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Übung für den Anfang einer Geschichte


 
 
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Sonnenstrahl
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 32
Beiträge: 30



Beitrag12.04.2012 19:51
Übung für den Anfang einer Geschichte
von Sonnenstrahl
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mittlerweile viele Tipps erhalten und habe darum einen kurzen Anfang einer Geschichte gestaltet. Ich Frage nun besonders die Kritiker unter euch, was ihr von diesem Übungsanfang haltet?

-Der unerträgliche Schmerz des Verlustes, wenn ein geliebter Mensch stirbt, zerreißt das Herz. Die Seele blutet wie ein ausgeweidetes Tier. Alles versinkt im Orkansturm der Trauer. Ein rettendes Ufer ist nicht in Sicht. Durch den Kopf hallt die ständige Frage nach dem Wieso. Doch die Zeit rinnt weiter und gräbt eine Wunde ins Gedächtnis, die vielleicht nie mehr verheilt.
Mein Name ist Tabita Sommer. Ich komme aus Zwickau, einer Stadt im Osten Deutschlands.  
Seit zwei Jahren bin ich nun bereits Tod, denn meine Identität ist ausgelöscht und durch eine Neue ersetzt.
Die Vergangenheit kostete mich Freunde und Familie. Steinerne Mauern bauen sich seit Monaten um meine Erinnerungen auf. Sie wachsen in die Höhe und das Geschehene macht dem Vergessen Platz.
Mit 23 Jahren wünsche ich keinem, eine Last wie die Meine zu tragen.


P.S. Ich glaub die Kommasetzung ist nicht ganz richtig, bin da leider nicht die Beste drin.

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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag12.04.2012 20:50

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Ein schönes Bildchen hast du, Sonnenstrahl. Es erinnert mich an den Bodensee im Sommer, wenn der Tag vergeht.

Zu deinem Textstück.
Ich rate, die ersten Zeilen zu streichen:

Zitat:
-Der unerträgliche Schmerz des Verlustes, wenn ein geliebter Mensch stirbt, zerreißt das Herz. Die Seele blutet wie ein ausgeweidetes Tier. Alles versinkt im Orkansturm der Trauer. Ein rettendes Ufer ist nicht in Sicht. Durch den Kopf hallt die ständige Frage nach dem Wieso. Doch die Zeit rinnt weiter und gräbt eine Wunde ins Gedächtnis, die vielleicht nie mehr verheilt.
Mein Name ist Tabita Sommer. Ich komme aus Zwickau, einer Stadt im Osten Deutschlands.
Seit zwei Jahren bin ich nun bereits Tod, denn meine Identität ist ausgelöscht und durch eine Neue ersetzt.
Die Vergangenheit kostete mich Freunde und Familie. Steinerne Mauern bauen sich seit Monaten um meine Erinnerungen auf. Sie wachsen in die Höhe und das Geschehene macht dem Vergessen Platz.
Mit 23 Jahren wünsche ich keinem, eine Last wie die Meine zu tragen.


Weshalb?

Erster Satz:

"Der unerträgliche Schmerz des Verlustes, wenn ein geliebter Mensch stirbt, zerreißt das Herz."
Du beginnst deine Geschichte mit einer Kundgebung, von der wohl ein jeder Leser zur Genüge weiß. Du erzählst ihm nichts Neues, was vielleicht schon Fragen aufwerfen könnte. Mit dem ersten Satz langweilst du quasi bereits.
Satzstellung und Zeitenfehler: "Der unerträgliche Schmerz des Verlustes, wenn ein geliebter Mensch stirbt (der schmerzliche Verlust tritt erst ein, wenn der Mensch verstorben ist, du schreibst die Zustände gleichzeitig), zerreißt das Herz." Es ist auch umständlich von dir geschrieben worden.
Einfach: "Der unerträgliche Schmerz des Verlustes zerreißt das Herz, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist."
oder: "Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, zerreißt ein unerträglicher Schmerz das Herz."
oder: Ist ein geliebter Mensch gestorben, zerreißt ein unerträglicher Schmerz das Herz."
und nun die beste Wahl, die lebendige:
Ist ein geliebter Mensch gestorben, wird das Herz von einem unerträglichen Schmerz zerissen.

Zweiter Satz:

"Die Seele blutet wie ein ausgeweidetes Tier."
Ein Logikfehler. Ein ausgweidetes Tier blutet schon lange nicht mehr. Achte auf solche kleinen Ungereimtheiten, häufen sie sich, machen sie deinen Text zunichte.

Dritter Satz:

"Alles versinkt im Orkansturm der Trauer."
Wenn du mit Vergleichen arbeitest, dann achte immer darauf, dass sie zutreffend sind. Die "Trauer" ist ein stilles Insichgekehrtsein, kein lärmender Orkan, in dem ohnehin nichts versinken wird, weil er das Zeug lieber herumwirbelt.

Vierter Satz:

"Ein rettendes Ufer ist nicht in Sicht."

Verzichte auf Redewendungen, die du schon tausendmal gehört hast, wenn du keine anderen Worte findest, dann lass es lieber bleiben, der Leser dankt es dir.

Fünfter Satz:
Durch den Kopf hallt die ständige Frage nach dem Wieso.
Sind es die Gedanken, die nach einer Antwort suchen, oder ist es der Kopf? Der Satz ist überhaupt ganz schwach in seinem Stil.  Besser ist immer noch: ... die Gedanken suchen nach einer Antwort ...


Ab hier wird der Text besser:
Zitat:
Mein Name ist Tabita Sommer. Ich komme aus Zwickau, einer Stadt im Osten Deutschlands.
Seit zwei Jahren bin ich nun bereits Tod tot, denn (das "denn" - falscher Bezug) meine Identität ist ausgelöscht und durch eine Neue ersetzt.
Die Vergangenheit kostete mich Freunde und Familie. Steinerne Mauern bauen sich seit Monaten um meine Erinnerungen auf. Sie wachsen in die Höhe und das Geschehene macht dem Vergessen Platz.
Mit 23 Jahren wünsche ich keinem, eine Last wie die Mmeine zu tragen.



Der Text wird dadurch besser, weil er Fragen aufwirft, man möchte wissen, was geschehen ist.

Zitat:
P.S. Ich glaub die Kommasetzung ist nicht ganz richtig, bin da leider nicht die Beste drin.

Doch, die hast du gut gemacht.

Grüße
Sibirier
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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag20.04.2012 21:01

von Hoody
Antworten mit Zitat

Huhu Sonnenstrahl.
Schöner Name.

Sibi hat schon einiges Angesprochen.
BTW: Sehr schöne Kritik.  Daumen hoch

Bleib auf jeden Fall dran, auch wenn die ersten Sätze wirklich nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind. Wie gesagt, entweder sind die Bilder schief, also unpassend oder die Formulierungen liest man jeden Tag in der Zeitung, hört sie von Bekannten oder Fremden oder die Protagonisten aus diversen Filmen treiben sie uns durch die Ohren. Du schreibst wie eine sehr gute Freundin von mir.

Zitat:
Alles versinkt im Orkansturm der Trauer.

Sie hat auch immer versucht jeden Satz besonders zu machen. Besonders wenn es um Beschreibungen ging oder um den Anfang. Der Anfang ist immerhin der Lockwurm. Und ich bewundere jedes Mal den Wortschatz. Auch wenn die Bilder meistens total unpassend waren, sie viel zu viel in jeden Satz gesteckt hat und jeder Satz ein Gemälde in mir gemalt hatte, haben solche Schreiber (So nenne ich es jetzt) eine unglaubliche Fantasie.
Der Satz hat es mir gezeigt:

Zitat:
Doch die Zeit rinnt weiter und gräbt eine Wunde ins Gedächtnis

Diese Formulierung ist der Wahnsinn. Klar, dir fehlt noch die Erfahrung um deine Gedanken, das Bild vor Augen mit den richtigen Worten einzufangen. Hier wirkt es noch recht wackelig und unsicher. Aber ich glaube, ich weiß, was du dir vorgestellt hast. Diese rinnen der Zeit und dann eine Schleifspur im Gedächtnis. Wahnsinn.

Wie gesagt. Ich beneide solche Schreiber stellenweise. Denn ihr habt einen wirklich großen Wortschatz, du hast noch längst nicht alles gezeigt was in dir steckt. (Vielleicht solltest du es mal mit Lyrik versuchen?) Aber man sollte darauf achten, dass der Inhalt im Vordergrund steht und nicht der Stil. Nicht jeder Satz braucht irgendien Bild, irgendeine Botschaft, irgendwas unglaubliches. In der Lyrik kommt sowas viel häufiger vor. Aber in der Prosa sollte man auf den Gesameindruck achten und dann mit nur einem einzigen Satz den Leser umhauen.

lg Hubi


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
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Sonnenstrahl
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 32
Beiträge: 30



Beitrag21.04.2012 09:50

von Sonnenstrahl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank erst mal für die Kritik : )

An Sibirier: Ich gebe dir recht das der Angang wirklich an Logik hinkt. Allerdings möchte ich dir bei einer Sache wiedersprechen. Trauer ist nicht nur ein stilles Insichgekehrtsein. Gerade wenn man nicht versteht warum jemand zum Beispiel sehr plötzlich gegangen ist, können in einem Menschen sehr viele Emotionen aufbrechen, die nicht ausschließlich Tränen und Stille sind, sondern auch Wut, Agression. Man will seinen Schmerz hinausschreien und irgendwas zerstören, und das gleicht dann wohl doch eher einem Orkansturm und ist auch eine Form der Trauer. Beim Versinken hast du allerdings wieder recht, in einem Orkansturm versinkt nichts.

 Ach ja, das Bild ist übrigens in Spanien gemacht und zeigt den Sonnenaufgang über dem Mittelmeer, da ich es in einer großen Bucht fotografiert habe, erzeugt es den Anschein man wäre an einem See. : )

An Hoody: Vielen Dank, ich freue mich wirklich riesig über die positive Kritik und werde mir weiterhin Mühe geben, an meinem Schreibstil zu feilen und zu arbeiten. Das mit der Lyrik ist ein guter Vorschlag, ich werde mich darin wohl mal versuchen.
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Sonnenstrahl
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 32
Beiträge: 30



Beitrag02.05.2012 21:05

von Sonnenstrahl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So ein zweiter Versuch:

Mein Name ist Esperanca Sommer. Ich werde oft gefragt, ob ich spanische Wurzeln besitze. Mit kastanienbraunem Haar, welches einen leichten Rotstich aufweist und blass blauen Augen sehe ich nicht gerade wie die typische Señorita aus. Meine Vorfahren lebten ja auch nie auf der Iberischen Halbinsel, sondern im damaligen Preußen. Esperanca bedeutet Hoffnung. Keine Ahnung was meine Eltern damals bewogen hat mir diesen ungewöhnlichen Namen zu geben, aber ich finde er passt zu mir.
Warum? Ohne Hoffnung wäre ich heute nicht die, die ich bin.
Vor zwei Jahren wurde ich von Fremden entführt. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr zu meiner Familie und meinen Freunden. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf sie irgendwann wieder zu sehen. Obwohl ich meinen Peinigern entronnen bin, lebe ich in der ständigen Angst gefunden und ermordet zu werden. Mein vermeintlicher Tod sichert ein Überleben. Doch die Trennung von den Menschen die mir so viel bedeuten,  ist wie ein schwerer Hagelschauer auf die reife Ernte. Je mehr Halme zerschlagen werden, desto geringer die Erwartung für den Bauern, etwas seiner mühevollen Arbeit zu retten. Ich weiß nicht wie viele Hagelkörner mein Feld noch verträgt. Doch ich weiß das es jemanden gibt, der meine Ähren aufzurichten vermag.

Ein Flügelschlag der Schwalbe, ein winziger Stein der durch den dünnen Trichter der Sanduhr fiel, reichte aus, um alles zu verändern. Bis heute sehe ich kein Motiv hinter meiner Entführung. Ich war weder eine Geisel zum Tausch gegen Geld oder andere Güter. Meine Kidnapper hatten es nicht auf meinen Körper abgesehen und schon gar nicht auf irgendwelche glanzvolle Denkleistungen meines Realabschlussgehirns. Auch diente ich keinem Bankräuber als Fluchtsicherheit.
Doch beginne ich mit der Zeitungsannonce die vor zwei Wochen in meinen Briefkasten landete. Eine Annonce die Erinnerungen wachrief, die ich lange verschlossen und vermauert glaubte. Ein Ruf aus einer vergangenen Welt, der einen gewaltigen Steinbrocken ins Rollen brachte.
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