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Stumme Worte


 
 
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Boro
Geschlecht:männlichSebigbos

Administrator
Alter: 54
Beiträge: 3972
Wohnort: Gröbenzell
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Beitrag12.05.2012 15:51
Stumme Worte
von Boro
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Behutsam
schmiege ich mich
an Dich,
und spüre
den stummen Raum
in Dir.

Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern.

Vorsichtig
taste ich mich
durch die Stille
und warte
auf Dein Vertrauen
und Worte.

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Gast







Beitrag22.05.2012 09:30

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Boro,

auch beim zweiten Lesen stellt sich ein gewissen Unbehagen ein, obwohl der Text mir inhaltlich eigentlich zusagt?!

Ich glaube, das liegt am Aufbau; an der sehr wiederholenden und unbeweglichen Art der Abschnitte.

Dabei kommt es mir so vor, als ob sich "Behutsam" und "anschmiegen" ein wenig auf den Füßen stehen, doppeln, und "Vorsichtig" und "tasten" auch?

Beim "ich mich an Dich" mag es nur mein Standpunkt sein, aber das gefällt mir sowohl vom Klang her als auch in der Häufung der Fürwörter nicht besonders.

Hm. Vielleicht kann ich dieses "Unbehagen" ja besser vermitteln, wenn ich den ersten Abschnitt kurz "nach meinem Ohr" fasse:

Angeschmiegt
spüre ich in dir
den stummen Raum


Nur so als Verdeutlichung. Auch im zweiten Abschnitt steht die Art, wie der Satz ohne Widerstand einfach so durch die Zeilen fällt, ziemlich quer zu meinem Wunsch nach Festigkeit und wenigstens ein wenig Reibung, Spannung; irgendwie ist da sofort der Versuch, anders zu stellen,

und puste zu Trümmern
dein Schweigen


zum Beispiel.

Aber du hast dir ja Gedanken gemacht, warum der Text so und nicht anders aussehen sollte, und die meisten dieser Gründe erkenne ich offensichtlich nicht wirklich ... Also bitte nicht böse sein ob dieser, und nichts anderes ist es ja eigentlich, Unverständnis-Rückmeldung.

Gruß,

Soleatus
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5000
Wohnort: Berlin


Beitrag22.05.2012 10:09

von Nina
Antworten mit Zitat

Hallo Boro,

mich befällt auch Unbehagen, aber dies nicht wegen der Form, sondern wegen der unfreiwilligen (?) Aussage und z.T. wegen der Metaphernwahl.

Mir gefällt, damit möchte ich beginnen, der stumme Raum, auch wenn er hier negativ besetzt ist, wie sich im Verlauf des Gedichtes herausstellt. Etwas ungelenk empfinde ich auch die Formulierungen hier und da (im Folgenden aufgeführt), was, da möchte ich soleatus zustimmen, an der sich ähnelnden Wortwahl liegt. Beispiel: Wenn man sich schmiegt, ist man i.d.R. dabei behutsam, das bringt das Schmiegen so mit sich.

Ähnlich verhält es sich mit geduldig und sehnen und pusten. Das ist alles sehr (gewollt - sorry) sanft. Das Bild "puste ich Dein Schweigen zu Trümmern" finde ich ungeschickt. Würde es zu Trümmern gepustet werden können, kann es keine starke Mauer oder ähnliches gewesen sein, als die es ja hier (eigentlich) empfunden wird - jedenfalls verstehe und lese ich es so.
Sich in Andererleuts Gedanken sehnen ... hm. Mein Fall ist diese Formulierung nicht. Ich weiß aber, was Du "eigentlich" sagen möchtest.

Vorsichtig tasten, das ist auch eine Kombination, bei der m.E. ein Wort überflüssig ist, da Tasten Vorsichtigkeit impliziert. Hier kommt nun die Stelle, auf die ich mich im Eingangssatz bezog, was das Inhaltliche angeht. Meines Erachtens wird hier in den letzten zwei Zeilen das gesamte Gedicht ad absurdum geführt. Nachdem zuvor alles sanft und weich und wattig war, wartet nun das lyrische Ich auf das Vertrauen des Gegenübers - was es selbst nicht hat. (Oder verstehe ich es falsch?). Insofern ist hier für mich auch ein Unbehagen spürbar.  

Es geht um ein Paar, in dem ein Beziehungspartner schweigt und dieses Schweigen zwischen den Beiden steht. Während der eine Part nicht anwesend ist, liegt hier der Fokus auf der sanftmütigen Art des Lyrischen Ichs, was meines Erachtens aber im letzten Vers ad absurdum geführt wird.

Ich denke, dass eigentlich der Schwerpunkt anders liegen soll. Nämlich, dass der eine schweigt und der andere dies (tapfer) akzeptiert aus Zuneigung. Und dass sich das Lyrische Ich geduldet und z.T. auch daran "arbeitet" eine Atmosphäre, in der geredet wird, zu schaffen. Wenn das tatsächlich die Intention war, sehe ich das hier leider nicht umgesetzt. Du könntest eine Überarbeitung vom stummen Raum ausgehend probieren. Dieses Bild ermöglicht m.E. eine gute Möglichkeit, das auszudrücken, von dem ich vermute, das ausgedrückt werden soll.

LG
Nina


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Boro
Geschlecht:männlichSebigbos

Administrator
Alter: 54
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Wohnort: Gröbenzell
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Beitrag23.05.2012 18:11

von Boro
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi,

erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde mir Gedanken machen, wie ich das besser hinbekommen, denn..

Nina hat Folgendes geschrieben:

Ich denke, dass eigentlich der Schwerpunkt anders liegen soll. Nämlich, dass der eine schweigt und der andere dies (tapfer) akzeptiert aus Zuneigung. Und dass sich das Lyrische Ich geduldet und z.T. auch daran "arbeitet" eine Atmosphäre, in der geredet wird, zu schaffen. Wenn das tatsächlich die Intention war, sehe ich das hier leider nicht umgesetzt. Du könntest eine Überarbeitung vom stummen Raum ausgehend probieren. Dieses Bild ermöglicht m.E. eine gute Möglichkeit, das auszudrücken, von dem ich vermute, das ausgedrückt werden soll.


.. ja, so war das eigentlich gedacht. Verflixt! Da habe ich die Worte offensichtlich etwas unbedacht gewählt, so schnell kann es gehen.

LG

Martin


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Murmel
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Beitrag01.06.2012 19:14

von Murmel
Antworten mit Zitat

Ich sehe auch die Dopplung von behutsam/schmiegen und vorsichtig/tasten, während die Dopplung von geduldig/sehnen nicht so offensichtlich ist.

Trotzdem mag ich den ersten Vers sehr. Im zweiten stört mich das harte und laute  "zu Trümmern", obwohl es das Unbehagen untermauert und das Schweigen damit mehr als nur etwas temporäres, einhüllendes ist.

Der dritte spricht mich wieder mehr an, obwohl mich etwas an den Bildern stört: Schmiegen ist eine Bewegung, die zum Stillstand kommt, Sehnen ist eine Gefühlslage, und Tasten eine nach vorwärtsgerichtete Bewegung. Zudem stolpere ich über den Schluss, weil ich alter Prosaist einen Artikel erwarte.

Danke fürs Posten!
smile


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anuphti
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Beitrag02.06.2012 00:03
Re: Stumme Worte
von anuphti
Antworten mit Zitat

Boro hat Folgendes geschrieben:
Behutsam
schmiege ich mich
an Dich,
und spüre
den stummen Raum
in Dir.

Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern.

Vorsichtig
taste ich mich
durch die Stille
und warte
auf Dein Vertrauen
und Worte.


Gefrorene Schreie

schweigsam
wie eine Wolke
bist du einfach da
und spürst
die eisige Stille
in mir

achtsam
nichts wollend
hältst du mich
stundenlang
bis mein Kern
zu schmelzen beginnt

unendlich
geduldig
schweigst du
bis ich mich
wiederfinde-
und meine Worte


So habe ich Dein Gedicht gelesen.

Danke!!!


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Boro
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Beitrag02.06.2012 11:40

von Boro
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Voll getroffen smile extra
Und nochmal vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten!

Ich habe mich jetzt an einer neuen Version versucht.

Lg

Martin


Stumme Worte

Behutsam
schmiege ich mich
an Dich,
und spüre
den Schrei
in Dir.

Schweigend
lausche ich
Deinen Gedanken
und male mir
ein Bild
von Dir.

Geduldig
taste ich mich
durch die Stille
und warte
auf Dich.

Und Worte.


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Nina
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Beitrag02.06.2012 11:42

von Nina
Antworten mit Zitat

ich hab nix gesagt.  Smile

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Murmel
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Beitrag02.06.2012 13:43

von Murmel
Antworten mit Zitat

Das als Duett gefällt mir sehr, auch die neue Version von Boro korrespondiert ausgezeichnet mit Anuphtis.

und warte
auf dich

und deine Worte.

 Embarassed


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kskreativ
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K
Beitrag02.06.2012 13:51

von kskreativ
Antworten mit Zitat

Zitat:
Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern.

Wobei mir dieser Teil am besten gefallen hat, ehrlich. Er malt Bilder in meinen Kopf.

LG, Karin


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Boro
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Beitrag02.06.2012 15:22

von Boro
pdf-Datei Antworten mit Zitat

kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern.

Wobei mir dieser Teil am besten gefallen hat, ehrlich. Er malt Bilder in meinen Kopf.

LG, Karin


Hi Karin,

fand ich auch smile Aber die Strophe war zu kryptisch und hat zu viel Aktivität impliziert.
Deshalb hebe ich mir das Bild lieber für ein anderes Gedicht auf Wink


Lg

Martin


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