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Feuer!


 
 
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kskreativ
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K

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K
Beitrag09.12.2011 09:26
Feuer!
von kskreativ
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Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes, dass unter dem gefräßigen Ansturm der Flammen zerbarst, hörte das gierige Fauchen, das Tosen der rotgelben Hölle um mich herum. Rauch und Hitze stahlen mir brutal meinen Atem, meine Augen fühlten sich an, als wollten sie sich verflüssigen. Ich musste raus hier, sofort! Ich wollte losrennen, doch irgendetwas hielt mich fest. Todesangst packte mich, ich kämpfte um mein Leben. Ich wollte nicht sterben. Nicht so. Schreien konnte ich nicht mehr, nur ein Krächzen, vermischt mit einem würgenden Husten drang aus meiner Kehle.
Verzweifelt wehrte ich mich gegen die unsichtbaren Fesseln, die mich umklammerten und meine Flucht verhindern wollten. Die Hitze wuchs, ich konnte spüren wie sich meine Haut langsam auflöste, der Schmerz ließ mich stumm brüllen, lautlos schreien. Mit einer letzten, gewaltigen Anstrengung warf ich mich gegen die Fesseln – und wachte auf!
Ich keuchte, als wäre ich gerade einen Hundertmetersprint gerannt. Bettzeug und Schlafanzug waren nass von meinem Schweiß. Ein Albtraum, dachte ich erleichtert. Der Albtraum. Er verfolgte mich seit meiner frühesten Kindheit. Und das nicht nur im Schlaf. Eine Kerze anzuzünden war für mich im wahrsten des Wortes eine Feuerprobe. Offenes Feuer löste Panikattacken aus, die von meinen Eltern mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurden.
„Jetzt stell dich mal nicht so an!“, herrschte mich mein Vater an, als er die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündete und ich die größte Mühe hatte, nicht schreiend aus dem Wohnzimmer zu laufen. Schließlich war Weihnachten, da verursacht man keinen Familienkrach. Wie immer war ich der Meinung, meine Eltern verstünden mich nicht. Es waren ja auch nicht meine richtigen Eltern. Als ich elf Jahre alt war, vermittelte mich das Jugendamt, nach dutzenden Fehlschlägen, in diese Familie. Gut situiert, streng katholisch. Genau die richtige Umgebung für ein sozial auffälliges Kind wie mich.
Ich wurde nicht gefragt, wieso auch? Ich hatte gefälligst dankbar zu sein.
Eingedenk unzähliger Strafaktionen, wie Hausarrest, Essensentzug, Leseverbot etc., setzte ich mich also brav auf meinen Platz, und fixierte den Weihnachtsbaum, bereit beim ersten Funken aus dem Zimmer zu stürzen. Dieses Fest mit seinen vielen brennenden Kerzen würde auch vorbei gehen, genauso wie die anderen vor ihm.
Den Gedanken an das Osterfeuer schob ich weit von mir, bis dahin war noch Zeit. Doch die Nacht kam, ob ich es wollte oder nicht. Ich sträubte mich gegen das Einschlafen, zählte keine Schäfchen sondern Pferde, die über bunte Hindernisse sprangen. Vergeblich. Der Schlaf nahm mich mit in die Welt, die ich so sehr fürchtete. Es wurde heiß um mich herum, diesesmal glaubte ich sogar Stimmen zu hören, die mir etwas zuriefen ...

To be continued



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Gast







Beitrag09.12.2011 10:36
Re: Feuer!
von Gast
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Hallo kskreativ,
dann mach ich mal den Anfang. Sehr anschaulich geschrieben. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Ich male die paar Sachen, die ich anders machen würde, direkt in den Text.
LG
Dlurie   

kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes, dass unter dem gefräßigen Ansturm der Flammen zerbarst, hörte das gierige Fauchen, das Tosen der rotgelben Hölle um mich herum. Rauch und Hitze stahlen mir brutal meinen Atem, meine Augen fühlten sich an, als wollten sie sich verflüssigen. Ich musste raus hier, sofort! Ich wollte losrennen, doch irgendetwas hielt mich fest. Todesangst packte mich, ich kämpfte um mein Leben. Ich wollte nicht sterben. Nicht so.
das ergibt sich eigentlich von selbst..
Schreien konnte ich nicht mehr, nur ein Krächzen, vermischt mit einem würgenden Husten drang aus meiner Kehle.
Verzweifelt wehrte ich mich gegen die unsichtbaren Fesseln, die mich umklammerten und meine Flucht verhindern wollten. Die Hitze wuchs, ich konnte spüren wie sich meine Haut langsam auflöste, der Schmerz ließ mich stumm brüllen, lautlos schreien. Mit einer letzten, gewaltigen Anstrengung warf ich mich gegen die Fesseln – und wachte auf!
Ich keuchte, als wäre ich gerade einen Hundertmetersprint gerannt. Bettzeug und Schlafanzug waren nass von meinem Schweiß. Ein Albtraum, dachte ich erleichtert. Der Albtraum. Er verfolgte mich seit meiner frühesten Kindheit. Und das nicht nur im Schlaf. Eine Kerze anzuzünden war für mich im wahrsten des Wortes eine Feuerprobe. Offenes Feuer löste Panikattacken aus, die von meinen Eltern mit gemischten Gefühlen warum gemischt, die Gefühle sind doch eindeutig aufgenommen wurden.
„Jetzt stell dich mal nicht so an!“, herrschte mich mein Vater an, als er die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündete und ich die größte Mühe hatte, nicht schreiend aus dem Wohnzimmer zu laufen. Schließlich war Weihnachten, da verursacht man keinen Familienkrach. Wie immer war ich der Meinung, meine Eltern verstünden mich nicht. Es waren ja auch nicht meine richtigen Eltern. Als ich elf Jahre alt war, vermittelte mich das Jugendamt, nach dutzenden Fehlschlägen, in diese Familie. Gut situiert, streng katholisch. Genau die richtige Umgebung für ein sozial auffälliges Kind wie mich.
Ich wurde nicht gefragt, wieso auch? Ich hatte gefälligst dankbar zu sein.
Eingedenk unzähliger Strafaktionen, das ist zwar korrekt wirkt aber etwas gestelzt hier   wie Hausarrest, Essensentzug, Leseverbot etc., setzte ich mich also brav auf meinen Platz, und fixierte den Weihnachtsbaum, bereit beim ersten Funken aus dem Zimmer zu stürzen. Dieses Fest mit seinen vielen brennenden Kerzen würde auch vorbei gehen, genauso wie die anderen vor ihm.
Den Gedanken an das Osterfeuer schob ich weit von mir, bis dahin war noch Zeit. Doch die Nacht kam, ob ich es wollte oder nicht. Ich sträubte mich gegen das Einschlafen, zählte keine Schäfchen sondern Pferde, die über bunte Hindernisse wie kann man sich die genauer vorstellen?
 sprangen. Vergeblich. Der Schlaf nahm mich mit in die Welt, die ich so sehr fürchtete. Es wurde heiß um mich herum, diesesmal glaubte ich sogar Stimmen zu hören, die mir etwas zuriefen ...

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kskreativ
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Beitrag09.12.2011 10:58

von kskreativ
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Hallo Dlurie,

danke fürs Lesen.
Zitat:
Offenes Feuer löste Panikattacken aus, die von meinen Eltern mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurden.
Falsche Formulierung, da hast du recht.
Zitat:
Eingedenk unzähliger Strafaktionen
Manchmal rutscht mir meine Sprache ins Altmodische ab, wird korrigiert.
Zitat:
die über bunte Hindernisse sprangen
Damit sind die Hindernisse gemeint, die man bei Springturnieren sehen kann.

LG, Karin


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kskreativ
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Beitrag09.12.2011 21:12

von kskreativ
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Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes, dass unter dem gefräßigen Ansturm der Flammen zerbarst, hörte das gierige Fauchen, das Tosen der rotgelben Hölle um mich herum. Rauch und Hitze stahlen mir meinen Atem, meine Augen schienen selber schon zu brennen. Ich musste raus hier, sofort! Ich wollte losrennen, doch irgendetwas hielt mich fest. Todesangst packte mich, ich kämpfte um mein Leben. Schreien konnte ich nicht mehr, nur ein Krächzen, vermischt mit einem würgenden Husten drang aus meiner Kehle.
Verzweifelt wehrte ich mich gegen die unsichtbaren Fesseln, die mich umklammerten und meine Flucht verhindern wollten. Die Hitze wuchs, ich konnte spüren wie sich meine Haut langsam auflöste, der Schmerz ließ mich stumm brüllen, lautlos schreien. Mit einer letzten Anstrengung warf ich mich gegen die Fesseln – und wachte auf!
Ich keuchte, als wäre ich gerade einen Hundertmetersprint gerannt. Bettzeug und Schlafanzug waren nass von meinem Schweiß. Ein Albtraum, dachte ich erleichtert. Der Albtraum. Er verfolgte mich seit meiner frühesten Kindheit. Und das nicht nur im Schlaf. Eine Kerze anzuzünden war für mich im wahrsten des Wortes eine Feuerprobe.
Offenes Feuer löste Panikattacken aus, die bei meinen Eltern auf Unverständnis stießen.
„Jetzt stell dich mal nicht so an“, herrschte mich mein Vater an, als er die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündete und ich die größte Mühe hatte, nicht schreiend aus dem Wohnzimmer zu laufen. Schließlich war Weihnachten, da verursacht man keinen Familienkrach. Wie immer, war ich der Meinung, meine Eltern verstünden mich nicht. Es waren ja auch nicht meine richtigen Eltern. Als ich elf Jahre alt war, vermittelte mich das Jugendamt, nach dutzenden Fehlschlägen, in diese Familie. Gut situiert, sehr katholisch. Genau die richtige Umgebung für ein sozial auffälliges Kind wie mich. Ich wurde nicht gefragt. Ich hatte dankbar zu sein.
Mit den Gedanken an ungezählte Strafaktionen, die auf meine Widersetzlichkeit folgten, Hausarrest, Essensentzug oder Leseverbot, setzte ich mich also brav auf meinen Platz, fixierte den Weihnachtsbaum, bereit beim ersten Funken aus dem Zimmer zu stürzen. Dieses Fest mit seinen vielen brennenden Kerzen würde auch vorbei gehen.
Den Gedanken an das Osterfeuer schob ich weit von mir, bis dahin war noch viel Zeit. Doch die Nacht kam, ob ich es wollte oder nicht. Ich sträubte mich gegen das Einschlafen, zählte keine Schäfchen sondern Pferde, die über hohe, bunte Hindernisse sprangen. Vergeblich. Der Schlaf zog mich in die Welt, die ich so sehr fürchtete. Es wurde heiß um mich herum, diesesmal glaubte ich sogar Stimmen zu hören, die mir etwas zuriefen.


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kskreativ
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Beitrag09.12.2011 21:17

von kskreativ
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Verstehen konnte ich sie nicht, mir kam es sogar so vor, als würden sie eine andere Sprache sprechen. Doch sonst war es wie immer. Die Hitze, die Angst, das Erwachen und die anschließende Erleichterung, dass es nur ein Traum gewesen war. In der Schule war ich unkonzentriert, ließ in meinen, ohnehin nicht gerade bravourösen, Leistungen nach.

Eines Nachmittags, ich brütete gerade über mir völlig unverständliche Mathehausaufgaben, kam mein Vater in mein Zimmer. „Wir fahren mit dir zum Arzt, zieh dich bitte um.“
„Arzt? Ich bin nicht krank.“ Ich hasste Ärzte. Warum, wusste ich nicht. Vielleicht weil ich schon häufig sehr krank gewesen war. Und ich hatte ein echtes Talent mich zu verletzen.
„Es ist ein besonderer Arzt, Karin, also mach dich fertig.“
Ich kannte diesen Tonfall. Er ließ keinen Widerspruch zu oder es hagelte Verbote. Mürrisch packte ich meine Schulsachen zusammen und zog mich um. Als ich in die Diele kam, warteten meine Eltern bereits. Irgendwie verhielten sie sich merkwürdig, so als wäre ich eine Bombe, die jeden Augenblick explodieren könnte. Der Citroën, liebevoll „Bully“ genannt, parkte im Hof. Die Fahrt verlief schweigsam. Ich merkte schnell, dass wir nach Rheinberg fuhren, da wo ich auch in die Realschule ging.
Mein Vater bog an der zweiten Kreuzung nach rechts ab, neugierig blickte ich hinaus. Diese Gegend kannte ich nicht, die Häuser schienen alt zu sein. Es sah hier sehr vornehm aus.
Mein Vater parkte in einer Einfahrt und meine Mutter stieg aus.
„Wir holen dich in zwei Stunden wieder ab“, war alles was sie zu mir sagte, als sie mir die Tür öffnete.
„Ja, aber ihr lasst mich doch nicht etwa alleine oder?“ Mit leichter Panik starrte ich auf den Eingang des Hauses. Ein großes Schild prangte darauf.
„Dr. Matthias Solbeck“ stand dort geschrieben. Darunter konnte ich das Wort Psychiater lesen. Ich drehte mich um. Meine Mutter schloss soeben die Beifahrertür und mein Vater fuhr los! Ich starrte dem Wagen hinterher und konnte es nicht fassen. Noch nie war ich ohne meine Eltern bei einem Arzt gewesen. Sie wussten doch, wie viel Angst ich vor denen hatte.
„Hallo, wer bist du denn?“, fragte eine Stimme hinter mir. Als ich mich wieder zum Haus drehte, sah ich eine Frau in der Tür stehen. Sie trug einen weißen Kittel und lächelte mich freundlich an.
„Ich – ich bin die Karin. Meine Eltern haben mich hergefahren weil …“ Meine Stimme versagte.
„Ach ja, Alkämper, dann komm mal mit rein.“ Verwirrt folgte ich ihr in den hohen, düsteren Flur. Sie öffnete eine Tür, gleich gegenüber der Haustür.
„So, hier kannst du noch etwas warten, ja? Es dauert nicht lang.“

Damit verschwand sie und ich sah mich um. Das Wartezimmer sah genauso aus, wie bei anderen Ärzten. Stühle, zwei Tische, auf denen Zeitschriften lagen, in einer Ecke eine Kiste mit Kinderspielzeug. Hier roch es allerdings nicht, wie sonst üblich, nach Medikamenten und Desinfektionsmitteln. Natürlich wusste ich, was ein Psychiater war, er behandelte Menschen, die nicht ganz richtig im Kopf waren. Warum war ich dann hier?

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Gast







Beitrag09.12.2011 21:51

von Gast
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Hallo Karin,

da deine Protagonistin auch Karin heißt, gehe ich von einem autobiographischen Hintergrund aus. Ich finde, du schilderst die Nöte des Mädchens/der Jugendlichen sehr gut und nachvollziehbar, ebenso wie die Lieblosigkeit der Eltern.

Ein paar Erbsen, wirklich nur Geschmacksache.    
kskreativ hat Folgendes geschrieben:

ohnehin nicht gerade bravourösen berauschenden? , Leistungen nach.
Ich merkte schnell, dass wir nach Rheinberg fuhren, da wo ich auch in die Realschule ging.
Mit leichter Panik gibt es leichte Panik? starrte ich auf den Eingang des Hauses.


LG
Michael
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kskreativ
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K
Beitrag09.12.2011 21:53

von kskreativ
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Stimmt, diese Geschichte hat sich wirklich so zugetragen, da war ich vierzehn Jahre alt. Danke für das Zählen der Erbsen. Wird korrigiert.

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Beitrag09.12.2011 22:03

von Gast
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kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Stimmt, diese Geschichte hat sich wirklich so zugetragen, da war ich vierzehn Jahre alt.

Nicht einfach, was du dir da vorgenommen hast. Ich bin damit schon  fürchterlich auf die Nase gefallen. Aber ich bin sicher,  du packst das.

Einen schönen Abend
Michael
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Melanie
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Beitrag10.12.2011 10:07

von Melanie
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Hin Karin,
jetzt bin ich auch endlich dazu gekommen, deine Geschichte zu lesen. DLurie hat es schon gesagt, ein schwerer brocken, den du dir da vorgenommen hast. Aber so, wie ich dich bisher einschätzen kann, weißt du, was du willst und wirst es auch schaffen.
Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Zitat:
Eines Nachmittags, ich brütete gerade über mir völlig unverständliche Mathehausaufgaben, kam mein Vater in mein Zimmer. „Wir fahren mit dir zum Arzt, zieh dich bitte um.“
„Arzt? Ich bin nicht krank.“ Ich hasste Ärzte. Warum, wusste ich nicht. Vielleicht weil ich schon häufig sehr krank gewesen war. Und ich finde, dass "Und" passt nich so gut an den Satzanfang ich hatte ein echtes Talent mich zu verletzen.
„Es ist ein besonderer Arzt, Karin, also mach dich fertig.“
Ich kannte diesen Tonfall. Er ließ keinen Widerspruch zu oder es hagelte Verbote. Mürrisch packte ich meine Schulsachen zusammen und zog mich um. Als ich in die Diele kam, warteten meine Eltern bereits. Irgendwie hier geht es mir genauso, wie mit dem Und. Vielleicht so: ...Ihr Verhalten löste in mir eine schlechte Vorahnung aus... Sie   verhielten sie sich merkwürdig, so als wäre ich eine Bombe, die jeden Augenblick explodieren könnte. Der Citroën, liebevoll „Bully“ genannt, parkte im Hof.Das ist doch klar, oder? Vielleicht: Stand im Hof bereit? Die Fahrt verlief schweigsam. Ich merkte schnell, dass wir nach Rheinberg fuhren, da wo ich auch in die Realschule ging.
Mein Vater bog an der zweiten Kreuzung nach rechts ab, neugierig blickte
Zitat:
ich hinaus. Diese Gegend kannte ich nicht, die Häuser schienen alt zu sein. Es sah hier sehr vornehm aus.
Mein Vater parkte in einer Einfahrt und meine Mutter stieg aus.
„Wir holen dich in zwei Stunden wieder ab“, war alles was sie zu mir sagte, als sie mir die Tür öffnete.
„Ja, aber ihr lasst mich doch nicht etwa alleine oder?“ Mit leichter Panik starrte ich auf den Eingang des Hauses. Ein großes Schild prangte darauf.
„Dr. Matthias Solbeck“ stand dort geschrieben. Darunter konnte ich das Wort "Psychiater" lesen. Ich drehte mich um. Meine Mutter schloss soeben die Beifahrertür und mein Vater fuhr los! Ich starrte dem Wagen hinterher und konnte es nicht fassen. Noch nie war ich ohne meine Eltern bei einem Arzt gewesen. Sie wussten doch, wie viel Angst ich vor denen hatte.
„Hallo, wer bist du denn?“, fragte eine Stimme hinter mir. Als ich mich wieder zum Haus drehte, sah ich eine Frau in der Tür stehen. Sie trug einen weißen Kittel und lächelte mich freundlich an.
„Ich – ich bin die Karin. Meine Eltern haben mich hergefahren weil …“
Zitat:
Meine Stimme versagte.
„Ach ja, Alkämper, dann komm mal mit rein.“ Verwirrt folgte ich ihr in den hohen, düsteren Flur. Sie öffnete eine Tür, gleich gegenüber der Haustür.
„So, hier kannst du noch etwas warten, ja? Es dauert nicht lang.“

Damit verschwand sie und ich sah mich um. Das Wartezimmer sah genauso aus, wie bei anderen Ärzten. Stühle, zwei Tische, auf denen Zeitschriften lagen, in einer Ecke eine Kiste mit Kinderspielzeug. Hier roch es allerdings nicht, wie sonst üblich, nach Medikamenten und Desinfektionsmitteln. Natürlich wusste ich, was ein Psychiater war, er behandelte Menschen, die nicht ganz richtig im Kopf waren. Warum war ich dann hier?

Du schreibst sehr auf den Punkt. Das find ich gut, keine Schnörkel und drumherumredereien, ich bin gespannt, wie es weitergeht, mit dem teil beim Psychiater...

Edit: ja, wie du siehst, hatte ich heute irgendwie Probleme mit dem zitieren...


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Teutoni62
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Beitrag10.12.2011 10:16
Persönliche Feuerhölle
von Teutoni62
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Hallo kskreativ,

Ich habe Deinen Text vor kurzem entdeckt und er gefällt mir, vor allem der Einstieg. Andererseits wirkt gerade dieser überfrachtet und ich möchte Dir auf diesem Wege einige Verbesserungsvorschläge anbieten.
Als störend, empfinde ich Deine mit Adjektiven  angereicherten Schachtelsätze, da würde ich kürzen. Zum Beispiel so:



Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes (Guter atmosphärischer Einstieg!), das der Feuersturm fraß.  Das Fauchen und Toben der Flammenhölle schrie mir entgegen, Rauch und Hitze ätzten sich in meine Lungen, meine Augen brannten ….

Weniger Adjektive, kürzere Sätze damit erreichst Du nach meiner Meinung ein höheres Tempo, ziehst Du den Leser eher in Deine persönliche Feuerhölle. Ansonsten gefällt mir Deine Geschichte sehr gut, deshalb habe ich sie auch kommentiert.

LG
Teutoni62


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kskreativ
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Beitrag10.12.2011 10:20

von kskreativ
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Danke für eure Kritik! Es stimmt, einfach zu schreiben ist es nicht. Dabei kommt der schwierige Teil erst noch. Ich werde versuchen eure Anmerkungen umzusetzen.

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kskreativ
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Beitrag21.12.2011 12:19
Umgeschriebener Text und Fortsetzung
von kskreativ
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Ich hatte mal wieder etwas Zeit um an dieser Geschichte weiter zu arbeiten.

Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes, dass unter dem gefräßigen Ansturm der Flammen zerbarst. Eine rotgelbe Hölle tobte um mich herum. Rauch und Hitze raubten mir meinen Atem, meine Augen brannten entsetzlich. Ich musste raus hier, sofort! Ich wollte los rennen, doch irgendetwas hielt mich fest. Todesangst packte mich, ich kämpfte um mein Leben. Schreien konnte ich nicht mehr, nur ein Krächzen, vermischt mit einem würgenden Husten drang aus meiner Kehle. Verzweifelt wehrte ich mich gegen die unsichtbaren Fesseln, die mich umklammerten und meine Flucht verhindern wollten.
Die Hitze wuchs, ich konnte spüren wie sich meine Haut langsam auflöste, der Schmerz ließ mich stumm brüllen, lautlos schreien. Mit einer letzten Anstrengung warf ich mich gegen die Fesseln – und wachte auf!
Ich keuchte, als wäre ich gerade einen Hundertmetersprint gerannt. Bettzeug und Schlafanzug waren nass von meinem Schweiß. Ein Albtraum, dachte ich erleichtert. Der Albtraum. Er verfolgte mich seit meiner frühesten Kindheit. Und das nicht nur im Schlaf. Eine Kerze anzuzünden war für mich im wahrsten des Wortes eine Feuerprobe.
Offenes Feuer löste Panikattacken aus, die bei meinen Eltern auf Unverständnis stießen.
„Jetzt stell dich mal nicht so an“, herrschte mich mein Vater an, als er die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündete und ich die größte Mühe hatte, nicht schreiend aus dem Wohnzimmer zu laufen. Schließlich war Weihnachten, da verursacht man keinen Familienkrach. Wie immer war ich der Meinung, meine Eltern verstünden mich nicht. Es waren ja auch nicht meine richtigen Eltern. Als ich elf Jahre alt war, vermittelte mich das Jugendamt, nach dutzenden Fehlschlägen, in diese Familie. Gut situiert und streng katholisch. Genau die richtige Umgebung für ein sozial auffälliges Kind wie mich. Ich wurde nicht gefragt. Ich hatte dankbar zu sein.
Mit den Gedanken an etliche Strafaktionen, die auf meine Widersetzlichkeit folgten, wie Hausarrest, Essensentzug oder Leseverbot, setzte ich mich also brav auf meinen Platz, fixierte den Weihnachtsbaum, bereit beim ersten Funken aus dem Zimmer zu stürzen.
Dieses Fest mit seinen vielen brennenden Kerzen würde auch vorbei gehen. Den Gedanken an das Osterfeuer schob ich weit von mir, bis dahin war noch Zeit. Doch die Nacht kam, ob ich es wollte oder nicht. Ich sträubte mich gegen das Einschlafen, zählte keine Schäfchen sondern Pferde, die über hohe, bunte Hindernisse sprangen. Vergeblich. Der Schlaf zog mich in die Welt, die ich so sehr fürchtete. Es wurde heiß um mich herum, diesmal glaubte ich sogar Stimmen zu hören, die mir etwas zuriefen.
Verstehen konnte ich sie nicht, mir kam es sogar so vor, als würden sie eine andere Sprache sprechen. Doch sonst war es wie immer. Die Hitze, die Angst, das Erwachen und die anschließende Erleichterung, dass es nur ein Traum gewesen war. In der Schule war ich unkonzentriert, ließ in meinen, ohnehin nicht gerade glänzenden, Leistungen nach.
Eines Nachmittags, ich brütete gerade über mir völlig unverständliche Mathehausaufgaben, kam mein Vater in mein Zimmer. „Wir fahren mit dir zum Arzt, zieh dich bitte um.“
„Arzt? Ich bin nicht krank.“ Ich hasste Ärzte. Warum, wusste ich nicht. Vielleicht weil ich schon häufig sehr krank gewesen war. Mein Talent für Unfälle und Verletzungen führte ebenfalls zu zahlreichen Besuchen bei Ärzten.
„Es ist ein besonderer Arzt, Karin, jetzt mach dich bitte fertig.“
Ich kannte diesen Tonfall. Er ließ keinen Widerspruch zu oder es hagelte Verbote. Mürrisch packte ich meine Schulsachen zusammen und zog mich um.
In der Diele wartete meine Mutter bereits. „Papa holt schon das Auto. Wieso hast du nicht die Jeans angezogen, die ich dir herausgelegt habe?“
„Ich mag die nicht. Was hast du gegen meine Leggins?“
Der Blick meiner Mutter verhieß nichts Gutes. „Die Leggins sind nur für den Sportunterricht gedacht. Damit rennt man doch nicht in der Stadt herum. Darüber reden wir noch. Los jetzt, Papa wartet bestimmt schon.“
Schweigend folgte ich meiner Mutter die zwei Stockwerke hinunter, vor die Haustüre wo mein Vater den Wagen geparkt hatte, einen alten Citroën Kombi, liebevoll „Bully“ genannt. Die Fahrt verlief schweigsam, ich erkannte dass wir nach Rheinberg fuhren, wo ich auch in die Realschule ging. Mein Vater bog an der zweiten Kreuzung nach rechts ab, neugierig blickte ich hinaus. Diese Gegend kannte ich nicht, die Häuser schienen alt zu sein. Es sah hier sehr vornehm aus.
Mein Vater parkte in einer Einfahrt und meine Mutter stieg aus. „Wir holen dich in zwei Stunden wieder ab“, war alles was sie zu mir sagte, als sie mir die Tür öffnete.
„Ja, aber ihr lasst mich doch nicht etwa alleine oder?“ Mit aufsteigender Panik starrte ich auf den Eingang des Hauses. Ein großes Schild prangte darauf.
„Dr. Matthias Solbeck“ stand dort geschrieben. Darunter konnte ich das Wort Psychiater erkennen. Ich drehte mich um. Meine Mutter saß schon wieder im Auto, schloss soeben die Beifahrertür und mein Vater fuhr los! Ich starrte dem Wagen hinterher und konnte es nicht fassen. Noch nie war ich ohne meine Eltern bei einem Arzt gewesen. Sie wussten doch, wie viel Angst ich vor denen hatte.
„Hallo, wer bist du denn?“, fragte eine Stimme hinter mir. Als ich mich wieder zum Haus drehte, sah ich eine Frau in der Tür stehen. Sie trug einen weißen Kittel und lächelte mich freundlich an.
„Ich – ich bin Karin. Meine Eltern haben mich hergefahren weil …“ Meine Stimme versagte.
„Ach ja, Alkämper, dann komm mal mit rein.“ Verwirrt folgte ich ihr in den hohen, düsteren Flur. Sie öffnete eine Tür, gleich gegenüber der Haustür.
„So, hier kannst du noch etwas warten, ja? Es dauert nicht lang.“ Damit verschwand sie und ich sah mich um. Das Wartezimmer sah genauso aus, wie bei anderen Ärzten. Stühle, zwei Tische, auf denen Zeitschriften lagen, in einer Ecke eine Kiste mit Kinderspielzeug. Hier roch es allerdings nicht, wie sonst üblich, nach Medikamenten und Desinfektionsmitteln. Natürlich wusste ich, was ein Psychiater war, er behandelte Menschen, die nicht ganz richtig im Kopf waren. Warum war ich dann hier?

Ich schaute mir die Zeitschriften an. Autos, Mode und Kochen, nee, das war nichts für mich. Also hockte ich mich auf einen Stuhl und hoffte, dass die Warterei nicht zu lange dauerte. Wartezimmer bei Ärzten waren normalerweise immer voll. Hier war ich mutterseelenallein. Merkwürdig. Zwei Stunden, hatte meine Mutter gesagt. Die Tür öffnete sich wieder, diesmal stand ein Mann dort. Groß, ziemlich dünn und vielleicht um die fünfzig Jahre alt, sein graues Haar war schon stark gelichtet, eine Brille mit randlosen Gläsern saß auf seiner Nase.
„So, du bist also Karin, ja? Dann komm mal mit.“, sagte er lächelnd. Mit einem ziemlich flauen Gefühl im Magen folgte ich dem Doktor. Er führte mich in ein gemütliches Zimmer. An den wänden hingen abstrakte Bilder, eine Couch stand quer davor, ein niedriger Tisch und ein Sessel vervollständigten die Ausstattung. Fehlt nur noch der Fernseher, dachte ich. Der Sessel sah bequem aus, doch in dem nahm der Doktor jetzt Platz. Blieb noch die Couch, also setzte ich mich dahin und wartete ab.
„Ich bin Dr. Solbeck, Karin“, stellte sich mir der Doktor vor, während er vom Tisch einen Notizblock und einen Füller nahm. „Du fragst dich sicher, warum du hier bist?“
„Ich bin nicht krank!“ stieß ich hervor. „Im Kopf, meine ich. Ich weiß nicht, was ich hier soll.“
Dr. Solbeck lächelte freundlich. „Natürlich bist du nicht krank, dass weiß ich doch. Aber deine Eltern machen ziemliche Sorgen um dich, und deswegen bist du hier.“
„Pflegeeltern“, sagte ich trotzig. „Die machen sich nie Sorgen um mich, nicht mal, wenn ich wirklich krank bin.“ Mir fielen die zahllosen Nächte auf dem Küchenboden ein. Immer wenn ich eine meiner „eingebildeten“ Bronchitis bekam, quartierten mich meine Pflegeeltern aus dem Kinderzimmer aus, und ich verbrachte die Nächte dann auf einer unbequemen Liege oder Luftmatratze, damit meine Schwester ruhig schlafen konnte. Aber das konnte der Doktor ja nicht wissen.
„Gut, also Pflegeeltern. Du magst sie wohl nicht besonders?“
Blöde Frage, dachte ich. „Haben die das gesagt? Dass ich sie nicht mag?“
„Nein, deine Eltern – entschuldige, Pflegeeltern haben nichts dergleichen gesagt. Sicher täuschst du dich da auch. Sie wollen nur das Beste für dich.“
„Ach ja? Da bin ich aber anderer Meinung. Das Beste ist, sie lassen mich einfach in Ruhe. Ist doch ganz einfach.“
Der Doktor schrieb etwas in seinen Notizblock. Dann lächelte er wieder und sagte: „Das ist leider nicht so einfach, Karin. Ich möchte, dass du mir einfach etwas über dich erzählst. Ich weiß, dass du häufig Albträume hast. Willst du nicht, dass sie aufhören?“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, das tat ich immer, wenn etwas persönlich wurde. „Doch, will ich. Sie sind schlimm, ich fürchte mich vor dem Einschlafen.“ Eigentlich hatte ich das gar nicht sagen wollen, doch der lächelnde Doktor brachte mich wohl dazu.
„Na siehst du. Das ist doch schon ein Anfang. Ich werde dir helfen, dass diese Träume aufhören, einverstanden?“
„Wie wollen sie das machen? Können Sie zaubern?“
Jetzt lachte er. „Nein, das kann ich leider nicht. Hast du schon mal was von Hypnose gehört?“
Natürlich hatte ich, und es beruhigte mich überhaupt nicht. Ich sah mich schon alle möglichen verrückten Dinge tun, während sich der Doktor, oder auch meine Pflegeeltern über mich kaputt lachten. „Auf keinen Fall! Da mache ich nicht mit“, erwiderte ich entschieden.


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Gast







Beitrag21.12.2011 22:25
Re: Umgeschriebener Text und Fortsetzung
von Gast
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Hallo Karin,

ich mache bei dem zweiten Teil weiter und male meine Anmerkungen direkt in den Text. Ich denke, du kannst vor allem einige Füllwörter loswerden und hier und da etwas straffen, um die Dramatik des Dialogs zu zu steigern. Vielleicht kannst du was gebrauchen.
LG
Michael
   

kskreativ hat Folgendes geschrieben:
[i]Ich schaute mir die Zeitschriften an. Autos, Mode und Kochen, nee, das war nichts für mich. Also hockte ich mich auf einen Stuhl und hoffte, dass die Warterei nicht zu lange dauerte. Wartezimmer bei Ärzten waren normalerweise immer voll. Hier war ich mutterseelenallein. Merkwürdig. Zwei Stunden, hatte meine Mutter gesagt. Die Tür öffnete sich wieder, diesmal stand ein Mann dort. Groß, ziemlich dünn und vielleicht um die fünfzig Jahre alt, sein graues Haar war schon stark gelichtet, eine Brille mit randlosen Gläsern saß auf seiner Nase.
„So, du bist also Karin, ja? Dann komm mal mit.“, sagte er lächelnd. Mit einem ziemlich flauen Gefühl im Magen folgte ich dem Doktor. Er führte mich in ein gemütliches Zimmer. An den wänden hingen abstrakte Bilder, eine Couch stand quer davor, ein niedriger Tisch und ein Sessel vervollständigten die Ausstattung (Einrichtung?) . Fehlt nur noch der Fernseher, dachte ich. Der Sessel sah bequem aus, doch in dem nahm der Doktor jetzt Platz. Blieb noch die Couch, also Ich setzte ich mich dahin auf die Couch und wartete ab.
„Ich bin Dr. Solbeck, Karin“, stellte sich mir der Doktor vor, während er vom Tisch einen Notizblock und einen Füller nahm. „Du fragst dich sicher, warum du hier bist?“
„Ich bin nicht krank!“ stieß ich hervor. „Im Kopf, meine ich. Ich weiß nicht, was ich hier soll.“
Dr. Solbeck lächelte freundlich. „Natürlich bist du nicht krank, dass weiß ich doch. Aber deine Eltern machen ziemliche Sorgen um dich, und deswegen bist du hier.“
„Pflegeeltern“, sagte ich trotzig. „Die machen sich nie Sorgen um mich, nicht mal, wenn ich wirklich krank bin.“ Mir fielen die zahllosen Nächte auf dem Küchenboden ein. Immer wenn ich eine meiner „eingebildeten“ Bronchitis bekam,
Die Mehrzahl von Bronchitis wäre Bronchitiden. Ich würde das umformulieren :  Immer wenn ich unter Brochitis litt, was meine Pflegeeltern für Einbildung hielten...
quartierten mich meine Pflegeeltern aus dem Kinderzimmer aus, und ich verbrachte die Nächte dann auf einer unbequemen Liege oder Luftmatratze, damit meine Schwester ruhig schlafen konnte. Aber das konnte der Doktor ja nicht wissen.
„Gut, also Pflegeeltern. Du magst sie wohl nicht besonders?“
Blöde Frage, dachte ich. „Haben die das gesagt? Dass ich sie nicht mag?“
„Nein, deine Eltern – entschuldige, Pflegeeltern haben nichts dergleichen gesagt. Sicher täuschst du dich da auch. Sie wollen nur das Beste für dich.“
„Ach ja? Da bin ich aber anderer Meinung. Das Beste ist, sie lassen mich einfach in Ruhe. Ist doch ganz einfach.“
Der Doktor schrieb etwas in seinen Notizblock. Dann lächelte er wieder und sagte: „Das ist leider nicht so einfach, Karin. Ich möchte, dass du mir einfach etwas über dich erzählst. Ich weiß, dass du häufig Albträume hast. Willst du nicht, dass sie aufhören?“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, das tat ich immer, wenn etwas persönlich wurde. „Doch, will ich. Sie sind schlimm, ich fürchte mich vor dem Einschlafen.“ Eigentlich hatte ich das gar nicht sagen wollen, doch der lächelnde Doktor brachte mich wohl dazu.
„Na siehst du. Das ist doch schon ein Anfang. Ich werde dir helfen, dass diese Träume aufhören, einverstanden?“
„Wie wollen sie das machen? Können Sie zaubern?“
Jetzt lachte er. „Nein, das kann ich leider nicht. Hast du schon mal was von Hypnose gehört?“
Natürlich hatte ich, und es beruhigte mich überhaupt nicht. Ich sah mich schon alle möglichen verrückten Dinge tun, während sich der Doktor, oder auch meine Pflegeeltern über mich kaputt lachten. „Auf keinen Fall! Da mache ich nicht mit“, erwiderte ich entschieden.
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kskreativ
Geschlecht:weiblichMärchenerzähler
K

Alter: 59
Beiträge: 2232
Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag21.12.2011 22:33

von kskreativ
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Die geliebten Füllwörter, danke für deine Korrektur. Das mit der Bronchitis lag mir auch etwas im Magen. Früher hat man auch Reizhusten dazu gesagt, obwohl das ja nur ein Symptom ist.
Danke fürs Lesen.

LG, Karin


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mau(s)
Geschlecht:weiblichErklärbär
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Alter: 38
Beiträge: 2



M
Beitrag22.12.2011 14:43

von mau(s)
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Hallo Karin,

dein Text gefällt mir gut. Du schreibst flüssig und spannend. Es ist für Dich sicherlich nicht einfach, diesen Text zu schreiben. Davor habe ich großen Respekt! Mach weiter so. Mit Michaels Anregungen klingt es noch etwas flüssiger. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Liebe Grüße
Isabell
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kskreativ
Geschlecht:weiblichMärchenerzähler
K

Alter: 59
Beiträge: 2232
Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag22.12.2011 16:15

von kskreativ
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Ich werde mir Mühe geben.

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AmelieS
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
A

Alter: 90
Beiträge: 8
Wohnort: Hilden


A
Beitrag22.12.2011 20:21

von AmelieS
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Hallo kskreativ, du schreibst sehr anschaulich und spannend. Es wurden bereits einige Korrekturen an deinem Text angemerk. Leider steht noch immer das falsche "dass" im ersten Satz. Es muss heißen: das!


"Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes, dass unter dem gefräßigen Ansturm der Flammen zerbarst."

Feuer! Ich hörte das Krachen des Holzes, das unter dem gefräßigen
Ansturm der Flammen zerbarst.

Vielleicht noch diese Stelle, die bereits korrigiert wurde:  


Vorschlag:

Der Sessel sah bequem aus, doch in dem nahm der Doktor Platz.  Blieb noch die Couch, also setzte ich mich darauf und wartete ab.


Bin schon wieder weg. Frohes Texten!
Grüße!
Amelie


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Schreiben ist Malen mit Worten. In jedem von uns gibt es so viele Figuren, so viele Geschichten, die erzählt werden möchten. Warum sollte man sich dann nicht hinsetzen und sie niederschreiben, damit auch andere an der Magie des Wortes teilhaben können ?
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Sabine A.
Eselsohr


Beiträge: 385



Beitrag23.12.2011 16:59

von Sabine A.
Antworten mit Zitat

Hallo Karin,
ich finde den Text richtig gut. Er zieht mich in seinen Bann, obwohl mir das bei kurzen Geschichten eher selten passiert. Okay, dieses Thema berührt mich persönlich, aber es würde mich auch allein durch den niedergeschriebenen Text berühren.
LG Sabine
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kskreativ
Geschlecht:weiblichMärchenerzähler
K

Alter: 59
Beiträge: 2232
Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag23.12.2011 17:20

von kskreativ
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Amelie, danke fürs lesen und kommentieren, schön dass du noch im Forum bist.
Zitat:
Der Sessel sah bequem aus, doch in dem nahm der Doktor Platz. Blieb noch die Couch, also setzte ich mich darauf und wartete ab.

Das ist ein guter Vorschlag, ich möchte aber die Sprache eines 14jährigen Mädchens nicht verlieren. Ich überarbeite das nochmal.

Hallo Sabine,
danke fürs lesen. Ich habe eine Schwäche für Kurzgeschichten, wobei diese hier eher eine etwas längere Geschichte wird.

LG, Karin


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