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RedFriend Schneckenpost
R Alter: 33 Beiträge: 5 Wohnort: Solothurn
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R 02.09.2012 11:35 1. Kapitel / Der letzte Gast von RedFriend
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Hallo zusammen.
Habe mich erst heute hier angemeldet und würde gerne Eure Meinung zum ersten Kapitel meines kleinen Projektes hören.
Der letzte Gast
„Können Sie sich das vorstellen? Ich meine ja nicht, dass es etwas aussergewöhnliches ist. Passiert ja andauernd, nur selbst in diese Situation zu kommen, ist etwas ganz anderes.“, beklagte sich der glatzköpfige Mann bei mir.
Zuvor hatte ich die Ehre, einer detaillierten Anekdote, der letzten zwei Wochen seines Lebens, Gehör schenken zu müssen.
„Ja, klingt schrecklich.“, erwiderte ich in einem angenehm unironischen Ton.
„Ist es. Da hilft eben nur eins. Noch einen, bitte!“, bestellte Markus – so hiess der Mann, dessen Name ich spätestens am Ende meiner Schicht wieder vergessen habe – noch ein Glas Bourbon.
„Gerne.“
Ich griff nach dem leeren Tumbler, nahm die zuoberst auf dem Regal stehende Flasche in die Hand und goss den rotbraunen Sorgentöter ein.
„Danke, wenigstens Sie verstehen das. Wie war noch gleich Ihr Name?“, erkundigte sich Markus.
„Es reicht, wenn du mich Barkeeper nennst.“, wehrte ich seine Frage ab. Eine gewisse Doppelmoral konnte ich nicht leugnen. Wäre mein Gegenüber halb so alt, vom anderen Geschlecht und halbwegs willig gewesen, mir meinen Feierabend zu versüssen, wäre meine Antwort anders ausgefallen.
„Schon gut. Gebe meinen Namen ebenfalls nicht jedermann preis.
„Hast du schon.“, antwortete ich ihm gespielt geschmeichelt, in seinen Augen kein jedermann zu sein. Trinkgeld muss eben erarbeitet werden.
„Stimmt, mein Freund. Sie sind ein Guter!“
Ein zart roter Sonnenaufgang erhellte meine Wangen. Normalerweise ist das nicht so leicht, aber in seinem Zustand, ging ich davon aus, dass dieses Kompliment eines der wenigen ernstgemeinten ist, die man heutzutage selten hört.
„Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Tut mir leid, bin betrunken.“, entschuldigte Markus sich sogleich.
„Kein Problem. Allerdings schliessen wir in fünf Minuten“
Markus` Augen zuckten zusammen.
„Hat in der Nähe noch eine Bar offen?“, wollte er wissen.
„Es ist halb vier Uhr morgens.“
„Heisst wohl eher nicht?“
„Ja, ausser du möchtest es im Redlight versuchen.“
„Das klingt nach einer speziellen Art von Bar.“
„So ist es.“
Markus zückte seine Brieftasche und klappte sie auf, worauf mir das Foto einer blonden Frau in den mittleren Jahren ins Auge sprang. Ich tat nichts der gleichen, nur Markus starrte einige Sekunden reumütig in seinen gut gefüllten Geldbeutel. Er seufzte und fragte nach seiner Rechnung.
„Neun Bourbons, drei Biere und das Wasser … „, meine Mundwinkel gingen nach oben, „ … schenk ich dir.“
„Das ist nett.“
„Dann bekomme ich 115.90 von dir.“
Markus zückte drei Scheine, legte sie auf den Tresen uns sagte: „Der Rest ist für Sie, Barkeeper. Schönen Abend noch.“
„Ebenfalls und besten Dank.“
Markus erhob sich, warf sich seinen Mantel flapsig auf die Schulter und schon den Barhocker Richtung Tresen. Anschliessend wandte er sich von mir ab und lief in einer erstaunlich geraden Linie Richtung Tür. Ein lautes Rumsen hallte durch die Bar, als er daran zog.
„Du musst drücken!“
„Ich weiss, wollte nur testen, wie stabil das Ding ist.“ entschuldige er sich, wohl ohne zu wissen, wie wenig Sinn seine Worte machten.
Ein kühler Luftzug schmeichelte meinem Gesicht, als sich die Tür doch noch öffnete und Markus sich in die neblige Nacht aufmachte.
Ich blickte auf die Uhr, die oberhalb des Billardtisches angebracht war. Zehn vor vier. Würde ich mich beeilen, wäre ich um fünf zuhause. Ich nahm die drei Scheine vom Tresen – ein Hunderter und zwei Zwanziger – und legte sie in die Kasse. Die Differenz wanderte in ein Seitenfach, in welchem ich das Trinkgeld des ganzen Abends vor neugierigen Blicken schütze. Zwei Stundenlöhne kamen schlussendlich zusammen, eine akzeptable Ausbeute für einen Donnerstag. Um jetzt unerwünschte Gäste abzuhalten, ging ich zur Tür, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte in zweimal im Uhrzeigersinn. Mit einem stumpfen Klick rastete der Riegel ein und es war offiziell geschlossen.
Weitere Werke von RedFriend:
_________________ "Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben - und den Mund halten." Oscar Wilde |
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madrilena Klammeraffe
Alter: 87 Beiträge: 647
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02.09.2012 15:22 Re: 1. Kapitel / Der letzte Gast von madrilena
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Hallo RedFriend
Der letzte Gast
„Können Sie sich das vorstellen? Ich meine ja nicht, dass es etwas aussergewöhnliches ist. Passiert ja andauernd, nur selbst in diese Situation zu kommen, ist etwas ganz anderes“, beklagte sich der glatzköpfige Mann bei mir.
Zuvor hatte ich die Ehre, einer detaillierten Anekdote, der letzten zwei Wochen seines Lebens, Gehör schenken zu müssen.
„Ja, klingt schrecklich.“, erwiderte ich in einem angenehm (gefällt mir nicht, vielleicht besser,:bemühte ich mich in einem unironischen Ton zu antworten.
„Ist es. Da hilft eben nur eins. Noch einen, bitte!“, bestellte Markus – so hiess der Mann, dessen Name ich spätestens am Ende meiner Schicht wieder vergessen habe – noch ein Glas Bourbon.
„Gerne.“
Ich griff nach dem leeren Tumbler, nahm die zuoberst auf dem Regal stehende Flasche in die Hand und goss den rotbraunen Sorgentöter ein.
„Danke, wenigstens Sie verstehen das. Wie war noch gleich Ihr Name?“, erkundigte sich Markus.
„Es reicht, wenn du mich Barkeeper nennst.“, wehrte ich seine Frage ab. Eine gewisse Doppelmoral konnte ich nicht leugnen. Wäre mein Gegenüber halb so alt, vom anderen Geschlecht und halbwegs (Doppelung) willig gewesen, mir meinen Feierabend zu versüssen, wäre meine Antwort anders ausgefallen.
„Schon gut. Gebe meinen Namen ebenfalls nicht jedermann preis.
„Hast du schon.“, antwortete ich ihm gespielt geschmeichelt, in seinen Augen kein jedermann zu sein. Trinkgeld muss eben erarbeitet werden.
„Stimmt, mein Freund. Sie sind ein Guter!“
Ein zart roter Sonnenaufgang erhellte meine Wangen. (ich nehme an, der Barkeeper ist ein Mann, der spricht und denkt niemals so! ) Normalerweise ist das nicht so leicht, aber in seinem Zustand, ging ich davon aus, dass dieses Kompliment eines der wenigen ernstgemeinten ist, die man heutzutage selten hört.
„Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Tut mir leid, bin betrunken.“, entschuldigte Markus sich sogleich.
„Kein Problem. Allerdings schliessen wir in fünf Minuten“
Markus` Augen zuckten zusammen.
„Hat in der Nähe noch eine Bar offen?“, wollte er wissen.
„Es ist halb vier Uhr morgens.“
„Heisst wohl eher nicht?“
„Ja, ausser du möchtest es im Redlight versuchen.“
„Das klingt nach einer speziellen Art von Bar.“
„So ist es.“
Markus zückte seine Brieftasche und klappte sie auf, worauf mir das Foto einer blonden Frau in den mittleren Jahren ins Auge sprang. (Wie macht das Foto das? Würde ich anders formulieren) Ich tat nichts der gleichen, (was meinst du damit, abgesehen davon, dass es zusammen geschrieben wird. Passt nicht zum ins Auge springenden Foto!) nur Markus starrte einige Sekunden reumütig in seinen gut gefüllten Geldbeutel. Er seufzte und fragte nach seiner Rechnung.
„Neun Bourbons, drei Biere und das Wasser … „, meine Mundwinkel gingen nach oben, „ … schenk ich dir.“
„Das ist nett.“
„Dann bekomme ich 115.90 von dir.“
Markus zückte drei Scheine, legte sie auf den Tresen uns sagte: „Der Rest ist für Sie, Barkeeper. Schönen Abend noch.“
„Ebenfalls und besten Dank.“
Markus erhob sich, warf sich seinen Mantel flapsig auf die Schulter und schon den Barhocker Richtung Tresen. Anschliessend wandte er sich von mir ab und lief in einer erstaunlich geraden Linie Richtung Tür. Ein lautes Rumsen hallte durch die Bar, als er daran zog.
„Du musst drücken!“
„Ich weiss, wollte nur testen, wie stabil das Ding ist.“ entschuldige er sich, wohl ohne zu wissen, wie wenig Sinn seine Worte machten.
Ein kühler Luftzug schmeichelte (so ähnlich wie der Sonnenaufgang!) meinem Gesicht, als sich die Tür doch noch öffnete und Markus sich in die neblige Nacht aufmachte.
Ich blickte auf die Uhr, die oberhalb des Billardtisches angebracht war. Zehn vor vier. Würde ich mich beeilen, wäre ich um fünf zuhause. Ich nahm die drei Scheine vom Tresen – ein Hunderter und zwei Zwanziger – und legte sie in die Kasse. Die Differenz wanderte in ein Seitenfach, in welchem ich das Trinkgeld des ganzen Abends vor neugierigen Blicken schütze. Zwei Stundenlöhne kamen schlussendlich zusammen, eine akzeptable Ausbeute für einen Donnerstag. Um jetzt unerwünschte Gäste abzuhalten, ging ich zur Tür, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte in zweimal im Uhrzeigersinn. Mit einem stumpfen Klick rastete der Riegel ein und es war offiziell geschlossen.[/quote]
Ich hoffe, Du findest meine Kritik nicht zu pingelig - sind ja nicht so viele Rechtschreibfehler und die paar Ausdrücke sind auch schnell ersetzt. Mal gespannt, wie es weitergeht.
madrilena
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