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Monolila


 
 
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Rea
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Beitrag16.07.2012 14:44
Monolila
von Rea
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Du und ich, wir sind ein eingespieltes Team. Verstehen uns blind. Wissen, was der andere denkt, was er braucht, handeln danach.
Unsere Rituale funktionieren. Perfektionierte Welt - seit Jahren.

Während ich aufstehe, sitzt du bereits am Küchentisch, trinkst deinen Kaffee und liest die Tageszeitung. Im Radio spielen sie gerade Queen.
Ich hoffe, dass die Katze mich anspringt, wenn ich die Treppe runterkomme, tut sie aber nicht, also führt mich mein erster Gang zu dir, ich wünsche dir einen guten Morgen, du legst deinen Arm um meine Taille und gibst mir einen Kuss, bei dem ich nichts fühle. Das lilafarbene Nashorn unter dem Tisch, das sehe nur ich.

Eine halbe Stunde später verlässt du das Haus, ich wünsche dir einen schönen Tag und beantworte das immer leiser werdende Geräusch deines Autos mit dem ersten tiefen Atemzug dieses Tages. Das Nashorn zwinkert mir schelmisch zu und legt sich auf unsere XXL-Couch.
Vor ein paar Jahren noch hätte ich jetzt angefangen, das Haus zu putzen. Inzwischen hebe ich mir das für die Wochenenden auf. Wie die Wochenenden früher ausgesehen haben? Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Zu lange her.

Im Laufe des Tages bekomme ich mehrere Nachrichten auf mein Handy und ich muss nicht einmal nachschauen, um zu wissen, dass sie nicht von dir sind. Geldverschwendung. Du hast schließlich keine Flatrate. Macht aber nichts, ich hätte ohnehin nichts zu berichten.

Als unser Hund einmal krank war, ja, da hab ich dir öfter geschrieben und dich auf dem Laufenden gehalten. Aber der ist jetzt schon fast ein Jahr tot. War die schlimmste Erfahrung meines bisherigen Lebens. Die Tierärztin hatte ihm seine Spritzen gegeben, ich lag mit ihm auf den kalten Fliesen und habe ihn heulend in den Tod gestreichelt, während du auf deinem Stuhl kauertest und nicht wusstest, was du mit mir anfangen solltest. Wenn ich daran denke, muss ich manchmal noch weinen, gebe mir aber immer Mühe, dass du es nicht bemerkst.

Am Abend kommst du von der Arbeit, die Katze schleicht zur Begrüßung um deine Beine und ich verschwinde mit einem „Na, wie war`s heute?“ in der Küche. „Hat der Peter schon angerufen?“, fragst du zurück. Ich kenne keinen Peter.

Ich decke den Tisch und stelle das Radio an, bevor ich mich setze; das Nashorn am Kopfende des Tisches sieht mich fragend an und ich überlege, ob ich einen Teller vergessen habe. Wir essen schweigend, was aber nicht auffällt, da ja das Radio läuft. Der Chicorée ist noch bitterer als sonst.

Später zappst du durch die Kanäle und bleibst bei irgendeiner Spielshow hängen. Ich sitze mit einem Buch am anderen Ende der Couch und versuche mich auf die Buchstaben zu konzentrieren. Manchmal gehe ich dann hinaus auf die Terrasse, beobachte den Abendhimmel und lausche dem Vogelgezwitscher, das aus dem Garten zu mir dringt. Wie groß die Sonnenblumen schon geworden sind, die ich im Frühling gepflanzt habe! Ich frage mich, ob du sie schon bemerkt hast.
Plötzlich lachst du laut auf. Vielleicht ist ein Kandidat gestürzt oder hat eine dumme Antwort gegeben. Du klopfst dir gröhlend auf die Schenkel und rufst, das müsse ich mir unbedingt anschauen.

Ich bin müde,  gehe zu dir, wünsche dir eine gute Nacht, du legst deinen Arm um meine Taille und du gibst mir einen Kuss, bei dem ich noch immer nichts fühle. Das lilafarbene Nashorn folgt mir die Stufen hoch ins Schlafzimmer und macht es sich in der Mitte unseres Bettes gemütlich. Da liegt es gut.

Ein neuer Hund wäre schön.



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saumhuhn
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S
Beitrag22.07.2012 11:08

von saumhuhn
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Ich konnte diese Geschichte von vorn bis hinten flüssig lesen, bin über keinen Satz, kein unpassendes Wort gestolpert und war vom Inhalt gedanklich gleich so gefesselt, dass die Fragen "warum?" und "wie wird es früher gewesen sein?" immer brennender wurde und zu eigenem Nachdenken anregte.

Der Text muss darauf keine Antwort geben. Was er bewirkt, genügt. Ich halte den Text für in jeder Hinsicht perfekt und hoffe, dass die Autorin nicht damit gerechnet hat, irgendwelche Ratschläge zu bekommen.

Lieben Gruß
saumhuhn
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gold
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Beitrag22.07.2012 11:20

von gold
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Guten Morgen, Rea,

leider keine Satire (im Gegensatz zu Kw), dafür bittere Realität: das Lila des Nashorns, leichenbitterblass...

Das nashorn gefällt mir, obgleich sich mir nicht ganz erschließt, wofür es steht. als etwas ganz Paradoxes, was die Situation noch grotesker erscheinen lässt, sozusagen als Untermalung?

das verbündete Nashorn, lila, monolila, das Lila der Monotonie...

Nashorn ist ein Dickhäuter, nur als dieses kann es diese Situation ertragen
im Ehebett und sonst auch.

Gern und mit einem tiefem Seufzer gelesen! Sad

Lg Gold


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Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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Gast







Beitrag22.07.2012 11:31

von Gast
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Guten Tag, Rea,

Auch mir gefällt das gut.

Zitat:
Eine halbe Stunde später verlässt du das Haus, ich wünsche dir einen schönen Tag und beantworte das immer leiser werdende Geräusch deines Autos mit dem ersten tiefen Atemzug dieses Tages.


Eines der Themen, die in tausend Variationen behandelt wurden, aber du schaffst es, wieder etwas Neues zu bringen. Mir gefällt, dass es nichts Klagendes hat, und trotzdem nicht oberflächlich bleibt, was ich da lese.

Das lila Nashorn kann - so sehe ich das - vom Leser besetzt werden, mit dem was er sich für Prota erdenkt oder gar erhofft ... es ist für mich alles möglich zwischen Resignation, Arrangement und abwartendem Hoffnungsschimmer.

Natürlich würde man ihr gern sagen, dass ein neuer Hund zwar schön wäre, aber dass das Leben mehr sein kann, der Blick weiter schweifen darf als bis zu den Sonnenblumen. Aber: sie ist, wie sie ist. Und die Autorin stellt fest.

Gern gelesen,
Lorraine
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Rea
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

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Beitrag22.07.2012 15:32

von Rea
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Hallo zusammen,

zu Beginn direkt ein herzliches Danke, dass ihr mich an euren Gedanken zu meinem Text habt teilhaben lassen!

saumhuhn hat Folgendes geschrieben:
... und hoffe, dass die Autorin nicht damit gerechnet hat, irgendwelche Ratschläge zu bekommen.

Ich gestehe: doch, hatte ich ehrlich gesagt schon ein bisschen  Embarassed , deshalb freut mich dein tolles Feedback wirklich sehr!

gold hat Folgendes geschrieben:
Nashorn ist ein Dickhäuter, nur als dieses kann es diese Situation ertragen im Ehebett und sonst auch.

Oha, da hast du etwas in diesem Text erkannt, das ich bewusst gar nicht hineingepackt hatte! smile
Die "dicke Haut", die in solchen Situationen sicher nützlich ist, gefällt mir allerdings richtig gut, danke für den Denkanstoß!

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt, dass es nichts Klagendes hat, und trotzdem nicht oberflächlich bleibt, was ich da lese.

Halleluja!  Laughing

Sooo, nun mal Butter bei die Fische.

Ich war mir sehr unschlüssig, ob diese kurze Episode nicht doch besser in einer meiner vielen Schubladen aufgehoben wäre, aber immerhin habe ich mich hier angemeldet, um Texte anderer Menschen zu kommentieren und im Gegenzug ein paar Meinungen zu meinem "Kram" zu erhalten. Habe ich mich etwa zehn Jahre nicht mehr getraut und es fällt mir enorm schwer, Selbstgeschriebenes zu beurteilen. Keine Rückmeldung zu erhalten, war für mich ein deutlicher Hinweis darauf, dass ich Mist produziert habe, es sich nur keiner zu sagen wagt ...  Rolling Eyes
Natürlich können noch immer negative Meinungen folgen, da ich euch aber auf positive Weise erreicht habe, wäre das nun völlig in Ordnung, das würd` ich verkraften.  Wink  

Kurzer Hintergrund zum Text:

In einer Diskussion zu den Panem-Büchern habe ich erwähnt, dass ich noch nie im Präsens geschrieben habe - das wollte ich nun erstmalig ausprobieren und weiß selbst nicht so recht, was ich davon halten soll. Muss ich mal sehen, ob ich das wiederhole, ist doch ziemlich gewöhnungsbedürftig.

Dann war mir wichtig, die Stimmung der Situation aus sich selbst heraus zu schildern und wenn Lorraine schreibt, dass sie nichts Klagendes aber auch nichts Oberflächliches gelesen hat, dann bin ich mit mir selbst zufrieden und scheine meine Aufgabe zumindest nicht völlig vergeigt zu haben.

Das Nashorn kann für all das stehen, was ihr genannt habt, ich hatte allerdings einfach nur eine Beziehung im Kopf, in der einer von beiden deutlich merkt, dass Schicht im Schacht ist, der andere davon allerdings nichts mitzubekommen scheint. Ursprungstitel war "Ich fühle was, was du nicht fühlst", vielleicht wäre er meiner Intention entsprechend passender gewesen. Aber wer weiß, vielleicht sieht er stattdessen ja auch etwas, was sie wiederum nicht wahrnimmt ...

gold hat Folgendes geschrieben:
... das Lila der Monotonie
Jo, kann man so stehenlassen. Die Monotonie innerhalb der Beziehung und die zugegebenermaßen tief aus der Klischeekiste gekramte Farbe Lilia, die für Einsamkeit, Unzufriedenheit, etc. steht.

Soviel dazu.

Nun denn, für mich, als jemanden, der sich sehr schwer tut, seine Texte rauszurücken, war es ein Geschenk, euch als erste Kommentatoren gehabt zu haben - nochmals danke!  

Tschüss und wech,
die Rea


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Philousophie
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Beitrag27.07.2012 13:31

von Philousophie
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Genial smile Bin begeistert von diesem Text.

Lob hast du ja schon verdient bekommen, diesem stimme ich zu.
Einziger Verbesserungsvorschlag:

Die Passage mit dem Hund, der gestorben ist.
Der ganze Text wirkt eher kühl und abwesend, als würde die Protagonistin die Beziehung von außen betrachten, als hätte sie als Person einen kleinen Abstand zwischen sich den Außenwänden ihres Körpers. Der Hund berührt sie offensichtlich tiefer. Das sollte entweder auch als tieferer Einschnitt dargestellt, der nicht von außen unterbrochen wird, oder als Ganzes gespielt gleichgültig beschrieben werden.
Das "Als" und "einmal" sind da zum Beispiel Stolpersteinchen.

Super Text.

Gruß
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Rea
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Beitrag27.07.2012 19:24

von Rea
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Liebe Lou,
danke für deinen Kommentar, du hast die Prota recht exakt so beschrieben, wie ich sie mir gedacht hatte. *freu*

Philousophie hat Folgendes geschrieben:
Der Hund berührt sie offensichtlich tiefer. Das sollte entweder auch als tieferer Einschnitt dargestellt, der nicht von außen unterbrochen wird, oder als Ganzes gespielt gleichgültig beschrieben werden. Das "Als" und "einmal" sind da zum Beispiel Stolpersteinchen.

Hier brauche ich deine Hilfe.
Mir sind mittlerweile einige Wörter aufgefallen, die ersatzlos gestrichen werden könnten, das von dir genannte 'einmal' gehört dazu. Ich denke aber, du meintest etwas anderes, komm` aber nicht so ganz dahinter, was ... Kannst du mir nochmal anders sagen, wie du es besser fändest? Mit 'Als unser Hund krank war' ist es deinem Enpfinden nach ja vermutlich nicht getan, richtig? Würd gern verstehen, was du meinst. smile

Einen schönen (wenn auch viel zu schwülen  Neutral ) Abend wünsch ich dir!
Rea


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Philousophie
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Beitrag27.07.2012 20:47

von Philousophie
Antworten mit Zitat

Hmm.. also du änderst da direkt mit dem "als" sehr abrupt die Art, wie die Protagonistin erzählt. Der Rest spielt sich innerhalb eines Tages ab. Du beschreibst einen Trott, der zwischen zwei Menschen entstanden ist, im Alltäglichen. Die Passage mit dem Hund sollte meiner Meinung nach nicht zeitlich eingeordnet werden, weil es die Gedanken der Protagonistin an diesem einen Tag sind. Lass sie nicht zu weit zurückschweifen, sondern bring' am besten zumindest den Anfang kühler rüber. Das emotionalere kann sich ja dann schon innerhalb der Passage entwickeln. Ein Beispiel:

Wäre der Hund krank, würde ich dir öfter schreiben. Dich auf dem Laufenden halten. Wie damals. Aber der ist ja jetzt schon tot.

Und dann langsam das Emotionale aufbauen.

Hoffe, das Beispiel zeigt, was ich meine wink

Lieber Gruß smile
Lou
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Rea
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Beitrag27.07.2012 21:12

von Rea
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Ach so, danke, jetzt verstehe ich, was du meinst.

Das muss ich mal überdenken und wirken lassen. Ein gewisser 'Bruch' war an dieser Stelle durchaus beabsichtigt, aber vielleicht könnte man das auch eleganter lösen. Heute wird das aber nix mehr, lieben Dank für die Anregung, die nehm ich nachher mit ins Bett. smile

Grüßlis,
Rea
(die nun Feierabend macht und die Eröffnungsfeier in London anschauen geht)


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BlueNote
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Beitrag27.07.2012 21:52

von BlueNote
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Hi Rea,

mir hat deine Geschichte auch recht gut gefallen und ich habe sie sehr schnell gelesen (weil sie irgendwie spannend war.)

Zwei Anmerkungen hätte ich zu machen: Zunächst dachte ich, das lila Nashorn stände für eine psychische Störung (die Protagonistin sähe dieses Tier tatsächlich). Wenn ja, wäre für meine Begriffe dieses Problem zu lapidar in der Geschichte abgehandelt.

Dann hätte ich es gut gefunden, wenn du den Leser etwas diffiziler hättest merken lassen, dass die Frau für den Mann nichts mehr empfindet. Im Grunde macht die Ehefrau ihrem Mann mit fast jedem Satz Vorwürfe, tut aber so, als ob das gar keine Vorwürfe seien und sie nur Tatsachen berichtete (ein gängiges Muster in so mancher ehelicher Beziehung).

Naja, wenn du diese Punkte änderst, hättest du wohl eine ganz andere Geschichte ...
Der Telegrammstil kommt jedenfalls gut und die spontane Schreibe auch. Die geht wahrscheinlich verloren, wenn du zu viel überarbeitest.

Vielleicht dann doch so lassen wie es ist ...
(Der Titel ist ein bisschen arg plakativ!)

BN
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Philousophie
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Beitrag27.07.2012 22:02

von Philousophie
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Also ich bin dann wohl doch eher für lassen, wie es ist. Klar, sollte man an nem Text feilen und schleifen, aber am Ende soll nicht jeder Text gleich aussehen.

Wenn du das mit dem Hund als Bruch bewusst gemacht hast und, was du ja selbst auch angemerkt hast, ein paar einzelne Wörter streichst bzw veränderst (in dieser Passage vorallem), find ich's ebenso gelungen wie den Rest des Textes.

Gute Nacht trotz vieler Überarbeitungsgedanken
Lou
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BlueNote
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Beitrag27.07.2012 22:08

von BlueNote
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in so mancher ehelichen Beziehung
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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag27.07.2012 23:06

von Stimmgabel
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-


Hi Rea,

sauberste Sprachführung – sehr flüssig zu lesen, gefällt Smile / aber auch gleichklängig ...

Zum Text selbst:

mMn fehlen da kleine extra links, um einerseits die Fährte hierin etwas anzudeuten, andererseits, um vllt dem Text paar kleinste, den Lesefluss störende Brüche hinzuzufügen – gerade, weil so sauber im selben Gleichklang geschrieben.

Zum Inhalt:
Vllt ja abstrus meine Deutung – aber für mich ginge es gut so Wink , war auch meine, beim Lesen mehr und mehr Deutung ...

Ein beginnend vereinsamendes Li hat den Tod seines damaligen Partners nicht verarbeitet (letztlich nicht überwunden), und fanatsiert quasi heute immer noch sein Dasein(Partner) als real vorhanden – spricht mit ihm, Küsse werden ausgetauscht, usw ...

Doch – da ist aber auch dieses nicht-mehr Fühlen können zum nicht mehr realen-Partner, obwohl vom LI ins echte Leben reinfantasiert.

Und aus diesem letztlich noch vorhandenen Konflickt im LI (zumindest halbbewusst), dass da Irrealität mit Realität vermischt wird – der im LI rumrumort (also noch nicht Auflösung dieser Irrealität),
schaft sich das Li eine wiedrum irreale zweite Kompensations-Ebene, eben die des lilafarbenen Nashorns, dass quasi Gefühlsneutral im LI Jetztleben auftauchen kann – und vllt deswegen ein Nashorn, also etwas irreal Großes, um wiedrum hierin die irgendwie noch empfundene Irrelität selbst unbewusst bedeuten zu können

Und am Schluss die für mich eine Möglichkeit, dass LI noch nicht komplett Neuro-vereinsamt ist, da es eben anstatt des Nashorn doch lieber einen realen Hund wieder möchte. Quasi doch wieder zurück in die reale Welt möchte ...

Könnte aber auch anders herum sein,

dass vllt dieser Hund im Text ein grundsätzliches Funktional, weiteres Abbild für den ehemaligen Partner darstellt, der gestorben ist (wie auch der Hund) - und hierin der Knackpunkt verborgen liegen könnte, dass Li mit dem anersehnten neuen Hund, letztlich einzig seinen ehemaligen Partner zurück haben will – dann also doch schon eine vorliegende, pathologische Neuso-Vereinsamung.

Rea, mal so meine Deutung, interessant hier zu lesen Smile / tschüss Stimmgabel

--


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Sam62
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S
Beitrag28.07.2012 10:26

von Sam62
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Sehr guter Text!  Fast sachliche Beschreibung einer gestorbenen Liebe. Deshalb würde ich den Abschnitt, der den Tod des Hundes behandelt, einfach streichen. Macht den Text noch gruseliger. Nur meine Meinung!
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Rea
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Beitrag28.07.2012 16:51

von Rea
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Hallo zusammen,

ich möchte nur schnell Bescheid sagen, dass ich übers WE nicht dazu komme, zu antworten, das muss bis Montag warten. (Nicht dass ihr denkt, ich reagiere auf eure Anmerkungen nicht ...)
Bin auch schon wieder weg, die Arbeit ruft. DANKE für eure Rückmeldungen und ein schönes Wochenende!

Leicht gestresste Grüße,
Rea


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fancy
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Beitrag28.07.2012 17:45

von fancy
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Hallo Rea,

vom ersten Satz an war ich gefangen. Dieser Text zeigt sehr gut, dass manche Dinge nur in dieser Form autentisch rüberkommen. Hättest du als Außenstehden über die Frau berichtet, wäre sehr viel auf der Strecke geblieben.

Wenn du sagst, du hast einige Füllwörter zu viel im Text, lass ihn zum Beispiel hier http://www.letter-factory.com/elektorat.php durchlaufen. Der findet sie alle. (Mach ich mit meinen auch immer.)

Ansonsten würde ich nichts ändern. Auch die Stelle mit dem Hund nicht. Ich glaube zwar nicht, dass der Tod des Hundes der Beginn der auseinanderbrechenden Beziehung war, aber er zeigt, wie unbeholfen der Mann im Umgang mit seiner Frau ist.

Allerdings sehe ich das Nashorn als den Anfang einer psychischen Störung, die, wenn nichts dagegen unternommen wird, immer schlimmer wird. Sie sieht lieber Fantasiegestalten, als ihr Leben zu verändern. Man möchte sie rütteln und schütteln und ihr sagen, dass es noch lange nicht zu spät ist.

Wenn alle deine Texte so intensiv, sprachlich ausgereift und durchdacht sind, ist es eine Schande, sie in der Schublade versauern zu lassen.

Liebe Grüße

fancy


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Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
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Rea
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Beitrag30.07.2012 10:10

von Rea
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Hallo, alle zusammen,
vielen lieben Dank für eure Kommentare! Wenn ich das alles so lese, habe ich das Gefühl, manch einer hat meinen Text besser verstenden, als ich selbst, hihihi.

An einigen Stellen bin ich mir selbst nicht sicher, ob ich sie 'so' oder doch besser ganz anders hätte schreiben sollen. Ich denke, dass die Story hauptsächlich von ihrem Rhythmus getragen wird - ein fast schon monotoner Schreibstil für die Skizzierung der Monotonie innerhalb der Beziehung. Einerseits bin ich froh, dass das geglückt zu sein scheint, andererseits stimme ich euch natürlich zu, dass dieser Gleichklang auch gewisse Gefahren birgt. Soooo lang ist der Text ja nicht, da mag das gehen, noch zwei Seiten mehr wären aber eventuell nur schwer lesbar gewesen. Die Dosis macht`s halt ...

Sicher hätte das Nashorn stellvertretend für eine psychische Störung stehen können, dann würde die Geschichte in eine völlig andere Richtung gehen und ich hätte vermutlich in abgehackten, verwirrten Sätzen und Gedanken versucht, die 'Verrücktheit' der Prota darzustellen. So ist es einfach nur das Sinnbild des Offensichtlichen und dennoch zugleich Unsichtbaren.

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Naja, wenn du diese Punkte änderst, hättest du wohl eine ganz andere Geschichte ...
Richtig, BlueNote, das empfinde ich auch so, deshalb bin ich mir auch sehr unschlüssig, ob ich denn überhaupt allzu viel ändern möchte. Es käme vermutlich etwas völlig Neues bei raus.

Den Hund muss ich aber auf jeden Fall beibehalten, Sam, in ihm sehe ich sowas wie die (naive) Hoffnung auf eine eventuelle gemeinsame Zukunft, gäbe es dann ja womöglich wieder etwas, worüber man sich austauschen könnte. War mir wichtig, diese Möglichkeit nicht völlig auszuschließen, dafür denke ich einfach zu positiv. wink

Jooo, was gibt`s noch? Öhm ... ach so, klar, @Stimmgabel: Knaller, was du für dich aus dieser Szene herausliest. Da kann ich auch kaum was zu sagen, denn letzten Endes hatte ich beim Schreiben ja etwas ganz anderes im Kopf; dass deine Interpretation für dich dennoch stimmig ist, freut mich enorm, denn ganz egal, was ich aussagen möchte, der Leser ist es letztlich, der einem Text die Bedeutung verleiht und wenn du zu einem Verständnis gelangst, das für dich passt, dann ist das super und ich sage nochmal extra danke dafür, dass du mir so tiefsinnige Gedanken überhaupt zutraust. wink Huch, was war`n das für`n Satz ... *Notizbuch aufklapp und notiere: Öfter mal nen Punkt machen!*

Au weia, wenn ich nicht gleich aufhöre, wird mein Kommentar länger als meine Geschichte, aber liebe fancy, dich mag ich mal eben noch dolle drücken. Deinen letzten Satz ziehe ich seit Samstagabend hinter mir her, wie Linus seine Kuscheldecke ...

Was Verbesserungen angeht, wird es sich wohl auf das Ausmerzen einzelner Worte beschränken. Ich hoffe, das wirkt nicht 'kritikresistent', ich will nur nichts völlig Neues produzieren - vielleicht lieber mal eine gänzlich neue Geschichte posten, das ist die größere Herausforderung.  (Bin halt ein Schisser, was will ich machen. Embarassed )

Einen schönen Wochenstart und herzliche Grüße,
Rea


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Philousophie
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Beitrag30.07.2012 11:11

von Philousophie
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ich stimme zu 100% für "neue Geschichte posten"!
bin gespannt smile

Dass du nicht allzu viel änderst, finde ich gut. Du hast das in deinem Stil geschrieben und mehr Lob als Verbesserungsvorschläge geerntet, was wohl bedeutet, dass dein Text im Ganzen stimmig, gut lesbar bis begeisternd ist.

Lieber Gruß,
Lou
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fancy
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Beitrag30.07.2012 19:44

von fancy
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Zitat:
... aber liebe fancy, dich mag ich mal eben noch dolle drücken. Deinen letzten Satz ziehe ich seit Samstagabend hinter mir her, wie Linus seine Kuscheldecke ...


Völlig zu Recht! War mein voller Ernst.


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Merlinda
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Beiträge: 26



Beitrag31.07.2012 18:12
Hallo Rea
von Merlinda
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Dankeschön, dass du mich gleich so lieb begrüßt hast.
Da ich mich hier ja noch nicht so wirklich auskenne, dachte ich mir, ich schaue einmal auf deiner Seite vorbei und da bin ich über diesen Text gestolpert. Und ich bin ja immer so neugierig Embarassed Also habe ich ihn angeklickt.



Ich hoffe, dass die Katze mich anspringt, wenn ich die Treppe runterkomme, tut sie aber nicht, also führt mich mein erster Gang zu dir, ich wünsche dir einen guten Morgen, du legst deinen Arm um meine Taille und gibst mir einen Kuss, bei dem ich nichts fühle.
--> Oh je, ich ahne es. Da hat wohl die Realität das Liebesglück eingeholt, was? Diese Beschreibung der Situation finde ich klasse

War die schlimmste Erfahrung meines bisherigen Lebens. Die Tierärztin hatte ihm seine Spritzen gegeben, ich lag mit ihm auf den kalten Fliesen und habe ihn heulend in den Tod gestreichelt, während du auf deinem Stuhl kauertest und nicht wusstest, was du mit mir anfangen solltest.
--> Oh je! Die Arme!

Hm ... Also den Text finde ich richtig gut geschrieben. Dein Schreibstil ist schön anschaulich und irgendwie kann man sich in die triste Stimmung deiner Hauptperson gut hineinversetzen. Aber mit dem Nashorn weiß ich noch nichts anzufangen ... Kannst du mir das eventuell erklären?
Tut mir echt leid, dass ich das nicht kapiere  Crying or Very sad Gehört das zu einer Art geistigen Störung? (Hoffentlich habe ich da nichts falsch hineininterpretiert ...)
Auf jeden Fall hat mir der Text gefallen. Punkt   Very Happy

Liebe Grüße,

Merlinda


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Beitrag31.07.2012 18:56

von Rea
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Liebe Merlinda,
schööön, dass du direkt mal hier reingeschaut hast, danke für's Lesen!
Magst du vielleicht meine Antworten lesen, die ich hier bereits gegeben habe? Ich denke, dann wird's klarer ... wink

Danke für deine Rückmeldung,  dass du dich gut in die Prota hineinversetzen kannst, freut mich sehr! smile

Liebe Grüße,
Rea


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MM
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M
Beitrag03.08.2012 21:55

von MM
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Erst vor Kurzem eine Trennung hinter mir habend, hat mich deine Geschichte sehr traurig gemacht ... das zeigt wohl, wie gut du die Situation beschrieben hast.

Gerne gelesen, dennoch nun weinend.

MM
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