Was sollte man beachten, wenn man einen Charakter erstellt?

[Nihil]

Falls Ihr noch nie bewusst eine Figur entworfen habt, könnt Ihr Euch von der folgenden Vorlage inspirieren lassen. Sie umfasst sowohl Eckdaten, als auch soziale oder psychische Kriterien. Natürlich wurden die einzelnen Punkte nur umrissen. Es liegt an Euch, etwas daraus zu machen. Selbstverständlich müsst ihr bei einem Protagonisten mehr berücksichtigen und schreiben als bei einer Nebenfigur.

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Charaktererstellung


1) Äußeres

1.1) Steckbrief

→ vollständiger Name (Geburtsname, Titel, besondere Namen (z. B. Umbenennung bei Nonnen))
→ Alter & Geburtsdatum
→ Gewicht
→ Größe
→ Nationalität (Herkunft, Muttersprachen, in Fantasy und Science Fiction: die Rasse)
→ Beruf
→ Wohnsitz
→ Hobbies
→ Unterschrift (Wie könnte die Unterschrift dieser Person aussehen? Kantig und klein oder kurvenreich, verschlungen und mit weiten Abständen?)

1.2) Erscheinungsbild

→ Porträt (wörtliche Beschreibung oder passendes Bild, besondere physische Merkmale?)
→ Haar-, Augen- und Hautfarbe
→ Körperbau (klein, groß, gedrungen, schlaksig, krummer Rücken, muskulös, zerbrechlich, etc.)
→ Kleidungsstil (gehoben, ungepflegt, geschmackvoll oder nicht, Make-Up, Accessoires)
→ Auftreten (extrovertiert, schüchtern, unauffällig, nervig, sympathisch, etc.)


2) Eigenschaften

2.1) Privates

→ Psyche (Wie tickt eure Figur? Ist sie hilfsbereit und freundlich oder ein egomanischer Rowdy? Hat sie typische Verhaltensmuster? Hat sie Probleme? Eine psychische Krankheit? Welche fünf Eigenschaften beschreiben sie am besten?)
→ Selbstbild (übersteigert, selbstverliebt, gestört, Selbsthass, Selbstvertrauen, autoaggressives Verhalten, etc)
→ Ausdrucksweise (gebildet, grob, Teen-Slang, viel Fachsprache (Medizin, Rechtswesen, etc), Dialekt, typische Formulierungen)
→ Talente (In welchem Bereich ist eure Figur besonders (un)begabt? Was macht ihr Spaß, was weniger? Kann sie gut zuhören, aber ist furchtbar unsportlich?)

2.2) Soziales

→ Umgang mit Menschen (Familie, Freunde, Kollegen, Vorgesetzte, Fremde; Unterschiede? Rücksichtslosigkeit oder Mutterinstinkt? Fehden/Freundschaften mit anderen Charakteren?)
→ Status (gesellschaftlich, familiär, beruflich; am oberen oder am unteren Ende der Kette?)
→ Werte (Nächstenliebe, Kapitalismus, Nihilismus, eigene Philosphie: was steht im Vordergrund, was wird verteufelt?)
→ Religiösität (Christentum, Judentum, Islam, etc., starke Gläubigkeit, Integrität)
→ politische Ãœberzeugung (sozialistisch, liberal, faschistisch, usw.)

2.3) Narratives

→ Ziele (Träume, Wünsche, Hoffnungen, Ängste; was möchte die Figur im Laufe der Geschichte erreichen?)
→ Motivationen (Was treibt die Figur in ihren Handlungen an? Warum hat sie ein bestimmtes Ziel vor Augen?)
→ Handlungsweise (Was unternimmt die Figur, um ihr Ziel zu erreichen? Geht sie über Leichen oder gibt sie schnell auf?)
→ innerer Konflikt (mit welchen Problemen hat die Figur zu kämpfen? Welches Dilemma muss sie bewältigen?)
→ Bedeutung für die Geschichte (Haupt-, Neben-, Randcharakter? Häufige Auftritte, relevante Aussagen oder Handlungen?)
→ Sympathieträger (Soll diese Figur dem Leser sympathisch sein oder nicht?)


3) Entwicklung

→ Hintergrund (Sofern ihr den Charakter nicht von der Kindheit an begleitet: Was hat er bislang durchgemacht? Wie ist sein familiäres Umfeld? Welche Bildung hat er genossen? Welche einschneidenden Erlebnisse durchgemacht?)
→ Wandlung (Verändert sich der Charakter im Lauf der Geschichte? Was treibt ihn dazu? Entwickelt er sich zum Guten oder zum Schlechten? Minimal oder um 180°?)
→ Zusammenfassung (Was erlebt eure Figur? Beschreibt ihr Schicksal in wenigen Sätzen.)

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Die „Big Five“

Die Big Five sind ein fester Begriff aus der Psychologie, der versucht, die menschliche Persönlichkeit mit fünf grundlegenden Eigenschaften zu beschreiben: Neurotizismus, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für neue Erfahrungen und Verträglichkeit. (Als Gedächtnisstütze eignet sich, nach den englischen Begriffen, das Wort OCEAN.) Das mag dem ein oder anderen übertrieben erscheinen, bildet aber meiner Meinung nach eine sinnvolle Ergänzung zu dem Charakterbogen oben, der die eigentlich wichtigen Persönlichkeitseigenschaften nur als ein Punkt von vielen aufgeführt hat.

Man muss sich vorstellen, dass es für jeden dieser fünf Punkte zwei Extreme gibt. Wie auf einer Skala kann man für jede Eigenschaft einen Wert zwischen 0 und 100 vergeben. Ist man beispielsweise sehr offen gegenüber neuen Kontakten, spricht viele fremde Leute auf Partys an und nimmt Anteil am Leid anderer, hat man einen hohen Wert beim Punkt Extraversion. Die Bedeutung der Begriffe erkläre ich jeweils kurz und nenne charakteristische Adjektive für niedrige bzw. hohe Werte.
Obwohl es meistens eine Seite gibt, die man im Allgemeinen für positiver hält, gibt es hier weder gut noch schlecht. Ein hoher Wert bei Verträglichkeit kann so auch als Naivität und Unbedarftheit verstanden werden.


O: Offenheit für Erfahrungen (Openness to Experience)
Dieser Begriff beschreibt den Willen, neue Erfahrungen zu machen, den Umgang mit Unbekanntem und Ungewohntem sowie die Fähigkeit, sich selbst zu verändern bzw. dem Neuen anzupassen. Ein hoher allgemeiner Wert steht häufig auch für eine überdurchschnittliche Intelligenz und Kreativität.

Offenheit für Phantasie:
[nüchtern, rational – phantasiebegabt, kreativ]
     
Offenheit für Ästhetik:
[praktisch, zweckorientiert – Schönheitsdrang, Kunstwille]

Offenheit für Gefühle:
[neutral, abgeschottet – freier Ausdruck, Akzeptanz der Gefühle]

Offenheit für Handlungen:
[eingeschränkt, beeinflusst – zwanglos, neugierig]

Offenheit für Ideen:
[kritisch, zweiflerisch – anpassungsfähig, unterstützend]

Offenheit des Wertesystems:
[traditionell, alt über neu – neu über alt, modern]


C: Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness)
Dieser Punkt umfasst das eigene Vermögen zu Planung, Organisation und Durchführung von Aufgaben. Je höher der Wert, desto ordentlicher und strukturierter geht man vor, desto steifer und unspontaner ist man aber auch. Bei einem Wert von 0 ist man der Horror eines jeden Chefs.

Kompetenz:
[inkompetent, planlos – umsichtig, urteilsfähig]

Ordnungsliebe:
[nachlässig, unsystematisch – organisiert, pedantisch]

Pflichtbewusstsein:
[leichtfertig, unzuverlässig – pflichtbewusst, zuverlässig]

Leistungsstreben:
[unmotiviert, ziellos – ehrgeizig, fleißig]

Selbstdisziplin:
[chaotisch, willensschwach – beharrlich, diszipliniert]

Besonnenheit:
[kurzsichtig, spontan – besonnen, reflektiert]


E: Extraversion (Extraversion)
Diese Dimension beinhaltet die Häufigkeit und Intensität zwischen-menschlicher Interaktion, also wie häufig man das Gespräch mit anderen Menschen sucht und wie eng die geknüpften Kontakte sind. Das Erleben von positiven Gefühlen ist damit ebenfalls verbunden. Mit einem hohen Wert ist man sehr herzlich und offen, bei einem niedrigen ein Eigenbrötler.

Herzlichkeit:
[abweisend, kühl – freundlich, herzlich]

Geselligkeit:
[distanziert, verschlossen – gesprächig, kontaktfreudig]

Durchsetzungsfähigkeit:
[unentschlossen, unterwürfig – dominant, energisch]

Aktivität:
[gemächlich, langsam – hektisch, lebhaft]

Erlebnishunger:
[behutsam, vorsichtig – abenteuerlustig, risikofreudig]

Frohsinn:
[ernst, unbeteiligt – fröhlich, heiter]


A: Verträglichkeit (Agreeableness)
Verträglichkeit steht für das Verhalten gegenüber Freunden und Fremden und typischen Handlungsmustern im Alltag. Ein hoher Wert wird im Allgemeinen gewünscht und wird mit Aufrichtigkeit, Engagement für andere und der allgemeinen Umgänglichkeit assoziiert.
   
Vertrauen:
[misstrauisch, zynisch – gutgläubig, vertrauensvoll]

Freimütigkeit:
[arglistig, unehrlich – offenherzig, aufrichtig]

Altruismus:
[ichbezogen, selbstsüchtig – großzügig, hilfsbereit]

Entgegenkommen:
[rechthaberisch, streitsüchtig – gutwillig, versöhnlich]

Bescheidenheit:
[arrogant, wichtigtuerisch – bescheiden, genügsam]
 
Gutherzigkeit:
[mitleidlos, unbarmherzig – mitfühlend, verständnisvoll]


N: Neurotizismus (Neuroticism)
Neurotizismus ist der einzige negative Wert der Big Five. Er beschreibt die emotionale Instabilität bzw. Anfälligkeit für Stress. (Man hätte den Punkt auch als Emotionale Stabiltität festlegen können, um nur positive Werte zu verwenden, aber so ist es nun mal geläufig.) Das bedeutet, das ein hoher Wert hier eher unerwünscht ist und man bereits bei einer 4- in Mathe ein Häufchen Elend ist. Mit einem niedrigen Wert ist der Tod der eigenen Mutter zwar auch kein Spaß, aber sehr viel schneller verarbeitet.

Ängstlichkeit:
[angstfrei, unerschütterlich – beunruhigt, nervös]

Reizbarkeit:
[ausgeglichen, nicht leicht beleidigt – empfindlich, gereizt]

Depression:
[hoffnungsvoll, sorglos – entmutigt, schwermütig]

Soziale Befangenheit:
[selbstsicher, ungezwungen – schüchtern, gehemmt]

Impulsivität:
[kontrolliert, beherrscht – genusssüchtig, unkontrolliert]

Verletzlichkeit:
[stabil, stressresistent – sensibel, verletzlich]

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Die 14 Bedürfnisse des Menschen nach der Personality Research Form von Murray

– Leistungsstreben

– Geselligkeit

– Aggressivität

– Dominanzstreben

– Ausdauer

– Bedürfnis nach Beachtung

– Risikomeidung

– Impulsivität

– Hilfsbereitschaft

– Ordnungsstreben

– Spielerische Grundhaltung

– Soziales Anerkennungsbedürfnis

– Anlehnungsbedürfnis

– Allgemeine Interessiertheit