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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag03.02.2012 16:00
Wasser-Elegie
von Mr. Curiosity
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wasser-Elegie

Meiner Oma gewidmet

Hörtest du das Wasser gefrieren
im Asphalt der Kastanienallee?
Sie platzte auf über Nacht und für Wochen
klirrte das Leergut des Greises, das
er im Einkaufswagen vorbeischob am Haus.
Was draußen war pauste sich durch die Gardine auf
die dafür leere Tapetenwand: Rand
deiner Sonntagsgedanken. Dampf
im Bad und der langsam beschlagende Spiegel, groß
genug für so manches Gedicht. Du sahst dich
durch die Schrift, wenn du schriebst. Danach
sankst du in die Wärme des Wassers,
in die Wärme deiner Erinnerung.

Manchmal sprachst du noch davon:
Die Wassermühle deiner Kindheit.
Wie langsam sie sich drehte, als du
im Fluss tauchtest jenseits der Laute.
Damals war der Mond noch Mond.
Du sahst in ihm noch nicht die Lampe
des SS-Manns, der euch fand
im Kohlekeller eures Hauses.
Ich dachte an die Wollfaden-Bilder
in deinem Flur, als du erzähltest, so
ein Schmerz in deinen Zügen, als stricktest
du die Erinnerung in deine Haut.

Dein Haus war das letzte der Straße.
Oft hörtest du in der Einfahrt die Autos
wenden, weil sie sich verfuhren, dein Atem,
aufgeregt gesammelt zuvor
(,,Wer kommt dort?"),
kehrte um mit ihnen,
wenn du die letzte Lampe loschst.

Über dich kann ich nur ausschweifend reden,
denn du lebtest wie getauter Schnee.
Und ab und an brachst du den Backstein auf,
dass Vergessenes blüht in der Allee.


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Pencake
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 55
Beiträge: 2364
Wohnort: Hamburg
DSFo-Sponsor


Beitrag03.02.2012 19:11

von Pencake
Antworten mit Zitat

Moin,

das gefällt mir sehr gut.

Es sind die kleinen präzisen Beobachtungen,
Szenen und Bilder, die das Stück leben lassen.
Das Leergut, der beschlagene Spiegel, das
Wenden des Autos, dazu einige sehr passende
und einfallsreiche lyrische Übersetzungen wie
das Pausen durch die Gardine, das In-die Haut-
Stricken und natürlich das Leben wie getauter
Schnee, da muss ich aufpassen, dass ich nicht
gleich den ganzen Text heranziehe ...

Klasse.

HG, Niko
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Berni
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 64
Beiträge: 2517
Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)


Beitrag04.02.2012 01:44

von Berni
Antworten mit Zitat

Sehr, sehr gern gelesen. Voller Tiefe und Gefühl, aber auch gekonnt lyrisch umgesetzt.

LG
Berni
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag04.02.2012 14:55

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke euch beiden. Freut mich, dass euch die Länge nicht abgeschreckt hat, und es euch gefällt smile

LG Inko
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag04.02.2012 23:47

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich finde das auch sehr schön. So gut, dass ich es nominieren werde.
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bananenfisch
Leseratte
B


Beiträge: 142



B
Beitrag05.02.2012 02:26
Re: Wasser-Elegie
von bananenfisch
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

Man tut sich schwer, ein Gedicht kritisieren zu wollen, das einer Oma gewidmet ist. Hemmschwelle. Schließlich hat jeder eine Oma (gehabt):-) Ich finde das Thema und die einzelnen Szenen und Bilder gelungen und würdig. Ein paar Anmerkungen (Vorschläge):


Zitat:
Was draußen war pauste sich durch die Gardine auf
die dafür leere Tapetenwand: Rand


Hier stört mich die Wendung: die dafür leere. Ich halte das für nicht notwendig. Einfacher: "auf die Tapetenwand" ("leere" ist auch überflüssig, denn was sollte eine "volle" Tapetenwand sein?)

Zitat:
im Kohlekeller eures Hauses
.

Hier, auch gerade wegen des Klanges, unbedingt "Kohle(n)keller"

Zitat:
wenn du die letzte Lampe loschst.


"loschst" ist ein - für dieses würdige (und ernste) Gedicht - zu "zischiges" Wort. Ich würde das ersetzen. Ein Tipp von mir an dieser Stelle: Gedichte immer etwas liegen lassen, und dann später sich selbst laut vorlesen. Wenn man jemanden bei der Hand hat: Vorlesen lassen!

Beste Grüße
Bananenfisch
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Berni
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 64
Beiträge: 2517
Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)


Beitrag05.02.2012 02:59

von Berni
Antworten mit Zitat

Lieber bananenfisch,

weitestgehend kann ich deine Kritikpunkte nachempfinden. Bei der Kritik am "Kohlekeller" hört der Spaß aber auf.  Wink  Es geht hier doch nicht zuletzt um ein sehr intimes Gespräch mit einer Oma. Und wenn da bei Oma  "Kohlekeller" gesagt wurde, so muss das auch hier im Text so stehen. Das macht den Text individuell, das macht ihn authentisch.
Hast du mal Ruhrpottlyrik gelesen? Da kannse verschlimmbessern bis gehtnichmehr! Und übrig bleibt ein toter Text.   Wink

LG
Berni
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag05.02.2012 13:36

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@firstoffertio:
Danke, das freut mich smile  Und auch noch so früh im Jahr.

@bananenfisch:
Danke für deine Anmerkungen. Das "loschst" und den "Kohlekeller" kann ich ändern.

Zitat:
Hier stört mich die Wendung: die dafür leere. Ich halte das für nicht notwendig. Einfacher: "auf die Tapetenwand" ("leere" ist auch überflüssig, denn was sollte eine "volle" Tapetenwand sein?)


Das "dafür" ist schon wichtig, denn es unterstellt eine Intention (die Tapetenwand war sicherlich nicht dafür "gedacht", aber man hatte den Eindruck). Und eine Tapetenwand ist leer, wenn keine Bilder dort hängen ^^

Ich will außerdem allgemein darauf hinweisen, dass niemand zu zögern braucht, auch hier Kritik zu äußern, nur weil es gewidmet ist wink

LG Inko
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag07.02.2012 04:01

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich enthülle mich hiermit mal.
Freue mich wie gesagt sehr über diese positiven Kritiken bisher. Nach den hermetischen Gedichten bin ich momentan wieder eher in der Stimmung für alltagsnahes, teils persönliches. Irgendwie kann ich mich zwischen dieser Richtung und der abstrakten nicht entscheiden. Ich mag beides gleichermaßen.
Wie dem auch sei. In nächster Zeit kommt von mir eher mehr in dieser Richtung.

LG David


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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Franziska
Eselsohr

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Beitrag07.02.2012 18:17

von Franziska
Antworten mit Zitat

cool, ich freu mich, wenn du  mal abstrakte sachen machst, die gardinen rand sache war das einzige, was mir heut gut eingefahren ist bei dem ganzen, obwohl es sehr schön geschrieben wurde, wenig Fragen hier.

Entspannungstechniken sind find ich die Experiomentellen menschn generell!

well, no points for discission, only adjust

greetz  franzi


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*wenn ein Vogel die Disposition hat, in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Aerodynamik zu fliegen, dann brauchen wir ihm deshalb noch nicht die Kenntnisse dieser Gesetze zuzuschreiben*
Noam Chomsky
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
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Der goldene Käfig


Beitrag07.02.2012 22:33

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich verstehe deinen Kommentar jetzt nicht so ganz  Embarassed

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Franziska
Eselsohr

Alter: 48
Beiträge: 334
Wohnort: Freistaat


Beitrag08.02.2012 09:06
hmmm
von Franziska
Antworten mit Zitat

ja, mit Experimentellem ohne auf Reglemont zu achten, also ohne ein Hintergrundwissen hernazuziehen und nur nach Gefühl und ohne Belehrung zu schreiben, lockert das innere im menschen auf, normalerweise.

Wenn ich dir ein Gedicht schicken darf:

zweierlei Handzeichen

ich bekreuzige mich
vor jeder kirche
ich bezwetschkige mich
vor jedem obstgarten

wie ich ersteres tue
weiß jeder katholik
wie ich letzteres tue
ich allein

oder:

DAS finde ich GROssARTIG:

manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht
verwechsern.
werch ein illtum!

das waren zwei Buchstabenkombinationen von Ernst Jandl, er kämpft auch um Überleben im Kopf und möchte anerkannt werden, was ihm auch gelungen ist, ich weiss nicht, ob er ein Österreicher ist, hm, ah, er ist ein Wiener....einer mit Freudschen Schwingungen und da hat er sie wahrscheinlich versucht zu verdrängen. Wien ist nähmlich arg, ha. Wer nähmlich mit h schreibt ist dämlich, ob das Wort im Ursprung etwas mit NAMEN an sich zu tun hat?

lieben Gruß  katharina


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Prunkbold
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 35
Beiträge: 177



Beitrag20.03.2012 18:19

von Prunkbold
Antworten mit Zitat

Hallo Mr. Curiosity,

also das Gedicht hat schon was, doch, kann ich sagen.
Die brechende Kastanienallee und der klirrende Einkaufswagen -
das war schon stimmungsvoll.

Ich glaube, die meisten deiner Gedichte sind zum mehrmaligen Lesen angelegt und mit jedem mal kommt eine neue Facette hinzu.

mit Grüßen, Dummbold
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag20.03.2012 18:51

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

danke für deinen Kommentar.

LG David


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Wasserwaage
Eselsohr

Alter: 107
Beiträge: 224
Wohnort: Terra incognita


Beitrag22.03.2012 07:37

von Wasserwaage
Antworten mit Zitat

guten Morgen Mr.Curiosity,

Mr. Curiosity hat Folgendes geschrieben:
...Freut mich, dass euch die Länge nicht abgeschreckt hat...


selbst mich hat sie es nicht. Eine Widmung an die Großmutter kann ich mir nur schwer als komprimierten Text vorstellen,
sollte sie Andacht in sich tragen können. Mag aber auch eine Frage des Persönlichen sein -
Dir ist es zumindest in meinen Augen gelungen, diesen Erinnerungen eine lebendige Sprache oder vielmehr eine Stimme zu verleihen,
die fern jeglichen Pathos erzählt. Schmerzlich empfinde ich deine Zeilen, und ebeno angefüllt mit zärtlicher Wärme und Sehnsucht.
Kritik übe ich grundsätzlich, sofern diese angebracht ist. Die Thematik dient m.A.n. dem Werk ´nur´ als Leinwand - die Erfüllung der Aufgabe,
sie bei sensiblen Themen sensibel zu gestalten, liegt in der Fähigkeit des Autors, und diese halte ich selbstverständlich für kritisierbar.

Ich habe hier alledings rein gar nichts zu maulen, nur bin ich mir über Folgendes im Unklaren

 Und ab und an brachst du den Backstein auf,
dass Vergessenes blüht in der Allee.


irgendwie verhakt sich hier bei mir etwas; dieses ´dass´ will mir nicht eingehen.
Ich versuche jedesmal die Verbindung der beiden Aussagen rein sprachtechnisch zu finden.

hilf mir da doch bitte mal auf die Sprünge


so. und jetzt habe ich mich grade selbst rausgebracht...

auch gut. dann verlasse ich eben dieses warme Wasser +
verbleibe

ergebenst grüssend

WW
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denLars
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LOONYS - Die Vergessenen Rosen der Zeit
Beitrag22.03.2012 09:53

von denLars
Antworten mit Zitat

Gefällt mir ebenfalls sehr gut. Tolle Enjambements, gekonnte Stimmungsbilder und schöne Wortwahl. Als alter Prosaist möchte ich da gar nicht mehr ins Detail gehen. Langsam machst du sogar meinem Dsfo-Lieblingsdichter jim-knopf Konkurrenz  Very Happy

Liebe Grüße,
Lars


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Mr. Curiosity
Exposéadler

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Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag22.03.2012 19:12

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:

Ich habe hier alledings rein gar nichts zu maulen, nur bin ich mir über Folgendes im Unklaren

Und ab und an brachst du den Backstein auf,
dass Vergessenes blüht in der Allee.


Ist eine Verkürzung von "so dass"  Wink

So nette Kritiken freuen mich momentan ungemein. Dankeschön smile

LG David


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seppman
Weltfriedenstreiber
S

Alter: 42
Beiträge: 923
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S
Beitrag22.03.2012 22:50

von seppman
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Moin

David was mich am meisten erstaunte beim Lesen, das Wort loschst..
dass man sowas eingebaut kriegt, Respekt..

sehr schön

grüßend
seppman


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Ich bin Flexitarier, ich esse dann, wenn ich Hunger, das worauf ich Hunger habe und verlass mich da völlig auf mein Bauchgefühl. Nebenbei bin ich Anhänger der Multitoleranzbewegung.
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Gast







Beitrag24.03.2012 16:52

von Gast
Antworten mit Zitat

Mir gefällt das Gedicht nicht.
Was beispielsweise als Blick fürs Detail daherkommt, wie „pauste sich durch die Gardine auf die leere Tapetenwand“ oder „tauchtest du jenseits der Laute“ usw., stellt sich schnell als Ersatz für wirkliche Details aus Omas Leben heraus: Gardinen und kaputter Asphalt sind in Deutschland heutzutage allgegenwärtig, die Verbindung zur Oma wird nicht geliefert und ich frage mich: warum steht das da? Das gleiche gilt auch für den Greis, der ausgerechnet am Ende einer Sackgasse seinen Einkaufswagen über die kaputte Straße schieben soll.
Es wird atmosphärisch eine Tiefe vorgegaukelt, die im ganzen Gedicht nicht zu finden ist. Es sind allesamt nutzlose Bilder, die nichts über die Oma erhellen.

Und auch Omas Trauma, der SS-Mann, der sie im Kohlenkeller sucht und findet, wird sehr eitel zum Anlass genommen, ein neues Bild zu kreieren, das nichts über die Situation aussagt, aber die Könnerschaft des Autors in Sachen Bilderproduktion ein weiteres Mal unter Beweis, allerdings die vorstellig gemachte Geschichte ziemlich auf den Kopf stellt. Anstatt einfach mal zu erzählen, warum staatliche Stellen die Privatsphäre der Oma brachen und was das für normale Bürger, wie die Oma, bedeutet, die immer brav und anständig waren und trotzdem in den Fokus staatlicher Fahnder gerieten, wird das offenbar traumatische Erlebnis der Ohnmacht ihr als eine Art Marotte untergejubelt: als strickte sie die Erinnerung in die Haut. Darauf muss man erstmal kommen!
Es ist ein geschwollenes Geschreibe, das seine Bilder nicht aus der Geschichte der Oma ableitet, die damit auch in der Lage wären, diese Geschichte zu erzählen; diese Bilder werden aus der Erinnerung des Autors an die Oma und der seiner Stellung zu ihr generiert und beide, Geschichte der Oma und die Bilder, stehen sich als Fremdkörper gegenüber.
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FloK.Ti
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 66
Beiträge: 55
Wohnort: Monte Verita


Beitrag24.03.2012 17:30

von FloK.Ti
Antworten mit Zitat

Hallo David,

schon mehrfach gelesen und immer wieder gerne gelesen. Ganz sicher eines Deiner besseren Stücke. Dem Kommentar von Pencake kann ich kaum etwas hinzufügen, außer der Vergleich mit der ausschweifenden Erzählung, weil sie so war wie getauter Schnee.

Sehr sehr schön!


Bitte ignorier den Beitrag von EBaas. Abgesehen davon, dass er etwas beurteilt, was er nicht kennt (nämlich die Geschichte Deiner Oma) vergreift er sich mal wieder im Ton. ("Geschwollenes Geschreibe" ist allerunterste Schublade!)

Lieben Gruß
Flora


_________________
Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht. (Hermann Hesse)

Ich bin kein ausgeklügeltes Buch;
ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch. (C.F.Meyer)
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag24.03.2012 19:15

von Mr. Curiosity
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@EBass:
Es steht dir natürlich frei, zu sagen, dass dir ein Gedicht nicht gefällt. Aber warum so aggressiv? Ich wollte nicht über die Gründe schreiben, warum es so gekommen ist, wie es kam, weil das für dieses Gedicht unwichtig ist. Insofern macht es wenig, das zu kritisieren. Hier geht es um die Person und nicht um politische Kontexte. Wenn dir die Bilder, die ich mit ihr in Verbindung bringe, langweilig erscheinen, dann ist es halt so. Künstlich verbogen ist hier nichts.
Man kann doch alles in einem sachlichen Ton formulieren. Ich frage mich, was dein Problem damit ist.

@FloK.Ti.
Dankesehr, hat mich gefreut, deine Kritik.


_________________


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(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Gast







Beitrag24.03.2012 19:24

von Gast
Antworten mit Zitat

FloK.Ti hat Folgendes geschrieben:

Bitte ignorier den Beitrag von EBaas. Abgesehen davon, dass er etwas beurteilt, was er nicht kennt (nämlich die Geschichte Deiner Oma) vergreift er sich mal wieder im Ton. ("Geschwollenes Geschreibe" ist allerunterste Schublade!)


Ich hab nicht die Geschichte seiner Oma beurteilt, sondern sein Geschreibe über sie. Den Unterschied solltest Du kennen. Und ich vergreif mich auch nicht im Ton: Es ist geschwollenes Geschreibe nach dem Motto: Wo die Begrifffe fehlen, stellt zur rechten Zeit ein Wort sich ein.
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