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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Das Gebet


 
 
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JCDenton
Schneckenpost
J


Beiträge: 10



J
Beitrag03.06.2012 04:45
Das Gebet
von JCDenton
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo liebe Kollegen,

Ich würde gerne meine historische Kurzgeschichte "Das Gebet" mit euch teilen, die ich bei der Bewerbung zum 1. Bastei Lübbe Schreibwerkstatt eingereicht habe. Die Ausschreibung habe ich leider erst ein paar Tage vor Ende der Deadline gesehen habe, so dass leider kaum Zeit blieb sie bis zur Perfektion zu überarbeiten. Aber da ich die Chance wenigstens nutzen wollte, habe ich mich entschlossen, teilzunehmen. Einen Tag habe ich für Recherchen, einen Tag für das Schreiben und einen für das Überarbeiten benötigt. Dementsprechend bekam ich eine Absage Very Happy .
Absolut nicht schlimm, aber ich würde trotzdem gerne wissen, wie andere meine Geschichte finden und wie ich meinen Schreibstil weiter entwickeln kann.

Also konkret: Ich würde mich sehr über Feedback freuen und besonders würde ich mich über konstruktive Ratschläge freuen, damit ich weiter an mir arbeiten kann. Ich hoffe, dass ich euch mit der Geschichte etwas unterhalten kann.
Das vorgegebene Thema war:
      "Ein Mann und eine Frau. Zehn Jahre waren sie getrennt, und nun begegnen sie sich zum ersten Mal wieder ..."

Viel Spaß:


Sie kannte mittlerweile jeden einzelnen Pflasterstein des Kais. Am Ende des Kais, den sie auch mit geschlossenen Augen wegen dem beißenden Fischgeruch erkennen konnte, waren die Steine durch die vielen hölzernen Räder der Pferdetransporter geschliffen. Ein Kutscher beruhigte sein aufbäumendes und wieherndes Pferd, das in eine Symphonie mit bellenden Hunde einstieg. Sie blickte dem Pferd direkt in die dunklen weit aufgerissenen braunen Augen und erschrak als es sie angestrengt an schnaufte. Sie drehte sich um und die Worte des aufgebrachten Kutschers wurden von Ostwind verschluckt. Schnell ging sie weiter bis die Steine mit dem Unrat der Möwen bedeckt waren, die rastlos durch die Luft flogen, schreiend auf den Steinen landeten und umgehend wieder abhoben. Die Unruhe der Tiere war ihre Schuld. Sie wussten es genau. Warum sie hier war. Warum sie immer wieder und wieder den Kai auf und abging, stehen blieb um den Eingang der Bucht genausten im Auge zu haben. Bei jedem neuen Mast am Horizont zuckte sie zusammen. Sie suchte nach den Zeichen. Fand sie sie nicht, atmete sie tief durch und setzte ihren Gang fort. Sie betrachtete das mittlerweile schweißnasse Heiligenbildchen des Petrus in ihrer Hand, dass sie vorhin für das Anzünden einer Kerze in ihrer St.-Rochus-Kirche erhalten hatte. Würde er ihr flehendes Gebet erhören?

Das Treiben auf dem Kai wurde seit Sonnenaufgang aufgrund des Feiertages immer geschäftiger. Sie gähnte und erinnerte sich gequält an die letzten schlaflosen Nächte. Ihre Zuversicht nahm immer mehr zu und sie hoffte, dass der Morgen noch schneller vorüber ginge und sie endlich, zwar unverrichteter Dinge, aber erleichtert, zurück nach Hause zu ihren Kindern gehen könne. Ihre Kinder. Sie konnte es ihnen nicht erzählen. Sie würden es nicht verstehen. Sie selbst verstand es nicht. Niemand wusste, dass sie hier war. Plötzlich blieb sie wie erstarrt stehen. Drei Masten. Ein weißes Segel mit einem roten Kreuz und ein schwarz-brauner Rumpf. Zitternd griff sie in ihre Tasche, überflog den Brief und nickte. Noch könnte sie einfach wegrennen. Die Kinder nehmen und für alle Zeiten aus Lissabon verschwinden. Aber nein. Es war ihre Heimat. Mittlerweile konnte sie den Namen des Schiffes erkennen. Es hieß Ana. Sie hatte keine Zweifel mehr. Sein Schiff hieß genau wie sie.

Die Zeit bis das Schiff Ana den Kai erreichte verging quälend langsam. Es wurde am Kai befestigt und die Planken wurden herunter gelassen. Wie er wohl jetzt aussieht? Wie hatte sie sich verändert? Ihre Haare sind nun gräulicher, aber ansonsten hatte sie sich gut gehalten. Sie konnte sich noch genau an den Tag erinnern, am dem sie ebenfalls an fast der gleichen Stelle am Hafen stand, und sah wie er als einfacher junger Seemann an Bord ging. Er fühlte sich damals in der Pflicht für seine junge Familie zu sorgen. Sie aber war alles anderes als begeistert ihn gehen zu lassen. Sie flehte ihn an zu bleiben. Doch er entschied sich für die See. Die ersten fünf Jahre bekam sie regelmäßig von ihm Briefe und Geld zugeschickt. Bis es immer weniger wurden und letztendlich keine mehr ankamen. Sie ging vom Schlimmsten aus.

Scharen von Männer kamen die Planken herunter, befestigten Seile oder entluden Kisten. Sie suchte nach ihm. Keiner sah ihm ähnlich. Plötzlich hörte sie hinter sich: „Du siehst immer noch so wunderschön aus wie an dem Tag als ich dich das erste Mal gesehen habe!"
Sie drehte sich um und erkannte ihn direkt. Seine Augen. Der gleiche treue Blick der sie schon damals so faszinierte. Sein langes rechteckiges Gesicht sah immer noch genauso aus wie damals. Doch seine Haare waren lichter und grauer. Seine Haut war durch die Seeluft rau, ledrig und faltig. Sie schluckte. In den letzten Tagen hatte sie diesen Moment so oft durchgespielt, hatte sich überlegt was sie zuerst sagen könnte. Doch nun war sie sprachlos.
Noch bevor sie etwas sagen könnte, umarmter er sie und drückte sie fest an sich. Er stank nach Schweiß und Salz.
„Endlich bist du wieder zu Hause João", schluchzte sie. Er ließ sie los und strahle sie an.
„Wo sind meine Kinder?"
„Sie warten zu Hause auf dich." Und mein neuer Mann, dachte sie sich. Der Mann, den deine Kinder für ihren Vater hielten.
„Wo wohnen wir denn?" fragte er grinsend. Sie zeigte auf die Oberstadt und er nickte zufrieden.
„Ich glaube, du hast unser Geld bestens angelegt. Dann lass uns gehen." Sie blieb regungslos stehen und dachte angestrengt nach.
„Möchtest du mir nicht erstmal dein Schiff zeigen? Oder deine Ladung? Hast du uns vielleicht etwas mitgebracht?"
Er lachte, pfiff laut und rief einen Matrosen herbei. Während sie warteten, fiel ihr auf, dass João die rechte Hand fehlte. Sie tat so, als ob sie die verstümmelte Hand nicht gesehen hätte.
Der Matrose kam mit einem Mann in Ketten zurück.
„Weißt du noch wie wir so etwas damals genannt hatten?"
Sie lächelte. "Schwarzes Gold", sagte beide fast gleichzeitig. Er strahlte.
„Wir haben über 400 von der Sorte an Bord. Der heimische Preis für einen Sklaven bringt mir ungefähr 35 Pfund." Sie hob die Augenbrauen.
„Und das ist wirklich dein Schiff?"
„Wenn, dann ist es unser Schiff. Mein Lebenswerk. Der Kredit ist fast abbezahlt. Es ist ein altes Schiff der Royal African Company und ich habe es für einen Spottpreis bekommen. Die Sklave werden uns ungefähr 14.000 Pfund bringen. Davon begleiche ich meine Restschuld und wir können den Rest unseres Lebens ohne Ängste leben." Erneut hob sie die Augenbrauen.
„João, ich bin unfassbar stolz auf dich", sagte sie stotternd.
„Können wir jetzt nach Hause?" Sie nickte nur.

Sie gingen über den nun aus allen Nähten platzenden Hafenplatz und bogen in eine überfüllte Gasse ein.
„Ich war zwar 10 Jahre nicht mehr in Lissabon, aber müssen wir nicht in die andere Richtung um in die Oberstadt zu kommen?"
„Deine Erinnerung spielt dir keinen Streich. Aber gerade an Allerheiligen sind die Hauptstraßen voller Menschen und ein Umweg bringt uns mehr Zeit als er uns kostet. Außerdem kann ich dir so unsere neue Oper zeigen."
Er bleib stehen und fasste sie an. Sie fühlte sich trotz der Menschenmassen alleine.
„Ana. Mein schlechtes Gewissen bringt mich noch um den Verstand. Es tut mir leid, dass ich euch im Stich gelassen habe. Seitdem ich meine Hand verloren habe, konnte ich nicht mehr schreiben und musste noch härter arbeiten um mit halten zu können. Aber ich verspreche dir, meine Gedanken waren die ganzen Jahre über bei dir und bei unseren Kindern. Bitte verzeih mir. Von nun an wird es euch an nichts mangeln."
Sie war sprachlos. Mal wieder. Sie gingen wortlos weiter.
„Hier siehst du unsere neue, frisch eingeweihte Oper am Tejo. Wir waren hier letztens zur Uraufführung von Antigono."
„Fantastisch. Freut mich, dass du unseren Kindern so etwas bietest. Du scheinst mit unserem Geld gut umgehen zu können."
"Ja, genau. Mit unseren Kindern." Fast hätte sie sich selbst verraten. Er schaute sich den prunkvollen weiß-goldenen Prachtbau kurz an und sie gingen weiter.

Langsam schlängelten sie sich durch die engen Gassen hoch zur Oberstadt.
„Wie ist das mit deiner Hand passiert?"
„Ich musste einen kranken Sklaven über Bord schmeißen, bevor er die anderen ansteckt. Er wehrte sich mit seiner letzten Kraft und seine Ketten verfingen sich um meine Hand und schnitten sich in mein Fleisch. Durch sein Zerren und Ziehen schnitten die Ketten meine Hand von mir und fiel mit ihm in den Ozean. Das war meine ich vor 5 Jahren. Ich meine das war das Jahr 1750. Ja, genau. Kurz danach bekamen wir die Nachricht, dass Johann V. gestorben sei und sein Sohn den Thron bestiegen hat. Wie schätzt du ihn ein?"
"Er steht deutlich im Schatten seine Vaters. Hat uns aber diese wunderschöne Oper gebaut."
Sie waren nur noch wenige Straßen von ihrem Haus entfernt. Sie bleib stehen. Jetzt war der Moment gekommen.
"João. Ich muss dir auch etwas gestehen." Er bleib stehen und schaute sie fragend an. Sie atmete tief durch und setzte an. Plötzlich fing eine Kirchenglocke an zu läuten. Es folgte eine weitere Glocken bis sämtliche Glocken der Stadt läuteten. Sie verstand ihr eigenes Wort nicht. Mit einem Mal bebte der Boden und die Häuser um ihr herum schwankten. Er packte sie am Arm und zerrte sie auf einen kleinen abschüssigen Platz. Menschen liefen panisch umher, stürmten aus den Häuser und wurden von herunterfallenden Trümmern erschlagen. Plötzlich war alles wieder still.
„Wir müssen nach Hause!" schrie sie ihn an.
„Warte!" Und die Erde bebte wieder. Nun heftiger. Die Gebäude am Platz stürzten ohne Vorwarnung zusammen. Der schattige Platz wurde nach und nach heller und das Meer war mit einem Mal zu sehen. Qualm war in der Luft und sie rochen verbranntes Holz. Wieder eine Pause. Das Beben übertraf das letzte noch einmal. Die Menschen lagen zusammen gekauert auf dem Boden. Manche rührten sich nicht mehr.
Durch den Rauch und das Feuer konnte man den Hafen sehen. Er wirkte nun noch größer als zuvor. Doch er war tatsächlich größer. Sie konnte sein Schiff sehen. Es stand auf der Seite und um es herum war deutlich Meeresboden zu sehen.
„Es muss aus dem Hafen raus. So schnell wie möglich" fluchte er.
„Ich muss nach Hause. Ich kann nicht zurück in den Hafen. Unsere Kinder brauchen mich."
„Ich komme nach! Ich muss unser Schiff retten bevor das Feuer es und unsere Ladung zerstört!"
Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss und er verschwand in einer Rauchschwade die aus den Resten einer Gassen quoll.
Sie stürmte über Trümmerhaufen nach Hause und erkannte die Straße kaum wieder. Kein Haus stand mehr. Tränen schossen  ihr in die Augen. Doch vor ihrem Haus standen ihre mit Schutt überzogene Tochter mit ihrem kleinen Bruder in der Hand. Sie drückte sie an sich, zerrte sie auf die Mitte der Straße und blickte in den Hafen. Eine weiße Gischt schoss in den Hafen. Die hohe Welle riss alle Schiffe wie kleine Papierschiffchen mit sich und überzog den menschenvollen Hafen mit einem Mal mit Wasser. Hier oben waren sie vor der Welle sicher. Mit einem Mal fiel ihr ihr Gebet zu Petrus ein. Er hatte sie erhört und ihr Geheimnis bewahrt. Sie schüttelte mit dem Kopf und weinte. Vor Glück oder vor Verzweiflung. Sie konnte es nicht sagen.
„Wo ist euer Vater?" fragte sie ihre Tochter. Diese fing mit einem Mal wieder an panisch zu weinen. Sie schüttelte sie und schrie sie an, es ihr zu sagen. Doch sie weinte nur noch. Ihr kleiner Sohn zupfte an ihrem Kleid und zeigte auf die Trümmern ihres Hauses.

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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag03.06.2012 12:10

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo,

Zitat:
Drei Masten. Ein weißes Segel mit einem roten Kreuz und ein schwarz-brauner Rumpf.

Ab hier hattest du mich. Ich wollte wissen, wie es weitergeht. Wenn die Geschichte auf andere ähnlich wirkt wie auf mich, musst du aber das Glück haben, dass der Leser bis dahin überhaupt kommt. Der wirkliche Anfang kommt zu spät.

Gut gefallen hat mir der historische Hintergrund. Die Seemannsgeschichte ist mal was anderes.

Meines Erachtens fehlt es der Geschichte, wie du selbst oben angemerkt hast, vor allem an der Überarbeitung: doppelte Wörter, fehlende Buchstaben, Zeitfehler, zu lange Einführung, überhasteter Schluss, Zeichensetzungsfehler. Dies alles hättest du selbst ausmerzen können. So aber wirkt der Text schlampig runtergeschrieben und wegen der Menge an Fehlern und Vertippern kann ich dir in Sachen Stil auch nicht viel sagen, weil ich die auch nicht einfach überlesen kann.  Ich müsste deine Arbeit machen und dann bewerten, was so nicht dasteht.

Zum Aufbau: schneller ins Geschehen rein, Schwerpunkt auf den Konflikt legen, Kürzung der Beschreibungen und des historischen Hintergrundes, Vorverlagerung der Naturkatastrophe, Schlusslösung des Konflikts (Rückkehr des Vaters zur Familie).

Fehler (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Zitat:
Sie kannte mittlerweile jeden einzelnen Pflasterstein des Kais . Am Ende des Kais, den sie auch mit geschlossenen Augen wegen dem beißenden (Grammatik: "wegen des beißenden Fischgeruchs" Fischgeruch erkennen konnte, waren die Steine durch die vielen hölzernen Räder der Pferdetransporter geschliffen.


Zitat:

Warum sie immer wieder und wieder den Kai auf und abging, stehen blieb um den Eingang der Bucht genausten (genauestens) im Auge zu haben.


Zitat:

Sie blickte dem Pferd direkt in die dunklen, weit aufgerissenen braunen Augen und erschrak, als es sie angestrengt an schnaufte (zusammen).


Zitat:
Wie er wohl jetzt aussieht (Zeitfehler: aussah)? Wie hatte sie sich verändert? Ihre Haare sind nun gräulicher, aber ansonsten hatte sie sich gut gehalten.


Zitat:

Der gleiche treue Blick, der sie schon damals so faszinierte (Zeitfehler: fasziniert hatte). Sein langes rechteckiges Gesicht sah immer noch genauso aus wie damals.


Zitat:
Und mein neuer Mann, dachte sie sich. Der Mann, den deine Kinder für ihren Vater hielten (Zeitfehler: halten).


Zitat:
Noch bevor sie etwas sagen könnte (konnte), umarmter er sie und drückte sie fest an sich.


Zitat:
„Sie warten zu Hause auf dich." Und mein neuer Mann, dachte sie sich. Der Mann, den deine Kinder für ihren Vater hielten.
„Wo wohnen wir denn?" fragte er grinsend. Sie zeigte auf die Oberstadt und er nickte zufrieden.
„Ich glaube, du hast unser Geld bestens angelegt. Dann lass uns gehen." Sie blieb regungslos stehen und dachte angestrengt nach.


Zitat:

„Ana. Mein schlechtes Gewissen bringt mich noch um den Verstand. Es tut mir leid, dass ich euch im Stich gelassen habe. Seitdem ich meine Hand verloren habe, konnte ich nicht mehr schreiben und musste noch härter arbeiten um mit halten (mithalten) zu können. Aber ich verspreche dir, meine Gedanken waren die ganzen Jahre über bei dir und bei unseren Kindern. Bitte verzeih mir. Von nun an wird es euch an nichts mangeln.

Das ist a) unlogisch (schön, er kann nicht schreiben, aber kann es auch die restliche Mannschaft nicht? Hätte er nicht jemanden finden können, der das für ihn macht?), b) purer Infodump und c) unnatürlich.

Zitat:

Die Gebäude am Platz stürzten ohne Vorwarnung zusammen. Der schattige Platz wurde nach und nach heller und das Meer war mit einem Mal zu sehen. Qualm war in der Luft und sie rochen verbranntes Holz. Wieder eine Pause. Das Beben übertraf das letzte noch einmal. Die Menschen lagen zusammen gekauert auf dem Boden. Manche rührten sich nicht mehr.
Durch den Rauch und das Feuer konnte man den Hafen sehen. Er wirkte nun noch größer als zuvor. Doch er war tatsächlich größer. Sie konnte sein Schiff sehen.


Zitat:
Ihr kleiner Sohn zupfte an ihrem Kleid und zeigte auf die Trümmern ihres Hauses.


Vielleicht magst du dich auch noch kurz auf dem "roten Teppich" vorstellen?

Viele Grüße
Rufina


_________________
Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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JCDenton
Schneckenpost
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Beiträge: 10



J
Beitrag03.06.2012 17:13

von JCDenton
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Hallo Rufina,

Vielen Dank für deine ehrliche und konstruktive Antwort!
Eine intensivere Überarbeitung hätte der Geschichte wirklich gut getan. Vor allem die Fehler sind unnötig. Sehe ich auch so!

Könntest du deine Vorschläge bitte noch etwas ausführlich darstellen?
Zitat:

Zum Aufbau: schneller ins Geschehen rein, Schwerpunkt auf den Konflikt legen, Kürzung der Beschreibungen und des historischen Hintergrundes, Vorverlagerung der Naturkatastrophe, Schlusslösung des Konflikts (Rückkehr des Vaters zur Familie).

Ich verstehe die Ratschläge, nur würde ich gerne wissen warum du diese vorschlägst und wie man diese am besten lösen könnte.
Vor allem ist mir der Anfang, generell einer Geschichte, wichtig. Da ich dachte, dass ich schon unmittelbar in die Geschichte eingestigen bin, würde ich dies gerne generell überarbeiten.
Auch wichtig finde ich dein Kommentar: "Kürzung der Beschreibungen und des historischen Hintergrundes". Sticht das zu sehr ins Auge bzw. wie könnte man dies besser lösen ?

Die Sache mit dem "nicht schreiben" war auch eher aus der Not geboren und noch nicht komplett rund. Den gleichen Einwand hatte ich auch nach ein paar Tagen, nachdem ich die Geschichte nochmals gelesen habe.

Schonmal vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast!

Viele Grüße
JCD
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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag03.06.2012 18:56

von Rufina
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Hallo nochmal,

also der Reihe nach:

- schneller ins Geschehen rein:
Ich würde an deiner Stelle erheblich bei der Beschreibung des Schauplatzes zu Anfang kürzen. Das Rätselraten wer sie ist und was sie dort will, finde ich noch in Ordnung, nur würde ich die Geduld des Lesers nicht überstrapazieren und wesentlich schneller zum Punkt kommen. Was du konkret streichen kannst? Das was auch dir am ehesten als verzichtbar erscheint, ohne die Stimmung zu zerstören. Ich könnte es dir natürlich umformulieren, aber das wäre dann nicht mehr "dein" Text, oder?

- Schwerpunkt auf den Konflikt legen:
Der Konflikt ist ja, dass sie sich, während er weg war, eine neue Familie aufgebaut hat. Ich hätte gerne mehr Einblick in diese Familie gehabt. Die Gewissenbisse deshalb kommen zwar einigermaßen durch, aber die meisten Worte gehen für Landschaftsbeschreibungen drauf. Wirklich auf die Spitze treibst du den Konflikt nicht.

- Kürzung der Beschreibungen:
Dürfte klar sein.

- Kürzung des historischen Kontextes:
Zitat:
Ich meine das war das Jahr 1750. Ja, genau. Kurz danach bekamen wir die Nachricht, dass Johann V. gestorben sei und sein Sohn den Thron bestiegen hat. Wie schätzt du ihn ein?"
"Er steht deutlich im Schatten seine Vaters. Hat uns aber diese wunderschöne Oper gebaut.

Diesen Teil empfinde ich als komplett überflüssig. Er bringt die Geschichte nicht voran und wirkt eher störend.

- Lösung des Konflikts:
Du hast hier den denkbar einfachsten Weg gewählt, indem du den Ziehvater einfach sterben lässt. Du löst den Konflikt, ehe du ihn auf die Spitze getrieben hast. Lass die beiden Väter doch vorher zusammentreffen.

Viele Grüße
Rufina


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KayKariel
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 29
Beiträge: 66
Wohnort: Jena


Beitrag03.06.2012 21:41

von KayKariel
Antworten mit Zitat

Hallo JCD,

Rufina hat dir ja schon so einiges an Kritik mitgegeben.
Ich bin noch nicht so erfahren mit dem schreiben und auch nicht mit dem kritisieren, aber ich wollte dir gerne meine Meinung zeigen.

Ich hoffe es hilft dir weiter.

Ich finde es am Anfang schwer in die Geschichte reinzurutschen. Man  braucht einfach ein Weile um mitzukommen und das schreckt ab. Ich denke das liegt an deinen sehr langen Sätzen am Anfang. Vielleicht kannst du die kürzen um das Tempo zu beschleunigen.

Ab dem zweiten Absatz war ich in der Geschichte drinnen und es fiel mir viel leichter deinen Text zu lesen.

Das was du am Anfang des dritten Absatzes gemacht hast ist toll. DU hast das Tempo sehr beschleunigt. Damit lässt du den Leser ein bisschen mitfühlen. Vielleicht geht kann der Atem der Frau schneller oder ihr Herz beschleunigt seinen Mythus. Ich hoffe du verstehst was ich meine?

Zitat:
„Du siehst immer noch so wunderschön aus wie an dem Tag als ich dich das erste Mal gesehen habe!"
Sie drehte sich um und erkannte ihn direkt. Seine Augen. Der gleiche treue Blick der sie schon damals so faszinierte. Sein langes rechteckiges Gesicht sah immer noch genauso aus wie damals. Doch seine Haare waren lichter und grauer. Seine Haut war durch die Seeluft rau, ledrig und faltig. Sie schluckte. In den letzten Tagen hatte sie diesen Moment so oft durchgespielt, hatte sich überlegt was sie zuerst sagen könnte. Doch nun war sie sprachlos.
Noch bevor sie etwas sagen könnte, umarmter er sie und drückte sie fest an sich. Er stank nach Schweiß und Salz.


Ich finde die Beschreibung ihres Ex-Mannes super! Sie regt sofort mein Kopfkino an, weil du nicht zu viel beschreiben hast. Eigentlich hast du nur gesagt er sieht immer noch so aus wie früher nur älter. Gefällt mir.

Zitat:
Er lachte, pfiff laut und rief einen Matrosen herbei. Während sie warteten, fiel ihr auf, dass João die rechte Hand fehlte. Sie tat so, als ob sie die verstümmelte Hand nicht gesehen hätte.
Der Matrose kam mit einem Mann in Ketten zurück.
„Weißt du noch wie wir so etwas damals genannt hatten?"
Sie lächelte. "Schwarzes Gold", sagte beide fast gleichzeitig. Er strahlte.


Was mir hier gefällt, dass du erst jetzt beschreibst das dem Mann ein Arm fehlt. Bis dahin stellt man sich nämlich einen anderen Mann vor und da wird das Kopkino ein wenig verändert.

Sklaven? Schock! Das ist eine etwas schockierende Wendung neben dem schönen Gespräch un den Gefühlen, die immer noch da sind. Aber gut.

Zitat:
„Ana. Mein schlechtes Gewissen bringt mich noch um den Verstand. Es tut mir leid, dass ich euch im Stich gelassen habe. Seitdem ich meine Hand verloren habe, konnte ich nicht mehr schreiben und musste noch härter arbeiten um mit halten zu können. Aber ich verspreche dir, meine Gedanken waren die ganzen Jahre über bei dir und bei unseren Kindern. Bitte verzeih mir. Von nun an wird es euch an nichts mangeln."


Jetzt begründest du, wieso der Mann sich anscheinend nicht mehr gemeldet hat. Jetzt ohne dich anzugreifen aber ich finde die Argumente sehr schwach. Wenn man eine Hand verliert. kann man anfangen zu lernen mit der anderen zu schreiben. Er war bestimmt nicht alleine auf dem Schiff. Einer seiner Männer oder ein Sklave hätten für ihn etwas schreiben können. Die Argumente sind okay. aber vielleicht fällt dir noch etwas besseres ein.

Zitat:
a, genau. Kurz danach bekamen wir die Nachricht, dass Johann V. gestorben sei und sein Sohn den Thron bestiegen hat. Wie schätzt du ihn ein?"
"Er steht deutlich im Schatten seine Vaters. Hat uns aber diese wunderschöne Oper gebaut."


Diesen Themenwechsel finde ich super, aber vielleicht könntest du ihn noch ein wenig Länger anhalten. Bsp. Er macht seinen Job sehr gut oder Seitdem er regiert ist Blabla besser als Blabla, verstehst du was ich meine? Dadurch wird man ein wenig aus der Geschichte der beiden geworfen und erfährt mehr über ihr Umfeld.

Zitat:
Mit einem Mal bebte der Boden und die Häuser um ihr herum schwankten. Er packte sie am Arm und zerrte sie auf einen kleinen abschüssigen Platz. Menschen liefen panisch umher, stürmten aus den Häuser und wurden von herunterfallenden Trümmern erschlagen. Plötzlich war alles wieder still.


Ich habe hier eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass der Boden wirklich bebt. Zuerst dachte ich, es würde sich für sich so anfühlen, weil sie ihm ja gerade die Wahrheit sagen wollte. Vielleicht kannst du diese Atmosphäre etwas verstärken und einen Absatz machen bevor die beiden etwas sagen.


Du hast bestimmt gemerkt, dass ich mehr zum Inhalt schreiben kann, als zum Rest smile Ich hoffe dir kann das helfen. Falls du noch Fragen hast melde dich einfach

Lg Kay


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JCDenton
Schneckenpost
J


Beiträge: 10



J
Beitrag05.06.2012 02:24

von JCDenton
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Super, vielen lieben Dank euch beiden für die Ratschläge! Die Hinweise helfen mir definitiv weiter und ich weiß woran ich unbedingt noch arbeiten muss!

Über Feedback bin ich nachwievor noch interessiert! smile

Viele Grüße
JCD
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