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Weitere Fragen: Tieferer Sinn? Die Zigarette. Francis Ponge

 
 
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firstoffertio
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Beitrag15.11.2011 00:01
Weitere Fragen: Tieferer Sinn? Die Zigarette. Francis Ponge
von firstoffertio
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Muss ein Gedicht immer einen tieferen Sinn haben, etwas ausdrücken, das über es hinausgeht, etwas, das sich auf Menschen bezieht?

Abgesehen von Unsinnsgedichten, mag ich auch einfache Beschreibungen von Dingen und Alltäglichem. Persönlich, muss ich gestehen, fast mehr als das Tiefsinnige.

Ich dachte, ich gebe mal ein Beispiel. Auf Francis Ponge bin ich über ein Interview mit Friedrike Mayroecker gestoßen, das ich irgendwo gelesen habe. Ich finde nichts Deutsches über ihn, aber wenn ich google, kommen auch immer erst jede Menge englische Beiträge.

Um zu verdeutlichen, was ich meine, habe ich grob ein Gedicht von ihm übersetzt, aus einer englischen Übersetzung von "Le parti pris des choses". (The Nature of Things. Uebersetzt von Lee Fahnestock ins Englische. Red Dust. ISBN 0-87376-080-8)

Soleatus und andere, mit Hinsicht auf Überflüssiges: Francis Ponge hat um Worte gerungen, manchmal Jahre für einen Text, um so treffend wie möglich zu sein, um "den Dingen gerecht zu werden".

Also, hier meine Übersetzung (es ist im Englischen und im Original auch nicht gereimt), hat aber im Original wohl einen Rhythmus, den ich nicht nachvollziehen kann:

Die Zigarette

Schaffen wir zuerst die Atmosphäre; dunstig, aber trocken, voller Rauchschwaden, die Zigarette immer mitten drin, wenn sie einmal mit deren andauernder Hervorbringung beschäftigt ist.

Dann das Ding selbst: eine kleine Fackel, viel mehr Geruch erzeugend als Licht gebend, von der, in einer Reihe kleiner Häufchen in einem gewählten Rhythmus Asche frei wird und herunterfällt.

Schließlich: Ihr Verlust. Die glühende Spitze blaettert in silbernen Flocken immer weiter ab, während ein enger Muff, geformt aus der jeweils neuesten Asche, sie umringt.
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Stubenhocker
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Beiträge: 170
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S
Beitrag15.11.2011 02:07
Francis Ponge
von Stubenhocker
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich finde nichts Deutsches über ihn, aber wenn ich google, kommen auch immer erst jede Menge englische Beiträge.


Auf dem deutschen Buchmarkt ist Francis Ponge durchaus kein gänzlich Unbekannter... was sich deutscher Sprache ergoogeln ließe, wäre vielleicht dies - interessant klingt auch sein Malherbarium.

Über ihn wäre vielleicht hier etwas zu erfahren, aber auch in einer online erscheinenden Lyrikzeitung widmen sich mehrere Beiträge dem 1988 verstorbenen Dichter.

Ich würde die Poetik Francis Ponges nicht als "unsinnig" abtun. Im Gegenteil scheint er schon jedes Wort wohldurchdacht zu haben, bevor er's schrieb...
Also danke für den Tip: Hoffentlich mehren sich seine Leser!
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firstoffertio
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Beitrag15.11.2011 23:42

von firstoffertio
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Danke, danke, danke für die links.

Einige habe ich schon angeschaut. Ich glaube, es war der Kiefernwald, den F. Mayroecker erwähnt hatte. In Bezug zum anderen thread hier über das Überflüssige: Hier ein Zitat aus einem deiner links:

"Ponge scheut Wiederholungen und Redundanzen nicht, sondern macht Wiederholungen sogar zu einem wichtigen Merkmal des Textes.  Der Wille zur Präzision drückt sich auf verschiedene Weise aus, so etwa durch die Sichtung des für die Beschreibung eventuell tauglichen Wortmaterials oder durch gelegentliche zwischenbilanzartige Zusammenfassungen des schon Beschriebenen. Dazu gehört auch das gelegentliche Verwerfen von Textpartien. Doch diese werden eben nicht einfach getilgt, sondern bleiben – zusammen mit ihrer Kritik – Bestandteil des Gesamttextes. Der Eindruck einer sprachlichen Annäherung ans »Objekt« verstärkt sich dadurch noch. "

http://www.actalitterarum.de/theorie/mse/enz/enzo01c.html
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Stubenhocker
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S


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S
Beitrag16.11.2011 00:58
Rerum natura
von Stubenhocker
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich glaube, es war der Kiefernwald, den F. Mayroecker erwähnt hatte.
Schade, "Das Notizbuch vom Kiefernwald" und "La Mounine" sind zusammen bei Suhrkamp erschienen, aber mittlerweile vergriffen.
In Orten mit einer Universitätsbibliothek sollte man annehmen, daß auch Carsten Feldmanns Untersuchung des Wandels dichterischer Naturbetrachtung einsehbar ist...
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Angst
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A
Beitrag16.11.2011 11:34
Re: Weitere Fragen: Tieferer Sinn? Die Zigarette. Francis Po
von Angst
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Muss ein Gedicht immer einen tieferen Sinn haben, etwas ausdrücken, das über es hinausgeht, etwas, das sich auf Menschen bezieht?

Abgesehen von Unsinnsgedichten, mag ich auch einfache Beschreibungen von Dingen und Alltäglichem. Persönlich, muss ich gestehen, fast mehr als das Tiefsinnige.

Warum ist Ponge hierfür ein Gegenbeispiel?
Anders gefragt: Wie definierst du "tieferen Sinn"?
Das muss ja nicht nur meinen, dass (auf der inhaltlichen Ebene) nur menschliche Emotionen behandelt werden.
Auch die genaue Beschreibung von Gegenständen kann einen tieferen Sinn haben.


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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firstoffertio
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Beitrag16.11.2011 22:39

von firstoffertio
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Ja,

aber ich bekomme oft das Gefühl, dass das von vielen nicht so gesehen wird.

Ich würde selber gar nicht den Ausdruck "tieferer Sinn" benutzen, aber habe ihn von anderen hierher übernommen.
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Neopunk
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Beitrag21.11.2011 13:50

von Neopunk
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Ich denke, du kannst nichts dagegen machen, dass ein Mensch ein Gedicht (welches ja auch von einem Menschen geschrieben wurde) mit menschlichen Maßstäben behandelt. Da kann das Gedicht wovon auch immer handeln. Im Übrigen: Wer sagt dir, dass die Zigarette nicht viel hintergründiger ist, als du annimmst?

lg Nod


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“What if you slept? And what if, in your sleep, you went to heaven and there plucked a strange and beautiful flower? And what if, when you awoke, you had the flower in your hand? Ah, what then?” - S.T. Coleridge
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firstoffertio
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Beitrag22.11.2011 00:08

von firstoffertio
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Neopunk, danke für deinen Beitrag hier.

Ich glaube, verschiedene Leser lesen ein Gedicht verschieden, Darum finde ich es interessant, wenn Autoren doch bereit sind, Erklärungen zu ihren zu geben, auch wenn das hier manchmal wie verpönt ausschaut.

Zur Zigarette, und Ponge: Hier der Anfang von “Carnations” aus Vegetation. (Übersetzt von Lee Fahnestock. Red Dust 1995, New York. ISBN 0-87376-058-1), von mir übersetzt. Ich glaube er zeigt, dass von Ponge nichts Hintergründiges beabsichtigt ist.

“Nimm die Herausforderung an, die die Dinge der Sprache bereiten. Diese Nelken zum Beispiel trotzen der Sprache. Ich gebe nicht auf, bevor ich nicht ein paar Worte zusammenhabe, die jeden, der sie liest, sagen lassen wird: Das hat etwas mit Nelken zu tun.

Ist das Lyrik? Ich habe keinen Schimmer, und es macht kaum etwas aus. Für mich ist es ein Bedürfnis, eine Verpflichtung, eine Wut, eine Sache der Selbstachtung, und das ist lediglich, worum es geht.

Ich behaupte nicht, dass ich ein Dichter bin. Ich glaube, meine Ansichten sind ziemlich verbreitet. Konfrontiert mit einem Objekt, scheint es mir einige individuelle Merkmale zu haben, die, wenn klar und deutlich ausgedrückt, mit starker Einmütigkeit anerkannt werden würden. Diese sind es, die ich herausarbeiten möchte

Was wird dabei gewonnen? Dem menschlichen Denken Eigenschaften nahe zu bringen, die nicht außerhalb seiner Fähigkeit liegen, und deren Erkenntnis lediglich durch Routine verhindert wird.

Welche Übung ist nötig für den Erfolg eines solchen Unterfangens? Sicherlich wissenschaftliches Denken, aber vor allem ein großer Anteil von Kunst. Und deshalb denke ich, dass es auch gerechtfertigt ist, eine solche Untersuchung “Lyrik” zu nennen.”
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Neopunk
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Beitrag22.11.2011 12:44

von Neopunk
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Das kommt darauf an, was du uns jetzt fragen möchtest. Oder eben mitteilen.

Möchtest du wissen, was Lyrik/Poesie ist?
Oder mit uns darüber nur diskutieren?

Was wird bei was gewonnen? Du meinst sicherlich beim Abstrahieren eines Gegenstandes/Dings (oder einer Bewegung) auf das Wesentliche. Nun ja. Klarheit halt (unter anderem).

Zitat:
Welche Übung ist nötig für den Erfolg eines solchen Unterfangens?


Warum wissenschaftliches Denken? Wohl eher ganz viel pseudowissenschaftliches Gelaber. Von einem richtigen geisteswissenschaftlichem Denken kann man nicht reden, ohne eine Analyse durchzuführen.

Deshalb zurück zur Eingangsfrage: Was willst du mir eigentlich mitteilen?

lg Nod


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firstoffertio
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Beitrag22.11.2011 23:28

von firstoffertio
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Ich hoffe, es ist trotz eines vergessenen Doppelpunktes deutlich geworden, dass ich Ponge zitiert hatte? Und zwischen den Anführungszeichen im letzten Beitrag nicht meine eigenen Worte standen?
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Neopunk
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Beitrag23.11.2011 10:49

von Neopunk
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Darum gings mir ja gar nicht. Meine frage war nur: Welche Beweggründe du hast, über das hier zu sprechen. Und welche Ziele du hast ...

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firstoffertio
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Beitrag23.11.2011 23:34

von firstoffertio
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Wie am Anfang beschrieben, interessiert mich die Frage

"Muss ein Gedicht immer einen tieferen Sinn haben, etwas ausdrücken, das über es hinausgeht, etwas, das sich auf Menschen bezieht?"

Ich treffe hier immer wieder auf Haltungen, die mehr oder weniger explizit vertreten werden, und häufig so als wären sie selbstverständlich. Ich dachte, es wäre vielleicht interessant, sie zu diskutieren. Dies ist eine davon.

Damit meine ich gar nicht, dass das auf eindeutige Positionen hinauslaufen soll, im Gegenteil. Eher auf Verständnis. Mit Ponge wollte ich eigentlich nur ein Beispiel geben, wo jemand anders vorgegangen ist.
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Neopunk
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Beitrag24.11.2011 11:05

von Neopunk
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Müssen Geschichten einen tieferen Sinn haben?

Ich freue mich über mehr Sinn, aber ich benötige ihn nicht!


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firstoffertio
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Beitrag28.11.2011 00:30

von firstoffertio
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Aufgrund Stubenhockers Hinweisen hatte ich das Buch von Francis Ponge: Schreibpraktiken oder Die stetige Unfertigkeit, Edition Akzente Hanser, 1984; ISBN 978-3-446-23603-5 bestellt. Es ist angekommen, und ich dachte, dies sollte ich hier zitieren:

"...man muss so schreiben dass jedes einzelne Wort im Satz eins nach dem anderen ohne lächerlich zu werden kursiv gedruckt werden könnte (und kursiv setzt man das wichtigste Wort das Wort wofür der Satz gebaut ist) alle Wörter müssen diese Qualität, dieses Potential des kursiven Wortes haben.
Deshalb sollte man in fetten sehr schwarzen und gut voneinander abgesetzten Buchstaben schreiben und sich dabei jedes Wort eins nach dem andern in Kursivdruck vorstellen."

Soleatus, was hältst du von dieser Methode?

(Ich habe sie bei meinem Weissdorn ausprobiert, und bin zum Schluss gekommen, dass "davon" und "Farbe" nicht kursiv gedruckt werden könnten.)
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Osiana
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Beitrag13.07.2012 13:12

von Osiana
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Das ist sicherlich ein sehr interessantes Thema.

Also was sinnfrei ist, sollte schon irgendwie geklärt sein in deiner Diskussion.
Wie hier schon gesagt wurde, vielleicht steckt ja hinter der Zigarette was. Das sieht man z.B. an der Titelwahl, der Sparte die gewählt wurde, um mal zwei Aspekte zu nenne. Also wann ist ein Gedicht denn sinnfrei zu nennen?

Für mich ist es "sinnfrei", wenn der Lyriker dies selber über sein Werk sagt, wenn er also selber keine besondere Intention hatte, das Thema nichts Kompliziertes oder Tiefsinniges enthält und keine Doppelbödigkeit enthalten ist.

Dazu gehören für mich Wortspiele (ohne tieferen Sinn/Rat etc.), Gedankenspiele ohne Ziel bis hin zum Lautgedicht ...
Alltagshandlungen (wiegesagt immer ohne 2fach-Bedeutungen oder Metaphern etc.) usw. so diese Richtungen würden für mich dazu gehören.
Reine Beschreibungen von Natur/Mensch, Tier, Welt - einfach um der schönen Worte willen.

Inwieweit solche Gedichte gut sind, ist für mich zuerst eine Frage der "Ausgeglichenheit".
Welche Rolle spielt das "sinnlose" Gedicht heute? Wie stark ist es in der Lyrik-Szene vertreten - ist es ein eingeglierderter Bestandteil oder eher beherrschend?

Dies sind so meine Eckpunkte, von denen ich an dieses Thema rangehe.
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Nina
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Beitrag13.07.2012 13:59

von Nina
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Hallo zusammen!

Ich denke, es ist sinnvoll (!), sich nicht an eine bestimmte Wahrheit zu klammern, was das Schreiben angeht. Weil man dadurch viel zu sehr eingeengt, eingeschränkt wird, sich selbst einschränkt.

Es spricht nichts dagegen, (scheinbar) "sinnfreie" Gedichte zu schreiben, oder jene, die tiefgründig sind, oder wieder andere, die "lediglich" beschreiben. Oder manchmal auch alles in einem.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Zigarettentext nicht allein eine Beschreibung ist. Aber so kann der Text gelesen werden. Aber eben auch anders. Und darin liegt wohl ein Teil der Antwort, was Sinn hat und was sinnlos ist. Das liegt wohl im Auge, in der "Reife", im Verständnis, des Lesers.

Was dem einen voller Sinn ist, ist dem anderen "nichts", eine Lappalie.

Es ist hier im Forum vielfach zu lesen, wie Leser unterschiedlich Worte lesen, verstehen, an sie heran gehen. Der eine schreit: "Was soll der oberflächliche Mist?!" (gut, so explizit sagt es hier niemand, eher die Blumenvariante *g*) und der nächste sagt: "Wow, da ist eine Menge drin im Text (Gedicht, Prosa)."

Ich möchte übrigens Dir, Osiana widersprechen, wenn Du sagst, ein Gedicht sei sinnfrei, weil der Autor sich beim Schreiben nichts dabei gedacht hat. Ich denke, dass ein Text (manchmal / meist) mehr weiß, als der Schreiber/in selbst.

Die Lautgedichte haben übrigens natürlich einen Sinn - Vorgänge in / aus der Welt (dem Menschen) in Sprache / Laute zu übersetzen. Schtzngrmm. Nur mal als Beispiel.

Sinnfrei oder voller Sinn, sogar tiefgründig - das liegt im Auge / Verständnis / Entwicklung des Betrachters, des Lesers. (Was natürlich nicht bedeutet, dass der Autor/in nichts hinein legt).

Ich denke, dass Schreiben nicht sinnfrei sein kann.

LG
Nina


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Osiana
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Beitrag13.07.2012 21:31

von Osiana
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Deine Thesen finde ich auch sehr interessant - wobei sie den meinen nicht entgegensprechen - ich sehe sie aber als weitere Vertiefung des Themas, denn natürlich gibt es so gesehen rein gar nichts "sinnfreies" auf dieser Welt. Man könnte für alles, wenn man in die entsprechenden Tiefen geht, einen Sinn finden. Darum hatte ich für mich - sozusagen als Eingrenzung des Themas - die rein beschreibende Lyrik oder die Lautgedichte etc.  ausge-  
nommen - ich denke, so wars von firstoff. auch gemeint?

Die Psychologen, die allein in der Lage sind, die ungesagten und zwischen den Zeilen stehenden Sinne zu erkennen, sind aber aus meiner Sicht hier nicht angesprochen, Nina. Ist aber ein interessanter Denkansatz.

Mich reizt es daher - als "Nichtpsychologe" mehr darüber zu erfahren, wie es mit der Gewichtung aussieht, sprich wie hoch ist der Anteil der Lyrik, die was "zu sagen hat" und aus dem Ergebnis könnte man dann Verschiedenes ablesen.
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Nina
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Beitrag13.07.2012 21:43

von Nina
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Das mit den Psychologen verstehe ich nicht. Wo habe ich was von Psychologen geschrieben?

Lautgedichte sind nicht sinnfrei - jedenfalls aus meiner Sicht nicht. Wink. Da sie "die Welt" ebenfalls abbilden, zeigen, beschreiben, interpretieren etcpp.


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Osiana
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Beitrag13.07.2012 22:05

von Osiana
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Zitat:
Das mit den Psychologen verstehe ich nicht. Wo habe ich was von Psychologen geschrieben?


Du hattest doch ausgeführt, daß es aus deiner Sicht keine sinnfreie Lyrik gibt.
Damit gehtst du aber - aus meiner Sicht - eine Ebene tiefer, als hier die Thematik ist, denn wenn du sagst, z.B. meine aufgeführte Liste der "sinnfreien Lyrik" wäre sehr wohl sinnig, so geht es in Thematiken, die nur der Psychologe noch deuten kann.

Zitat:
Lautgedichte sind nicht sinnfrei - jedenfalls aus meiner Sicht nicht. Wink. Da sie "die Welt" ebenfalls abbilden, zeigen, beschreiben, interpretieren etcpp.


Das gehört ja zu deinem statement, daß es sinnfreie Lyrik nicht gibt.
Ich stimme dir da zu - aber mit der Einschränkung, daß der Anteil der Menschen, die diesen Sinn noch sehen können nicht so groß ist, sich auf Hobby- und studierte Psychologen oder so beschränkt.
Für den Rest der Leser und das ist auf alle Fälle der Großteil - bleibt so eine Lyrik aber doch ziemlich sinnfrei.

Kams jetzt besser rüber?  Smile
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Nina
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Beitrag13.07.2012 22:23

von Nina
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ich schrieb: "es gibt kein sinnfreies schreiben". wenn du so willst, also auch keine sinnfreie lyrik, ja.

ich finde es übrigens (meist) nicht so schwer, das dahinterliegende in einem text zu sehen / erkennen / benennen.

mich irritiert, dass du dauernd von psychologen sprichst. als hätten die die weisheit mit löffeln gefressen. *g* ob ein psychologe ein lautgedicht deuten kann, halte ich eher für fraglich. eher könnte ein literaturwissenschaftler dazu einiges erzählen, wenn du denn unbedingt einen wissenschaftler herbeizitieren möchtest. *g*

es geht doch vielmehr darum, eine bestimmte sicht zu haben oder verständnis, dann ist das doch gar nicht schwer.

und deine these ist nun: weil jemand sich nicht so genau mit einer thematik (in dem fall lyrik) beschäftigt, dann wird / erscheint ein z.b. lautgedicht sinnlos?


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Beitrag13.07.2012 23:04

von firstoffertio
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Osiana hat Folgendes geschrieben:
Das ist sicherlich ein sehr interessantes Thema.

Also was sinnfrei ist, sollte schon irgendwie geklärt sein in deiner Diskussion.
Wie hier schon gesagt wurde, vielleicht steckt ja hinter der Zigarette was. Das sieht man z.B. an der Titelwahl, der Sparte die gewählt wurde, um mal zwei Aspekte zu nenne. Also wann ist ein Gedicht denn sinnfrei zu nennen?

Für mich ist es "sinnfrei", wenn der Lyriker dies selber über sein Werk sagt, wenn er also selber keine besondere Intention hatte, das Thema nichts Kompliziertes oder Tiefsinniges enthält und keine Doppelbödigkeit enthalten ist.

Dazu gehören für mich Wortspiele (ohne tieferen Sinn/Rat etc.), Gedankenspiele ohne Ziel bis hin zum Lautgedicht ...
Alltagshandlungen (wiegesagt immer ohne 2fach-Bedeutungen oder Metaphern etc.) usw. so diese Richtungen würden für mich dazu gehören.
Reine Beschreibungen von Natur/Mensch, Tier, Welt - einfach um der schönen Worte willen.

Inwieweit solche Gedichte gut sind, ist für mich zuerst eine Frage der "Ausgeglichenheit".
Welche Rolle spielt das "sinnlose" Gedicht heute? Wie stark ist es in der Lyrik-Szene vertreten - ist es ein eingeglierderter Bestandteil oder eher beherrschend?

Dies sind so meine Eckpunkte, von denen ich an dieses Thema rangehe.


Ist schon eine Weile her, dass ich diesen thread eröffnet habe. Ich bin erst mal überrascht, dass er wieder auflebt.

Aber ich verstehe nicht ganz, wie du von "nicht tiefsinnig" auf "sinnfrei" kommst nun?
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Osiana
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Beitrag13.07.2012 23:05

von Osiana
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Zitat:
ich schrieb: "es gibt kein sinnfreies schreiben". wenn du so willst, also auch keine sinnfreie lyrik, ja.


wieso, wenn ich will, das war nunmal das Thema ...

Zitat:
ich finde es übrigens (meist) nicht so schwer, das dahinterliegende in einem text zu sehen / erkennen / benennen.


Das kannst du aber nicht von allen verlangen, mag ja sein, daß du da - tja ich muß es wieder sagen tiefenpsychologisch da eine Ader hast - wiegesagt - für mich gibt es sehr wohl "sinnfreie" Lyrik, weil mir vielleicht einfach das Wissen fehlt, um hinter die Worte zu blicken - wohlgemerkt reden wir hier über Lyrik die ich als dem Thema entsprechend für sinnfrei betrachten würde - du aber nicht - also beispielsweise eine Naturbetrachtung - wie ich es oben schonmal gesagt hab, für mich zeigt sich in der Wahl der Rubrik etc. - wo genau jemand ein Gedicht einstellt auch schon ein wenig, was er rüberbringen will.

Ich seh irgendwie nicht den Grund, warum ich hinter solcher vom Lyriker als Naturbetrachtung deklariertes Werk, gezwungen mehr sehen sollte.


Zitat:
mich irritiert, dass du dauernd von psychologen sprichst. als hätten die die weisheit mit löffeln gefressen. *g* ob ein psychologe ein lautgedicht deuten kann, halte ich eher für fraglich. eher könnte ein literaturwissenschaftler dazu einiges erzählen, wenn du denn unbedingt einen wissenschaftler herbeizitieren möchtest. *g*


Ja, die können sowas wohl auch recht gut. Mir war halt der Psychodr. als erstes eingefallen.

Zitat:
und deine these ist nun: weil jemand sich nicht so genau mit einer thematik (in dem fall lyrik) beschäftigt, dann wird / erscheint ein z.b. lautgedicht sinnlos?  Smile


Nein, aber es gibt genügend "Sinngedichte" m. Meinung nach - so daß man dann in den sogenannten sinnfreien Gedichten nicht gezwungernermaßen trotzdem Sinn suchen müßte. Das geht eher in meine Richtung. Aber das bleibt ja jedem unbenommen, denk ich mal.
 Smile
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