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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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Gast
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19.10.2011 07:56
von Gast
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Hallo Inkognito,
das ist mir insgesamt zu umfamgreich und bei diesem Umfang dann zu träge und zu betulich: Das Lesen macht, zumindest mir, schlicht keinen Spaß. Bei manchen Zeilen weiß ich auch gar nicht, wie ich sie grammatikalisch lesen soll, Der Morgen gleiche Narrentrott beginnt wäre ein Beispiel: Ist wirklich "der den Morgen gleiche" gemeint? Und was meint das?
Vom Vers her würde ich mir mehr Zäsuren wünschen, damit die Zeilen Festigkeit und Abwechslung gewinnen, vom Inhalt her, dass er bestimmter, genauer wird; nicht alles nur so im Vorbeigehen streift.
Gruß,
Soleatus
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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20.10.2011 05:00
von Merlin*
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Hallo Soleatus,
ich hatte mir Gedanken gemacht über das Erwachen der Stadt am Morgen,
der Morgen gleiche schrieb ich, weil es mir der Rechtschreibprüfer so vorgegeben hatte, zuerst stand da der morgengleiche Narrentrott beginnt, also jeden Morgen das gleiche Schauspiel, so würde ich es jetzt auch wieder schreiben an dieser Stelle
schade, dass das Gedicht so schlecht rüberkommt, ich schrieb es sehr lyrisch und poetisch verknappt in der Sprache
Zitat: | Vom Vers her würde ich mir mehr Zäsuren wünschen |
kannst du mir bitte ein Beispiel geben?
Danke
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Gast
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20.10.2011 22:33
von Gast
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Hallo Inkognito,
ich kann mir gut vorstellen, dass das Streben nach dem "sehr lyrischen" deinem Text eher geschadet denn genutzt hat?
Bezüglich der Rechtsschreibung würde ich vorschlagen, du vertraust dir.
Zu den Zäsuren: Na ja, dieser Vers zum Beispiel:
Auf freien Plätzen warten wohlfeil Händler
Wenn man das "auf" mal, metrisch, als Auftakt nimmt, dann folgen danach fünf Wörter der Form "betont-unbetont".
(Auf) freien / Plätzen / warten / wohlfeil / Händler
Dadurch wird der Vers sehr eintönig und mechanisch, Und dann kommt eben verschlimmernd hinzu, dass auch keine Pause in Sinn oder Syntax diesen "Marschschritt" unterbricht: Die Eintönigkeit verstärkt sich, der Vers hat für den Leser / Sprecher keinen Reiz. Dieser Vers ist aus denselben Gründen nicht so angenehm zu lesen:
(Im) Abgas- / nebel / enger / Häuser- / schluchten
Oder dieser:
Die ersten Sonnenstrahlen spiegeln hell
Die meisten anderen Verse haben das Problem in abgeschwächter Form auch. Wenn du solche Verse mit den an den letztgenannten anschließenden vergleichst -
in den Fassaden, Lichtkaskaden züngeln,
ergießen über steilen Dächern ihren Glanz,
das Altstadtflair - Enklave der Moderne.
- da sind der erste und der dritte mit einer Zäsur deutlich gegliedert, die Worte sind metrisch unterschiedlich gestaltet. Solche Verse "leben". Der zweite ist wieder so ein marschierender "Soldatenvers" (und sechshebig?).
Hm, kannst du nachvollziehen, was ich meine?
(Eine sehr dankbare Zäsur in fünfhebigen Versen ist übrigens die nach der vierten Silbe, wie etwa beim alten Goethe:
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach.
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?)
Ups, jetzt schwadroniere ich schon wieder rum. Entschuldige.
Gruß,
Soleatus
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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20.10.2011 22:53
von Merlin*
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Hallo soleatus,
vielen Dank für deinen Kommentar, er ist mir eine wichtige und wertvolle Hilfe,
ich weiß was du meinst und woran das Gedicht krankt ...
ich glaube, ich werde mich mal an die Überarbeitung begeben,
ich hatte auf einen ausführlichen Kommentar wie den deinen gehofft, weil ich mir nicht sicher war, wie das Gedicht auf den Leser wirkt, es ist ein Versuch
Danke
bis bald
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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21.10.2011 12:04
von Merlin*
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StadtAnsicht
Die Stadt erwacht - und Schattengrau vergeht
im letzten schwachen Schein der Neonleuchten.
Ein Zimmer atmet Kaffeeduft. Vorbei -
schon tickt im Stundenglas das Arbeitsfieber.
Getrieben von der Dekadenz des Geldes,
beleben Straßen sich mit schnellem Schritt -
vereint im Dunst genervter Autoschlangen.
Ein Wochenmarkt eröffnet laut den Tag.
Die ersten Sonnenstrahlen spiegeln sich
in den Fassaden, Lichtkaskaden züngeln,
ergießen über steilen Dächern ihren Glanz,
das Altstadtflair - Enklave der Moderne.
Enthemmter Kaufrausch explodiert derweil
in überschallten Neuzeit Kathedralen.
Die Innenstadt verströmt sich langsam leer -
Cafés erbitten bunt noch Bleibelaune.
Gesichter tragen an den letzten Träumen.
Die monotone Hast eilt rasch vorbei.
Ein Lachen schallt verloren von den Wänden.
Und Einsamkeit steht planlos vor dem Haus -
Der Alltag hat den Morgen längst verdrängt,
die Penner sammeln sich an Stadtparkbänken.
Bepackte Frauen, Tauben, Mann mit Hund ...
der Rhythmus einer Stadt bestimmt sich selbst.
ich hoffe mal, ich konnte mich verbessern
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Gast
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22.10.2011 06:15
von Gast
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Hallo Inkognito,
also mir scheint es schon "runder". Wobei ja immer die Frage ist, ob man Dinge im schon geschriebenen Gedicht umzusetzen versucht oder im neuen Gedicht von Anfang an bedenkt?
Wenn ich darf, würde ich neben dem Versbau auch gerne kurz den Satzbau ansprechen - auch da ist dein Gedicht ein wenig eintönig, was daran liegt, dass du sehr oft Subjekt - Prädikat stellst, manchmal viermal pro Strophe:
Gesichter tragen an den letzten Träumen.
Die monotone Hast eilt rasch vorbei.
Ein Lachen schallt verloren von den Wänden.
Und Einsamkeit steht planlos vor dem Haus -
Das lässt sich oft schon durch einfache Umstellungen ändern, man könnte etwa durch Umstellen der letzten Zeile einen großen Bogen machen aus der dritten und vierten Zeile, mit "Lachen" am Anfang und "Einsamkeit" am Ende, der dann durch den Gedankenstrich in die nächste Strophe schwingt:
Ein Lachen schallt verloren von den Wänden,
und vor dem Haus steht planlos Einsamkeit -
Aber da kann man bestimmt auch ganz anders stellen. Nur etwas mehr Abwechslung wäre auch hier, finde ich, schön.
Gruß,
Soleatus
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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22.10.2011 22:12
von Merlin*
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Lieber Soleatus,
ich danke Dir für Deine erneute Rückmeldung,
Dank Deiner letzten Kritik hatte ich ja einige Stellen in meinem Gedicht rigoros umgewandelt und ich finde, es hat meinem Gedicht nur gut getan,
klar, durch ein alternierend strenges Versschema bleibt nicht viel Möglichkeit der freien Entfaltung, ich kann auflockern durch unterschiedliche Wortlängen oder Zeilenumbrüche einstreuen, die auch sitzen müssen, sonst wirkt es zu sehr gezwungen.
Bei der von Dir angesprochenen Strophe hatte ich bewusst diesen eintönigen Gleichklang belassen, weil ich den Text als Aufzählung verstanden wissen wollte.
In dieser Strophe klang mir der letzte Vers immer ein wenig hölzern, hatte aber keine Idee, wie ich das ändern könnte.
Du hast mir mit Deinem Vorschlag ein Geschenk beschert, welches ich dankend annehme. Die Wortmelodie ist jetzt so, wie ich sie mir vorstelle - perfekt
Mir scheint, Du bist kein Freund der strengen Metrik, trotzdem Danke, dass du Dich mit meiner Reimerei befasst hast.
Ich war mir überhaupt nicht sicher, wie mein Gedicht auf den Leser wirkt,
deswegen hatte ich mich mal vorsorglich hinter der Maske versteckt,
ich glaube, das kann ich jetzt aufgeben
Also, liebe Grüße und nochmals danke
Merlin
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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22.10.2011 22:17
von Merlin*
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StadtAnsicht
Die Stadt erwacht - und Schattengrau vergeht
im letzten schwachen Schein der Neonleuchten.
Ein Zimmer atmet Kaffeeduft. Vorbei -
schon tickt im Stundenglas das Arbeitsfieber.
Getrieben von der Dekadenz des Geldes,
beleben Straßen sich mit schnellem Schritt -
umhüllt vom trüben Dunst der Autoschlangen.
Ein Wochenmarkt eröffnet laut den Tag.
Die ersten Sonnenstrahlen spiegeln sich
in den Fassaden, Lichtkaskaden züngeln,
ergießen über steilen Dächern ihren Glanz,
das Altstadtflair - Enklave der Moderne.
Enthemmter Kaufrausch explodiert derweil
in überschallten Neuzeit Kathedralen.
Die Innenstadt verströmt sich langsam leer -
Cafés erbitten bunt noch Bleibelaune.
Gesichter tragen an den letzten Träumen.
Die monotone Hast eilt rasch vorbei.
Ein Lachen schallt verloren von den Wänden.
Und vor dem Haus steht planlos Einsamkeit -
Der Alltag hat den Morgen längst verdrängt,
die Penner sammeln sich an Stadtparkbänken.
Bepackte Frauen, Tauben, Mann mit Hund ...
der Rhythmus einer Stadt bestimmt sich selbst.
_________________ „Der kommt oft am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,“ Oliver Cromwell |
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