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Nemo Klammeraffe
Alter: 38 Beiträge: 963 Wohnort: Dresden
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30.10.2011 14:56
von Nemo
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Lieber Autor oder liebe Autorin,
der Text gefällt mir sehr gut, weil er eine erfrischende Konfliktlage skizziert und sprachlich sehr konsequent das Konzept umsetzt. Eine Feder ziehe ich ab, weil ich ebenso wie der Erzähler den Postkartentext sinnlos und unerklärlich finde. Leider gehört er mit zur einzuarbeitenden Vorgabe, wodurch diese nicht sehr gut eingearbeitet wirkt. Jeder kann die Vorgabe in einem "sinnlosen und unerklärlichen" Text einbinden. Ansonsten aber hat's mir gut gefallen.
Besten Gruß
Nemo
_________________ Kunst ist Leben. Also lebe! |
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Chouette Leseratte
Alter: 58 Beiträge: 178 Wohnort: alte Eiche im Klövensteen
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30.10.2011 16:33
von Chouette
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Liebe Autorin (oder lieber Autor),
eine seltsame Art, eine Geschichte einzuleiten, man weiß erst gar nicht, worauf das hinaus laufen soll. Eigentlich müsste so eine Aufzählung dröge sein, aber auf mich wirkte sie eher spannungssteigernd. Auch der Schluss war überraschend, beeindruckend, berührend, nur der Mittelteil stellte mich anfangs vor Verständnisprobleme: Wieso hatte sie zwei? Doch hättest du zur Beschreibung des Ortes einen bekannteren Begriff verwendet, wäre die „Pointe“ im letzten Absatz hin gewesen. Auch den „stillen Witz“ habe ich nicht verstanden. Ansonsten sprachlich und stilistisch hervorragend.
Deine Geschichte erhält von mir 8 Federn.
Herzliche Grüße,
Chouette
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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30.10.2011 16:45
von Nicki
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Hallo,
leider kann ich in diesem PoKaPro nicht mitbeurteilen, obwohl ich schon damit angefangen hatte.
Ein kurzfristig geplanter Englandurlaub, danach ein paar Tage meine Schwester zu Besuch (d. h. vier chaotische Menschen mit einem ebenso chaotischen Hund) haben meine Rezensionspläne über den Haufen geworfen.
Im Moment bin ich noch mit einer starken Erkältung geschlagen; ich bin froh, wenn ich diesen Text fehlerfrei ins Antwortkästchen kopieren kann.
Da für mich die Devise gilt: aus Gerechtigkeitsgründen alle oder keiner, habe ich auch keine Federn vergeben, obwohl einige Texte das durchaus verdient haben. Schade! Next Time!
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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30.10.2011 18:02
von seitenlinie
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Witzig-sein-wollen ist Herberts Credo. Und Postkarten sind natürlich die Herausforderung für ihn.
Das gefällt mir sehr gut, der Auftakt ist gelungen. Die Erzählperspektive wechselt, das passt zum Text, könnte
aber deutlicher und entschlossener sein. Wir sind z.B. grad bei Iris und dann kommt etwas, das nicht in die
Perspektive passt: »Kann dir nicht sagen, wie gut dir das steht«, hatte er gedacht und es dann auch wirklich nicht
gesagt. Ein Witz, nur für ihn allein.
Der Bogen spannt sich bis zum Schluss, es gibt einen Knall, bei dem sich Herberts spaßige Scheinwelt und
Wirklichkeit treffen. Die klare und bildliche Erzählweise zieht sich leider nicht durch den gesamten Text.
Das Abdriften in die auktoriale Perspektive wirkt ein wenig moralisierend.
(6 Federn)
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6476 Wohnort: München
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11.11.2011 16:45
von sleepless_lives
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Hier kommt erst einmal ein allgemeine Antwort und ein bisschen Hintergrund zur Geschichte. Auf die individuellen Kommentare gehe ich später noch ein. Ein Dankeschön an alle Rezensenten sei allerdings schon mal vorausgeschickt.
Eigentlich wollte ich nie etwas über 9/11 schreiben, weil ich finde, es hat schon alle Aufmerksamkeit der Welt und es sieht immer ein bisschen so aus, als ob Menschenleben ein unterschiedlichen Wert haben, je nachdem ob es Menschen in einer Industrienation sind oder, sagen wir, Menschen in Ruanda. Aber diese Geschichte hat mich dort hingeführt so recht ohne mein Dazutun.
Die Geschichte hat drei Abschnitte. Jeder Abschnitt beginnt mit dem Namen der Hauptperson in diesem Abschnitt. Herbert - Iris - Herbert: Herberts Leben dreht sich um Iris. Oder auch: davor - mit ihr - danach. Herberts Nachname "Empstaat" ist eine Anspielung an das Empire State Building, das höchste Gebäude in New York bis zum Bau des World Trade Centers und nach dessen Zerstörung wieder. Es symbolisiert irgendwie das Übrigbleiben und Zurückbleiben. Sein Vorname bezieht sich locker auf den amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover, der das Empire State Building eröffnet hat.
Iris kriegt keinen Nachnamen, weil Herbert sie nie ganz richtig als Person akzeptiert oder, eher noch, es nicht zulassen will. Sie heißt Iris, weil sie sein Augapfel ist. Doch er wagt nicht die Ernsthaftigkeit.
Der Held der Geschichte ist nicht gerade besonders sympathisch, sollte es nicht sein. Die Zahl der Postkarten und die Adressaten charakterisieren ihn. Auch die Tatsache der Auflistungen der genauen Anzahl selbst. Zwar ist die Erzählperspektive auktorial (das ließ sich einfach bei so wenigen Wörtern nicht verhindern), aber der Erzähler passt sich der jeweiligen Figur an, wird quasi osmotisch von Eigenschaften der Figur durchtränkt.
Der Text auf der Postkarte (»Schau nach vorne, Erleuchtung ahead«) ist nicht ganz so sinnlos und unerklärlich, wie es Herbert in dem Moment erscheint. Er schreibt eine Aufforderung an sich selbst, vom Schreiben aufzusehen, denn auf den Monitoren flackern schon die Bilder von 9/11, und die Erleuchtung wird seine eigene sein, natürlich nur im umgangssprachlichen Sinne von Erleuchtung als einer plötzlichen Erkenntnis (in etwa dem englischen epiphany vergleichbar).
Herbert ist zwanghaft lustig. All die Momente, in denen er gegenüber Iris ernsthaft hätte sein können, sind mit ihrem Tod verloren. Alles was er ihr vielleicht noch hätte sagen wollen, kann nicht mehr gesagt werden, egal es ob es ein einfaches Kompliment oder ein tiefe Gefühlsäußerung gewesen wäre. Als er es noch konnte, hat er stattdessen "witzige" Postkarten verschickt, "witzige" Dinge gesagt (oder sogar nur gedacht).
Das Leben personifiziert und allgemein (es hätte auch das Schicksal oder der Tod sein können, aber die haben diesen Zeigefinger auf Drama eingebaut) ist nicht freundlich, sondern sinnlos und grausam zumeist. Ein Spieler, blind gegenüber den einzelnen Menschen und alles andere als gerecht. Da ist kein Ausgleich, nur Terror. Was den Menschen bleibt ist das, was sie aneinander haben. Im besten Fall, im Fall der tief empfundenen Liebe, ist es untrennbar vom eigenen, diesmal individuellen, Leben. Der Verlust davon ist wie der Verlust des Lebens selbst.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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