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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 06/2012
Die Spinnen


 
 
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag18.06.2012 20:00
Die Spinnen
von Mr. Curiosity
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Die Spinnen

"Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt."


Der Tag begann mit dem Blick durch das Wohnzimmer: Vier weiße Wände. Das schwarze Sofa. Der Fernseher. Die Bourbon Flasche. Das Fenster.
In den letzten Wochen hatten die Spinnen sich vermehrt. Zu tausenden krabbelten sie über das Parkett, so schnell, es war unmöglich, auch nur eine davon zu zertreten.
Ein Grund zur Sorge war das nicht.
Sie kannte die Spinnen. Sie wusste, keine davon war wirklich giftig. Und wenn sie wollte, würde sie diese einfach aufsammeln und aus der Wohnung entfernen.
Die Spinnen webten ihre Netze durch den Raum und hielten die Fliegen fern. Manchmal hatten diese dermaßen laut gesummt, sie hatte nicht mehr gewusst, ob sie nicht schon in ihrem Kopf waren. In den Netzten verendeten sie nach einer Weile.
Entspannt lehnte sie sich in den Sessel. Die Kälte im Wohnzimmer bedeutete Winter. Das Licht der Mittagssonne durchdrang gedämpft das Gewebe aus Netzen vor dem Fenster. Ein weiches Müdigkeitslicht, mit schwarzen Flecken übersät, den reglosen Spinnenkörpern.
Gegen Nachmittag summten die Türklingel und das Telefon. Sie wollte niemanden sehen. Heute war der Tag der Erinnerung. Sie griff sich das kleine Fläschchen Aftershave von dem Wohnzimmertisch und tropfte etwas davon auf ihren Arm. Tief sog sie den Vanille-Geruch ein. Vaters Parfum. An diesem Tag vor zehn Jahren hatte er sie verlassen.
Dann ging sie zum Kassettenrekorder und schob „Chinatown“ hinein. Sein Lieblingsfilm. Die einsame Trompete, das Piano, in ihrer Hand der Bourbon. Sie trank die Spinnen im Glas mit und versank im Müdigkeitslicht.
Die Spinnen befielen jede Stelle ihres Körpers, eine flirrende Brailleschrift der Erinnerung. Kalt wurden sie und flüchtig wie Tropfen.
Der Film verstummte. Der Fernseher rauschte.

Sie war wieder 16 und stand unter dem Vordach der Disco, um sich vor dem Regen zu schützen.
Sie musste zum Bahnhof. Der Zug würde lange fahren, dort könnte sie schlafen. Und würde man sie wecken, so gäbe es noch andere Züge. Diese Nacht würde sie überstehen, auch ohne sich ein Bett „erkaufen“ zu müssen.
Als ihr Tränen über die Wangen liefen, trat sie verwirrt für einen Moment in den Regen.
Soll ich dich zur Bahn bringen? Sie drehte sich um. Ein Mann war aus dem Verborgenen getreten. Mit dem grauen Mantel, dem über den Kopf gezogenen Hut und seiner Zigarette sah er aus, wie eine der Film-Noir-Gestalten aus Vaters Lieblingsfilmen. Ein Phantom, das sich in der Dunkelheit jeden Moment in Rauch auflösen könnte.
Sie hatte das seltsame Gefühl, den Mann zu kennen. Nur nicht aus dieser Welt. Vielleicht aus einem früheren Leben.
Mechanisch nickte sie und schämte sich sofort, beeindruckt auszusehen. Ja, danke, sagte sie entschlossen und er klappte einen weißen Schirm auf. Sie gingen durch den Regen, bis zur Parkplatzfläche des Supermarktes, eine graue Wüste, hinter welcher der Bahnhof lag.
Hier hielt der Mann und bevor sie fragen konnte, sagte er, du musst nicht mit dem Zug fahren, ich habe einen Wagen, er holt uns hier ab.
Der schwarze Bentley fuhr vor. Sie schüttelte ihren Kopf. Woher kenne ich dich?
Der Mann schwieg zunächst, das Gesicht immer noch im Schatten.
Ich verrate es, wenn du einsteigst.
Mutters Worte im Kopf: Nicht bei Fremden einsteigen. Sie zögerte umso weniger und stieg ein. Der Wagen fuhr los.
Mein Name ist Jeremias, Eva.
Erschrocken rückte sie weg von ihm.
Woher weißt du meinen Namen?
Jeremias zog an seiner Zigarette.
Ich kannte deinen Vater Dermot wir haben uns oft in Harry’s New York Bar getroffen. Er mochte den Jazz dort. Du bist ihm sehr ähnlich weißt du das?
Sie fragte sich, wieso sie nicht zornig wurde, obwohl er behauptete, Vater gekannt zu haben. Stattdessen befiel sie tiefe Traurigkeit. Hoffentlich sah er bei dem Regen in ihrem Gesicht nicht ihre Tränen. Aber warum war ihr das wichtig? Im Radio lief die Melodie von „Chinatown“. Ein Pianist, in dem einst ein Sturm getobt hatte, von dem nur Tropfen geblieben waren, die er auf die Tasten fallen ließ. Ein Trompeter spielte in eine Dunkelheit ohne Publikum.
Tief holte sie Luft und fragte: Woher willst du wissen, dass ich ihm ähnlich bin?
Ich habe dich viel beobachtet. Du bist wie Jazz. Oft auf Abwegen. Man hat Angst ob du in dein Motiv zurückfindest. Nicht alle verstehen Jazz. Manche wie dein Vater haben ihre Einsamkeit nie verkraftet.
Sie nickte vor sich hin.
Hat er jemals etwas gesagt? Über meine Schwester und meine Mutter? Oder … über mich?
Er sagte er würde dich sehr lieben. Es tut ihm leid dich alleine bei ihnen gelassen zu haben. Eine leere Übelkeit machte sich in ihr breit. Auf der Scheibe verbanden sich die Tropfen wie Erinnerungen und rannen umso schneller hinfort, durchsichtig, ungreifbar, kaum Gedanken, sondern nur Bewegungen, durch die sie verschwommen die Lichter der Stadt sehen konnte.
Du bist wunderschön egal was sie dir sagen. Du bist so schön dass es mich jedes Mal schmerzt wenn ich dich sehe.
Jeremias machte ihr Angst. Gleichzeitig aber prickelte in ihr auch dieses Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte.
Er hatte eine Kopfschmerzstimme. Sie mochte den Gedanken, dieser Schmerz zu sein, in ihm heranwachsen, ihn um den Verstand bringen zu können.
Jeremias legte seinen Arm auf die Sitzlehne. Etwas betäubte sie, sie wusste nicht was. Seine Finger schlichen aus dem Dunkel der Ärmel, Tiere aus Höhlen, so unendlich langsam. Der Wagen fuhr schneller. Die Geschwindigkeit presste sie in die Rückenlehne. Sie hielt den Atem an. Schloss die Augen. Das Rot der Ampeln pulsierte in die Fahrerkabine. Die ganze Stadt musste leer sein. Da waren nur sie beide. Als sie fühlte, zu ersticken, löste Jeremias das Band aus ihren Haaren. Luft flutete ihren Körper und seine Finger waren überall auf ihrer Haut.
Das Pulsieren endete. Nichts als das Rauschen des Autos entlang der Gartenmauern.

Das Zimmer war halbdunkel, als sie erwachte.
Sie schaltete den Fernseher aus. Zeit, etwas zu essen.
In der Küche schmierte sie sich zwei Scheiben Brot. Das hatte sie in Massen tiefgekühlt. So müsste sie kein Neues kaufen. Sie verstrich die Butter so dünn wie möglich.
Die Spinnen waren mehr geworden. Am nächsten Tag würde sie einen Besen nehmen und sie wegkehren.
Sie ging zögerlich zum Küchenfenster und schaute durch die Staubschicht hinaus auf die vom Abendlicht beleuchtete Straße. Auf der anderen Seite verkaufte ein Mann Brathähnchen. Tief sog sie den Duft ein. Lange hatte sie keines gegessen. Vater hatte Brathähnchen gerne gemocht. Sie erinnerte sich, das beste Stück hatte er ihr immer zwischen die Lippen geschoben und es selber genossen, wenn sie aß.
Sie betrachtete ihre durchsichtige Spiegelung. So konnte sie nicht raus gehen. Verschwinden würde der Stand ohnehin nicht. Am nächsten Tag würde sie das Abendessen dort besorgen.
Vor der Tür ihres Wohnhauses versammelten sich eine Frau, ein großes und ein kleines Mädchen. Die Frau und die Große spannten ein Seil. Das kleine Mädchen stellte sich zwischen die beiden und sie schwangen das Seil, erst langsam, dann immer schneller, bis es verschwamm. Die Frau und die Große kreischten, lachten, die Schuhe der Kleinen klackerten lauter und lauter.
Ihr wuchsen Schweißtropfen aus der Stirn.
Sie taumelte in den Flur und verfing sich in einem der Netze. Stürzte. Schlug mit dem Hinterkopf schmerzhaft auf.
Was war los mit ihr? Zitternd drückte sie sich hoch und schwankte ins Bad. Vielleicht könnte sie die Verwirrung mit einer Dusche fortspülen.
Der Knauf quietschte beim Aufdrehen des Wassers. Als es eiskalt auf ihre Haut traf, verkrampfte ihre Lunge und sie japste auf. Doch es half. Ihr Atem beruhigte sich. Das Gelächter der Frau und des großen Mädchens und das Klackern der Schuhe lösten sich in ihren Gedanken auf.

Nacht war eingekehrt. Tropfend von der Dusche ging sie in das Wohnzimmer zurück und stellte den Fernseher ab. Danach goss sie sich ein Glas Rotwein ein.
Lange ist es her, raunte etwas hinter ihr.
Sie drehte sich erschrocken um. Jeremias saß auf dem Sofa. Aus seinem Ärmel krabbelten Spinnen. Finger gleich strichen seine Blicke über ihre Haut. Sie versuchte, wie in dem Taxi, sich nichts anmerken zu lassen.
Was willst du hier, fragte sie so hart sie konnte.
Auf dem Parkett sehen deine nassen Fußspuren wie Noten auf Notenpapier aus geisterhaft flüchtig wunderschön.
Jeremias schritt unendlich langsam auf sie zu.
Wie Jazz, sagte er, als er direkt vor ihr stand. Sein Gesicht lag weiter im Schatten.
Der Duft des Vanilleparfums. Sie legte ihre Arme um ihn und gefror. Er setzte sie auf den Sessel. Sie wirbelte den Wein in ihrem Glas.
Es tut mir leid dass ich so lange fort war auch ich verlasse mal meine Motive doch ich hatte Sehnsucht nach dir solche Sehnsucht nach diesem Schmerz.
Seine Kopfschmerzstimme klang immer verschwommener. In ihren Körper kehrte etwas Wärme zurück. Sie wusste, er begehrte sie so sehr, sie machte ihn wahnsinnig. Er hatte keine Macht. Jeremias schnüffelte an ihrem Hals. Seine Hand krallte sich in ihre Schulter. Sie biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Wer war bei dir? Niemand, sagte sie. Der Wein wirbelte immer schneller im Glas. Ich kann ihn riechen, presste er hervor und: Bitte verlass mich nicht … Seine Hand wanderte über ihre Brüste, ihren Bauch hinab zwischen ihre Beine. Sie erbebte. Alles flackerte, als bestünde der Raum nur noch aus Spinnen. Dann stöhnte sie auf, zerdrückte das Glas. Schmerz durchzuckte ihre Finger und der Wein ergoss sich schwarz auf das mondlichtweiße Parkett. Mit jedem Bluttropfen wurde sie schwächer. Sie sank an Jeremias hinunter auf den Boden.
Es war so kalt.
Er hielt sie nicht fest. Als sie wieder aufsah, war er verschwunden.

Sie blinzelte vom Morgenlicht. Das Zimmer war weiß von Netzen, übersät mit schwarzen Punkten. Morgen würde sie einen Staubsauger nehmen und alle entfernen.
Sie wusste die Uhrzeit nicht. Nur, dass es zu früh zum Aufstehen war. Sie lehnte sich zurück, atmete schwer. Die Spinnen krabbelten durch ihren Mund, bis in ihre Brust. Langsam webten sie ein Netz um ihr Herz.

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BlueNote
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Beitrag18.06.2012 21:33

von BlueNote
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Puh! Der Schluss ist heftig! Zunächst dachte ich mir, das mit den Spinnen ist mir schon zu arg. Aber der Schluss hat mich dann doch mit allem versöhnt. Zunächst dachte ich auch, der Text bemühe sich sehr um Extravaganz ... Aber im Nachhinein, wird der Text immer besser.
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lady-in-black
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Der goldene Käfig Extrem Süßes!


Beitrag20.06.2012 08:12

von lady-in-black
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Aus Zeitgründen von mir ausnahmsweise auch mal ein neutraler Kommentar.    rotwerd

Vielleicht später noch einmal mehr.   Cool


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- Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt.
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Schreibmaschine
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Beitrag20.06.2012 11:50

von Schreibmaschine
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Der Text bietet reichlich Raum für Interpretationen. Die vielen Bilder und Gleichnisse und die Balance zwischen äußerer und innerer Handlung, ebenso wie das Schwanken zwischen (vermeintlicher) Realität und Traumwelt machen diese Geschichte interessant.
Schade finde ich jedoch, dass die zentrale Aussage (und sei es nur die oberflächliche/ vorgeschobene) nicht klar erkennbar ist. "Gefangen" ist das Thema und diese Geschichte bietet reichlich Möglichkeiten "Gefangenschaft" in der Handlung wiederzufinden und hineinzuinterpretieren. Jedoch bleibt das Thema innerhalb der Gefangenschaft mir persönlich zu waage.
Darüber hinaus hätte ich mir gewünscht, wörtliche Rede in Anführungsstrichen zu sehen. Auch wenn alles nur im Kopf der Protagonistin passiert, sollte eine gewisse Form gewahrt bleiben. Das Gleiche gilt für die Absatzsetzung, die leserfreundlicher hätte gestaltet werden können.
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Beobachter
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Beitrag20.06.2012 15:17

von Beobachter
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Die metaphorischen Spinnen krabbeln gerade meine Arme hoch und runter, und das ist nicht angenehm. Angenehm zu lesen hingegen ist dein Text schon, auch wenn ich keine Ahnung habe, worum es geht oder warum ständig hin- und hergesprungen wird in der Zeit/Erinnerung. Seltsam. Nicht schlecht, aber seltsam. Nach meiner Interpretation daher eindeutig E.  Wink

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Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen - nicht umgekehrt.
- Jean Cocteau
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Kissa
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Wohnort: Saxonia
Der silberne Spiegel - Lyrik Silberne Neonzeit


Beitrag20.06.2012 18:38

von Kissa
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Eine anrührende Geschichte. Wunderbar!

Viel Glück!
Kissa


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"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."

Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

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Mardii
Stiefmütterle

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Beiträge: 1774



Beitrag20.06.2012 23:28

von Mardii
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Mich machen die verschiedenen Zeitangaben stutzig. Einmal, im einleitenden Abschnitt, hat Sie den Vater seit zehn Jahren nicht mehr gesehen, dann in der folgenden Rückblende, als Sie sechzehn ist, hat der Vater Mutter und Schwestern verlassen. Ist er später zu Ihr zurückgekehrt?

Die Spinnen, die über Ihren Körper kriechen, sie einspinnen, durch ihren Mund in sie eindrngen, bilden eine Analogie zu der Vergewaltigung in Jeremias Auto. Aber vielleicht ist es auch keine Vergewaltigung und ich sehe zu sehr den Zusammenhang der Spinnensymbolik mit der freudschen Deutung in der Psychoanalyse, die besagt Angst vor Spinnen bedeutet einen Zusammenhang mit der Sexualität. Nur scheint Sie keine Angst vor den Spinnen zu haben.

Dann die Freundschaft von Jeremias und Ihrem Vater. Dermot und Jeremiah. Bei Google fand ich dies: The name Dermot is a variant of Jeremiah. Und dann das Parfum mit dem Vanilleduft.

Hm, was fange ich mit diesen Informationen an?
Vielleicht ist Sie schon von ihrem Vater missbraucht worden. Vielleicht liebte sie ihren Vater aber auch so, wie Freud das mit dem Penisneid beschreibt und lehnt dadurch ihre Mutter ab.
Ich komm nicht weg von der Psychoanalyse, irgendwie scheint es mit dieser Geschichte zu tun zu haben.


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Malaga
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Beitrag21.06.2012 13:38

von Malaga
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Gefangen in den Netzen der Erinnerung. Die Spinnen, zunächst harmlos scheinend, fressen sie auf.
Der Vater, die große Liebe? Elektra-Komplex oder wie heißt das weibliche Gegenstück zum Ödipuskomplex? Oder Inzest? Der Schattenmann ist nur eine Personifikation des Vaters, oder habe ich das falsch verstanden?
Das Motiv der Spinnen/Spinnennetze ist gut. Trotzdem "Spinnen befielen sie"? Die Spinnen, die ich kenne, laufen in der Regel schneller weg als ich, befallen keine Menschen.
Bewertung später im Vergleich.
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hexsaa
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Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag21.06.2012 17:05

von hexsaa
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Der Bezug zur Themenvorgabe ist gegeben und wie mir scheint, ist es auch der einzige Text der sich dieses Themas bedient. Sprachlich gekonnt und ansprechend umgesetzt. Der Text zeigt nicht das Offensichtliche, bleibt aber trotzdem verständlich. Und er hat mich berührt, ich konnte die Traurigkeit und Isolation fühlen. Sehr gut!

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Ich lebe in meiner eigenen Welt.
Das ist okay, man kennt mich dort.
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adelbo
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Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag22.06.2012 14:56

von adelbo
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Eine beachtliche Geschichte, bei der ich beim Lesen einige Male das Gefühl hatte ich müsste mich im Zimmer umsehen und die Spinnen suchen.
Leise, aber eindrucksvoll geschrieben, sehr schön geschrieben. Mir gefällt diese fein gezeichnete Lebensgeschichte, mit einem Einblick in die Gegenwart und ich könnte mir vorstellen, dass sie im Jurypreis ganz vorne liegt.

Gerne gelesen.


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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Mr. Curiosity
Exposéadler

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Beiträge: 2545
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Der goldene Käfig


Beitrag22.06.2012 16:22

von Mr. Curiosity
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Kommentar, um die ganz Aufmerksamen zu täuschen wink

Hallo Ich,

bei diesem Wettbewerb habe ich mir einen anderen Bewertungsmaßstab zurechtgelegt, als bei den bisherigen. Hier ist speziell E-Literatur gefordert, dementsprechend anspruchsvoll und tiefgängig sollten die Texte sein, dementsprechend schwierig sind sie zu schreiben. Die inhaltlichen und stilistischen Anforderungen sind höher. Daran angepasst befedere ich.
Dies geschieht nach folgendem Schema:

1. Inhalt: Setzt der Text das Thema um oder mogelt er sich drumherum? Erfüllt der Text die Ansprüche, die er an sich selber stellt, bzw. ist er in sich schlüssig? Ist der Inhalt der Vorgabe "E-Literatur" entsprechend, d.h. bleibt er an der Oberfläche oder präsentiert er sich vielschichtig?
Für den Inhalt vergebe ich maximal 4 Federn.

2. Stil: Passt der Stil zum Inhalt? Zeigt der Text sprachliche Finessen? Gibt es stilistische Mängel oder kommt der Text pseudo-literarisch aufgeblasen daher?
Für den Stil vergebe ich maximal 4 Federn.

_______
Inhaltlich gebe ich mir zwei bis drei Federn. Das Gefangenschafts-Thema ist originell umgesetzt. Teilweise handelt die Prota aber merkwürdig. Die schwächste Stelle des Textes ist wohl die erste Begegnung mit Jeremias. Eine Andeutung mehr, dass Jeremias eine Art Projektion ihres Vaters sein könnte, wäre vllt. gut gewesen. So bleiben sein auffällig Film-Noir'sches Auftreten, der Vanille-Duft, der Verweis auf Chinatown, wo ja auch ein Missbrauch seitens eines Vaters vorkommt, und dieser quasi erotische Moment mit dem Essen. Jeder Verweis an sich könnte ggf. zu schwach sein, um diese Ebene zu öffnen. Auch sonst wäre hier und da etwas mehr Konkretheit nützlich gewesen. So werden sicher wieder viele meckern, dass sie die Story nicht kapieren. Die Kürze der Bewertungszeit ist natürlich ein Problem. Diese Geschichte braucht leider eine gewisse Aneignungszeit.

Stilistisch gebe ich mir vier Federn. Bis auf ein paar Schnitzer mit Wortwiederholungen bin ich zufrieden. Die Spinnenmetapher gefällt mir. Weitere symbolische Andeutungen, wie das Einfrieren des Essens als Metapher für Verharren in der Vergangenheit, das Seilchenspringen als Zeichen für die Ungewohntheit von Schnelligkeit, aber auch evtl. als Hinweis auf die Behandlung seitens Mutter und Schwester, sind dezent und treffend.

Zusammen mit der obligatorischen einen Feder ergibt das sieben bis acht Federn.

LG Ich


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag22.06.2012 17:41

von Piratin
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Lieber Teilnehmer / Liebe Teilnehmerin,

berührend geschrieben und Vorgabe erfüllt. Der Schlußsatz ist perfekt.
Gerne gelesen,
liebe Grüße
Piratin


_________________
Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag22.06.2012 18:14

von Nihil
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Bis ins Letzte habe ich die Geschichte wohl nicht verstanden, aber ich denke, es geht um ein Inzest-Drama, in dessen Folge sich das missbrauchte Mädchen immer weiter in sich zurückgezogen hat und nun Spinnen halluziniert, deren Krabbeln und Kribbeln der Beinchen auf der Haut sie mit den ungewollten Berührungen verbindet. Jeremias IST ihr Vater, das sagt uns das Parfüm und sein Satz, dass auch er ab und zu von seinen „Motiven“, hier seiner Familie, entfernt war. Seltsam finde ich, dass sie sich dann dennoch den Film ansieht, den ihr Vater am liebsten mochte und sein Parfüm trägt. Ob man ihn verklären würde, wenn man so leidet? Besser nachzuvollziehen hätte ich es gefunden – immer davon ausgehend, meine Interpretation stimmt, aber eine andere kann ich nicht herauslesen – wenn auch noch ein „guter“ Vater gezeigt worden wäre, so wie sie ihn sich gewünscht hätte. Einige Stellen wollen darüber hinaus auf mich keinen Sinn machen, egal wie oft ich sie lese. Etwa die Frage Jeremias' „Wer war bei dir?“. Soll sie mit jemandem geschlafen haben? Wie bemerkt er das? Warum ist das schlimm? Warum ist das für die Geschichte wichtig? Oder die Szene mit der Mutter und den Töchtern. Die jüngste wird wohl sie selbst sein, aber warum das so eine heftige Wirkung auf sie hat, dass sie die schöne Erinnerung (und nicht die schlechte!) vergessen will, verstehe ich nicht. Und ob es jetzt so ein tolles Stilmittel ist, Jeremias ohne Kommas reden zu lassen, lasse ich auch mal dahin gestellt. Ohne hätte es auch funktioniert, ich sehe darin, ehrlich gesagt, nicht viel Sinn.

Sprachlich bin ich hin und her gerissen. Formulierungen wie das Müdigkeitslicht gefallen mir sehr gut, und solche Passagen wiederum finde ich viel zu künstlich:
Zitat:
Ich habe dich viel beobachtet. Du bist wie Jazz. Oft auf Abwegen. Man hat Angst ob du in dein Motiv zurückfindest. Nicht alle verstehen Jazz. Manche wie dein Vater haben ihre Einsamkeit nie verkraftet.

Überhaupt sind die Jazz-Vergleiche nicht mein Ding. Das passt für mich nicht rein. Das Leitmotiv deiner Geschichte sind doch schon die Spinnen, noch eins hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Hätte mich vermutlich aber nicht gestört, wenn der Jazz nicht relativ aufdringlich eingebaut worden wäre. Es wirkt auf mich einfach nicht so, als müsste das dringend sein, wenn du verstehst.

Da immer wieder gesagt wird, dass sie die Spinnen erst später wegmacht, die Verarbeitung des Traumas hinauszögern will, wird sie wohl noch ein Weilchen in ihrer Katatonie gefangen bleiben, ohne den wahren Grund dafür zu erkennen. Das Thema und das Zitat sind somit sehr gut getroffen. Probleme habe ich mit der Diskrepanz Vergewaltigervater - Verklärtervater. Das bekomme ich nicht auf die Reihe, es wirkt unstimmig auf mich. Insgesamt eine interessante Geschichte, die mir jedoch ein wenig zu verkünstelt ist und sich im Vergleich zur Konkurrenz im Mittelfeld einpendeln dürfte.
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Pat Langdon
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Beitrag22.06.2012 19:52

von Pat Langdon
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Die Art deiner Geschichte, so wie sie geschrieben ist, ist sicherlich außergewöhnlich, doch leider erschließt sie sich mir nicht. Mag eine persönliche Befindlichkeit sein, deshalb: bitte nicht persönlich nehmen.
LG
Traumfänger


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"Wirklich gut bist du nur, wenn du einmal mehr aufstehst, als du gefallen bist" (Pat Langdon)

#Palliative Begleitung - Abschied nehmen" Pat Langdon
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Fao
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Beitrag24.06.2012 00:05

von Fao
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Hallo Zehnler,

Ein Text, der Zeit braucht; hoffentlich wird sie ihm (von den anderen Lesern) gegeben.
Ich glaube es hat ihm nicht gut getan, auf 10.000 Wörter beschränkt zu sein. Vielleicht resultieren daraus diese machnmal etwas sehr knappen Sätze, die hin und wieder zu sehr ohne Verbindung stehen? Versteh mich nicht falsch, ich mag deinen Stil, deine Sprache, auch die knappen Sätze, aber manchmal ist es eben ZU viel, und manchmal fällt es schwer, im Bild zu bleiben / die Atmosphäre aufzubauen, wenn zu viel gewechselt wird.

Die Figur des Jeremias ist mir noch nicht klar;
Ich mag die Metapher der Spinnen; für mich stehen sie für Gedanken, Erinnerungen. Sie behalten die Protagonistin in der Depression, aus der sie nicht herauskommt, weil sie auch nichts aktiv dagegen tut (sie könnte sie ja morgen hinausfegen ) nur irgendwann ist es zu spät.
Ich bin mir noch unsicher, ob sie am Ende stirbt. Dass lässt du so herrlich offen (nein, keine Ironie, ich mag das wirklich).
Mir gefällt diese düstere Stimmung, die Bilder (als die Spinnen aus den Hemdärmeln krabbeln), dieses vermischen von Wahn und Realität.

Schade, mehr Zeichen / Wörter hätten dieser Geschichte gutgetan.

Bewertung im Vergleich, aber über 5. Vielleicht 6-7. Ein Zweitlesen entscheidet noch.

LG
Fao

Anm.: Leider muss ich aufgrund von Zeitmangel relativ schnell mit bewerten und kommentieren vorangehen. Das ist etwas ungünstig, allerdings versuche ich, mir trotzdem so viel Mühe wie möglich zu geben. Zwischen lesen & bewerten liegt mind. ein Tag. Texte, bei denen ich allerdings von Anfang an das Gefühl habe, dass hier (für mich) nicht viel rauszuholen gibt, werden von mir niedrig eingestuft, auch der subjektive Geschmack spielt hierbei eine Rolle.


_________________
Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst.
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Karin
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Beitrag24.06.2012 21:43

von Karin
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Irgendwie fand ich den Text toll und kann gar nicht so recht begründen warum.

Das Bild der Spinnen fand ich sehr gelungen. Besonders, dass es nur ganz kleine Spinnen waren, viele schwarze Punkte... erst scheinen sie real, dann werden sie zur Metapher (?) ... und das Ende wirklich widerlich. Tolle Idee!

Du siehst, dass du Gefühle bei mir auslöst, und das ist immer ein gutes Zeichen.
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Hitchhiker
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Beitrag24.06.2012 21:57

von Hitchhiker
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Liebe/r Freund/in der gehobenen Literatur,

da ich selbst noch absolute Schreibanfängerin bin und zudem die Texte leider unter einem gewissen Zeitdruck lesen und kommentieren musste, kann es passiert sein, dass ich deinen Text miss- oder im schlimmsten Fall gar nicht verstanden habe und aufgrund dessen zu wenig Federn gelassen habe.
Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen bewertet und jeden Text aufmerksam gelesen.
So, genug gelabert, jetzt geht’s ans Eingemachte. smile


Inhalt:
Erst einmal: Toller Text! Und richtig schaurig für mich mit einer Arachnophobie. lol
Die Spinnen und ihre Netze als Verkörperungen ihrer Erinnerungen, mal waren es weniger, mal vermehrten sie sich und Eva steht es frei, diese Erinnerungen, diese Spinnen zu verscheuchen, doch sie schiebt es auf, bis sie und ihr Herz sich nicht mehr von ihnen lösen können.

Sprache:
Sprachlich meiner Meinung nach unglaublich gut umgesetzt! Mit dem ersten Satz wurden die Wörter vor meinem inneren Auge geradezu lebendig, wie die beschriebenen Spinnen. Ich wurde voll und ganz in diesen Text hineingesogen, der seine ganz eigene Ausstrahlung hat.

Thema:
Ihre Vergangenheit lässt Eva nicht frei, die Spinnen der Erinnerungen krabbeln durch ihr Haus, bedecken ihren Körper und alles, was sie tut oder anfasst.
Diese riesige Metapher und das Sinnbild des Textes gefallen mir wirklich unglaublich gut, definitiv einer meiner Favoriten!
8 Federn


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Das hier ist 'ne verdammt harte Galaxis. Wenn man hier überleben will, muss man immer wissen, wo sein Handtuch ist!
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firstoffertio
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Beitrag24.06.2012 23:49

von firstoffertio
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Der Text versucht, mit Stimmung zu arbeiten. Insgesamt ist er mir zu aufgesetzt. Die Spinnen, die Träume, die Situation der Frau, von der man doch nichts genaueres erfährt. Irgendwie hängt die Geschichte für mich in der Luft wie Spinnweben. Sorry. Sprachlich ist sie gut geschrieben.
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anuphti
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Beitrag25.06.2012 15:28

von anuphti
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Schön.
Ich meine, nicht schön, aber schön geschrieben. Ich bin mir nur noch immer nicht klar, worin die Prota gefangen ist?
Geht es um Missbrauch?
Ist Jeremias der Vater?
Oder ein Freund des Vaters?

Die Parallelen zum Jazz sind interessant, insgesamt gerne gelesen und sicher ein Text, der mich noch länger beschäftigen wird.

Sehr gute 7 Federn von mir.

LG
Nuff


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You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach)
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gold
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Beitrag25.06.2012 21:01

von gold
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was ist eine Kopfschmerzstimme und kann man über ein Spinnennetz fallen???

die Beschreibung der Spinnenszenen gefällt mir sehr gut- kann man sich so richtig vorstellen, hoffentlich sind keine Spinnenphobiker unter den Lesern!!!

Grüße


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Akiragirl
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Beitrag26.06.2012 16:37

von Akiragirl
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Liebe/r Zehntausende/r!

Eins vorweg: Ich bin keine Spezialistin für E-Literatur. Ich bewerte nach meinem persönlichen Empfinden und unter Berücksichtigung der Wettbewerbskriterien. Ich lese jeden Text mehrfach und bemühe mich, auch Texte, die sich mir nicht völlig erschließen, so fair wie möglich zu befedern.
Ich erwarte eine (zumindest teilweise) Erfüllung der Vorgabe E-Literatur, die ich (für mich) grob definiert habe mit: Regt zum Nachdenken an, fordert den Leser (wenigstens ein bisschen), ist mehrschichtig, subtil und beinhaltet Zwischentöne.
Ich ziehe Federn ab für Texte, die in meinen Augen keine E-Literatur sind.

Das war bei diesem Text nicht nötig; er ist nach meinem Verständnis eindeutig E. Diese Vorgabe hast du also perfekt erfüllt.
Dass die Spinnen in dieser Geschichte etwas symbolisieren sollen, ist ja relativ klar, aber wofür genau sie stehen, ist mir nach wie vor etwas rätselhaft. Vielleicht einfach für die Erinnerungen, die Eva an ihren Vater hat, und die sie einfach nicht loswerden kann, aber auch nicht wirklich loswerden will. Die Netze könnten dann dafür stehen, dass diese Erinnerungen sie gefangen halten. Ja, das passt vielleicht einigermaßen.
Am Anfang ist dir trotzdem ein Logik-Fehler unterlaufen: Obwohl das Bild der Spinnen sicherlich (auch) eine übertragene Bedeutung hat, ist es dennoch unlogisch, dass sie einerseits zu schnell sind, als dass Eva sie zertreten könnte, es aber andererseits für Eva kein Problem wäre, sie aufzusammeln und nach draußen zu tragen (?)

Es geht also um eine Frau, die von ihrem Vater verlassen wurde und darüber nie hinweggekommen ist. Dann lernt sie Jeremias kennen, in den sie sich verliebt (?) bzw. mit dem sie eine Beziehung eingeht. Jeremias vereinnahmt sie und ist eifersüchtig. Er hält sie ebenfalls gefangen.

Aufgefallen ist mir, dass Dermot eine irische Variante des Namen Jeremias ist. Soll dies auf die Ähnlichkeiten der beiden Figuren hinweisen? Ist Jeremias am Ende sogar Evas Vater? … Oder, nein. Vielleicht ist Jeremias die Projektion von Evas Sehnsucht nach ihrem Vater, die sie gefangen hält und ihr verbietet, sich anderen Männern zu nähern …
Jedenfalls verlässt sie ihn nicht, obwohl sie es eigentlich sollte; dasselbe gilt für die Erinnerungen an ihren Vater, die sie beseitigen sollte, es aber nicht kann.

Wie man sieht, kann man hier eine Menge hineininterpretieren ^^ Find ich gut, dass du Spielräume offen gelassen hast.
Das Thema „Gefangen“ und das Nicht-Bewusstsein dessen hast du toll hinbekommen. Mit dem Hegel-Zitat habe ich noch ein bisschen Probleme … Was erkennt sie nicht? Wie schädlich „die Spinnen“ eigentlich für ihr Leben sind? Weil sie sich an die Spinnen gewöhnt hat? Wäre jedenfalls so mein Gedankengang … Oder „erkennt“ sie Jeremias nicht als Projektion ihres Vaters? Ich hoffe, du klärst deine Überlegungen dazu nach dem Wettbewerb auf.

Also, einzige kleine Kritikpunkte sind der Logikfehler am Anfang und der letzte Satz. Der ist in meinen Augen etwas zu dick aufgetragen und grenzt schon fast ans Kitschige. Den hättest du nicht gebraucht; der Text ist schon so stark genug und das Symbol der Netze wird vorher auch ausreichend erklärt.

Abgesehen davon also ein wirklich gelungener Text, der mit zu meinen Favoriten zählt.
Gibt 8 Federn von mir.
Zum Vergleich: Meine Durchschnittswertung lag bei 5,00 Federn.

Liebe Grüße
Anne


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fancy
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Beitrag26.06.2012 18:01

von fancy
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Hallo,

ich habe gerade erst eine Story gelesen, in der es auch um einen Alkoholiker ging. Diene Person ist mir etwas sympathischer, auch wenn sie schon im Dilirium ist. Man ahnt, dass bei ihr vieles schief gelaufen ist.

6 Federn


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