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Sommer '87


 
 
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The Brain
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Wohnort: Over the rainbow


Beitrag04.03.2012 13:05

von The Brain
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Die Zeit rieselte dahin wie Sand durch den dünnen Schlund eines Stundenglases. Das Alleinsein fiel schwer. Gedankenverloren saß ich an dem Küchentisch aus dunklem Mahagoniholz, rührte in einer schon lange erkalteten Tasse Kaffee, blickte aus dem kleinen Fenster in einen strahlend blauen Himmel. Das Geschirr stand ordentlich hinter den Glastüren meines Küchenschranks, an der Wand hing die Pfanne mit verrußtem Boden. Alles schien seine Ordnung zu haben. Die Menschen gingen zur Arbeit, die Nachbarin saugte ihren Teppichboden, die Kinder auf dem Spielplatz gegenüber streckten ihre Füße auf der Schaukel schwingend den Wolken entgegen - die Dinge nahmen ihren Lauf - wie jeden Tag. Nur ich saß hier, fand keinen Schlaf, war nicht einmal müde und nichts, rein gar nichts, war wie jeden Tag.
Ich warf mich aufs Bett, zwang mich die Augen zu schließen, um dem Geschehenen zu entrinnen, verlor mich im Traum. Dem Traum von dir. Ich verbot mir die Tränen. Wissend, dass Fluten ohne Dämme, jedes vernünftige Handeln unmöglich gemacht hätten. Wissend, dass das Brechen der Fassade den Verstand gekostet hätte.


***

Die Tage vergingen, begleitet von den Klängen dieser Melodie, irgendwie düster und treffend.
„I can't live with or without you“


***

Ich stand auf dem langen Flur, antike Sandsteinsäulen, marmorne Treppen, eine schwere Eichentür, die sich langsam öffnete.
„Zeugin Baumann bitte!“ Der Gerichtsdiener klang bestimmt.
Ich betrat den Saal. Ging mit unsicheren Schritten in die Mitte des Raumes, zu dem kleinen Tisch aus schlichtem Holz. Ein Stuhl stand davor. Mechanisch beantwortete ich die Fragen des Richters. Neben mir, hinter einer Balustrade aus geschnitzter Eiche saßen zwei Männer. Der eine klein und schmächtig, beinahe sympathisch wirkend. Der andere groß, muskulös, strahlend weiße Zähne, die aus dunkler Hautfarbe hervorblitzten.
„Als Nebenklägerin dürfen sie jetzt neben ihrem Anwalt Platz nehmen.“
Meine Zeugenvernehmung war abgeschlossen. Ich setzte mich den Angeklagten gegenüber an die Seite meines Rechtsbeistandes. In den nächsten Tagen blieb viel Zeit diese Menschen zu beobachten, diese beiden Männer, die dein Leben beendet und das so vieler anderer aus dem Takt gebracht hatten.
Der Tag der Urteilsverkündung nahte. Der hagere, kleinere Mann stand auf, stammelte Worte der Entschuldigung, des tiefsten Bedauerns. Fast konnte er mir leidtun - fast. Anschließend erhob sich sein um Kopflängen größerer Freund.
„Die Menschen haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich habe nur das getan, was ich gelernt habe. Das, wozu mich die Army seit Jahren gedrillt hat. Ich habe nur angewendet, was man mir beigebracht hat. Nichts sonst. Ich bin das, was man, die Army, aus mir gemacht hat.“
Seine Stimme fraß sich durch meine Eingeweide, wie Zähne einer Kreissäge durch morsches Holz.

Die Verhandlung war zu Ende. Ich hatte auf Bilder geblickt, die mir das Sehen verleidet, Worte gehört, die mir das Hören vergällt. Zwei Menschen würden eine lange Zeit für ihre Tat büßen müssen. Es waren Amerikaner. Sie mussten sich unter Umständen nach einer erfolgten Auslieferung nochmals vor einem Gericht in den USA verantworten. Würden am Ende mit dem Tode betraft? Ich wusste es nicht. Wollte es auch gar nicht mehr wissen.

Ich trat hinaus in das helle Sonnenlicht eines Sommertages, ein Strahlen  das mich zu verhöhnen schien, heftete den Blick auf den grauen Asphalt des Parkplatzes, dessen Farbe soviel mehr meiner Stimmung entsprach. Müde drehte ich den Schlüssel. Mit leisem Klicken öffnete sich die Autotür. Ich sank auf die Polster und fuhr, bemüht diesen Albtraum hinter mir zu lassen, einer erhofften besseren Zukunft entgegen.

Aus dem Autoradio ertönte dieses Lied, melancholisch, leise, tropften die Worte in meine Seele, ließen mich im Takt der Melodie still und ohne Tränen schluchzen.
Es war der 30. Juli 1987. Es war brütend heiß und ich fror.


***

Ein Lied tönt aus dem Radio. Schon lange habe ich es nicht mehr gehört. Ein oft gespielter Titel, damals im Sommer, diesem heißen und doch so erfrierenden Sommer. Ich sehe deine blonden Locken, höre dein Lachen.
Alles wieder da!
Kann die Zeitungen lesen, als würde ich sie halten, höre die Fragen, weiß keine Antwort.
Alles wieder da!
Gehe wieder diesen Weg. Du vor mir, hölzern gekleidet, einen dünnen Striemen um deinen Hals.
Frage mich - warum? Warum?


Noch wenige Takte. Das Lied verklingt. Die Stimme des Moderators plaudert in gewinnendem Tonfall, versucht mit vermeintlich fröhlich gewählten Worten dahinplätschernde gute Laune zu verbreiten.

Es ist der 22. Juli 2011. Es ist brütend heiß und ich friere. Immer noch.


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TOP PRIORITY
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Beiträge: 12
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T
Beitrag04.03.2012 21:25

von TOP PRIORITY
Antworten mit Zitat

Das fällt mir jetzt auf (ich habe den Text vorerst nur kurz überfliegen können und werde ihn mir später nochmal genauer ansehen): In dem Wagen von Frau Baumann wurde doch die Leiche entdeckt... Mit welchem Wagen fährt sie dann zur Polizei? Und warum ist ihr nicht früher aufgefallen, dass ihr Wagen fehlt?
Das erst mal im vorraus, eine genauere Kritik kommt etwas später.

T.P


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The Brain
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Beitrag04.03.2012 21:27

von The Brain
Antworten mit Zitat

So, habe jetzt den ersten Teil auch noch einmal überarbeitet. Leider ist er jetzt "hinten dran geklebt".
Vielleicht möchte noch jemand?




ALLES WIEDER DA ...



Ich höre dieses Lied. Ein Lied aus vergangenen Tagen. Ein oft gespielter Titel, damals im Sommer 1987, diesem heißen und doch so gefrierenden Sommer. Ich sehe deine blonden Locken, höre dein Lachen. Ich spüre den Schmerz, der sich tief in meine Eingeweide schraubt. Jede Note, jede Silbe hat sich in meine Erinnerung gebrannt. Tagelang, wochenlang hat mich diese Melodie begleitet. Habe in ihrem Takt geschrien, geweint und gehofft, dass sich alles in Nebel auflöst, dass ich alles nur geträumt habe.

Alles wieder da.



***


Unsere letzte Begegnung. Du standest vor mir, mit blauen Augen und einem strahlenden Lachen, tratest nervös von einem Bein auf das andere, lauschtest gebannt meinen Ausführungen, senktest den Blick. Dein Lächeln wich einem zarten Grinsen. Ich reichte dir die Hand und unsere Wege trennten sich. Für ein paar Stunden, so dachten wir wohl beide, doch das Leben hatte andere Pläne.


Am späten Nachmittag betrat ich das Büro. Noch hier etwas erledigen, dort etwas richten. Ich kam zu spät. Zu spät den Lauf der Dinge zu ändern? Hätte ich es können? Eine Frage, die ich mir oft gestellt habe.
Man schob mir den Zettel mit einer Telefonnummer zu, ich solle umgehend dort anrufen, mich sofort melden, es sei sehr dringend. Es habe sehr wichtig geklungen sagte man mir, merkwürdige Fragen habe man gestellt, habe aber nichts weiter sagen wollen. Ich ging ins Nebenzimmer und wählte nervös die mich in schwarzer Schrift anstarrenden Ziffern. Es klingelte nur kurz, ein Knacken in der Leitung.
„Michalski“, meldete sich eine dunkle Männerstimme.
Ich nannte meinen Namen, wurde sofort unterbrochen.
„Gut, dass sie endlich da sind, können sie bitte unverzüglich herkommen?“
Meine Fragen, was passiert sei, blieben unbeantwortet. Man wolle es persönlich mit mir besprechen, sich am Telefon nicht weiter äußern. Dunkle Schatten rückten näher. Angst kroch empor, setzte sich, wie feiner Staub in langen Monaten auf Möbelstücke, binnen Sekunden in jede noch so kleine Pore, verklebte meine Zuversicht und meinen Atem.
Die wenigen Meter zum Hof beinahe fliegend zurücklegend, sprang ich ins Auto, drehte mit zittrigen Fingern den Zündschlüssel. Automatisiert, alles weitere Handeln. Meine gesamte Aufmerksamkeit zirkulierte nur um Eines. Um Himmels willen, was war hier los?

Ich sah keine Ampeln. Waren sie rot? Es war bedeutungslos. Unmöglich hier kostbare Sekunden mit Warten zuzubringen.
Ich erreichte den Parkplatz. Ein Gebäudekomplex in schmutzigem Braun starrte mir entgegen. Mit zittrigen Beinen stieg ich aus. Sie schienen eher mit Gummi gefüllt, als auf Knochen gestützt. Langsam näherte ich mich dem Portal. Darüber prangte in großen Lettern:


Polizei


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firstoffertio
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Beitrag04.03.2012 23:56

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Das mit dem Auto ist mir auch aufgefallen. Und ich wunderte ich mich, dass Frau Baumann anscheinend gar nicht verhört wurde. Warum sie stundenlang auf dem Polizeirevier warten musste, war mir dann nicht klar. Zu dem Zeitpunkt im Text erwartete ich, dass sie womöglich beschuldigt werden würde.
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The Brain
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Beitrag05.03.2012 20:36

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo T.P.,

schön,dass du hierher gefunden hast.

TOP PRIORITY hat Folgendes geschrieben:
In dem Wagen von Frau Baumann wurde doch die Leiche entdeckt... Mit welchem Wagen fährt sie dann zur Polizei? Und warum ist ihr nicht früher aufgefallen, dass ihr Wagen fehlt?


T.P



Nun, das Auto ist auf sie zugelassen. Es könnte ein Firmenwagen sein, es könnte der Wagen ihres Freundes sein(des Ermordeten) - das wird hier nicht weiter erklärt - genauso wenig wie die Beziehung zwischen ihr und dem Opfer. Das soielt nur eine untergeordnete Rolle für diesen Text.
Ist es wirklich ein Stolperstein?


Freue mich auf weitere Kritik!

Liebe Grüße

Brain


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TOP PRIORITY
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T
Beitrag05.03.2012 21:48

von TOP PRIORITY
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Es verwirrt leider schon etwas, da man ja meint, dass Menschen es merken sollten, wenn ihr Auto verschwindet. Diese Unstimmigkeit ließ sich eventuell umgehen, indem du etwas ähnliches schreibst, wie:

Ich fuhr mit meinem Firmenwagen zu Arbeit, meinen privaten ließ ich aus Geldgründen (oder irgendsowas) gewöhnlich immer in der Garage stehen.

Damit wäre dann erklärt, warum sie nicht merkt, dass ihr Auto fehlt smile

Ich melde mich später nochmal,

T.P.


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The Brain
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Beitrag05.03.2012 22:37

von The Brain
Antworten mit Zitat

Danke für deine Rückmeldung T.P.

Nun gut, auch  Kieselsteinchen können zu Fall bringen - also werden wir sie beseitigen. Ist ja nur eine Kleinigkeit.

Gut' s Nächtle


Brain


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The Brain
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Beitrag06.03.2012 19:39

von The Brain
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Hallo firstoffertio,

Danke fürs Vorbeischauen.


firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Das mit dem Auto ist mir auch aufgefallen. Und ich wunderte ich mich, dass Frau Baumann anscheinend gar nicht verhört wurde. Warum sie stundenlang auf dem Polizeirevier warten musste, war mir dann nicht klar. Zu dem Zeitpunkt im Text erwartete ich, dass sie womöglich beschuldigt werden würde.


Werde deinen Einwand in einer nochmaligen Überarbeitung berücksichtigen.


Liebe Grüße

Brain


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Onesome59
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O
Beitrag07.03.2012 13:29

von Onesome59
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Hallo, Brain!

In dem Wagen von Frau Baumann wurde doch die Leiche entdeckt... Mit welchem Wagen fährt sie dann zur Polizei? Und warum ist ihr nicht früher aufgefallen, dass ihr Wagen fehlt?

Zitat:
Nun, das Auto ist auf sie zugelassen. Es könnte ein Firmenwagen sein, es könnte der Wagen ihres Freundes sein(des Ermordeten) - das wird hier nicht weiter erklärt - genauso wenig wie die Beziehung zwischen ihr und dem Opfer. Das soielt nur eine untergeordnete Rolle für diesen Text.
Ist es wirklich ein Stolperstein?


Mit diesen kurzen Sätzen, die als „Verteidigung“ gedacht waren, hast du den Finger selbst in die Wunde gelegt.

Dass dein Text an vielen Stellen sprachlich holpert, dass du viele unglückliche Vergleiche und misslungene Metaphern bringst, haben bereits andere – zu recht – kritisch angemerkt. Ich denke, es ist müßig, mich an formalen Aspekten zu reiben, wenn du wirklich glaubst, auf elementare Grundlagen verzichten zu können.

Bevor (gute) Autoren die erste Zeile einer (guten) Geschichte schreiben, haben sie ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben den Plot minutiös ausgearbeitet und alle Charaktere – insbesondere deren Beziehungen zueinander – genau beschrieben. Bei Romanen ist es Pflicht, bei Kurzgeschichten die Regel (zumindest für angelsächsische Autoren), Kurzbiographien für alle Akteure zu verfassen.

Täusche ich mich oder hast du einfach drauflosgeschrieben?

Du hast in diesem Board bereits 2500 Beiträge verfasst, die ich nicht kenne, weil ich erst gestern diesem Forum beigetreten bin. Ich bin mir sicher, dass die handwerklichen Grundlagen hier ausgiebig diskutiert wurden. Die Fülle deiner Beiträge lässt darauf schließen, dass du schon lange zu dieser Runde gehörst. Ich verstehe nicht, warum du einen derart geschluderten Text postest.

Es gibt einige wenige deutsche Lehrbücher zum Handwerk des Schreibens. Mit Lehrbüchern in Englisch kann man endlos lange Regale füllen. Die handwerkliche Überlegenheit angelsächsischer Autoren ist nicht vom Himmel gefallen …

Gunther Bartelt
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lady-in-black
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Beitrag07.03.2012 14:39

von lady-in-black
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Hallo Brain,  smile

ich kenne zwar auch nicht all deine ca. 2.500 Beiträge, aber zumindest genug davon um zu wissen, dass dir dieser "Stil" wirklich sehr am Herzen liegt. Wink
 
Allerdings bin ich der Meinung, dass es sich hier inhaltlich nicht um eine nette, kleine Weihnachtsgeschichte handelt, die es ggf. auch mal vertragen kann.
Dieser Mix aus zu viel Pathos mit einem Mord, bzw. Toten mit durchgschnittener Kehle, funktioniert m.E. wirklich nicht.
Spätestens ab dem zweiten Teil hatte ich daher fast schon das Gefühl, eine Art Parodie zu lesen: "von Schmerz gepeinigt" oder "der bittere Geschmack halb verdauter Spaghetti Bolognese" aus dem dritten Teil trugen einen erheblichen Anteil daran.

Du hast m.E. einen viel zu dünnen/schwachen Inhalt mit viel zu vielen (leider auch falschen bzw. unglücklich gewählten) Worten bombastisch aufgebläht.  Rolling Eyes

Ich denke, das konnte daher auch nicht gutgehen ...  wink


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- Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
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Beitrag07.03.2012 20:19

von The Brain
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Hallo Onesome59,


Autsch, das tut doch weh! Nun gut, jetzt mal ernsthaft - und bitte nicht als "Verteidigung" abstempeln.

 
Onesome59 hat Folgendes geschrieben:
Hallo, Brain

In dem Wagen von Frau Baumann wurde doch die Leiche entdeckt... Mit welchem Wagen fährt sie dann zur Polizei? Und warum ist ihr nicht früher aufgefallen, dass ihr Wagen fehlt?

Zitat:
Nun, das Auto ist auf sie zugelassen. Es könnte ein Firmenwagen sein, es könnte der Wagen ihres Freundes sein(des Ermordeten) - das wird hier nicht weiter erklärt - genauso wenig wie die Beziehung zwischen ihr und dem Opfer. Das soielt nur eine untergeordnete Rolle für diesen Text.
Ist es wirklich ein Stolperstein?


Mit diesen kurzen Sätzen, die als „Verteidigung“ gedacht waren, hast du den Finger selbst in die Wunde gelegt.

Ehrlich gesagt, dachte ich nicht, dass es hier zu einem Missverständnis kommen könnte. Ich hielt weit ausholende Erklärungen für das, was der Text vermitteln sollte, als nicht notwendig. Bin eines Besseren belehrt worden.

Dass dein Text an vielen Stellen sprachlich holpert, dass du viele unglückliche Vergleiche und misslungene Metaphern bringst, haben bereits andere – zu recht – kritisch angemerkt. Ich denke, es ist müßig, mich an formalen Aspekten zu reiben, wenn du wirklich glaubst, auf elementare Grundlagen verzichten zu können.

Nein, das glaube ich nicht - bewege mich nur manchmal auf seichtem Boden, indem ich "Dinge" ausprobiere. So, jetzt geh' ich ganz schnell in Deckung ...

Bevor (gute) Autoren die erste Zeile einer (guten) Geschichte schreiben, haben sie ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben den Plot minutiös ausgearbeitet und alle Charaktere – insbesondere deren Beziehungen zueinander – genau beschrieben. Bei Romanen ist es Pflicht, bei Kurzgeschichten die Regel (zumindest für angelsächsische Autoren), Kurzbiographien für alle Akteure zu verfassen.

Glaube mir, die Charaktere kenne ich in- und auswändig. Der Schwerpunkt des Textes liegt (oder sollte ich besser schreiben: sollte liegen) auf der emotionalen Ebene. Die Rahmenhandlung wurde insofern stark verkürzt - offensichtlich hat das so nicht funktioniert. Dafür bin ich hier. Um zu lernen!

Täusche ich mich oder hast du einfach drauflosgeschrieben?

Ja und nein - wie ja hier schon mehrfach angemerkt, stammt der Ursprungstext aus einem Wettbewerb, dem Festival der flinken Feder (FFF). Hier geht es darum, innerhalb kürzester Zeit einen Text zu einem vorgegebenen Thema zu schreiben.
Ich habe ihn hier noch einmal aufgegriffen, ohne ihn grundlegend zu ändern - hätte ich sollen? Es scheint so. Ich habe ihn überarbeitet, habe allerdings auf große Änderungen verzichtet, da ich zunächst einmal Kritiken erfahren wollte. Normalerweise schreibe ich nicht in einem solchen Genre. (im weitesten Sinne Krimi?)


Du hast in diesem Board bereits 2500 Beiträge verfasst, die ich nicht kenne, weil ich erst gestern diesem Forum beigetreten bin. Ich bin mir sicher, dass die handwerklichen Grundlagen hier ausgiebig diskutiert wurden. Die Fülle deiner Beiträge lässt darauf schließen, dass du schon lange zu dieser Runde gehörst. Ich verstehe nicht, warum du einen derart geschluderten Text postest.


Ich hatte in diesem Thread bereits erwähnt, dass mich der bereits ca. ein Jahr alte Text nachhaltig beschäftigt hat, ich aber gleichzeitg auch einige Schwierigkeiten mit einer Überarbeitung hatte. Ich hoffte auf, den Text und mich, weiterbringende Kommentare.


Es gibt einige wenige deutsche Lehrbücher zum Handwerk des Schreibens. Mit Lehrbüchern in Englisch kann man endlos lange Regale füllen. Die handwerkliche Überlegenheit angelsächsischer Autoren ist nicht vom Himmel gefallen …


Mir ist bereits bei Kommentaren von dir zu anderen Texten aufgefallen, das du gerne auf die "Regeln" verweist. Eine gute Kritik besteht m.E. allerdings darin, dem manchmal betriebsblinden Autor die Fehler aufzuzeigen. Es sind hier sehr viele noch unerfahrene Autoren unterwegs, die noch ganz am Anfang stehen. Es bleibt dir überlassen, in welcher Form du Kritik übst, aber vielleicht ist es für den Lernprozess eines Schreibenden hilfreicher, die Mängel konkret zu benennen. Offensichtlich bringst du ja einiges Potential hierfür mit? Ich würde es mir zumindest wünschen. Vielleicht magst du es überdenken?


Gunther Bartelt



Ich bedanke mich sehr, dass du dir Zeit für den Text genommen hast, hoffe sehr, dass meine Antworten nicht als "Verteidigungsrede" wirken
und werde mich an einer Überarbeitung versuchen.


Liebe Grüße

Brain


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The Brain
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Beitrag08.03.2012 21:17

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo LIB,

auch dir danke für's "Reinlesen". Werde mir noch einmal Gedanken machen müssen. Wahrscheinlich habe ich zu sehr an den "richtigen" Worten gespart?
Die "Story" ist weder neu noch originell. Mir ging es eher um die Gefühlsebene und weniger um eine aufsehenerregende Geschichte. Hat wohl so nicht funktioniert.


Vielen Dank

Liebe Grüße

Brain


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Micki
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Beitrag09.03.2012 11:23

von Micki
Antworten mit Zitat

Hm, für mich hat sie funktioniert, denn ich habe mich auf den gefühlsmäßigen Teil konzentriert.

Ja gut, einige Sätze waren auch mir ein wenig zu verschachtelt und dadurch etwas kompliziert zu lesen, aber ich mag deinen Stil nach wie vor, weil ich immer alles ganz deutlich vor mir sehen kann.

Mit deinem Text hast du eine Seifenblase rund um die Gefühle deines Protagonisten erschaffen, die aufgrund der Geschehnisse nicht wirklich zerplatzen wird.

Ich würde die Unklarheiten ausradieren (das mit dem Auto ist wirklich kompliziert, denn es klingt als hätte sie zwei Autos) und ein wenig über Polizeiarbeit recherchieren. Wie gehen sie genau bei so einem Mordfall vor? Ab wann geben sie Informationen an Angehörige weiter ect.
Und dann würde ich gerne wissen warum sie Frau Baumann heißt und er Herr Winter. Denn beim lesen frage ich mich, ob sie nun verheiratet waren, oder nur so ein Paar.
Das würde ich auch noch kurz erwähnen.

Ich bin auch ein Freund der Wortwiederholungen, also stört mich dieser Aspekt gar nicht.

Vorerst liebe Grüße
Micki


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The Brain
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Beitrag10.03.2012 19:27

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo Micki, Liebes,


jetzt hätte ich deinen Beitrag beinahe verschlafen.

Es beruhigt zu lesen, dass die hier gezimmerten Worte doch noch für einen wackeligen Stuhl für dich gereicht haben.

Als Fazit muss ich hier mitnehmen, dass es schwierig ist, eine Geschichte um einen Mord derart zu reduzieren. Die Lese - und Sehgewohnheiten sind zu sehr auf das sonst dargebotene fokusiert. Das führt dazu, dass ich die Erwartungshaltung enttäusche und die sonst üblichen Schwerpunkte schuldig bleibe. Hier steht weder das Opfer, noch der Täter im Mittelpunkt. Ja nicht einmal das Verbrechen selbst. Da tun sich Kluften auf und es gehört schon eine ordentliche Portion Empathie dazu, um sich auf so ein gewagtes "Krimi"-fragment einzulassen.

Mal sehen, ob ich mich noch einmal daran versuche. Im Moment bin ich etwas unschlüssig.

Nochmals vielen Dank für dein feedback!

... das mit der Polizeiarbeit ist übrigens recherchiert - nicht immer geht es zu wie im Samstagabendfernsehkrimi ...


Liebe Grüße

Brainie


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Homerun
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H
Beitrag10.03.2012 20:06

von Homerun
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Ich kann mich leider dem zum Teil zuvor schon Gesagten nur anschließen: Viel zu viel Pathos. Das trieft ja geradezu. Es ist durchaus emotional ansprechend, wenn es kurz auftaucht, aber nach einer Weile wird einem schlecht davon. Die Handlung, die Logik - das alles tritt in den Hintergrund, aber das stört mich gar nicht so, dieses Pathos jedoch, das macht den ganzen Text unglaubwürdig. Er scheint einfach nicht echt zu sein, nicht wirklich gefühlt. Nur hingeschrieben, wie man es schon tausendmal in schlechten, pathetischen, amerikanischen Fernsehserien und Filmen gehört hat. Das ist schade.
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Micki
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Beiträge: 2241
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Beitrag12.03.2012 10:28

von Micki
Antworten mit Zitat

Ich denke einfach, dass es eben nur die Sicht der Hinterbliebenen ist, die hier beschrieben wurde und dafür passt das Bild einfach inklusive der ganzen Beschreibung.
So würden wir uns wohl auch fühlen, wären wir in der selben Lage.

Da schert man sich nicht um dieses oder jenes, man geht durch eine dumpfe unverständliche Welt, die nur noch aus den unterschiedlichsten Gefühlen besteht.

Sorry, dass mit der Recherche. Sollte nur ein Vorschlag sein, liebe Brain.
Ich hab mich selber noch nie im Krimi versucht. smile


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