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Parasiten


 
 
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag07.06.2012 00:24
Parasiten
von Silvian
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wo bleibt ihr heute, stille Parasiten?
Noch gestern war ich euch der treue Hirte.
Was seid ihr ohne mich? Nun, nichts als Nieten.
Ihr glaubt mir nicht? Befallt nur neue Wirte!

Doch wer bin ich? Allein bloß leere Hülle.
Ich steh hier ohne euch vergrämt, verbittert.
Ihr wohntet in mir, mit mir, gabt mir Fülle,
ihr habt die tiefen Gründe unterfüttert.

Ich fühlte euch so gern jetzt an mir kleben,
an Haut und Haar und Herz. Ich ließ' beseelen,
was mein ist, doch erwacht zu eignem Leben
durch eure Weisen, von mir zu erzählen.

Vielleicht seid ihr ganz ihr – ich bin ein Andrer.
Den Weg gehn wir als parallele Wandrer.

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palomina
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 197



Beitrag09.06.2012 15:36

von palomina
Antworten mit Zitat

Hallo Silvian,

gerade habe ich in Walthers  "vampir so nett" ein bisschen Dampf abgelassen, da finde ich dein ungewöhnliches Sonett, das sich sehr bildlich, ohne Pathos und erhobenen Zeigefinger übers Parasitetum auslässt und zum Schluss kommt, dass dabei auf beiden Seiten Nutznießer zu finden sind.
Auch inhaltlich schön in These, Antithese und Synthese aufgebaut, bedient es sich nicht nur der äußeren Form (Strophen- u. Reimstruktur) des Sonetts, sondern greift tiefer.
Ich wäre rundum begeistert, wenn da nicht das dritte Quartett Rätsel aufgäbe, z.B. warum Apostroph hinter "ließ' " ?
Silvian hat Folgendes geschrieben:
Ich fühlte euch so gern jetzt an mir kleben,
an Haut und Haar und Herz. Ich ließ' beseelen,
was mein ist, doch erwacht zu eignem Leben
durch eure Weisen, von mir zu erzählen.

Auch ist mir nicht ganz klar, wo dieses "zu" herkommt, ich lese den Satz, nachdem ich versucht habe, ihn aufzudrröseln so:
Ich ließ' beseelen, was mein ist, doch (Ein "und" wäre mir hier geläufiger, wo liegt der Gegensatz?) - erwacht zu eignem Leben durch eure Weisen, von mir erzählen.
Also noch einmal:
Ich ließ' beseelen, was mein ist,
und (ließ) - erwacht zu eignem Leben durch eure Weisen -
(euch) von mir erzählen. (euch - dann würds auch ins Metrum passen)
Doch du hast anscheinend etwas anderes sagen wollen, auf das ich jetzt nicht komme, weil ich auf der Leitung stehe. Vielleicht kannst du mir helfen, das aufzudröseln?

Ansonsten fein gemacht, so stell ich mir ein Sonett von heute vor. Das Thema ist zeitlos, aber in meinen Augen "modern", fast naturwissenschaftlich umgesetzt. Zu Metrum und Reimen muss man nichts sagen, man sieht, dass da ein Könner am Werk ist.

Liebe Grüße, palo


_________________
Es ist schon Gras gewachsen
über unsren Himmel.
An manchen Stellen ist es blau
und gleich daneben ausgebrannt.
(palo 2011)
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag09.06.2012 18:56

von Silvian
pdf-Datei Antworten mit Zitat

liebe palomina,

schön, dass dir mein sonett gefällt (übrigens: parasiten = gedichte, aber das ist letztlich interpretationssache des lesers).

ich versuche mal die dritte strophe weniger poetisch zu schreiben, so dass der sinn klarer wird:

wenn ihr (parasiten = gedichte) jetzt bei mir wärt (sprich: wenn ich eine inspiration hätte), würde ich euch meine gedanken/gefühle beseelen lassen, die zwar mir gehören, doch in euch (gedichten) ein eigenleben entwickeln.

lg
silvian
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Gast







Beitrag11.06.2012 14:56

von Gast
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Lb. Silvian,

in der Tat ist die dritte Strophe das "Problem", weil die Sprache nicht in die Form will und man ihr durch Weglassen und Satzstellungsinversionen Gewalt antut. Der Trick ist nämlich beim Reimgedicht, daß die Sprache nicht gebogen oder gedengelt wird, sondern in der Form wie ein Bächlein fließt.

Man kann natürlich Inhalte absichtsvoll verrätseln - man kann sie aber auch sinnentlehren, indem die Konstruktion nicht ganz aufgeht. Mir ist auch ohne Deine Erklärung ungefähr klar geworden, was Du sagen wolltest in S3. Mein Vorschlag ist, das auch zu tun.

LG W.
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag12.06.2012 20:22

von Silvian
pdf-Datei Antworten mit Zitat

lieber walther,

danke für deine rückmeldung.

die große sprachvergewaltigung sehe ich in strophe 3 zwar nicht, und immerhin ist sie offenbar auch nicht wirklich unverständlich, allerdings bin ich selber nicht 100 pro zufrieden damit und denke drüber nach, es noch besser zu schreiben.

lg
silvian
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Gast







Beitrag12.06.2012 20:34

von Gast
Antworten mit Zitat

Lb. Silvian,

wenn Du selbst ein ungutes Gefühl hast mit der Strophe, dann liege ich nicht so ganz falsch mit meinen Überlegungen. Der Rest des Texts ist zu gut, als daß dem nicht so wäre und Du keine gute Lösung dafür fändest!

LG W.
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag13.06.2012 11:28

von Silvian
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Ich fühlte euch jetzt gerne an mir kleben,
an Haut und Haar und Herz. Ihr sollt beseelen,
was mein ist, doch befreit zu eignem Leben
durch eure Weisen, von mir zu erzählen.
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palomina
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 197



Beitrag13.06.2012 12:00

von palomina
Antworten mit Zitat

Ein Vorschlag, Silvian: Smile


Ich fühlte euch jetzt gerne an mir kleben,
an Haut und Haar und Herz. Ihr sollt beseelen,
was mein ist, um, befreit zu eignem Leben
durch eure Weisen, von mir zu erzählen.



So wäre die Satzstruktur für mich um vieles leichter zu durchschauen. Was meinst?

Liebe Grüße, palo


_________________
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über unsren Himmel.
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und gleich daneben ausgebrannt.
(palo 2011)
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag13.06.2012 18:29

von Silvian
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danke, palomina, das klingt schön, gibt aber den sinn nicht ganz korrekt wieder. mit "weisen" meine ich hier nämlich nicht "lied", sondern "art und weise".

lg
silvian
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palomina
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 197



Beitrag13.06.2012 19:32

von palomina
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Ein letztes Mal ich Smile (na, hoffentlich!),
dann halt ich mich raus: Warum schreibst du nicht einfach

Ich fühlte euch jetzt gerne an mir kleben,
an Haut und Haar und Herz. Ihr sollt beseelen,
was mein ist, um, befreit zu eignem Leben,
auf eure Weise(n), von mir zu erzählen.

Aber schön langsam, glaub ich, komm ich nun doch dahinter, was du wirklich meinst. Wink

Liebe Grüße, palo


_________________
Es ist schon Gras gewachsen
über unsren Himmel.
An manchen Stellen ist es blau
und gleich daneben ausgebrannt.
(palo 2011)
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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag14.06.2012 19:15

von Silvian
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Zitat:
Ein letztes Mal ich  (na, hoffentlich!),
dann halt ich mich raus


Nein, nein, nur nicht...

deine Variante gefällt mir auch!

LG
Silvian
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Prunkbold
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 35
Beiträge: 177



Beitrag16.06.2012 07:10

von Prunkbold
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hat was, besonders diese Zeilen:


Doch wer bin ich? Allein bloß leere Hülle.
Ich steh hier ohne euch vergrämt, verbittert.
Ihr wohntet in mir, mit mir, gabt mir Fülle,


mit Grüßen, Dummbold
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Kissa
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 630
Wohnort: Saxonia
Der silberne Spiegel - Lyrik Silberne Neonzeit


Beitrag16.06.2012 08:34

von Kissa
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Hallo Silvian,
dieses Sonett gefällt mir sehr gut, so wie es ist; besonders, da ich jetzt weiß, dass du nach (deinen) Gedichten rufst ...

Allzeit nachvollziehbar und wunderbar poetisch!

Alles Liebe
Kissa


_________________
"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."

Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

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Silvian
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 706
Wohnort: kurz vor Köln


Beitrag16.06.2012 19:31

von Silvian
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lieber dummbold, liebe kissa,

danke euch für eure gedanken. ja, die gedichte saugen dich aus und geben dir gleichzeitig kraft...

lg
silvian
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