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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert du schaffst das


 
 
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anna_blume
Schneckenpost
A

Alter: 32
Beiträge: 5
Wohnort: Aschaffenburg


A
Beitrag19.09.2012 13:49
du schaffst das
von anna_blume
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

mal schauen, ob ich untergehe
sagst du und siehst mich an mit augen
vor denen immer schleier liegen
als hättest du schon alles gesehen
oder nichts.
wenn ich bei dir war verschwanden sie manchmal
und ich dachte, das sei glücklich sein.

nein, du tust nichts
denn du bist nicht mehr hier
aber ich würde dich schütteln
und sagen lebe gefälligst
du schaffst das.

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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag20.09.2012 18:50

von Angst
Antworten mit Zitat

Hi anna_blume

Dein Gedicht stellt mich vor eine Herausforderung. Ich weiss gerade nicht so recht, ob es gut ist, oder nicht. An bestimmten Stellen dachte ich: "Nein, das ist zu plakativ." An anderen aber: "Das ist direkt, das trifft!" Ich schätze es eigentlich, wenn man in der Lyrik einen direkteren Ton anschlägt. Allzu verästelte Umschreibungen mindern oft die Stärke der Worte. Dabei muss man aber aufpassen, nicht zu platt zu werden. Leider wirst du das hier aber manchmal.

anna_blume hat Folgendes geschrieben:
mal schauen, ob ich untergehe
sagst du und siehst mich an mit augen
vor denen immer schleier liegen
als hättest du schon alles gesehen
oder nichts.

wenn ich bei dir war(,) verschwanden sie manchmal
und ich dachte, das sei glücklich sein.

"mal schauen, ob ich untergehe“: Gefällt. "mal schauen“, das ist so lässig dahin geworfen, dabei geht es um einen Untergang, was ja nun nicht gerade was Schönes ist.
"alles gesehen / oder nichts“ Hmm. Hier bin ich unsicher. “Alles oder nichts“ ist eine ziemlich eingetrocknete Redewendung, die man sorgsam verwenden sollte. Ich weiss nicht, ob du sie in diesem Fall gut einsetzt. Ganz misslungen finde ich es nicht, aber irgendwie schmeckt es ein bisschen nach hohler Phrase. Aber es ist ja eh dein Gedicht. Denk vielleicht nochmal drüber nach.
"und ich dachte, das sei glücklich sein“. Das ist ein gutes Beispiel dafür, einfach mal zu sagen, was Sache ist. Ich bin der Meinung, das funktioniert hier gut. Auch gefällt mir, dass du die Augen ohne weitere Erklärung verschwinden lässt. "Verschwinden" kann hier ja Vieles bedeuten. Der Blick kann leer sein, oder die Augäpfel tatsächlich wegfliegen (das wäre dann die Horror-Version, haha).

anna_blume hat Folgendes geschrieben:
nein, du tust nichts
denn du bist nicht mehr hier
aber ich würde dich schütteln
und sagen lebe gefälligst
du schaffst das.

In der zweiten Strophe wird’s problematischer. Hier ist selbst mir der Holzhammer zu präsent. Ich kann mir nicht helfen, aber da sehe ich gleich eine übertrieben dramatisierte Filmszene vor mir, in der eine Mutter ihren Sohn durchschüttelt und schreit: "Fang endlich an, zu leben!" Nein, das mag ich nicht. "du schaffst das" klingt mir auch zu sehr nach einer billigen Motivationsrede. Sorry.

Fazit: Im Ansatz okay, wobei ich den Mut zur Klarheit loben möchte. Andererseits stellt sich das Gedicht als zu offen heraus, und zuletzt stehe ich leider mit ziemlich leeren Händen da.


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Schmierfink
Lyroholiker

Alter: 34
Beiträge: 1172



Beitrag25.09.2012 15:55

von Schmierfink
Antworten mit Zitat

hey,

schließe mich weitgehend der Scheinheiligen an. Starke direkte Stellen, finde auch die Kombi von "mal schauen" und untergehen gelungen.
Dass das mit dem alles oder nichts zu plakativ ist, dass weiß ich nicht mal.

Aber Scheinheillige, ich denke nicht, dass die Augen hier verschwinden, klar die Schleier sind schon etwas länger her im Satz, dennoch vermute ich stark den Bezug von verschwinden zu den Schleiern.

Ich find dann auch eher das Ende zu plakativ, dass mit dem schütteln, joa find ich schon gut, aber den Rest hätte ich mir nicht so, ich klatsch dem Leser gleich in die Fresse, das LD ist von uns gegangen mäßig, da fänd ich Subtilität nicht schlecht, vielleicht nochmal was mit Schleiern?

lg
Schmierfink


_________________
"Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine

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Georg Büchner
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5000
Wohnort: Berlin


Beitrag26.09.2012 12:45
Re: du schaffst das
von Nina
Antworten mit Zitat

liebe anna,

mir gefällt dein gedicht, auch wenn es ein paar stellen gibt, an denen du noch arbeiten könntest.

der einstieg ist sehr direkt und stark und zieht mich sofort in die geschichte, die hier erzählt wird.

die augen, vor denen schleier liegen, gefallen mir als formulierung. derjenige, der alles aufs spiel setzt, ist gar nicht ganz da, so lese ich es. er ist hinter einem schleier, zwar ansprechbar aber nicht ganz erreichbar. und das lyrische du, das hier erzählt, weiß diese augen, dieses vielleicht "weggetreten-wirken" auch nicht richtig einschätzen. die bindung der beiden ist nahe, aber es reicht nicht, den anderen zu erreichen, jedenfalls nicht ganz. emotional schon, aber geistig / intellektuell gibt es eine kluft, die sich darin zeigt, dass bestimmte dinge offen und nicht ausgesprochen sind. es wird spekuliert stattdessen "als hättest du alles gesehen oder nichts".

"und ich dachte, das sei glücklichsein", das ist ein hammersatz. klasse.

das "du tust nichts", da weiß ich nicht, worauf sich das bezieht? die nächste zeile bezeichnet einen zeitsprung und ein (trauriges) ergebnis. der andere hat es nicht geschafft ...

das "aber ich würde dich schütteln" macht m.e. so, wie es da steht, noch einen sprachlich unbeholfenen eindruck. ich würde dich schütteln, wenn? wann? warum? das ist unklar. natürlich weiß ich, dass das lyrische ich das gegenüber davon abhalten wollen würde, "es nicht zu schaffen", aber so wie es da steht, ist die letzte strophe noch nicht ganz ausgereift, finde ich.

dieses "lebe gefälligst" bezeichnet die schwierigkeit des lyrischen ichs, das gegenüber in seiner not zu begreifen. mit "lebe gefälligst" wäre dem anderen nicht geholfen, was sollte er oder sie auch damit anfangen? es ist ein bezeichnender, charakterisierender satz für die bindung der beiden zueinander. sie sind sich bzw. waren sich nahe, aber erreichten sich nicht ganz. die letzte zeile hingegen finde ich anrührend. der versuch des lyrischen ichs, dem anderen mut machen zu wollen / helfen zu wollen. ihn oder sie erreichen wollen (es ist nicht klar, ob es zwei sie oder er oder sie und er sind).

insgesamt gefällt mir dein gedicht, wie ich oben schon sagte. die zweite strophe aber, braucht meines erachtens, noch etwas deine unterstützung um auszudrücken, was du (eigentlich) sagen möchtest.

lg
nina


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Liebe tut der Seele gut.
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anna_blume
Schneckenpost
A

Alter: 32
Beiträge: 5
Wohnort: Aschaffenburg


A
Beitrag05.10.2012 11:06

von anna_blume
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wow, danke für das ausführliche Feedback. Mit der zweiten Strophe wollte ich eigentlich diese Hilflosigkeit ausdrücken, dass das lyrische Ich der Person gerne helfen würde, aber es eben einfach nicht kann, weil es sie nicht erreichen kann. Werde ich nochmal versuchen zu überarbeiten, dass ich zu plakativ schreibe, hat mir mein Deutschlehrer schon immer gesagt =)
Danke! Anna
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anna_blume
Schneckenpost
A

Alter: 32
Beiträge: 5
Wohnort: Aschaffenburg


A
Beitrag10.10.2012 12:05

von anna_blume
pdf-Datei Antworten mit Zitat

mal schauen, ob ich untergehe
sagst du und siehst mich an mit augen
vor denen immer schleier liegen
als hättest du schon alles gesehen
oder nichts.
wenn ich bei dir war verschwanden sie manchmal
und ich dachte, das sei glücklich sein.

jetzt bist du auch verschwunden
die schleier haben gewonnen
könnte ich dich doch
packen und schütteln
und schlagen und küssen
und riechen und fühlen
und streicheln und schützen
und dir sagen lebe gefälligst
du schaffst das.
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anna_blume
Schneckenpost
A

Alter: 32
Beiträge: 5
Wohnort: Aschaffenburg


A
Beitrag10.10.2012 12:08

von anna_blume
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, also nochmal danke für das Feedback, ich habe die zweite Strophe jetzt überarbeitet.
Liebe Grüße
Anna
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