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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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10.08.2010 00:43 Für alles gibt es seine Zeit von Locard
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Liebe Leser!
Das hier sind knapp die ersten fünfhundert Wörter einer kleine Geschichte, die ich zu Papier gebracht habe. Sie bietet Platz für unheimlich mehr - gerade was das Zeigen angeht ... Momentan drehen sich die Gedanken von Jonas nur um seinen Abgang. Viel Spaß beim Lesen
Sterben lässt sich nun mal nicht einfach so üben. Es gibt keine Generalprobe für den Abgang. Irgendwann ist der Moment gekommen und man ist völlig überrascht. Hoffentlich ziehe ich nicht gerade eine saukomische Grimasse, so dass alle lachen müssen, obwohl es für viele bestimmt ein trauriger Augenblick sein wird. Vielleicht passiert es beim Abendbrot, weil das Brot so trocken ist und ich mich daran verschlucke. Oder ich bekomme beim Fußballspielen mit Henri einen Ball gegen den Kopf und kippe tot um. Aber dann denkt Henri, dass er mich auf dem Gewissen hat. Dass das nicht stimmt, weiß eigentlich jeder hier. Ich werde an meiner Krankheit sterben; Primär sklerosierende Cholangitis. Eine Entzündung der Gallenwege, die zu einer Verhärtung der Leber führt. Das hat mir zumindest Doktor Schell gesagt und ich habe es auswendig gelernt und viel darüber gelesen. Er sah geknickt aus, als Mama, Papa und ich bei ihm im Sprechzimmer waren. Aber das ist normal, wenn man Eltern sagen muss, dass ihr Kind eine unheilbare Krankheit hat und bald sterben wird. Krass eigentlich, wenn ich darüber so nachdenke. Hat Doktor Schell eigentlich selbst Kinder? Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, muss ich ihn danach fragen.
Für heute habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, meinen Tod zu üben. Ich will nämlich nicht, dass man sich noch Wochen nach meinen Abgang an ihn erinnert, weil er so plötzlich auf der Toilette passiert ist oder ich vor lauter Lachen einfach vom Stuhl gefallen bin. Wobei
lachend sterben bestimmt gar nicht so schrecklich ist. Das wäre dann eben meine Zeit. Das Gegenteil von Weinen ist Lachen und für alles gibt es seine Zeit, hat Clara gesagt, Zeit für das Lachen und Zeit für das Weinen. Und manchmal fallen beide Zeiten zusammen. Das finde ich einen fairen Deal, denn so wissen die anderen, dass es mir gut geht, wenn ich sterben würde. Das hilft ihnen vielleicht, mit meinem Tod besser umzugehen und Doktor Schell wäre nicht mehr so geknickt, Mama und Papa würden wahrscheinlich daran denken müssen und dann selbst schmunzeln, was für ein komischer Abgang das war, und Clara findet es süß, wenn ich Grübchen vom Lachen bekomme. Also wären ja eigentlich fast alle zufrieden. Außer Henri. Der hätte dann niemanden mehr, mit dem er Fußballspielen könnte. Ich habe schon Schwester Bettie gesagt, dass er mein Lieblingstrikot bekommt. Zwar steht auf dem Rücken Jonas, aber das wird er ja jedem erklären können, warum das so ist und so. Dann hat bestimmt niemand etwas dagegen oder wird ihn komisch angucken.
12Wie es weitergeht »
Weitere Werke von Locard:
_________________ "Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben |
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sali Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 313
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10.08.2010 01:17
von sali
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Nicht schlecht (eigentlich würde ich sagen gut), leider keines wegs "neu" und, wenn ich mich recht erinnere habe ich einen sehr ähnlichen Text (besonders was die ersten und letzten Zeilen angeht) schon einmal gelesen... glaube von Stephen King oder Lovecraft. Morgen mal nachschauen
lg sali
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Hoody Exposéadler
Beiträge: 2273 Wohnort: Alpen
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10.08.2010 11:24
von Hoody
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Hallo Superman.
Gefällt mir sehr gut. Der sanfte Ton und Stil passen perfekt. Ab der Mitte bekam ich dann auch ein bisschen Gänsehaut, besonders an der Stelle:
Zitat: | Das finde ich einen fairen Deal, denn so wissen die anderen, dass es mir gut geht, wenn ich sterben würde. Das hilft ihnen vielleicht, mit meinem Tod besser umzugehen und Doktor Schell wäre nicht mehr so geknickt, Mama und Papa würden wahrscheinlich daran denken müssen und dann selbst schmunzeln, was für ein komischer Abgang das war, und Clara findet es süß, wenn ich Grübchen vom Lachen bekomme. |
Fand ich sehr gut, dass dein Prota so denkt. Das macht ihn irgendwie naiv, leicht kindlich, aber passt zu ihm und irgendwie kommt er so aber auch wieder erwachsen rüber, da er anscheinend keine Angst vor dem Sterben hat und lieber an die Nachwelt denkt, wie sich die Leute fühlen würden wenn er ohne ein Lächeln sterben würde, statt was nach dem Tod kommen könnte. Ich bin gespannt wie der Text weitergeht.
lg Hubi
_________________ Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D
Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.
"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant
"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer |
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Begon Wortedrechsler
B
Beiträge: 66
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B 10.08.2010 15:06
von Begon
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Hey Locard,
ich muss mich meinen Vorschreibern anschließen. Dein Text berührt einen und man will mehr über deinen Prota erfahren.
Mal eine Frage: Wie alt ist dein Prota?
lG, Begii
_________________ Wer nicht kämpft, hat schon verloren! |
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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10.08.2010 19:55
von Locard
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Nabend!
Vielen Dank euch drei für eure Meinung
Sali, es mag sein, dass die Idee nicht neu ist, aber vielleicht gibt es sie so auf diese Art und Weise nicht - zumindest noch nicht, hoffe ich . Als unglaublich ernstes und Projekt mit Aussicht auf irgendetwas ist es ohnehin nicht. Ich möchte ein wenig an meiner Schreibe arbeiten bzw. überhaupt erst einmal den Einstieg wieder finden. Momentan (oke, die letzten Jahre) bin ich nicht zufrieden mit dem, was ich fabriziere. Ich bin auch gespannt, in welchem Roman du die Zeilen gelesen hast
Hubi, gottseidank hat es dir gefallen Ich finde, du bist mit der kritischste Kritiker hier im Forum und nimmst Texte wirklich auseinander. Dass dein Kommentar so kurz ausgefallen ist, bewerte ich mal als recht positiv ... Freut mich auch, dass dir diese Stelle besonders gefallen hat. Diese Denkweise zeichnet Jonas aus. Obwohl er noch ein Kind und zerbrechlich, naiv ist, ist er durch seine Krankheit unheimlich erwachsen. Er nimmt die Welt ein wenig anders wahr.
Begon, bestimmt kommt noch mehr über Jonas hier ins Forum. Schließlich soll seine Geschichte auch beendet werden. Jonas ist noch ein Kind - so elf Jahre
Vielen Dank euch!
Grüße, Locard
_________________ "Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben |
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Myrine Eselsohr
Alter: 35 Beiträge: 478 Wohnort: München
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10.08.2010 22:20
von Myrine
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Hallo,
ich bin ebenfalls sehr berührt und beeindruckt von deiner Art zu erzählen.
Diese ernsten, schweren Gedanken verpackt in die kindliche Sprache - das erzeugt bei mir Gänsehaut. (Ich kann die Situation übrigens ein wenig nachempfinden - eines meiner Familienmitglieder ist schwer krank und es war öfters ganz schön eng).
Kompliment!
Myrine
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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10.08.2010 23:38
von Locard
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Hallo Myrine!
Vielen Dank für dein Kompliment Der unverfrorene, leichtgläubige, aber dennoch ehrliche Blick durch die Augen eines Kindes finde ich große Klasse. Sie nehmen unsere Welt ganz anders wahr - noch verblümt und so wunderbar. Für sie ist die Welt doch ein Geschenk, das sie dankbar annehmen und damit spielen. Die Kinder kennen weder Vergangenheit noch Zukunft, und - was uns Erwachsenen kaum passieren kann - sie genießen die Gegenwart
Ich hoffe, dass dein Familienangehöriger wieder auf die Beine kommt und wünsche alles Gute!
Grüße,
Locard
_________________ "Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben |
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Phalea Gänsefüßchen
Alter: 36 Beiträge: 32 Wohnort: Baden
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12.08.2010 09:36
von Phalea
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Hi Locard,
deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat mich gerührt, vor allem diese Stelle:
"Für heute habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, meinen Tod zu üben. Ich will nämlich nicht, dass man sich noch Wochen nach meinen Abgang an ihn erinnert, weil er so plötzlich auf der Toilette passiert ist oder ich vor lauter Lachen einfach vom Stuhl gefallen bin."
Sie ließ sich sehr flüssig lesen. Für mich ist es ziemlich schwierig in der Gegenwart zu schreiben, daher Hut ab. Ich finde auch die Bilder schön, die du gebraucht hast. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen.
Schönen Tag noch,
LG Phalea
_________________ Es existiert ein Interesse an der generellen Rezesion der Applikation relativ primitiver Methoden komplimentär zur Favorisierung adäquater komplexer Algorithmen.
kurz:
Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht? |
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Gast3 Klammeraffe
G
Beiträge: 794 Wohnort: BY
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10314 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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27.09.2010 06:23
von Pütchen
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Lieber Locard,
ich räume gerade meine gemerkten Themen auf, deshalb komm ich ein bisschen später
Aber besser spät als nie ...:
Es hat mir sehr gut gefallen und mich richtig berührt deine Geschichte. Meines Erachtens nach bringst du diesen Hintergrund sehr gut heraus. Der Betroffene, der es mit einer (scheinbaren) Leichtigkeit nimmt, die seiner Jugend zuzuschreiben ist, im Gegensatz zu den tiefsinnigen Gedanken, die er sich um seine Angehörigen macht.
Ganz großartig
Ich würde gerne mehr davon lesen.
Liebes Grüßchen, Pütchen
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Beeblebreed Gänsefüßchen
Alter: 49 Beiträge: 46 Wohnort: Neuss
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29.09.2010 09:18 Re: Für alles gibt es seine Zeit von Beeblebreed
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Gefällt mir insgesamt gut. Ist sehr emphatisch geschrieben. Der zweite Abschnitt ist meiner Meinung nach besser, als der erste. Finde den Einstieg stärker, um in das Thema einzuleiten. Da fragt man sich direkt, ob sich der Protagonist dafür in Gefahr begeben muss.
Kleiner Kritikpunkt: Die Einstiege der beiden Absätze widersprechen sich.
Locard hat Folgendes geschrieben: |
Sterben lässt sich nun mal nicht einfach so üben.
Für heute habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, meinen Tod zu üben. |
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Annina Schneckenpost
A Alter: 52 Beiträge: 8 Wohnort: NRW
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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02.10.2010 21:41
von Locard
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Hey!
Vielen Dank für eure aufmunternde und netten Worte zum Text. Habe schon länger nicht mehr hier ins Forum geblickt, geschweige denn erwartet, dass zu diesem "vergrabenen" Text noch Kommentare geschrieben werden. Also, dafür herzlichen Dank.
Beeblebreed, die ersten Sätze der beiden Absätze sind absichtlich so gewählt. Im ersteren stellt Jonas fest, dass man Sterben nun mal nicht einfach so üben kann und dann entschließt er schließlich, das Unmögliche doch zu tun. Er sträubt sich gegen den Gedanken, dass man etwas nicht tun kann. Schwer rauszulesen, geb ich zu. Vielleicht wird's irgendwann später noch deutlich.
Annina und Pütchen, euch vielen lieben Dank für die honigsüße Kritik ...
_________________ "Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben |
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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02.10.2010 22:03
von ELsa
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Lieber Locard,
eine zarte, anrührende Geschichte ist das, die für mich nur einen Nachteil hat: Ich nehme dem Protag nicht ab, dass er erst 11 ist, wie du sagst.
Ich bezweifle, dass sich Kinder dieses Alters so gewählt ausdrücken und in dieser Weise über ihren Tod nachdenken. Und ich rede hier speziell vom 1. Absatz. Danach lockert sich das auf, als würde ein anderer Autor schreiben, denn die Erzählsprache ändert sich. So würde ich auch den 1. Absatz angleichen.
Liebe Grüße
ELsa
_________________ --
schreiben ist atmen |
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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28.11.2011 01:14
von Locard
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Hier eine Fortsetzung der Erzählung. Jonas hat seinen Abgang geübt und hat heute Geburtstag ... Verzeiht, dass es mehr als 500 Wörter sind, aber es sollte nicht zu gerupft erscheinen.
II
Gestern beschloss ich, meinen Abgang zu üben. Aber ich merkte schnell, dass das gar nicht so leicht war, wie es ich es mir gedacht hatte. Ich probierte ihn an verschiedenen Orten: in der Puppenecke beim Kaffeekranz mit Ida, Hannah, Marlene und Klaus, in der Ecke mit den Bausteinen ließ ich mich von einem Turm erschlagen, in der Badewanne tauchte ich unter, aber da bekam ich Wasser in die Nase und musste fürchterlich niesen. Daher schließe ich die Badewanne als Abgangsort einfach mal aus. Ich weiß, man weiß nie, wann es einen trifft, aber ich habe mir vorgenommen, wenigstens nicht in der Badewanne sterben zu wollen. Außerdem ist man da nackt und so und das ist mir dann doch etwas zu krass. In meinem Bett beim Mittagessen habe ich auch geprobt. Schwester Bettie kam mit dem Essen herein und sprach mit mir. Ich tat aber so, als ginge es mir schlecht und verdrehte die Augen und so. Ich versuchte auch etwas zu zittern, aber das war mir auf Dauer zu anstrengend. Schwester Bettie lief besorgt zu mir herüber und drückte mir zwei Finger auf die Adern. Das machen die so, wenn die den Puls fühlen wollen. Auf jeden Fall hat sie gemerkt, dass ich keinen Abgang gemacht hatte. Also öffnete ich die Augen und starrte sie an. Mir blieb das Lächeln im Hals stecken, als ich Schwester Betties bösen Blick sah. Ihre Lippen werden ganz schmal und ihre Augen auch und so. Sie verschränkte die Arme. Ganz schön krass. Schwester Bettie gab mir mein Essen, sagte mir, auf welche dummen Ideen ich noch kommen wollte und dass sie sich um mich sorgt. Und dann flüsterte ich leise ein Entschuldigung. Danach war, glaube ich, alles wieder gut.
Ich habe aber gemerkt, dass ein Abgang auf keinen Fall komisch sein kann. Egal, wie sehr ich mir das auch vorstelle. Beim Proben wurde es dann doch immer irgendwie ernst. Spätestens dann, wenn man kurz davor ist, dass einem die Lichter ausgehen. Der letzte Atemzug und das letzte mal die Augen zu schließen. Die Arme und Beine und der Kopf und der Körper werden schlaff. Das letzte Mal hat schon was. Hätte ich gar nicht so gedacht. Ziemlich ernste Sache. Und irgendwie macht es auch Angst. Aber das nächste Mal mache ich keine öffentlichen Proben meines Abgangs mehr. Nur damit jeder hier Bescheid weiß.
Heute ist auf jeden Fall mein Geburtstag und auf dem Gang vor meinem Zimmer haben Schwester Bettie und die anderen und natürlich auch meine Eltern alles schön gemacht, mit Luftballons und Luftschlangen und so. Das sah krass aus. In meinem Zimmer hängt so ein Schriftzug mit Herzlichen Glückwunsch. Ihr kennt die, oder? Jeder Buchstabe hat eine andere Farbe. Papa hat dabei bestimmt nicht geholfen. Er sagt immer, dass er nicht basteln könne. Aber selbst ich kann das. Das ist kinderleicht. Auf jeden Fall sah das auch krass aus. Uta, also meine Mama, hat sich ganz schön ins Zeug gelegt dafür. In den letzten Wochen fragten sie, was ich mir denn so wünsche. Aber was schenkt man seinem Sohn, der nicht mehr so alt wird? „Es muss etwas sein, dass ich sofort benutzen kann“, habe ich ihnen gesagt. „Und man sollte es auch jeden Tag benutzen können. Also, keinen Schal oder eine Mütze oder sowas. Es ist ja erst Mai und der Winter ist noch gar nicht da.“ Einen Fußball habe ich schon, und ein Trikot, und eine passende Hose und die Schuhe auch. Dann schlugen sie mir ein Rennauto vor. Da habe ich ihnen von Enricos Auto erzählt, dass das andauernd aufgeladen werden muss und gar nicht so lange fährt und so. Und außerdem kann ich damit ja auch spielen. Vielleicht ein Buch? Ja, ein Buch wäre krass. Aber nur eines über Gespenster oder über Fußball. Wisst ihr, ich finde Fußball super. Aber das habt ihr schon bestimmt gemerkt und so.
Auf jeden Fall kamen heute Papa und Uta zu mir mit einem großen Kuchen, so wie ich den so gerne mag. Mit Schokolade und so. Ich habe so viel gegessen, bis mir schlecht wurde. Krass, oder? Sonst durfte ich zu Hause immer nur ein oder zwei Stücke essen. Hier war das was anderes. Natürlich war es das. Wer weiß, wie viele Schokoladenkuchenstücke ich noch zu meinen Geburtstagen bekommen kann? Dann gab es auch das Geschenk von meinen Eltern. Es war ziemlich flach. Vielleicht war es nur so dick wie mein Daumen oder so und beim Wackeln hörte man Metall klingen.
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Leanna Wortedrechsler
L
Beiträge: 66
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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28.11.2011 17:57
von Locard
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Hey Leanna!
Vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass die Erzählung um Jonas dir gefällt ...
Ich denke auch, dass der Reiz hier das Kindliche ausmacht. Ein Erwachsener reflektiert stärker und hat andere Gefühle bei solch einem Thema - wahrscheinlich philosophisch viel tiefergehend.
Viele Grüße,
Locard!
_________________ "Komm, essen wir Opa!" - Pro Satzzeichen, denn sie retten Leben |
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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28.11.2011 18:32
von Rufina
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Deine Geschichte hat in mir ein Gefühl hervorgerufen, das ich selbst schwer einordnen kann ... irgendwo zwischen gerührt und belustigt, zwischen Tränen und einem Lachanfall. Ich weiß nicht, ob das jetzt ein Hinweis auf eine vorliegende Persönlichkeitsstörung ist ...
Was ich damit sagen will: Sie gefällt mir sehr gut, deine Geschichte, weil sie bei mir zwiespältige Gefühle anspricht, mit denen ich (gleichzeitig) erstmal klarkommen muss.
Sie erinnert mich sehr an die Worte eines Kindes zum Thema Suizid, die ich mal gelesen habe (keine Ahnung mehr wo):
"Ein Tier kann traurig sein, wenn seine Mutter stirbt. Es kann dann auf die Straße gehen und sich überfahren lassen."
Ob ich die Gedanken so naiv finden will, weiß ich nicht, weil sicher einige der Gedankengänge deines Protas auch in Erwachsenenhirnen vorgehen, die sich mit dem Tod konfrontiert sehen. Durch das Tabu, darüber auch nur nachzudenken, fehlt vielleicht auch die Entwicklung hin zu einem "routinierten Umgang" mit dem Sterben.
Etwas habe ich mich an dem Wort "Abgang" gestört, weil es für ein Kind schon etwas hochgestochen klingt. Andererseits packen Kinder ständig aufgeschnappte Wörter in die eigene Sprache. Mit "und so" hast du aber wirklich übertrieben, vor allem zum Schluss hin.
Grüße
Rufina
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Locard Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 697 Wohnort: Münster
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05.12.2011 21:33
von Locard
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Hallo Rufina!
Auch dir vielen Dank für's Lesen und Kommentieren.
Ich glaube, es ist wichtig, dass eine Geschichte etwas mit dem Leser anstellt. In gewisser Weise erkennt man die Gedanken und Motive einer Figur, denkt darüber nach - auch oder sogar im Speziellen vor dem Hintergrund der eigenen Position, der eigenen Gedanken und des eigenen Handelns. Vielleicht nimmt der Leser dann sogar etwas mit. Aber das ist schon ziemlich viel, was eine Erzählung leisten kann.
Der Tod ist eine ziemlich individuelle Angelegenheit und jeder geht (hinsichtlich seiner Biografie) anders mit diesem Thema um. Die einen neigen dazu, im höchsten Maß philosophisch zu werden, die anderen erfreuen sich an den kleinen Dingen im Leben, andere wiederum wollen das Leben noch mit der Suppenkelle genießen. Vielleicht ist es hier gerade die Vermischung der kindlichen, naiven Sichtweise mit einer Metaebene des Bewusstseins über die eigene Vergänglichkeit ... Aber diese Frage muss der Leser für sich beantworten
Noch etwas zum Abgang: Ich finde den Ausdruck schon eher umgangssprachlich und so dahingeschnoddert. Im Kontrast zur sonst ernsten Sichtweise zum Tod kommt hier das oben beschriebene kindlich Naive durch?!
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