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Heimkehr


 
 
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ricochet
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 398
Wohnort: Graz


Beitrag27.02.2012 22:33
Heimkehr
von ricochet
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dort wo die Straßenbahnen der Linie 6 und 3 ihre gemeinsame Endstation haben, gehst du zwischen den Häusern, vorbei an parkenden Wagen, von Birken gesäumt, zu deinem Wohnhaus. Dort zwitschern die Amseln im Frühling, im Sommer sind es die Zikaden und Grillen, die dein Herz erwärmen. Du hörst sie vom nahen Park, der einen Steinwurf abseits deines Weges liegt. Im Herbst raschelt Laub unter deinen Füßen als teile es dir flüsternd Geheimnisse mit. Wenig später knirscht der Schnee und Kälte kitzelt deine Zehen. Dann bist du froh, wenn du bald zu Hause in die wärmenden Hausschuhe schlüpfen kannst.
Zuletzt das Gartentor. Sperr es auf, erfreue dich des wohlbekannten Klanges, wenn es sich in den Angeln dreht und zwanzig Meter dahinter findest du dich vor deiner Eingangstüre. Wie wohlig ist der Schein der Hofbeleuchtung, die sich nächtens einschaltet, wenn der Bewegungsmelder das Signal gibt! Heißt das doch, du hast es geschafft. Ein paar Augenblicke später erwarten dich Kaffee und Kuchen oder eine wärmende Gemüsesuppe, vielleicht ein Kuss zum Willkommen, deine Sprösslinge, das abendliche Fernsehprogramm ...
Doch bis dahin musst du noch über das kleine Stück Wiese, auf dem die Kinder spielen, wenn es Tag ist. Nun aber ist es Nacht. Verhaltenes Licht aus den angrenzenden Wohnungen reißt den Boden wegen der kahlen Bäume nur fragmentarisch aus dem Dunkel. Du ahnst mehr aus Gewohnheit als du wirklich weißt, wo du gehst. Schon rutscht du aus. Etwas Weiches unter den Schuhen. Nur mit viel Mühe fällst du nicht. Was war das? Möchtest du es wirklich wissen? Lieber nicht.
Das sind überhaupt so ein paar Meter, die haben es in sich. Wie oft verwandelt der Regen im Frühling und im Herbst das Gras in den reinsten Sumpf?! Und im Winter verunsichert tückisches Glatteis den Schritt der Passanten.
Man erzählt sich, aus dem Sumpf stiegen manchmal Dämpfe auf, und die enthüllten zuzeiten sogar Hexen, die sich mit magischem Gemurmel von der Erde erheben. Mit klammen Fingern greifen sie nach unsereiner. Flüche stoßen sie aus und wehe dem Heimkehrer, der nicht schnell genug den Schlüssel aus der Tasche reißt um das Gartentor aufzusperren. Wehe dem, den die Verwünschungen ereilen und die bedrohlichen Prophezeiungen.
Da war doch unlängst einer, dem genau das widerfahren war. Eine Armlänge vor dem Tor lag er die halbe Nacht. Bei Morgengrauen trugen sie seine Leiche fort. Und sie sahen es an dem, was einmal sein Gesicht gewesen war: Nein, dieser Tod war nicht als Freund gekommen. Mag sein, der Unglückliche weilt jetzt da, wo die Hexen herkommen. Aber an deren Feuern singt man keine Lieder.
So eilst du durch aufkommenden Nebel, weichst den Pfützen aus, die sich unvermittelt vor dir auftun. Nur noch ein paar Meter. Wie sehr sich diese ziehen können! Die Entfernung scheint sich zu vergrößern statt sich zu verkleinern. Und schon gewahrst du neben dir eine Bewegung. Da rührt sich was! So etwas ähnliches wie eine alte Frau erhebt sich vom Boden, streckt ihre Krallen nach dir. Wirre Haare hängen in die Falten ihres Gesichtes. Laute aus einer anderen Welt entsteigen dem zahnlosen Mund wie Rätsel aus der Unterwelt. Unheil und Bosheit schwängern die Luft mit Schwefel und Methan.
Schnell, reiß den Schlüssel aus der Tasche und lauf zum Tor! Tor, Tor, verdammt, welches Tor ...?



_________________
Ich schreibe, also bin ich.
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Julian
Eselsohr

Alter: 31
Beiträge: 300



Beitrag27.02.2012 22:41

von Julian
Antworten mit Zitat

Wieder eine Horror-Geschichte - und wieder muss ich sagen, dass mir der Text in keiner Weise gefällt.

Wahrscheinlich ist es auch nur bedingt möglich, dem Leser bei einer solche Kürze Spannung zu servieren, ohne dass es wie ein schlechter Witz aussieht.
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kskreativ
Geschlecht:weiblichMärchenerzähler
K

Alter: 59
Beiträge: 2232
Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag27.02.2012 22:43

von kskreativ
Antworten mit Zitat

Zitat:
Unheil und Bosheit schwängern die Luft mit Schwefel und Methan.

Hier stört mich das Wort Methan. Klingt so nach fremden Planeten. Schwefel und Qualm, oder Rauch, vielleicht?
Ansonsten: Ganz klasse geschrieben.

LG, Karin


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C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann.
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ConfusedSönke
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 298
Wohnort: Ochtendung


Beitrag28.02.2012 06:48

von ConfusedSönke
Antworten mit Zitat

Ich finde die Beschreibungen, wie es dort zu den unterschiedlichen Jahreszeiten aussieht derartig trivial, dass ich kurz überlegt habe, ob ich wirklich weiter lesen will. Für mich als Leser ist es uninteressant, wie es da, wo ich mich gerade befinde, zu einer anderen Zeit aussieht.
Mir ist klar, dass du das wohlige Gefühl des Heimkommens ausschlachten willst. Aber ohne diese Beschreibungen funktioniert der Text auch.

Und ... eine Hexe? Echt jetzt? Nee, das ist mir zu abgedroschen, wirkt nicht authentisch.

Ansonsten kann ich mir die Situation schon gut vorstellen, deine Schreibe funktioniert als solche, die Bilder in meinem Kopf erzeugt. Nur horrorn will's mich nicht so recht.


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Die Realität ist die Illusion der Phantasielosen.
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ricochet
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 398
Wohnort: Graz


Beitrag28.02.2012 16:34

von ricochet
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Besten Dank an euch alle. Ich habe versucht, die Anregungen , inkl. eigener Verbesserungen, einzuarbeiten. Das Ergebnis:


Dort wo die Straßenbahnen der Linie 6 und 3 ihre gemeinsame Endstation haben, gehst du zwischen den Häusern, vorbei an parkenden Wagen, von Birken gesäumt, zu deinem Wohnhaus. Dort zwitschern die Amseln im Frühling, im Sommer sind es die Zikaden und Grillen, die dein Herz erwärmen. Du hörst sie vom nahen Park, der einen Steinwurf abseits deines Weges liegt. Im Herbst raschelt Laub unter deinen Füßen als teile es dir flüsternd Geheimnisse mit. Wenig später knirscht der Schnee und Kälte kitzelt deine Zehen. Dann bist du froh, wenn du bald zu Hause in die wärmenden Hausschuhe schlüpfen kannst.
Zuletzt das Tor im Zaun. Es führt zum Garten deines Wohnblockes. Sperr es auf, erfreue dich des wohlbekannten Klanges, wenn es sich in den Angeln dreht und zwanzig Meter dahinter findest du dich vor deiner Eingangstüre. Wie wohlig ist der Schein der Hofbeleuchtung, die sich nächtens einschaltet, wenn der Bewegungsmelder das Signal gibt! Heißt das doch, du hast es geschafft. Ein paar Augenblicke später erwarten dich Kaffee und Kuchen oder eine wärmende Gemüsesuppe, vielleicht ein Kuss zum Willkommen, deine Sprösslinge, das abendliche Fernsehprogramm ...
Doch bis dahin musst du noch über das kleine Stück Wiese, auf dem die Kinder spielen, wenn es Tag ist. Nun aber ist es Nacht. Verhaltenes Licht aus den angrenzenden Wohnungen reißt den Boden wegen der kahlen Bäume nur fragmentarisch aus dem Dunkel. Du ahnst mehr aus Gewohnheit als du wirklich weißt, wo du gehst. Schon rutscht du aus. Etwas Weiches unter den Schuhen. Nur mit viel Mühe fällst du nicht. Was war das? Möchtest du es wirklich wissen? Lieber nicht.
Das sind überhaupt so ein paar Meter, die haben es in sich. Wie oft verwandelt der Regen im Frühling und im Herbst das Gras in den reinsten Sumpf?! Und im Winter verunsichert tückisches Glatteis den Schritt der Passanten.
Plötzlich fällt dir ein, was man sich über dieses Stück Wiese erzählt. Es heißt, aus dem Sumpf stiegen manchmal Dämpfe auf, und die enthüllten zuzeiten sogar unheimliche Wesen, die sich mit magischem Gemurmel von der Erde erheben. Mit klammen Fingern greifen sie nach unsereiner. Flüche stoßen sie aus und wehe dem Heimkehrer, der nicht schnell genug den Schlüssel aus der Tasche reißt um das Gartentor aufzusperren. Wehe dem, den die Verwünschungen ereilen und die bedrohlichen Prophezeiungen.
Da war doch unlängst einer, dem möglicherweise das widerfahren war. Eine Armlänge vor dem Tor lag er die halbe Nacht. Bei Morgengrauen trugen sie seine Leiche fort. Und sie sahen es an dem, was einmal sein Gesicht gewesen war: Nein, dieser Tod war nicht als Freund gekommen. Mag sein, der Unglückliche weilt jetzt da, wo diese Wesen herkommen. Aber an deren Feuern singt man keine Lieder, wie du befürchtest.
So eilst du durch aufkommenden Nebel, weichst den Pfützen aus, die sich unvermittelt vor dir auftun, versinkst fast im matschigen Gras. Nur noch ein paar Meter. Befremdlich, wie sehr sich diese ziehen können! Die Entfernung scheint sich zu vergrößern statt sich zu verkleinern. Du gehst noch schneller, beginnst zu keuchen.
Und schon gewahrst du neben dir eine Bewegung. Hast du dich getäuscht, oder ...? Da rührt sich wirklich etwas! Aber was?! Ein Hund? Nein, so etwas ähnliches wie eine alte Frau erhebt sich vom Boden, streckt ihre Krallen nach dir. Wirre Haare hängen in die Falten ihres Gesichtes. Laute aus einer anderen Welt entsteigen dem zahnlosen Mund wie Rätsel aus der Unterwelt. Unheil und Bosheit schwängern die Luft mit Schwefel und Verwesung. Es will dir den Atem rauben, Angstschweiß perlt über deine Stirn.
Blitzschnell begreifst du. Schnell, reiß den Schlüssel aus der Tasche und lauf zum Tor! Tor, Tor, verdammt, welches Tor ...?


Besser so?

LG

rico


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Julian
Eselsohr

Alter: 31
Beiträge: 300



Beitrag28.02.2012 18:08

von Julian
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ricochet hat Folgendes geschrieben:
Besser so?


Nein. Das Problem deines Textes behebt sich nicht dadurch, dass du ein paar Sätze ergänzt, abänderst oder löschst. Dein Text hat ein grundlegendes Problem: dass er weder Spannung noch den beabsichtigten Horror erzeugt, da das gesamte Szenario von seiner Gestaltung her nicht funktioniert und für mich als Leser absolut uninteressant daherkommt. Dein Text atmet lediglich durch die Figur dieser Person, die in den letzten Zeilen der Geschichte auftritt und ein minimales Maß an Gruseligkeit äußert. Der Rest der Geschichte erzeugt bei mir keine Bilder, weil er einfach lasch und distanziert wirkt.
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ricochet
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 398
Wohnort: Graz


Beitrag28.02.2012 19:12

von ricochet
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@ Julian

Julian hat Folgendes geschrieben:
noch den beabsichtigten Horror erzeugt


Da gehst du falsch. Bei meinen Texten habe ich des Öfteren das Problem, dass sie nicht eindeutig zuordenbar sind. Als ich diesen Text einstellte, kreuzte ich also mit einigem Bauchweh "Horror" an. Als typischer Horror-Text "funktioniert" die KG auch meiner Meinung nach wenig, aber das ist bedeutungslos.
Weißt du, Julian, ich schreibe nun seit 38 Jahren.  Wink  Da hat man sich an das Phänomen, dass man nicht alle Leute glücklich machen kann, längst gewöhnt.
Ich respektiere natürlich deine Meinung, aber ich teile sie nicht.
Und noch was: Spannung ist nicht alles.

LG


rico


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ConfusedSönke
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 298
Wohnort: Ochtendung


Beitrag01.03.2012 20:07

von ConfusedSönke
Antworten mit Zitat

Tjoa, hm. Selbes Gefühl wie vorher.
Ehrlich gesagt, funkts immer noch nicht.
Die Änderungen sehe ich indes nur mit der Lupe.

Das Problem des laaaangweiligen Einstiegs bleibt. Wen kümmert's, wie es da zu einer anderen Zeit aussieht?

Was ist denn Dein Ziel mit der Geschichte? Was möchtest Du vermitteln/beim Leser auslösen? Wenn es Spannung nicht ist, dann ...?

Ich meine, im Prinzip vermittelt mir Deine Story nichts. Da geht einer nach Hause, etwas Ekliges hüpt unerwartet auf ihn zu und er findet seinen Schlüssel nicht...  ich bin etwas ratlos.


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