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Gast







Beitrag20.06.2011 16:14

von Gast
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Hallo Markus,

MT hat Folgendes geschrieben:
Paloma hat Folgendes geschrieben:
seufz *schön love
Ich steh zwar nicht auf Liebesgeschichten - aber bis jetzt gefällt es mir.

 Shocked Eine Liebesgeschichte? Die müssen ja irgendwie immer ein Happy end haben, oder nicht? Und ich fürchte, da werde ich möglicherweise nicht hinkommen. Möglicherweise.

Schön, wenn´s Dir gefällt.


Ich habe mich einfach falsch ausgedrückt. Ich fand die Szene schön. Dass es am Ende dramatisch wird, damit rechne ich ja von Beginn an.

Liebe Grüße
Monika
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Mardii
Stiefmütterle

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Beitrag20.06.2011 21:13

von Mardii
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Hallo Markus,

bin jetzt mal dazu gekommen deinen Text vollständig zu lesen. Mir geht es wie den anderen Lesern, das Unspektakuläre der Begebenheiten und das gleichzeitig Bedeutsame gefallen mir gut. Dass für dich selber das Ende noch offen ist, kann ich verstehen. Es passiert einiges, das anscheinend beiläufig wirkt, wie die Begegnung mit der Nachbarin, das Haare schneiden, man bekommt den Eindruck, alles kann Einfluss auf den Ausgang haben. Von meinem Gefühl her kann es zu einer Aussprache kommen, die aber keine Klärung bringt. Es ist alles möglich.

Grüße von Mardii


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Ridickully
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MT
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Beitrag20.06.2011 21:41

von MT
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Mardii hat Folgendes geschrieben:
Hallo Markus,

bin jetzt mal dazu gekommen deinen Text vollständig zu lesen. Mir geht es wie den anderen Lesern, das Unspektakuläre der Begebenheiten und das gleichzeitig Bedeutsame gefallen mir gut. Dass für dich selber das Ende noch offen ist, kann ich verstehen. Es passiert einiges, das anscheinend beiläufig wirkt, wie die Begegnung mit der Nachbarin, das Haare schneiden, man bekommt den Eindruck, alles kann Einfluss auf den Ausgang haben. Von meinem Gefühl her kann es zu einer Aussprache kommen, die aber keine Klärung bringt. Es ist alles möglich.

Grüße von Mardii

Hi Mardii,

klasse, dass Du aufgesprungen bist.

Eine Aussprache, die keine Klärung bringt... Das, was mir momentan vorschwebt, geht möglicherweise in diese Richtung. Ich weiß es wirklich noch nicht.

Danke Dir!

LGMT


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Siegfried Lenz
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MT
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Beitrag20.06.2011 21:41

von MT
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(...)

Hätte Lust auf Hummer und Wein. Heute? 20.00 Uhr? Im ‚Carl´s’ am Hafen?
Und wartete. Sie schickte die Nachricht nicht ab, sah immer wieder auf die Wörter, die Buchstaben, die ihr entgegen zu kommen schienen.
Nein, dachte sie, so einfach nicht, so einfach können wir nicht weiter machen. Ein für allemal, wir müssen etwas ändern, wir können nicht zur Tagesordnung zurückkehren und weiterfunktionieren. Wir vereinsamen, jeder für sich. Das ist nicht, was Du wolltest, nicht, was ich wollte. Leben, hieß unser Motto. Gemeinsam. Nicht nur zu zweit. Wir bauen Glastürme um uns herum, wir sehen einander, lachen, können Worte verstehen. Und doch erreichen wir uns nicht, spüren uns nicht. Verdammt, wie sehr mir das fehlt.   
Karin stand auf. Die Nachricht speicherte sie, das Handy steckte sie in die Handtasche, und dann verließ sie das Haus. Der Koffer blieb im Flur. Sie hatte ihn noch immer nicht ausgepackt.

6.
Er hatte die Treppe genommen, nicht den Fahrstuhl, wie die meisten Touristen, die auf die Aussichtsplattform des Michels wollten. Vierhundertsechsundfünfzig Stufen, Michael keuchte, der Schweiß rann ihm von der Stirn, das Hemd klebte im Rücken. Er stand an der Balustrade und sah hinab, sah zweiundachtzig Meter in die Tiefe und der Wind zerrte an Haaren und Kleidung, er dröhnte in den Ohren, die Stimmen der anderen Besucher waren nur verzerrt zu hören, wie aus einem rauschenden Radio. Immer wieder zogen weiße Wolkentürme vorüber, schoben sich vor die Sonne, so dass sich der Himmel für einen Moment verdunkelte, um danach wieder warm zu strahlen.
Wie klein alles von hier ober schien, klein und fremd. Die Schiffe, die auf glitzernder Elbe standen, die Dächer der Häuser, rot leuchtend oder grau und eingefallen, die Baustelle der Elbphilharmonie mit ihren Kränen und halbfertigen Wänden. Alles so bekannt, so vertraut und doch, jetzt hier oben, so weit weg, abstrakt wie eine Vektorzeichnung, ein zweitausender Puzzle für Fortgeschrittene.
Die meisten Leute um ihn herum fotografierten, versuchten offenbar, die Weite, die man hier oben spürte, festzuhalten für schlechte Stunden. Manche rauchten, der Qualm zog durch die keifenden Böen schnell ab, er stört Michael nicht, im Gegenteil: Drang er zu ihm, nahm er einen tiefen Stoß und lächelte dabei.
Er warf eine Münze in das Fernrohr und sah hindurch, holte die Ferne nah an sich heran oder anders: Er flog davon. Er gesellte sich zu den Arbeitern im Hafen, teilte das Brot mit ihnen und das Bier. Er nahm Platz auf einem der Stühle im Portugieserviertel und bestellte in Gedanken Tapas und Wein. Und er saß auf einem der Spielplätze und schaute den Müttern zu, die ihren Kindern Anschwung beim Schaukeln gaben. Den Kiosk, an dem er noch vor wenigen Stunden die aufgebrachte Frau zu beruhigen versuchte, entdeckte er bei seinen Erkundungen, ebenso den alten Elbtunnel und die Hallen des Hamburger Fischmarkts. Je länger Michael flog, desto mehr ergriff ihn das Gefühl, längst Bekanntes neu zu entdecken, den Dingen eine neue Bedeutung beizumessen oder eine neue Aussage. Er spürte, wie plötzlich sein Herzschlag schneller wurde, wie sich Schweiß an den Händen bildete, er atmete schon wieder schneller, und als er abermals zur Alster schwang, um auch sie noch einmal neu zu sehen, wurde die Linse dunkel, die Zeit seiner Münze war um.
Noch immer kurzatmig, mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Gänsehaut im Nacken, fasste er einen Entschluss.

(...)

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Siegfried Lenz
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Gast







Beitrag21.06.2011 09:32

von Gast
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MT hat Folgendes geschrieben:
Noch immer kurzatmig, mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Gänsehaut im Nacken, fasste er einen Entschluss.



Auf den ich sehr gespannt bin. Da haben wir ja schon die Wendung.

Liebe Grüße
Monika
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Mardii
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Beitrag21.06.2011 21:47

von Mardii
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Hallo Markus,

habe den Text noch einmal von „unten nach oben“  gelesen und vom Anfang einmal überflogen. Die Kommis habe ich jetzt nicht im Einzelnen gelesen. Ein paar räumliche Details sind mir noch aufgefallen. Michaels Arbeitsplatz ziemlich nahe seiner Wohnung. Das typische Rollenmuster von Mann und Frau. (Nichts Negatives) Ja, ich habe das Gefühl, es strebt auseinander. Aber mach mal, bin interessiert an dem Fortgang. Inzwischen schaue ich mir mal die Kommentare an.

Grüße von Mardii


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MT
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Beitrag21.06.2011 22:38

von MT
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Und weiter geht´s...


Als er aus dem Blumenladen in der Nähe des Altonaer Bahnhofs trat, war der Himmel bedeckt, typisches Aprilwetter. Er ließ die Rosen in Papier einschlagen, drei weiße Rosen mit Schleierkraut und Farn, dazu eine Karte, die ein altes Holzhaus zeigte, das verlassen an irgendeinem Meeresstrand seine Besucher mit offenen Türen und Fenstern empfing. Michael war diese Karte sofort ins Auge gesprungen, sie hob sich von allen anderen ab; vielleicht lag es an der Ruhe, die sie ausstrahlte, an der Friedfertigkeit.
Anschließend besorgte er noch, was er besorgen wollte. Er freute sich dabei, war aufgeregt, wie ein Schuljunge. Doch dann fragte er sich, was Karin wohl davon halten würde.

Als er ins Auto stieg, war es bereits nach sechs. Bis nach Hause würde er etwa dreißig Minuten benötigen. Er startete den Motor, bog vom Parkplatz in den fließenden Verkehr ein und ließ den Wagen laufen. Michael legte den Kopf zurück.
Und wusste nicht, ob er sich ein Lächeln trauen sollte.
In der Straße vorm Haus fand er keinen Parkplatz, Michael fuhr ein paar Mal um den Block. Die Scheibenwischer rutschten über die Windschutzscheibe, sie hatten Mühe, die Sicht freizuhalten vom strömenden Regen, der vor wenigen Minuten losgebrochen war.
Michael parkte in einem Stichweg, es war die Feuerwehrzufahrt zum Schulgebäude. Sie würde heute nicht mehr benötigt und außerdem würde der Wagen dort nicht lange stehen.
Leise öffnete er die Haustür. Der Wellensittich quäkte, ein Koffer stand im Flur. Michael schaltete das Licht an.
„Karin?“
In Haus blieb es still. Michael sah in der Küche nach, im Esszimmer, rief nochmals den Namen seiner Frau, lauter diesmal, in den oberen Stock. Doch noch immer folgte keine Reaktion.
Der Koffer! Sofort fiel ihm der Koffer im Flur wieder ein.
Schnell ging Michael ins Bad, versorgte die Blumen mit einem Eimer Wasser, rieb sich flüchtig mit einem Handtuch über den nassen Kopf und sprang in den Flur zurück.
Sein Atem ging schnell, seine Gedanken überschlugen sich. Karin war fort. Doch war es wirklich endgültig? Nein, das war unmöglich, sie hatte ihre Sachen hier gelassen, das Haus roch wie immer, es roch nicht nach Verlassensein, es  sah aus wie immer, und hatte ihn empfangen wie immer. Nur dunkler und stiller war es, und das war neu.
Der Streit von heute früh, Karins Sturz an die Schranktür, der Aufschrei vor Schmerz. Alles blitzte in Michaels Kopf auf, hielt sich einen Moment, um schon von anderen Bildern abgelöst zu werden. Er dachte an seinen Zorn, seine unberechtigte Wut, die er verspürt hatte bei ihrem Streit, bei dieser unnützen Auseinandersetzung, die kaum nach dem Aufstehen über sie beide gekommen war, wie eine Gewitterfront auf hoher See, nichts ahnend, unberechenbar. Es waren Nichtigkeiten, darüber stritten sie immer. Nein, es ging nicht um die essentiellen Fragen des Miteinanders, es ging nicht um Gefühle, die es vielleicht nicht mehr gab. Es gab sie, die ganzen Jahre über waren sie da geblieben. Bei ihm jedenfalls, und er redete sich ein, bei Karin wäre es ebenso. Nur wurden sie mehr und mehr verschüttet, zugedeckt von den Widrigkeiten des Alltags. Die offene Tube Zahncreme am Waschbecken, die eingetrocknete Müslischale in der Spüle, die schmutzigen Socken im Schlafzimmer. Das alles waren Momentaufnahmen, die imstande waren, das Bild von Gleichmut, von fehlendem Respekt zu entwerfen. Und sie beide, Karin und auch Michael - das wurde ihm in diesem Moment vor dem wartenden Koffer deutlich -, hatten die Fähigkeit zum Unbekümmertsein verloren, zur genussvollen Flüchtigkeit, die das Leben lebenswert macht.  
Langsam berührte Michael mit einer Hand den Koffer, er streichelte ihn fast, er schluckte trocken dabei. Er sah den Flur hinunter zum Bad, dessen Tür offen stand, sah den in Papier eingeschlagenen Strauß Rosen und dachte an das Geschenk, das er für Karin besorgt hatte.
Dann ging er in die Küche, zog die Schublade des mittleren Schanks auf und nahm die Schachtel Zigaretten heraus, Karins Reserve. Er zündete sich eine Zigarette an, zog den Rauch ein. Die erste Zigarette nach über drei Jahren.
Ihm rannen Tränen über die Wangen, und Michael wusste nicht, ob es Tränen der Freude oder Tränen der Trauer waren.

7.

(…)

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MT
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Beitrag22.06.2011 14:26

von MT
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Für alle, die nun auch noch den Schluss mögen:


7.
Das Carl´s hatte sich nicht verändert. Sie waren ewig nicht hier gewesen, doch die Holztische standen noch immer in den Nischen vor den Bullaugen-Fenstern, eingezäunt vom offenen Fachwerk. Die alten Dielen auf dem Boden knarrten so wie damals und noch immer roch der ganze Laden mit seinen Fangnetzen und Seemannsbildern an den Wänden und den Schiffslaternen unter der Decke nach Fisch und Bier.
Karin setzte sich auf eine der Eckbänke und bestellte einen halben Liter Astra. Nur vorne am Tresen saßen ein paar Gestalten auf ihren Hockern, ein Spielautomat piepte.
Karin ließ sich die Speisekarte geben, obwohl ihr nicht nach essen zumute war. In ihrem Magen rumorte es, und im Grunde wusste sie nicht, was sie hier sollte.
Als das Bier kam, nahm sie es sogleich in die Hand und trank. Dann stellte sie es ab, und sah den Kondensperlen nach, die am Glas herunter liefen.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, sagte sie leise vor sich hin.
Es war genau der Tisch. Genau hier hatten sie und Michael damals oft gesessen. Er war Student, sie verdiente ihr erstes Geld in der Uhrenabteilung eines Kaufhauses. Das Geld reichte nie. Michael verdiente mit Gelegenheitsjobs dazu, schrieb kleine Artikel für eine Zeitung und fuhr hin und wieder Taxi. Eines Abends, Karin schlief schon fast, hatte er mit seinem Taxi vor dem Wohnblock in Klein Flottbeck gestanden, hatte gehupt, und als sie das Fenster geöffnet hatte, hatte er gerufen, ich liebe Dich, und sie auf eine Fahrt durch die Nacht mitgenommen. Auf dem Beifahrersitz hatten sie sich geliebt und waren anschließend hierher, ins ‚Carl´s’, gegangen und draußen wurde es schon wieder hell über der Elbe.
Karin rieb sich den Ellenbogen. Der Schmerz hatte über den Tag nachgelassen, doch jetzt kehrte er allmählich zurück. Morgen würde sie noch einmal Salbe auftragen und den Verband anlegen.
Sie sah hinaus, es dämmerte bereits. Das kleine Bullauge ließ nur einen kleinen Ausschnitt der Hafenanlagen zu. Einen Teil der Fischhallen konnte sie erkennen, die Pontons für die Fischkutter und gegenüber Bloom und Voss. Es regnete.
Karin zog das Bronzemedaillon aus der Hosentasche und legte es vor sich auf den Tisch. Mit dem Zeigefinger zog sie die Konturen nach. Zwei springende Delfine. Fast schien es, die Tiere lachten einander zu.
Nebensächlichkeiten, dachte sie, es waren immer die scheinbar unbedeutenden Taten oder Worte, die die Überhand gewannen. Davon durfte man sich doch nicht so sehr auffressen lassen. Warum nur war es so einfach, sich der eigenen Gereiztheit hinzugeben, während man dem anderen Unrecht tat. Und wenn man doch im Grunde um diese Ungerechtigkeit wusste, warum war man nicht in der Lage einzulenken? War es falscher Stolz? War es vielleicht die Angst, beim emotionalen Kräftemessen zweiter Sieger zu sein?
Karin schüttelte den Kopf, sie rieb sich die Augen. Sie steckte das Medaillon zurück in ihre Hosentasche. Dann nahm sie einen Schluck Bier und dann ging die Tür auf.
Michael. Er war nass bis auf die Knochen, er hatte Blumen in der Hand, nur noch wenige Blütenblätter hingen an den Köpfen.
Karin sprang auf, sie stand vor ihm, ihr Herz raste in der Brust. Er lächelte zaghaft, sah ihr in die Augen, sein Blick schnürte ihr die Kehle zu, ihr Kinn zitterte.
„Kurze Haare stehen Dir“, sagte er. Und danach: „Alles Gute zum Geburtstag.“
Er hielt ihr die Blumen hin, und beide mussten sie schmunzeln.
„Schöner Strauß“, sagte sie, worauf beide loslachten und Michael seine Frau umarmte.
„Komm“, sagte sie. „Werd´ erstmal trocken.“
Michael nickte. Sie setzten sich nebeneinander an den Tisch. Er bestellte für sich Bier. Dann legte er das, was der Regen vom Blumenstrauß übrig gelassen hatte, auf die Bank gegenüber, zog die durchnässte Jacke aus und nahm Karins Hand in seine. Er drehte sich zu ihr, ihre Arme, ihre Oberschenkel berührten sich. Karin spürte den festen Druck seiner Hand.
„Sonne, ich…“, er unterbrach.
Das Bier kam. Karin erhob ihr Glas.
„Schön“, sagte sie. „Schön, dass Du da bist.“
„Hmhm“, machte er.
Beide tranken. Danach sah Michael in sein Glas, er schien angespannt, schien nach einer Formulierung zu suchen, nach einer Eröffnung und nach einer Weile sagte er:
„Manchmal weiß ich nicht, was mit mir los ist.“
Karin nickte. „Kenn´ ich von mir selbst“, sagte sie.
Wieder sahen sie sich in die Augen. Dann küssten sie sich.

Michael rief den Kneiper an den Tisch, einen Kerl mit Bierbauch und schwarzer Weste. Seine Unterarme waren tätowiert, seine Ohren voller Ringe. Die grauen Haare hatte er zu einem Zopf gebunden.
„Gibt es noch Hummer mit Knoblauchsoße?“, fragte Michael.
„Wat?“, machte der Kneiper.
„Hummer! Mit Knoblauchsoße!“, wiederholte Michael.
„Und Schampus dazu, oder was?“
„Also nicht?“
„Guck Dich ma um, Meister. Sieht so ´nen Hummerladen aus?
„Es gab hier mal welchen“, sagte Karin. „Sehr guten sogar.“
„War vor meiner Zeit, Süße. Wollt ihr jetzt was essen oder wat?“
Karin und Michael sahen sich an. Fast gleichzeitig schüttelten sie den Kopf und sagten: „Nein, danke.“
Darauf trottete der Tätowierte wieder ab und steckte sich hinter der Theke eine Zigarette an. Die drei Gestalten auf den Barhockern drehten sich kurz zu Karin und Michael, dann wandten sie sich wieder ihren Biergläsern zu.
„Hab sowieso keinen Hunger“, sagte Karin, und Michael nickte.
„Und der Ellenbogen? Hast Du noch Schmerzen?“
„Geht schon wieder“, sagte sie.
Vorne am Tresen knallten die Typen ihre Schnapsgläser aufs Holz. Karin erschrak, ihr Körper zuckte kurz auf.
„Ich hab´ Dir was mitgebracht“, sagte Michael.
Er griff zu seiner Jacke rüber und zog ein blaues Kuvert aus der Innentasche, das er ihr übergab. Karin lächelte. Alles schien plötzlich wieder so vertraut. Der Mann an ihrer Seite, die Kneipe hier mit all dem Seemannsgarn, das über die Jahrzehnte hinweg gesponnen worden war, und jetzt den Hauch des Beständigen atmete, auch wenn es keinen Hummer mehr gab. Karin bekam eine Gänsehaut, der Moment sollte nie enden. Sie war hier, hier mit ihm, saß an der Stelle, an der alles begonnen hatte. Damals. Vor vielen Jahren. Erneut küsste sie ihren Mann.
Dann öffnete sie den Umschlag. Las. Und presste ihre Hand vor den Mund. Die Tränen kamen ganz einfach, sie hatte ihnen nichts entgegenzubringen, ließ sie laufen und schloss die Augen. Sie spürte Michaels Arm auf ihren Schultern. Sie beute sich vor, verkroch sich in seinem Oberkörper. Er küsste ihr Haar.
Rügen. Zwei Wochen. Schon bald.
„Pack Deinen Koffer wieder aus“, sagte er leise. „Bitte.“
Karin richtete sich auf. Aus ihrer Handtasche kramte sie ein Taschentuch und schnäuzte sich, rieb auch ihre Wangen trocken so gut es ging.
„Wir dürfen uns nicht gehen lassen“, sagte sie.
Michael nickte. Und dann küsste er ihre Stirn.

Als sie in die Straße zu ihrem Haus einbogen, musste Michael abrupt bremsen. Der Notarztwagen stand quer auf der Fahrbahn, mit dem Heck zum Eingang der Krugs. Es war eigenartig still, man konnte niemanden sehen. Das Blaulicht drehte stumm, der Vorgarten der Krugs mit den vier Stufen zur Haustür war hell ausgestrahlt von den Lichtern des Notarztwagens.
„Was ist denn hier los?“, fragte Michael und schon hatte Karin ihre Tür geöffnet und rannte zum Krankenwagen. Die Ladefläche war verlassen, aber aus dem Haus hörte Karin Stimmen. Sie überlegte: Reingehen oder nicht, doch im selben Moment kamen zwei Sanitäter aus dem Flur, zwischen ihnen eine Trage, daneben offenbar der Notarzt. Auf der Trage lag Herr Krug, er hatte die Augen geschlossen. Die Sanitäter schoben die Trage in den Krankenwagen und gingen hinterher, ebenso der dritte Mann. Langsam bewegten sie sich dabei, ohne erkennbare Eile.
Aus dem Haus kam ein Mann gelaufen, Karin erkannte ihn gleich, es war Thomas, der Sohn der Krugs. Er hatte kleine, dicke, rote Augen.
„Was ist passiert?“, fragte Karin.
Darauf begann Thomas zu weinen, er hielt sich die Hände vors Gesicht, sein ganzer Oberkörper schien zu verkrampfen.  
„Herzinfarkt“, sagte er mit brüchiger Stimme. „Er ist tot.“ Dann stieg er in den Krankenwagen.
Karin erstarrte. Es kam ihr vor, als hielte die Welt in diesem Augenblick den Atem an. Das Blaulicht drehte plötzlich wie in Zeitlupe, Karin rang nach Luft. Um sich herum nahm sie keine Geräusche mehr war, irgendjemand hatte den Ton abgeschaltet. Ihre Arme wurden schwerer und schwerer, ihre Knie ganz weich. Ein Schwindel überkam sie, Karin hielt sich am Treppengeländer fest.
Die Türen des Krankenwagens wurden geschlossen, dann fuhr er ab. Die Haustür stand noch immer offen, im Flur brannte schummriges Licht.
Karin nahm die erste Stufe, doch sie konnte nicht weiter. Als würde sie festgehalten und zu Boden gedrückt, sackte sie nach unten und setzte sich auf die Treppe.
Langsam nur, ganz vorsichtig, griff sie in ihre Hosentasche. Sie zog das Medaillon hervor und starrte es an. Noch immer schienen die zwei Delfine zu lächeln, sie sprangen vergnügt durch die Luft.
Noch einmal sah Karin in den matt beleuchteten Flur hinauf, als plötzlich Michael neben ihr stand und ihr einen Arm auf die Schulter legte.
„Was ist passiert?“, fragte er und sie antwortete:
„Ich weiß es nicht“, das Medaillon in der Hand.

Ende

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Siegfried Lenz
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The Brain
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Beitrag22.06.2011 18:39

von The Brain
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Hab' ich's doch geahnt ... Happy End! Aber ein Schlüssiges, mit einem Schuss Tragik.

Die Zahnpastatube hätte ich draußen gelassen, das ist ja nun wirklich das Klischee aller Klischees. Ansonsten sehr gut geworden! Detailkritik später!

Liebe Grüße

Brain


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Dinge wahrzunehmen,
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(Laotse)

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Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

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Alle Bücher dieser Welt
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Doch sie weisen dich geheim
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(Hermann Hesse)
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Gast







Beitrag23.06.2011 06:00

von Gast
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Guten Morgen Markus,

nicht böse sein, aber offengestanden bin ich enttäuscht. Kein Drama, keine Novelle, die ich übrigens auch nicht über „neu“ definiere, aber auch nicht unbedingt an ihrer Länge, sondern eher an Dingen wie Merkwürdigkeiten etc. festmache.
Deine Geschichte beginnt idyllisch, so beginnen auch gerne Horrorgeschichte und nehmen dann um so mehr Fahrt auf. Als Leser erfahre ich ein bisschen über Karin und ihre Ehe, und dass es am Morgen wohl zu einen handfestem Streit kam. Dann erscheint Frau Krug, altersweise und übergibt die Münze (die eigentlich ein Medaillon ist), deren Bedeutung offenbleibt. Das war es dann mit Frau Krug, denn obwohl ihr Besuch angekündigt wird, lesen wir nicht wieder von ihr.
Wir schauen ein wenig in die Seele von Michael und er wirkt sympathisch. Die Versöhnung scheint vorhersehbar als Karin die SMS schreiben will! Ab hier habe ich die dramatische Wendung erwartet. Als Michael mit der Gänsehaut im Nacken einen Entschluss packt, wird’s spannend ...

Nun sehe ich ein Happyend und einen toten Nachbarn, den ich nicht kenne. Das berührt mich etwa so, wie eine Nachricht in der Tageszeit. Warum Karin dermaßen zusammenbricht, wird mir auch nicht klar. In welcher Beziehung stand sie zu Herrn Krug?

Nichts für ungut, ist ja nur meine persönliche Meinung. Sicherlich finden eine Menge Leute das Ende gelungen.

Liebe Grüße
Monika
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MT
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Beitrag23.06.2011 08:40

von MT
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Moin Brain,
Moin Monika,

ihr seht ein Happyend? Shocked Oh, das tue ich ganz und gar nicht...

Moni, ich bin doch nicht böse! Keine Sorge. Schade, wenn´s Dir auf den letzen Metern nicht mehr so gefallen hat. Aber genau dieses Ende war plötzlich da, ich musste es runterschreiben.  Embarassed

Danke Euch beiden sehr, dass Ihr bis zum Schluss durchgehalten habt. Daumen hoch

LGMT


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Siegfried Lenz
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Biggi
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Beitrag23.06.2011 10:15

von Biggi
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Hi MT,

ich habe Deine Erzählung gestern schon zu Ende gelesen und sozusagen über Nacht nachwirken lassen.
Jetzt habe ich gerade wiederholt etwas von Happy end gehört und Deine in meinen Augen verständlich verständnislose Reaktion darauf. Da stehe ích also und kann nicht anders, als meinen Eindruck aufzuschreiben.

Das Ende dieser in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken anregenden Ehegeschichte könnte in meinen Augen nicht schlimmer sein, um nicht zu sagen, es ist für Deine Protagonistin das schlimmste vorstellbare.

Angenommen, sie wäre bis dahin nicht abergläubisch gewesen, spätestens jetzt ist sie's. Hättest Du diese Dramatik herausnehmen können? Hättest Du. Wenn Herr Krug noch nicht tot wäre, sein Leben noch am seidenen Faden hinge, könnte Karin der alten Frau ihren Talisman wiedergeben und hoffen. So aber lebt sie mit diesem Gefühl weiter, einen Glücksbringer angenommen zu haben. Auch Frau Krug, die ihn "vorzeitig" hergegeben hat, muss es.  Grausam.
Was mich allerdings für Karin freut: sie ist noch empathisch; andererseits: wer seine eigenen Probleme für wichtiger nähme als Krankheit/Tod eines Mitmenschen in nächster Nähe, für den wäre es sozial betrachtet ohnehin zu spät, aber das nur am Rande. (Was macht Michael doch gleich in der Situation?) oder anders:
Hätte sie diese Fähigkeit nicht mehr, wäre sie wie ihr Mann. Oder, entschuldige, er hat ihr ja nur schon mal die Haustür aufgesperrt, damit sie nachher schnell hineingehen und den Koffer auspacken kann. Nicht, dass sie ihm doch noch davonläuft, jetzt, wo sie gerade die wunderbare Vergangenheit herausbeschworen haben (die sich nicht mehr einstellen wollte, weil die Leute bei Carl's keinen Hummer mögen). Ich wette, auf Rügen ist in der Zwischenzeit auch viel Vertrautes anders geworden!

Was die Ehe der beiden angeht, wäre es möglich, dass sie wieder zueinander finden. Nichts ist unmöglich und man soll die Hoffnung nie aufgeben.
So wie sich das Ende liest, wird es entweder ein harter Weg (wahrscheinlich mehr für sie, weil sie es nun doch weiter mit Reden und ohne Taten versuchen will) oder sie machen weiter und stellen irgendwann fest, dass sie nicht mehr in die gleiche Richtung gehen. Vermutlich stellt sie es fest, weil er die Situation anders wahrnimmt bzw. in seinen Augen gerade noch so gerettet hat. (Ein Kind wird es wohl nicht mehr werden, wenn sie schon 43 ist.)

Ob sie angesichts ihrer (eher symbolisch schweren) Verletzung zu schnell nachgibt und sich in Nostalgie und "bitte, mach, dass alles wieder gut ist und so schön wird wie früher" flüchtet? Sie reagiert mütterlich auf ihn und seine Hilflosigkeit im Umgang mit ihr. Komm, Junge, werd erst mal trocken, nicht, dass du dich noch erkältest. Ich liebe dich doch so, wie du bist...  Ihr Mann ist ihr großes Baby, das sie doch hat, um glücklich zu sein. Seine Entschuldigung, was das morgendliche Vorkommnis angeht, klingt für mich nach: "Ich kann nichts dafür, sei mir nicht böse." Das sagen viele gewalttätige Menschen, die sich danach selbst nicht verstehen können.

Den guten Vorsatz für beide, sich nicht gehenzulassen, hat sie. Er reagiert darauf in meinen Augen nicht. Was bedeutet ein Nicken? Im Prinzip ja? In der Ausführung lassen's wir's mal so kommen, wie es kommt? Ein Kuss besänftigt sie doch, wie er deutlich sehen kann. Viel muss er wirklich nicht reden, um sie zu rühren.

Karin wird schummriges Licht auf Dauer nicht reichen... aber er kann noch eine Lampe reinschrauben, die nicht so viel Energie spart. Könnte, wenn er den Zusammenhang begreifen würde.
Das Bild, das Du mir von den beiden gemalt hast, sagt mir nicht, dass sie es schaffen. Michael ist ein oberflächlicher Mensch (auf jeden Fall oberflächlicher als sie), dem ein Fernrohr mit Zeitfenster genügt, Dinge klarer zu sehen. Wie Karin im Gespräch mit der alten Frau angedeutet hat.

Du siehst schon, nahezu jedes Detail ist für mich interpretierbar und das macht den Tiefgang dieser Geschichte aus. Es steht nicht explizit da, Du überlässt es jedem einzelnen, darüber nachzudenken oder darüber hinwegzugehen. Das unterscheidet die eine Art zu schreiben von der anderen.
Als Weibchen könnte ich mir vorstellen, hie und da etwas mehr ins Detail zu gehen bzw. Gedanken einzuflechten, aber das würde den Charakter der Geschichte verändern. Du gibst mir genügend Psyche an die Hand, alles andere wäre nicht Dein Stil zu erzählen. Du bringst die Dinge auf Deine Art an den Leser. Und das ist gut so.
Von ein paar Tippfehlern abgesehen, die Dir wahrscheinlich schon selbst aufgefallen sind, finde ich Idee und Umsetzung Deines Prosastücks recht gelungen.

LG
Biggi
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Ruth
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Wohnort: Monnem


Beitrag23.06.2011 12:33

von Ruth
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Hallo MT,

habe die anderen Kommentare jetzt extra nicht gelessen, weil ich schreiben wollte, wie ich es verstanden habe:
Das Medaillon ist wirklich ein Glücksbringer. Kaum hat Frau Krug es nicht mehr, stirbt ihr Mann. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass das jüngere Paar wieder glücklich werden muss. Wie auch immer das aussieht.
Schön!
(:
Gefällt mir, dass das Ende einerseits offen ist und andererseits alle Fragen beantwortet!

LG,
Ruth
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Mardii
Stiefmütterle

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Beitrag23.06.2011 21:38

von Mardii
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Hallo Markus,

das Ende fand ich im ersten Moment etwas enttäuschend, da ich ja den Eindruck hatte es liefe auf eine Trennung hinaus. Nachdem ich es eine Weile auf mich wirken ließ, merkte ich, dass es so doch  ganz gelungen ist. Den verschiedenen Hinweisen auf das Scheitern der Beziehung  stehen eben auch die Momente gegenüber, in denen Karin und Michaels Beziehung in einem hoffnungsvolleren Licht dasteht. Jedenfalls sehe ich kein eindeutiges Happy-End in dem Schluss. Die alte Frau hat mit dem Medaillon das Glück an die jüngere Generation übergeben und ich finde die Geschichte hat durch diesen Schluss durchaus Novellencharakter. Ein Glücksbringer kann für mich bezogen auf das Schicksal aber nicht ausschlaggebend sein. Er hat wohl in dem Moment die Eigenschaft, die Situation auf der einen Seite zum Guten zu wenden und auf der Seite des alten Paares zum Schlechten, aber ich sehe darin keine weiter tragende Schicksalsbedeutung. Die beiden werden ihr Glück erneut versuchen, aber der weitere Verlauf ist ungewiss.
Vielleicht kann man diese Medaillongeschichte ein bisschen altmodisch finden, aber ich glaube so denken, bzw. glauben heute noch viele Menschen. Es steckt eben eine gewisse Tragik darin. So gesehen kann ich dem durchaus etwas abgewinnen. Insgesamt eine sehr gut gelungene Geschichte.

Grüße von Mardii


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Ridickully
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Biggi
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Beitrag24.06.2011 12:36

von Biggi
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Mardii hat Folgendes geschrieben:
Die alte Frau hat mit dem Medaillon das Glück an die jüngere Generation übergeben
Hier treffen in den Figuren zwei eher einfach gestrickte Frauen aufeinander. Frau Krug, das personifizierte, traditionelle Rollenverständnis und Karin, die von der Uhren- zur Schmuckverkäuferin aufgestiegen ist.
Für Frau Krug ist es tragisch, für Karin könnte es ein Drama ohne Ende werden. Wenn nun die alte Dame ihr Eheglück weitergegeben hätte, wäre das für Karin nicht quasi eine Verpflichtung? Weitermachen, schließlich hat die alte Frau heute Vormittag ihr Glück für dich aufgegeben? Könnte Karin es als Weitergabe des persönlichen Glücks sehen (was ich angesichts des "Übergabegesprächs"-Tenors nicht vermute), dürfte sie, gesetzt den Fall, sie glaubt an die Wirkung des Medaillons, über eine Trennung nachdenken. (Natürlich nur, wenn sich das Verhältnis nicht dauerhaft zum "Besseren" verändert.)

Da sie sich im Lokal in Richtung Weitermachen entschieden hat und damit der Gedanke der Trennung erst einmal in die Ferne gerückt zu sein schien, kam ich darauf, dass sie vor der Haustür der Nachbarin zunächst mehr über Frau Krug als über sich selbst nachdenkt und dann das Gespräch vom Vormittag bzw. dessen Anlass plötzlich wieder präsent ist.
Alles von vorne, sie weiß es wieder nicht.

Es sei denn, ich hätte etwas falsch interpretiert.
MT, sag mal was...

LG
Biggi
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Mardii
Stiefmütterle

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Beitrag24.06.2011 22:13

von Mardii
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Ja, das Medaillon ist das Umspannende der Geschichte. Ich sehe darin nicht nur den Glücksbringer, sondern auch das Alles oder Nichts, die Chance, je nachdem welche Seite der Münze sich zeigt.
Dazwischen jedoch entwickeln sich die unterschiedlichen Perspektiven Karins und Michaels. Ihre Träume, Karins von Kindern, Michaels Traum von der Karriere als Wissenschaftler. In den Abschnitten dazwischen zeigt sich aber auch wie weit sie diese Wünsche im Bereich des Möglichen und der Illusion sehen. Im Verlauf dieses Tages geschieht ja nicht der alltägliche Ablauf. Die beiden weichen von ihren gewohnten Schema ab. Veränderungen und Nachdenklichkeit (Haare schneiden, der Ausflug auf den Aussichtsturm) kündigen an,dass etwas geschehen wird. Es ist kein normaler Tag und man könnte sagen, dass sich im Verlauf der verschiedenen Episoden in den beiden etwas vorbereitet und gewandelt hat. Deswegen sehe ich die Bedeutung des Medaillons eher auf den unmittelbaren Kontext bezogen.
Biggi hat Folgendes geschrieben:

Alles von vorne, sie weiß es wieder nicht.


Würde ich auch so sehen. Der Schluss legt Karins Ratlosigkeit nahe. Vielleicht war das für mich das Unbefriedigende.

MT hat Folgendes geschrieben:
„Was ist passiert?“, fragte er und sie antwortete:
„Ich weiß es nicht“, das Medaillon in der Hand.


Es war mein Wunsch als Leserin, Karin klüger werden zu sehen. Sie hat mit ihrem Haare abschneiden keine so große Grenze überschritten.

Grüße von Mardii


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Gast







Beitrag24.06.2011 22:40

von Gast
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Hallo Markus,

auch wenn du jetzt noch nicht bestätigt hast, dass dieses Medaillon der Kernpunkt sein soll, nehme ich mal, aufgrund der anderen Kommentare, an, dass es so ist.
Für mich war das keineswegs klar. Ich wäre nicht darauf gekommen, weil ich einerseits nicht an totbringende Glücksbringer glaube – die sind ungefähr so glaubwürdig wie die lengendären Kettenbriefe und anderseits würde ich sie nicht hier anordnen, sondern in die Fantasie oder Mystikecke schieben.
Aber o.k. davon ausgehend, dass es so ist, frage ich mich, warum Frau Krug, die ja offensichtlich sehr gut über die Bewandtnis des Medaillons Bescheid wusste, ihren Mann opfert? So groß kann das Glück dann nicht gewesen sein. Oder hat sie vermutet, dass sie selbst dann glauben muss – und somit ihren Mann alleine lässt?
Was wäre es für ein Leben, wenn man jeden Tag, jede Stunde auf ein Teil aufpassen muss, das bei Verlust das große Unheil bringt? So gut, wie mir die Geschichte gefallen hat, aber da wackelt es dann doch.


Liebe Grüße
Monika
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Mardii
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Beitrag24.06.2011 23:24

von Mardii
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Paloma hat Folgendes geschrieben:
auch wenn du jetzt noch nicht bestätigt hast, dass dieses Medaillon der Kernpunkt sein soll, nehme ich mal, aufgrund der anderen Kommentare, an, dass es so ist.


Ich sehe es nicht unbedingt als Kernpunkt, aber in der Art des Dingsymbols in der Novelle. Es hat wohl eine entscheidende Funktion, wie ich schrieb, an diesem Punkt, an dem die Erzählung endet.

Mich interessiert noch die Bedeutung des Titels. Der Verband steht wohl für die Verletzungen, die zugefügt wurden.

Wäre interessant noch andere Meinungen zu hören und die des Autors, natürlich.


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Beitrag25.06.2011 01:12

von Gast
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Mardii hat Folgendes geschrieben:

Ich sehe es nicht unbedingt als Kernpunkt, aber in der Art des Dingsymbols in der Novelle. Es hat wohl eine entscheidende Funktion, wie ich schrieb, an diesem Punkt, an dem die Erzählung endet.


Das ist schon klar, dass es als Dingsymbol gemeint war (wenn es so gemeint war). Ich versuche es mal andersrum, vielleicht kann ich mich dann verständlicher machen.

Für mich wäre logischer gewesen, wenn z. B.:
Michael morgens wirklich zugehauen hätte und Karin abends in der Kneipe, bei fehlendem Hummer, dennoch schwach geworden wäre. Sie gehen gemeinsam heim und er sieht das Medaillon. Fragt sie, wo es herkommt, und sie erzählt die Geschichte von Frau Krug. Er, ganz übler Kerl, lacht, nimmt ihr das Ding ab und steckt es in die Tasche. Geht in den Keller, um Wein zu holen, damit man die Versöhnung feiern kann, und bricht sich auf der Kellertreppe den Hals.  

Jetzt haben wir einen unschuldigen, unbekannten Nachbarn, der mit der Geschichte nichts zu tun hat.

Für mein Empfinden haben Novellen auch immer etwas von Schuld und Sühne. Sag mir ruhig, wenn ich mich irre, ich kann nur lernen.

Liebe Grüße
Monika
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Mardii
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Beitrag25.06.2011 15:12

von Mardii
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Hi Paloma,

im klassischen Sinne ist Der Verband mit Sicherheit keine Novelle. Dafür fehlt das wichtigste Kriterium „Eines“ unerhörten Ereignisses. (Etwa wenn Karin in die Schule gegangen wäre und ihren Mann und die Kinder als Geisel genommen hätte.) Ob dieses Kriterium für moderne Literatur herhalten kann ist eine andere Sache. Wenn der Autor von seiner Geschichte sagt, es ist eine, kann man darüber diskutieren.


Paloma hat Folgendes geschrieben:
Jetzt haben wir einen unschuldigen, unbekannten Nachbarn, der mit der Geschichte nichts zu tun hat.


Eben. Er hat keine Funktion für das Schicksal und die Ereignisse, außer dass er zufällig stirbt und  Karin dies mit der Münze in Verbindung bringt (ist auch nur Interpretation von mir!). Ein offener, deutbarer Schluss. Kann man sicher ganz anders sehen.

Grüße von Mardii


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Gast







Beitrag25.06.2011 18:59

von Gast
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Lieber Markus, ich hab lange gewartet, bis ich mich an eine „Kritik“ gewagt habe, du weißt ja, für wie schwer ich es halte, Leser mit ruhiger Kost bei der Stange zu halten, du schaffst es zwar irgendwie, aber ich bin trotzdem unzufrieden, diesmal, und ich glaube, es gibt hier noch Arbeit, bevor du eine Endfassung in Händen hältst …
Teil Sieben ist für mich zu langatmig … Ich fange mal so an:

MT hat Folgendes geschrieben:
Nebensächlichkeiten, dachte sie, es waren immer die scheinbar unbedeutenden Taten oder Worte, die die Überhand gewannen. Davon durfte man sich doch nicht so sehr auffressen lassen. Warum nur war es so einfach, sich der eigenen Gereiztheit hinzugeben, während man dem anderen Unrecht tat. Und wenn man doch im Grunde um diese Ungerechtigkeit wusste, warum war man nicht in der Lage einzulenken? War es falscher Stolz? War es vielleicht die Angst, beim emotionalen Kräftemessen zweiter Sieger zu sein?


Hier muss ich sagen: denkt eine Frau so? Hat sie wirklich etwas so Formuliertes im Kopf, etwas, das sich anhört, als hätte sie einen Artikel „Kann man Empathie üben?“ in einer Frauenzeitschrift gelesen oder ein Buch „Meine Beziehung. 15 Jahre – jetzt erst recht!“ Mit anderen Worten, hier lese ich keine echten Gedanken oder Gefühle, und „falscher Stolz“ (?), das hört sich nach Floskel an, etwas was man schreibt, ohne gründlich nachzudenken, Stolz fehlt wohl öfter, als dass er unangebracht ist, das glaube ich persönlich.

Alles, was bis zu diesem Abschnitt geschildert wird, find ich insgesamt straffungswürdig, ich lese hier nichts wirklich „Erzählenswertes“, verzeih, wenn das hart klingt, aber ich hätte mir (ja, wirklich) mehr Aktion, mehr Streit (warum nicht?),irgendwas eben,  gewünscht, was die Protas verändern könnte, sie bleiben sich selbst gleich, sie wollen alles noch einmal erleben, nichts ändert sich, es gibt für das Herzklopfen beider keinen erkennbaren Grund, das ist mir zu künstlich, ich kann einfach nicht erkennen, wo du hin willst, in dem Augenblick.


MT hat Folgendes geschrieben:
Beide tranken. Danach sah Michael in sein Glas, er schien angespannt, schien nach einer Formulierung zu suchen, nach einer Eröffnung und nach einer Weile sagte er:
„Manchmal weiß ich nicht, was mit mir los ist.“
Karin nickte. „Kenn´ ich von mir selbst“, sagte sie.
Wieder sahen sie sich in die Augen. Dann küssten sie sich.



MT hat Folgendes geschrieben:
„Wir dürfen uns nicht gehen lassen“, sagte sie.
Michael nickte. Und dann küsste er ihre Stirn.


Beide Zitate habe ich gewählt, weil sie für mich eine Sprachlosigkeit illustrieren, wir erfahren davor, wie das Restaurant war, wie es jetzt ist, der Kneipier wird beschrieben, kurz vor Schluss, und wir werden ihm doch nie wieder begegnen, also ich hatte das ganz starke Gefühl, du schreibst um den heißen Brei herum, die beiden haben sich nicht wirklich etwas zu sagen, falls das Absicht ist, dann solltest du vielleicht nicht bis zum Schluss warten, um dann plötzlich diese Verzweiflung Karins zu zeigen, die unverhältnismäßig erscheint, und die ich mir eben dadurch erkläre, dass sie erkennt, dass hier ein Opfer gebracht wurde, aber sie scheint (für mich) zu fürchten, zu erkennen, dass die Rettung ihrer Ehe dieses Opfer gar nicht wert war, anders kann ich mir das hier nicht erklären:

MT hat Folgendes geschrieben:

Es kam ihr vor, als hielte die Welt in diesem Augenblick den Atem an. Das Blaulicht drehte plötzlich wie in Zeitlupe, Karin rang nach Luft. Um sich herum nahm sie keine Geräusche mehr war, irgendjemand hatte den Ton abgeschaltet. Ihre Arme wurden schwerer und schwerer, ihre Knie ganz weich. Ein Schwindel überkam sie, Karin hielt sich am Treppengeländer fest.
Die Türen des Krankenwagens wurden geschlossen, dann fuhr er ab. Die Haustür stand noch immer offen, im Flur brannte schummriges Licht.
Karin nahm die erste Stufe, doch sie konnte nicht weiter. Als würde sie festgehalten und zu Boden gedrückt, sackte sie nach unten und setzte sich auf die Treppe.
Langsam nur, ganz vorsichtig, griff sie in ihre Hosentasche. Sie zog das Medaillon hervor und starrte es an. Noch immer schienen die zwei Delfine zu lächeln, sie sprangen vergnügt durch die Luft.
Noch einmal sah Karin in den matt beleuchteten Flur hinauf, als plötzlich Michael neben ihr stand und ihr einen Arm auf die Schulter legte.
„Was ist passiert?“, fragte er und sie antwortete:
„Ich weiß es nicht“, das Medaillon in der Hand.

Abgesehen davon, dass Karin auf den Stufen sitzt, er ihr also höchstens die Hand auf die Schulter legen kann wink , verstehe ich nicht so recht, warum Michael nicht mitbekommen hat, was ganz offensichtlich ist, und, wie gesagt, Karins Schwächeanfall kommt ohne Grund, denn sie wollte doch eben noch von vorn beginnen, nicht zu stolz sein, einzulenken, kurz: nicht viel ändern. Ich hätte mir mehr Klarheit gewünscht, ach, ich glaube, ich hätte mir eine andere Geschichte gewünscht, und das ist natürlich Blödsinn, es ist und bleibt deine Geschichte und ich kann schon nachvollziehen (glaube ich) was du dir gedacht hast, aber, na ja, kürzen solltest du so Einiges auf jeden Fall, das möchte ich noch einmal sagen.
Viele Grüße, falls du Fragen hast zu meinen vielleicht etwas wirren Ausführungen, nur zu, ich stelle das einfach rein, denn sonst wird mich der Mut verlassen, vielleicht komm ich ja auch noch einmal wieder,
Anja
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MT
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Beitrag26.06.2011 13:09

von MT
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Ihr Lieben,

zunächst an Euch alle, die Ihr Euch so viel Gedanken und Arbeit mit meinem Text gemacht habt, vielen, vielen Dank. Ich bin sprachlos.

Leider bin ich zur Zeit unterwegs und kann noch nicht auf Einzelheiten eingehen. Das aber hole ich morgen oder übermorgen nach.

Biggi hat Folgendes geschrieben:
Es sei denn, ich hätte etwas falsch interpretiert.
MT, sag mal was...

Wie gesagt, Einzelheiten folgen, aber hier schon: Deine Textinterpretation trifft nahezu genau das, was ich aussagen wollte!

Doch später mehr.

LGMT


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Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.

Siegfried Lenz
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