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Papagena rara avis
Beiträge: 697 Wohnort: zwischen Kisten und Kartons
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17.11.2011 09:49
von Papagena
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Hallo Inko!
Ich halte den Rückblick an der Stelle für nicht gut. Um das aber wirklich so sagen zu können, müsste ich wissen, ob es denn nun ein Stück einer längeren Erzählung ist und wenn ja, ob ich hier ein Mittelstück bekomme oder den Anfang.
Der Grund ist für mich, dass der erste Absatz eine traurige Stimmung andeutet. Dann kommt der Rückblick mit frohen Erinnerungen, relativ ausführlich. Im dritten Absatz muss ich mich dann wieder neu sortieren, um mich der Traurigkeit hingeben zu können. Für einen Text dieser Länge ist mir das zu viel. Wäre es nun ein Stück eines längeren Textes wäre es vermutlich etwas anderes, da ich dann Hund und Herrchen schon kennen und lieben (?) gelernt hätte.
Was mir auch an der ersten Version besser gefiel, ist, dass der Hund durch die Beschreibung vermenschlicht wurde. Die Erwähnung des "Haars"; "Es scheint, wir wissen es beide." Das hebt die Bedeutsamkeit des Tieres für den Menschen, so wie man das als Tierbesitzer eben empfindet/empfinden kann. Außerdem lässt ein "Weniger" mehr Spielraum, was eigene Gedanken des Lesers betrifft, was ich nicht verkehrt finde. Handelt es sich um ein Mittelstück einer längeren Erzählung, würde es nicht in dieser Art auf mich wirken und meine Gedanken dazu würden natürlich anders ausfallen.
Demgegenüber findet sich in dem Rückblick der Eingangssatz:
Zitat: | Die Erinnerung gaukelt uns vor, es sei gerade erst gewesen. |
Damit unterstellst du dem Hund, dass er auch gerade an seine Welpenzeit zurückdenkt. Was oben noch ein "Es scheint, wir wissen es beide." war, ist hier nun Fakt, der mich meine Stirn runzeln lässt. Das ist so ein Detail, wo ich mir als Leser denke, dass der Autor "nicht aufgepasst" hat mit seiner Formulierung.
Soweit meine Gedanken zu Version 2, wobei meine Gedanken zu Version 1 natürlich weiterhin Gültigkeit besitzen
Gruß
Papagena
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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17.11.2011 10:31
von lady-in-black
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Moin Inko/a,
ich stimme Papagena zu: Man müsste zur genauen Beurteilung wirklich wissen, ob der Text ein Teilstück ist oder nicht ...
denn für mich war (bislang) ein entscheidendes Kriterium, dass ich mich mit deinem Text identifizieren, ihn also auf mich (und meine Erinnerungen an ein eigenes Tier) übertragen konnte.
Genau aus dem Grund gefällt mir Version 1 auch eindeutig besser.
Zur Frage, ob Fell oder Haar: Mich hat das Wort "Haar" ins stocken gebracht, grübeln lassen ... und damit irgendwie vom Text abgelenkt.
Papagenas Deutung, im "Haar" eine Vermenschlichung zu sehen, fand ich toll.
Kann man diese Deutung nun aber auch von der Mehrheit der Leser erwarten? Oder ist sie eher das Ergebnis einer guten Rezension
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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17.11.2011 12:15
von The Brain
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Puuuh, irgendwie bin ich jetzt erleichtert. Für mich persönlich war der erste Text ebenfalls favorisiert. Es ist schön, dass er so, wie er ist funktioniert.
Ich hatte lediglich meine Zweifel, ob es nicht zu kryptisch ist. Zu wenig eben, weil zu viel in Andeutungen belasen.
Für die zweite Variante müsste wohl tatsächlich eine längere Geschichte anvisiert werden, was ich aber im Moment nicht in Planung habe.
Liebe L.i.B.,
Zitat: | Zur Frage, ob Fell oder Haar: Mich hat das Wort "Haar" ins stocken gebracht, grübeln lassen ... und damit irgendwie vom Text abgelenkt.
Papagenas Deutung, im "Haar" eine Vermenschlichung zu sehen, fand ich toll. |
Ja, das Haar lässt stolpern und ja, es sollte die "Vermenschlichung", die innige Beziehung zum Tier, die ja bei vielen Menschen den Status eines "Lebendgefährten" erreicht wiederspiegeln.
Ein Kompliment an die Kommentatoren, die hier sehr aufmerksam gelesen haben und mir viele Anregungen den Text zu überdenken/überarbeiten hinterlassen haben.
Zum ertsen Satz möchte ich noch kurz anmerken ...
Die Jahre sind das objektive Zeitmaß, der Zeiger der Uhr, der unablässig voranschreitet, unabhängig von der subjektiv empfundenen Zeit. Aber das war dann doch ein bisschen zu kurz, verdichtet, verwirrend in Worte gepackt.
Danke auch nochmals an Rufina und Papgena, für die nochmalige Rückmeldung.
Widme mich den Gedanken an eine Überarbeitung ...
Ink
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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17.11.2011 16:55
von Hardy-Kern
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Inkognito hat Folgendes geschrieben: |
Für die zweite Variante müsste wohl tatsächlich eine längere Geschichte anvisiert werden, was ich aber im Moment nicht in Planung habe.
Ink |
Nein, muss überhaupt nicht da real und sachlich, gut erkennbar.
Tatsächlich, ist die erste Version von anfang an eine gute Trauerrede auf einen Hund, von dem der Mensch weiß, ihn zu überleben und begraben zu müssen.
Natürlich gibt es Menschen welche ihr Hundchen über alles lieben und es wahrscheinlich auch fehlende Kommunikationen ersetzen konnte, aber man sollte es nicht übertreiben. Das klingt ja hier gerade so, als wenn ein Kind hinter dem Prota herläuft, welches schnell altert und die Gänge über die Waldwege nicht mehr schafft.
Sollte die Version Zwei bleiben, könntest du eigentlich den ersten Satz streichen, da er nichts aussagt. Die Erklärungen folgen ja in den nachfolgenden Sätzen. So ist das Leben, werte Damen leider oftmals.
Ich muste leider auch schon vier Hunde begraben.
Hardy
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LauraM Wortedrechsler
Alter: 42 Beiträge: 94 Wohnort: Kanada
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17.11.2011 17:30
von LauraM
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Mir persönlich hat die erste Version viel besser gefallen als die zweite.
Allerdings bin ich auch über die Haare gestolpert. Ich finde die "Vermenschlichung" ist auch ohne das Haar stark genug. Ich würde es vielleicht durch etwas neutraleres wie z.b. "Kopf oder Rücken" ersetzen.
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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25.11.2011 23:22
von The Brain
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Hier die überarbeitete Version ...
Abschied
Die Jahre haben deine Zeit und Kraft mit sich genommen. Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, vertrocknetes Laub bricht unter jedem Schritt. Dein Atem geht schwer. Müde und mit schleppendem Gang folgst du mir. Ich kann sie ahnen, die Mühen, die dir jede Minute abverlangt. Ich streiche über dein mattes Fell, werde gefangen von deinem glanzlosen Blick. Es scheint, wir wissen es beide.
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Die Jahreszeiten zogen dahin, die wunderbare Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben an kälter werdenden Tagen.
Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum.
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.
***
Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.
_________________ Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz
(Laotse)
***********
Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.
***********
Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.
(Hermann Hesse) |
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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26.11.2011 00:32
von Rufina
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Hallo,
ich muss sagen, mir gefiel es mit "Haar" besser (alle anderen dürfen mich jetzt hauen), gerade weil es nur eine Ahnung blieb, dass hier nicht von einem Menschen geschrieben wurde. Als Mittelweg fand ich auch Lauras Idee wirklich gut.
Insgesamt ist der Text für ich aber immer noch ... und er ist durch die Überarbeitung trotz des Minuspunktes (der wahrscheinlich nur für mich existiert) kräftiger geworden.
Viele Grüße
Rufina
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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27.11.2011 00:27
von BlueNote
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Hi Brain,
jetzt sag ich auch mal was zu diesem Text: Für mein Empfinden ist die Sprache viel zu umständlich und unnötig verschachtelt (oft auch in Form einer immer weiter etwas anfügenden Aufzählung), als dass ein ansprechender Lesefluss zustande kommen könnte. Und gerade bei solchen traurigen Texten wäre das dringend nötig. Ich finde also nicht, dass dieser Text "funktioniert", ganz einfach deswegen, weil er die falsche Sprache gewählt hat.
BN
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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27.11.2011 15:13
von The Brain
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Hallo Rufina,
Rufina hat Folgendes geschrieben: | Hallo,
ich muss sagen, mir gefiel es mit "Haar" besser (alle anderen dürfen mich jetzt hauen), gerade weil es nur eine Ahnung blieb, dass hier nicht von einem Menschen geschrieben wurde. Als Mittelweg fand ich auch Lauras Idee wirklich gut.
Insgesamt ist der Text für ich aber immer noch ... und er ist durch die Überarbeitung trotz des Minuspunktes (der wahrscheinlich nur für mich existiert) kräftiger geworden.
Viele Grüße
Rufina |
Ja, mit dem Haar habe ich lange gehadert und es auch nur schweren Herzens geändert. Da es aber offensichtlich mehr für Verwirrung sorgte, als der von mir beabsichtigte kleine "Denkanstoß", habe ich mich dagegen entschieden. Kopf wiederum war mir zu ungenau ...
Vielen Dank auch noch einmal an Hardy und Laura M. Eure Anmerkungen sind in meine Überlegungen für die Überarbeitung eingeflossen.
Sonntägliche Grüße
Brain
_________________ Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz
(Laotse)
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Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.
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(Hermann Hesse) |
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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27.11.2011 16:52
von The Brain
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Hallo Blue,
Schade ... ich sehe, kein Text für dich - hast du Hund/ Hunde ? Ich denke, in dem Moment, wo eigene Erfahrungswerte ins Spiel kommen, rastet der Text ein.
Deine Kritik kann ich nur bedingt nachvollziehen. Fehlt mir vielleicht gerade der Kopf zu? Lange Sätze drosseln das Tempo und ich denke, daß steht diesem Text ganz gut?
Danke für deine Gedanken hierzu - werde deine Worte noch mal "sacken" lassen ...
Liebe Grüße
Brain
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The Brain Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1966 Wohnort: Over the rainbow
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27.11.2011 17:00
von The Brain
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... jetzt weiß ich gar nicht, ob ich das hier anfügen soll ...
Manchmal ist die Zukunft näher als man glaubt ...
Als ich diesen Text schrieb, war mein Hund zwar nicht mehr der Jüngste, aber noch "mopsfidel". Letzte Woche gab es erste Probleme beim "Pipi-machen" - die Diagnose vom Tierarzt steht.
Das Leben zieht weiter - und er wird bald nur noch eine Erinnerung sein ...
Traurige Grüße
Brain
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3761
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27.11.2011 17:19
von Nordlicht
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Ach je ... das tut mir so leid. Auch wenn es immer zu kurz ist, hoffe ich, dass euch mehr Zeit bleibt, als du denkst - und dass er noch recht lange mopsfidel ist, trotz Krankheit
Das bewundere ich so an Tieren, dass sie auch im Alter und Krankheit noch jedes Quentchen Lebenslust zu finden vermögen.
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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