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Danke lieber Gott


 
 
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Maestro
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 67
Beiträge: 338



Beitrag19.03.2012 22:07
Danke lieber Gott
von Maestro
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hier noch eine JG von mir,
Habe sie in 2 Teile zerlegt. So kann weiterlesen wer mag.

Kinder weinen nicht wenn sie sterben müssen,
sie fragen warum!


Danke lieber Gott


„Kann ich nicht noch ein bisschen bei dir bleiben? Bitte Papa!“
Noah sah ihn mit seinen tiefblauen Augen an. Diese Augen waren wie geschaffen dafür, dass ihm später einmal die Mädchen zu Füßen liegen würden. Für Noah aber wird es kein „später“ geben.
Noch vor einem Jahr war er ein kerngesunder und sportlicher Junge. Tischtennis war seine große Leidenschaft. Außer dem regelmäßigen Training spielte er stundenlang mit seinem Vater an der Platte im Keller. Vor Eifer glühten seine Wangen dann, was seinem Kindergesicht zusätzlich einen besonderen Reiz verlieh.
„Natürlich möchte ich, dass du bei mir bleibst mein Sohn.“
Dirk nahm den Jungen in den Arm, um seine Tränen zu verbergen. „Bitte bleib bei mir mein Sohn!“
Die Tür ging auf, und ein Student im Weihnachtsmannkostüm kam herein. „Hoho, wen haben wir denn da?“ Er spulte sein Programm herunter. Die Geschichte vom kleinen Jungen, der bestimmt immer brav gewesen ist.
Ich habe vergessen, den Schwestern Bescheid zu sagen, dachte Dirk. Dieser Besuch war nun wirklich unpassend.
Der „Weihnachtsmann“ hatte bemerkt, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Der Junge zeigte keinerlei Freude, und der Vater gestikulierte ihm dauernd zu gehen. „Nun, dann sollst du auch dein Geschenk haben.“ Mit diesen Worten überreichte er Noah einen Teddybären. „Danke“, sagte der Junge ohne Freude. Schnell verabschiedete sich der Weihnachtsmann.
Ärger stieg in Dirk auf. So etwas Unsinniges. Ein Teddybär für einen sterbenden Jungen. Aber eigentlich war ja er schuld. Der Student ging nur von Zimmer zu Zimmer, wie es seine Aufgabe war. Hätte er nur daran gedacht, der Diensthabenden Schwester zu sagen, dass man dieses Zimmer ausließ.
Der Junge wandte sich wieder ihm zu. „Was habe ich denn so Schlimmes getan, Vater?“  „Du hast gar nichts Schlimmes getan, mein Junge. Ganz im Gegenteil.“ „Aber etwas muss ich doch gemacht haben, dass der liebe Gott so böse auf mich ist.“ „Der liebe Gott ist nicht böse auf dich. Ganz bestimmt nicht.“
„Warum muss ich dann sterben?“
 Noah sah ihn sehr ernst an. Wie alle Kinder seines Alters hatte Noah ein feines Gespür dafür, dass etwas nicht stimmte. Und er hatte ein Gespräch seines Vaters mit dem Arzt belauscht. Der Arzt hatte gesagt, dass er sterben müsse. Es würde gar nicht mehr lange dauern, hatte der Arzt gesagt. Als sein Vater ihn vor zwei Wochen mit nach Hause nehmen durfte, obwohl er noch so krank war, war Noah sicher, dass er bald sterben würde. Außerdem musste sein Vater ihn schon nach drei Tagen ins Krankenhaus zurück bringen, weil es ihm so schlecht ging.
Dirk wollte ihn noch einmal zu Hause haben. Er hatte sich vorgenommen, mit seinem Sohn noch einmall alles zu unternehmen, was diesem Spaß macht Den Drachen steigen lassen, den er ihm an seinem siebenten Geburtstag geschenkt hatte, auf den Rummel gehen und in der Eisdiele eine Riesenportion Erdbeereis essen. Erdbeereis mochte Noah am Liebsten. Aber schon auf dem Weg zum Strand, wo sie den Drachen steigen lassen wollten, wurde der Junge so müde, dass sie umkehren mussten, und auf dem Rummel traute Noah sich plötzlich nicht, ein Karussell zu benutzen. So war es bei dem Eis geblieben. Danach ging es Noah so schlecht, dass er ihn zurück in die Klinik bringen musste.
Der Arzt schüttelte den Kopf über soviel Unverständnis. Er musste doch gewusst haben, dass sein Sohn das Eis nicht vertragen würde, schimpfte er. Zwei Tage später mussten sie sogar eine Magensonde legen, um Noah künstlich zu ernähren. Die Krankheit aber zog die Energie schneller aus dem kleinen Körper, als man ihn versorgen konnte. „Wir können nichts mehr tun“, hatte der Arzt zu Dirk gesagt. „Ihr Sohn wird wohl Weihnachten nicht mehr erleben.“
Dieser Mensch hatte einfach so dagestanden, und ihm gesagt, dass sein Sohn sterben wird. „Wie können sie so etwas sagen“, hatte er den Arzt angeschrieen. „Was sind sie für ein Arzt? Ein Nichtskönner! Wo sind die Wunder, die die Medizin angeblich vollbringt?“ „Die Wunder der Medizin sind eine Erfindung von dankbaren, aber leider ahnungslosen Patienten“, antwortete der Arzt. „Wir können keine wirklichen Wunder wirken. Ihren Sohn zu retten wäre so ein Wunder, aber wir haben alles getan, was in unserer Macht stand.“
Dirk saß vor dem Schreibtisch des Arztes, unfähig sich zu rühren. Von dem sportlichen, fast 1,90 m großen Mann war nur ein Häufchen Elend geblieben. Seine schlanken, gepflegten Hände zitterten. Seine Augen blickten ins Leere, obwohl es so aussah, als fixiere er einen bestimmten Punkt an der Wand.  Wie in Trance saß er da, nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Arzt ließ ihn allein, und telefonierte mit dem Krankenhauspfarrer.
Dirk spürte, wie jemand seine Hände drückte. Er sah auf, und sah den Pfarrer vor sich sitzen. Wie lange saß der schon da? Und wie lange hatte er selbst schon hier gesessen? „Kommen sie“, sagte Pfarrer Frenzel. „Gehen wir zur Kapelle und beten wir dort.“ Dirk war kein besonders gläubiger Mensch. Zumindest ging er nicht jeden Sonntag in die Kirche. Er akzeptierte aber, dass es irgendeine höhere Macht gab. Die Erde mit all ihren Facetten, allen Pflanzen, Tieren und Menschen konnte nicht mit einem Knall entstanden sein. Daran glaubte er. Die meisten Menschen nannten diese Macht Gott. Sie glaubten an die Bibel, und die Entstehungsgeschichte wie sie darin niedergeschrieben war. Also glaubte auch er an Gott. Sie saßen nebeneinander in der kleinen Krankenhauskapelle und beteten. Jeder für sich, auf seine eigene Weise und mit seinen eigenen Worten. Schließlich sah Dirk auf. „Warum ausgerechnet er? Warum ausgerechnet mein Kind? Er hat nie etwas Böses getan“, fragte er in Richtung des Kreuzes über dem Altar.
„Gott hat sogar seinen eigenen Sohn sterben lassen, obwohl dieser auf Erden nur Gutes gewirkt hat“, sagte der Pfarrer. „Die Wege des Herrn sind unergründlich. So steht es geschrieben. So erlebe ich es fast jeden Tag. Wir Menschen verstehen so vieles nicht. Wir müssen aber daran glauben, dass alles seinen Sinn hat.“
„Worin liegt der Sinn, ein unschuldiges neunjähriges Kind sterben zu lassen“, hatte Dirk gefragt. Daraufhin schwieg Pfarrer Frenzel.
Im Folgenden ging Dirk jeden Tag in die Kapelle, manchmal sogar mehrmals am Tag. Er hatte gebetet immer und immer wieder. Er hatte Gott angefleht um das Leben seines Sohnes. Und er hatte Gott verflucht, als sich Noahs Zustand immer weiter verschlechterte.
„Wir Menschen können Gott nicht immer verstehen“, beantwortete er die Frage seines Sohnes. „Aber wir müssen glauben, dass Gott einen Grund für alles hat.“
„Wird es weh tun, Vater?“ „Nein mein Sohn. Es tut nicht weh.“ Die Ärzte hatten ihm versprochen, Noah so weit mit Morphium zu versorgen, dass er keine Schmerzen leiden musste. Es ist das Einzige was wir noch tun können, hatten sie gesagt.
„Was werden denn meine Freunde aus der Schule machen ohne mich?“, fragte Noah. Tatsächlich waren einige Klassenkameraden manchmal zu Besuch gekommen. Schließlich hatten die Ärzte aber von Kinderbesuchen abgeraten, da diese viel zu anstrengend und auch zu aufregend für den kleinen Patienten waren.
„Sie werden bestimmt ganz fest an dich denken. Ich soll dich ganz lieb von ihnen grüßen. Auch von deiner Klassenlehrerin:“
„Die habe ich sehr gemocht. Darf ich dir ein Geheimnis verraten? Du darfst aber nicht böse werden.“
„Ich würde dir nie böse sein.“
„Es ist ein großes Geheimnis“, sagte der Junge und wurde ein wenig verlegen.
„Ich habe mir immer gewünscht, dass ihr heiratet, du und die Lehrerin. Sie wäre dann meine neue Mutter geworden.“
Jetzt war Dirk verlegen. Sie war eine hübsche Frau, die Lehrerin. Bei den Elternabenden hatte er sie stets genau betrachtet. Frau Lehnardt besaß eine gewisse Anziehungskraft, der sich auch Dirk nicht entziehen konnte. Offensichtlich war sie sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst. Bei jedem dieser Elternabende betonte sie zuerst, dass sie verheiratet war. Glücklich, wie sie stets hinzufügte.
Auch Frau Lehnardt hatte den Jungen im Krankenhaus besucht. Sehr oft sogar. Bei diesen Gelegenheiten hatte sie stets auch versucht, ihn zu trösten. Aber ihn konnte niemand trösten. So viel Mühe sie sich auch gab.
„Deine Lehrerin ist aber schon verheiratet“ antwortete Dirk. „Das muss man akzeptieren.“
„Das wusste ich nicht. Schade.“
Die ganze Zeit über hielt der Junge den Teddybären in seinen Händen. Er schien es nicht zu bemerken.
„Weißt du, ich habe gedacht, dass du dann nicht ganz allein bist ohne mich. Was wirst du denn machen so allein?“
Der Junge weint nicht, dachte Dirk plötzlich. Stattdessen stellte er Fragen. Sogar im Angesicht des nahen Todes machte er sich offenbar mehr Sorgen um seinen Vater, als um sich selbst. Kinder sind wirklich unschuldig. Dieser Gedanke hallte nach in seinem Kopf. Mein Sohn ist unschuldig!
Dirk wusste wirklich nicht, was er ohne seinen Sohn tun sollte. Und er mochte auch nicht daran denken, wie es sein würde. Schon der Beginn des Tages, ohne das Kind zu wecken, und das Frühstück zu bereiten, war eine furchtbare Vorstellung.
„Ich werde an dich denken, mein Sohn. Und ich werde traurig sein.“
„Aber du kannst doch nicht immer nur an mich denken. Und ich will auch nicht, dass du traurig bist.“ Erst jetzt schien Noah den Teddy zu bemerken, den er schon eine Weile zwischen seinen kleinen Händen knetete. Er sah den Teddy an und hatte plötzlich eine hervorragende Idee. „Ich werde dir den Teddy hier lassen“, sagte Noah. „Dann bist du nicht so allein.“
 „Aber ein Teddy ist doch kein Ersatz für dich mein Sohn.“ Dirk schüttelte den Kopf. Der Junge war jedoch von seiner Idee begeistert.
„Du musst eben glauben, dass ich das bin. Dann bin ich immer bei dir.“
So sehr drängte Noah, dass Dirk schließlich den Teddy annahm. Er war sich aber nicht sicher, ob dieser Teddy eine Erleichterung sein würde, oder ihn nur noch trauriger machen würde, weil er dann immer an diesen Moment denken musste.


LG

Maestro

12Wie es weitergeht »




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T
Beitrag19.03.2012 22:34

von TOP PRIORITY
Antworten mit Zitat

Hallo Maestro!

Ich will dir bei diesem Eintrag zwei Antworten geben. Die erste kommt jetzt, ich habe den Text nur einmal durchgelesen und will somit den Leser nachahmen, der das manchmal auch nur einmal tut. Zuerst mal ein dickes Lob, du hast mich zum weinen gebracht! Ich heule gerade Rotz und Wasser!  Smile

Der Text ist sehr gut gelungen, allerdings komme ich mit meinem Leserythmus an einigen Stellen durcheinander, da die Satzstellung manchmal nicht zum Rythmus passt, ein Beispiel:
Er hatte Gott angefleht um das Leben seines Sohnes.
Das passt von der Satzstellung überhaupt nicht.

Mir sind bisher nur wenige Kommatafehler aufgefallen, was aber daran liegt, dass ich den Text nur einmal durchgelesen habe.

Das zweite Feedback kommt erst etwas später, wenn ich den Text auseinandergelegt habe smile

LG

T.P.


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Nailik
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Beitrag21.03.2012 04:39

von Nailik
Antworten mit Zitat

Hallo Maestro,

das ist eine sehr berührende Geschichte, die ich gerne gelesen habe!

Aufgrund ihrer Länge verzichte ich allerdings gänzlich auf Hinweise zu Zeichensetzungsfehlern und Ähnlichem.
Ein paar Sachen waren nämlich  drin, aber das halte ich für nebensächlich.

Wichtiger ist die Geschichte an sich.
Diese habe ich mit Interesse durchgelesen und musste mich nirgendwo "zwingen", weiterzumachen.
Wie gesagt, ein sehr emotionales Thema, wenn auch nicht "revolutionär neu" in dieser Form. Dennoch regt es zum Nachdenken an. Gerade das bittersüße Ende gefällt mir sehr gut.

Speziell beim zweiten Durchlesen sind mir einige Dinge aufgefallen, die man meiner Meinung nach noch verbessern könnte.

1. Dirk nennt Noah überdurchschnittlich oft "mein Sohn". Dabei ist diese Anrede - zumindest in neuerer Zeit, soweit ich das beurteilen kann - nicht die geläufigste. Auch im Gespräch mit Pfarrer Frenzel kommt dieses Wort häufig vor - zu häufig für meinen Geschmack.
Das tut dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch, aber eventuell könnte man da etwas mehr variieren ... "mein Junge", "mein Kind", "mein Kleiner" oder einfach nur "Noah".

2. Teilweise ist es schwierig, die Szenenwechsel mitzubekommen, da die eingeschobenen Rückblenden nicht deutlich hervorgehoben sind.

Ein Beispiel:

Zitat:
„Wir Menschen können Gott nicht immer verstehen“, beantwortete er die Frage seines Sohnes. „Aber wir müssen glauben, dass Gott einen Grund für alles hat.“
„Wird es weh tun, Vater?“ „Nein mein Sohn. Es tut nicht weh.“


Da Noahs Frage hier so weit zurück liegt, ist sie schon aus dem Fokus gerückt. So dachte ich beim ersten Lesen, es ging noch um Dirks Frage an Pfarrer Frenzel.
So hätte dann der Pfarrer Dirks Sätze gesprochen, und Dirk Noahs.

Und das Problem: es ergäbe auch in dieser Konstellation einen Sinn. Daher bemerkt man den Rückwechsel ins Krankenhausimmer erst nicht, und ist dann verwirrt, warum man plötzlich bei Noah und seinen Freunden angelangt ist.

Wenn man daher die Szenenwechsel etwas klarer ausgestalten könnte, wäre es für den Lesefluss eine große Hilfe.

Als Letztes wäre da noch die Rede des Arztes:

Zitat:
„Die Wunder der Medizin sind eine Erfindung von dankbaren, aber leider ahnungslosen Patienten“, antwortete der Arzt. „Wir können keine wirklichen Wunder wirken. Ihren Sohn zu retten wäre so ein Wunder, aber wir haben alles getan, was in unserer Macht stand.“


Das sind mir zu viele Wunder in drei Sätzen. Schöner würde ich es empfinden wenn das Wort nur einmal, im ersten Satz vorkommen würde.

Vielleicht so in der Art?

„Die Wunder der Medizin sind eine Erfindung von dankbaren, aber ahnungslosen Patienten“, antwortete der Arzt. „Die Realität sieht leider anders aus. Wir haben getan, was immer in unserer Macht stand, doch auch wir sind nur Menschen. Und Ihren Sohn zu retten übersteigt das Menschenmögliche.“

Inhaltlich gewünscht hätte ich mir noch eine leichte Vertiefung des Moments, in dem Dirk durch den Teddybär erfährt (oder nur glaubt, zu erfahren, das wird aus der Geschichte ja nicht eindeutig ersichtlich), dass Noah tatsächlich weiter existiert und sich sogar im biblischen Himmel bei Gott befindet.
Wenn ich mich in Dirks Situation hineinversetze, wäre mir das ein ungeheurer Trost, was aber leider nicht deutlich wird.

Kann natürlich auch sein, dass Du das anders siehst und Dirk gar nicht getröstet sein soll. Wenn ja, will ich nichts gesagt haben. Embarassed

Mehr gibt es meiner Meinung nach nicht zu kritisieren, für so einen langen Text ist das sehr wenig.

Darum: sehr gute Arbeit. Wie gesagt, ich habe es gerne gelesen! smile

Viele Grüße

Olli
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Merlinor
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Beitrag22.03.2012 12:41

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo

Auf Wunsch von Maestro habe ich den eingestellten Textabschnitt deutlich gekürzt, da der bislang gepostete Text etwas lang geraten war.

Eventuell wird Maestro dann später noch weitere Abschnitte als Fortsetzung posten.
Das macht es für die Leser weniger unübersichtlich.

Außerdem bat Maestro mich, den Titel des Textes in "Danke lieber Gott" zu ändern.

LG Merlinor


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mathis
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Beiträge: 33



M
Beitrag22.03.2012 15:47

von mathis
Antworten mit Zitat

Auch mir gefällt der Text sehr gut. Wie vorher schon geschrieben, hast du ein ergreifendes Thema ansprechend verpackt und ziehst den Leser in deinen Text. An ein paar stellen bin ich allerdings gestolpert. Ich gehe hier mal ein bisschen ins Detail:

Zitat:
Für Noah aber wird es kein „später“ geben.


Ich bin kein Fan von Anführungszeichen, wo sie eigentlich nicht hingehören. Ich glaube das später funktioniert auch ohne. Noch besser fände ich es den Satz etwas umzuformulieren, um die Anführungszeichen zu vermeiden.

Zitat:
Aber eigentlich war ja er schuld.


Hier stört mich das ja, natürlich könnte man sagen, dass es sich um Dirks Gedanken handelt und du deshalb in die gesprochene Sprache abrutschst, aber ich finde auch der Rest seiner Gedanken sind eher auf einem höheren stilistischen Niveau angesetzt. Deshalb würde ich vielleicht eher so etwas wie: Aber eigentlich war er selbst schuld. schreiben, wobei mir das auch noch nicht 100% gefällt.


Zitat:
Dirk wollte ihn noch einmal zu Hause haben. Er hatte sich vorgenommen, mit seinem Sohn noch einmall alles zu unternehmen,


Ich weiß nicht, ob du die Wiederholung hier mit Absicht gesetzt hat, mich stört sie jedenfalls. Vor allem, weil ich noch einmal keinen besonders starken Ausdruck finde und ihn deshalb nicht für eine Dopplung geeignet halte.


Zitat:
hatte der Arzt zu Dirk gesagt. „Ihr Sohn wird wohl Weihnachten nicht mehr erleben.“
Dieser Mensch hatte einfach so dagestanden, und ihm gesagt, dass sein Sohn sterben wird. „Wie können sie so etwas sagen


Zum einen ist mir in dem Abschnitt zu viel sagen drin, zum anderen stört mich das hatte einfach so dagestanden , schon wieder ein Abrutschen in die Umgangssprache, die nicht zum sonstigen sehr wohlformulierten auktorialen Erzähler passt. Ich bilde solche Sätze allerdings selbst gern, weil sie einen schönen Effekt haben. Nur hier passt es irgendwie nicht.


Zitat:
Es ist das Einzige was wir noch tun können, hatten sie gesagt.


Hier entweder vollständig als indirekte Rede: Es sei das Einzige, was sie noch tun können, hatten sie gesagt.

Oder aber mit Anführungszeichen.


Zitat:
Frau Lehnardt besaß eine gewisse Anziehungskraft, der sich auch Dirk nicht entziehen konnte.


Zweimal ziehen finde ich nicht gut. Frau Lehnardt besaß eine gewisse Anziehungskraft, der sich auch Dirk nicht erwehren/verschließen konnte.


Zitat:
Bei diesen Gelegenheiten hatte sie stets auch versucht, ihn zu trösten.


Das auch kannst du streichen, finde ich.


Zitat:
Er war sich aber nicht sicher, ob dieser Teddy eine Erleichterung sein würde, oder ihn nur noch trauriger machen würde, weil er dann immer an diesen Moment denken musste.


Den letzten Satz würde ich mir noch einmal vornehmen. Ihn prägnanter machen. Weniger umständlich. Vielleicht in mehrere Sätze aufteilen. Dann bleibt er dem Leser im Halse stecken.


Insgesamt gefällt mir der Text allerdings sehr gut. Die Verbesserungen sind nur Vorschläge von mir und vielleicht stimmen wir da ja auch nicht überein. Es waren halt stellen, die mich beim Lesen gestört haben.
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Maestro
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Beiträge: 338



Beitrag22.03.2012 16:18
Eure Kommentare
von Maestro
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Hallo liebe Gemeinde,

zuerst einmal freue ich mich sehr, dass auch der erste Teil meiner Geschichte gefallen hat.
@ Toppriority  warte mal bis du den Text zerlegt hast, bevor ich was sage.
    Hast du wirklich geheult? Der Smiley irritiert mich ein wenig.

@ Nailik  Interpunktion ist und bleibt mein Feind! Sollte mal jemand ein Programm für schreiben. Für Dirk lebt sein Sohn natürlich weiter. Der Teddy dient nur als Kommunikator zwischen ihnen. Ich dachte, durch die Erzählung wäre deutlich geworden, dass Dirk erst dann Trost findet, wenn er wieder mit seinem Sohn vereint ist? Ansonsten werde ich deine Vorschläge überdenken und (teilweise) auch übernehmen.

@ mathis  auch dir vielen Dank für deine positive Meinung. Dein Vorschläge finde ich sehr plausibel und werde sie größtenteils übernehmen.

Warte mal ab, ob es noch ein paar Kommentare gibt, und werde morgen oder übermorgen den zweiten Teil separat posten.

Vielen Dank an euch

LG

Maestro


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lupus
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Beitrag22.03.2012 17:56

von lupus
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Na Meister,

keine Ahnung, ob es dir auch reicht, wenn ich hier einfach einen Gesamteindruck hinterlasse. (hab den gesamten Text gelesen, bevor er geteilt wurde):

etwa nach einem Drittel hab ich angefangen, Stellen einfach zu überfliegen, dann, einige Passagen überhaupt zu überspringen. Ich finde der Text ist nicht lang, sondern langatmig. Viel zu ausgetreten. Und zu getragen, um nicht zu sagen schmalzig, melodramatisch, es liegt nicht an der Ruhe, an der Langsamkeit, sondern am penetranten Tränendrüsendruck.

Ein Thema, das schon millionenfach geschrieben wurde. Das ist noch kein Problem, aber eben auch schon tausendfach genau so.

Stünde der Text nicht in diesem Forum, wär ich über ein paar Zeilen nicht hinausgekommen.

lgl


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Hardy-Kern
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Beitrag22.03.2012 18:22

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

lupus hat Folgendes geschrieben:

Stünde der Text nicht in diesem Forum, wär ich über ein paar Zeilen nicht hinausgekommen.l

Lupus Recht zu geben entspricht überhaupt nicht meinem Naturell. Sei mal nicht so hartherzig, Bub'. Smile
Fairerweise sollte man bemerken, dass es gut geschrieben ist und ich das gern gelesen habe. Man muss nicht voreilig sein, denn obwohl dieses Thema sehr oft auftaucht, scheint es doch nicht ausgelutscht zu sein.
Wird es wohl auch nie sein, da man immer verschiedene Varianten der Gestaltung finden kann. Hat eben was mit Fantasie zu tun, lieber Wolfi. Smile

Diese einige hundert Wörter so zu komprimieren ist nicht leicht, geht aber auf Kosten des Gesamteindrucks, wie richtig bemerkt.
Ist auch manchmal verflixt. Zu lang wird gemeckert, zu kurz erst recht.
Üben wir eben weiter. Rolling Eyes

Hardy
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lady-in-black
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Beitrag22.03.2012 18:46

von lady-in-black
Antworten mit Zitat

Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
Man muss nicht voreilig sein, denn obwohl dieses Thema sehr oft auftaucht, scheint es doch nicht ausgelutscht zu sein.
Wird es wohl auch nie sein, da man immer verschiedene Varianten der Gestaltung finden kann. Hat eben was mit Fantasie zu tun, ...


Sehr richtig. Und genau das scheint mir das Problem dieses Textes zu sein ... also die fehlende Fantasie.

Ich möchte eigentlich gar nicht viel dazu sagen, sondern nur auf folgenden Text hinweisen:

http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=30475

Hier erkennt man m.E. ausgesprochen gut, wie man auch ein tausendfach benutztes Thema umsetzen kann, ohne dem Leser das Gefühl von "schon zigmal gelesen" und "Tränendrüsen-Druck" zu vermitteln.


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Nailik
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Beitrag23.03.2012 02:45
Re: Eure Kommentare
von Nailik
Antworten mit Zitat

Maestro hat Folgendes geschrieben:

[...] Ich dachte, durch die Erzählung wäre deutlich geworden, dass Dirk erst dann Trost findet, wenn er wieder mit seinem Sohn vereint ist? [...]


Hallo Maestro,

ich muss mich für meine unklare Ausdrucksweise entschuldigen. Ja! Das kam genau so rüber und ist auch absolut glaubhaft so.

Was ich meinte ist, dass Dirk in Deiner Geschichte die so ziemlich großartigste Erfahrung macht, die man als Mensch so machen kann - nämlich den eindeutigen Beweis zu erhalten, dass ein "Jenseits" existiert.
Wer kann das schon von sich behaupten? Shocked
Ich unterstelle mal, dass selbst die meisten Kirchgänger diesbezüglich ab und an von leisen Zweifeln geplagt werden.

Also wenn mich plötzlich ein verstorbener Verwandter durch einen Teddy anquatschen würde ... sagen wir mal, der Tag wäre gerettet.  Laughing  

Natürlich wird das in Dirks Situation nichts an der allgemeinen Trauerstimmung ändern.

Was ich sehr schade fand war einfach, wie selbstverständlich er das hinnahm. Es wäre die Steilvorlage für eine interessante Thematik gewesen, die so aber leider nicht weiter zur Geltung kommt.

Andererseits stellt sich auch die Frage, wie lang eine Kurzgeschichte sein darf. Da kann man nicht alles mit rein nehmen.
Insofern ist es schon gut so!

Hoffentlich hab ich's diesmal verständlicher hinbekommen. Embarassed

Viele Grüße

Olli
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Beitrag23.03.2012 19:17

von Maestro
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@ lupus, lady-in-black

Nachdem eure Kritik eher destruktiv zu nennen ist erübrigt sich eine detaillierte Stellungnahme.
"Tausendfach gelesen" könnte wohl unter jedem zweiten Text hier stehen.
Was ich in höchstem Maße unpassend und unfair finde, ist es einen
"Vergleichstext" hier einzustellen. Ich schreibe meine Geschichten in meinem Stil. Das muss und kann nicht jedem Gefallen. Ich würde mir aber nicht anmaßen, eure Texte anderen die mir besser gefallen, gegenüber zu stellen.

Fazit: Gefällt euch nicht. Zur Kenntnis genommen. Punkt.

Maestro


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Beitrag23.03.2012 20:27

von lady-in-black
Antworten mit Zitat

Hallo Maestro,  smile

es tut mir wirklich sehr leid, dass du meinen Hinweis auf den anderen Text derartig falsch aufgefasst hast. Das wollte ich auf gar keinen Fall und dafür möchte ich mich auch bei dir in aller Form entschuldigen.  

Hinweise, wie andere eine Idee umgesetzt haben, hat es hier schon häufiger gegeben. Ich denke, keiner hat es dabei böse gemeint, sondern wollte dem Autoren einzig und allein mit einem greifbaren Beispiel aufzeigen, wie es anders ... und natürlich vor allem "besser" geht. Sonst wäre das Beispiel ja unnötig gewesen.

Es gibt deinen Text, bei dem ich relativ ungerührt blieb ...
und es gab den anderen Text, bei dem mir die Tränen kamen.

Wenn du - wovon ich stark ausgehe - das gleiche mit deinem Text erreichen möchtest, dann solltest du dich nicht verärgert abwenden, sondern lesen ... selbst vergleichen ... und daraus allein für dich und deinen Text einen Nutzen ziehen.


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Maestro
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Beitrag24.03.2012 18:00

von Maestro
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Hallo lib

Entschuldigung angenommen, und danke für die Klarstellung.
Habe wohl etwas überreagiert.
Werde mir den anderen Text noch mal zu Gemüte führen. Zu all meinen Schwächen, die mir hier mittlerweile schonungslos aufgedeckt wurden, gehört auch, die Balance zu finden zwischen kopieren und in Eigenes umzusetzen.

Nix für Ungut

Schönen Restsonntag

Maestro


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kskreativ
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Beitrag24.03.2012 18:13

von kskreativ
Antworten mit Zitat

Von meinem ersten eingestellten Text hier im Forum, der Einstieg in meinen ersten Roman, sind buchstäblich nur noch Fetzen übrig geblieben. Da muss man halt durch, aber das hat mich nur weiter gebracht.

LG, Karin

Aufgeben gilt nicht.


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lupus
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Beitrag24.03.2012 18:20

von lupus
Antworten mit Zitat

Maestro hat Folgendes geschrieben:
@ lupus, lady-in-black

Nachdem eure Kritik eher destruktiv zu nennen ist erübrigt sich eine detaillierte Stellungnahme.
"Tausendfach gelesen" könnte wohl unter jedem zweiten Text hier stehen.
Was ich in höchstem Maße unpassend und unfair finde, ist es einen
"Vergleichstext" hier einzustellen. Ich schreibe meine Geschichten in meinem Stil. Das muss und kann nicht jedem Gefallen. Ich würde mir aber nicht anmaßen, eure Texte anderen die mir besser gefallen, gegenüber zu stellen.

Fazit: Gefällt euch nicht. Zur Kenntnis genommen. Punkt.

Maestro


Maestro,

was ist daran destruktiv, wenn ich dir sag, dein Text ist langatmig (-weilig eigentlich) und melodramatsch. Und du hast offensichtlich nicht genau gelesen: Der Kritikpunkt ist nicht das 'tausendfach gelesen' sondern das 'tausendfach so gelesen'. Damit würd ich die Aussage:
Zitat:
Ich schreibe meine Geschichten in meinem Stil.

noch einmal überdenken.

es liegt nun mal in der NAtur der Sache: hättest du schlecht formuliert, hätt ich Gegenvorschläge machen können. Da aber die Konzeption, der Stil (dein? Stil) des Textes mich nicht im Geringsten anspricht, ja mich wegen seiner immanenten Larmoyanz und der Ausschweifungen eigentlich abstößt, hab ich dir einen Gesamteindruck hinterlassen.

Es war negative Kritik. Destruktiv ist was anderes.


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Beitrag02.04.2012 16:48

von Maestro
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Danke lieber Gott Teil 2




„Wer weiß, fuhr Noah fort, vielleicht kann ich dann sogar mit dir reden.“ Er beugte sich zu seinem Vater vor. „Der liebe Gott merkt es vielleicht nicht, wenn ich mit dem Teddy rede, statt mit dir. Dann kann ich dir alles erzählen. Das wäre doch toll!“
„Ja mein Sohn, das wäre toll.“
Irgendetwas veranlasste ihn, auf die Instrumentenanzeige über dem Bett zu sehen. Hatte sich da nicht etwas verändert? Bildete er sich das nur ein, oder war die Herzkurve unregelmäßiger geworden? Er betrachtete seinen Sohn. Das Gespräch schien ihn sehr angestrengt zu haben. Ganz matt lag er da in seinen Kissen. Es kam Dirk vor, als seien die Augen trüber als sonst. Als er sich über Noah beugte, flüsterte sein Sohn noch einmal, „Das war eine gute Idee, nicht wahr?“ „Ja“, sagte er besorgt. „Das war eine richtig gute Idee.“
Aus der Apparatur über Noahs Bett erklang plötzlich ein lautes Piepen. Ein furchtbares Geräusch. Es ging Dirk durch Mark und Bein.
Die Tür flog auf, und ein Arzt gefolgt von einer Krankenschwester stürzte in den Raum. Sie machten sich an den Apparaten zu schaffen und gaben dem Jungen eine Spritze, die aber anscheinend nicht half. Eine weitere Spritze.
Sie forderten Dirk auf, das Krankenzimmer zu verlassen. Dirk wollte protestieren, doch das leise „Bitte“ des Arztes ließ ihn verstummen. Er ging wortlos hinaus.
Ohne es zu merken, ging er geradewegs zur Kapelle. Dort saß er mit gesenktem Kopf und starrte auf den Teddy in seinen Händen. So intensiv starrte er ihn an, dass er dachte, er habe sich bewegt. Und er hörte eine Stimme. Die Stimme seines Sohnes.
„Ich bin auf der Reise Vater. Der liebe Gott hat mich gerufen. Ich soll zu ihm kommen hat er gesagt. Und dass ich keine Angst zu haben brauche.“
Dirk begann zu beten. Immer wieder dasselbe: Bitte lass ihn nicht sterben lieber Gott. Bitte lass ihn nicht sterben. Stattdessen wieder diese Stimme.
„Die Reise ist so weit. Da wird man ganz müde. Ich glaube, ich muss ein bisschen schlafen. Vergiss den Teddy nicht Vater. Halte ihn immer bei dir.“
„Das werde ich tun, mein Sohn“, antwortete Dirk laut. Er bemerkte die Schwester neben sich.
„Es ist soweit“, sagte sie leise. „Bitte kommen Sie.“
Wie in Trance ging Dirk neben ihr her. Der Arzt hatte seine Bemühungen eingestellt.
Dirk nahm die Hand seines Sohnes. Einmal, ganz kurz, glaubte er zu spüren, dass Noah seine Hand drückte, dann lag die kleine Kinderhand schlaff in der Seinen.
Der Arzt hatte währenddessen die Armaturen beobachtet. Dann schaltete er die Apparate ab.
„Es ist vorbei“, sagte er, und zog die Bettdecke über den Kopf des Kindes.

Die Ärzte hatten erwogen, Dirk im Krankenhaus zu behalten, da er immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt wurde, und sie ihm ein sehr starkes Beruhigungsmittel geben mussten. Pfarrer Frenzel war aber der Ansicht, dass eine gewohnte Umgebung in diesem Fall nützlicher sein könne. Er hatte sich angeboten, Dirk nach Hause zu bringen, und ein Auge auf ihn zu haben. Schließlich hatte er fast täglich mit Menschen in dieser Situation zu tun. Deswegen war es ihm auch nicht merkwürdig vorgekommen, dass Dirk sich krampfhaft an diesem Teddybären festhielt, und ihn um keinen Preis hergeben wollte.
In Dirks Wohnung nahm Pfarrer Frenzel seinen Arm und führte ihn direkt ins Schlafzimmer. Vollkommen apathisch ließ Dirk alles mit sich geschehen. Der Pfarrer drängte ihn auf das Bett. Sofort schlief Dirk ein.
Dirk wurde wach weil er das Gefühl hatte, er werde gerufen.
Er lag in seinem Bett, neben ihm der Teddybär, der seinem Sohn so wichtig gewesen war.
Dirk wusste nicht mehr, wie er nach Hause gekommen war.
Der Pfarrer saß ihm wieder gegenüber, und beobachtete ihn.
„Geht es etwas besser?“, fragte er. Dirk antwortete nicht. Er wusste nicht wie es ihm ging, denn er war gar nicht da. Er beobachtete sich selbst aus weiter Entfernung. Das war nicht er, der da saß. Das war ein Fremder. Ein Fremder, dem anscheinend großes Leid widerfahren war.
Pfarrer Frenzel nahm die Hand des Fremden. „Wir wollen beten“, sagte er. Für einen Moment kehrte Dirk in die Realität zurück. Wozu noch beten, dachte er. Mein Sohn ist tot! Seine Gedanken wollten ihn weiter führen. Nie wieder würde Noahs Lachen durch dieses Haus…. Dirks Hirn blockierte diese Gedanken. Es verweigerte einfach den Dienst. Zurück blieb eine leere Hülle. Unfähig zu denken, zu fühlen, zu hören und zu sprechen.
Er zuckte zusammen, als plötzlich der Teddybär in seinem Arm zu reden begann.
Das Stofftier sprach zu ihm mit der Stimme seines Sohnes.
„Ich bin angekommen Vater. Endlich angekommen. Es war eine furchtbar weite Reise. Kannst du mich denn hören, wo ich doch so weit weg bin?“
Er nahm den Teddy fest an seine Brust. „Ja mein Sohn, ich höre dich“ sagte er laut.
„Es ist eigentlich ganz schön hier. Sogar Spielkameraden habe ich schon gefunden, wo ich doch immer gedacht habe, dass es im Himmel nur alte Leute gibt.“ „Nur Mutter habe ich noch nicht gefunden.“
„Geduld mein Junge. Du bist doch gerade erst angekommen, und der Himmel ist ganz gewiss sehr groß.“ Sogar jetzt noch muss ich meinen Sohn belügen, dachte Dirk kurz.
Als Noah immer wieder nach seiner Mutter gefragt hatte, hatte er sich nicht anders zu helfen gewusst, als ihm zu erzählen, dass seine Mutter bei einem Autounfall gestorben war. Man konnte einem kleinen Kind doch nicht sagen, dass die Mutter sie verlassen hatte, weil sie das Leid im Hause nicht ertragen konnte. Sie habe auch nur ein Leben, und das wollte sie nicht mit Trauern vergeuden, hatte Margarethe gesagt. Jetzt lebte sie in einer anderen Stadt mit einem anderen Mann zusammen, wollte aber mit der Scheidung warten, bis die „Sache mit dem Jungen“ vorbei war. Das hatte sie wirklich gesagt, erinnerte er sich. „Die Sache mit dem Jungen“.
„Ich werde sie bestimmt noch finden“, antwortete Noah.
„Ich habe auch schon mit dem lieben Gott gesprochen. Ich habe ihn gebeten, etwas zu machen, dass du nicht so allein und traurig bist. Aber ich weiß nicht, ob er mich richtig verstanden hat. Er hat mir nur gesagt, dass du nichts tun darfst, um zu mir zu kommen. Verstehst du das Vater?“
„Ja ich verstehe das, mein Sohn. Er hat bestimmt gemeint, dass wir uns auch so irgendwann wieder sehen werden. Wir müssen nur ein wenig Geduld haben.“
„Wie lange denn Vater. Ich vermisse dich jetzt schon so.“
„Bestimmt nicht sehr lange. Der liebe Gott wird uns schon nicht so lange warten lassen.“ Dirk würde jeden Tag dafür beten. Selbstmord war auch für ihn eine Sünde.
Aber dafür zu beten, dass er sterben dürfe sicher nicht. Er wollte ja nur bei seinem Sohn sein.

In den nächsten zwei Jahren veränderte sich der Dirk immer mehr.
Zuerst merkten es seine Arbeitskollegen. Aus dem fröhlichen Riesen den jeder mochte, war ein stiller, in sich gekehrter Mann geworden. Kein fröhlicher Gruß mehr, wenn er den Raum betrat. Wenn man ihn ansprach, schreckte er zusammen, als sei er aus einem Traum gerissen worden.
Später dann schien er auch nicht mehr zu hören, was man zu ihm sagte. Weswegen auch immer man ihn ansprach, antwortete er nur mit einem leisen „Jaja“.
Allerdings hörte man ihn immer öfter mit dem Teddybären auf seinem Schreibtisch reden. Diesen Teddybären hatte er immer bei sich. Wenn er abends nach Hause ging, nahm er ihn mit. Kam er morgens zur Arbeit, setzte er ihn sehr sorgfältig auf seinen Platz. Sogar wenn er zur Toilette ging, hatte er den Bären unter dem Arm.
Aus dem Außendienst hatte man ihn schon lange abgezogen. Doch mit der Zeit war auch das Ergebnis der Arbeiten, die er nun ihm Büro verrichtete, sehr unbefriedigend. Genauer gesagt, sie waren nicht vorhanden. Dirk kam ins Büro, nahm seinen Platz ein, und schien dann acht Stunden lang vollkommen in sich versunken. Ab und an führte er laute Gespräche mit dem Teddy, ansonsten blickte er ausdruckslos auf die Schreibtischplatte.
Bei allem Verständnis und allem Mitleid wurde die Situation immer unerträglicher. Nicht nur dass Dirk keine Ergebnisse mehr ablieferte, es häuften sich auch die Beschwerden der Mitarbeiter, die sich durch seine lauten Selbstgespräche gestört fühlten. Es blieb der Firmenleitung nichts anderes übrig, als ihm zu kündigen. Der Personalchef versicherte ihm immer wieder sein Mitleid, und versuchte, zu erklären warum man nicht anders handeln konnte. Dirk antwortete mit einem leisen „Jaja“.
Von da an ging Dirk jeden Tag auf den Rummel bis die Fahrgeschäfte schlossen.
Danach saß er fast stundenlang in der Eisdiele und aß Erdbeereis. Und immer setzte er den Teddybären vor sich hin, und unterhielt sich laut mit ihm.
Fast auf den Tag zwei Jahre nach dem Tod des Sohnes wurde Dirk vor der Eisdiele von einem LKW überfahren. Der LKW-Fahrer stand unter Schock.
„Er ist mir direkt vors Auto gelaufen“, sagte er immer wieder. „Ich konnte nicht mehr reagieren.“ Dirk starb noch auf der Straße in den Armen des Notarztes.
Der Notarzt gab zu Protokoll Dirks letzte Worte waren: „Danke lieber Gott!“




 Wie immer für jeden Kommentar dankbar.

LG

Maestro

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Hardy-Kern
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Beitrag02.04.2012 17:38

von Hardy-Kern
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Ist nicht einfach dazu etwas zu schreiben. Ich kann mir gut vorstellen, dass es diese Situationen im Leben vieler Menschen gibt. Da kommt ein's auf's andere und man kann es nicht verkraften. Gerade, weil es sehr schwer ist derartige Situationen zu beschreiben, würde ich dir empfehlen die Geschichte nicht zu veröffentlichen.

Sie ist auch nicht rund, es holpert zu oft, da gewisse Formulierungen nicht passen. Mir fehlt was, kann es aber nicht näher bestimmen. Vielleicht liegt es am Stil oder tatsächlich an der Fantasie?
Es wird bestimmt noch Antworten geben.

Hardy
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Maestro
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Beiträge: 338



Beitrag13.04.2012 18:48
Danke lieber Gott Teil 2
von Maestro
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Hallo zusammen,

bitte mal auf diesem Wege um weitere Kommentare zu o.g. Geschichte.
Steht zwar schon eine ganze Weile hier, aber vielleicht hat doch noch jemand Lust, mir seine Meinung zu sagen, bevor ich mit der Überarbeitung beginne.

Allen ein schönes Wochenende

Maestro


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