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Judith und Abadonna


 
 
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Holden
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
H

Alter: 30
Beiträge: 21



H
Beitrag23.03.2011 17:29
Judith und Abadonna
von Holden
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Judith und Abadonna:

- Abadonna: maskulin, fahl, dürr, völlig dunkle, leere Augen, schwarze Haare, ausdruckslos
- Judith: rothaarig, sommersprossig, zart, roter Lippenstift, stark gestikulierend, emotional

(Bilder von männlichen Körpern hängen im Raum, eines ist beleuchtet; Abadonna und Judith sitzen sich gegenüber an einem kleinen Tisch)

Abadonna: Willst du ihn?
Judith: Nein.
Abadonna: Er wird sich etwas antun, wenn du ihn nicht nimmst.
Judith: Das ist mir egal.
Abadonna: Wo ist deine Menschenliebe hin? Du hast mir so viel davon erzählt…
Judith: Ich kann ihn nicht lieben.
Abadonna: Warst du es nicht, die behauptet hat, jeder Mensch könne jeden Menschen lieben?
Judith: Dann habe ich mich geirrt.
Abadonna: Und was willst du nun tun? Ihn in sein Verderben gehen lassen?
Judith: Ich kann ihn nicht lieben.
Abadonna: Er wird sich vor einen Zug werfen.
Judith: Ich sagte doch, ich kann es nicht!
Abadonna: Du bist für seinen Tod verantwortlich.
Judith: Auch Tod kann Liebe nicht erzwingen.
Abadonna: Herrschst du nun über deine Gefühle, oder herrschen sie über dich?
Judith: Ich weiß es nicht.
Abadonna: Doch du weißt es, sie herrschen über dich! Und du willst ein Mensch sein?
Judith: Der Verstand kann nicht alles leiten.
Abadonna: So? Kann er denn überhaupt irgendetwas leiten?
Judith: Du weißt das besser als ich.
Abadonna: Schade, dass das Wort „Weib“ so aus der Mode gekommen ist. Es wäre ganz treffend für dich.
Judith (entrüstet): Kann ich etwas dafür, dass ich eine Frau bin?
Abadonna: Du bist für alles verantwortlich, was du bist oder nicht bist.
Judith: Er wird sich also umbringen…
Abadonna: Ja, das wird er.
Judith: Aber ich kann ihn nicht lieben.
Abadonna: Am 19. April um 03.35 Uhr. Das wird in die Lokalnachrichten kommen, viele Journalisten, viele Fotografen, Zeitungen… Viel mehr Leute, als zur Beerdigung kommen werden.
Judith: Das ist doch immer so.
Abadonna: Er wird leiden durch dich.
Judith: Ach schweig still. Lass mich raus aus seinem Leben. Zeig mir einen Anderen.
Abadonna: Ganz wie du willst. Und doch…du wirst dich niemals entscheiden.
Judith: Woher willst du das wissen?
Abadonna: Du bist nicht die erste. Menschen können nie eine Entscheidung treffen.
Judith: Ich hätte dich gleich fortschicken sollen, zum Teufel, wo du herkommst!
Abadonna: Warum hast du dies dann nicht?

(Schweigen)

Judith (hält die Augen gesenkt): Wie viele Schicksale habe ich schon zerstört?
Abadonna: Müsste der fünfte Selbstmord sein.
Judith: Und die anderen, die, die sich nicht umbringen?
Abadonna: Fallen in Depressionen, oder leben weiter, wie bisher. Manche sind sehr glücklich, oder werden es noch sein. Man weiß doch nie recht, was passieren kann…
Judith: Du weißt es!
Abadonna: Ja, da hast du wohl Recht.
Judith: Alle sterben früher oder später.
Abadonna: Naja nicht ganz…
Judith (steht abrupt auf, herausfordernd): Du stirbst nicht, weil du nie gelebt hast!
Abadonna (steht ebenfalls auf, langsam, kühl): Leben ist die größte Strafe von allen, wie du weißt. Du stirbst mit jedem Atemzug, mit jeder Bewegung, die du tust, stirbst du. Jeder angefangene Gedanke muss zu Ende geführt werden. Nur was keinen Anfang hat, kann unendlich sein.
Judith: Hätte ich eine Wahl, würde ich das Ende ertragen wollen.
Abadonna: Und wofür?
Judith (wild gestikulierend): Für den Anfang! Ich bin nicht arm dran, nein, ich nicht! Ich weiß, wie es ist, dass etwas zum ersten Mal passiert! Ich weiß, was es heißt, etwas nicht zu wissen um es dann zu erfahren! Du weißt schon alles, du wandelst dich nicht! Du bist tot! ...tot, tot, TOT! Nur du warst immer tot und wirst immer tot sein, denn nur der Tod heißt, dass man nicht mehr sterben muss! Der TOD ist allein unendlich, ohne Anfang und ohne Ende.

(Abadonna fasst Judith bei den Händen, beugt sich vor, langer Kuss, Judith stößt ihn von sich fort)

Abadonna (feststellend): Du liebst mich.
Judith (außer sich): Du Teufel! Wozu das alles, wenn du es doch schon längst weißt, ja schon immer wusstest?! Du wusstest es gerade eben und vorhin und schon als ich noch nichts von dir ahnte und damals als ich noch nicht einmal auf der Welt war und friedlich jenseits aller Zeit und allen Raumes dahin schlummerte, auf den Augenblick des Grauens wartend. Auf Dich! Ja… ja, ich liebe dich!
Abadonna (kühl): Nun ja, ich kann dich nicht lieben.
Judith: Ich weiß, du hast kein Herz.
Abadonna: Das Herz ist ein Stück Muskelmasse.
Judith (presst die Hände gegen die Brust): Aber es fühlt!
Abadonna: Das tut es nicht.
Judith: Nur deines tut es nicht!
Abadonna: Ich besitze keines.
Judith: Liebe mich!
Abadonna: Ich kann es nicht.
Judith: Liebe mich! Bitte liebe mich!
Abadonna: Ich kann es nicht.
Judith: Kannst du nicht so tun, als würdest du?
Abadonna: Ich bevorzuge es, ehrlich zu sein.
Judith: Ein ganz hervorragender Unmensch bist du, der ehrlicher ist, als ein Mensch!
Abadonna: Wahrheit fügt in den meisten Fällen mehr Schaden zu. Weil es Wahrheit ist.
Judith: Warum quälst du mich so?
Abadonna: Wenn ich nur für deinen Selbstmord verantwortlich wäre, hätte ich immer noch, in dieser Hinsicht, bloß ein Fünftel deiner Schuld. (schmunzelt) Du hast vergessen, dass ich keiner von euch bin. Nur Menschen trifft Schuld.
Judith (mit Wahnsinn in den Augen): Wirst du mich lieben, wenn ich tot bin?
Abadonna: Auch Tod kann Liebe nicht erzwingen. Wenn es dich nicht mehr gibt, dann gibt es auch nichts mehr zu lieben.
Judith: Und die Erinnerung an mich?
Abadonna: Was sind Erinnerungen mehr als Luft? Sie lassen sich nicht lieben.
Judith: Du willst mich nicht lieben…Das ist eine ewige Arbeit für dich!
Abadonna: Ich habe Zeit.
Judith: Ich werde dir niemals sagen können: „Gib mir den da, der ist es, ich will ihn“…weil ich das „er“ vor lauter „du“ nicht mehr werde aussprechen können!
Abadonna: Das tut mir sehr Leid.
Judith: Tut es nicht!
Abadonna: Ich wollte nur höflich sein.
Judith (versucht, sich zu fassen): Also gut. Zeig mir nun endlich den Nächsten.

(eine andere Gestalt wird beleuchtet)

Abadonna: Willst du ihn?
Judith: Ich kann ihn nicht wollen, ich will dich!
Abadonna: Alles ist möglich, meintest du.
Judith: Warum liebst du mich dann nicht endlich?
Abadonna: Weil ich nicht kann.
Judith: Dann lass mich in Frieden!
Abadonna: Ich komme wieder. Nun bist du gestorben.
Judith: Geht es jetzt immer so weiter?
Abadonna: Bis du dich entschieden hast.
Judith: Für dich!
Abadonna: Das geht nicht.
Judith: Dann geh endlich!
Abadonna: Erwarte mich mit der Dämmerung.
Judith: VERSCHWINDE!!!

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Holden
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
H

Alter: 30
Beiträge: 21



H
Beitrag16.04.2011 19:13

von Holden
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Von nun schon über 100 Leuten wagt sich keiner, mein Stück zu kommentieren? sad
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 108
Wohnort: Hütte


Beitrag20.04.2011 19:20

von kleiner schreiberling
Antworten mit Zitat

Hi Holden,

ich wage es mal Wink

Dein Stück ist sehr experimentell und etwas abstrus. Gut, das hast du ja auch angekündigt. Dennoch wird dem Leser nicht klar, was du eigentlich ausdrücken willst.
Das fängt schon in deinen Regieanweisungen an:
Zitat:
Abadonna: maskulin, fahl, dürr,

Das ist widersprüchlich.
Und es geht weiter. Laut deinen Anweisungen ist Abadonna ausdruckslos und Judith emotional.
Zitat:
Abadonna: Willst du ihn?
Judith: Nein.

Besonders emotional stell ich mir diese Reaktion nicht vor. Ich würde dir generell empfehlen, Regieanweisungen nicht nur zu Begin, sondern auch zwischendurch einzubauen. Dadurch wird alles lebendiger (was auch - vielleicht sogar besonders - beim absurden Theater wichtig ist).

Die Idee generell finde ich gut, aber die Ausarbeitung ist noch etwas mangelhaft. Der Leser / Zuschauer erfährt viel zu wenig. Ich stelle mir Abadonna jetzt als einen übernatürlichen Liebeswasweißich-Verkuppler vor. Warum werfen sich die Männer, die Judith doch noch gar nicht kennen und erst recht nichts von deiner metaphysischen Datingagentur wissen, vor Züge. Was ist der Auslöser?
Warum küsst Abadonna Judith, obwohl er sie doch gar nicht liebt und eigentlich außer dem geschäftlichen nichts mit ihr zu tun haben will?
Will er ihr ihre eigene Grausamkeit vorführen? Warum kündigt er dann seine Rückkehr an?
Zitat:
Abadonna: Ich komme wieder. Nun bist du gestorben.

 Question Wiesoa jetz des? Sie ist gestorben?
Ich fühle mich mit den ganzen Fragen etwas allein gelassen. Crying or Very sad

Du solltest Abadonna einen etwas erhabeneren Sprachstil verleihen.
Zitat:
Abadonna: Müsste der fünfte Selbstmord sein.
[...]
Abadonna: Am 19. April um 03.35 Uhr. Das wird in die Lokalnachrichten kommen,

Der Sprachstil passt nicht zum überlegenen Sentenzenversprüher, den er zwischendurch auch noch gibt.
Am Schluss fehlt mir das obligatorische
Zitat:
(Abadonna ab)

Zitat:
Abadonna (feststellend): Du liebst mich.

Wie kann man etwas feststellend sagen? Sachlich ja aber feststellend?

Schreib die Regieanweisungen kursiv und rück mehrzeilige Sprachbeiträge ein. Nur son Vorschlag. Liest sich besser.

Die Umkehrung des ganzen am Ende gefällt mir. Insgesamt ist mir das ganze aber ein wenig ZU absurd.

Ich hoffe, das hat dir geholfen.
MfG kleiner schreiberling


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"Soll ich dir die Gegend zeigen,
Musst du erst das Dach besteigen."
J.W. von Goethe

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nicht jedermanns Sache, aber man muss grinsen
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 108
Wohnort: Hütte


Beitrag20.04.2011 19:43

von kleiner schreiberling
Antworten mit Zitat

Embarassed  Embarassed  Embarassed  Embarassed
ups. Ich merk gerade, dass wir hier gar nicht in der Werkstatt sind. An deiner Stelle würde ich es dorthin verfrachten lassen.

MfG kleiner schreiberling


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Mladen
Erklärbär
M


Beiträge: 3



M
Beitrag02.03.2012 16:00

von Mladen
Antworten mit Zitat

Wow, beeindruckend. Habe ich das richtig verstanden, das ist das ganze Stück?


Das Absurde gefällt mir sehr, es trifft meinen Geschmack. Dass es weder einen richtige Vorgeschichte noch Schluss hat, lässt zwar Interpretationsfreiheit, aber der Inhalt des kurzen Dialogs grenzt diese wieder ein, sodass man das Ungesagte praktisch nicht vermisst.

Aber wie genau soll ich dein Stück interpretieren? Geht es nur um die übermenschliche Abadonna und Judith? Oder steckt mehr dahinter, habe ich etwas wichtiges verpasst? Es hinterlässt eher den eindruck eines kurzen Fantasy-Stücks als eines absurden Einakters auf mich.
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