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Abschied


 
 
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beitrag13.11.2011 13:19
Abschied
von The Brain
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Abschied – eine kurze Reflexion   


Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen. Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, welkes Laub bricht unter jedem Schritt. Dein Atem geht schwer. Müde und mit schleppendem Gang folgst du mir. Ich kann sie ahnen, die Mühen, die dir jede Minute abverlangt. Ich streiche über dein mattes Haar, werde gefangen von deinem                glanzlosen Blick. Es scheint, wir wissen es beide.
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Haben die Jahreszeiten dahinziehen sehen, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben in kälter werdenden Tagen.

Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.

                                               ***

Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.

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Papagena
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Ei 8


Beitrag13.11.2011 14:12
Re: Abschied
von Papagena
Antworten mit Zitat

Hallo Inko!

Auf den ersten Blick ein netter Text. Klopft man gegen das Gebilde, sinkt es in sich zusammen, da steckt zu wenig hinter. Ich streiche mal ein paar Einzelheiten an:

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Abschied – eine kurze Reflexion   


Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen. (Jahre haben Zeit mit sich genommen? Welche Aussage soll denn darin stecken?)Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, („verirrt“ und „dem Winter trotzend“ sagt in diesem Zusammenhang das Gleiche aus) welkes Laub bricht unter jedem Schritt. („welk“ bezeichnet zunächst einmal einen schlaffen Zustand; „brechen“ würde trockenes Laub) Dein Atem geht schwer. Müde und mit schleppendem Gang folgst du mir. (Meint „müde“ hier noch etwas anderes als „mit schleppendem Gang“?) Ich kann sie ahnen, die Mühen, die dir jede Minute abverlangt. Ich streiche über dein mattes Haar, werde gefangen von deinem                glanzlosen Blick. (Die Person folgt dem Ich, dann streichelt das Ich über dessen/deren Haar. Das Bild scheint nicht stimmig.)Es scheint, wir wissen es beide.
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Haben die Jahreszeiten dahinziehen sehen, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben in kälter werdenden Tagen.

Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.

                                               ***

Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, (die Lautlosigkeit haben Schneeflocken so an sich.) bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.


Du versuchst sprachlich eine Traurigkeit einzufangen, die das Ich durch den Verlust der anderen Person erlebt; das könntest du aber stärker tun, indem du prägnantere Bilder entstehen lässt. Prüfe deinen Text auch auf Redundanzen und ungenaue Wortwahl.
Ich hoffe, du kannst mit meinem Kommentar etwas anfangen.

Gruß
Papagena smile


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Rufina
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Beitrag13.11.2011 14:56

von Rufina
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Mir gefällt der Text, obwohl es (wieder) einer dieser schwermütigen Herbsttexte ist, aber das wurde ja bereits in anderen Threads ausgeführt. Die Landschaftsbeschreibungen sind hier unumgänglich, da ich vermute, dass es nicht um den Verlust eines nahestehenden Menschen geht. Richtig?

Ich hätte mir vielleicht noch ein paar mehr Gerüche und Geräusche gewünscht. Krähen? Moder?  
Zum Schluss hätte dann der Winter dem Herbst in seinen Bildern, Gerüchen und Geräuschen entgegengestellt werden können. Der Winter ist so viel mehr als nur kalt und klar. Als Symbol für den Tod hätte er ruhig noch etwas eingehender beschrieben werden können.

Einige Füllwörter könnten vielleicht noch gestrichen werden. Gegen das lautlose Sinken der Schneeflocke habe ich allerdings nichts, da es zur Stimmung beiträgt.

Viele Grüße
Rufina
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Papagena
rara avis


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Ei 8


Beitrag13.11.2011 15:08

von Papagena
Antworten mit Zitat

Mmh, wenn es ein Hund ist, dann wäre m.M.n. Folgendes zu überdenken:
Zitat:
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Haben die Jahreszeiten dahinziehen sehen, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben in kälter werdenden Tagen.

Das ist wenig dynamisch. Ein gesunder, junger Hund würde ausgelassen herumtoben, und ich nehme an, damit auch die Erinnerungen des Herrchens in diese Richtung beeinflussen. Der Hinweis auf die verschiedenen Jahreszeiten unterstreicht für mich den Zeitaspekt, die vielen Jahre, die zusammen verlebt wurden, mehr als die Qualität der zusammen verbrachten Zeit. Das fällt wohl unter Geschmackssache, aber vielleicht denkt Inko mal drüber nach.

smile
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The Brain
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Beitrag13.11.2011 21:33

von The Brain
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Hallo Papagena,


lieben Dank für deine Anmerkungen und ja, ich kann damit etwas anfangen.

Zitat:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Abschied – eine kurze Reflexion


Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen. (Jahre haben Zeit mit sich genommen? Welche Aussage soll denn darin stecken?)Ich hätte auch Lebenszeit schreiben können, aber das war mir zu "platt".Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, („verirrt“ und „dem Winter trotzend“ sagt in diesem Zusammenhang das Gleiche aus) Nun gut, das "verirrt" könnte man streichen ... ich denke nochmal darüber nach - es sollte eigentlich als Hinweis auf die Melancholie, zu der Sonnenstrahlen nicht recht passen, dienen? welkes Laub bricht unter jedem Schritt. („welk“ bezeichnet zunächst einmal einen schlaffen Zustand; „brechen“ würde trockenes Laub) mmmh - für mich ist welk die umfassende Bezeichnung verschiedener Stadien. Es sagt nichts über trocken oder feucht aus. Genauer wäre in diesem Zusammenhang trocken, das ist richtig, aber mit welk, lassen sich bessere Verknüpfungen zum Text erstellen??? Dein Atem geht schwer. Müde und mit schleppendem Gang folgst du mir. (Meint „müde“ hier noch etwas anderes als „mit schleppendem Gang“?) Ja - es beschreibt die Resignation, das bereits aufgegeben zu haben. Ich kann sie ahnen, die Mühen, die dir jede Minute abverlangt. Ich streiche über dein mattes Haar, werde gefangen von deinem glanzlosen Blick. (Die Person folgt dem Ich, dann streichelt das Ich über dessen/deren Haar. Das Bild scheint nicht stimmig.) Nun, ich denke, das wird sich noch aufklären ... möchte im Moment noch nicht weiter darauf eingehen. Es scheint, wir wissen es beide.
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Haben die Jahreszeiten dahinziehen sehen, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben in kälter werdenden Tagen.

Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.

***

Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, (die Lautlosigkeit haben Schneeflocken so an sich.) Hier hat ja Rufina schon angemerkt, was mir wichtig war ... bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.


Lieben Dank für deine Ausführungen, die ich sicherlich veranlassen, das ein oder andere noch einmal zu überdenken.


Es grüßt

Inko
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Papagena
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Beitrag13.11.2011 22:34

von Papagena
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Hallo Inko!

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
(Die Person folgt dem Ich, dann streichelt das Ich über dessen/deren Haar. Das Bild scheint nicht stimmig.) Nun, ich denke, das wird sich noch aufklären ... möchte im Moment noch nicht weiter darauf eingehen.

Es handelt sich also um ein Stück eines längeren Textes?
Dürfen wir denn schon wissen, ob es ein Hund ist? smile

Schön, wenn du über das ein oder andere nachdenkst. Klar, leise Schneeflocken und welkes Laub = trockenes Laub kann man machen. Ich kritzle das bloß in den Text, da Autor immer wissen sollte, was er tut, wenn er was tut, nicht?

smile


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The Brain
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Beitrag14.11.2011 15:29

von The Brain
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Hallo Rufina,

Zitat:
Mir gefällt der Text, obwohl es (wieder) einer dieser schwermütigen Herbsttexte ist, aber das wurde ja bereits in anderen Threads ausgeführt. Die Landschaftsbeschreibungen sind hier unumgänglich, da ich vermute, dass es nicht um den Verlust eines nahestehenden Menschen geht. Richtig?



Nachdem ich den Text eingestellt hatte, musste ich auch erst einmal schmunzeln, da ich unvermittelt danach die "Schelte" über die literarische Verknüpfung von Herbst, Winter und Tod las ...

Deine Vermutungen betreffend - das wird sich in Kürze aufklären.


Es grüßt

Inko
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The Brain
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Beitrag14.11.2011 15:35

von The Brain
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Hallo Papagena,


Zitat:
... da Autor immer wissen sollte, was er tut, wenn er was tut, nicht?


 Embarassed  man bemüht sich zumindest ...


... und da wir gerade beim Thema sind - der von dir angesprochene Satz, ist aus einer älteren Version "reingeflutscht" - poste gleich noch mal die korrigierte Variante.

Der Autor rauft sich die Haare und schimpft sich für so viel Schusseligkeit ...

Liebe Grüße

Inko
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The Brain
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Beitrag14.11.2011 15:40

von The Brain
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Abschied – eine kurze Reflexion


Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen. Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, welkes Laub bricht unter jedem Schritt. Dein Atem geht schwer. Müde und mit schleppendem Gang folgst du mir. Ich kann sie ahnen, die Mühen, die dir jede Minute abverlangt. Ich streiche über dein mattes Haar, werde gefangen von deinem glanzlosen Blick. Es scheint, wir wissen es beide.
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Die Jahreszeiten zogen dahin, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben an kälter werdenden Tagen.

Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.

***

Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.
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Gast







Beitrag14.11.2011 16:10

von Gast
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autsch


Verdammt. Jetzt heul ich hier rum, klasse. Kannst du einen nicht vorwarnen?


*

Zitat:
Schneeflocken sinken lautlos zur Erde


Da ich noch keine Flocke mit einem Poff habe aufschlagen hören, kann das lautlos weg.
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lady-in-black
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Der goldene Käfig Extrem Süßes!


Beitrag14.11.2011 16:21

von lady-in-black
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Wenn im Text "Fell" statt "Haar" stehen würde, wäre der Text für mich perfekt, inklusive lautloser Schneeflocken.
Denn zu Weihnachten denkt auch keiner darüber nach, das erste Wort zu streichen und einfach nur "mhmh ... rieselt der Schnee" zu singen.  Wink
Manchmal klingt es einfach nur schön(er), da frage ich dann nicht nach Logik.  Embarassed
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Gast







Beitrag14.11.2011 16:28

von Gast
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das ist keine Frage der Logik - sondern eine der Verdichtung. Der Text schwelgt eh, zu viel nimmt wieder weg. Die Stille des Schnees zielt immer mehr darauf ab, dass er Geräusche schluckt, nicht, dass er selbst keine macht.

Aber auf mich hört eh keiner, böh.
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag14.11.2011 16:37

von adelbo
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Hallo Inko

Ein gelungener Text. Sehr gerne gelesen.

Wenn überhaupt eine Änderung, dann würde ich Debruma zustimmen. Das lautlos brauchte es für mich nicht.

LG

adelbo
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag14.11.2011 16:56

von Nordlicht
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Hallo Inka,

irgendwie ist die gemeinsame Zeit immer viel zu kurz.

Allerdings habe ich noch etwas zu meckern -

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen. Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, welkes Laub bricht unter jedem Schritt.


Das find ich nicht so gelungen - die Jahre haben wem die Zeit und Kraft genommen? Das "mit sich" genommen hört sich mE etwas seltsam an.
Die dem Winter trotzenden Sonnenstrahlen passen für mich auch nicht, sofern dies nicht nördlich des Polarkreises spielt, scheint im Winter ja auch die Sonne - sind die Strahlen vielleicht noch spürbar warm? Dann hättest du einen Gegensatz da.
Dass welkes Laub nicht bricht, hatte ja schon wer erwähnt.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Die Jahreszeiten zogen dahin, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben an kälter werdenden Tagen.


Hier gleitest du mM doch etwas in den Kitsch ab ... "Wunder der Erneuerung" und "langsames Sterben" - es stimmt natürlich, aber mit einer loseren Umschreibung würdest du einen besseren Effekt erlangen, finde ich.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.


Hier ebenso - das Schattenwerfen auf die Hoffnung, der ertränkte Verstand ... nee.
Da würde ich lieber konkret werden. Was war es, dass es deutlich macht, es geht bald nicht mehr? Wie fühlt sich der Schmerz für dich an? Wovor hast du Angst?

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.


Das wiederum ist dir wirklich gelungen, die Stelle mit dem Leben, dass dich mitreißen wird, gefällt mir sehr.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.


Das gefällt mir ebenso, die Leere und Kälte, die du nun fühlst, ist sehr gut ausgedrückt. Wie fern jemand mit dem Sterben rückt.

Was Schneeflocken angeht: je nach Schneeart und Wind fallen sie lautlos oder mit einer Art Rascheln.
Von daher finde ich es hier absolut passend zu erwähnen, dass sie lautlos zur Erde sinken.


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
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Gast







Beitrag14.11.2011 21:20

von Gast
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Nochmal weil's mir wichtig ist:

Es geht mir nicht darum, ob lautlos und Schnee grundsätzlich zusammen dürfen, also ein Fehler vorliegt. Es geht mir darum, dass der sinkende Schnee (nicht rieselnd, nicht nass vom Himmel klatschend, sondern sinkend) die zusätzliche Erläuterung nicht braucht um ein Bild zu geben.

Der Text schwelgt. Das spiegelt die Fülle an Gefühlen - der Trauer, der Zweifel, der Hoffnung, das Klammern. Deswegen darf hier auch die Sprache überborden.

Am Ende geht er/sie allein und es ist still. Kein Heulen mehr, nur ein leises Vermissen. Da auch die Sprache schlichter werden zu lassen, karger, dichter, auf alles, das nicht unbedingt notwendig ist verzichtend ... das war die Idee dahinter.
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The Brain
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Beitrag14.11.2011 22:03

von The Brain
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Hui,

erst einmal ein dickes Danke für die vielen hilfreichen Kommentare!
Das lautlose Sinken, hier immer wieder kritisiert, ist meiner Meinung nach der Satzmelodie geschuldet? Gedacht hatte ich es als Hinweis auf die allgemein vorherrschende Stille/Einsamkeit - belassen möchte ich es, aus dem eben genannten Grund.

Zitat:
Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken zur Erde, bedecken die Reste zertretenen Laubs.


irgendwie fehlt mir da etwas ... Obwohl ich ansonsten den letzten Ausführungen debrumas folgen würde.


Bin leider schon etwas müde - werde mich morgen eingehender zu den Kommentaren äußern.


Gute Nacht

euer Inko
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Papagena
rara avis


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Ei 8


Beitrag14.11.2011 23:04

von Papagena
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debruma hat Folgendes geschrieben:
Nochmal weil's mir wichtig ist:

Es geht mir nicht darum, ob lautlos und Schnee grundsätzlich zusammen dürfen, also ein Fehler vorliegt. Es geht mir darum, dass der sinkende Schnee (nicht rieselnd, nicht nass vom Himmel klatschend, sondern sinkend) die zusätzliche Erläuterung nicht braucht um ein Bild zu geben.

Der Text schwelgt. Das spiegelt die Fülle an Gefühlen - der Trauer, der Zweifel, der Hoffnung, das Klammern. Deswegen darf hier auch die Sprache überborden.

Am Ende geht er/sie allein und es ist still. Kein Heulen mehr, nur ein leises Vermissen. Da auch die Sprache schlichter werden zu lassen, karger, dichter, auf alles, das nicht unbedingt notwendig ist verzichtend ... das war die Idee dahinter.


Ich würde das so unterschreiben. Weniger ist mehr, und ich glaube, es täte dem Text gut. Zumal er sowieso schon klischeemäßig gut betucht ist, bestückt mit Formulierungen, die man so oft schon gelesen hat.

Zitat:
die Mühen, die dir jede Minute abverlangt

Zitat:
Die Jahreszeiten zogen dahin, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben an kälter werdenden Tagen.

Zitat:
Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.

Ich würde mir etwas mehr Innovation wünschen, damit der Text an Stärke gewinnt. Auch hier meine ich nicht, alles austauschen zu müssen (wie geschrieben: überbordende Sprache, ja), sondern nur zu überdenken und zu behalten, was wichtig erscheint.
Steh ich denn allein mit meiner Meinung da, was stärkere Bilder betrifft? Blink

Und da ich schon mit meiner Wunschliste angefangen habe:
Liebes Inko, bitte überdenk den ersten Satz nochmals.
"Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen."
Jahre, die Zeit mit sich nehmen ... Jahre, die Lebenszeit mit sich nehmen? Das will mir nicht in den Kopf. Geh ich denn da zu wissenschaftlich dran? Zeit (Größe) -- Jahr (Einheit). Hä?  Aua


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The Brain
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Beitrag16.11.2011 15:25

von The Brain
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Hallo,

die Zeit hat mich im Würgegriff, so daß ich überhaupt erst heute dazu komme, auf eure noch unbeantworteten Kommentare einzugehen.

Liebe L.i.B.
Zitat:
Wenn im Text "Fell" statt "Haar" stehen würde, wäre der Text für mich perfekt, inklusive lautloser Schneeflocken.
Denn zu Weihnachten denkt auch keiner darüber nach, das erste Wort zu streichen und einfach nur "mhmh ... rieselt der Schnee" zu singen.  
Manchmal klingt es einfach nur schön(er), da frage ich dann nicht nach Logik.  


Wegen dem "Fell"  musste ich jetzt erst einmal schmunzeln, du wirst noch sehen, warum ...


Liebe debruma,

es ist immer schön, wenn ein Text den Leser erreicht, ein größeres Lob kann man keinem Autor machen. Tja und das "lautlos" - Haare rauf, grübel und immer wieder grübel - soll ich`s streichen? ich denke nach ...


Liebe adelbo,
dickes Dankeschön - auch du???? Kein lautlos?


Liebes Nordlicht,

danke für die ausführliche Kritik. Ich werde alles noch einmal überdenken - das mit dem Ertränken - ja sehr theatralisch ... dachte dabei auch an die Tränen und hab`mal wieder zu viel unter einen Hut klemmen wollen? Aber schön, dass du das lautlos magst.

Ich denke nach ...


so, Zeitfenster zu - später mehr


Grüße


Inko
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Hardy-Kern
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Beitrag16.11.2011 16:30

von Hardy-Kern
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Inkognito hat Folgendes geschrieben:


Wegen dem "Fell"  musste ich jetzt erst einmal schmunzeln, du wirst noch sehen, warum ...

Könnte es ein, dass ein Mensch mit Haaren gemeint ist? Pferde haben auch Haare, nennt man wohl Mähne oder Schweif. Ein Papagei kann es wohl nicht sein, hat Federn. Wie auch immer, wirst das Geheimnis wohl noch irgendwann lüften.

Was mich wundert, dass die Profis diese Geschichte schon völlig zerpflückt haben, angefangen mit dem ersten Satz. Sollte zu denken geben.
Ich würde die Geschichte ( eigentlich nur eine kurze Betrachtung)
neu ansetzen und alle Hinweise verarbeiten. Das ist etwas wenig.

Hardy
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The Brain
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Beitrag16.11.2011 21:10

von The Brain
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Hallo papagena,
ich überdenke alle gemachten Einwände und Verbesserungsvorschläge, lasse sacken und dann sehen wir mal ...


Hallo Hardy,
jaja, so ein paar Worte haben viele hilfreiche folgen lassen ...  Ich mache mir Gedanken darüber.


Über diese vielen Kommentare ist mein eigentliches Ansinnen etwas in den Hintergrund gerückt. Dennoch würde ich gerne noch eine Meinung zu der zweiten, ausführlicheren Version hören??? Wäre schön. Ich selbst mag es lieber verdichtet, der "Geschichte" geschuldet, hatte ich eine weitere Variante entworfen, da ich mir etwas unschlüssig war.

Die gibt es also gleich zu lesen ...
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The Brain
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Beitrag16.11.2011 21:26

von The Brain
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Abschied  


Die Jahre haben Zeit und Kraft mit sich genommen. Ein paar verirrte, dem nahenden Winter trotzende Sonnenstrahlen drängen sich durch beinahe schon kahle Äste, welkes Laub bricht unter jedem Schritt.
Dein Atem geht schwer. Müde und mit schleppendem Gang folgst du mir. Ich kann sie ahnen, die Mühen, die dir jede Minute abverlangt. Ich streiche über dein mattes Fell, werde gefangen von deinem glanzlosen Blick. Es scheint, wir wissen es beide.
Oft sind wir diesen Weg gegangen. Die Jahreszeiten zogen dahin, das Wunder der Erneuerung in sanftem Frühlingswind und das langsame Sterben an kälter werdenden Tagen.

Die Erinnerung gaukelt uns vor, es sei gerade erst gewesen. Das kleine braune Wollknäuel, das mit tapsigen Schritten die Welt erobert. Winzig klein hast du in einem Körbchen geschlafen, in das du heute nicht einmal mehr deinen Kopf stecken könntest. So manche kleine Pfütze musste aufgewischt werden.  Entschädigt hast du mich mit deinem liebenswerten Wesen und diesem übermütigen Funkeln aus dunklen Augen. Wie habe ich dich verflucht, nachdem auch das letzte Paar Schuhe deiner Spielleidenschaft zum Opfer gefallen war. Später dann, als du zu einem stattlichen Hund herangewachsen warst, mich stets mit wedelndem Schwanz begrüßt hast, die Leine auffordernd vor meine Füße legtest, verbrachten wir Stunde um Stunde mit ausschweifenden Waldspaziergängen. Und wieder gelang es dir, mich der Verzweiflung nahe zu bringen, nachdem du herausgefunden hattest, wie man die Kühlschranktür öffnet. Wir teilten Tage der Zufriedenheit, ab und an ein wenig Kummer und - für mich nicht immer ganz freiwillig - so manche Gaumenfreude.

Dann kam der Moment, an dem ich die Veränderung spürte. Die Gewissheit warf ihre Schatten über die Hoffnung, überließ der Angst den Raum. Schmerz ertränkte den Verstand.
Wie lange noch? Ein paar Tage? Ein paar Wochen, vielleicht?
Wie wird es sein, ohne dich? Ich versuche die Sekunden in mein Gedächtnis zu brennen, weiß, dass das Leben mich mit sich reißen wird. Du wirst ein Teil des Vergangenen sein.

                                               ***

Ich ziehe meinen Mantel fester. Schneeflocken sinken lautlos zur Erde, bedecken die Reste zertretenen Laubs. Der Himmel ist klar und freudlos. Ich denke an dich, wieder einmal. Gehe unseren Weg, suche, lausche ins Nichts.
Es ist kalt geworden.
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Beitrag17.11.2011 02:25

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

mich berührt die erste Version wesentlich mehr als die zweite. Warum, kann ich dir nicht so genau sagen. Vermutlich drückt mir der zweite Absatz der neuen Version zu sehr auf die Tränendrüse. Die erste Version ist eine Momentaufnahme mit Symbolik ... wie trist man die Welt wahrnimmt, wenn die eigenen Gefühle es nicht anders zulassen. Die Rückblende in der zweiten Version verwässert mir das Ganze zu sehr.

Viele Grüße
Rufina
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