweit ist, denk an das messer.

das hat mir sehr gefallen. auch der ekel über den penner kam echt überzeugend herüber. gefällt. die situation an sich war gruselig - erschrocken habe ich mich aber nicht, falls das gewünscht war. aber vielleicht bin ich ja zu abgebrüht wink

mir gefällt das so besonders, weil ich  etwas ähnliches erlebt habe und mein leben lang daran denken werde - und ich es noch immer in mir krampfartig zusammenziehen spüre, wenns mir einfällt. ja hat mir jemand ein kleines trauma eingepflanzt.

der text verträgt überarbeitung - aber das weißt du ja.
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Hydrael
Gast






Beitrag11.12.2007 18:29

von Hydrael
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Mille Grazie!

Das erste Kapitel habe ich jetzt fast fertig. Vermutlich werde ich mich, wenn ich die letzten paar Seiten hinter mir habe, an eine Generalüberholung machen, und den etwa 70 Normseiten Rohfassung ein wenig Feinschliff verleihen wink

Das mit dem Messer wird später übrigens noch ein richtig geiler Aufhänger lol2
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Gast







Beitrag11.12.2007 18:44

von Gast
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nicht schlecht! 7 Punkte. Wink
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