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Autor |
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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27.05.2011 13:12 Schau nicht weg von Merlin*
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Schau nicht weg
Du rinnst wie Sand durch meine Hände,
blockierst und zeigst nicht dein Gesicht.
Selbst wenn ich jetzt dein Trauma fände,
in deinem Wahn hörst du mich nicht.
Gedanken reißen tiefe Spuren
- wie Kratzer auf poliertem Stein -
und deine Seele zeigt Blessuren,
Verbitterung erfüllt dein Sein.
Zerstörend brennen in dir Wunden,
die über Jahre sich vermehrt,
vergeblich scheint jetzt dein Gesunden –
je mehr dein Inneres sich wehrt.
Weitere Werke von Merlin*:
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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27.05.2011 15:49 Re: Schau nicht weg von Nina
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Lieber Merlin,
bedrückend, Dein Gedicht. Einer, der versucht einen anderen zu
erreichen. Ein anderer, der versucht, sich selbst zu erreichen.
Verbitterung auf beiden Seiten, ob der jeweiligen Hilflosigkeit.
"Wie Sand durch meine Hände", da habe ich gestutzt. Du meinst
"durch meine Finger", oder? Denn Hände haben ja keine Löcher,
jedenfalls im besten Fall. Vielleicht ist es auch anders gemeint?
Traumata kann man leider nicht durch gutes Zureden beseitigen.
Mir gefällt Dein Gedicht.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Gast
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27.05.2011 17:45
von Gast
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Lb Merlin*,
das ist in der Tat ein sehr bedrückendes aber dennoch sehr gut geschriebenes Gedicht. Es ist eben doch auch eine Frage der Lebenserfahrung, welche Themen man/frau bearbeitet und wie.
Danke für dieses Lesevergnügen.
LG W.
Lb. Nina,
Sand kann in der Tat durch Hände rinnen, denn die Finger sind ja ein Teil von ihnen. Im Übrigen rinnt er auch durch die Hände hindurch, wenn man ihn zuzusagen "schöpft". Das Bild ist also ebenso präzise wie stimmig.
LG W.
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 28.05.2011 16:04
von Aranka
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Hallo Merlin,
ein Gedicht mit einer schweren Botschaft und diese ist so geschrieben, dass sie mich trifft. Die letzten zwei Zeilen schwanken zwischen Vergeblichkeit und leiser Hoffnung, als seien diese Zeilen mit der Aufforderung „Schau nicht weg“ ein letzter Versuch, das Innere vielleicht doch noch durch ein Hinschauen, ein sich den Wunden stellen, zu erreichen und ein Gesunden zu ermöglichen.
Du nennst die Dinge überwiegend beim Namen, wie Trauma, Blessuren, Wahn, brennende Wunden, Verbitterung. Da muss der Leser hinschauen, du lässt hier nichts im Unklaren.
Zwei Bilder lässt du vor dem Leserauge entstehen, einmal das Rinnen von Sand durch die Hände, dass ich als treffend empfinde.
Das zweite Bild, „Gedanken reißen tiefe Spuren/Kratzer auf poliertem Stein“ ist für mich in der Zusammenschau beider Zeilen nicht ganz stimmig. Kratzer auf polierten Stein verbinde ich mit feinen tiefen Spuren, die durch Ritzen entstehen. Reißen als Verb würde ich also eher mit tiefen Schluchten/Wunden verbinden. Also es ist das Verb „reißen“ was ich hinterfrage.
Dann gibt es da noch das Wort „blockiert“, was mich besonders zwischen dem „Sandbild“ und dem dann folgenden Satz „zeigst nicht dein Gesicht“ aus der Bahn wirft. Da ich auch noch nach mehrmaligem Lesen stolpere, melde ich das einfach mal zurück. Habe mich natürlich auch nach einem Grund gefragt. Es platzt einfach sprachlich an der Stelle heraus und ich bin auch nicht sicher, ob du das genau meinst. Ich verbinde mit blockieren etwas Kurzfristiges: Bremsen blockieren, bockige Kinder auch schon mal, oder auch bei einer Prüfung blockiert schon mal das Gehirn. Ich weiß nicht, aber irgendwie scheint es mir bei dem sehr tiefgreifenden Gedanken des Gedichtes etwas zu „kurz gegriffen , zu harmlos“.
Ich habe dein Gedicht mit viel Nachdenklichkeit gelesen. Der Inhalt bewegt mich und viele tiefe Emotionen konnte ich zwischen den Zeilen herausspüren. Bewundere die Umsetzung in gereimter Form.
Vielleicht kannst du mit meinen Gedanken etwas anfangen. Viele Grüße Aranka
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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28.05.2011 16:28
von adelbo
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Hallo Merlin
ein sehr schönes Gedicht. Solche Situationen werden in Gedichten sehr oft dramatisiert. Du erzählt es ruhig, fast distanziert, dennoch eindringlich.
Zitat: | Gedanken reißen tiefe Spuren
- wie Kratzer auf poliertem Stein |
Mir gefällt diese Stelle sehr gut. Du unterstreichst damit für mich, wie sehr die Gedanken belasten. Dass sie sich nicht verflüchtigen. Das sie bleiben.
Gerne gelesen und viel empfunden.
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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28.05.2011 17:20
von BlueNote
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Hi!
Geht es in diesem Gedicht auch um Krankheit? Oder geht es eher um ein psychisches Gesunden? Dann wäre der Text für mich logischer.
Das Versmaß würde ich mir manchmal etwas harmonischer wünschen. Ansonsten recht ansprechend!
BN
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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29.05.2011 08:30
von Merlin*
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Erst einmal ein liebes Hallo an Alle,
gestern Morgen hatte ich nicht die Zeit, den ersten beiden Kommentatoren zu antworten und jetzt bin ich doch etwas überrascht über die Anzahl an Kommentaren, die inzwischen hinzu gekommen sind,
ich hatte nicht mit diesem Feedback auf mein Gedicht gerechnet und freu mich natürlich sehr
in S1 ist für mich das lyr.Du nicht mehr „greifbar“, es reagiert nicht mehr auf laienhafte Hilfsangebote,
lebt in seiner eigenen Daseinswelt, ist traumatisiert -
in S2 ist das lyr.Du in seinen „Grübeleien“, selbstzerstörerischen Gedankengängen gefangen, es ist verletzt und verbittert,
in S3 - das Grübeln, vielleicht über einen längeren Zeitraum hinweg, z.B. Mobbing, hat das lyr. Du innerlich tief verletzt, es glaubt nicht an sich, läuft vor sich selbst davon, reflektiert eher das Negative von Außen, wie Hohn oder Spott, oder deutet alles als solches,
Hallo Nina,
ja, Du hast Recht, Hilflosigkeit von beiden Seiten, der Eine über seine Machtlosigkeit, der Andere, weil er nicht mehr raus kommt aus seinem Grübeln Tag und Nacht
mit dem Sand durch Hände rinnen, das hat ja Walther sehr gut erklärt und ich sehe es auch so,
ich danke Dir sehr für Dein mitfühlendes und verstehendes Lesen
lieben Gruß an Dich
Merlin
Hallo Walther,
es freut mich, Dich bei mir mit einem Lob zu lesen, Danke Dir dafür
ich weiß nicht, ob ich mit meinen Gedankengängen im Gedicht immer richtig liege, aber ja, Du hast recht, Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen gehört schon dazu, um sich an so ein Thema heran zu wagen,
schön, zu lesen, dass es für Dich ein Lesevergnügen war …
noch Mal Dank an Dich
Merlin
Auch Dir Hallo Aranka …
… und Danke für Dein Lesen,
Du hast es richtig erkannt mit dem Titel, mit dem Titel möchte ich dem lyr.Du zu rufen: Stell dich dir selbst!
Es ist interessant, was Du über das „reißen“ notierst, ich wollte damit die Stärke der selbstzerstörerischen Kraft oder Gewalt der eigenen Gedanken ausdrücken, ich hatte andere Worte im Kopf wie „kratzen“ oder „ziehen“, aber dies schien mir alles zu harmlos -
zu dem „blockiert“ - ja …Kopf kratz... ich hatte lange überlegt...es ist nichts kurzfristiges gemeint, sondern, ein Dichtmachen, niemanden mehr an sich ran lassen, nicht mehr sein wahres Gesicht zeigen, hier hatte ich lange überlegt und ständig wieder verworfen...blockst ab, entfliehst usw.,
„blockierst“ schien mir von der Aussage und vom Lesefluss her das Treffenste zu sein,
Du hast Dich sehr mit meinem Gedicht auseinander gesetzt, wen freut diese Reflektion nicht
danke dir dafür
LG Merlin
Hallo adelbo,
es freut mich, dass Du Du es so siehst, ich wollte es auch selbst so schreiben, nicht als Reißer oder melodramatisch, sondern als die „Beobachtende“ … eigentlich hatte ich es als „die Klagende“ begonnen, fällt mir gerade ein … ein modernes Lamento …schmunzel... ist wohl ein wenig von Allem,
ja, die Stelle mit dem polierten Stein, freut mich, dass sie Dir gefällt, ich hatte fast bis zum Schluss
„..wie Kratzer auf poliertem Glas“ stehen, es schien mir treffender, weil kühler und spröder...
den Stein habe ich dann Not gedrungen eingebaut, weil ich es reimtechnisch einfach nicht auf die Reihe bekommen habe
ich danke auch Dir für Dein Hineinfühlen
lieben Gruß
Merlin
Hallo BlueNote,
(ich muss bei Deinem Namen immer an den Film „der Clou“denken
ja, es ist eine noch nicht selbst realisierte Krankheit, wie beim Alkoholiker, der noch nicht bereit für die Entziehung ist,
wohlgemerkt, ich hatte beim Schreiben keine real existierende Person vor Augen,
ich sehe mein Gedicht auch ein wenig als Selbstexperiment, mich mental in eine solche Situation hinein versetzen zu können -
es wäre mir hilfreich, wenn Du mir Deine Gedanken zur mehr Harmonie im Versmaß genauer erklären könntest, ich stehe da im Moment etwas auf dem Schlauch
ich danke auch Dir
Merlin
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