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Arbeitsanweisung: Maibild


 
 
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Probber
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Beitrag29.04.2008 07:59
Arbeitsanweisung: Maibild
von Probber
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Wegen der bevorstehenden Mainacht habe ich diesen uralten Text von mir nochmal ausgegraben, der entstanden ist, weil ich zu jener Zeit auf der Arbeit viele Arbeitsanweisungen schreiben mußte und sich das irgendwie in mein Privatleben übertragen hat.
Nach heutiger Sicht wäre eine Überarbeitung natürlich angebracht: Einige Punkte sind einfach nicht mehr aktuell, das mit dem Bierkonsum ist übertrieben und vom Stil her ist's auch nicht in Ordnung, aber die Arbeit wollte ich mir eigentlich nicht mehr machen.
Ich hoffe dennoch, daß es euch ein Lesevergnügen bereitet.  Very Happy
_________


Arbeitsanweisung: Maibild mit Röschen erstellen

1.0 Grundsatz
Ein Maibild erzielt eigentlich immer eine viel größere Wirkung als ein Baum, zieht aber dafür auch unendlich viel mehr Arbeit mit sich. Zumal solche mit Röschen. Der Vorteil von Röschen gegenüber Kügelchen liegt auf der Hand: Es sieht einfach besser aus! Man könnte auch sagen: stilecht.
Bei einem Maibild werden im Schnitt 2000 bis 3000 Röschen benötigt, damit man das Bild auch einigermaßen detailgetreu basteln kann. Dementsprechend muß man auch mit mehreren hundert Metern Draht rechnen. Außerdem benötigt man eine leichte, aber dennoch stabile Platte, in welche die Röschen später gesteckt werden können. Das Ganze wird später mit Folie umwickelt.
Alles in allem kann man mit ca. 100 Arbeitsstunden rechnen.

2.0 Motiv
Das Motiv wird traditionell nach einem romantischen oder niedlichen Faktor ausgewählt. Man kann natürlich auch eine Bierflasche oder eine Rolle Klopapier mit Blumenmuster basteln, aber es ist nicht zu empfehlen.
Bewährt haben sich dabei Comic-Figuren von Bugs Bunny über Garfield bis hin zu Snoopy. Gut macht sich auch eine Recherche, bei der man dahinter kommt, was diejenige welche denn überhaupt mag.
Wenn man das Motiv hat, lässt man sich eine vergrößerte Ausgabe in dem Format drucken, in dem man das Bild später haben will. Um Farbe und Kosten zu senken empfiehlt sich, in schwarz/weiß zu drucken und eventuell bei Bedarf in kleinerer Ausführung in Farbe und bunt.

3.0 Röschen drehen
Dies ist der wichtigste Punkt überhaupt. Ohne Röschen sieht das ganze Bild ein wenig arm aus. Hier den ultimativen Stil vorzugeben ist genauso, als würde man einem Fußballer jede einzelne Bewegung von seinem Strafraum, zur Mittellinie, um drei Gegenspieler herum, Richtung gegnerisches Tor, kurzer Doppelpaß mit anschließendem Gewaltschuß auf den gegnerischen Kasten vorschreiben …
Es geht einfach nicht – man kann ja schließlich auch noch ein paar Meter weiter laufen und den Torwart umspielen oder lupfen …
Grundsätzlich gilt: Viele Wege führen zur Rose!
Wir stellen hier nur eine Methode vor, die unseres Vereinseigenen Mai-Gurus und Vorstandsvorsitzenden XXXXX.

3.1 Schneiden
Das Zurechtschneiden des Kreppapieres in gleichbreite Röllchen stellt die wohl anspruchloseste Aufgabe des Gesamtwerkes dar. Solche niederen Aufgaben kann man ruhig an untergeordnete Kreaturen vergeben, die ohnehin den Rest des Ganzen vermasseln würden … Aber ein Verbandskasten sollte sicherheitshalber doch bereit liegen. Und um eventuellen Verbrauch vorzubeugen, sollte man mit einem dunklen Rot-Ton anfangen.
Die Röllchen sollten eine ungefähre Breite von sechs Zentimetern haben.

3.2 Aufkreppen
Wer sich bis jetzt noch kein Bier geholt hat, sollte es sich spätestens dann besorgen. Das verdammte Kreppen macht vielleicht anfangs noch Spaß, aber wenn man erstmal ein gewisses Pensum durch hat, ist’s aus mit der guten Laune!
Mit dem eigentlichen Aufkreppen ist der Vorgang gemeint, bei dem man das Kreppapier eines Röllchens in einer Höhe von etwa 2/3 durchgängig, also die ganzen fünf Meter, spannt. Aber Vorsicht: Nicht mit zuviel Druck arbeiten, da das Kreppapier recht empfindlich ist und gerne mal reißt. Dies ist nicht sooo schlimm, man kann’s meistens immer noch verwenden, wenn die Fragmente nicht allzu kurz geraten sind.
Wie erwähnt, die Technik sollte man schon selber finden, aber es hat sich bewährt, das Röllchen von oben zu greifen und mit beiden Daumen von innen auf dieser fiktiven 2/3-Linie zu spannen. Auf diese Weise kann man immer mit einer Hand nachziehen, während die andere festhält.

3.3 Drehen
Hier kommt der wohl anspruchvollste Teil des Ganzen. Ein einigermaßen vernünftiges Röschen zu drehen, erfordert Übung.
Dabei wird das Ende des gekreppten Bandes (das wieder zusammen zu rollen wäre Zeitverschwendung, obwohl ich hier niemanden kritisieren möchte) mit der Wölbung nach außen in beide Hände genommen. Da wir von Rechtshändern ausgehen, müssen die, die anders herum sind, einfach umdenken. Das sollte machbar sein, der XXXXX hat’s auch gepackt.
Man nimmt das rechte Ende, Wölbung weiterhin außen, und dreht nach links ein. Gerade hier kommen die unterschiedlichsten Techniken zum Ausdruck. Wichtig ist, dass oben am Rosenkopf nicht zu eng gedreht wird, so dass sich das Röschen auch ein wenig entfalten kann und etwas luftig wirkt. Das verbessert den Gesamteindruck ungemein.
Bei optimaler Größe, je nach Ermessen, wird das Ende vorsichtig abgerissen und unterhalb des Rosenkopfes festgedreht.
Wer sehr genaue und saubere Röschen haben möchte, kann sich gerne auch die Mühe machen und die Röschen abschneiden statt zu reißen. Aber dann darf er sich auch etliche zusätzliche Arbeitsstunden dazurechnen. Da sind dann wohl auch einige zusätzliche Kisten Bier fällig. Denn mir fällt beim bestenWillen kein plausibler Grund ein, warum sich irgend jemand sonst diese schei* zusätzliche Plackerei antun sollte. Bei aller Liebe, aber NEIN!

3.4 Verdrahten
Man nehme ein Stück Draht, etwa 10-15 (NICHT -5!) Zentimeter, und setze das Ende knapp unter den Rosenkopf an. Dann verzwirbelt man den Draht ein paar mal um den Stiel, achtet aber darauf, dass noch einige Zentimeter überstehen. Diese werden später noch zur Befestigung an der Platte benötigt.
Es hat sich bewährt, Draht in 50-Meter-Rollen zu kaufen und an Ober- und Unterseite zu durchtrennen. Das ist ein einigermaßen gutes Maß.
Damit ist das erste Röschen fertig und kann in einen Karton gepfeffert werden. Bleiben noch 2999 Stück.
Das man das in den unterschiedlichsten Farben machen muß, versteht sich von selbst. Und hier noch ein Tip am Rande:
Wer innerhalb des nächsten Tages seine Freundin trifft, das Maibild aber verheimlicht, der soll gewarnt sein; Das Kreppapier hinterlässt deutliche Spuren an den Fingerkuppen, die sich nur sehr schwer mit Wasser beseitigen lassen.
Aber eine halbe Stunde mit der Käsereibe sollten genügen. Hier kommt dann auch noch mal der Verbandskasten aus Punkt 3.1 zum Einsatz.

4.0 Platte
Eine geeignete Platte gibt’s in so ziemlich jeden Baumarkt. Sie muß vor allem zwei Kriterien erfüllen: leicht und stabil. Damit scheidet Styropor aus – ist zwar leicht, aber hält leider nichts aus.
Auf diese wird das Motiv geklebt. Dann kommt endlich der Moment, an dem man seine angestauten Aggressionen abbauen kann: Mit einer Stricknadel wird wieder und wieder und wieder in die Platte eingestochen. Und dann noch mal. Ungefähr so viele Löcher, wie man eben für seine Röschen braucht. Man kann natürlich auch die Tim-Taylor-Mehr-Power-Methode verwenden und das ganze maschinell bewerkstelligen. Hauptsache, man erlegt die Platte wie ein Mann!
Die Röschen werden dann rein gesteckt. Es gilt darauf zu achten, dass man die Farben der Röschen mit den Farben des Motivs abgleicht. Daß die Röschen mit dem Draht zuerst reingesteckt werden, sollte sich eigentlich von selbst verstehen, ist aber im Anschluß an ein Saufgelage nicht mehr ganz so selbstverständlich.
Die Konturen werden mit schwarzen Streifen Kreppapier gezogen, die einfach zwischen die Röschen geklemmt werden.

5.0 der letzte Schliff
Zuletzt wird auf der Unterseite der Draht an die Platte gedrückt. Es hat sich außerdem bewährt, die Seiten mit einem Streifen farbigen Kreppapiers (je nach Hintergrund) zu umwickeln. Spätestens jetzt sollte man sich Gedanken um die Befestigung machen. Man kann natürlich auch die Platte gegen die Wand drücken und hoffen, daß sie hält, aber das machen nicht mal Anfänger. Nicht mal nach einem Saufgelage. Zu empfehlen ist, die Wand vorher schon mit Schrauben zu präparieren und das Bild später einzuhaken.
Die Vorderseite wird mit Folie überzogen und auf der Rückseite mit Klebeband versiegelt. Überhaupt sollte man die komplette Rückseite abdecken, da der Draht erstens den Gesamteindruck trübt und zweitens je nach Standort die Hausfassade zerkratzen könnte.

6.0 Schlußwort
Ob sich der ganze Aufwand lohnt, soll jedem selbst übnerlassen bleiben. Wir jedenfalls, soviel wir auch fluchen, haben eigentlich unseren Spaß bei der Sache. Es arbeitet sich am Besten, wenn man in einer geselligen Männerrunde bastelt, im Fernsehen ein gutes Fußballspiel, auf dem Tisch Bier und Chips, immer wieder mal ein lustiger Kommentar oder interessante neue Ideen – wie die Liste der Möglichkeiten, eine Bierflasche zu öffnen.
Man sollte darauf achten, sich nicht in Zeitdruck zu versetzen und sich ein, zwei regelmäßige Termine einräumen.
Unter welchen Umständen diese Bilder dann am Besten raus gebracht werden, ist unserem diesjährigen Mainachtbericht zu entnehmen.



_______
Hier mal ein Beispiel aus dem Jahr 2006 in 3D:


Das waren wesentlich mehr als 100 Arbeitsstunden, und auch mehr als 3000 Röschen. Naja, man entwickelt sich.  Laughing

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Uenff
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Beitrag29.04.2008 10:08

von Uenff
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Danke  lol
Jetzt weiß ich endlich wie ein "Maibild" aussieht XD
Zitat:
Und um eventuellen Verbrauch vorzubeugen, sollte man mit einem dunklen Rot-Ton anfangen.

  Laughing

Wenn ich jemals die Geduld aufbringe, werde ich wohl mal nach deiner Anleitung arbeiten^^


_________________
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Freiheit liegt in der Zerstörung des Ichs. Hat halt Karl gesagt.
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Probber
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Beitrag29.04.2008 10:26

von Probber
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Wenn du das jemals machen möchtest, kannst du mich gerne mal anschreiben. Die Anleitung ist schon ein paar Jahre alt. Mittlerweile haben wir ein paar neue Techniken drauf, so daß die Bilder später wesentlich sauberer aussehen als mein Würfel da oben.
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princess of night
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Beitrag29.04.2008 10:27

von princess of night
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boah sieht das klasse aus...das ist echt ein kunstwerk!hut ab!!

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Das eine oder andere Gute steckt schon im Menschen.
Ansonsten wären Organspenden ja völlig überflüssig.

Der Zynismus ist meine Rüstung, der Sarkasmus mein Schwert und die
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Probber
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Beitrag29.04.2008 10:29

von Probber
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Danke. Irgendwie bin ich der Einzige, der damit noch nicht zufrieden ist.  Embarassed

Wenn man sowas selber macht, dann fallen einem die Fehler doppelt und dreifach auf. Laughing
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Probber
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Beitrag03.05.2011 13:02
Re: Arbeitsanweisung: Maibild
von Probber
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Arbeitsanweisung: Maibild mit Röschen erstellen

1.0 Grundsatz
Ein Maibild erzielt eigentlich immer eine viel größere Wirkung als ein Baum, zieht aber dafür auch unendlich viel mehr Arbeit mit sich. Zumal solche mit Röschen. Der Vorteil von Röschen gegenüber Kügelchen liegt auf der Hand: Es sieht einfach besser aus! Man könnte auch sagen: stilecht.
Bei einem Maibild werden im Schnitt 2000 bis 3000 Röschen benötigt, damit man das Bild auch einigermaßen detailgetreu basteln kann. Verarbeitet werden des Weiteren Pizzakartons, Heißkleber, Holzleim und große, stabile Folie, wie man sie in besser sortierten Baumärkten findet. Außerdem benötigt man eine leichte, aber dennoch stabile Platte, auf welche die Röschen später geklebt werden können. Das Ganze wird später mit der Folie umwickelt.
Alles in allem kann man mit ca. 100-200 Arbeitsstunden rechnen.

2.0 Motiv
Das Motiv wird traditionell nach einem romantischen oder niedlichen Faktor ausgewählt. Man kann natürlich auch eine Bierflasche oder eine Rolle Klopapier mit Blumenmuster basteln, aber es ist nicht zu empfehlen.
Bewährt haben sich dabei Comic-Figuren von Bugs Bunny über Garfield bis hin zu Snoopy. Gut macht sich auch eine Recherche, bei der man dahinter kommt, was diejenige welche denn überhaupt mag.
Wenn man das Motiv hat, lässt man sich eine vergrößerte Ausgabe in dem Format drucken, in dem man das Bild später haben will. Um Farbe und Kosten zu senken empfiehlt sich, in schwarz/weiß zu drucken und eventuell bei Bedarf in kleinerer Ausführung in Farbe und bunt.

3.0 Röschen drehen
Dies ist der wichtigste Punkt überhaupt. Ohne Röschen sieht das ganze Bild ein wenig arm aus. Hier den ultimativen Stil vorzugeben ist genauso, als würde man einem Fußballer jede einzelne Bewegung von seinem Strafraum, zur Mittellinie, um drei Gegenspieler herum, Richtung gegnerisches Tor, kurzer Doppelpaß mit anschließendem Gewaltschuß auf den gegnerischen Kasten vorschreiben …
Es geht einfach nicht – man kann ja schließlich auch noch ein paar Meter weiter laufen und den Torwart umspielen oder lupfen …
Grundsätzlich gilt: Viele Wege führen zur Rose!
Wir stellen hier nur eine Methode vor, die unseres Vereinseigenen Mai-Gurus und Vorstandsvorsitzenden XXXXX.

3.1 Schneiden
Das Zurechtschneiden des Kreppapieres in gleichbreite Röllchen stellt die wohl anspruchloseste Aufgabe des Gesamtwerkes dar. Solche niederen Aufgaben kann man ruhig an untergeordnete Kreaturen vergeben, die ohnehin den Rest des Ganzen vermasseln würden … Aber ein Verbandskasten sollte sicherheitshalber doch bereit liegen. Und um eventuellen Verbrauch vorzubeugen, sollte man mit einem dunklen Rot-Ton anfangen.
Die Röllchen sollten eine ungefähre Breite von sechs Zentimetern haben.

3.2 Aufkreppen
Wer sich bis jetzt noch kein Bier geholt hat, sollte es sich spätestens dann besorgen. Das verdammte Kreppen macht vielleicht anfangs noch Spaß, aber wenn man erstmal ein gewisses Pensum durch hat, ist’s aus mit der guten Laune!
Mit dem eigentlichen Aufkreppen ist der Vorgang gemeint, bei dem man das Kreppapier eines Röllchens in einer Höhe von etwa 2/3 durchgängig, also die ganzen fünf Meter, spannt. Aber Vorsicht: Nicht mit zuviel Druck arbeiten, da das Kreppapier recht empfindlich ist und gerne mal reißt. Dies ist nicht sooo schlimm, man kann’s meistens immer noch verwenden, wenn die Fragmente nicht allzu kurz geraten sind.
Wie erwähnt, die Technik sollte man schon selber finden, aber es hat sich bewährt, das Röllchen von oben zu greifen und mit beiden Daumen von innen auf dieser fiktiven 2/3-Linie zu spannen. Auf diese Weise kann man immer mit einer Hand nachziehen, während die andere festhält.

3.3 Drehen
Hier kommt der wohl anspruchvollste Teil des Ganzen. Ein einigermaßen vernünftiges Röschen zu drehen, erfordert Übung.
Dabei wird das Ende des gekreppten Bandes (das wieder zusammen zu rollen wäre Zeitverschwendung, obwohl ich hier niemanden kritisieren möchte) mit der Wölbung nach außen in beide Hände genommen. Da wir von Rechtshändern ausgehen, müssen die, die anders herum sind, einfach umdenken. Das sollte machbar sein, der XXXXX hat’s auch gepackt.
Man nimmt das rechte Ende, Wölbung weiterhin außen, und dreht nach links ein. Gerade hier kommen die unterschiedlichsten Techniken zum Ausdruck. Wichtig ist, dass oben am Rosenkopf nicht zu eng gedreht wird, so dass sich das Röschen auch ein wenig entfalten kann und etwas luftig wirkt. Das verbessert den Gesamteindruck ungemein.
Bei optimaler Größe, je nach Ermessen, wird das Ende vorsichtig abgerissen und unterhalb des Rosenkopfes festgedreht.
Wer sehr genaue und saubere Röschen haben möchte, kann sich gerne auch die Mühe machen und die Röschen abschneiden statt zu reißen. Aber dann darf er sich auch etliche zusätzliche Arbeitsstunden dazurechnen. Da sind dann wohl auch einige zusätzliche Kisten Bier fällig. Denn mir fällt beim bestenWillen kein plausibler Grund ein, warum sich irgend jemand sonst diese schei* zusätzliche Plackerei antun sollte. Bei aller Liebe, aber NEIN!
Damit ist das erste Röschen fertig und kann in einen Karton gepfeffert werden. Bleiben noch 2999 Stück.
Das man das in den unterschiedlichsten Farben machen muß, versteht sich von selbst. Und hier noch ein Tip am Rande:
Wer innerhalb des nächsten Tages seine Freundin trifft, das Maibild aber verheimlicht, der soll gewarnt sein; Das Kreppapier hinterlässt deutliche Spuren an den Fingerkuppen, die sich nur sehr schwer mit Wasser beseitigen lassen.
Aber eine halbe Stunde mit der Käsereibe sollten genügen. Hier kommt dann auch noch mal der Verbandskasten aus Punkt 3.1 zum Einsatz.



Die Sache mit dem Draht hat sich mittlerweile erledigt und wurde durch den Holzleim ersetzt.

4.0 Platte
Eine geeignete Platte gibt’s in so ziemlich jeden Baumarkt. Sie muß vor allem zwei Kriterien erfüllen: leicht und stabil. Damit scheidet Styropor aus – ist zwar leicht, aber hält leider nichts aus. Bewährt hat sich Kappafix, wenn man's denn kennt.



4.1 Konturen
Für die Konturen braucht man nun die Pizzakartons. Dazu benötigt man das Maß der Höhe der Röschen. bei mir sind es fünf Zentimeter. Die Kartons werden also in fünf Zentimeter breite Streifen geschnitten.
Mit Hilfe der Heißklebepistole befestigt man nun die Streifen entlang der Konturen. Für mehr Stabilität kann man auch die Verbindungsstellen miteinander verkleben.



Als nächstes wird der Karton mit Holzleim bestrichen (entweder mit der Tube, Eimer und Pinsel oder welche Methode man sonst bevorzugt) und mit Kreppapier bedeckt. Im Normalfall schwarz, aber gegen andere Farben ist nichts einzuwenden.



4.2 Befestigungsanlagen
Um das Maibild später aufhängen zu können, sollte man sich spätestens jetzt Gedanken um die Befestigung machen, da man später vielleicht nicht mehr an die Stellen rankommt und vielleicht wieder alles aufmachen müßte. Ich verwende eigentlich immer ein "Dreieck" aus Schrauben und Unterlegscheiben, oben zwei, unten eine, die anschließend mit Kordel an einem Haken gehängt werden kann.



Es gibt aber auch andere Varianten. Unser Maiguru a.D. (verheiratet) hatte zuletzt immer aufwendig Messungen betrieben und Vorrichtungen an Fassade und Maibild befestigt, so dass diese später haargenau eingerastet wurden. Stabiler ist das sicherlich, vor allem gegen Unwetter wie heftige Windstöße.
Man kann natürlich auch die Platte gegen die Wand drücken und hoffen, daß sie hält, aber das machen nicht mal Anfänger. Nicht mal nach einem Saufgelage.

4.3 Röschen
Die Konturen sehen nicht nur optisch gut aus, sie sind auch praktische Raumabgrenzungen, wodurch das verkleben der Röschen vereinfacht wird. Eine solche Kammer wird dann großzügig mit Holzleim bestrichen und die Röschen eng beieinander darauf gedrückt. Es gilt darauf zu achten, dass man die Farben der Röschen mit den Farben des Motivs abgleicht. Daß die Röschen mit dem Kopf nach oben gesetzt werden, sollte sich eigentlich von selbst verstehen, ist aber im Anschluß an ein Saufgelage nicht mehr ganz so selbstverständlich.



4.4 Ränder
Eine Umrandung ist wieder eine Geschmacksfrage. Üblich ist es nicht, aber bei mir ist es schon zur Gewohnheit geworden. Dafür nehme ich auch wieder Kappafix von einem Zentimeter Stärke, so dass ich für zwei gegenüberliegende Seiten zwei Zentimeter mehr benötige. Die Ränder können ruhig etwas breiter sein, so dass die Folie später nicht auf die Röschen drückt und da ein bißchen Luft zwischen ist. Dadurch können die Röschen zum einen besser atmen (Stichwort: Verdunstung), zum anderen vermeidet man häßliche Beulen in der Folie.
Die Streifen werden dann auch wieder mit Kreppapier umwickelt. Die Farbe ist eigentlich egal, sollte aber zum Bild passen. Befestigen kann man die Ränder anschließend mit Heißkleber.



5.0 der letzte Schliff
Nachdem man alle Röschen gesteckt hat, kann man nochmal über das gesamte Bild gehen und auf Lücken überprüfen. Man kann da ruhig mit der flachen Hand drüber streichen.
Außerdem kann man auf ein paar Fehler hin kontrollieren. Bei mir waren einige Röschen an den Rändern zerknautscht oder ungleichmäßig hoch. Mit ein bißchen Fummelei kann man da noch ein etwas besseres Ergebnis rausholen.
Bevor man die Folie befestigt, sollte man das Bild erstmal eine Weile liegen lassen, damit der Leim trocknet und die Flüssigkeit verdunstet. Unter Umständen könnte sich ansonsten Flüssigkeit sammeln und im schlimmsten Fall sogar Schimmel verursachen.
Für die Folie such man sich am Besten viel Platz, wo man sie ausbreiten kann und legt dann das Bild mit dem Gesicht darauf, so dass man sie auf der Rückseite verkleben kann.



Auf der Rückseite habe ich großzügig Klebeband verwendet, an den sichtbaren Faltstellen durchsichtigen Tesafilm.
Wichtig ist, dass dem Regenwasser keine Möglichkeit geboten wird, hineinzusickern.

6.0 Schlußwort
Ob sich der ganze Aufwand lohnt, soll jedem selbst übnerlassen bleiben. Wir jedenfalls, soviel wir auch fluchen, haben eigentlich unseren Spaß bei der Sache. Es arbeitet sich am Besten, wenn man in einer geselligen Männerrunde bastelt, im Fernsehen ein gutes Fußballspiel, auf dem Tisch Bier und Chips, immer wieder mal ein lustiger Kommentar oder interessante neue Ideen – wie die Liste der Möglichkeiten, eine Bierflasche zu öffnen.
Man sollte darauf achten, sich nicht in Zeitdruck zu versetzen und sich ein, zwei regelmäßige Termine einräumen.
Unter welchen Umständen diese Bilder dann am Besten raus gebracht werden, ist unserem diesjährigen Mainachtbericht zu entnehmen.


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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag03.05.2011 13:53

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Amüsiere mich köstlich. Allerdings bin ich noch nicht dahinter gekommen, ob du die Leute zum Röschenkleben, Rosenkohlkochen oder sonst was aufhetzt?
Du schlimmer Finger willst die Leute nur vom Schreiben ablenken. lol  lol

Hardy
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Ruth
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Beitrag03.05.2011 19:29

von Ruth
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lol
Großartig!

Und diese Dinge stellt man dann seiner Angebeteten vor die Tür? Oder wie ist das gedacht?

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, wie ein Haufen Kerle bei Chips und Bier an diesen fragilen Kreppröschen prökelt

lol
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag03.05.2011 19:52

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Ruth hat Folgendes geschrieben:
lol
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, wie ein Haufen Kerle bei Chips und Bier an diesen fragilen Kreppröschen prökelt lol

... und, wenn dann noch Weiber dazukommen, die anfangen zu klöppeln? Twisted Evil

Hardy
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Probber
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Beitrag04.05.2011 10:16

von Probber
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Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
Amüsiere mich köstlich. Allerdings bin ich noch nicht dahinter gekommen, ob du die Leute zum Röschenkleben, Rosenkohlkochen oder sonst was aufhetzt?
Du schlimmer Finger willst die Leute nur vom Schreiben ablenken. lol  lol

Hardy


Die Sache mit dem Rosenkohlknochen liegt nicht in meiner Absicht. Laughing
Dies ist eine Anleitung für Interessierte. Im März hat mich doch tatsächlich jemand angeschrieben, der mehr über "die neuen Techniken" erfahren wollte, die ich weiter oben erwähnt hatte. Dem habe ich alles per PN geschrieben und dachte, eine Aktualisierung wäre da vielleicht ganz hilfreich. smile

Ruth hat Folgendes geschrieben:
lol
Großartig!

Und diese Dinge stellt man dann seiner Angebeteten vor die Tür? Oder wie ist das gedacht?

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, wie ein Haufen Kerle bei Chips und Bier an diesen fragilen Kreppröschen prökelt

lol

Das stellt man nicht vor die Tür, das hängt man an die Wand oder dahin, wo Platz ist.
Und ja, Röschen drehen bei Bier, Chips und Pizza ist durchaus möglich. Auch wenn wir das schon seit Jahren nicht mehr so gemacht haben. Mein Bierkonsum ist in den letzten Jahren beträchtlich zurückgegangen. Aber damals hatten wir sogar eine Liste während des Röschendrehens mit über hundertfünfzig Hilfsmitteln erstellt, wie man eine Bierflache sonst noch öffnen kann.
Nach ein paar hundert Röschen stellt sich ein Drehautomatismus ein, bei dem ein gelegentlicher Kontrollblick genügt.

Laut Tradition sind in Schaltjahren übrigens die Mädels dran. smile
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