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Da war diese Frau.


 
 
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Robert-Krause
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 37
Beiträge: 19
Wohnort: Dresden


Beitrag15.04.2011 23:14
Da war diese Frau.
von Robert-Krause
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Da war diese Frau.

Jedes Mal, wenn ich ihr begegnete, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter, mein Nacken begann sich zu versteifen und mein Kiefer spannte sich an, dass mir fast die Zähne zerbrachen. Ich hatte alles daran gesetzt, ihr aus dem Weg zu gehen, doch war es mir nicht gegönnt.

Gestern stand ich in der Küche, kochte Kaffee, dachte an nichts Böses und bewegte sogar die Lippen zu einem Lied von James Brown. Living in America hallte es aus dem kleinen Radio, das versteckt hinter einer leeren Vase auf dem Fensterbrett stand.

Plötzlich öffnete sich die Tür, begleitet von einem grauenhaften Knarren. Meine Stimmung sank auf einen Tiefpunkt, als ich sie dort stehen begriff, mich mit großen Augen ansehend. Jeder Ausdruck hatte mein Gesicht verlassen und mein Mund war fest verschlossen. Starr und unbeweglich stand ich vor der Kaffeemaschine, den Filter hielt ich fest in der Hand. Ihr Anblick gab mir das Gefühl, Betonklötze an Hände und Füße gebunden zu tragen, deren Last, mich nach unten zu ziehen drohte. Ich weiß nicht wann ich mich das letzte Mal hatte so schwer gefühlt.

Nach wenigen Sekunden der Verharrung richtete ich meinen Blick wieder auf die Maschine, öffnete den Deckel und legte den Filter ein.

“Warum schaust du so, Schatz?“ Fragte sie mit kokettem Unterton.

Ihre aufgesetzte Freundlichkeit ließ mich keine Schlüsse auf ihre wahren Gefühle ziehen, aber vermutlich hatte sie keine Ahnung, keinen Schimmer was sie jetzt erwartete.

Ich nahm die Kanne aus der Fassung und füllte sie mit Wasser aus dem Hahn, als ich beiläufig antwortete:

“Ich will die Trennung.“

Kurz ist es still. Dieser Satz hatte sie getroffen, wie eine 9mm. Der Schuss ging glatt durch die Brust und ich konnte sehen, wie ihr Herz zersprang. Die erste Sekunde lächelte sie noch, doch dann…

Als sie sich dem Ausmaß meiner Worte bewusst wurde, dann nicht mehr. Ihre Augen wurden dünn und ihre Stirn faltig. Sie sagte kein Wort, entgegnete Nichts. Sie wusste, dass es mein Ernst war.

Als ich sie dort stehen sah, noch halb im Schutz des Türrahmens, tat sie mir fast Leid, doch verlor der Gedanke schnell an Kraft, als sie mit zwei großen Schritten auf mich zu kam, ihre Hand hob und sie mir heftig ins Gesicht geschlagen hatte.

Als ich heute morgen mit einer Sonnenbrille bei der Arbeit erschienen war und sie auch im weiteren Verlauf des Tages nicht ablegte, hatte ich seltsame Blicke von meinen Kollegen geerntet. Verständlich; Ich arbeite in einer Kanzlei, als Anwalt und um ehrlich zu sein, mein Büro ist kein Sonnenfang, das Fenster liegt zur Nordseite.

Am späten Nachmittag, wieder daheim in meinen vier Wänden, stehe ich in der Küche, schaufel drei gehäufte Löffel Kaffee in den Filter und schalte die Maschine ein. Ich schaue zum Türrahmen und erinnere mich an den gestrigen Vorfall, mit der rechten Hand berühre ich sanft mein Auge. Es tut höllisch weh, doch der wunderbare Duft von frisch gebrühtem Kaffee verhilft mir über den Schmerz hinweg. Als das köchelnde Geräusch der Maschine zum Erliegen kommt, lehne ich mich an die Wand und genieße die Stille.

Die Frau ist verschwunden.

Weitere Werke von Robert-Krause:


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Harald
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Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag15.04.2011 23:45
Re: Da war diese Frau.
von Harald
Antworten mit Zitat

Robert-Krause hat Folgendes geschrieben:
Da war diese Frau.

Jedes Mal, wenn ich ihr begegnete, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter, mein Nacken begann sich zu versteifen und mein Kiefer spannte sich an, dass mir fast die Zähne zerbrachen. Ich hatte alles daran gesetzt, ihr aus dem Weg zu gehen, doch war es mir nicht gegönnt.

Gestern stand ich in der Küche, kochte Kaffee, dachte an nichts Böses und bewegte sogar die Lippen zu einem Lied von James Brown. Living in America hallte es aus dem kleinen Radio, das versteckt hinter einer leeren Vase auf dem Fensterbrett stand.

Plötzlich öffnete sich die Tür, begleitet von einem grauenhaften Knarren. Meine Stimmung sank auf einen Tiefpunkt, als ich sie dort stehen begriff, mich mit großen Augen ansehend. Jeder Ausdruck hatte mein Gesicht verlassen und mein Mund war fest verschlossen. Starr und unbeweglich stand ich vor der Kaffeemaschine, den Filter hielt ich fest in der Hand. Ihr Anblick gab mir das Gefühl, Betonklötze an Hände und Füße gebunden zu tragen, deren Last, mich nach unten zu ziehen drohte. Ich weiß nicht wann ich mich das letzte Mal hatte so schwer gefühlt.


Das ist zu stark übertrieben, stilistisch nicht gut und an einigen Stellen dazu noch mit dicken Fehlern behaftet!

Den Rest könnte man fast lassen, fast ...


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Harald

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Uenff
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Wohnort: Berlin


Beitrag16.04.2011 16:17
Re: Da war diese Frau.
von Uenff
Antworten mit Zitat

Moi Robert-Krause,
Deine Geschichte hat mich überrascht. Am Anfang liest es sich so, als ob er Angst davor hätte, die Frau anzusprechen in die er verliebt ist. Als sich das Ganze dann in eine gänzlich andere Richtung drehte, war ich überrascht. Gut gemacht.
An ein paar Sachen musst du noch arbeiten, inklusive der teilweise recht blumigen Sprache. Außerdem wechselst du mir ein bisschen zu oft zwischen den Zeiten. Das verwirrt meinen simplen Verstand ein bisschen.

Hier noch ein paar Details, und für mich nicht ganz schlüssige Dinge:

Zitat:
als ich sie dort stehen begriff

Der Begriff begriff passt hier nicht. Sah klingt zwar gewöhnlich passt M.m.n. aber besser.

Zitat:
Ich weiß nicht wann ich mich das letzte Mal hatte so schwer gefühlt.


Ist die Weglassung des Verbes hier Absicht? Verwirrt eher, als dass es Atmosphäre schafft.


Zitat:
Kurz ist es still. Dieser Satz hatte sie getroffen, wie eine 9mm. Der Schuss ging glatt durch die Brust und ich konnte sehen, wie ihr Herz zersprang. Die erste Sekunde lächelte sie noch, doch dann…

Etwas arg klischeehaft, findest du nicht?

Zitat:
Als sie sich dem Ausmaß meiner Worte bewusst wurde, dann nicht mehr.

Ich würde das dann weglassen.


Zitat:
ihre Hand hob und sie mir heftig ins Gesicht geschlagen hatte.

Als ich heute morgen mit einer Sonnenbrille bei der Arbeit erschienen war


Moment mal. Die Hand erheben, und damit schlagen ist für mich ne Watsche. (Backpfeife, anm. d. Red.)
Für ein blaues Auge braucht es aber meistens eine Faust. Lass sie die Hand also erstmal zur Faust ballen.


Zitat:
Als ich heute morgen mit einer Sonnenbrille bei der Arbeit erschienen war und sie auch im weiteren Verlauf des Tages nicht ablegte, hatte ich seltsame Blicke von meinen Kollegen geerntet. Verständlich; Ich arbeite in einer Kanzlei, als Anwalt und um ehrlich zu sein, mein Büro ist kein Sonnenfang, das Fenster liegt zur Nordseite.

Was hat jetzt die Ausrichtung des Büros mit den Blicken der Kollegen zu tun? Oder raff ich das einfach nicht?

Hoffe ich konnte helfen,
Cheers,
Uenff


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Robert-Krause
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Beitrag16.04.2011 16:21

von Robert-Krause
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Harald,

danke für deinen Kommentar. Was genau sind die dicken Fehler?

Ich habe eine überarbeitete Version bereit, werde sie aber noch ein wenig zurückhalten und weitere Einschätzungen abwarten. Den von Dir gekennzeichneten Bereich habe ich vollständig verändert und einige Kleinigkeiten im weiteren Text ebenfalls.

Kommt es eigentlich zur Geltung, dass ich den Leser großteils im Unwissenden lassen möchte und ihm erst nach und nach die Möglichkeit biete, den Inhalt zu erschließen?

schöne Grüße,

Robert


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Robert-Krause
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Beitrag16.04.2011 16:34

von Robert-Krause
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Uenff (seltsamer Name Razz),

merci für dein Statement. Freut mich, dass es Dir im Großen und Ganzen gefallen hat (Das entnehme ich deinem Kommentar, trotz kleiner Kritikpunkte.).

> Ich weiß nicht wann ich mich das letzte Mal hatte so schwer gefühlt.

Fehlt hier ein Verb? (Habe es aber bereits entfernt. Der Grund dafür war, dass das Wort "sah" dann zweimal neben einander gestanden hätte. Deswegen kam es zu dieser sprachlichen Verrenkung.)

> Das mit der Faust kann ich verstehen. Ich werde ihr eine verpassen, also eine Faust.

Naja, also die Ausrichtung des Büros soll quasi noch mal unterstreichen, dass eben tatsächlich keine Sonne hinein scheint. Hm..

Häufige Zeitwechsel? Findest Du? Ist doch bloß Einer, oder (der am Ende: Immer Vergangenheit und dann Gegenwart)?

Schöne Grüße,

Robert


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Uenff
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Beitrag16.04.2011 16:38

von Uenff
Antworten mit Zitat

Robert-Krause hat Folgendes geschrieben:
Hi Uenff (seltsamer Name Razz),

merci für dein Statement. Freut mich, dass es Dir im Großen und Ganzen gefallen hat (Das entnehme ich deinem Kommentar, trotz kleiner Kritikpunkte.).

Häufige Zeitwechsel? Findest Du? Ist doch bloß Einer, oder (der am Ende: Immer Vergangenheit und dann Gegenwart)?

Schöne Grüße,

Robert


Da hast du richtig gelesen, gefällt mir.
Und die Zeitwechsel...mhm. Beim Lesen ist es mir vorgekommen, als ob du auch häufig zwischen Plusquamperfekt und Präsens wechselst. Finde aber gerade kein Beispiel, kann ergo auch sein, dass ich mich getäuscht habe. Also ignorier das mit den Zeitenwechsel mal.  smile

cheers,
Uenff


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Robert-Krause
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Beitrag16.04.2011 17:26

von Robert-Krause
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Da war diese Frau.

Jedes Mal, wenn ich ihr begegnete, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter, mein Nacken begann sich zu versteifen und mein Kiefer spannte sich an, dass mir fast die Zähne zerbrachen. Ich hatte alles daran gesetzt, ihr aus dem Weg zu gehen, doch war es mir nicht gegönnt, noch nicht.

Gestern stand ich in der Küche, kochte Kaffee, dachte an nichts Relevantes und bewegte sogar die Lippen zu einem Lied von James Brown. Living in America hallte es aus dem kleinen Radio, das versteckt hinter einer leeren Vase auf dem Fensterbrett stand.

Als sich unverhofft die Tür öffnete, hatte der Schreck für einen Augenblick jeden Ausdruck in meinem Gesicht verschwinden lassen. Erstarrt und unbeweglich sah ich sie an. Dann sank meine Stimmung schlagartig auf einen Tiefpunkt. Ihre Erscheinung gab mir das Gefühl, Betonklötze an Hände und Füße gebunden zu tragen, deren Last drohte, mich nach unten zu ziehen. Ich wusste nicht wann ich mich das letzte Mal, hatte so schwer gefühlt.

Nach wenigen Sekunden der Verharrung richtete ich meinen Blick wieder auf die Maschine, öffnete den Deckel und legte den Filter ein.

“Warum schaust du so, Schatz?“ Fragte sie mit kokettem Unterton.

Ihre aufgesetzte Freundlichkeit ließ mich keine Schlüsse auf ihre wahren Gefühle ziehen, aber vermutlich hatte sie keine Ahnung, keinen Schimmer was sie jetzt erwartete.

Ich nahm die Kanne aus der Fassung und füllte sie mit Wasser aus dem Hahn, als ich beiläufig antwortete:

“Ich will die Trennung.“

Kurz ist es still. Dieser Satz hatte sie getroffen, wie eine 9mm. Der Schuss ging glatt durch die Brust und ich konnte sehen, wie ihr das Herz zersprang. Die erste Sekunde lächelte sie noch, doch dann…

Als sie sich dem Ausmaß meiner Worte bewusst wurde, dann nicht mehr. Ihre Augen wurden dünn und ihre Stirn faltig. Sie sagte kein Wort, entgegnete Nichts. Sie wusste, dass es mein Ernst war.

Als ich sie dort stehen sah, noch halb im Schutz des Türrahmens, tat sie mir fast Leid, doch verlor der Gedanke schnell an Kraft, als sie mit zwei großen Schritten auf mich zu kam, ihre Hand hob, sie zu einer knochigen Faust ballte und mir heftig ins Gesicht geschlagen hatte.

Als ich heute morgen mit einer Sonnenbrille bei der Arbeit erschienen war und sie auch im weiteren Verlauf des Tages nicht ablegte, hatte ich seltsame Blicke von meinen Kollegen geerntet. Verständlich; Ich arbeite in einer Kanzlei, als Anwalt und um ehrlich zu sein, mein Büro ist kein Sonnenfang.

Am späten Nachmittag, wieder daheim in meinen vier Wänden, stehe ich in der Küche, schaufle drei gehäufte Löffel Kaffee in den Filterbeutel und lege den Schalter um. Ich schaue zum Türrahmen und erinnere mich an den gestrigen Vorfall, mit der rechten Hand berühre ich sanft mein Auge. Es tut höllisch weh, doch der wunderbare Duft von frisch gebrühtem Kaffee verhilft mir über den Schmerz hinweg. Als das köchelnde Geräusch der Maschine zum Erliegen kommt, lehne ich mit dem Rücken an der Wand, die Arme halte ich gelassen verschränkt und genieße die Stille.

Die Frau ist verschwunden.


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Maria
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Beitrag16.04.2011 18:21

von Maria
Antworten mit Zitat

Hallo Robert,

die Überraschung spüre ich nicht. Aufgrund der Beschreibung
Robert-Krause hat Folgendes geschrieben:

Jedes Mal, wenn ich ihr begegnete, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter, mein Nacken begann sich zu versteifen und mein Kiefer spannte sich an, dass mir fast die Zähne zerbrachen.

hätte es mich doch sehr verwundert, wenn er verknallt wäre Laughing

Von daher - im Grund schon richtig. Im Ansatz. Was mir an Deinem Text leider so gar nicht gefallen möchte, ist die teils abgehackte Sprache, Wortwahl und -schatz. Wirkt größtenteils schwerfällig und verquer. Gegen einfache Sprache habe ich nichts, gar nie nicht, es muss nicht geschraubt sein - aber treffsicher formuliert muss es sein.

Hier ein paar Beispiele.
Zitat:
Gestern stand ich in der Küche, kochte Kaffee, dachte an nichts Relevantes und bewegte sogar  die Lippen zu einem Lied von James Brown. Living in America hallte es aus dem kleinen Radio, das versteckt hinter einer leeren Vase auf dem Fensterbrett stand.


Nichts Besonderes. Relevant passt hier nicht. Mit sogar möchtest du wahrscheinlich der Unbeschwertheit Ausdruck verleihen? Weg damit. Wo das Radio steht wäre ein Gimmick. Hier erzeugst Du (überflüssigerweise) ein sonderbares Bild: ein Miniaturradio, dass sich hinter einer leeren Vase zu verstecken versucht. Lenkt ab, weg damit. ^^

Zitat:
Als sich unverhofft die Tür öffnete, hatte der Schreck für einen Augenblick jeden Ausdruck in meinem Gesicht verschwinden lassen.

Warum so passiv? Wenn Du die Ich-Perspektive wählst, dann nutz sie doch, das bringt den Leser näher ran, ließe ohne allzu kunstvolles Geblubber mitfühlen. Gilt für den gesamten Text.

Zitat:
Erstarrt und unbeweglich sah ich sie an.  

Du schreibst sehr statisch, unbeweglich.
Du erstarrst in deiner Bewegung, vielleicht hältst Du die Luft an, straffst die Schultern. Das wäre ein Bild in den Leserkopf - zeig was in Deinem LI vorgeht. Beschreibs nicht nur.

Zitat:
Dann sank meine Stimmung schlagartig auf einen Tiefpunkt.

Besser: meine Stimmung sank schlagartig auf den Tiefpunkt.

Zitat:
Ihre Erscheinung gab mir das Gefühl, Betonklötze an Hände und Füße gebunden zu tragen, deren Last drohte, mich nach unten zu ziehen. Ich wusste nicht wann ich mich das letzte Mal, hatte so schwer gefühlt.

Ihre Erscheinung scheint mir hier auch unpassend; meinst Du ihr Erscheinen? Ihre Präsenz?
Dann würde auch der Rest passen - wenn Du ihn umformulierst Laughing
Vorschlag auf die Schnelle:
Ihre Präsenz gab mir (, wie immer/ von jeher) das Gefühl, als wären Hände und Füßen gebunden, als zöge mich die Last mehrerer Betonklötze in die Tiefe. Ich wusste nicht ....



Zitat:
Nach wenigen Sekunden der Verharrung richtete ich meinen Blick wieder auf die Maschine, öffnete den Deckel und legte den Filter ein.

Das Innehalten find ich gut, sein Körper löst sich wieder. Tausch die Verharrung (ungelenkes Wort) gegen z.B. meiner Bewegungsunfähgkeit... (ergänzt sich zu Deinen Betonklötzen).

Zitat:
“Warum schaust du so, Schatz?“, Ffragte sie mit kokettem Unterton.


Zitat:
Ihre aufgesetzte Freundlichkeit ließ mich keine Schlüsse auf ihre wahren Gefühle ziehen, aber vermutlich hatte sie keine Ahnung, keinen Schimmer was sie jetzt erwartete.


Auch schräg formuliert. Ihre aufgesetzte Freundlichkeit  ließ keine Schlüsse auf ihre wahren Gefühle zu. Viel wichtiger wäre mir hier noch die Frage: warum empfindet Dein LI das so? Bildet er es sich ein, oder ist sie immer aufgesetzt? Ein Wort dazu wäre gut für die Motivation - dazu später mehr
Vielleicht ist sie also nur verunsichert und flötet daher so "aufgesetzt" in den Morgen - schließlich weiß sie nicht was sie erwartet, sagst Du. Fühl dich ein, in sie... in ihn.

...

Zitat:
Kurz ist es still. Dieser Satz hatte sie getroffen, wie eine 9mm. Der Schuss ging glatt durch die Brust und ich konnte sehen, wie ihr das Herz zersprang. Die erste Sekunde lächelte sie noch, doch dann…

So wie das da steht, ohne weitere Worte zu ihr: Woher weiß das LI, dass es sie trifft? Vielleicht jubelt sie innerlich und knallt ihm dann der guten Form halber eine.
Der Satz SOLL sie treffen. Aber ob er es hat? Stell Dir vor Du sagst das zu Deiner Freundin. Weißt Du sofort, was sie denkt/fühlt oder nimmst Du dinge nur an, hoffst / befürchtest.

Zitat:
Als sie sich dem Ausmaß meiner Worte bewusst wurde, dann nicht mehr. Ihre Augen wurden dünn und ihre Stirn faltig. Sie zog ihre Augen zu engen Schlitzen, z.B. dann zog sie ihre Stirn in Falten. Wenn sich ihre Stirn plötzlich von selbst faltet, würde ich sie auch verlassen. Sie sagte kein Wort, entgegnete Nnichts. Sie wusste, dass es mein Ernst war. Ja? Woher weiß er das? Weil sie nichts sagt und streng guckt? Vielleicht denkt sie aber auch: "Trottel, heute Abend kommst Du ohnehin wieder angeschlichen."


und so weiter...

wink

Es wäre schön etwas mehr über beide zu erfahren. Warum will er sich trennen? Da muss keine ellenlange Vorgeschichte hin. Was ist seine Motivation - auseinandergelebt? Hat sie ihn betrogen? Wie sind die Positionen: ist er verletzt, beleidigt, gelangweilt. Du deutest an, dass er mittlerweile negativ körperlich reagiert. Nur warum: Angst, Eifersucht, Rache.

Motivation fehlt. Und mir persönlich auch ein wenig Handlung. Was haben wir hier: Mann kocht Kaffee und trennt sich von einer (seiner?) Frau, sie klebt ihm eine, er kocht Kaffee und sie ist weg. Überspitzt gesagt.

Da musst Du noch mal ran. Kopf nicht hängen lassen und denk dran: das ist Kritik am Text, nicht persönlich gemeint!

Viele Grüße
Maria


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Robert-Krause
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Beitrag16.04.2011 18:59

von Robert-Krause
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Hallo Maria,

keine Angst, Kritik nehme ich nie persönlich. Ganz im Gegenteil, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast meinen Text zu lesen. Habe dein Statement aufmerksam studiert. Deine Anmerkungen erscheinen mir sehr schlüssig und Du hast Dich somit im Selbstverschulden, gleich ob Du es willst oder nicht, auf meine Liste der besonders wichtigen Kritiker gesetzt. ;P

Mich zu allen Punkten zu äußern wäre überflüssig. Ich akzeptiere und werde sie definitiv in meinem nächsten Text berücksichtigen. Was ich vielleicht noch sagen kann: Mein Anliegen war unter Anderem, möglichst wenig Preis zu geben, also den Leser eigentlich Nichts zu verraten über die Personen.

Die detaillierte Gestaltung der Zusammenhänge sollten der Phantasie überlassen werden.

Zum Ausdruck bringen wollte ich ausschließlich das Befinden des Protagonisten. Der Leser sollte hineingeworfen werden und sich zurecht finden müssen.

Zwei Punkte waren mir bei diesem Text wichtig: Die ausdemnichts kommende Auflösung des Verhältnisses beider Personen zu einander und der Kontrast zwischen Anfang und Ende.

Schöne Grüße,

Robert


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