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Sackgasse


 
 
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag03.06.2011 11:10
Sackgasse
von EdgarAllanPoe
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    Sackgasse



Ich werde ein Sänger, sagte Falk. Er stieg auf die Bühne und seine Stimme versagte.
Ich sah ihm zu, wie er nach Atem rang. Seine dürre Brust hob und senkte sich. Gleich fängt er an zu weinen, sagte Kathrin. Falk musste sie gehört haben, denn er sah unbewegt zu ihr hinunter, über das restliche Publikum hinweg. Seine Hände hielten das Mikrofon umklammert.
Komm runter, rief ich. Das hat keinen Zweck heute Abend.
Falk ließ den Kopf hängen und verließ die Bühne. Ich sah, dass seine Wangen eingefallen waren. Ich erschrak kurz, vergaß das Gefühl nach einem Moment jedoch wieder.
Die Leute im Saal applaudierten bereits für den nächsten Sänger, der vors Mikro trat.

Wir saßen lange an unserem Tisch. Falk war still geworden, stützte seinen Kopf mit der Hand ab und sah auf den Tisch. Er rührte sein Bier nicht an. Ich wusste nicht, warum er es sich überhaupt bestellt hatte, und war für einen Moment verwundert, warum er eigentlich Alkohol trank.
Denkerpose, witzelte Kathrin und tätschelte ihm die Schulter, als wäre sie seine Mutter. Du hättest Modell für Rodin stehen können.
Falk hob den Kopf und sah sie irritiert an. Ist das ein Sänger?
Kathrin und ich lachten. Das Geräusch ging jedoch in dem lauten Gitarrenriff unter, das von der Bühne kam.

Später wurde die Luft stickig. Ich schlug vor, dass wir für eine Weile nach draußen gehen sollten. Kathrin wollte lieber drinnen bleiben, mit einem funkelnden Lächeln in den Augen erklärte sie, die Jungs hier seien so süß. Falk schlang sich seinen Mantel um, er tat dies mit einer krampfhaften, beinahe epileptischen Geste, die ich so noch nie an ihm gesehen hatte.
Wir kämpften uns durch die dichte Menschenmenge und gelangten in den Hinterhof. Von der Straße her fiel ein Lampenschein auf Boden und Hauswand, der einige überfüllte Mülltonnen in diffuses Licht tauchte. Haben die hier keine Müllabfuhr, fragte Falk mit hochgezogenen Augenbrauen. Hast du denn keine Zeitung gelesen?, erwiderte ich. Die sind im Streik.
Ach so, meinte Falk und zuckte mit den Schultern. Nee, nicht gehört.
Wir standen eine Weile herum, ohne dass sich etwas tat. Mir wurde kalt. Falk zündete sich eine Zigarette an, starrte aber nur auf die Glut.
Seit wann rauchst du, fragte ich.
Ausprobieren, sagte er.
Er hatte überhaupt schon vieles ausprobiert. Eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, die er aber nie beendet hatte, weil er die ölverschmierten Hände und Overalls nicht mehr sehen konnte. Ein Lehramtsstudium brach er ab, weil er die Kinder nicht zu bändigen wusste, dann noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter, wobei er jedoch festgestellt hatte, dass ihm vom Anblick des Bluts schlecht wurde.
Aha, sagte ich.
Wir können hier nicht raus, meinte Falk und beschrieb mit der Hand einen zittrigen, unvollständigen Bogen. Das ist eine Sackgasse. Er ließ die Zigarette fallen und trat sie aus. Mit gerunzelter Stirn starrte er auf den Boden, als ob ihn die erloschene Glut zu wundern schien.
Gehen wir wieder rein, sagte ich. Ich wusste nicht, was er mit seinen seltsamen Äußerungen meinte.

Kathrin tanzte mit einem Typen, dem die Haare ins Gesicht hingen. Er umklammerte ihren Rücken, als gehörte sie ihm. Kathrin hatte den Kopf zurückgeworfen und schien den engen Tanz zu genießen.
Falk setzte sich kommentarlos zurück an den Tisch, den Rücken in einer krummen Haltung. Er hielt sich beide Hände an die Schläfen und starrte in das zuckende Stroboskoplicht.
Hey, sagte ich zu Kathrin und tippte ihr auf die Schulter. Sie öffnete die Augen. Du!, sagte sie. Warum störst du mich? Der Typ glotzte mich an. Er sah aus, als sei er auf der Flucht. Schweiß lief ihm übers Gesicht wie nach einem Marathonlauf.
Ach, vergiss es, meinte ich, ist ja schon gut, tanz nur weiter.

Zu Falk sagte ich: Kathrin hat jetzt endlich einen gefunden. Sie ist glücklich, glaube ich.
Ach ja, erwiderte er und ließ den Blick über die Leute im Saal schweifen. Seh sie nicht. Ist vielleicht auch besser so.
Ich fragte ihn nicht, was er damit meinte. Ich wollte es nicht wissen.
Das ist ein Scheißabend, fuhr er fort. Vielleicht sollten wir einfach nach Hause gehen. Da ist es sowieso ruhiger.
Er stand auf. Ich sah, dass sein Blick noch einmal über die Menge glitt. Währenddessen griff er wie abwesend nach seinem Mantel, den er über die Stuhllehne gehängt hatte. Seine Hände verfehlten ihr Ziel, er musste sich umdrehen und dann den Mantel nehmen.
Ich bin dann weg, sagte er und ging nach draußen, ich bemerkte, dass er leicht taumelte. Sein Bierglas war noch immer nicht angerührt.



_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Merlin*
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 69
Beiträge: 126
Wohnort: Gera / Thüringen


Beitrag03.06.2011 11:48

von Merlin*
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Hallo EdgarAllanPoe,

Deine Geschichte ist sehr eindringlich und ich habe sie mit großem Interesse gelesen ... was heißen soll, sie liest sich glatt und flüssig und ich bin nirgends hängen gebleiben

für mich als fast Prosa Neuling und unerfahrener Schreiberling eine vortreffliche Lehrstudie Smile

Danke!

lieben Gruß
Merlin


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„Der kommt oft am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,“ Oliver Cromwell
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

Alter: 32
Beiträge: 2356
Wohnort: Greifswald
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Die Tauben
Beitrag03.06.2011 16:54

von EdgarAllanPoe
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Danke für deinen Kommentar!
Ich glaube jedoch nicht, dass ich ein verlässlicher Lehrmeister bin, schließlich hab ich selber kaum Erfahrung mit Kurzgeschichten.
Wenn du - professionelle - Erfahrungen sammlen willst, dann lies den Band "Gesichertes" von Hanna Lemke.


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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag03.06.2011 17:19

von Hoody
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Edi ist die Geschichte tiefgründiger? Ich sehe zwar schon die Idee etc, aber vom Schreibstil ist es doch sehr niedrig gehalten. Da ginge mehr, besonders bei dir. Absichtlich? Würde zur Geschichte passen.

lg Hubi
Morgen längerer Kommentar, schaffs nicht heute. Musste es aber los werden, vielleicht brauch ich dann keine Kritik.


_________________
Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant

"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer
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Gast







Beitrag03.06.2011 18:25

von Gast
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Hallo EAP,

da du deinen Text in der Prosa-Werkstatt eingestellt hast, gehe ich davon aus, dass du viele, verschiedene Prosa-Lesermeinungen haben möchtest. Hier mal die meine:

Du vermittelst eine düstere Stimmung – wenn mir auch die Aussage deiner Geschichte verborgen bleibt. Eine Kurzgeschichte ist es übrigens nicht, dazu hat sie viel zu viel Ballast und du müsstest sehr, sehr viel streichen. Ich fände es auch sehr gut, wenn du die wörtlichen Reden in Anführungszeichen setzen würdest.

Zitat:
Ich werde ein Sänger, sagte Falk. Er stieg auf die Bühne und seine Stimme versagte.


Geht das so? Man beschließt Sänger zu werden und zack steht man auf der Bühne?

 
Zitat:
Wir saßen lange an unserem Tisch. Falk war still geworden, stützte seinen Kopf mit der Hand ab und sah auf den Tisch.


Wieso still geworden ? Bisher hat er noch nicht viel von sich gegeben.

Zitat:
Wir kämpften uns durch die dichte Menschenmenge und gelangten in den Hinterhof. Von der Straße her fiel ein Lampenschein auf Boden und Hauswand,


Lampenschein? Das ist ein merkwürdiges Wort. Mir würde der Lichtschein einer Lampe besser gefallen.

Zitat:
... der einige überfüllte Mülltonnen in diffuses Licht tauchte. Haben die hier keine Müllabfuhr, fragte Falk mit hochgezogenen Augenbrauen. Hast du denn keine Zeitung gelesen?, erwiderte ich. Die sind im Streik.


Was hat die Müllabfuhr mit der Geschichte zu tun?

Zitat:
Wir standen eine Weile herum, ohne dass sich etwas tat.


Naja, bisher hat sich sowieso noch nicht viel getan.

Zitat:
Gehen wir wieder rein, sagte ich. Ich wusste nicht, was er mit seinen seltsamen Äußerungen meinte.

 
Ich auch nicht.


Es mag sein, dass dieser Text voller wertvoller Metaphern und versteckter Botschaften steckt – aber, mir als Otto Normalleser erschließt er sich nicht. Ich sehe nur zwei junge Burschen, die, wenn sie überhaupt reden, das über Belanglosigkeiten tun.

Vielleicht hättest du den Text besser unter „lyrische Prosa“ eingeordnet?
Das ist keineswegs böse gemeint - ich meine nur, als Kurzprosa müsstest du da noch mal gründlich ran.

Liebe Grüße
Monika
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Gast







Beitrag03.06.2011 19:00

von Gast
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Hallo EAP,

Dieser Text hat etwas Eindringliches, ich habe überlegt, ob ich meine Gedanken dazu hier posten soll, oder nicht, aber ich glaube, schaden wird es nicht smile

Mir fiel sofort auf, dass der Ich-Erzähler sich selbst fast vollständig aus dem, was er erzählt, heraushält, als habe er beschlossen, die Wahrheit zu sagen, nichts zu beschönigen, wenn er den letzten Abend erzählt, den er mit Falk verbracht hat, denn Falk ... entweder ist er jetzt tot, oder sie sehen sich einfach nicht mehr?

Der halbherzige Versuch des (anonymen) Erzählers, dem Mädchen zu signalisieren, dass es gut wäre, wenn sie sich um Falk kümmerte, ist das Einzige, was er unternimmt, er fragt Falk nicht, warum er keine Nachrichten hört, warum er plötzlich das Rauchen anfängt, obwohl er doch spürt, und auch sieht (Beginn des Textes), dass es Falk nicht gut geht.

Über die Sprachlosigkeit, über die Schwierigkeit, sich mitzuteilen, selbst unter Freunden?

Dazu passt - und das sage ich nicht als Entgegnung, ich habe diese Überlegung unabhängig von den Kommentaren angestellt - dass die direkte Rede keinen Klang bekommt, durch das Weglassen der Anführungszeichen.

Für mich ist es ein guter Text, er dürfte allerdings nicht länger sein, aber ich glaube, der Erzähler will auch gar nicht weitersprechen, er hat alles gesagt ...

Das genügt erst einmal, vielleicht liege ich auch ziemlich daneben, Grüsse nach Trier,

Anja


*edit*

Ja, wenn Falk den Blues hätte herausschreien können, einfach so, und auch noch als Local Hero, dann hätten Karins Augen für ihn geglänzt, das hätte vielleicht etwas geändert ... und das wollte er doch versuchen, oder?
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EdgarAllanPoe
Geschlecht:männlichPoepulistischer Plattfüßler

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Die Tauben
Beitrag03.06.2011 19:30

von EdgarAllanPoe
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Schönen Dank euch für die Kommentare!

Hubi:

Zitat:

Edi ist die Geschichte tiefgründiger? Ich sehe zwar schon die Idee etc, aber vom Schreibstil ist es doch sehr niedrig gehalten. Da ginge mehr, besonders bei dir. Absichtlich? Würde zur Geschichte passen.


Ja, ist sie. Der Schreibstil ist absichtlich so "niedrig gehalten". Ich würde ihn eher als teilnahmslos bezeichnen. Diese Teilnahmslosigkeit ist auch der Schlüssel zum Text. Warum passt der Stil zur Geschichte? Dann musst du doch einen Anhaltspunkt haben, wovon sie handelt?

Monika:

Zitat:

Ich fände es auch sehr gut, wenn du die wörtlichen Reden in Anführungszeichen setzen würdest.


Das habe ich zuerst auch überlegt, dann ginge jedoch der Effekt verloren, den Anja schon richtig gedeutet hat.

Zitat:

Geht das so? Man beschließt Sänger zu werden und zack steht man auf der Bühne?


Sie befinden sich in einem "Saal", wie einige Sätze später angedeutet. Nach Falk kommt schon der nächste (Hobby-)Sänger auf die Bühne. Es handelt sich also um einen Talentwettbewerb.

Zitat:
Wieso still geworden ? Bisher hat er noch nicht viel von sich gegeben.


Er hat versucht, zu singen. Sein Scheitern lässt ihn still werden. Aber das "geworden" könnte ich streichen, du hast Recht, es ist missverständlich.

Zitat:

Lampenschein? Das ist ein merkwürdiges Wort. Mir würde der Lichtschein einer Lampe besser gefallen.


Die Genitivkonstruktion wäre mir wiederum zu viel "Ballast", den du schon angesprochen hast. Ich würde vielleicht zu "Lampenlicht" oder Ähnlichem tendieren.

Zitat:
Was hat die Müllabfuhr mit der Geschichte zu tun?


Falk wird dadurch charakterisiert, dass er nichts von einem Streik mitbekommen hat, der den Lebensstandard in der Stadt einschränkt.

Zitat:
Naja, bisher hat sich sowieso noch nicht viel getan.


Das ist auch ein Sinn der Kurzgeschichte: Es tut sich nichts im Leben der Protagonisten. Und genau das ist ihr Problem.

Zitat:

Ich auch nicht.


Wenn ich das erreichen konnte, ist es gut. Die Ziellosigkeit der Charaktere ist das von mir angesteuerte Thema dieses Texts.

Zitat:

Es mag sein, dass dieser Text voller wertvoller Metaphern und versteckter Botschaften steckt – aber, mir als Otto Normalleser erschließt er sich nicht.


Der Schlüssel zum Text liegt in den Äußerungen der drei Handelnden. Da steckt keine Symbolik dahinter, bis auf die "Sackgasse", die man auch so aus dem normalen Sprachgebrauch kennt.

Zitat:
Vielleicht hättest du den Text besser unter „lyrische Prosa“ eingeordnet?


Nein. Für "lyrische Prosa" ist diese Erzählung zu lakonisch.

Anja:

Zitat:

Mir fiel sofort auf, dass der Ich-Erzähler sich selbst fast vollständig aus dem, was er erzählt, heraushält, als habe er beschlossen, die Wahrheit zu sagen, nichts zu beschönigen, wenn er den letzten Abend erzählt, den er mit Falk verbracht hat, denn Falk ... entweder ist er jetzt tot, oder sie sehen sich einfach nicht mehr?


Wie kommst du darauf, dass Falk tot ist? Er verlässt den Saal am Ende der Erzählung doch nur.
Du deutest richtig, dass sich der Ich-Erzähler "heraushält". Diese Distanz zu den übrigen Charakteren war von mir beabsichtigt.

Zitat:
Der halbherzige Versuch des (anonymen) Erzählers, dem Mädchen zu signalisieren, dass es gut wäre, wenn sie sich um Falk kümmerte, ist das Einzige, was er unternimmt, ...


Wo tut er das? Ich kann deine Deutung jetzt nicht nachvollziehen, steh wohl auf dem Schlauch ...

Zitat:

Über die Sprachlosigkeit, über die Schwierigkeit, sich mitzuteilen, selbst unter Freunden?  


In der Tat, das ist manchmal ganz schön schwierig, ab und zu kommt man sich richtig "alienated" vor.

Zitat:
Für mich ist es ein guter Text, er dürfte allerdings nicht länger sein, aber ich glaube, der Erzähler will auch gar nicht weitersprechen, er hat alles gesagt ...


Für den Moment ist alles gesagt. Vielleicht folgt ja ein noch größeres Schweigen als bisher. Man weiß es nicht.

Zitat:
Das genügt erst einmal, vielleicht liege ich auch ziemlich daneben, Grüsse nach Trier, ...


Du liegst mit deinen Ausführungen genau richtig.
Grüße zurück nach Frankreich!


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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag03.06.2011 19:32

von EdgarAllanPoe
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EDIT:

Zitat:

Ja, wenn Falk den Blues hätte herausschreien können, einfach so, und auch noch als Local Hero, dann hätten Karins Augen für ihn geglänzt, das hätte vielleicht etwas geändert ... und das wollte er doch versuchen, oder?


Genau das hat er versuchen wollen, danke, dass du das erkannt hast! (siehe die hektischen Bewegungen, die er macht, als Kathrin von den "süßen Typen" spricht ...)


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Beitrag03.06.2011 19:52

von Gast
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Hallo nochmal ... smile

Zu deiner "Schlauchfrage":

Das hier:
EAP hat Folgendes geschrieben:
Hey, sagte ich zu Kathrin und tippte ihr auf die Schulter. Sie öffnete die Augen. Du!, sagte sie. Warum störst du mich? Der Typ glotzte mich an. Er sah aus, als sei er auf der Flucht. Schweiß lief ihm übers Gesicht wie nach einem Marathonlauf.
Ach, vergiss es, meinte ich, ist ja schon gut, tanz nur weiter.

habe ich so gedeutet, als wolle der Erzähler Kathrin auf Falk aufmerksam machen, allerdings weiss er dann eben auch nicht genau, wie ... Das war wohl Überinterpretation smile extra

Wie ich darauf komme, dass er tot sein könnte (war eine Option)? Falk kam mir sehr traurig vor und na ja, ich habe gedacht, dass der Erzähler über den Abend vor dem Suizid Falks berichtet, und dass der distanzierte Stil auf die Hilflosigkeit hinweist, die das LI empfunden hat ...

Noch mal Überinterpretation hmm
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag03.06.2011 20:10

von EdgarAllanPoe
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Nö, "Überinterpretation" ist doch nicht schlimm.
Ich hatte die Stelle, die du zitierst, im Verdacht, wusste aber nicht, wie ich sie mit deiner Frage in Verbindung bringen sollte ... Diese Sätze sollten die "süßen Typen", von denen Kathrin schon sprach, nochmal aufgreifen und sie damit charakterisieren. Falk ist ihr in diesem Moment völlig egal, eigentlich sogar immer.
Und traurig ist er, ja. Nicht nur ihretwegen. Sondern auch wegen seiner Situation im Allgemeinen. Aber dass er Selbstmord begeht, wage ich zu bezweifeln: Immerhin ist er so perspektivlos, dass er vielleicht nicht wüsste, wie, und wenn, dann würde er sich wohl vor den Schmerzen fürchten ...


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Beitrag03.06.2011 20:28

von Gast
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auch Hallo noch mal smile

vielen Dank für deine Erklärungen. Ich habe schon vermutet, dass ich die Geschichte falsch verstanden habe. Aber, man kann es auch ganz anders sehen – und darum geht es mir eigentlich.
Es könnte auch ein Karaoke-Abend sein, das wäre doch eine ganz andere Mentalität der Teilnehmer, nicht wahr? Und Falk könnte ein trockner Alkoholiker sein. Das würde erklären, warum das PI sich wundert, dass er überhaupt Alkohol bestellt und auch warum seine Wangen eingefallen sind. Dass er dann sein Bier letztendlich doch nicht getrunken hat, könnte ein Hoffnungsschimmer sein und lässt gleichzeitig das PI in noch schlechterem Licht dastehen, weil er sich so gar nicht um seinen Freund kümmert.
Und damit läge ich so ziemlich ganz weit daneben.

Was ich damit eigentlich sagen will, ist, mir persönlich fällt es sehr schwer den Gedankengängen eines Autoren zu folgen, wenn die Lesart so vielfältig sein kann. Deshalb ist meine bescheidene Meinung ein Prosastück sollte über Strecken eine klare Aussage haben.
Über das Weglassen von Anführungszeichen als Stilmittel in der Prosa könnte man sicherlich streiten.Wink

Liebe Grüße
Monika
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Gast







Beitrag03.06.2011 20:38

von Gast
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50 000

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Jocelyn
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Beitrag04.06.2011 08:08

von Jocelyn
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Hallo Eddie,

mir gefällt der Text in seinem so hilflos wirkendem Stil, als hätte Falk versucht, ihn zu schreiben, obwohl er dazu nicht im Stande gewesen wäre. Der allein Beobachtende und Sehende im Text ist ja die Ich-Person. Damit wäre er auch derjenige, der eben nicht in der Sackgasse steht. Selbst der Marathonläufer, der gar keiner ist, verharrt dort. Ihm hängen die Haare so ins Gesicht, dass er gar nichts sehen kann, geschweige denn, wirklich fliehen, eher flieht er in die Sackgasse, in den Rücken (!) einer Tanzpartnerin. Und Kathrin tanzt in ihrer eigenen Welt, ihrer Sackgasse.
Falk wirkte auf mich auch suizidal. Die Stelle, an der er sich über das Verlöschen der Zigarettenglut wundert, könnte darauf hinweisen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass er sie für sich so umdeutet, dass man Dinge auch deshalb beenden kann, damit man sich ihrer Negativität entledigt. Denn eigentlich ist das Ende ja offen: Ich bin dann (mal, hihi) weg....aus der Sackgasse.

LG, Jocelyn


_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Die Tauben
Beitrag04.06.2011 16:09

von EdgarAllanPoe
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Nochmal danke für die Kommentare!

Monika:

Zitat:
Es könnte auch ein Karaoke-Abend sein, das wäre doch eine ganz andere Mentalität der Teilnehmer, nicht wahr?


Das könnte es sein, ja. Es kann sich jedoch auch um einen Talentwettbewerb handeln. Die Deutung ist, wie gesagt, an den meisten Stellen völlig offen!

Zitat:

Und Falk könnte ein trockner Alkoholiker sein. Das würde erklären, warum das PI sich wundert, dass er überhaupt Alkohol bestellt und auch warum seine Wangen eingefallen sind. Dass er dann sein Bier letztendlich doch nicht getrunken hat, könnte ein Hoffnungsschimmer sein und lässt gleichzeitig das PI in noch schlechterem Licht dastehen, weil er sich so gar nicht um seinen Freund kümmert.


Nicht unbedingt. Diese Schlussfolgerung hab ich nur nicht bedacht. Nach meiner Auffassung tut Falk genau das Gegenteil, was man von ihm erwartet: Er trinkt Alkohol oder versucht es zumindest. Aber die Alkoholiker-Deutung ist auch teils zutreffend. Hätte er das Glas dann jedoch nicht heruntergestürzt?

Zitat:
Was ich damit eigentlich sagen will, ist, mir persönlich fällt es sehr schwer den Gedankengängen eines Autoren zu folgen, wenn die Lesart so vielfältig sein kann. Deshalb ist meine bescheidene Meinung ein Prosastück sollte über Strecken eine klare Aussage haben.  


Das ist Geschmackssache. Ich mag es nicht, wenn man sich nur auf eine einzige Lesart festlegen muss, wie das häufig in der Schule der Fall ist. Meine Deutschlehrerin sagt: Natürlich ist jedes Wort vom Autor bewusst so gewählt, wie es hier steht. Die hat keine Ahnung! Woher soll ein Schreibender denn im Voraus alle Deutungen kennen?

Anja:

Zitat:

50 000


?

Jocelyn:

Zitat:

Damit wäre er auch derjenige, der eben nicht in der Sackgasse steht.


Ist er das unbedingt? Wenn er Falk nicht hilft oder auch Kathrin in ihrer Ziellosigkeit, weist das nicht darauf hin, dass er selbst in einer Sackgasse steckt?

Zitat:
Ihm hängen die Haare so ins Gesicht, dass er gar nichts sehen kann, geschweige denn, wirklich fliehen, eher flieht er in die Sackgasse, in den Rücken (!) einer Tanzpartnerin. Und Kathrin tanzt in ihrer eigenen Welt, ihrer Sackgasse.


Diesen Aspekt hab ich nicht bedacht, aber du hast Recht!

Zitat:

Ich bin dann (mal, hihi) weg....aus der Sackgasse.


... und gleich in die nächste rein, die weder er, der Leser noch der Autor kennt.


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