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Juan der Bodyguard


 
 
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag11.04.2011 17:28
Juan der Bodyguard
von Andi Fontäne
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kapitel 1


Es war heiß in der Limousine. Donna schlug schon wieder gegen die getönte Scheibe, die die Fahrerkabine vom Rest des Fahrzeugs abtrennte. Ich betätigte die Sprechanlage.
„Juan, drehen sie die Heizung endlich runter. Mein Kostüm ist schon ganz durchgeweicht!“
Ich sagte ihr, dass die Anlage defekt sei. Ein Elektronikschaden. Die Digitalanzeige war eingefroren und blieb unweigerlich auf 38 Grad. Ein Fenster konnte ich nicht öffnen, denn wir fuhren mit Schrittgeschwindigkeit durch eine Menschenmasse, die sich vor dem Wiener Opernhaus gebildet hatte. Sie alle wollten Donna singen hören. Denn sie war eine weltbekannte Opernsängerin, an die sich heute allerdings nicht viele zu erinnern vermögen. Wie schnelllebig die Welt doch ist. Heute weiß ich das.

Wenn ich jetzt in meinem Vorgarten sitze, umgeben von fünfhundert Hektar englischem Rasen, Platanen und der großen alten Trauerweide, dann bekomme ich ein Gefühl für die Endlichkeit allen Seins. Meine Finger tippen auf der Schreibmaschine meiner Mutter. Viele schreiben mit Computer, oder Hand. Ich hingegen brauche die unendlich schön klingenden Geräusche des Anschlags. Der Wind weht mir durch mein mittlerweile schulterlanges Haar und zieht hinter meine Pilotenbrille. Meine Augen beginnen zu tränen. Ist es der Wind? Oder die Erinnerung?

Donna schlug wieder gegen die Glasscheibe.
„Juan, machen sie endlich die Fenster runter. Ich ersticke.“
„Aber Signora, die Leute. Das ist zu gefährlich!“
„Mir egal! Öffnen Sie, Juan. Ich befehle es ihnen!“
Ich ließ die Scheiben halb herunter fahren. Sofort begannen Arme in das Wageninnere zu greifen. Sie riefen:
„Dooonna!“

Die Diva wurde panisch. Trotz der Dämmung zum Fahrgastraum konnte ich ihr tonal korrektes Geschrei hören.
„Signora, sind sie in Ordnung?“
„Geben Sie Gas, Juan. Die Meute greift mich an.“
„Aber die Menschen, Signora.“
Ein erneuter Schrei von ihr fuhr mir durch Mark und Bein. Instinktiv ließ ich die Scheiben wieder hochschnellen und drückte das Gaspedal voll durch. Ein paar Arme blieben zwischen den Fenstern stecken, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Denn ich war Bodyguard und wusste, dass mit diesen armen Irren nicht zu spaßen war. Die schwarze Limousine bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge, dabei wurde das Fahrzeug von links nach rechts geschüttelt. Doch wenig später kamen wir sicher am Haupteingang des Wiener Opernhauses an.

Donna wurde die Türe geöffnet. Sie sah blendend aus. Fotografen rissen sich um ein Foto von ihr auf dem roten Teppich. Sie machte alle möglich Posen, die sie zuvor vor dem Spiegel eingeübt hatte. Sie zupfte den Rock, der über ihrem fetten Hinterteil hing, etwas hoch, machte ein erstauntes Gesicht und legte sich die Hände vor den Mund.
Dieses massige Weib war einer meiner ganz besonderen Schützlinge. Schließlich hatte ich auch eine sexuelle Beziehung zu ihr. Aber unfreiwillig!

Eines Abends saßen wir in ihrer Schneehütte am Mount Blue. Das Kaminfeuer knisterte. Sie rief mich unter einem Vorwand herbei. Dann umklammerten mich ihre speckigen Arme so fest, dass ich kaum noch Luft bekam. Als sie merkte, dass ich mich genierte, verpasste sie mir einen Tritt in die Magengegend und machte sich über meinen vor Schmerzen gekrümmten Körper her.
Am nächsten Tag taten wir, als sei nichts gewesen. Meine Bezahlung für jene Woche in der Berghütte fiel allerdings hundertmal so hoch aus wie abgesprochen. Ich beschloss, dass Geld zu nehmen und erstatte keine Anzeige.

Das Geld allerdings hielt nicht lange. Nach ein paar Monaten wurde meine Bankkarte vom Automaten nicht mehr ausgegeben. Ich war hoch verschuldet. Wie mir das passieren konnte? Nun, mein Lebensstil war nicht gerade billig. Doch dazu später mehr.

So kam es also, dass ich, als Donna mich vor Weihnachten jenen Jahres wieder anrief, mir frohe Tage wünschte und mich anschließend fragte, ob ich sie nicht noch ein letztes Mal schützen könne, und zwar am Silvesterabend, bei ihrem Auftritt im Wiener Opernball, widerwillig zusagte. Es wäre sehr gefährlich. Sie hätte seit langem wieder mal einen Drohbrief bekommen und hätte nun Angst. Es müsse an diesem Tag ein Profi an ihrer Seite sein. Die Vergütung würde dieses Mal sogar noch viel höher als letztes Mal ausfallen. Ich bräuchte bis an mein Lebensende nicht mehr zu arbeiten.

Ich sagte zu. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging ich zurück in die Küche, wo der Eiersalat auf mich wartete, den ich mir vor dem Schellen des Telefons aufgemacht hatte und dessen Haltbarkeitsdatum schon lange abgelaufen war.

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Scritoressa
Geschlecht:weiblichGraue Hexe

Alter: 29
Beiträge: 686



Beitrag12.04.2011 00:17

von Scritoressa
Antworten mit Zitat

Hi Andi!

Wie immer, dein Schreibstil gefaellt mir sehr gut.
Die Geschichte ist glaub ich nicht gerade neu (ja versuch mal ganz neue Geschichten zu finden...). Juan scheint sympathisch, sehr menschlich und real. Donna ist halt extrem, eine Klischeediva. Ich wundere mich, wie es weitergeht.

Einige Erbsenanmerkungen:

Zitat:
sie alle wollten Donna singen hören. Denn sie war eine weltbekannte Opernsängerin, an die sich heute allerdings nicht viele zu erinnern vermögen. Wie schnelllebig die Welt doch ist. Heute weiß ich das.


zwei Dinge: Du kannst keinen Satz mit DENN beginnen, da denn Teilsaetze verbindet.
Allgemein, ist der Wechsel von Vergangenheit zur Gegenwart etwas unerwartet, ich musste es 2mal lesen um zu verstehen.
Was du machen koenntest, waere:

Zitat:
Sie alle wollten Donna singen hoeren, denn damals war sie eine weltbekannte Opernsaengerin. Heute allerdings erinnerten sich nicht mehr viele an sie.
Wie schnelllebig die Welt doch ist. Heute weiss ich das.


...zwischen "sie." und "Wie..." wuerde ich einen Abschnitt machen, einfach um den Bruch deutlicher hervorzuheben.

Zitat:
tonal korrektes Geschrei

lol2 (musste ich einfach anmerken)

Zitat:
Ein erneuter Schrei von ihr fuhr mir durch Mark und Bein. Instinktiv ließ ich die Scheiben wieder hochschnellen und drückte das Gaspedal voll durch. Ein paar Arme blieben zwischen den Fenstern stecken, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen.


ich hab keine Erfahrungen mit Bodyguards und hochschnellenden Fenstern, aber ich bei normalen Autos geht das
1. meist nicht ganz so schnell dass da Arme stecken bleiben und
2. haette er wohl erst hupen koennen oder so...kann man da nicht verklagt werden, wenn jemand am Arm mitgeschleift wird?

Zitat:
Aber unfreiwillig!


hm das koennte etwas mehr Effekt haben, ist ja ein wichtiger Ausruf.

Zitat:
Unfreiwillig allerdings. Unfreiwillig!


...so etwas vielleicht?

 
Zitat:
Die schwarze Limousine bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge, dabei wurde das Fahrzeug von links nach rechts geschüttelt. Doch wenig später kamen wir sicher am Haupteingang des Wiener Opernhauses an.


mit "doch" sollte man auch keine Saetze beginnen

...irgendwo war das noch ein zweites "... . Denn...", aber ich finde es nicht mehr.

Zitat:
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging ich zurück in die Küche, wo der Eiersalat auf mich wartete, den ich mir vor dem Schellen des Telefons aufgemacht hatte und dessen Haltbarkeitsdatum schon lange abgelaufen war.

die Laenge des Satzes nimmt die Ironie etwas heraus. An sich ein sehr guter Kapitelschlusssatz.

Beispiele wie ich es machen wuerde:

Zitat:
Mit einem mulmigen Gefuehl in der Magengegend ging ich zurueck in die Kueche zu meinem schon lange abgelaufenen Eiersalat.

In der Kueche wartete der abgelaufene Eiersalat, den ich mir vor Donnas Anruf aufgemacht hatte.

Mit mulmigem Gefuehl setzte ich mit an den abgelaufenen Eiersalat, den ich mir vor dem Anruf aufgemacht hatte.


so, das sind glaub ich alle Meckerpunkte.
Und jetzt hab ich Hunger auf Eiersalat smile

lg Scrito


_________________
Better to have loved and lost but to have never loved at all.
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag12.04.2011 02:05

von Nihil
Antworten mit Zitat

Hallo Andi!

Das gefällt mir auch gut. Dein Stil klingt sehr sicher, aber ebenso eigenwillig und respektlos (keine Wertung). In den Details gefällt mir deine Geschichte ebenso, vor allem das tonal korrekte Gekreisch hat mir gefallen. ;)

Was mich gestört hat, war die etwas zu assoziative Erzählweise. Manchmal springst du mir etwas zu sehr hin und her. Ich finde zum Beispiel, dass du dich besser erst einmal auf die Beschreibung der Szene vor dem Opernplatz hättest konzentrieren können. Der Absatz über die Endlichkeit des Seins gefällt mir an sich gut, aber ich würde ihn nicht an der Stelle einbringen. Ebenso springst du am Ende zu schnell zu der sexuellen Beziehung der beiden, und klärst dann, wie es überhaupt zu dem Auftrag gekommen war. Ich mag eigentlich komplizierte Aufbauten, aber nicht, wenn sich absatzweise Ort und Zeit ändern. Ich mag es lieber, wenn erst eine Szene zu Ende gebracht wird und der dann eine andere folgt. Ob das dann Zukunft oder Vergangenheit oder was anderes ist, ist mir dann egal. Ich denke, das könnte auch deiner Geschichte helfen.

Aber jetzt sage ich nichts mehr und warte mal auf die Fortsetzung. (Scheint ja wohl eine zu geben, oder?)

Bis dahin,
Nihil
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag12.04.2011 17:01

von Andi Fontäne
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Scritoressa hat Folgendes geschrieben:
Hi Andi!

Wie immer, dein Schreibstil gefaellt mir sehr gut.
Die Geschichte ist glaub ich nicht gerade neu (ja versuch mal ganz neue Geschichten zu finden...). Juan scheint sympathisch, sehr menschlich und real. Donna ist halt extrem, eine Klischeediva. Ich wundere mich, wie es weitergeht.


Freut mich sehr zu hören, dass es dir gefällt. Aber wieso wunderst du dich, wie es weitergeht? Meintest du vielleicht freuen?

Scritoressa hat Folgendes geschrieben:

Einige Erbsenanmerkungen:

Zitat:
sie alle wollten Donna singen hören. Denn sie war eine weltbekannte Opernsängerin, an die sich heute allerdings nicht viele zu erinnern vermögen. Wie schnelllebig die Welt doch ist. Heute weiß ich das.


zwei Dinge: Du kannst keinen Satz mit DENN beginnen, da denn Teilsaetze verbindet.


Das habe ich anders gelernt. Habe gerade schon in meinem Grammatikbuch geblättert, aber das, was man sucht, findet man grundsätzlich nie! wink Recherchiere aber noch weiter...

Scritoressa hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
tonal korrektes Geschrei

lol2 (musste ich einfach anmerken)

Zitat:
Ein erneuter Schrei von ihr fuhr mir durch Mark und Bein. Instinktiv ließ ich die Scheiben wieder hochschnellen und drückte das Gaspedal voll durch. Ein paar Arme blieben zwischen den Fenstern stecken, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen.


ich hab keine Erfahrungen mit Bodyguards und hochschnellenden Fenstern, aber ich bei normalen Autos geht das
1. meist nicht ganz so schnell dass da Arme stecken bleiben und
2. haette er wohl erst hupen koennen oder so...kann man da nicht verklagt werden, wenn jemand am Arm mitgeschleift wird?


Vielleicht ist die Geschwindigkeit ein bisschen unrealistisch. Aber ich finde die Szene halt ganz witzig, vorallem deswegen, weil halt Leute mitgeschleift werden.

Scritoressa hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Aber unfreiwillig!


hm das koennte etwas mehr Effekt haben, ist ja ein wichtiger Ausruf.

Zitat:
Unfreiwillig allerdings. Unfreiwillig!


...so etwas vielleicht?


Mh... denke ich mal drüber nach!

Scritoressa hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ging ich zurück in die Küche, wo der Eiersalat auf mich wartete, den ich mir vor dem Schellen des Telefons aufgemacht hatte und dessen Haltbarkeitsdatum schon lange abgelaufen war.

die Laenge des Satzes nimmt die Ironie etwas heraus. An sich ein sehr guter Kapitelschlusssatz.

Beispiele wie ich es machen wuerde:

Zitat:
Mit einem mulmigen Gefuehl in der Magengegend ging ich zurueck in die Kueche zu meinem schon lange abgelaufenen Eiersalat.

In der Kueche wartete der abgelaufene Eiersalat, den ich mir vor Donnas Anruf aufgemacht hatte.

Mit mulmigem Gefuehl setzte ich mit an den abgelaufenen Eiersalat, den ich mir vor dem Anruf aufgemacht hatte.



Die Veränderungen sind entweder zu sehr Bürokratensprache, oder es fehlt mir zuviel. Aber guter Punkt. Lasse mir da noch was einfallen.

Erstmal vielen Dank für deine tolle Kritik!

Grüße
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag12.04.2011 17:05

von Andi Fontäne
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nihil hat Folgendes geschrieben:
Hallo Andi!

Das gefällt mir auch gut. Dein Stil klingt sehr sicher, aber ebenso eigenwillig und respektlos (keine Wertung). In den Details gefällt mir deine Geschichte ebenso, vor allem das tonal korrekte Gekreisch hat mir gefallen. wink


Auch dir erstmal vielen Dank fürs Lesen und Bewerten. Was meinst du denn mit "respektlos"?? wink Wem gegenüber denn?


Nihil hat Folgendes geschrieben:

Was mich gestört hat, war die etwas zu assoziative Erzählweise. Manchmal springst du mir etwas zu sehr hin und her. Ich finde zum Beispiel, dass du dich besser erst einmal auf die Beschreibung der Szene vor dem Opernplatz hättest konzentrieren können. Der Absatz über die Endlichkeit des Seins gefällt mir an sich gut, aber ich würde ihn nicht an der Stelle einbringen. Ebenso springst du am Ende zu schnell zu der sexuellen Beziehung der beiden, und klärst dann, wie es überhaupt zu dem Auftrag gekommen war. Ich mag eigentlich komplizierte Aufbauten, aber nicht, wenn sich absatzweise Ort und Zeit ändern. Ich mag es lieber, wenn erst eine Szene zu Ende gebracht wird und der dann eine andere folgt. Ob das dann Zukunft oder Vergangenheit oder was anderes ist, ist mir dann egal. Ich denke, das könnte auch deiner Geschichte helfen.


Gerade dieses Sprunghafte hat mich beim schreiben gereizt. Nicht nur, dass der Erzähler in die Gegenwart springen kann, sondern auch, dass man Zeitsprünge einbauen kann, so wie man lustig ist.

Nihil hat Folgendes geschrieben:

Aber jetzt sage ich nichts mehr und warte mal auf die Fortsetzung. (Scheint ja wohl eine zu geben, oder?)


Werde gleich das zweite Kapitel bereit stellen!
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag12.04.2011 17:09

von Andi Fontäne
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Kapitel 2

Der Opernball verlief weitgehend ruhig. Ich stand mit Donna in der Maske und wartete, bis der Organisator kam, um sie abzuholen. Es waren nur noch wenige Minuten bis zu ihrem Auftritt, als sie versuchte ein Gespräch zu beginnen.
„Juan, sie hassen mich, oder?“
Ich spielte den Ahnungslosen.
„Wie kommen sie denn darauf?“
„Sie sind doch nur wegen des Geldes hier.“
„Natürlich bin ich das. Ich bin Personenschützer.“
Sie brach plötzlich in Tränen aus. Ich verzog keine Miene. Es klopfte an der Tür. Als ich aufmachte stand vor mir ein dicklicher Junge in kariertem Anzug. Seine fettigen Haare hingen ihm in das aufgedunsene Gesicht, welches mit schorfigen, hellen Flecken übersät war. Mich packte sofort ein unbeschreiblicher Ekel. Er hielt ein Strauß Rosen unter meinen im Türrahmen angelehnten Arm hindurch und hauchte Donnas Namen. Das reichte mir, um den listigen Schurken als das zu identifizieren, was er war: Ein psychopathischer Fan, der sich in Donna unsterblich verliebt hatte und sie töten wollte, um eine krankhafte Beziehungsebene zwischen ihnen herzustellen, die es ihm ermöglichte Teil ihres Lebens zu sein. Unter seinem hässlichen Zwirn sah ich eine kantige Ausbeulung. Offensichtlich der Griff einer Pistole, die er sich zwischen den Gürtel geklemmt hatte. Ich musste handeln. Schnell.
Mein angelehnter Arm löste sich aus seiner lässigen Pose und ergriff sein Handgelenk. Ich drückte zu als würde ich einen Python erwürgen. Die Gelenke gaben knacksend nach und die lose zusammen gebundenen Rosen fielen auf den Boden. Ich drehte nun meinen Körper elegant um 180 Grad und verrenkte dabei seinen Unterarm derartig, dass der Rest seines Körpers dem Drehimpuls nachgab und er sich eine Sekunde später auf dem Rücken wiederfand. Seinen Arm jedoch hielt ich immer noch mit steter Kraft. Ich trat ihm mit dem linken Fuß auf den Oberkörper, dass es ihm vergönnt war weiterhin auszuatmen. In diesem Moment konnte ich eine Reue in seinen Augen ablesen, die mir imponierte.

Ich rief die Polizei. Donna saß wie versteinert auf ihrem Klappstuhl und war wohl heilfroh, dass ich da war. All ihre Zweifel an meinen Motiven waren wie weggeblasen.
Die Beamten behaupteten zwar später, der Junge hätte keine Waffe dabei gehabt, aber dem schenkte ich wenig Glauben. Ich kenne diese Burschen. In eine Mülltonne irgendwo auf dem Weg zum Polizeiauto hat er sie fallen lassen. Aber ich hatte keine Lust zu suchen. Derartige Profilierungen vor einfachen Streifenpolizisten waren mir zu bieder.

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Nihil
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Moderator
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Beiträge: 6039



Beitrag12.04.2011 20:49

von Nihil
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Vielleicht war respektlos das falsche Wort. Ich meinte eher sowas wie schnoddrig, unverblümt usw. :) Etwa bei den Schwabbelbacken der Opernsängerin.
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Andi Fontäne
Eselsohr

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Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag25.04.2011 04:29

von Andi Fontäne
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Achja, und einen Satz kann man durchaus mit DENN beginnen. wink
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Andi Fontäne
Eselsohr

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Juan, der Bodyguard
Beitrag27.04.2011 18:53

von Andi Fontäne
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Kapitel 3


Ich wachte auf. Aber wo war ich? Um mich herum waren weiße Wände und an der prachtvoll verzierten Decke hing ein goldener Deckenleuchter bis in das Zentrum des Raums herein. Ich konnte mich nicht erinnern, wo ich eingeschlafen war. Ja klar, ich war im Hotel gewesen. Musste mir mit Donna ein Zimmer teilen, weil sie Angst hatte. Nachdem wir einen Wein getrunken hatten, legte ich mich auf das Canapé. Natürlich, sie musste mir etwas ins Glas getan haben. Die offene Packung Schlaftabletten hatte ich doch kurz zuvor auf dem Badezimmerboden gefunden. Ich hatte mir aber nichts dabei gedacht. Dieses mörderische Weib muss sich über meinen schlafenden Körper hergemacht haben. Das war’s! Das war der letzte Auftrag, den ich für sie ausgeführt hatte.
Voller Scham stieg ich unter die Dusche und rieb meine Haut vollständig mit Bimsstein ab. Währenddessen übergab ich mich mehrmals. Doch es kam nicht viel raus. Mein Magen fühlte sich metallisch an.
Anschließend zog ich mich an und suchte die Suite nach Donna ab. Sie war nicht da. Merkwürdig. Und meine Bezahlung? Ich sah ihre Handtasche auf dem weißen Sekretär im Salon liegen. Darin die Broschüre eines ansässigen Pizzataxis und 50.000 Euro. Als Anzahlung sollte es wohl reichen. Ich schrieb ihr einen Zettel.

*Wenn du das hier liest, bin ich weg. Ich werde dich nie wieder personenschützen. Ich hasse dich und die Art wie du das englische TH aussprichst. Meine Kontonummer lautet 505053, bei der Zentralbank in Madrid. Ich erwarte deine Zahlung!*

Vor dem Hotel stieg ich in ein Taxi und ließ mich direkt nach Madrid fahren. Ich vereinbarte mit dem Fahrer einen Festpreis von 5000 Euro. Und noch mal Tausend extra, dafür, dass er nicht zum Schlafen anhielt und das Radio abstellte.

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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag13.12.2011 15:42

von Andi Fontäne
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Hallo Leute,

bald wird diese Geschichte einen Dauerbrenner-Bereich bekommen und ich werde neue Kapitel online stellen. Es würde mich freuen, wenn ihr weiterlest und mir ab und an eure Eindrücke schildert!

Grüße

Andi!
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