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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Tagebuch des James Goldman


 
 
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Virane
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Beitrag02.09.2012 01:34
Tagebuch des James Goldman
von Virane
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Vorwort:
Mit diesem Tagebuch möchte ich, James Goldman, anfangen, eine neue Existenz zu schaffen. Möge das Leid der letzten Monate mit Beginn des Schreibens von mir weichen. Möge das Schreiben mir wieder einen Lebenssinn geben und alles Schreckliche für immer fernhalten.

Tagebucheintrag vom 16.Juli

Heute wachte ich erst spät auf, immerhin war es schon 10:00 Uhr. Meine Frau Magret schlief noch. Um ihr eine Freude zu bereiten beschloss ich, sie mit einem Frühstück am Bett zu wecken. Ich riss mich aus meinem Bett und streckte mich erst einmal ausgiebig. Allein an meiner heute recht guten Verfassung merkte ich, das dieser Tag wirklich ein besonderer Tag war.

Ich ging wahrscheinlich zum vorletzten Mal in die Küche, um ein Frühstück vorzubereiten. Aus dem Kühlschrank holte ich mir zwei Eier, Marmelade und ein wenig Milch. Dann schnitt ich zwei Scheiben Weißbrot, beschmierte sie mit der Marmelade und goss die Milch in ein Glas. 5 Minuten später waren auch die Eier bereit, verzehrt zu werden. Und dann, inmitten dieser morgendlichen Stille, beugte ich mich zum Küchenfenster hin und schaute wahrscheinlich zum vorletzten Mal dem morgendlichen Treiben auf der Straße zu. Die Sonne schien munter vom Himmel, es waren jetzt schon gefühlte 30 Grad. Draußen sah ich, wie der Postbote wie jeden morgen einen großen Bogen um unser Haus machte. Post bekommen? Das gab es schon lange nicht mehr.

Ich schwenkte meinen Kopf weiter nach rechts und sah unseren Nachbarn, ein älterer, bärtiger Mann, der mir schon unsympathisch war, als wir hier eingezogen sind. Wie jeden Freitag machte er seinen gottverdammten Rasenmäher zurecht, damit er uns wieder einmal den ganzen Tag mit diesen schrecklichen Geräuschen quälen konnte, obwohl sein Rasen schon so kurz ist, das man meinen könnte, er wäre garnicht mehr vorhanden. Jedenfalls schien es ihm regelrecht Spaß zu machen, uns mit seinem Lärm zu belästigen. Gott bin ich froh, wenn der Spuk morgen endlich vorbei ist.

Damit ich meine Frau wecken konnte und nicht der Rasenmäher unseres Nachbarn, sprintete ich mit dem Frühstückstablett ins Schlafzimmer. Meine Frau schlief immernoch, doch als ich das Tablett auf dem Nachttisch abstellte, riss sie ihre Augen auf. Schon an ihrem Blick erkannte ich, dass auch sie heute realtiv gut gelaunt schien. Auch über das Frühstück freute sie sich sehr und fing sofort an zu speisen. Ein richtiges Frühstück, das hatte es bei uns schon lange nicht mehr gegeben.

Aber immerhin gab es ja schließlich einen Grund, fröhlich zu sein, denn morgen Mittag würden wir beide endlich aus diesem Haus ausziehen. Der Tag des Auszugs war nämlich in der Tat mehr als überfällig. Der Umzug war schon fast vollbracht, nur noch ein paar Dinge und vor allem ein Bild, welches meine verstorbene Mutter zeigt, waren noch hier. Doch morgen sind auch diese Dinge endlich in unserem neuen Domizil.

Wir wohnten schon seit fast 20 Jahren in dieser Stadt, doch ein Abschied von dieser Gegend fällt weder Magret noch mir sonderlich schwer. Vor einer Woche fand ich in der Zeitung eine Anzeige einer großen Villa auf dem Land, weitab von einer Großstadt. Ideal, um ein neues Leben zu beginnen und mit unserer Vergangenheit abzuschließen. Die Villa hatte früher einmal einem berühmten Schachspieler gehört. Und da ich selbst gerne Schach spielte, gefiel mir die Villa bei unserer ersten Begehung sofort. Sie war ein wahres Idyll, war groß, aber auch ein wenig geheimnisvoll. Der Kaufvertrag wurde im Handumdrehen unterzeichnet und morgen ist es endlich soweit, dieses wunderschöne Haus zu beziehen. Es gilt also: Ein letztes Mal hier ausharren und dann endlich raus.

Und so verging der Tag im Handumdrehen. Ich und Magret machten uns einen schönen Tag im Park und picknickten. Und als es dann abend wurde gingen wir noch ins Kino und sahen uns, zu meinem Vergnügen, einen Actionfilm an. Sogar meine Frau schien dem Film nicht abgeneigt zu sein. Nach dem Film gingen wir schließlich nach Hause, das letzte Mal, dachte ich. Unser Nachbar grinste uns hämisch zu, als wir an seinem Haus vorbeikamen. Bestimmt war er froh, das wir endlich ausziehen.
Am Haus angekommen erwischten wir grade einen Jugendlichen aus der Gegend, der gerade dabei war, das Haus mit Graffiti zu besprühen. Magret wollte sofort die Polizei verständigen, doch ich hielt sie davon ab und machte ihr klar, das es doch nun eigentlich auch egal sei. Mir war es das jedenfalls. Es war mir scheißegal. Den Jungen ließ ich laufen. Ich machte mir nichts aus den Beschmierungen, ich wollte einfach nur aus diesem Haus.

Und so sitze ich hier und schreibe meine letzten Worte für heute. Der letzte Tag in dieser Stadt, der zum Glück recht schnell über die Bühne gegangen ist. Nun ist es kurz vor 24:00 Uhr. Ich denke, ich werde mich nun schlafen legen. Magret schläft auch schon. Das letzte mal Schlafen vor dem Neubeginn. Das letzte mal Schlafen vor meinem zweiten Leben.

James

...

Hallo Leute,
nach langem Nichtstun habe ich mal wieder bemüht, etwas zu schreiben. Ein Tagebuch, das die Komplettverwandlung eines Menschen zeigen soll. Wie diese Verwandlung aussieht, erfahrt ihr noch, denn weitere Teile folgen natürlich. Jedenfalls sei gesagt, dass James Traum vom neuen Leben sich schon bald in einen Albtraum entwickeln wird. Den nächsten Tagebucheintrag gibts demnächst. Ich würde mich über Rezensionen freuen und natürlich auch darüber, dass ihr am Tagebuch dranbleibt! Ich möchte mich vorerst mal nicht kenntlich machen.

LG
 Wink

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gold
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Beitrag02.09.2012 08:55
Re: Tagebuch des James Goldman
von gold
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Vorwort:
Mit diesem Tagebuch möchte ich, James Goldman, anfangen, eine neue Existenz zu schaffen. Möge das Leid der letzten Monate mit Beginn des Schreibens von mir weichen. Möge das Schreiben mir wieder einen Lebenssinn geben und alles Schreckliche für immer fernhalten.

Tagebucheintrag vom 16.Juli

Heute wachte ich erst spät auf, immerhin war es schon 10:00 Uhr. Meine Frau Magret schlief noch. Um ihr eine Freude zu bereiten beschloss ich, sie mit einem Frühstück am Bett zu wecken. Ich riss mich aus meinem Bett und streckte mich erst einmal ausgiebig. Allein an meiner heute recht guten Verfassung merkte ich, das dieser Tag wirklich ein besonderer Tag war.

Ich ging wahrscheinlich zum vorletzten Mal in die Küche, um ein Frühstück vorzubereiten. Aus dem Kühlschrank holte ich mir zwei Eier, Marmelade und ein wenig Milch. Dann schnitt ich zwei Scheiben Weißbrot, beschmierte sie mit der Marmelade und goss die Milch in ein Glas.  5][/b]Minuten später waren auch die Eier bereit, verzehrt zu werden. Und dann, inmitten dieser morgendlichen Stille, beugte ich mich zum Küchenfenster hin und schaute wahrscheinlich zum vorletzten Mal dem morgendlichen Treiben auf der Straße zu. Die Sonne schien munter vom Himmel, es waren jetzt schon gefühlte 30 Grad. Draußen sah ich, wie der Postbote wie jeden morgen einen großen Bogen um unser Haus machte. Post bekommen? Das gab es schon lange nicht mehr.

Ich schwenkte meinen Kopf weiter nach rechts und sah unseren Nachbarn, ein älterer, bärtiger Mann, der mir schon unsympathisch war, als wir hier eingezogen sind. Wie jeden Freitag machte er seinen gottverdammten Rasenmäher zurecht, damit er uns wieder einmal den ganzen Tag mit diesen schrecklichen Geräuschen quälen konnte, obwohl sein Rasen schon so kurz ist, das man meinen könnte, er wäre garnicht mehr vorhanden. Jedenfalls schien es ihm regelrecht Spaß zu machen, uns mit seinem Lärm zu belästigen. Gott bin ich froh, wenn der Spuk morgen endlich vorbei ist.

Damit ich meine Frau wecken konnte und nicht der Rasenmäher unseres Nachbarn, sprintete ich mit dem Frühstückstablett ins Schlafzimmer. Meine Frau schlief immernoch, doch als ich das Tablett auf dem Nachttisch abstellte, riss sie ihre Augen auf. Schon an ihrem Blick erkannte ich, dass auch sie heute realtiv gut gelaunt schien. Auch über das Frühstück freute sie sich sehr und fing sofort an zu speisen. Ein richtiges Frühstück, das hatte es bei uns schon lange nicht mehr gegeben.

Aber immerhin gab es ja schließlich einen Grund, fröhlich zu sein, denn morgen Mittag würden wir beide endlich aus diesem Haus ausziehen. Der Tag des Auszugs war nämlich in der Tat mehr als überfällig. Der Umzug war schon fast vollbracht, nur noch ein paar Dinge und vor allem ein Bild, welches meine verstorbene Mutter zeigt, waren noch hier. Doch morgen sind auch diese Dinge endlich in unserem neuen Domizil.

Wir wohnten schon seit fast 20 Jahren in dieser Stadt, doch ein Abschied von dieser Gegend fällt weder Magret noch mir sonderlich schwer. Vor einer Woche fand ich in der Zeitung eine Anzeige einer großen Villa auf dem Land, weitab von einer Großstadt. Ideal, um ein neues Leben zu beginnen und mit unserer Vergangenheit abzuschließen. Die Villa hatte früher einmal einem berühmten Schachspieler gehört. Und da ich selbst gerne Schach spielte, gefiel mir die Villa bei unserer ersten Begehung sofort. Sie war ein wahres Idyll, war groß, aber auch ein wenig geheimnisvoll. Der Kaufvertrag wurde im Handumdrehen unterzeichnet  und morgen ist es endlich soweit, dieses wunderschöne Haus zu beziehen. Es gilt also: Ein letztes Mal hier ausharren und dann endlich raus.

Und so verging der Tag im Handumdrehen. Ich und Magret machten uns einen schönen Tag im Park und picknickten. Und als es dann abend wurde gingen wir noch ins Kino und sahen uns, zu meinem Vergnügen, einen Actionfilm an. Sogar meine Frau schien dem Film nicht abgeneigt zu sein. Nach dem Film gingen wir schließlich nach Hause, das letzte Mal, dachte ich. Unser Nachbar grinste uns hämisch zu, als wir an seinem Haus vorbeikamen. Bestimmt war er froh, das wir endlich ausziehen.
Am Haus angekommen erwischten wir grade einen Jugendlichen aus der Gegend, der gerade dabei war, das Haus mit Graffiti zu besprühen. Magret wollte sofort die Polizei verständigen, doch ich hielt sie davon ab und machte ihr klar, das es doch nun eigentlich auch egal sei. Mir war es das jedenfalls. Es war mir scheißegal. Den Jungen ließ ich laufen. Ich machte mir nichts aus den Beschmierungen, ich wollte einfach nur aus diesem Haus.

Und so sitze ich hier und schreibe meine letzten Worte für heute. Der letzte Tag in dieser Stadt, der zum Glück recht schnell über die Bühne gegangen ist. Nun ist es kurz vor 24:00 Uhr. Ich denke, ich werde mich nun schlafen legen. Magret schläft auch schon. Das letzte mal Schlafen vor dem Neubeginn. Das letzte mal Schlafen vor meinem zweiten Leben.

[b]James


...

Hallo Leute,
nach langem Nichtstun habe ich mal wieder bemüht, etwas zu schreiben. Ein Tagebuch, das die Komplettverwandlung eines Menschen zeigen soll. Wie diese Verwandlung aussieht, erfahrt ihr noch, denn weitere Teile folgen natürlich. Jedenfalls sei gesagt, dass James Traum vom neuen Leben sich schon bald in einen Albtraum entwickeln wird. Den nächsten Tagebucheintrag gibts demnächst. Ich würde mich über Rezensionen freuen und natürlich auch darüber, dass ihr am Tagebuch dranbleibt! Ich möchte mich vorerst mal nicht kenntlich machen.

LG
 Wink



guten Morgen, Inko,

dein Text macht neugierig und ich bin froh, dass der Horror nicht sofort beginnt sondern, dass du sachte in die Geschichte einsteigst! Wink  

Es gibt ein paar Wiederholungen in deinem Text, aber ich denke, dass dies nichts ausmacht- weil es ja ein Tagebucheintrag ist- und dieser, ähnlich wie die wörtliche Rede, literarisch nicht ganz ausgefeilt sein muss. Laughing

Aber: ich würde die Zeiten ändern. Ich habe diese rot markiert,´die ich in die Gegenwart transponieren würde.

An den blauen Stellen in deinem Text stimmt die Rechtschreibung nicht bzw. würde ich anders formulieren:dass, fünf ,
ich beugte mich aus dem Küchenfenster, gar nicht, immer noch, öffnete sie ihre Augen (das Aufreißen unterbricht deine eher gemache Schreibweise, passt hier m.E. nicht), relativ, dass, gerade, dass



ansonsten: gerne gelesen und bin auf Weiteres gespannt!

Liebe Grüße
Gold


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gold
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Beitrag02.09.2012 08:58

von gold
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hallo Inko,

leider ist mir ein Fehler passiert: ich wollte nur bestimmte Stellen blau markieren. Also ich starte noch einen Versuch.

Lg Gold
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gold
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Beitrag02.09.2012 09:05
Re: Tagebuch des James Goldman
von gold
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Vorwort:
Mit diesem Tagebuch möchte ich, James Goldman, anfangen, eine neue Existenz zu schaffen. Möge das Leid der letzten Monate mit Beginn des Schreibens von mir weichen. Möge das Schreiben mir wieder einen Lebenssinn geben und alles Schreckliche für immer fernhalten.

Tagebucheintrag vom 16.Juli

Heute wachte ich erst spät auf, immerhin war es schon 10:00 Uhr. Meine Frau Magret schlief noch. Um ihr eine Freude zu bereiten beschloss ich, sie mit einem Frühstück am Bett zu wecken. Ich riss mich aus meinem Bett und streckte mich erst einmal ausgiebig. Allein an meiner heute recht guten Verfassung merkte ich, das dieser Tag wirklich ein besonderer Tag war.

Ich ging wahrscheinlich zum vorletzten Mal in die Küche, um ein Frühstück vorzubereiten. Aus dem Kühlschrank holte ich mir zwei Eier, Marmelade und ein wenig Milch. Dann schnitt ich zwei Scheiben Weißbrot, beschmierte sie mit der Marmelade und goss die Milch in ein Glas. 5 Minuten später waren auch die Eier bereit, verzehrt zu werden. Und dann, inmitten dieser morgendlichen Stille, beugte ich mich zum Küchenfenster hin und schaute wahrscheinlich zum vorletzten Mal dem morgendlichen Treiben auf der Straße zu. Die Sonne schien munter vom Himmel, es waren jetzt schon gefühlte 30 Grad. Draußen sah ich, wie der Postbote wie jeden morgen einen großen Bogen um unser Haus machte. Post bekommen? Das gab es schon lange nicht mehr.

Ich schwenkte meinen Kopf weiter nach rechts und sah unseren Nachbarn, ein älterer, bärtiger Mann, der mir schon unsympathisch war, als wir hier eingezogen sind. Wie jeden Freitag machte er seinen gottverdammten Rasenmäher zurecht, damit er uns wieder einmal den ganzen Tag mit diesen schrecklichen Geräuschen quälen konnte, obwohl sein Rasen schon so kurz ist, das man meinen könnte, er wäre garnicht mehr vorhanden. Jedenfalls schien es ihm regelrecht Spaß zu machen, uns mit seinem Lärm zu belästigen. Gott bin ich froh, wenn der Spuk morgen endlich vorbei ist.

Damit ich meine Frau wecken konnte und nicht der Rasenmäher unseres Nachbarn, sprintete ich mit dem Frühstückstablett ins Schlafzimmer. Meine Frau schlief immernoch, doch als ich das Tablett auf dem Nachttisch abstellte, riss sie ihre Augen auf. Schon an ihrem Blick erkannte ich, dass auch sie heute realtiv gut gelaunt schien. Auch über das Frühstück freute sie sich sehr und fing sofort an zu speisen. Ein richtiges Frühstück, das hatte es bei uns schon lange nicht mehr gegeben.

Aber immerhin gab es ja schließlich einen Grund, fröhlich zu sein, denn morgen Mittag würden wir beide endlich aus diesem Haus ausziehen. Der Tag des Auszugs war nämlich in der Tat mehr als überfällig. Der Umzug war schon fast vollbracht, nur noch ein paar Dinge und vor allem ein Bild, welches meine verstorbene Mutter zeigt, waren noch hier. Doch morgen sind auch diese Dinge endlich in unserem neuen Domizil.

Wir wohnten schon seit fast 20 Jahren in dieser Stadt, doch ein Abschied von dieser Gegend fällt weder Magret noch mir sonderlich schwer. Vor einer Woche fand ich in der Zeitung eine Anzeige einer großen Villa auf dem Land, weitab von einer Großstadt. Ideal, um ein neues Leben zu beginnen und mit unserer Vergangenheit abzuschließen. Die Villa hatte früher einmal einem berühmten Schachspieler gehört. Und da ich selbst gerne Schach spielte, gefiel mir die Villa bei unserer ersten Begehung sofort. Sie war ein wahres Idyll, war groß, aber auch ein wenig geheimnisvoll. Der Kaufvertrag wurde im Handumdrehen unterzeichnet und morgen ist es endlich soweit, dieses wunderschöne Haus zu beziehen. Es gilt also: Ein letztes Mal hier ausharren und dann endlich raus.

Und so verging der Tag im Handumdrehen. Ich und Magret machten uns einen schönen Tag im Park und picknickten. Und als es dann abend wurde gingen wir noch ins Kino und sahen uns, zu meinem Vergnügen, einen Actionfilm an. Sogar meine Frau schien dem Film nicht abgeneigt zu sein. Nach dem Film gingen wir schließlich nach Hause, das letzte Mal, dachte ich. Unser Nachbar grinste uns hämisch zu, als wir an seinem Haus vorbeikamen. Bestimmt war er froh, das wir endlich ausziehen.
Am Haus angekommen erwischten wir grade einen Jugendlichen aus der Gegend, der gerade dabei war, das Haus mit Graffiti zu besprühen. Magret wollte sofort die Polizei verständigen, doch ich hielt sie davon ab und machte ihr klar, das es doch nun eigentlich auch egal sei. Mir war es das jedenfalls. Es war mir scheißegal. Den Jungen ließ ich laufen. Ich machte mir nichts aus den Beschmierungen, ich wollte einfach nur aus diesem Haus.

Und so sitze ich hier und schreibe meine letzten Worte für heute. Der letzte Tag in dieser Stadt, der zum Glück recht schnell über die Bühne gegangen ist. Nun ist es kurz vor 24:00 Uhr. Ich denke, ich werde mich nun schlafen legen. Magret schläft auch schon. Das letzte mal Schlafen vor dem Neubeginn. Das letzte mal Schlafen vor meinem zweiten Leben.

James

...

Hallo Leute,
nach langem Nichtstun habe ich mal wieder bemüht, etwas zu schreiben. Ein Tagebuch, das die Komplettverwandlung eines Menschen zeigen soll. Wie diese Verwandlung aussieht, erfahrt ihr noch, denn weitere Teile folgen natürlich. Jedenfalls sei gesagt, dass James Traum vom neuen Leben sich schon bald in einen Albtraum entwickeln wird. Den nächsten Tagebucheintrag gibts demnächst. Ich würde mich über Rezensionen freuen und natürlich auch darüber, dass ihr am Tagebuch dranbleibt! Ich möchte mich vorerst mal nicht kenntlich machen.

LG
 Wink



Also, ich hab jetzt noch einmal fett markiert, was falsch bzw. wo die Formulierung nicht so gut ist,m.E. ,die Vorschläge findest du in meinem vorletzten Posting (in blau) unter deinem Text.

Liebe Grüße
ich hoffe du kommst mit meinem Wirrwarr zurecht (sorry  Sad )

Gold


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Virane
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Beitrag02.09.2012 13:12

von Virane
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Hallo gold,

Das mit den Zeiten hab ich so genau garnicht betrachtet aber jetzt wo du es ansprichst fällt mir auch auf, dass an deinen Stellen das Präsens wirklich geeigneter ist.
Auch ein paar Fehlerchen und unschöne Formulierungen sind mir da hineingeraten. Mein Hauptziel ist es hier in der Prosa-Werkstatt, vor allem meinen Ausdruck und den Stil zu verbessern, daher ist mir deine Kritik besonders wichtig.

Freut mich, dass dein Interesse geweckt ist. Heute oder morgen folgt der nächste Teil.

LG
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madrilena
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Beitrag02.09.2012 15:55

von madrilena
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Auf etliche kleine Fehler in der Rechtschreibung hat "gold" schon hingewiesen: Was mich störte war folgendes:

riss mich aus meinem Bett

Ich schwenkte meinen Kopf (
ich schwenke Wein im Glas, den Kopf würde ich lieber drehen oder wenden)

unsympathisch gewesen war

riss ihre Augen auf (das mache ich, wenn ich erschrecke, nicht wenn ich liebevoll geweckt werde.)

Der Stil gefällt mir und doch finde ich den Text nicht tagebuchmäßig. Schreibt man wirklich so ausführlich, so in ganzen ausgefeilten Sätzen in sein Tagebuch?
Jedenfalls bin ich gespannt, was nachkommt.
madrilena
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Virane
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Beitrag02.09.2012 17:43

von Virane
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Hallo madrilena,

Auch dir vielen Dank für deine Rückmeldung. Vielleicht sollte ich mir meinen Text das nächste Mal noch einmal gründlicher und öfter durchschauen als dieses Mal, um Fehler schneller zu erkennen und den Lesefluss zu verbessern. Auch vielen dank für deine Formulierungshilfen, die ich mir zu Herzen nehme. Wie gesagt, mir geht es vor allem darum, meinen Stil erheblich zu verbessern  Wink

Zur Art, wie das Tagebuch geschrieben ist, möchte ich noch nicht viel sagen. Jedenfalls sei gesagt, dass da eine gewisse Absicht meinerseits drinsteckt, zu der ich mich aber spannungshalber noch nicht äußern will. Sei also nicht böse, wenn ich dazu noch nichts sagen kann. Aber deine Frage wird noch beantwortet, keine Sorge Wink

Vielen Dank noch einmal und liebe Grüße
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madrilena
Klammeraffe

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Beiträge: 647



Beitrag02.09.2012 18:04

von madrilena
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Ich bin doch nicht böse darüber, wenn Du einiges noch nicht klar stellen willst. Ich finde den Gedankenausstausch in diesem Forum toll und sehr hilfreich.
Und ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
LG madrilena
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Virane
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Beiträge: 142



Beitrag02.09.2012 19:11

von Virane
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Noch einmal vielen Dank madrilena. Vielleicht kommt schon heute, wenn nicht morgen der zweite Teil. Bleib also dran  Wink

LG
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G.T.
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G

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Beiträge: 680



G
Beitrag02.09.2012 19:50

von G.T.
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Moin, moin!

In dem Text würde ich einiges in den Zeiten ändern, damit er eben "tagebuchmäßiger" klingt:

Zitat:
Vorwort:
Mit diesem Tagebuch möchte ich, James Goldman, anfangen, eine neue Existenz zu schaffen. Möge das Leid der letzten Monate mit Beginn des Schreibens von mir weichen. Möge das Schreiben mir wieder einen Lebenssinn geben und alles Schreckliche für immer fernhalten.

Tagebucheintrag vom 16.Juli

Heute wachte ich erst spät auf, immerhin war es schon 10:00 Uhr. Meine Frau Magret schlief noch. Um ihr eine Freude zu bereiten beschloss ich, sie mit einem Frühstück am Bett zu wecken. Ich riss mich aus meinem Bett und streckte mich erst einmal ausgiebig (das kommt mir gar zu profan vor, um selbst in einem Tagebuch erwähnt zu werden). Allein an meiner heute recht guten Verfassung merkte ich, das dieser Tag wirklich ein besonderer Tag war.

Ich ging wahrscheinlich zum vorletzten Mal in die Küche, um ein Frühstück vorzubereiten. Aus dem Kühlschrank holte ich mir zwei Eier, Marmelade und ein wenig Milch. Dann schnitt ich zwei Scheiben Weißbrot, beschmierte sie mit der Marmelade und goss die Milch in ein Glas (allzu profan). 5 Minuten später waren auch die Eier bereit, verzehrt zu werden. Und dann, inmitten dieser morgendlichen Stille, beugte ich mich zum Küchenfenster hin und schaute wahrscheinlich zum vorletzten Mal dem morgendlichen Treiben auf der Straße zu. Die Sonne schien munter vom Himmel, es waren jetzt schon gefühlte 30 Grad. Draußen sah ich, wie der Postbote wie jeden morgen einen großen Bogen um unser Haus machte. Post bekommen? Das gab es schon lange nicht mehr.

Ich schwenkte meinen Kopf weiter nach (Hier reicht doch "Weiter rechts sah ich unseren", dass das Ich seinen Kopf schwenkt klingt irgendwie erzwungen) rechts und sah unseren Nachbarn, ein älterer, bärtiger Mann, der mir schon unsympathisch war, als wir hier eingezogen sind. Wie jeden Freitag machte er seinen gottverdammten Rasenmäher zurecht, damit er uns wieder einmal den ganzen Tag mit diesen schrecklichen Geräuschen quälen konnte, obwohl sein Rasen schon so kurz ist, das man meinen könnte, er wäre garnicht mehr vorhanden. Jedenfalls schien es ihm regelrecht Spaß zu machen, uns mit seinem Lärm zu belästigen. Gott bin ich froh, wenn der Spuk morgen endlich vorbei ist. (! Super in der Zeit, das sollte auch später beibehalten werden!)

Damit ich meine Frau wecken konnte und nicht der Rasenmäher unseres Nachbarn, sprintete ich mit dem Frühstückstablett ins Schlafzimmer. Meine Frau schlief immernoch, doch als ich das Tablett auf dem Nachttisch abstellte, riss sie ihre Augen auf. Schon an ihrem Blick erkannte ich, dass auch sie heute realtiv gut gelaunt schien. ("Augen aufreissen" hat für mich immer etwas mit einem Schreckmoment zu tun. Dann die gute Laune - das klingt unfreiwillig komisch) Auch über das Frühstück freute sie sich sehr und fing sofort an zu speisen (wozu dieser Satzteil? Das Freuen impliziert doch das Essen). Ein richtiges Frühstück, das hatte es bei uns schon lange nicht mehr gegeben.

Aber immerhin gab es ja schließlich einen Grund, fröhlich zu sein, denn morgen Mittag würden (werden, der Schreiber schreibt schließlich vor dem Auszug, nicht danach) wir beide endlich aus diesem Haus ausziehen. Der Tag des Auszugs war (ist) nämlich in der Tat mehr als überfällig. Der Umzug war (ist) schon fast vollbracht, nur noch ein paar Dinge und vor allem ein Bild, welches meine verstorbene Mutter zeigt, waren (sind) noch hier. Doch morgen sind auch diese Dinge endlich in unserem neuen Domizil.

Wir wohnten (wohnen) schon seit fast 20 Jahren in dieser Stadt, doch ein Abschied von dieser Gegend fällt weder Magret noch mir sonderlich schwer. Vor einer Woche fand ich in der Zeitung eine Anzeige einer großen Villa auf dem Land, weitab von einer Großstadt. Ideal, um ein neues Leben zu beginnen und mit unserer Vergangenheit abzuschließen. Die Villa hatte früher einmal einem berühmten Schachspieler gehört. Und da ich selbst gerne Schach spielte (spiele), gefiel mir die Villa bei unserer ersten Begehung sofort. Sie war (ist) ein wahres Idyll, war (ist) groß, aber auch ein wenig geheimnisvoll. Der Kaufvertrag wurde im Handumdrehen unterzeichnet und morgen ist es endlich soweit, dieses wunderschöne Haus zu beziehen. Es gilt also: Ein letztes Mal hier ausharren und dann endlich raus.

Und so verging der Tag im Handumdrehen. Ich und Magret machten uns einen schönen Tag im Park und picknickten. Und als es dann abend wurde gingen wir noch ins Kino und sahen uns, zu meinem Vergnügen, einen Actionfilm an. Sogar meine Frau schien dem Film nicht abgeneigt zu sein. Nach dem Film gingen wir schließlich nach Hause, das letzte Mal, dachte ich. Unser Nachbar grinste uns hämisch zu, als wir an seinem Haus vorbeikamen. Bestimmt war (ist) er froh, das wir endlich ausziehen.
Am Haus angekommen erwischten wir grade einen Jugendlichen aus der Gegend, der gerade dabei war, das Haus mit Graffiti zu besprühen. Magret wollte sofort die Polizei verständigen, doch ich hielt sie davon ab und machte ihr klar, das es doch nun eigentlich auch egal sei. Mir war (ist) es das jedenfalls. Es war (ist) mir scheißegal. Den Jungen ließ ich laufen. Ich machte (mache) mir nichts aus den Beschmierungen, ich wollte (will) einfach nur aus diesem Haus.

Und so sitze ich hier und schreibe meine letzten Worte für heute. Der letzte Tag in dieser Stadt, der zum Glück recht schnell über die Bühne gegangen ist. Nun ist es kurz vor 24:00 Uhr. Ich denke, ich werde mich nun schlafen legen. Magret schläft auch schon. Das letzte mal Schlafen vor dem Neubeginn. Das letzte mal Schlafen vor meinem zweiten Leben.

James



Ich hab mal die Zeiten ein bisschen korrigiert: Denn warum sollte ein Tagebuchschreiber, der gerne Schach spielt von diesem seinem Hobby in der Vergangenheitsform reden? Ebenso ist es doch bezeichnend für Tagebücher, dass auch allgemeine Gefühle und Einstellungen beschrieben werden, deswegen finde ich die Gegenwartsform auch beim Graffiti angebracht.
Und ganz wichtig: Wenn der Umzug morgen stattfindet, dann schreibst James darüber nicht im Konjunktiv und über das alte Leben in der Stadt auch nicht in der Vergangenheitsform. Sie leben ja noch immer im alten Haus, als James des Tagebucheintrag verfasst.
Beispielhaft ist da die Sache mit dem Bild: James schreibt, dass es noch an der Wand hing, obwohl es doch zum Zeitpunkt des Tagesbucheintrages noch immer da hängt.

Was also irritiert, ist: Du schreibst in Tagebuchform, es klingt aber sehr nach Memoiren!

Bezeichnend für ein Tagebuch ist natürlich auch, dass Profanes dargestellt wird, andererseits darf es meines Erachtens aber auch nicht zu ausschweifend werden: Wenn ich in mein Tagebuch schreibe, dass ich zum Frühstück Milch aus dem Kühlschrank hole, setze ich doch nicht ein paar Zeilen später hinzu, dass ich diese Milch auch ins Glas schütte. Das klingt wieder wie auf einen Leser gemünzt, von dem der Tagebuchschreiber aber doch nicht ausgeht.

Gruß!        G.T.
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Beitrag02.09.2012 20:06

von Virane
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Hallo G.T,

auch dir vielen Dank. Freut mich, dass doch so viele hier etwas zum Tagebuch schreiben.

Erst einmal dein wie ich finde interessantester Kommentar. Stichwort: Memoiren. Ich habe in der Tat lange überlegt, ob ich als Titel Memoiren statt Tagebuch nehmen sollte, mich dann aber aus irgendeinem Grund auf das Tagebuch festgelegt. Vielleicht eine Entscheidung, die ich noch einmal überdenken sollte. Da sprichst du in der Tat einen wunden Punkt an. Ich schaue mal, was sich draus machen lässt für den nächsten Tagebucheintrag.

Und mit den Zeiten werde ich gründlicher schauen, dass verspreche ich  Wink

LG
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Beitrag02.09.2012 20:14

von gold
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hallo Inko,

wenn du tatsächlich willst, dass sich Leute mit deinem Post befassen, dann lass so was weg wie:"wie ich finde, interessantester Kommentar" (das kannst du dir denken, aber ich an deiner Stelle würde das nicht schreiben!!!)- jeder hier hat sich Mühe gemacht, das macht nämlich wirklich Mühe, sich mit den Beiträgen zu beschäftigen.


Gruß Gold


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Beitrag02.09.2012 20:41

von Virane
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Oh Entschuldigung aber das ist ein kleines Missverständnis. Das war allein auf seinen Kommentar bezogen und nicht auf die anderen. Es war sein interessantester Anhaltspunkt, den ich wirklich sehr aufschlussreich fand. Alle drei Leserkommentare haben aber für mich den exakt selben Stellenwert, da sie alle drei wichtige Informationen für mich beinhalten.

Entschuldige vielmals  Sad
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Beitrag02.09.2012 20:48

von gold
Antworten mit Zitat

entschuldige das Missverständnis!!!
 Rolling Eyes

Liebe Grüße
Gold
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Beitrag02.09.2012 21:31
Tagebuch des James Goldman
von Virane
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Tagebucheintrag vom 17. Juli

Mein Wecker klingelte mich heute schon um 7:00 Uhr früh aus dem Bett. Ich hatte gestern beschlossen, ihn extra früh zu stellen, damit wir schon früher als geplant aus diesem Haus raus zu kommen. Spätestens um 11:00 Uhr wollte ich die Tür endgültig schließen und mein altes Leben endlich hinter mir lassen.

Auch an diesem Morgen wollte ich meine Frau mit einem kleinen Frühstück wecken, also ging ich genau wie gestern erst einmal in die Küche. Es war empfindlich kalt draußen geworden und es regnete in Strömen. Um diese Uhrzeit war noch nicht viel los auf der Straße, sogar unser Nachbar schien noch zu schlafen. Wenn wir um 11:00 Uhr schon verschwinden, so dachte ich, werden wir sein dreckiges Grinsen nicht mehr anschauen müssen. Gerade als ich die letzte Scheibe Brot mit Marmelade bestrich, bemerkte ich einen kalten Luftzug durch das Haus gehen. Ich legte das Brotmesser hin und betrieb sogleich Ursachenforschung.

Als ich zum Hauseingang kam, sah ich dann, wie das kleine Fenster in der Türmitte mit einem Stein eingeschlagen worden war. War wohl wieder so ein Jungenstreich, dachte ich mir. Jedenfalls machte ich mir nicht einmal die Mühe, die Scherben aufzukehren, die im ganzen Flur verstreut lagen. Soll doch mein Schwager die Schweinerei beseitigen.

Mein Schwager, der sich vor einem Jahr von Magrets Schwester Ilona trennte, schwärmte schon lange von diesem Haus. Und da ich ohnehin genug Geld verdient habe, um mein ganzes Leben nicht mehr arbeiten zu müssen, bot ich es ihm zu einem Spottpreis an. Da kann er ja wohl ein paar Scherben und ein wenig Grafitti an der Hauswand vertragen. Ich werde dieses Haus jedenfalls nie mehr betreten. Nicht nur, dass ich dieses Haus nicht mehr sehen will, auch mein Schwager war schon immer ein fürchterlicher Mensch, dem ich lieber in Zukunft aus dem Weg gehen möchte. So schmierig und egoistisch wie er sich immer gab, wollte ich ihn ab heute nicht noch einmal in meinem Leben sehen. Magret überredete mich, ihm das Haus zu verkaufen, da er seit der Trennung von Ilona erhebliche Geldsorgen hat. Und durch meinen günstigen Verkaufspreis wäre sein Leben vorerst gerettet. Und so ließ ich mich von meiner Frau überreden, ihm das Haus zu überlassen. Eigentlich ist es mir ja egal, wer nun in diesem furchtbaren Haus leben soll.

Früher leitete ich einen großen Verlag, daher war es mir ein leichtes, über die Jahre große Mengen an Geld beiseite zu legen. Seit dem tragischen Unglück vor 6 Monaten bin ich nicht mehr im Verlag tätig und vor 2 Monaten zog ich mich dann ganz aus dem Geschäft zurück. Nicht wegen des Geldes, sondern weil ich endlich meine Vergangenheit hinter mir lassen will.

Nun ja, ich ging zurück in die Küche, nahm das Tablett und brachte es hoch ins Schlafzimmer. Zu meiner Überraschung war Magret gerade aufgestanden und saß mit dem Rücken zur Lehne im Bett. Nach einem Kuss verspeisten wir gemeinsam das Frühstück. Auch heute ging ihr ein leichtes Lächeln über die Lippen. Der große Tag des Auszugs, er war endlich gekommen.

Wir beschlossen daher, unseren langjährigen Freund Tom schon früher wie geplant anzurufen. Tom ist Lieferwagenfahrer und hatte uns vor einer Woche Hilfe beim Umzug zugesagt. In dieser Gegend ist er unsere einzige Vertrauensperson, der Einzige, der unser Leiden der letzten Zeit etwas mindern konnte. Sicherlich schmerzt es uns, ihn zurücklassen zu müssen, aber er hatte schon immer vollstes Verständnis für unseren Umzug. Er ist der einzig wirkliche Freund, den wir hier haben. Von den anderen Leuten dieser Gegend waren wir schon lange isoliert. Niemand wollte etwas mit uns zu tun haben, erst recht nicht nach dem Unfall vor 6 Monaten. Nur Tom ist uns treu geblieben.

Nach dem kurzen Telefonat mit Tom und seiner Zusage, er könne schon um 10:00 Uhr bei uns sein, packten wir die restlichen Dinge, die wir noch mitnehmen wollten, zusammen. Das meiste sollte hier bleiben, nur ein paar Möbel machten wir für den Transport fertig. Wenn wir unsere Sorgen hinter uns lassen wollen, so dachte ich, lassen wir auch die alten Dinge im Haus hinter uns. Nur das Bild meiner verstorbenen Mutter ist im Prinzip der einzige Gegenstand, der mich an die Vergangenheit erinnern soll. Also nahm ich es von der Wand und verstaute es in einem der Umzugskartons.
Pünktlich um 10:00 Uhr klingelte dann Tom an der Haustür. Nach herzlichem Empfang wunderte er sich zwar etwas über die beschädigte Eingangstür, kommentierte den Schaden allerdings nicht weiter. Auch er merkte, dass das Haus für uns beide keinen Wert mehr hatte. Gemeinsam mit Tom verstauten wir die Möbel und Kartons in seinem Lieferwagen. Den Schlüssel für meinen Schwager, der morgen das Haus beziehen will, legte ich in den Briefkasten. Und dann endlich, als die Eingangstür ein letztes Mal zufiel, sollte die Fahrt losgehen. Drüben sah ich unseren Nachbarn, wie immer hämisch grinsend, am Gartenzaun stehen. Ihm war die Freude über unser Verschwinden anzusehen und ich warf ihm ein ähnlich giftiges Grinsen zurück. Auch andere Menschen aus der Nachbarschaft standen vor ihren Häusern und glotzten uns merkwürdig an. Magret und ich ignorierten die Blicke und stiegen zu Tom in den Wagen, der mit einem kurzen Hupen vorher signalisiert hatte, das wir starten konnten. Um Punkt 10:35 setzte sich der Lieferwagen in Bewegung. Es war die Fahrt in unser neues Leben.

Das Wetter war immernoch miserabel. Regen klatschte gegen die Scheiben und Tom war froh, dass er seine Scheibenwischer erst gestern erneuert hatte. Hoffentlich halten die Scheibenwischer die lange Fahrt durch, dachte ich. Tom hatte zwar immer wieder versucht, kleinere Gespräche zu beginnen, doch mir und Magret war irgendwie nicht zum Sprechen zumute. Wir wollten einfach nur in der Villa ankommen.
Und so verlief die Fahrt besonders still. Zwar waren Magret und ich ziemlich müde, doch schlafen wollte keiner von uns beiden. Die Fahrt zog sich ewig in die Länge, obwohl wir nur zwei kurze Pausen eingelegt hatten. Das letzte Mal hatten wir nur fünf Stunden gebraucht, diesmal waren wir wegen des regen Wochenendverkehrs zehn ganze Stunden im schlimmsten Sauwetter unterwegs, bis wir endlich die schmale Kieseinfahrt zur alten Villa erreichten.

Tom hielt schließlich um kurz vor 21:00 Uhr vor dem Hauseingang, wo uns auch schon Miss Fairbanks, die Marklerin erwartete. Aufgeregt raschelte sie mit den Haustürschlüsseln. In der anderen Hand hielt sie eine Flasche Champagner und einige Gläser. Freundlich bot sie uns das Getränk an und so genehmigten sich alle, mit Ausnahme meiner Frau, ein Glas dieses wirklich hervorragenden Tropfens. Nach kurzem Smalltalk mit Miss Fairbanks überreichte sie uns endlich die Schlüssel zur Villa. Anschließend verabschiedete sie sich herzlich von uns. Es war ein wunderschönes Gefühl, den Schlüssel in Händen zu halten.

Wir machten uns gemeinsam mit Tom daran, den Lieferwagen auszuräumen und die Gegenstände vorerst einmal in die Eingangshalle zu wuchten. Nach einer halben Stunde, mittlerweile klatschnass vom Regen, stellten wir auch den letzten Karton ab. Inzwischen war es schon fast dunkel und mich und Magret überkam eine große Müdigkeit. Tom hatte uns zwar noch angeboten, in einem Restaurant, das wir bei unserer Fahrt in einer kleinen Ortschaft entdeckt hatten, zu essen, doch angesichts der Erschöpfung und Strapazen der langen Fahrt wollten wir nur noch ins Bett.
Tom akzeptierte dies. Für diese Nacht wolle er sich ein Hotel in der Nähe suchen und sich erst morgen von uns verabschieden. Er verließ die Villa und fuhr mit seinem Lieferwagen davon. Ich und meine Frau gingen die lange Wendeltreppe hinauf ins Schlafzimmer. Den ganzen Krempel aufstellen, dachte ich, können wir auch morgen noch. Ich wollte einfach nur ins Bett und auch Magret konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.

Ab morgen werde ich die Villa, wenn sie dann endlich fertig eingerichtet ist, in vollen Zügen genießen können. Denn dieses Haus ist etwas Wundervolles, etwas Besonderes. Genau wie dieser Tag heute, auch wenn er wegen der zermürbenden Fahrt etwas anstrengend war.

James

...

Hi Leute,

wie versprochen der zweite Teil des Tagebuches. Ich hoffe er gefällt euch. Über zahlreiche Rezensionen freue ich mich auch diesmal wieder  Wink

Viel Spaß beim Durchlesen und liebe Grüße  Wink
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G.T.
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G

Alter: 38
Beiträge: 680



G
Beitrag02.09.2012 23:36

von G.T.
Antworten mit Zitat

Ok, nächste Runde Cool :

Zitat:
Tagebucheintrag vom 17. Juli

Mein Wecker klingelte mich heute schon um 7:00 Uhr früh aus dem Bett. Ich hatte gestern beschlossen, ihn extra früh zu stellen, damit wir schon früher als geplant aus diesem Haus raus zu kommen. Spätestens um 11:00 Uhr wollte ich die Tür endgültig schließen und mein altes Leben endlich hinter mir lassen.

Auch an diesem Morgen wollte ich meine Frau mit einem kleinen Frühstück wecken, also ging ich genau wie gestern erst einmal in die Küche. Es war empfindlich kalt draußen geworden und es regnete in Strömen. Um diese Uhrzeit war noch nicht viel los auf der Straße, sogar unser Nachbar schien noch zu schlafen. Wenn wir um 11:00 Uhr schon verschwinden, so dachte ich, werden wir sein dreckiges Grinsen nicht mehr anschauen müssen. Gerade als ich die letzte Scheibe Brot mit Marmelade bestrich, bemerkte ich einen kalten Luftzug durch das Haus gehen. Ich legte das Brotmesser hin und betrieb sogleich Ursachenforschung.

Als ich zum Hauseingang kam, sah ich dann, wie das kleine Fenster in der Türmitte mit einem Stein eingeschlagen worden war. War wohl wieder so ein Jungenstreich, dachte ich mir. Jedenfalls machte ich mir nicht einmal die Mühe, die Scherben aufzukehren, die im ganzen Flur verstreut lagen. Soll doch mein Schwager die Schweinerei beseitigen.

Mein Schwager, der sich vor einem Jahr von Magrets Schwester Ilona trennte, schwärmte (schwärmt) schon lange von diesem Haus. Und da ich ohnehin genug Geld verdient habe, um mein ganzes Leben nicht mehr arbeiten zu müssen, bot ich es ihm zu einem Spottpreis an. Da kann er ja wohl ein paar Scherben und ein wenig Grafitti an der Hauswand vertragen. Ich werde dieses Haus jedenfalls nie mehr betreten. Nicht nur, dass ich dieses Haus nicht mehr sehen will, auch mein Schwager war schon immer ein fürchterlicher Mensch, dem ich lieber in Zukunft aus dem Weg gehen möchte. So schmierig und egoistisch wie er sich immer gab (gibt), wollte (will) ich ihn ab heute nicht noch einmal in meinem Leben sehen. Magret überredete mich, ihm das Haus zu verkaufen, da er seit der Trennung von Ilona erhebliche Geldsorgen hat. Und durch meinen günstigen Verkaufspreis wäre sein Leben vorerst gerettet. Und so ließ ich mich von meiner Frau überreden, ihm das Haus zu überlassen. Eigentlich ist es mir ja egal, wer nun in diesem furchtbaren Haus leben soll.

Früher leitete ich einen großen Verlag, daher war es mir ein leichtes, über die Jahre große Mengen an Geld beiseite zu legen. Seit dem tragischen Unglück vor 6 Monaten bin ich nicht mehr im Verlag tätig und vor 2 Monaten zog ich mich dann ganz aus dem Geschäft zurück. Nicht wegen des Geldes, sondern weil ich endlich meine Vergangenheit hinter mir lassen will.

Nun ja, ich ging zurück in die Küche, nahm das Tablett und brachte es hoch ins Schlafzimmer. Zu meiner Überraschung war Magret gerade aufgestanden und saß mit dem Rücken zur Lehne im Bett. Nach einem Kuss verspeisten wir gemeinsam das Frühstück. Auch heute ging ihr ein leichtes Lächeln über die Lippen. Der große Tag des Auszugs, er war endlich gekommen.

Wir beschlossen daher, unseren langjährigen Freund Tom schon früher wie (als) geplant anzurufen. Tom ist Lieferwagenfahrer und hatte uns vor einer Woche Hilfe beim Umzug zugesagt. In dieser Gegend ist er unsere einzige Vertrauensperson, der Einzige, der unser Leiden der letzten Zeit etwas mindern konnte. Sicherlich schmerzt es uns, ihn zurücklassen zu müssen, aber er hatte schon immer vollstes Verständnis für unseren Umzug. Er ist der einzig wirkliche Freund, den wir hier haben. Von den anderen Leuten dieser Gegend waren wir schon lange isoliert. Niemand wollte etwas mit uns zu tun haben, erst recht nicht nach dem Unfall vor 6 Monaten. Nur Tom ist uns treu geblieben.

Nach dem kurzen Telefonat mit Tom und seiner Zusage, er könne schon um 10:00 Uhr bei uns sein, packten wir die restlichen Dinge, die wir noch mitnehmen wollten, zusammen. Das meiste sollte hier bleiben, nur ein paar Möbel machten wir für den Transport fertig. Wenn wir unsere Sorgen hinter uns lassen wollen, so dachte ich, lassen wir auch die alten Dinge im Haus hinter uns. Nur das Bild meiner verstorbenen Mutter ist im Prinzip der einzige Gegenstand, der mich an die Vergangenheit erinnern soll. Also nahm ich es von der Wand und verstaute es in einem der Umzugskartons.
Pünktlich um 10:00 Uhr klingelte dann Tom an der Haustür. Nach herzlichem Empfang wunderte er sich zwar etwas über die beschädigte Eingangstür, kommentierte den Schaden allerdings nicht weiter. Auch er merkte, dass das Haus für uns beide keinen Wert mehr hatte. Gemeinsam mit Tom verstauten wir die Möbel und Kartons in seinem Lieferwagen. Den Schlüssel für meinen Schwager, der morgen das Haus beziehen will, legte ich in den Briefkasten. Und dann endlich, als die Eingangstür ein letztes Mal zufiel, sollte die Fahrt losgehen. Drüben sah ich unseren Nachbarn, wie immer hämisch grinsend, am Gartenzaun stehen. Ihm war die Freude über unser Verschwinden anzusehen und ich warf ihm ein ähnlich giftiges Grinsen zurück. Auch andere Menschen aus der Nachbarschaft standen vor ihren Häusern und glotzten uns merkwürdig an. Magret und ich ignorierten die Blicke und stiegen zu Tom in den Wagen, der mit einem kurzen Hupen vorher signalisiert hatte, das wir starten konnten. Um Punkt 10:35 setzte sich der Lieferwagen in Bewegung. Es war die Fahrt in unser neues Leben.

Das Wetter war immernoch miserabel. Regen klatschte gegen die Scheiben und Tom war froh, dass er seine Scheibenwischer erst gestern erneuert hatte. Hoffentlich halten die Scheibenwischer die lange Fahrt durch, dachte ich. (Wenn die Scheibenwischer tatsächlich durchgehalten haben, ist dieser Gedanke für den Schreibenden ein paar Stunden später nicht mehr relevant. Wieso sollte er in notieren?) Tom hatte zwar immer wieder versucht, kleinere Gespräche zu beginnen, doch mir und Magret war irgendwie nicht zum Sprechen zumute. Wir wollten einfach nur in der Villa ankommen.
Und so verlief die Fahrt besonders still. Zwar waren Magret und ich ziemlich müde, doch schlafen wollte keiner von uns beiden. Die Fahrt zog sich ewig in die Länge, obwohl wir nur zwei kurze Pausen eingelegt hatten. Das letzte Mal hatten wir nur fünf Stunden gebraucht, diesmal waren wir wegen des regen Wochenendverkehrs zehn ganze Stunden im schlimmsten Sauwetter unterwegs, bis wir endlich die schmale Kieseinfahrt zur alten Villa erreichten.

Tom hielt schließlich um kurz vor 21:00 Uhr vor dem Hauseingang, wo uns auch schon Miss Fairbanks, die Marklerin erwartete. Aufgeregt raschelte sie mit den Haustürschlüsseln. In der anderen Hand hielt sie eine Flasche Champagner und einige Gläser. Freundlich bot sie uns das Getränk an und so genehmigten sich alle, mit Ausnahme meiner Frau, ein Glas dieses wirklich hervorragenden Tropfens. Nach kurzem Smalltalk mit Miss Fairbanks überreichte sie uns endlich die Schlüssel zur Villa. Anschließend verabschiedete sie sich herzlich von uns. Es war ein wunderschönes Gefühl, den Schlüssel in Händen zu halten.

Wir machten uns gemeinsam mit Tom daran, den Lieferwagen auszuräumen und die Gegenstände vorerst einmal in die Eingangshalle zu wuchten. Nach einer halben Stunde, mittlerweile klatschnass vom Regen, stellten wir auch den letzten Karton ab. Inzwischen war es schon fast dunkel und mich und Magret überkam eine große Müdigkeit. Tom hatte uns zwar noch angeboten, in einem Restaurant, das wir bei unserer Fahrt in einer kleinen Ortschaft entdeckt hatten, zu essen, doch angesichts der Erschöpfung und Strapazen der langen Fahrt wollten wir nur noch ins Bett.
Tom akzeptierte dies. Für diese Nacht wolle er sich ein Hotel in der Nähe suchen und sich erst morgen von uns verabschieden. Er verließ die Villa und fuhr mit seinem Lieferwagen davon. Ich und meine Frau gingen die lange Wendeltreppe hinauf ins Schlafzimmer. Den ganzen Krempel aufstellen, dachte ich, können wir auch morgen noch. Ich wollte einfach nur ins Bett und auch Magret konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.

Ab morgen werde ich die Villa, wenn sie dann endlich fertig eingerichtet ist, in vollen Zügen genießen können. Denn dieses Haus ist etwas Wundervolles, etwas Besonderes. Genau wie dieser Tag heute, auch wenn er wegen der zermürbenden Fahrt etwas anstrengend war.

James
  

An dieser Stelle würde ich sagen: Überdenke mal gründlich dein Konzept. Tagebuch oder Memoiren?
Es gibt da einen Abschnitt, der mich besonders stutzig macht:
Zitat:
Als ich zum Hauseingang kam, sah ich dann, wie das kleine Fenster in der Türmitte mit einem Stein eingeschlagen worden war. War wohl wieder so ein Jungenstreich, dachte ich mir. Jedenfalls machte ich mir nicht einmal die Mühe, die Scherben aufzukehren, die im ganzen Flur verstreut lagen. Soll doch mein Schwager die Schweinerei beseitigen.

Das ist eine Bagatelle, wie James sogar selbst anmerkt. Wieso schreibt er dann darüber? Er widmet einen ganzen Absatz seines Tagebuches einem eingeschlagenen Fenster, das ihn sowieso nicht interessiert? Die Fenstersache scheint eingebracht worden zu sein, um den Schwager und James' Verhältnis zu ihm offenzulegen, aber das wirkt zu konstruiert!
Ich finde, du schreibst zu ausführlich zu viele Nebensachen. Für die Geschichte mag das alles von Relevanz sein, in erster Linie muss aber bei jedem Satz logisch sein, warum ein Tagebuchschreiber ihn schreibt. Tagebuchschreiben kann viel Zeit in Anspruch nehmen - abends, man ist müde (gerade nach einem Umzug!), handschriftlich geht nicht so schnell, die Hand wird auch irgendwann müde. Ich kann einfach nicht glauben, dass ein frisch umgezogener Mensch am Abend des Anfangs seines neuen Lebens noch von mit Marmelade bestrichenen Frühstücksbroten erzählt!  Embarassed

Zitat:
Ich wollte einfach nur ins Bett und auch Magret konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.

Das schreibst James an demselben Abend, an dem er diese Empfindung hatte, gegen Ende eines sehr langen Tagebucheintrages? Mit anderen Worten: Ein Mann, der todmüde ist, berichtet nicht etwa über sein neues Heim, sondern über eingeworfene Fenster und böse Nachbarsblicke und dass seiner Frau das Frühstück schmeckte? Da kann etwas nicht stimmen!

Das fiktionale Tagebuch ist schon eine anspruchsvolle Form, denn es beinhält nicht nur die Handlung sondern eine einzige, sehr persönliche Perspektive, die konsequent durchgezogen werden muss. Dein James macht im Moment auf mich den Eindruck eines gelangweilten mittelmäßigen Charakters, der nichts mit seinem Leben anzufangen weiß - und zwar nicht aufgrund dessen, was er berichtet, sondern wie er es berichtet. Er schreibt ausführlichst Uhrzeiten auf, wann er welche Treppe entlanggeht. Welch ein leeres Leben. Vielleicht willst du ihn so charakterisieren, dann ist alles in Ordnung. Aber ich habe den Eindruck, dass du um der Geschichte willen zuviel Handlung in seine Einträge packst, was ihm als Charakter eben viel nimmt. Er analysiert sich selber:
Zitat:
Nur das Bild meiner verstorbenen Mutter ist im Prinzip der einzige Gegenstand, der mich an die Vergangenheit erinnern soll.

Hm ... etwas einfallslos, oder? Würdest du das so in ein Tagebuch schreiben? Aussagen über sein Innenleben kommen teilweise viel zu direkt.
Die Sprache wirkt etwas gestelzt (ich hab mal ein paar Worte durchgestrichen, gerade "so" und "sogleich" und andere Füllwörter bündeln sich). Auch das charakterisiert James als spießigen Bürger. Soll er das sein?

Der Stil dessen, was du schreibst, erinnert mich doch mehr an Memoiren - gleichzeitig muss ich sagen, dass, um eine Charakterentwicklung darzustellen, die Form des Tagebuchs sicher mehr bietet. Aber dann musst du, glaube ich, einiges umkrempeln.
Dazu wüsste ich natürlich erst einmal gerne: Was ist James für ein Typ? Soll er so sein, wie ich ihn empfinde?
So, wie er jetzt ist, erlaubt er sich nicht mal in seinen intimsten Stunden Gefühle. Er schreibt über seinen verhassten Nachbarn zum Beispiel sehr distanziert, das schlimmste Wort, das ich finden konnte, ist "gottverdammt", für ein Tagebuch noch immer recht brav. Da würden wohl auch gut erzogene Menschen einfach mal über den "blöden Sack" schimpfen.

Zuletzt noch ein kleiner Tipp: Lies Tagebücher. Die gibt es zuhauf von großen und kleinen Leuchten der Menschheit. Zu empfehlen (wenn auch nicht ganz billig), ist zum Beispiel "Das Buch der Tagebücher", in dem viele verschiedene Tagebuchschreiber von der Renaissance bis heute zum Zuge kommen. Ich denke, wenn man sich damit auseinandersetzt, wie sie schreiben, und wie sie sich dadurch für den Leser charakterisieren, kann das auch für ein eigenes fiktionales Tagebuch sehr viel bringen!

Bin gespannt auf deine Antwort!          Gruß!         G.T.
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Virane
Geschlecht:männlichLeseratte

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Beiträge: 142



Beitrag03.09.2012 01:01

von Virane
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Hallo G.T.

So spät noch eine Rezension, damit habe ich nicht gerechnet. Aber an deiner ausführlichen Rezension merkt man schon einmal, das du dich intensiv mit dem Werk auseinandergesetzt hast. Na dann, frisch ans Werk

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich beruhigt bin, dass das Zeitenchaos verbessert werden konnte, wobei es sicherlich noch nicht perfekt ist.

Weiter geht es beim Stichwort: Tagebuch vs. Memoiren. Ich muss sagen, dass ich die Schreibform Tagebuch an sich sehr unterschätzt habe. Vielleicht täten mir hier doch Erfahrungen auf dem Gebiet ( Und hier vielen Dank für deinen Vorschlag, einige Tagebücher zu lesen) ganz gut.

Die zerbrochene Scheibe stellt in der Tat einen Übergang zum Schwager her, sollte allerdings auch zeigen (insbesondere in Verbindung mit dem Grafitti aus dem vorangegangenen Teil), wie isoliert und unbeliebt James und seine Frau in dem Viertel sind. Vielleicht ist mir diese Formulierung aber etwas unglücklich geraten. Sicherlich hätte man den Übergang zum Schwager eleganter machen können.

Zu der Länge des Eintrags: Ja, die ist wirklich problematisch. Ich wollte krampfhaft versuchen, Atmosphäre einzufangen (Bsp. Regen, die Fahrt, das Fenster, das Frühstück), eine eher trostlose Atmosphäre. Auch die Situation von James soll dem Leser allmählich näher gebracht werden, Figuren sollen vorgestellt werden und auch die Handlung muss laufen. Wirklich eine schwierige Aufgabe für mich, die es im nächsten Eintrag umzusetzten gilt. Sicher hätte der Eintrag kürzer, prägnanter, tagebuchähnlicher sein können. Ein weiterer guter Tipp von dir

Das neue Heim und dessen Vorstellung wollte ich mir bewusst für den nächsten Tag aufheben, da mir eben die Geschehnisse dieses Tages nicht nebensächlich erschienen. Ich machte James deswegen auch müde, damit er ja nicht vom Haus berichtet. Da habe ich mir wohl selbst ein Bein gestellt  Laughing

Zum Charakter James: Er soll vorerst ein eher verschlossener Mensch sein. Aber keine Bange, er wird aufweichen. Die Frage ist, ob ich das vielleicht schon in diesem Eintrag hätte tun sollen. Aber die Person James werdet ihr kennen lernen, versprochen. Ein schwieriger Spagat zwischen Handlung und Charakter muss ich feststellen. Ich versuche ihn, aufzulösen.

Das Bild mit der Mutter spielt noch eine Rolle, deswegen habe ich versucht, es krampfhaft mit einzubauen. Das wäre wirklich auf eine feinere Art gegangen, mit der James dem Leser näher gebracht werden kann. Das nehme ich auf meine Kappe.

Mit deinem Ausdruck des spießigen Bürgers liegst du garnicht so schlecht, mehr dazu folgt jedoch, wie gesagt, ich möchte den Charakter James noch ausführlich vorstellen.  Wink

Die Füllwörter allerdings sind so eine kleine Marotte von mir, die mir selbst unangenehm ist. Ich spreche oft beim Schreiben mit und da schleichen sich immer diese kleinen "Viecher" ein, weil ich es eben so aufschreibe, wie ich es spreche. Ich werde daran arbeiten  Wink

Bis zu meinem nächsten Tagebucheintrag lasse ich einmal ein wenig mehr Zeit verstreichen, denn deine ausführliche Kritik hilft mir da sicher enorm weiter. Ich bemühe mich um einen ausgereifteren Eintrag.

Ich hoffe du bleibst dran und hoffe auch, dass du gespannt bist, wie es weitergeht und was passieren wird.

Herzlichen Dank noch einmal!  Wink

LG

Virane


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Das Leben ist kein Ponyhof
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G.T.
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G
Beitrag03.09.2012 10:29

von G.T.
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Nur noch ein kleiner Gedanke zu deiner Antwort:
Wenn du die Atmosphäre unbedingt einbringen willst, muss das denn in genau diesem Tagebucheintrag geschehen? Tagebücher können doch zu jeder Tag- und Nachtzeit geschrieben werden.
Warum nicht am 17. Juli einen kurzen Eintrag, der einfach Gefühle zusammenfasst (salopp gesagt: Endlich weg von den scheiß Nachbarn, kurz vor Abfahrt wurde uns sogar ein Fenster eingeschmissen, wie eine Salve. Kann mein Schwager gerne reparieren, ich bin raus. Endlich in meiner Villa, die Fahrt war anstrengend ... jetzt erstmal schlafen!) und am 18. Juli zur Mittagszeit, wenn James sich ausruht und gerade Pause macht, einen Eintrag, der eben ausführlicher ist und in dem James alles reflektiert, was gestern geschehen ist.
Ich denke, wenn du Atmosphäre einsetzen willst, musst du noch etwas mehr auf Gefühle gehen, selbst bei einem Spießbürger.
Zitat:
Ich wollte krampfhaft versuchen, Atmosphäre einzufangen (Bsp. Regen, die Fahrt, das Fenster, das Frühstück), eine eher trostlose Atmosphäre.

Das an sich fängt eben keine Atmosphäre ein, die kommt in einem Tagebuch erst durch die mit den Kleinigkeiten verbundenen Gefühlen des Schreibers. Von Regen kannst du ja gerne schreiben, auch sehr detailliert, aber nur, wenn es einen Sinn in Bezug auf das Gefühlsleben des Schreibenden macht. Der Regen muss dann eine bestimmte Bedeutung haben. Die Bedeutung selber muss für den Lesenden gar nicht klar sein, aber es muss rüberkommen, dass da eine Bedeutung ist. Was ist der Regen für James? Ich würde sagen, er hält ihn auf zusammen mit dem Verkehr, schnell in sein neues Leben zu kommen. Der Regen ist nicht nur trostlos, er stört. Jetzt nur mal als Beispiel, soll keine Vorgabe sein, dazu kenne ich deinen James nicht gut genug:
"Das Wetter war immernoch miserabel. Regen klatschte gegen die Scheiben. Die Fahrt zog sich ewig in die Länge, obwohl wir nur zwei kurze Pausen eingelegt hatten. Tom redete ununterbrochen von seinen neuen Scheibenwischern. Ich wollte nur weg. Sauwetter. Als ob meine Nachbarschaft mich verfolgt. Die hätte ich auch gerne weggewischt. Einfach mal einen Hebel umlegen und wieder freie Sicht."
Und noch ein Beispiel aus einem echten Tagebuch (Walter Kempowski, 27.08.1989):
Zitat:
Ach, warum ist nur mein kleiner Wellensittich gestorben! Es war immer so schön, wenn wir uns gegenseitig pfiffen. Acht- bis zehnmal hat er's gemacht, danach antwortete er nicht mehr: dann war es ihm zu dumm. Den Bleistift stieß er mir weg, wenn ich schrieb.

Schon dieser Abschnitt sagt uns: Der Schreiber hatte ein Tier, das tot ist und er schreibt offensichtlich oft, vielleicht sogar berufsmäßig, denn "wenn ich schrieb" ist sehr allgemein gehalten. Welche Töne genau der Wellensittich pfiff, zu welcher Tageszeit ist irrelevant. Der Charakter des Tieres ist ausschlagebend und ich würde behaupten, das fast alles in einem Tagebuch Charakter erhält, weil es eben vom Ich zusammengefasst und damit zwangsläufig auf irgendeiner Ebene reflektiert wird.
Naja, war jetzt doch nicht so kurz, meine Antwort.
 Embarassed
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madrilena
Klammeraffe

Alter: 87
Beiträge: 647



Beitrag03.09.2012 11:26
Re: Tagebuch des James Goldman
von madrilena
Antworten mit Zitat

Virane hat Folgendes geschrieben:
Tagebucheintrag vom 17. Juli

Mein Wecker klingelte mich heute schon um 7:00 Uhr früh aus dem Bett. Ich hatte gestern beschlossen, ihn extra früh zu stellen, damit wir schon früher als geplant aus diesem Haus raus zu kommen. Spätestens um 11:00 Uhr wollte ich die Tür endgültig schließen und mein altes Leben endlich hinter mir lassen.

Auch an diesem Morgen wollte ich meine Frau mit einem kleinen Frühstück wecken, also ging ich genau wie gestern erst einmal in die Küche. Es war empfindlich kalt draußen geworden und es regnete in Strömen. Um diese Uhrzeit war noch nicht viel los auf der Straße, sogar unser Nachbar schien noch zu schlafen. Wenn wir um 11:00 Uhr schon verschwinden, so dachte ich, werden wir sein dreckiges Grinsen nicht mehr anschauen müssen. Gerade als ich die letzte Scheibe Brot mit Marmelade bestrich, bemerkte ich einen kalten Luftzug durch das Haus gehen. Ich legte das Brotmesser hin und betrieb sogleich Ursachenforschung.

Als ich zum Hauseingang kam, sah ich dann, wie das kleine Fenster in der Türmitte mit einem Stein eingeschlagen worden war. War wohl wieder so ein Jungenstreich, dachte ich mir. Jedenfalls machte ich mir nicht einmal die Mühe, die Scherben aufzukehren, die im ganzen Flur verstreut lagen. Soll doch mein Schwager die Schweinerei beseitigen.

Mein Schwager, der sich vor einem Jahr von Magrets Schwester Ilona trennte,[color=blue]getrennt hatte [/color] schwärmte schon lange von diesem Haus. Und da ich ohnehin genug Geld verdient habe, um mein ganzes Leben nicht mehr arbeiten zu müssen, bot ich es ihm zu einem Spottpreis an. Da kann er ja wohl ein paar Scherben und ein wenig Grafitti an der Hauswand vertragen. Ich werde dieses Haus jedenfalls nie mehr betreten. Nicht nur, dass ich dieses Haus nicht mehr sehen will, auch mein Schwager war schon immer ein fürchterlicher Mensch, dem ich lieber in Zukunft aus dem Weg gehen möchte. So schmierig und egoistisch wie er sich immer gab, wollte ich ihn ab heute nicht noch einmal in meinem Leben sehen. Magret überredete mich, ihm das Haus zu verkaufen, da er seit der Trennung von Ilona erhebliche Geldsorgen hat. Und durch meinen günstigen Verkaufspreis wäre sein Leben vorerst gerettet. Und so ließ ich mich von meiner Frau überreden, ihm das Haus zu überlassen. Eigentlich ist es mir ja egal, wer nun in diesem furchtbaren Haus leben soll.

Früher leitete ich einen großen Verlag, daher war es mir ein leichtes, über die Jahre große Mengen an Geld beiseite zu legen. Seit dem tragischen Unglück vor 6 Monaten bin ich nicht mehr im Verlag tätig und vor 2 Monaten zog ich mich dann ganz aus dem Geschäft zurück. Nicht wegen des Geldes, sondern weil ich endlich meine Vergangenheit hinter mir lassen will.

Nun ja, ich ging zurück in die Küche, nahm das Tablett und brachte es hoch ins Schlafzimmer. Zu meiner Überraschung war Magret gerade aufgestanden und saß mit dem Rücken zur Lehne im Bett. Nach einem Kuss verspeisten wir gemeinsam das Frühstück. Auch heute ging ihr ein leichtes Lächeln über die Lippen. Der große Tag des Auszugs, er war endlich gekommen.

Wir beschlossen daher, unseren langjährigen Freund Tom schon früher wie geplant anzurufen. Tom ist Lieferwagenfahrer und hatte uns vor einer Woche Hilfe beim Umzug zugesagt. In dieser Gegend ist er unsere einzige Vertrauensperson, der Einzige, der unser Leiden der letzten Zeit etwas mindern konnte. Sicherlich schmerzt es uns, ihn zurücklassen zu müssen, aber er hatte schon immer vollstes Verständnis für unseren Umzug. Er ist der einzig wirkliche Freund, den wir hier haben. Von den anderen Leuten dieser Gegend waren wir schon lange isoliert. Niemand wollte etwas mit uns zu tun haben, erst recht nicht nach dem Unfall vor 6 Monaten. Nur Tom ist uns treu geblieben.

Nach dem kurzen Telefonat mit Tom und seiner Zusage, er könne schon um 10:00 Uhr bei uns sein, packten wir die restlichen Dinge, die wir noch mitnehmen wollten, zusammen. Das meiste sollte hier bleiben, nur ein paar Möbel machten wir für den Transport fertig. Wenn wir unsere Sorgen hinter uns lassen wollen, so dachte ich, müssen wir auch die alten Dinge etc  hinter uns lassen lassen wir auch die alten Dinge im Haus hinter uns. Nur das Bild meiner verstorbenen Mutter ist im Prinzip der einzige Gegenstand, der mich an die Vergangenheit erinnern soll. Also nahm ich es von der Wand und verstaute es in einem der Umzugskartons.
Pünktlich um 10:00 Uhr klingelte dann Tom an der Haustür. Nach herzlichem Empfang wunderte er sich zwar etwas über die beschädigte Eingangstür, kommentierte den Schaden allerdings nicht weiter. Auch er merkte, dass das Haus für uns beide keinen Wert mehr hatte. Gemeinsam mit Tom verstauten wir die Möbel und Kartons in seinem Lieferwagen. Den Schlüssel für meinen Schwager, der morgen das Haus beziehen will, legte ich in den Briefkasten. Und dann endlich, als die Eingangstür ein letztes Mal zufiel, sollte die Fahrt losgehen. Drüben sah ich unseren Nachbarn, wie immer hämisch grinsend, am Gartenzaun stehen. Ihm war die Freude über unser Verschwinden anzusehen, und ich warf ihm ein ähnlich giftiges Grinsen zurück. Auch andere Menschen aus der Nachbarschaft standen vor ihren Häusern und glotzten uns merkwürdig an. Magret und ich ignorierten die Blicke und stiegen zu Tom in den Wagen, der mit einem kurzen Hupen vorher signalisiert hatte, dasdass wir starten konnten. Um Punkt 10:35 setzte sich der Lieferwagen in Bewegung. Es war die Fahrt in unser neues Leben.

Das Wetter war immernoch miserabel. Regen klatschte gegen die Scheiben und Tom war froh, dass er seine Scheibenwischer erst gestern erneuert hatte. Hoffentlich halten die Scheibenwischer die lange Fahrt durch, dachte ich. Tom hatte zwar immer wieder versucht, kleinere Gespräche zu beginnen, doch mir und Magret war irgendwie nicht zum Sprechen zumute. Wir wollten einfach nur in der Villa ankommen.
Und so verlief die Fahrt besonders still. Zwar waren Magret und ich ziemlich müde, doch schlafen wollte keiner von uns beiden. Die Fahrt zog sich ewig in die Länge, obwohl wir nur zwei kurze Pausen eingelegt hatten. Das letzte Mal hatten wir nur fünf Stunden gebraucht, diesmal waren wir wegen des regen Wochenendverkehrs zehn ganze Stunden im schlimmsten Sauwetter unterwegs, bis wir endlich die schmale Kieseinfahrt zur alten Villa erreichten.

Tom hielt schließlich um kurz vor 21:00 Uhr vor dem Hauseingang, wo uns auch schon Miss Fairbanks, die Marklerin erwartete. Aufgeregt raschelte (rascheln tut Papier, Schlüssel klimpern oder ähnliches) sie mit den Haustürschlüsseln. In der anderen Hand hielt sie eine Flasche Champagner und einige Gläser. Freundlich bot sie uns das Getränk an und so genehmigten sich alle, mit Ausnahme meiner Frau, ein Glas dieses wirklich hervorragenden Tropfens. (haben die nach der langen Fahrt im Dunkeln und beim schlechten Wetter vor der Villa den Sekt getrunken?)Nach kurzem Smalltalk mit Miss Fairbanks überreichte sie uns endlich die Schlüssel zur Villa. Anschließend verabschiedete sie sich herzlich von uns. Es war ein wunderschönes Gefühl, den Schlüssel in Händen zu halten.

Wir machten uns gemeinsam mit Tom daran, den Lieferwagen auszuräumen und die Gegenstände vorerst einmal in die Eingangshalle zu wuchten. Nach einer halben Stunde, mittlerweile klatschnass vom Regen, stellten wir auch den letzten Karton ab. Inzwischen war es schon fast dunkel und mich und Magret überkam eine große Müdigkeit. Tom hatte uns zwar noch angeboten, in einem Restaurant, das wir bei unserer Fahrt in einer kleinen Ortschaft entdeckt hatten, zu essen, doch angesichts der Erschöpfung und Strapazen der langen Fahrt wollten wir nur noch ins Bett. (war das Schlafzimmer denn eingerichtet, wenn alles in der Eingangshalle steht?)
Tom akzeptierte dies. Für diese Nacht wolle er sich ein Hotel in der Nähe suchen und sich erst morgen von uns verabschieden. Er verließ die Villa und fuhr mit seinem Lieferwagen davon. Ich und meine Frau gingen die lange Wendeltreppe hinauf ins Schlafzimmer. Den ganzen Krempel aufstellen, dachte ich, können wir auch morgen noch. Ich wollte einfach nur ins Bett (wie oft will der noch nur ins Bett) und auch Magret konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.

Ab morgen werde ich die Villa, wenn sie dann endlich fertig eingerichtet ist, in vollen Zügen genießen können. Denn dieses Haus ist etwas Wundervolles, etwas Besonderes. Genau wie dieser Tag heute, auch wenn er wegen der zermürbenden Fahrt etwas anstrengend war.

James

...

Hi Leute,

wie versprochen der zweite Teil des Tagebuches. Ich hoffe er gefällt euch. Über zahlreiche Rezensionen freue ich mich auch diesmal wieder  Wink

Viel Spaß beim Durchlesen und liebe Grüße  Wink


Also ich habe jetzt nicht die Verbesserungen oder Kommentare der Vorschreiber gelesen, deshalb kann es sein, dass ich einiges wiederhole, was schon erwähnt wurde. Du hast ziemlich viel Wiederholungen in Deinem Text, die würde ich ändern. Für Fahrt gibt es viele Wörter und Umschreibungen. Ich empfehle immer "Wehrle-Eggers Deutscher Wortschatz Ein Wegweiser zum treffenden Ausdruck"  hat mir schon viel geholfen.
Nun noch einmal zu dem Thema Tagebuch. Das ist für mich auf keinen Fall, gleichgültig wie es sich noch entwickeln wird, ein Tagebuch. Da werden nicht solche Kleinigkeiten erwähnt, Tagebücher leben von großen Momenten, von eindrucksvollen Erlebnissen, von heftigen Gemütsbewegungen. Gleichgültig, was da noch kommen soll, es ist kein Tagebuch (natürlich nur meine Meinung) Das sind Aufzeichnungen täglicher, oft langweiliger Begebenheiten (Frühstück ans Bett, müde sein, der grinsende Nachbar etc). Das ist ein ganz normaler Romananfang, vielleicht Memoiren, aber m. M. n. auf keinen Fall ein Tagebuch.
Der Text müsste gestraffter sein, er zieht sich unwahrscheinlich in die Länge durch Dinge, die man gar nicht wissen will.
Hoffentlich verstehst Du meine Kritik richtig und ärgerst Dich nicht.
Gruß madrilena


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
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Virane
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Beitrag03.09.2012 13:18

von Virane
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Hallo G.T und hallo madrilena,

Zu dir G.T: Die Idee mit dem nächsten Mittag finde ich wirklich gut. Dann wäre die Erschöpfung von James am 17.Juli sichtbar und Tom und co. würden erst am nächsten Tag vorgestellt werden. Oder vielleicht zwei Einträge am selben Tag Wink

Die Idee mit Regen und Scheibenwischer finde ich ebenfalls gelungen. Klar wollte ich James Gedanken und Gefühle erst einmal ein wenig verborgen lassen, bin dabei aber vielleicht ein wenig zu weit gegangen. Gerade der Scheibenwischer (so wie du ihn darstellst) hätte uns geschickt James Charakter etwas näher bringen können. Ich werde daran arbeiten und hoffe auch, James Gedanken und Gefühle am 18.Juli etwas offener zu legen und die Handlung wieder etwas hintergründiger machen zu können

Zu madrilena: Danke für den Tipp, ich habe hier auch so ein Synonym-Wörterbuch im Zimmer. Etwas eingestaubt, aber vielleicht hilft es mir.

Ja mit den Wiederholungen hab ichs: Ist mir bei den Klausuren früher in der Schule schon immer passiert (zum Leid meiner Lehrerin). Auch da versuche ich, mich zu verbessern.

Und schließlich zur wie ich finde schwierigsten Frage: Tagebuch oder Memoiren oder doch vielleicht ein Roman? Vielleicht hätte ich den Titel am Ende des "Tagebuchs" erst auswählen sollen, vielleicht war und ist mir auch die Bedeutung eines Tagebuchs noch nicht ganz klar (wobei ich mich weigere, das Grinsen des Nachbars als langweilige Begebenheit hinzunehmen, denn das musste einfach rein  Wink ). Unwichtig fand ich an sich keines der Details, aber man hätte sie wesentlich kompakter und prägnanter gestalten können

Zu deiner Beruhigung: Natürlich ärgere ich mich nicht, schließlich erwartete ich im DSFO nicht, auf Händen getragen zu werden, sondern mich zu verbessern. Da finde ich deine Kritik sehr angebracht, denn sie motiviert mich  Wink  


Vielen Dank euch beiden für eure Mühe

LG

Virane


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Virane
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Beitrag03.09.2012 18:30
Tagebuch des James Goldman
von Virane
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Tagebucheintrag vom 18.Juli

Es war das Klopfen Toms an der Haustür. dass mich heute morgen weckte. Sicherlich ist es schon spät, dachte ich. Magret schlief noch und ich beschloss, sie vorerst nicht zu wecken, damit sie sich von den gestrigen Strapazen erholen konnte. Unten angekommen bat ich Tom hinein, der sichtlich geknickt wirkte. Klar, ihm machte der heutige Abschied schwer zu schaffen.

Ich beschloss, ihm die Villa zu zeigen. Schon in der Eingangshalle bemerkte ich, dass Toms Augen größer und größer wurden. Und auch mir läuft jedes Mal ein Schauer über den Rücken, wenn ich in diesem faszinierenden Raum bin. Jedes Mal, wenn ich die alten Skulpturen des Schachmeisters anschaue, spüre ich Bewunderung, aber auch Ehrfurcht in mir aufkommen. Dieses Zimmer mit seinen wuchtigen Steinskulpturen fasziniert mich schon, seit ich es das erste Mal gesehen habe. Immer, wenn ich die riesige Königsfigur mit seiner schauderlichen Fratze, den leuchtenden Augen und dem mächtigen Schwert in der Hand betrachte, fühle ich mich so klein und schwach.

In meinen Augen sind diese Schachfiguren wahre Kunst, jede Einzelne von ihnen. Jede von ihnen ist besonders: Der mächtige König. Die rote Dame mit ihrem angsterfüllten Blick, welcher in mir das Bedürfnis auslöst, sie zu beruhigen. Die sieben Bauern, bei denen ich mich jedes Mal frage, wo denn der achte geblieben ist oder ob ihn der Bildhauer einfach nur vergessen hat. Der weiße Reiter mit seinen roten Augen und den gefletschten Zähnen. Diese Figuren sind meine Lieblingsfiguren, doch auch die anderen, allesamt weiß, verzaubern mich immer und immer wieder. Der Vorbesitzer hat echt Geschmack!

Ich zeigte Tom den Rest des Hauses und den großen Garten, der Magret schon immer erfreut hat. Für den Schluss hob ich mir mein Lieblingszimmer auf, das Schachzimmer oben im Dachboden.

Zu dieser Tageszeit wird das Schachbrett im Zentrum des Raumes von der Sonne beleuchtet. Eine Form der Glückseligkeit regt sich stets in mir, wenn ich oben im Schachzimmer bin. Ein herrlicher Raum, in dem ich im Mittelpunkt stehe, in dem ich stark bin. Ich bot Tom eine Partie an. Zwar bin ich ein wenig eingerostet, da ich schon sehr lange keine Runde Schach mehr gespielt habe, aber für Tom reicht das doch allemal und Spaß haben wir schließlich beide daran. Und so gewann ich die Partie überlegen. Das war ein wundervoller Augenblick, dieser Sieg war wirklich ein Genuss.

Ich musste an dich denken, mein kleiner Engel. Weißt du noch, wie fröhlich wir früher gespielt haben?

Nun, mittlerweile war auch Magret auf den Beinen und half uns sogleich, die restlichen Sachen vom Umzug aufzubauen. Die Zeit zum Abschiednehmen war gekommen und ich erkannte Tränen in Magrets Augen.

Als wir in die Eingangshalle gingen, überkam mich ein wirklich seltsames Gefühl, für das ich mich irgendwie schäme. Ich wollte Tom loswerden, wollte ihn nicht mehr im Haus haben. Er ist unser bester Freund, daran habe ich keine Zweifel. Aber ich will ihn nicht mehr in unserem Leben haben. Jedes Mal ,wenn ich ihn ansah, jedes Mal wenn ich an ihn denke, erinnere ich mich wieder. Nein, ich will mich nicht mehr erinnern! Nie mehr!

James

...

Hi Leute,
nun auch der dritte Teil von James. Ich glaube, er ist mir besser gelungen als seine beiden Vorgänger. Freue mich wie immer über jede Art von Rückmeldung  Wink

LG

Virane

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Virane
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Beiträge: 142



Beitrag06.09.2012 17:19

von Virane
pdf-Datei Antworten mit Zitat

James 4.Teil braucht noch etwas Zeit, da ich gerade dabei bin, das Skript zu Ende zu schreiben und eine Vertonung vorzubereiten. Über eine Rückmeldung über Teil 3 würde ich mich freuen, damit ich weiß, worauf ich im weiteren Verlauf achten muss smile

LG

Virane


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