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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag09.12.2011 16:43
Wie geplant
von adelbo
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Der erste Teil einer Kurzgeschichte.

Edgar  überflog, wie jeden Mittwochmorgen, die Stellenanzeigen.
„Das gibt es doch nicht“,  murmelte und faltete  die Zeitung in der Mitte zusammen  um eine Anzeige besser lesen zu können. „Mensch, das ist genau das was ich suche. Das ist mein Job“, frohlockte er.
„Cindy,  sieh dir das an“, rief er laut in Richtung Küche.   
Seine Frau Cindy kam, schon fix und fertig für die Arbeit gestylt,  die kurzen blonden Haare zu einer frechen Frisur  geföhnt, neugierig um die Ecke und stellte sich hinter ihn.  Sie lasen gemeinsam:  „Leiter der Technik in einem Kunststoffverarbeitenden Betrieb… Abgeschlossenes Hochschulstudium und Erfahrung in leitender Funktion Voraussetzung….“
„Edgar du hast Recht, die suchen dich“, strahlte  Cindy.  „Was die verlangen kannst du alles vorweisen. Hier,  da steht ein Ansprechpartner mit Angabe der Telefonnummer. Ich würde an deiner Stelle mal anrufen.“   
„Davon kannst du ausgehen“, sagte Edgar.  „Und zwar gleich heute Nachmittag.“
Als Cindy, am späten Abend,  zerschlagen  von ihrem langen Tag nach Hause kam,  sie hatte  in der Galerie eine Vernissage die morgen stattfinden soll  vorbereitet und der  Künstler  war besonders anstrengend,  saß  Edgar, die rote Haarpracht total zerzaust, an seinem Schreibtisch und sortierte Unterlagen.  
Müde ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und streifte mit den Füßen die Schuhe ab. „Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte ihm eine gescheuert“, schimpfte sie. „Was der veranstaltet hat, war reine Schikane. Gefühlte tausend Mal habe ich heute Bilder auf und wieder abgehangen.“  Sie seufzte tief.  
„Mein armer Schatz“, meinte Edgar, stand auf, umarmte seine Frau etwas halbherzig  und setzte sich wieder vor seinen Papierberg.
„Was machst du da?“, wollte Cindy wissen und rieb sich die Füße.
„Ich stelle meine Bewerbungsunterlagen zusammen“, antwortete Edgar  und sortierte weiter.
„Richtig, da war die Anzeige heute Morgen. Hast du angerufen?“
„Klar und ich hatte ein interessantes Gespräch mit dem Personalchef der Firma, einem Herrn Grube. Scheint ein netter Kerl zu sein und will unbedingt meine Unterlagen einsehen.  So schnell als möglich.  Sobald er sie gesichtet hat, will er sich wegen eines Termins melden.“
 
„Hört sich gut an. Das wäre ja genau zum richtigen Zeitpunkt.“

„Stell dir vor das würde klappen“, träumte  Edgar. „Ich hatte immer gesagt, bis Mitte Vierzig, versuche ich mich noch mal zu verändern. Ich bin jetzt zweiundvierzig, das ideale Alter.  Und so wie es aussieht, würde ich die Treppe ein paar Stufen hinauffallen.“

„Jetzt warte erst mal ab“, bremste ihn Cindy. „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen.  Es werden noch andere Interessenten da sein. Und wenn du etwas Neues anfängst, muss es besser sein, als das was du aufgibst. Du hast keinen schlechten Job.“

„Ich weiß“,  sagte Edgar, „aber irgendwie habe ich ein gutes Gefühl.  Es passt alles.  Und wenn nicht jetzt, wann dann?   Du weißt wie festgefahren meine Position  zurzeit ist. Niemand kann oder will sagen, wie es mit der Firma weiter geht.
Ich bin auf jeden Fall der geeignete  Mann für diesen Posten.“
Energisch stippte er einen Packen Papiere auf dem Schreibtisch auf, damit  sie eine einheitliche Kante ergaben.

Eine Woche später saß er, immer noch positiv gestimmt,  im Vorzimmer des Inhabers  der Firma.   
Grube hatte sich bereits einen Tag nachdem er die Unterlagen von Edgar erhalten hatte gemeldet und ihm den heutigen Termin vorgeschlagen.  Er hatte ihn darauf vorbereitet, dass Bröders, der Inhaber, das Gespräch mit ihm führen wollte. „Er war von ihren Unterlagen so angetan, dass er meinte, eigentlich könnten wir den Mann ungesehen einstellen. Besser kann es nicht passen“,  erzählte er.
Diese Information trug dazu bei, dass Edgar zuversichtlich und ziemlich gelassen in dem freundlichen Vorzimmer saß und der Dinge harrte, die auf ihn zu kamen.  Die Sekretärin hatte ihn in der abgetrennten Sitzecke Platz nehmen lassen,  mit Kaffee und Keksen versorgt und war hinter der, mit Leder überzogenen, Tür verschwunden.
Er saß vielleicht fünf Minuten, als die Tür zum Korridor aufgerissen wurde  und ein Mann ins Zimmer trat,  dessen Anblick Edgar fast vom Stuhl gehauen  hätte. Was macht Uwe hier, schoss es ihm durch den Kopf. Über zehn Jahre waren sie sich nicht mehr über den Weg gelaufen. Ausgerechnet hier und heute tauchte er auf.
Uwe war lange Jahre sein bester Freund gewesen.  Sie hatten gemeinsam die Schule besucht und später an derselben Uni studiert.  Ihre Freundschaft hatte unerschütterlich gehalten,  bis zu dem Tag, an dem sich Cindy für Edgar entschieden hatte.
Ungern dachte Edgar an die Zeit zurück.  Die Wochen und Monate vor dreizehn Jahren kamen ihm im nach hinein vor, wie  ein besonders schlechter Film.   
Da waren, die vielen, mit Uwe gemeinsam besuchten und bis zu Exzessen gefeierten, Feten.
Seine erste Begegnung mit Cindy, die Uwe in der U-Bahn aufgerissen  und in die sich dieser  unsterblich verliebt hatte. Dann sein eigener, erfolgloser Kampf gegen die Gefühle.
Uwe war eindeutig  genauso überrascht wie Edgar. Er stand stocksteif ein paar Sekunden lang mitten im Raum und starrte ihn an. „Was willst du hier“?  würgte er heraus, drehte sich im selben Moment zur Tür und war Sekunden später verschwunden.  
Jetzt war Edgar aufgeregt und fühlte sich ausgesprochen unbehaglich.  Und genau in diesem Moment öffnete sich die gepolsterte Tür und die Sekretärin bat ihn zu ihrem Chef.  
Die ersten Minuten war Edgar fahrig und merkte, dass er sich nur schwer auf das Gespräch konzentrieren konnte.  Gott sei Dank brauchte er nicht viel dazu beitragen, denn Bröders hörte sich offensichtlich gerne reden.  Er war der typische Unternehmer alter Schule, stolz auf das was er geschaffen hatte und er präsentierte sein Unternehmen dementsprechend.  Sie seien  Marktführer Weltweit  und mit allen Weihen, ISO, GMP usw.  die möglich waren versehen.  Er nannte Umsatzzuwächse in den letzten Jahren, die Uwe staunen ließen und  malte Zukunftsaussichten die viel versprachen.  
Nach einer halben Stunde eines sehr einseitigen Dialogs, kam dann endlich Edgar, der Uwe aus seinen Gedanken ausgeklammert  hatte, zum Zuge. Eine weitere halbe Stunde später waren sie sich über die Eckpunkte einer Zusammenarbeit einig.  Die Details sollte Edgar mit Grube absprechen. Das wichtigste, ein sehr gutes Gehalt und der Anfangstermin waren festgelegt.
 „Beschlossen und verkündet“, sagte Bröders,  hieb nachdrücklich mit der flachen Hand auf den Tisch und streckte sie danach  Edgar  entgegen.  Bevor der sie ergreifen konnte öffnete sich die Tür und ein paar Sekunden später stand Uwe neben dem  Stuhl Bröders.   Er beugte sich hinunter, umarmte ihn und verpasste ihm Küsschen rechts und Küsschen links.

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Gast







Beitrag09.12.2011 17:59
Re: Wie geplant
von Gast
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Hallo Inko,

du solltest vielleicht nochmal die Kommasetzung überprüfen. Insgesamt würde ich den Text etwas straffen.

Ein paar Beispiele
 
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Edgar  überflog, wie jeden Mittwochmorgen, die Stellenanzeigen.
„Das gibt es doch nicht“,  murmelte er und faltete  die Zeitung in der Mitte zusammen, um eine Anzeige besser lesen zu können. „Mensch, das ist genau das, was ich suche. Das ist mein Job“, frohlockte er.


Den folgenden Satz würde ich entzerren, und er enthält einen Tempusfehler.   
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Als Cindy, am späten Abend,  zerschlagen  von ihrem langen Tag nach Hause kam,  sie hatte  in der Galerie eine Vernissage die morgen stattfinden sollte  vorbereitet, und der  Künstler  war besonders anstrengend gewesen saß  Edgar, die rote Haarpracht total zerzaust, an seinem Schreibtisch und sortierte Unterlagen.

 
Ein paar Erbsen, z.T Geschmacksache:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

So schnell als wie möglich.
Uwe war eindeutig genauso überrascht wie Edgar.
Jetzt war Edgar aufgeregt und fühlte sich ausgesprochen unbehaglich


Hier meinst du wahrscheinlich Edgar..
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Er nannte Umsatzzuwächse in den letzten Jahren, die Uwe staunen ließen


Vielleicht kannst du was gebrauchen. Bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht.

LG
Dlurie
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


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Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag09.12.2011 18:21

von adelbo
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Hallo DLurie,

ich ärgere mich gerade so etwas von schwarz über meine Schludrigkeit.
Na ja, selber schuld. Wenn man etwas ändert und dann nicht noch mal genau drüber schaut.
Beim zweiten Teil schaue ich genauer hin.

Vielen Dank fürs Lesen und es freut mich schon, dass es dich interessiert wie es weiter geht.  Cool

LG
Inko
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Gast3
Klammeraffe
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Beiträge: 794
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Beitrag09.12.2011 23:56

von Gast3
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Liebes Inkognito,

ich stimme DLurie zu, das könnte noch gestrafft werden, ist mir zu langatmig. Die Geschichte an sich reißt mich - bis jetzt - inhaltlich auch nicht so recht vom Hocker.
Es sind auch, wie schon angemerkt, so einige Fehler enthalten, daher meine ich fast, dass du damit in der Werkstatt besser aufgehoben wärst. Insgesamt musst du da schon nochmals ran.
Nichts für Ungut.

Lieben Gruß
schneestern
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adelbo
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Beitrag10.12.2011 10:45

von adelbo
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Hallo lieber Schneestern,

da hast du leider Recht. Ich muss noch mal ran. MosesBob ist gerade online. Ich werde ihn bitten den Text in die Werkstatt zu verschieben.

Vom Hocker werde ich dich sehr wahrscheinlich mit der Geschichte nicht hauen.  Laughing
Aber vielleicht schaffe ich das ja irgendwann einmal.  Wink

LG
adelbo


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Gast3
Klammeraffe
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Beiträge: 794
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Beitrag10.12.2011 10:51

von Gast3
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adelbo hat Folgendes geschrieben:

Vom Hocker werde ich dich sehr wahrscheinlich mit der Geschichte nicht hauen.  Laughing


Nun, liebe adelbo,

die Geschichte ist ja noch nicht fertig - kann also noch passieren smile

Lieben Gruß
schneestern


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adelbo
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Beitrag10.12.2011 17:03

von adelbo
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Ein wenig gerafft und hoffentlich keinen Fehler übersehen.

Edgar überflog, wie jeden Mittwochmorgen, die Stellenanzeigen.
„Das gibt es nicht“, murmelte er und faltete die Zeitung in der Mitte zusammen, um eine Anzeige besser lesen zu können. „Mensch, das ist genau das, was ich suche. Das ist mein Job.“
„Cindy, sieh dir das an“, rief er laut.
Seine Frau Cindy kam, für die Arbeit gestylt, die kurzen blonden Haare zu einer frechen Frisur geföhnt, neugierig um die Ecke.  Sie lasen gemeinsam: „Leiter der Technik in einem Kunststoffverarbeitenden Betrieb… Abgeschlossenes Hochschulstudium und Erfahrung in leitender Funktion Voraussetzung….“
„Edgar du hast Recht, die suchen dich“, strahlte Cindy. „Was die verlangen, kannst du alles vorweisen. Hier steht ein Ansprechpartner mit Angabe der Telefonnummer. Ich würde da mal anrufen.“
„Das mache ich“,  sagte Edgar. „Heute noch.“
Als Cindy, am späten Abend, zerschlagen von ihrem langen Tag nach Hause kam, saß Edgar, die roten Haaren total zerzaust, an seinem Schreibtisch und sortierte Unterlagen.
 Müde ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und streifte mit den Füßen die Schuhe ab.
„Geschafft“, stöhnte sie. „Alle Bilder für die morgige Vernissage hängen. Es hat aber nicht viel gefehlt  und ich hätte dem Maler eine gescheuert“, schimpfte sie. „Der wusste wirklich nicht, was er wollte. Bilder auf, Bilder ab und eine Laune hatte der!“  Sie seufzte tief.
„Mein armer Schatz“, meinte Edgar, stand auf, umarmte seine Frau etwas halbherzig und setzte sich wieder vor seinen Papierberg.
„Was machst du da?“, wollte Cindy wissen und rieb sich die Füße.
„Ich stelle meine Bewerbungsunterlagen zusammen“, antwortete Edgar und sortierte weiter.
„Richtig, da war die Anzeige heute Morgen. Hast du angerufen?“
„Klar und ich hatte ein interessantes Gespräch mit dem Personalchef der Firma, Herrn Grube. Scheint ein netter Kerl zu sein. Sobald er meine Unterlagen eingesehen hat, meldet er sich wegen eines Termins.“

„Hört sich gut an. Das wäre ja genau zum richtigen Zeitpunkt.“

„Stell dir vor, das würde klappen“, träumte Edgar. „Zweiundvierzig ist das ideale Alter,  um noch einmal zu wechseln und ich würde die Treppe ein paar Stufen hinauffallen.
Dazu kommt, dass dir in der jetzigen Firma kein Mensch sagen kann,  ob und wie es weiter geht“

„Jetzt warte erst mal ab“, bremste ihn Cindy. „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen. Es werden auch noch andere Interessenten da sein. “

„Ich weiß“, sagte Edgar, „Aber ich bin der geeignete Mann für diesen Posten.“  
Energisch stippte er einen Packen Papiere auf dem Schreibtisch auf, damit sie eine einheitliche Kante ergaben.

Eine Woche später saß er im Vorzimmer des Inhabers der Firma, der das Gespräch mit ihm führen wollte. Von Grube wusste er, dass Bröders ihn für die richtige Besetzung der Stelle hielt.
Diese Information trug dazu bei, dass Edgar zuversichtlich in dem freundlichen Vorzimmer saß.   Die Sekretärin hatte ihn in der abgetrennten Sitzecke Platz nehmen lassen, mit Kaffee und Keksen versorgt und war hinter der, mit Leder überzogenen, Tür verschwunden.
Er saß vielleicht fünf Minuten, als die Tür zum Korridor aufgerissen wurde und ein Mann ins Zimmer trat, dessen Anblick Edgar fast vom Stuhl gehauen hätte.
Uwe, schoss es ihm durch den Kopf. Was machte der denn hier?
Mehr als zehn Jahre waren sie sich nicht mehr über den Weg gelaufen.  Ausgerechnet hier und heute tauchte er auf.
Uwe war lange Jahre sein bester Freund gewesen. Sie hatten gemeinsam die Schulzeit hinter sich gebracht  und an derselben Uni studiert. Ihre Freundschaft hatte unerschütterlich gehalten, bis zu dem Tag, an dem sich Cindy für Edgar entschieden hatte.
Ungern dachte Edgar an die Zeit zurück. Die Wochen und Monate, vor dreizehn Jahren, kamen ihm, im nach hinein, wie ein besonders schlechter Film vor.
Die vielen, mit Uwe gemeinsam besuchten und bis zu Exzessen gefeierten Feten.
Seine erste Begegnung mit Cindy, die Uwe in der U-Bahn aufgerissen und ihm als seine große Liebe vorgestellt hatte. Dann sein eigener, erfolgloser Kampf gegen die Gefühle.
Uwe war genauso überrascht wie Edgar. Er stand stocksteif ein paar Sekunden mitten im Raum und starrte ihn an. „Was willst du hier“, würgte er heraus, drehte sich im gleichen  Moment zur Tür und war Sekunden später verschwunden.
Mit Edgars Ruhe war es vorbei. Er war aufgewühlt.  Und genau in diesem Moment öffnete sich die gepolsterte Tür und die Sekretärin bat ihn zu ihrem Chef.
Die ersten Minuten war Edgar fahrig.  Er merkte, dass er sich nur schwer auf das Gespräch konzentrieren konnte. Gott sei Dank brauchte er nicht viel dazu beitragen, denn Bröders hörte sich offensichtlich gerne reden. Er war der typische Unternehmer alter Schule, stolz auf das, was er geschaffen hatte. Er präsentierte sein Unternehmen als den  Marktführer Weltweit, mit allen Weihen, ISO, GMP usw. die möglich waren versehen und Umsatzzuwächsen wie keine Firma sonst.
Nach einer halben Stunde, eines sehr einseitigen Dialogs, kam dann endlich Edgar zum Zuge. Eine weitere halbe Stunde später waren sie sich über die Eckpunkte einer Zusammenarbeit einig.  Das wichtigste, ein sehr gutes Gehalt und der Anfangstermin waren festgelegt.
 
„Beschlossen und verkündet“, sagte Bröders, hieb nachdrücklich mit der flachen Hand auf den Tisch und streckte sie Edgar entgegen. Bevor der sie ergreifen konnte öffnete sich die Tür und Sekunden später stand Uwe neben dem Stuhl Bröders. Er beugte sich hinunter, umarmte ihn und verpasste ihm Küsschen rechts und Küsschen links.


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adelbo
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Beitrag11.12.2011 19:08

von adelbo
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(Es gibt noch einen dritten und letzten Teil.)

„Tag, mein Junge“, begrüßte ihn  Bröders. „Was für eine Überraschung.“  Edgar konnte ihm die  Freude über das Auftauchen von Uwe ansehen.
„Wie geht es dir? Was machen die Jungs und Monika?“ Bröders besann sich auf die Anwesenheit von Edgar, wartete die Antwort von Uwe nicht ab und fuhr fort: „das passt ja prächtig. Da kann ich dir Herrn Konrad vorstellen. Herr Konrad wird bei mir anfangen. Er übernimmt den Job, den du abgelehnt hast.“    
„So, so“, sagte Uwe und sah Edgar lächelnd  an. „Edgar wird bei dir arbeiten. Wir kennen uns, musst du wissen, lieber Schwiegerpapa.“  Er beugte sich erneut zu Bröders hinunter und gab ihm Küsschen rechts und Küsschen links. „Woher, erzähle ich dir ein anderes Mal oder lass es dir von Edgar erzählen. Ich muss  weg. Wollte nur mal kurz Guten Tag sagen.“
Lässig winkte er zu Edgar hinüber und bevor der völlig  verdutzte Bröders seinen Satz, „Wie du musst schon wieder weg….“  beenden konnte, war er hinter der Tür verschwunden.  
„Ein kurzer Besuch“, wunderte sich  Bröders und schüttelte den Kopf.
„Mein Schwiegersohn sollte  ihre Position übernehmen“, klärte er Edgar auf. „ Er zog es vor, in seiner eigenen kleinen Klitsche herumzuwirtschaften. Hier befürchtete er,  als  der eingeheiratete  Juniorchef gehandelt zu werden. Ich vermute, dass ich ihm zu dominant bin und das Heft zu sehr in der Hand halte“, schmunzelte er. „Sie kennen Uwe?  Woher? Erzählen Sie“, forderte er Edgar auf.
Eine halbe Stunde später stand Edgar auf der Straße und fühlte sich zwiespältig,  wie selten in seinem Leben. Die  Zuversicht war weg.  Er schwankte zwischen der Hoffnung, der Unternehmer  würde zu seinem Wort stehen  und der Gewissheit,  dass  Uwe versuchen würde, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen.  
Bröders hatte interessiert zugehört, als er ihm über die gemeinsamen Jahre mit Uwe berichtete. Er war überrascht, wie lange sie befreundet gewesen waren.
„Haben Sie noch Kontakt“? wollte er wissen.  
„Nein“, sagte Edgar. „Wir haben uns vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen.“  Bröders fasste,  zu Edgars Überraschung und Erleichterung,  nicht nach und sie plauderte noch ein paar Minuten über die zukünftige Zusammenarbeit.
Edgar wühlte sein Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahl für Cindy.
„Wer glaubst du, ist mir gerade zweimal über den Weg gelaufen“?  fragte er zur Begrüßung.
„Woher soll  ich das wissen“, antwortete Cindy. „Erzähl mir lieber, wie dein Vorstellungsgespräch gelaufen ist.“
„Das will ich ja gerade“,  sagte Edgar. „Ich sitze im Vorzimmer und wer reißt die Tür auf und steht im Raum, Uwe!“
„Uwe“? schrie Cindy in Edgars Ohr. Er hielt das Handy einen Moment vom Ohr weg.
„Ja, Uwe“,  bestätigte er.  „Du hast richtig gehört. Und während des Vorstellungsgespräches ist er noch mal aufgetaucht.  Er ist der Schwiegersohn von Bröders.“
„Er ist was?  Wer ist Bröders?“, echauffierte  sich Cindy,  erneut sehr laut.
„Du brauchst nicht so zu brüllen. Bröders ist der Inhaber der Firma.  Und  Uwe ist sein  Schwiegersohn.“
Sekundenlange Stille.
„Ach du Sch…..! Dann kannst du den Job vergessen“, stöhnte Cindy.
„Siehst du, das befürchte ich auch“, meinte Edgar.
„Mach einen Haken darunter. Bleibst du eben, wo du bist“,  sagte Cindy.
„Werde ich wohl müssen“, bekundete Edgar.  „Aber wer weiß, vielleicht hält Bröders Wort. Ich habe seine mündliche Zusage.“  
„Mach dir keine Hoffnungen“, sagte Cindy. „Ich kenne Uwe. Eine seiner hervorstechenden  Eigenschaften  ist, dass er nichts vergisst und vor allem sehr nachträgt. “
Bevor Edgar etwas erwidern konnte, schmetterte sie ihn ab,  „Du,  ich muss Schluss machen, Kundschaft“ und war aus der Leitung.
In den folgenden Tagen wechselte  Edgars Stimmung ständig.  
Er wollte den Job, sah ganz klare Vorteile darin. Außerdem tauchte immer häufiger das Gerücht auf, ein neuer Investor sei an seiner jetzigen Firma dran.
Auf der anderen Seite befürchtete er, dass Uwe häufiger in der Firma seines Schwiegervaters auftauchen würde.
Am dritten Tag lag der ersehnte Umschlag vor ihm auf dem Schreibtisch. Es war ein DIN A4 Umschlag, der beides möglich erscheinen ließ. Die Zusage und einen Arbeitsvertrag oder die Absage und die Rücksendung seiner Unterlagen.
Entschlossen zog Edgar die weißen Bögen aus dem Umschlag.
 Es waren nicht seine Bewerbungsunterlagen, dass fühlte er sofort.
„Sehr geehrter Herr Konrad, wir bestätigen die mit Ihnen in dem persönlichen Gespräch getroffenen Vereinbarungen und freuen uns…     Beigefügt erhalten Sie ihren Arbeitsvertrag in zweifacher…
Ich hab den Job, staunte Edgar. Mann, ich glaube es nicht. Er griff nach dem Handy und drückte Cindys Kurzwahl.
„Halt dich fest, ich hab den Job“,  sagte er ohne Begrüßung. „Ich bin baff.“
„Oh Edgar, das ist so toll.“,  freute sich  Cindy. „Das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich war sicher, dass Uwe das vereiteln würde. Heute Abend lassen wir die Sau raus, das muss gefeiert werden. “
Und das taten sie, ausgiebig. Sie machten, wie zuletzt vor einigen Jahren, einen Zug durch die Gemeinde und stellten fest, dass sie aus der Übung gekommen waren. Sei es beim tanzen, beim Billard spielen und beim Karaoke singen.
Gegen drei Uhr am Morgen waren sie zu Hause und um sieben mussten sie wieder raus. Sie merkten, dass sie eine solche Nacht nicht mehr so wegsteckten, wie früher.
Drei Monate später saß Edgar in der Besucherecke,  im Vorzimmer von Bröders. Die Sekretärin hatte ihn mit Kaffee und Keksen versorgt.
Edgar war aufgeregt und freute sich auf die neuen Aufgaben. Er hatte, wie es seine Art war, mit dem Vergangenen abgeschlossen. Seinen Entschluss,  für  Bröders zu arbeiten, konnte auch das lukrative Angebot des  neuen Investors nicht ins Wanken bringen. Er sah seine Zukunft bei Bröders, in dessen Unternehmen.  
Cindy waren Zweifel gekommen. Zunächst hatte sie ihn gebeten, alle Für und Wider gründlich abzuwägen. Am Ende hatte sie ihn angefleht, den Job nicht anzunehmen.
„Edgar, das geht nicht gut, glaube es mir. Wie du sagst, ist Bröders nicht mehr der Jüngste und da ist es wahrscheinlich, dass Uwe sein Nachfolger wird.“
„Und wenn? Er ist verheiratet, hat Kinder. Er wird dir nicht ewig hinterher trauern“, entgegnete Edgar böse.
„Er wird dir aber nie vergessen, dass du ihm etwas weg genommen hast. Du, sein bester Freund“, sagte Cindy.
„Männer sehen das anders als Frauen“, sagte Edgar. „Ich kann mir diese letzte Chance nicht entgehen lassen.“
Cindy sprach danach kein Wort mehr mit ihm über dieses Thema. Sie wurde immer stiller,  je näher sein erster Arbeitstag kam.

Edgar wurde unruhig. Er saß eine viertel Stunde und nichts rührte sich.  Er stand auf und öffnete die Tür zum Flur.  
Vor ihm stand eine zierliche, dunkelhaarige Frau. Sie waren beide erschrocken. Die Frau fasste sich und streckte ihm die Hand entgegen:  „Sie sind bestimmt Herr Konrad. Entschuldigen Sie, dass wir Sie warten ließen. Aber hier geht es im Moment drunter und drüber.“ Sie lächelte charmant.  „Ich bin Monika Bröders-Schwank. Sie müssen leider mit mir vorlieb nehmen. Auf meinen Vater werden wir längere Zeit hier in der Firma verzichten müssen. Er hatte vorgestern einen Herzinfarkt.“


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Gast







Beitrag12.12.2011 22:47

von Gast
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Hallo adelbo,

mein Leseeindruck: es fehlt dem zweiten Teil an Dichte. Du liefest m.E. zuviele redundante Informationen. Ich mache regelmäßig den gleichen Fehler, und sehe ihn bei meinen eigenen Texten auch nie. Ansonsten ist der bevorstehende Konflikt klar, und man ist gespannt, wie es weitergeht.  

Ich habe mir mal die erste Hälfte unter dem Redundanzaspekt vorgenommen. Vielleicht kannst du etwas davon gebrauchen.

LG
Dlurie

adelbo hat Folgendes geschrieben:

„Tag, mein Junge“, begrüßte ihn  Bröders feudestrahlend. „Was für eine Überraschung.“  Edgar konnte ihm die  Freude über das Auftauchen von Uwe ansehen.„Wie geht es dir? Was machen die Jungs und Monika?“ Bröders besann sich auf die Anwesenheit von Edgar, wartete die Antwort von Uwe nicht ab und fuhr fort: „das passt ja prächtig. Da kann ich dir Herrn Konrad vorstellen. Herr Konrad wird bei mir anfangen. Er übernimmt den Job, den du abgelehnt hast.“    
„So, so“, sagte Uwe und sah Edgar lächelnd  an. „Edgar wird bei dir arbeiten. Wir kennen uns, musst du wissen, lieber Schwiegerpapa.“  Er beugte sich erneut zu Bröders hinunter und gab ihm Küsschen rechts und Küsschen links. dass sie ein vertrauliches Verhältnis haben, ist schon bekannt „Woher, erzähle ich dir ein anderes Mal oder lass es dir von Edgar erzählen. Ich muss  weg. Wollte nur mal kurz Guten Tag sagen.“
Lässig winkte er zu Edgar hinüber und bevor der völlig  verdutzte Bröders seinen Satz, „Wie du musst schon wieder weg….“  beenden konnte, war er hinter der Tür verschwunden.  
„Ein kurzer Besuch“, wunderte sich  Bröders und schüttelte den Kopf.
„Mein Schwiegersohn sollte  ihre Position übernehmen“, klärte er Edgar auf. „ Er zog zieht es vor, in seiner eigenen kleinen Klitsche herumzuwirtschaften. Hier befürchtete er wohl,  als  der eingeheiratete  Juniorchef gehandelt zu werden. Ich vermute, dass ich ihm zu dominant bin und das Heft zu sehr in der Hand halte“, schmunzelte er. „Sie kennen Uwe?  Woher? Erzählen Sie“, forderte er Edgar auf.

Hier drehst du die Uhr vor und gehst nachher wieder in den Rückblick. Warum lässt du den Dialog nicht zu Ende laufen?.
Etwa so:
Bröders hörte interessiert zu, als er ihm über die vielen Jahre der Freundschaft mit Uwe berichtete.
„Haben Sie noch Kontakt“? wollte er wissen.
„Nein“, sagte Edgar. „Wir haben uns vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen.“
Zu Edgars Erleichterung fasste Bröders, nicht nach und sie plauderten noch ein paar Minuten über die zukünftige Zusammenarbeit
Kurze Zeit später  stand Edgar unentschlossen auf der Straße.
Uwe wird versuchen, dir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wird Bröders zu seinem Wort stehen?, dachte er.
.
   

Edgar wühlte sein Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahl für Cindy.
„Wer glaubst du, Rat mal wer ist mir gerade zweimal über den Weg gelaufen“?  fragte er zur Begrüßung.
„Woher soll  ich das wissen“, antwortete Cindy. „Erzähl mir lieber, wie dein Vorstellungsgespräch gelaufen ist.“
„Das will ich ja gerade“,  sagte Edgar. „Ich sitze im Vorzimmer und wer reißt die Tür auf und steht im Raum, Uwe!“
„Uwe“? schrie Cindy in Edgars Ohr. Er hielt das Handy einen Moment vom Ohr weg.
„Ja, Uwe“,  bestätigte er.  „Du hast richtig gehört. Und während des Vorstellungsgespräches ist er noch mal aufgetaucht.
Er ist der Schwiegersohn von Bröders.“
„Er ist was?  Wer ist Bröders?“, echauffierte  sich Cindy,  erneut sehr laut.
„Du brauchst nicht so zu brüllen. Bröders ist der Inhaber der Firma.  Und  Uwe ist sein  Schwiegersohn.“
Sekundenlange Stille.
„Ach du Sch…..! Dann kannst du den Job vergessen“, stöhnte Cindy.
Siehst du, das befürchte ich auch“, meinte Edgar.
„Mach einen Haken darunter. Bleibst du eben, wo du bist“,  sagte Cindy.
„Werde ich wohl müssen“, bekundete Edgar „Aber wer weiß, vielleicht hält Bröders Wort. Ich habe seine mündliche Zusage.“  
„Mach dir keine Hoffnungen“, sagte Cindy. „Ich kenne Uwe, er ist sehr nachtragend. Eine seiner hervorstechenden  Eigenschaften  ist, dass er nichts vergisst und vor allem sehr nachträgt. “
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag13.12.2011 16:45

von adelbo
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Hallo Dlurie,
danke für die Hinweise und vor allem, dass du sie so nett verpackst. Es macht es leichter, wenn jemand schreibt, das geht mir auch immer so.  Laughing
Ich verstehe alles was du markiert hast, aber ganz glücklich bin ich nicht mit allem. Vermutlich hast du mit allem Recht und ich habe die falsche Sichtweise. Ich weiß, dass der Leser nicht dumm ist und nicht alles vorgekaut haben möchte. Aber manche Bilder sehe ich vor Augen und möchte sie weitergeben.
Danke fürs Lesen
LG
adelbo


Zitat:
„Tag, mein Junge“, begrüßte ihn Bröders feudestrahlend. „Was für eine Überraschung.“ Edgar konnte ihm die Freude über das Auftauchen von Uwe ansehen.„ Ich wollte sehr bewußt auf seine Freude hinweisen. Vielleicht wird es im letzten Teil deutlicher warum. Wie geht es dir? Was machen die Jungs und Monika?“ Bröders besann sich auf die Anwesenheit von Edgar, wartete die Antwort von Uwe nicht ab ich möchte immer alles genau erklären, kann natürlich weg.und fuhr fort: „das passt ja prächtig. Da kann ich dir Herrn Konrad vorstellen. Herr Konrad wird bei mir anfangen. Er übernimmt den Job, den du abgelehnt hast.“
„So, so“, sagte Uwe und sah Edgar lächelnd an. „Edgar wird bei dir arbeiten. Wir kennen uns, musst du wissen, lieber Schwiegerpapa.“ Er beugte sich erneut zu Bröders hinunter und gab ihm Küsschen rechts und Küsschen links. dass sie ein vertrauliches Verhältnis haben, ist schon bekannt „ Es geht mir nicht nur um das vertrauliche Verhältnis. Ich möchte ja nicht nur erzählen, sondern auch Bilder erzeugen. Eine Szene schildern. Und hier soll das Ungewöhnliche hervorgehoben werden. Zweimal Küsschen, für drei Minuten. Woher, erzähle ich dir ein anderes Mal oder lass es dir von Edgar erzählen. Ich muss weg. Wollte nur mal kurz Guten Tag sagen.“
Lässig winkte er zu Edgar hinüber und bevor der völlig verdutzte Bröders seinen Satz, „Wie du musst schon wieder weg….“ beenden konnte, war er hinter der Tür verschwunden. Ich würde beides stehen lassen. Es geht wieder um die Bilder. Das völlig ist überflüssig, da gebe ich dir Recht, aber es unterstreicht auch in meinen Augen. Muss man gänzlich auf solche Wörter verzichten?  Rolling Eyes  Er löst sich nicht in Luft auf, das ist klar. Aber mit hinter der Tür zeichne ich wieder ein Bild. Ich nehme an, dass das in deinen Augen nicht nötig ist.    „Ein kurzer Besuch“, wunderte sich Bröders und schüttelte den Kopf.
„Mein Schwiegersohn sollte ihre Position übernehmen“, klärte er Edgar auf. „ Er zog zieht es vor, in seiner eigenen kleinen Klitsche herumzuwirtschaften. Hier befürchtete er wohl, als der eingeheiratete Juniorchef gehandelt zu werden. Ich vermute, dass ich ihm zu dominant bin und das Heft zu sehr in der Hand halte genau wie oben. dominant und das Heft in der Hand halten sagen fast das Gleiche aus, gebe ich dir Recht. Hier werde ich dominant streichen, weil das Heft in der Hand halten eine Steigerung sein sollte“, schmunzelte er. „Sie kennen Uwe? Woher? Erzählen Sie“, forderte er Edgar auf.

Hier drehst du die Uhr vor und gehst nachher wieder in den Rückblick. Warum lässt du den Dialog nicht zu Ende laufen?. Etwa so:
Bröders hörte interessiert zu, als er ihm über die vielen Jahre der Freundschaft mit Uwe berichtete.
„Haben Sie noch Kontakt“? wollte er wissen.
„Nein“, sagte Edgar. „Wir haben uns vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen.“
Zu Edgars Erleichterung fasste Bröders, nicht nach und sie plauderten noch ein paar Minuten über die zukünftige Zusammenarbeit
Kurze Zeit später stand Edgar unentschlossen auf der Straße.
Uwe wird versuchen, dir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wird Bröders zu seinem Wort stehen?, dachte er. .Ja, werde ich ohne Rückblick umformulieren
Edgar wühlte sein Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahl für Cindy.
„Wer glaubst du, Rat mal wer ist mir gerade zweimal über den Weg gelaufen“? fragte er zur Begrüßung.
„Woher soll ich das wissen“, antwortete Cindy. „Erzähl mir lieber, wie dein Vorstellungsgespräch gelaufen ist.“
„Das will ich ja gerade“, sagte Edgar. „Ich sitze im Vorzimmer und wer reißt die Tür auf und steht im Raum, Uwe!“
„Uwe“? schrie Cindy in Edgars Ohr. Er hielt das Handy einen Moment vom Ohr weg. Wieder ein Bild. Ich erlebe beim Schreiben die Szene und halte sie fest. „Ja, Uwe“, bestätigte er. „Du hast richtig gehört. Und während des Vorstellungsgespräches ist er noch mal aufgetaucht. Merkwürdig, wieso taucht Uwe während des Vorstellungsgespräches auf?Das wollte ich damit andeuten.Er ist der Schwiegersohn von Bröders.“
„Er ist was? Wer ist Bröders?“, echauffierte sich Cindy, erneut sehr laut.
„Du brauchst nicht so zu brüllen. Bröders ist der Inhaber der Firma. Und Uwe ist sein Schwiegersohn.“
Sekundenlange Stille.
„Ach du Sch…..! Dann kannst du den Job vergessen“, stöhnte Cindy.
„Siehst du, das befürchte ich auch“, meinte Edgar.
„Mach einen Haken darunter. Bleibst du eben, wo du bist“, sagte Cindy.
„Werde ich wohl müssen“, bekundete Edgar. „Aber wer weiß, vielleicht hält Bröders Wort. Ich habe seine mündliche Zusage.“
„Mach dir keine Hoffnungen“, sagte Cindy. „Ich kenne Uwe, er ist sehr nachtragend. Eine seiner hervorstechenden Eigenschaften ist, dass er nichts vergisst und vor allem sehr nachträgt.Das ist überflüssig, ganz klar


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Gast







Beitrag13.12.2011 20:04

von Gast
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Hallo adelbo,
adelbo hat Folgendes geschrieben:

danke für die Hinweise und vor allem, dass du sie so nett verpackst. Es macht es leichter, wenn jemand schreibt, das geht mir auch immer so.  Laughing

Ist keine Verpackung, das stimmt wirklich: ich streiche meine Erstfassungen regelmäßig gewaltig zusammen.
Ein paar Anregungen hast du ja doch gebrauchen können.  
Bin gespannt auf Teil 3 und wünsche dir einen schönen Abend.

Dlurie
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Gast3
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G
Beitrag13.12.2011 20:18

von Gast3
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Liebe adelbo,

ich kann schon verstehen, dass du deine Bilder weitergeben willst, aber das ist zwischendrin dann einfach doppelt gemoppelt. Ich gebe daher DLurie Recht, dass du da schon noch straffen könntest. Ich habe selbst eine Vorliebe für Füllwörter und verzichte immer so ungern darauf. Wenn ich mich dann aber überwinde sie zu streichen, und das Ganze nochmals lese, kann ich mich sehr oft sehr gut damit anfreunden. Der Text verliert dadurch nicht.

Wie du schreibst, der Leser ist nicht dumm. Vertrau ein bisserl darauf, dass er diese Bilder selbst sieht, ohne dass zu ihn z. T. zweimal mit der Nase drauf stupst smile

Lieben Gruß
schneestern


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Akiragirl
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Beitrag15.12.2011 19:48

von Akiragirl
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Hi adelbo!

Mir fiel, wie auch einigen anderen, auf, dass die Geschichte gestrafft werden müsste.
Ich will nicht auf alle Einzelheiten eingehen, geb dir aber mal ein Beispiel:
Du beginnst die Szene am Mittwochmorgen, als Edgar die Anzeige entdeckt. Dann machst du einen Zeitsprung zum Abend, aber bis dahin ist überhaupt nichts Interessantes oder Neues passiert. Er hat angerufen und seine Unterlagen losgeschickt *gähn*
Man erwartet nach dem Zeitsprung, dass die Geschichte einen neuen Verlauf genommen hat. Die neuen Informationen, die nach dem Zeitsprung folgen, könntest du auch nahtlos an den Morgen legen: Cindy graust vor den Vorbereitungen der Vernissage, Edgar beschwert sich über seinen jetzigen Job. Passt in meinen Augen alles in eine Szene, kein Zeitsprung nötig.

Auch die lange Rückblende vor dem Vorstellungsgespräch finde ich spannungstechnisch deplatziert. Wo ist der Angelhaken für den Leser? Man sollte neugierig sein, ob er den Job bekommt, aber da er ja so zuversichtlich ist, ist man nicht ernstlich besorgt, wer könnte ihn nicht bekommen. Dann kommt die Rückblende und spätestens da wäre ich persönlich raus gewesen aus der Geschichte. Da kannst du kürzen oder du könntest es irgendwie lebendiger beschreiben.

Was mir schon in deiner AG auffiel ist deine Neigung zu blumigen Sprach-Wörtern. Ab und zu sind die ok, denke ich, aber deine Cindy strahlt, stöhnt, schimpft und seufzt allein im ersten Absatz soviel, dass es schlicht überladen wirkt.

z.T. solltest du auch noch an der Authentizität der Dialoge arbeiten, sieh mal:
Zitat:
Hier steht ein Ansprechpartner mit Angabe der Telefonnummer. Ich würde da mal anrufen.“

Wer redet so? „Ansprechpartner mit Angabe der Telefonnummer“?
Oder das:
Zitat:
Dazu kommt, dass dir in der jetzigen Firma kein Mensch sagen kann, ob und wie es weiter geht“

oder hier:
Zitat:
Eine seiner hervorstechenden Eigenschaften ist, dass er nichts vergisst und vor allem sehr nachträgt. “


Also sorry, aber so richtig überzeugt mich das bis jetzt noch nicht.
Das Hauptproblem für mich ist, dass die Einführung der Figuren zu kurz geraten ist. Lass dir mehr Zeit am Anfang der Geschichte und schildere mir deutlicher, warum dieser Job so wichtig für Edgar ist, damit ich gewillt bin, mit ihm „mitzufiebern“. Mach aus den Figuren von Cindy und Edgar etwas Besonderes, im Moment sind sie mir noch zu blass und austauschbar.

Liebe Grüße
Anne


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adelbo
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Beitrag13.02.2012 20:16

von adelbo
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Ich habe die Geschichte einige Zeit ruhen lassen, war mir nicht sicher, ob ich sie zu Ende schreiben soll.  Jetzt bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe. Nicht, weil ich denke, sie ist toll geworden, einfach weil ich einen inneren Schweinehund überwunden habe.

Edgar überflog, wie jeden Mittwochmorgen, die Stellenanzeigen.
„Das gibt es nicht“, murmelte er und faltete die Zeitung in der Mitte zusammen, um eine Anzeige besser lesen zu können. „Mensch, das ist es. Das ist mein Job!“
„Cindy, sieh dir das an“, rief er laut.
Seine Frau Cindy kam, für die Galerie gestylt, die kurzen blonden Haare zu einer frechen Frisur geföhnt, neugierig um die Ecke. Sie lasen gemeinsam: „Leiter der Technik in einem Kunststoffverarbeitenden Betrieb… Abgeschlossenes Hochschulstudium und Erfahrung in leitender Funktion Voraussetzung….“
„Liest sich, als suchten die dich“, meinte Cindy. „Was sie verlangen kannst du vorweisen. Hier steht ein Ansprechpartner, mit Telefonnummer.“
„Ich rufe heute an“, sagte Edgar.
Als Cindy, am späten Abend, nach Hause kam, saß Edgar, die roten Haaren zerzaust, an seinem Schreibtisch und sortierte Unterlagen.
 Müde ließ sie sich auf einen Stuhl fallen, streifte mit den Füßen die Schuhe ab.
„Geschafft, alle Bilder für die morgige Vernissage hängen. Es hat aber nicht viel gefehlt und ich hätte dem Maler eine gescheuert. Der wusste nicht, was er wollte. Bilder auf, Bilder ab. Und eine Laune hatte er!“ Sie seufzte.
Edgar reagierte nicht auf ihre Klagen. Die Galerie, die Künstler und das Publikum waren Cindys Lebensinhalt.
Er dachte häufig, dann, wenn er sie tagelang nicht zu Gesicht bekommen hatte, dass sie gut ohne ihn, aber niemals ohne ihre Arbeit leben könnte.
„Was machst du?“, wollte sie wissen, rieb sich die Füße.
„Ich stelle meine Bewerbungsunterlagen zusammen“, antwortete Edgar.
„Richtig, da war die Anzeige heute Morgen. Hast du angerufen?“
 „Klar. Ich hatte ein interessantes Gespräch mit dem Personalchef der Firma, Herrn Grube. Netter Kerl. Sobald er meine Unterlagen eingesehen hat, meldet er sich wegen eines Termins.“
„Hört sich gut an.“
„Stell dir vor, das würde klappen“, sagte Edgar. „Zweiundvierzig ist ein gutes Alter, um noch einmal zu wechseln. Das käme wie geplant.“
„Jetzt warte erst mal ab“, bremste ihn Cindy. „Es werden noch andere Interessenten da sein.“
„Ich weiß. Aber ich bin der richtige Mann für diesen Posten.“
Energisch stippte Edgar einen Packen Papiere auf dem Schreibtisch auf, damit sie eine einheitliche Kante ergaben.

Eine Woche später saß er relativ entspannt im Vorzimmer des Inhabers der Firma.
Grube hatte ihm signalisiert, dass Bröders ihn, nachdem er seine Bewerbungsunterlagen eingesehen hatte, für den richtigen Mann hielt. Deshalb würde er persönlich das Gespräch führen.
Die Sekretärin hatte ihn in der abgetrennten Sitzecke Platz nehmen lassen, mit Kaffee und Keksen versorgt und war hinter der, mit Leder überzogenen, Tür verschwunden.
Er saß fünf Minuten, als die Tür zum Korridor aufgerissen wurde und ein Mann ins Zimmer trat, dessen Anblick Edgar fast vom Stuhl gehauen hätte.
Uwe, schoss es ihm durch den Kopf. Was machte der hier?
Mehr als zehn Jahre waren sie sich nicht mehr über den Weg gelaufen.
Sie hatten zusammen die Schulzeit verbracht, an derselben Uni studiert. Sie waren beste Freunde gewesen, bis zu dem Tag, an dem sich Cindy für Edgar entschieden hatte.
Ungern dachte Edgar an die Wochen und Monate, vor dreizehn Jahren. Sie kamen ihm vor wie ein besonders schlechter Film.
Die vielen, mit Uwe gemeinsam besuchten und bis zu Exzessen  gefeierten Feten.
Seine erste Begegnung mit Cindy, die Uwe in der U-Bahn aufgerissen und ihm als seine große Liebe vorgestellt hatte. Sein eigener, erfolgloser Kampf gegen die Gefühle.
Uwe war genauso überrascht wie Edgar. Er stand ein paar Sekunden stocksteif mitten im Raum und starrte ihn an. „Was willst du hier“, würgte er heraus, drehte sich im gleichen Moment zur Tür und verschwand.
Edgars Ruhe war dahin. Er war aufgewühlt. Genau in diesem Moment öffnete sich die gepolsterte Tür und die Sekretärin bat ihn zu ihrem Chef.
Die ersten Minuten war Edgar fahrig, konnte sich nur schwer auf das Gespräch konzentrieren. Gott sei Dank brauchte er nicht viel dazu beitragen. Bröders hörte sich offensichtlich gerne reden. Er war der typische Unternehmer alter Schule. Stolz auf das, was er geschaffen hatte, präsentierte er sein Unternehmen als den Marktführer Weltweit, mit allen Weihen, ISO, GMP usw. die möglich waren versehen und Umsatzzuwächsen wie keine Firma sonst.
Nach einer halben Stunde kam Edgar zum Zuge und kurze Zeit später waren sie sich über die Eckpunkte einer Zusammenarbeit einig. Das wichtigste, ein sehr gutes Gehalt und der Anfangstermin waren festgelegt.


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adelbo
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Beitrag13.02.2012 20:18

von adelbo
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„Beschlossen und verkündet“, sagte Bröders, hieb nachdrücklich mit der flachen Hand auf den Tisch und streckte sie Edgar entgegen. Bevor der sie ergreifen konnte öffnete sich die Tür und Sekunden später stand Uwe neben dem Stuhl Bröders. Er beugte sich hinunter, umarmte ihn und verpasste ihm Küsschen rechts und Küsschen links.
„Tag, mein Junge“, strahlte Bröders. „Was für eine Überraschung.“
„Wie geht es euch? Wo sind die Jungs und Monika?“ Er besann sich auf die Anwesenheit von Edgar. „Das passt prächtig. Da kann ich dir Herrn Konrad vorstellen. Er übernimmt den Job, den du abgelehnt hast.“
„So, so“, sagte Uwe und sah Edgar lächelnd an. „Edgar wird bei dir arbeiten. Wir kennen uns. Woher, erzähle ich dir ein anderes Mal oder lass es dir von Edgar erzählen. Ich muss weg.“ Er legte Bröders die Hand auf die Schulter. „Wollte nur kurz Guten Tag sagen.“
Lässig winkte er zu Edgar hinüber und bevor der verdutzte Bröders seinen Satz, „Wie du musst schon wieder weg….“ beenden konnte, war er draußen.
„Ein kurzer Besuch“, wunderte sich Bröders und schüttelte den Kopf.
„Mein Schwiegersohn zieht es vor, in seiner eigenen kleinen Klitsche herumzuwirtschaften. Ich vermute, dass ich ihm hier zu sehr das Heft in der Hand halte“, schmunzelte er. „Sie kennen Uwe? Woher?“
Er hörte Edgar aufmerksam zu, war über ihre lange Freundschaft überrascht.
„Haben Sie noch Kontakt?“
„Nein“, sagte Edgar. „Wir haben uns vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen.“
Bröders fasste, zu Edgars Überraschung und Erleichterung, nicht nach. Sie unterhielten sich über die zukünftige Zusammenarbeit.
Einige Zeit später stand Edgar, mit zwiespältigen Gefühlen, auf der Straße.
Er wühlte sein Handy aus der Tasche.
„Hey Cindy, Wer glaubst du, ist mir gerade zweimal über den Weg gelaufen?“
„Woher soll ich das wissen“, antwortete Cindy. „Erzähl mir lieber, wie dein Vorstellungsgespräch gelaufen ist.“
„Das will ich ja“, sagte Edgar. „Ich sitze im Vorzimmer und wer reißt die Tür auf und steht im Raum, Uwe!“
„Uwe“? schrie Cindy. Edgar hielt das Handy einen Moment vom Ohr weg.
„Ja, Uwe“, bestätigte er. „Du hast richtig gehört. Und während des Vorstellungsgespräches ist er noch mal aufgetaucht. Er ist der Schwiegersohn von Bröders.“
„Er ist was? Wer ist Bröders?“
„Bröders ist der Inhaber der Firma. Und Uwe ist sein Schwiegersohn.“
Sekundenlange Stille. „Ach du Sch…..! Vergiss den Job“, sagte Cindy.
„Wieso?
„Uwe wird das niemals zulassen. Du kriegst die Stelle nicht.“
„Es sind über zehn Jahre vergangen.“
„Mach dir keine Hoffnungen“, sagte Cindy und schmetterte ihn „du, ich muss Schluss machen, Kundschaft“, ab.
Edgar war in den folgenden Tagen unruhig, unschlüssig.
Er wollte den Job, schon deshalb, weil es sich bewahrheitet hatte, dass seine jetzige Firma an einen Investor verkauft würde. Er hatte aber auch Bedenken, wegen Uwe.
Am vierten Tag lag ein weißer DIN A4 Umschlag vor ihm auf dem Schreibtisch. Edgar zog die weißen Bögen heraus.
Es waren nicht seine Bewerbungsunterlagen, dass fühlte er sofort.
„Sehr geehrter Herr Konrad, wir bestätigen die mit Ihnen in dem persönlichen Gespräch getroffenen Vereinbarungen und freuen uns… Beigefügt erhalten Sie ihren Arbeitsvertrag in zweifacher…

Es hat geklappt, dachte Edgar, erleichtert, ungläubig. Er griff nach dem Handy und drückte Cindys Kurzwahl.
„Halt dich fest, ich hab den Job.“
„Das glaube ich nicht“, antwortete Cindy. „Das ist unmöglich.“
„Wenn ich es dir sage“, sagte Edgar. „Jetzt freu dich mit mir. Heute Abend machen wir einen Zug durch die Gemeinde.“
Wie erwartet, kam auf diesen Vorschlag kein Widerspruch.
„Super, das machen wir. Hol mich um sieben in der Galerie ab“, freute sich nun Cindy.
Gegen ein Uhr in der Nacht hatte Edgar genug. „Ich bin kaputt. Mir reicht es.“
„Alter Spielverderber“, maulte Cindy. „ Du wirst immer langweiliger.“
„OK, langweilig. Und vernünftig. Ich muss in ein paar Stunden zur Arbeit. Du kannst ja bleiben.“
Nicht zum ersten Mal ging Edgar, nach einem solchen Abend, ohne Cindy, auf die Suche nach einem Taxi.
Er kündigte seine Arbeitsstelle am letzten möglichen Tag. Dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, bestätigte sich. Der Investor kündigte einschneidende Veränderungen an.
Trotzdem versuchte Cindy bis zum Schluss ihm die Kündigung auszureden.
„Du machst einen großen Fehler“, sagte sie wiederholt. „Uwe wird dich nicht in Ruhe lassen.“
„Es ist vermutlich die letzte, große Chance in meinem Berufsleben“, widersprach Edgar. „Uwe ist verheiratet, er hat Kinder. Er wird dir nicht ewig hinterher trauern.“
„Das weiß ich“, sagte Cindy.
Zum vereinbarten Termin saß Edgar im Vorzimmer von Bröders.
„Es kommt gleich jemand“, hatte die Sekretärin kurz angebunden gesagt und war seit her verschwunden.

12Wie es weitergeht »



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adelbo
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Beitrag13.02.2012 20:19

von adelbo
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Nach ein paar Minuten wurde Edgar unruhig. Er stand auf und öffnete die Tür zum Flur. Vor ihm stand wie aus dem Boden gewachsen Uwe und grinste ihn an.
„Immer noch so ungeduldig wie früher, Edgar“, spottete er, schob ihn ins Vorzimmer zurück und schloss die Tür.
Sie standen einander gegenüber. Edgar fühlte sich unwohl, linkisch.
Uwe streckte die Hand aus.
„Na, dann viel Erfolg. Hoffentlich hast du dich richtig entschieden“, sagte er.
Edgar erwiderte den festen Händedruck. „Danke. Ich hoffe es auch.“
„Du wirst vergebens auf meinen Schwiegervater warten“, bestätigte Uwe die Ahnung, die sich in Edgar breit gemacht hatte.
Sie nahmen Platz.
„Er hatte vor vierzehn Tagen einen Herzinfarkt.“
Edgars Herz machte einen Überschlag.
„Er wird einige Zeit ausfallen.“
Edgar hatte das Gefühl, sein Gehirn wurde von Sekunde zu Sekunde leerer. Er wollte etwas sagen.
Die Tür zum Flur öffnete sich. Herein kamen Grube und eine zierliche dunkelhaarige Frau.
Die Frau sah Uwe, straffte sich und sagte: „Habe ich dir nicht gesagt du sollst verschwinden.“
Sie ging auf Edgar zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Ich nehme an Sie sind Herr Konrad. Ich freue mich sehr. Ich bin Monika Bröders-Schwank.“
Sie deutete Edgar, er möge sitzen bleiben und wandte sich an Uwe.
„Bitte, Uwe, mache jetzt hier kein Theater. Es ist alles gesagt. Geh!“
Grinsend schob sich Uwe aus seinem Stuhl.
„Vielleicht, vielleicht ist alles gesagt“, sagte er vieldeutig, während er zu Edgar ging, ihm auf die Schulter klopfte.
„Mach es gut, alter Junge. Und viel Glück, das wirst du brauchen.“
Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, atmete Monika Bröders-Schwank, hörbar aus. Stephan tat ihr lautlos gleich.
Einige Zeit später trank er entspannt seinen zweiten Kaffee.
Er wusste nun, dass Bröders wieder vollkommen gesund würde. Dass Monika Bröders-Schwank, während der Abwesenheit ihres Vaters die Leitung des Unternehmens übernommen hatte. Von Uwe hatte sie sich unwiderruflich getrennt. Er hatte sie ständig betrogen.
„Mein Vater ist sehr enttäuscht. Er mochte Uwe, hat in ihm seinen Nachfolger gesehen. Uwe hat ihn in den letzten Wochen glauben lassen, dass er hier einsteigt. Daraufhin hat Vater ihm umfangreiche Vollmachten eingeräumt. Heute hat er sie zurückgenommen.“
Edgar fühlte die Anspannung schwinden.
Es war kurz vor Feierabend. Er stand am Fenster und schaute auf den Firmenhof, genoss den Moment der Ruhe, fühlte sich gut.
Die vergangenen Stunden waren, voller neuer Eindrücke, fremder Gesichter und vielen Informationen, im Fluge vergangen. Er freute sich auf morgen.  
Das Telefon ließ ihn zusammen zucken.
Monika Bröders-Schwank sagte ihren Gesprächstermin für morgen früh ab. „Die Kripo ist gerade weg. Sie kommen morgen früh wieder. Ich habe Anzeige erstattet“,  sagte sie, mit zittriger Stimme. „ Mein Mann hat die Festgeldkonten der Firma aufgelöst. Er hat das Geld auf Konten im Ausland transferiert. Er ist verschwunden.“
„Kann ich etwas tun“? fragte Edgar.
„Heute nicht mehr“, sagte Monika Bröders-Schwank.
Auf der Heimfahrt war Edgar kurz versucht Cindy in der Galerie zu besuchen. Er ließ es, wollte nicht riskieren, nicht willkommen zu sein.
Kaum hatte er die Wohnung betreten, überkam ihn das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, dass etwas anders war als sonst. Er sah sich um, konnte nichts entdecken. Er schalt sich einen Idioten, sagte sich, kein Wunder, nach diesem Tag. In der Küche öffnete er ein Bier, trank einen Schluck und ging ins Wohnzimmer.
Sogleich sprang ihm das weiße Blatt Papier ins Auge, das auf dem schwarzen Sofa lag. Er nahm es, sah Cindys schöne Handschrift.
Hi, Edgar, las er. Ich wollte nicht, dass du zu Bröders gehst, es sollte so weitergehen. Mit euch Beiden. Mit Uwe und mit dir. Wie in den letzten eineinhalb Jahren.
Du bist zu Bröders, vielleicht  hätte es  funktioniert. Wer weiß.  Uwes Frau hat ihn rausgeworfen. Sie hatte von uns erfahren.
Er muss weg, Ich wollte mich nicht entscheiden, nun musste ich es. Ich gehe mit ihm. Pass auf dich auf. Wer weiß, was ist, vielleicht,  in dreizehn Jahren.
Cindy

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Beitrag18.02.2012 19:03

von Akiragirl
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Hallo adelbo!

nachdem ich jetzt alle Teile der Geschichte hintereinander gelesen habe, kann ich mir hoffentlich ein besseres Bild machen.
Die Idee dahinter ist okay, die Pointe am Schluss durchaus überraschend und nicht vorhersehbar.
Problematisch ist für mich, dass sich kaum Spannung aufbaut. Das liegt in meinen Augen vor allem an deinen Figuren. Sie haben zu wenig Tiefe; ich fühle nicht mit ihnen und hoffe, bange, leide nicht mit ihnen. Du zeigst mir zu wenig Gefühle bzw. bleibst damit zu stark an der Oberfläche.
z.B. als Edgar sich an Uwe zurückerinnert. Das sind bloße Nacherzählungen, die keinerlei Gefühle wecken. Ich spüre weder die einstige Freundschaft, noch den Zwiespalt Edgars oder die Eifersucht Uwes, weil du mir alles nur so als Aussage präsentierst. "Sie waren beste Freunde gewesen" ist eine Behauptung, die kein Bild erzeugt. Führe mir lieber etwas vor Augen, was sie zusammen gemacht haben; möglichst konkret, möglichst "besonders".
Uwes Verhalten empfand ich auch als zu stereotyp und vorhersehbar. Viel interessanter wäre doch z.B. gewesen, wenn er vordergründig total nett zu Edgar gewesen wäre? Nur so als Ansatz.
Insgesamt glaube ich, dass die Geschichte für den ganzen Inhalt, der drin steckt, schlicht zu kurz ist. Alles rauscht an einem vorbei, ohne dass sich je richtig Atmosphäre aufbauen und man in die Geschichte einsteigen kann.
Und schau nochmal genau über deine Kommasetzung; da sind noch viele Fehler drin.

Liebe Grüße smile
Anne


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