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Lore Klammeraffe
Alter: 90 Beiträge: 932 Wohnort: Düsseldorf
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04.12.2007 23:10 Bescherung von Lore
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Inspektor Willis platzte der Kragen " zum Teufel damit," brüllte er ungläubig.
Er brüllte öfter, was dem Umstand zuzuschreiben war, dass er sich in seinem langen Polizistenleben noch immer nicht daran gewöhnt hatte, dass seine Klientel nicht mit normalen Maßstäben zu messen war.
" Das Leben ist nicht so", sagte er dann mürrisch zu Miralem Syks, der gelassen vor ihm saß und keine Anstalten machte, sich so zu benehmen, wie ein zum zweitenmal ausgeraubter Bürger.
Miralem lächelte, " kommt es nicht immer darauf an, durch welche Tür man gerade geht?
" Eben," Willis zog die Augenbrauen hoch und sein fliehendes Kinn täuschte vergeblich Entschlusskraft vor.
" Die Wahrscheinlichkeit, dass hinter jeder Tür durch die Sie gehen möchten, die gleichen Leute darauf aus sind, Sie auszurauben, steht 1:zu unendlich.
Ganz zu schweigen davon, dass es mich interessiert, wieso Sie jeweils mit solchen Summen nachts alleine unterwegs waren.
" Es war doch Weihnachtsnacht, damals wie heute," sagte Miralem ruhig, als erkläre das alles.
Er sah den Inspektor lächelnd an und fügte dann hinzu; "In der Ristergasse treffen sich schon seit 20 Jahren Punkt 23 Uhr die Obdachlosen der Stadt und willkommen ist jeder, der irgendwann mal auf der Walz war oder es noch ist."
" AHA, Altruist? Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie Weihnachten 1992 mit 25 000 Mark in der Tasche den Weihnachtsmann für die Pennergilde spielen wollten und heute, zehn Jahre später, Ihre Mildtätigkeit um weitere 10.000 Euro gesteigert haben,
obwohl man Sie schon damals um die gesamte Summe erleichtert und Ihnen dabei fast den Schädel gespalten hätte?"
Willis sah aus, als zweifele er nicht nur an der Aussage seines Gegenüber, sondern an der ganzen absurden Situation, die ihn zwang, in der Heiligen Nacht ein wahnwitziges Protokoll aufzunehmen, anstatt mit den Seinen unterm Weihnachtsbaum zu sitzen.
Miralem sah den Inspektor an, als denke er angestrengt darüber nach,
ob diese Beamtenseele jemals verstehen werde, was ihn antrieb.
Aber dann wagte er es.
" Ich bin ein Mörder sagte er, einer von der Sorte, die von der irdischen Justiz nie zu belangen sein wird.
Dennoch habe ich den Tod eines Menschen zu verantworten. Einer Person die ich hätte retten können, wenn mein Egoismus es zugelassen hätte, die Verzweiflung eines Menschen, den ich meinen Freund nannte, wahrzunehmen.
Ich habe versagt und da das Schicksal zuweilen die absonderlichsten Possen treibt, hat dieser Tote mir eine gewaltige Summe vererbt.
Geld, das ich weder verdiene noch haben will.
Es wäre nun zu leicht, es wohltätigen Organisationen zu übergeben,
aber das tilgte nicht halbwegs meine Schuld.
Er starb in der Heiligen Nacht und zwar einsam, ohne Trost und ohne Hoffnung.
Es sind also die Hoffnungslosen, derer ich mich in diesen Nächten anzunehmen habe und das werde ich tun, bis von dem Ererbten kein Sou mehr vorhanden ist.
Sie werden also vergeblich darauf hoffen, dass ich Anzeige erhebe, oder sichergestelltes Geld zurücknehme, es gehört den Verzweifelten dieser Stadt."
Miralem erhob sich. " Es gibt nichts mehr zu tun für Sie.
Frohe Weihnacht Inspektor," sagte er und seine Augen drückten eine Traurigkeit aus, die sogar diesem hartgesottenen Beamten klar machte, dass sich hier etwas zugetragen hatte, das nicht in seine Zuständigkeit fiel.
Weitere Werke von Lore:
_________________ Blas Dich nicht auf, sonst bringet Dich
zum Platzen schon ein kleiner Stich
(Nietzsche) |
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Eireena Eselsohr
Beiträge: 360
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07.12.2007 11:38
von Eireena
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Guten Morgen Lore,
eine schöne Idee und wie immer mit Deinem unverkennbaren Stil umgesetzt, an dem es einfach nichts zu meckern gibt.... außer vielleicht, die eine oder andere grenzwertige Schachtelung
Was mich ein wenig enttäuscht ist, dass Du es im Dunkeln lässt, was sich damals zugetragen hat.
Ansonsten, schöne Weihnachtsgeschichte über einen Geläuterten. Erinnert mich ein wenig an Scrooge
LG
Eireena
_________________ Wer A sagt, beherrscht noch lange nicht das ganze Alphabet. © Andreas Marti |
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Lore Klammeraffe
Alter: 90 Beiträge: 932 Wohnort: Düsseldorf
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07.12.2007 17:17
von Lore
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Danke für den netten Kommentar Eireena.
Ausweiten wollte ich die Geschichte eher nicht, es ging mir - wie Du richtig bemerkt hast - um den Protag, der durch eine Art Schock aufhört, unachtsam seinen Mitmenschen gegenüber zu sein.
Lore
_________________ Blas Dich nicht auf, sonst bringet Dich
zum Platzen schon ein kleiner Stich
(Nietzsche) |
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