Vater und Sohn

[ibet]

Es war ein nasskalter Novembermorgen des Jahres 1998, als ich mit einem dreckigen Spaten meinen Vater in seinem Bett erschlug. Nur zwei, drei kräftige Hiebe mit dem qualitativ hochwertigen Gerät waren nötig, um sein Blut auf das Kopfkissen sickern zu lassen. Dank meiner immensen Konzentration war schon der erste Schlag tödlich, sodass mir lästiges Gestöhne und Gejammere seitens des Alten erspart blieb.
Es war vollbracht. Er war hinüber; hatte den Löffel überraschend abgeben müssen. Er war des Schnitters Beute. Ich ging erstmal eine rauchen; zog die kalte Luft tief in mich hinein. Eine wohlig Wärme durchströmte mich von Kopf bis Fuß. Ein gutes Gefühl.

An diesem Vormittag konnte ich mich nicht so richtig konzentrieren; fragte mich, ob ich ihn vielleicht doch noch leben lassen hätte sollen. Ein Kunde nach dem anderen wollte meine ungeteilte Aufmerksamkeit, nicht wissend, dass ihr kompetenter Berater ein Vatermörder war, einer, der seinen Alten vor nicht einmal vier Stunden mit einem archaischen Grabwerkzeut ins Jenseits befördert hatte. Doch diese nicht ganz alltägliche Tat behinderte mich nur wenig, meine Kenntnisse an verzweifelte Techniklaien weiterzugeben. Schließlich war ich Profi.
Am Abend würde mir ein einsames Begräbnis bevorstehen. Ohne Tränen, ohne Reue. Nur er und ich; ich lebend, er tot. Klar, das Leben ist manchmal undgerecht und Scheiße sowieso.

Während ich so das Loch im Garten ausbuddelte, sah ich schon die Schlagzeilen vor mir:
"Sohn erschlägt Vater!"
"Brutaler Mord am Morgen!"
"Werden jetzt alle wahnsinnig?"
Ich hievte seinen massigen Körper in die flache Grube, scherte sie nachlässig mit Erde und Dreck zu und schob mit dem Fuß etwas Laub darüber. Die Würmer konnten beginnen.
"Auf die Frage, warum er das getan hätte, antwortete der Täter: Mir war danach."

[Kino Vollbart]

Hi.

[AutoKaninchen]

Hallo ibet,

[ibet]

Danke für euer Feedback. Ich liebe das Semikolon.
Hochwertig archaisch.
In etwas sickern. Gut.
Danke.