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Boro Sebigbos
Administrator Alter: 54 Beiträge: 3974 Wohnort: Gröbenzell
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Gast
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22.05.2012 09:30
von Gast
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Hallo Boro,
auch beim zweiten Lesen stellt sich ein gewissen Unbehagen ein, obwohl der Text mir inhaltlich eigentlich zusagt?!
Ich glaube, das liegt am Aufbau; an der sehr wiederholenden und unbeweglichen Art der Abschnitte.
Dabei kommt es mir so vor, als ob sich "Behutsam" und "anschmiegen" ein wenig auf den Füßen stehen, doppeln, und "Vorsichtig" und "tasten" auch?
Beim "ich mich an Dich" mag es nur mein Standpunkt sein, aber das gefällt mir sowohl vom Klang her als auch in der Häufung der Fürwörter nicht besonders.
Hm. Vielleicht kann ich dieses "Unbehagen" ja besser vermitteln, wenn ich den ersten Abschnitt kurz "nach meinem Ohr" fasse:
Angeschmiegt
spüre ich in dir
den stummen Raum
Nur so als Verdeutlichung. Auch im zweiten Abschnitt steht die Art, wie der Satz ohne Widerstand einfach so durch die Zeilen fällt, ziemlich quer zu meinem Wunsch nach Festigkeit und wenigstens ein wenig Reibung, Spannung; irgendwie ist da sofort der Versuch, anders zu stellen,
und puste zu Trümmern
dein Schweigen
zum Beispiel.
Aber du hast dir ja Gedanken gemacht, warum der Text so und nicht anders aussehen sollte, und die meisten dieser Gründe erkenne ich offensichtlich nicht wirklich ... Also bitte nicht böse sein ob dieser, und nichts anderes ist es ja eigentlich, Unverständnis-Rückmeldung.
Gruß,
Soleatus
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Nina Dichterin
Beiträge: 5008 Wohnort: Berlin
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22.05.2012 10:09
von Nina
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Hallo Boro,
mich befällt auch Unbehagen, aber dies nicht wegen der Form, sondern wegen der unfreiwilligen (?) Aussage und z.T. wegen der Metaphernwahl.
Mir gefällt, damit möchte ich beginnen, der stumme Raum, auch wenn er hier negativ besetzt ist, wie sich im Verlauf des Gedichtes herausstellt. Etwas ungelenk empfinde ich auch die Formulierungen hier und da (im Folgenden aufgeführt), was, da möchte ich soleatus zustimmen, an der sich ähnelnden Wortwahl liegt. Beispiel: Wenn man sich schmiegt, ist man i.d.R. dabei behutsam, das bringt das Schmiegen so mit sich.
Ähnlich verhält es sich mit geduldig und sehnen und pusten. Das ist alles sehr (gewollt - sorry) sanft. Das Bild "puste ich Dein Schweigen zu Trümmern" finde ich ungeschickt. Würde es zu Trümmern gepustet werden können, kann es keine starke Mauer oder ähnliches gewesen sein, als die es ja hier (eigentlich) empfunden wird - jedenfalls verstehe und lese ich es so.
Sich in Andererleuts Gedanken sehnen ... hm. Mein Fall ist diese Formulierung nicht. Ich weiß aber, was Du "eigentlich" sagen möchtest.
Vorsichtig tasten, das ist auch eine Kombination, bei der m.E. ein Wort überflüssig ist, da Tasten Vorsichtigkeit impliziert. Hier kommt nun die Stelle, auf die ich mich im Eingangssatz bezog, was das Inhaltliche angeht. Meines Erachtens wird hier in den letzten zwei Zeilen das gesamte Gedicht ad absurdum geführt. Nachdem zuvor alles sanft und weich und wattig war, wartet nun das lyrische Ich auf das Vertrauen des Gegenübers - was es selbst nicht hat. (Oder verstehe ich es falsch?). Insofern ist hier für mich auch ein Unbehagen spürbar.
Es geht um ein Paar, in dem ein Beziehungspartner schweigt und dieses Schweigen zwischen den Beiden steht. Während der eine Part nicht anwesend ist, liegt hier der Fokus auf der sanftmütigen Art des Lyrischen Ichs, was meines Erachtens aber im letzten Vers ad absurdum geführt wird.
Ich denke, dass eigentlich der Schwerpunkt anders liegen soll. Nämlich, dass der eine schweigt und der andere dies (tapfer) akzeptiert aus Zuneigung. Und dass sich das Lyrische Ich geduldet und z.T. auch daran "arbeitet" eine Atmosphäre, in der geredet wird, zu schaffen. Wenn das tatsächlich die Intention war, sehe ich das hier leider nicht umgesetzt. Du könntest eine Überarbeitung vom stummen Raum ausgehend probieren. Dieses Bild ermöglicht m.E. eine gute Möglichkeit, das auszudrücken, von dem ich vermute, das ausgedrückt werden soll.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Boro Sebigbos
Administrator Alter: 54 Beiträge: 3974 Wohnort: Gröbenzell
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23.05.2012 18:11
von Boro
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Hi,
erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde mir Gedanken machen, wie ich das besser hinbekommen, denn..
Nina hat Folgendes geschrieben: |
Ich denke, dass eigentlich der Schwerpunkt anders liegen soll. Nämlich, dass der eine schweigt und der andere dies (tapfer) akzeptiert aus Zuneigung. Und dass sich das Lyrische Ich geduldet und z.T. auch daran "arbeitet" eine Atmosphäre, in der geredet wird, zu schaffen. Wenn das tatsächlich die Intention war, sehe ich das hier leider nicht umgesetzt. Du könntest eine Überarbeitung vom stummen Raum ausgehend probieren. Dieses Bild ermöglicht m.E. eine gute Möglichkeit, das auszudrücken, von dem ich vermute, das ausgedrückt werden soll.
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.. ja, so war das eigentlich gedacht. Verflixt! Da habe ich die Worte offensichtlich etwas unbedacht gewählt, so schnell kann es gehen.
LG
Martin
_________________ ~ Wahrheit ist das, was du tust ~
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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01.06.2012 19:14
von Murmel
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Ich sehe auch die Dopplung von behutsam/schmiegen und vorsichtig/tasten, während die Dopplung von geduldig/sehnen nicht so offensichtlich ist.
Trotzdem mag ich den ersten Vers sehr. Im zweiten stört mich das harte und laute "zu Trümmern", obwohl es das Unbehagen untermauert und das Schweigen damit mehr als nur etwas temporäres, einhüllendes ist.
Der dritte spricht mich wieder mehr an, obwohl mich etwas an den Bildern stört: Schmiegen ist eine Bewegung, die zum Stillstand kommt, Sehnen ist eine Gefühlslage, und Tasten eine nach vorwärtsgerichtete Bewegung. Zudem stolpere ich über den Schluss, weil ich alter Prosaist einen Artikel erwarte.
Danke fürs Posten!
_________________
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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02.06.2012 00:03 Re: Stumme Worte von anuphti
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Boro hat Folgendes geschrieben: | Behutsam
schmiege ich mich
an Dich,
und spüre
den stummen Raum
in Dir.
Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern.
Vorsichtig
taste ich mich
durch die Stille
und warte
auf Dein Vertrauen
und Worte. |
Gefrorene Schreie
schweigsam
wie eine Wolke
bist du einfach da
und spürst
die eisige Stille
in mir
achtsam
nichts wollend
hältst du mich
stundenlang
bis mein Kern
zu schmelzen beginnt
unendlich
geduldig
schweigst du
bis ich mich
wiederfinde-
und meine Worte
So habe ich Dein Gedicht gelesen.
Danke!!!
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Boro Sebigbos
Administrator Alter: 54 Beiträge: 3974 Wohnort: Gröbenzell
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02.06.2012 11:40
von Boro
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Stumme Worte
Behutsam
schmiege ich mich
an Dich,
und spüre
den Schrei
in Dir.
Schweigend
lausche ich
Deinen Gedanken
und male mir
ein Bild
von Dir.
Geduldig
taste ich mich
durch die Stille
und warte
auf Dich.
Und Worte.
_________________ ~ Wahrheit ist das, was du tust ~
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Nina Dichterin
Beiträge: 5008 Wohnort: Berlin
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02.06.2012 11:42
von Nina
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ich hab nix gesagt.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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02.06.2012 13:43
von Murmel
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Das als Duett gefällt mir sehr, auch die neue Version von Boro korrespondiert ausgezeichnet mit Anuphtis.
und warte
auf dich
und deine Worte.
_________________
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 02.06.2012 13:51
von kskreativ
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Zitat: | Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern. |
Wobei mir dieser Teil am besten gefallen hat, ehrlich. Er malt Bilder in meinen Kopf.
LG, Karin
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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Boro Sebigbos
Administrator Alter: 54 Beiträge: 3974 Wohnort: Gröbenzell
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02.06.2012 15:22
von Boro
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kskreativ hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | Geduldig
sehne ich mich
in Deine Gedanken
und puste
Dein Schweigen
zu Trümmern. |
Wobei mir dieser Teil am besten gefallen hat, ehrlich. Er malt Bilder in meinen Kopf.
LG, Karin |
Hi Karin,
fand ich auch Aber die Strophe war zu kryptisch und hat zu viel Aktivität impliziert.
Deshalb hebe ich mir das Bild lieber für ein anderes Gedicht auf
Lg
Martin
_________________ ~ Wahrheit ist das, was du tust ~
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