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Big in Japan


 
 
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag23.03.2011 15:43
Big in Japan
von Andi Fontäne
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Hey, gib mir auch noch mal!“

Sie zieht einmal. Dann bläst sie den grauen Qualm Richtung Fenster, lässt ihren Arm hinab gleiten und blickt kühl an die Decke.

„Was hast du? Stimmt irgendwas nicht?“
„Heute haben wir ne Schweigeminute gemacht.“
„Ihr auch? Für die Japaner?“
„Natürlich für die Japaner.“
„Mh,… und? Wie war’s?“
„Langweilig. Wir mussten sogar aufstehen.“
„Na und?“
„Versteh’ nicht, was das bringen soll.“
„Naja,… Solidarität zeigen und so.“
„Ja, toll. Wenn man da einmal mit anfängt, dann müsste man – dann würde man gar nicht mehr zur Ruhe kommen.“
„Aber das in Japan ist doch ne schlimme Sache.“
„Was ist mit den Kindern in Afrika? Warum gibt es dafür keine Schweigeminuten? Wahrscheinlich sterben die da einfach zu regelmäßig.“
„Wie zynisch.“
„Ich bin nicht zynisch. Die Schweigeminute ist zynisch!“
„Ach komm!“
„Warum gibt es so etwas? Wer hat sich das ausgedacht? Man steht irgendwo im Büro, in der Schule, oder in einem Fußballstadion und blickt für ein paar Sekunden auf den Boden. Und danach kann man sich dann besser fühlen. Aber davon kann sich kein Japaner was kaufen.“
„Mag sein. Aber du übersiehst eine wichtige Funktion. Man bekommt auch eine Möglichkeit zur Verinnerlichung.“
„Verinnerlichung auf Kommando?“
„Ja,… vielleicht.“
„Blödsinn. Ich glaube nicht an so was. Das ist doch nur für das eigene Ego. Die selbsterteilte Absolution zum Weitermachen.“
„Du meinst also, es sei nur Selbstbetrug?“
„Natürlich. Wir müssen uns eingestehen, dass wir nichts für das Leid in der Welt können. Das ist die Natur, oder Gott, oder nenn es wie du willst.“
„Stell dir vor, alle Menschen würden so denken wie du. Dann würde sich nie etwas verbessert haben.“
„Verbesserungen können in diesem Fall immer nur Schrittweise erreicht werden. Ich kann zum Beispiel, um bei unserem Japan-Thema zu bleiben, den Leuten da unten etwas spenden, oder, wenn ich ab jetzt gegen die Atomenergie wäre, Ökostrom buchen.“
„Hast du denn den Leuten da unten etwas gespendet?“
„Natürlich nicht, wie du weißt.“
„Dann bist du ja auch nicht besser.“
„Darum geht es ja nicht. Der Punkt ist doch der: Ich kann etwas spenden, oder nicht. Aber eine Schweigeminute bringt niemandem etwas, außer vielleicht mir selber. Also ist derjenige, der die Schweigeminute ablehnt, wenigstens so mutig, sich einzugestehen ein Egoist zu sein.“
„Und das ist dann eine Leistung?“
„Das ist zumindest eine moralische Weiterentwicklung!“
„Mh. Irgendwie hast du mich von deinem Standpunkt überzeugen können. Weißt du was? Gleich morgen gehe ich zu meinem Chef und werde ihm sagen, dass ich meine Schweigeminute von heute zurückziehen werde. Bevor ich mich in so ein ethisches Dilemma werfe, spende ich doch lieber einen Euro.“

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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag23.03.2011 17:47

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo Andi,

dieser Text ist in meinen Augen nur geschrieben worden um eine Diskussion zu provozieren.  Ich überlege nur welchen Gewinn diese Diskussion bringen könnte. Vielleicht das Abschaffen der Gedenkminute. Da frage ich mich, wem nützt das?  Rolling Eyes
Oder vielleicht statt der Gedenkminute mehr Spenden?
Sicherlich nicht.
adelbo


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag23.03.2011 18:24

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Zitat:
dieser Text ist in meinen Augen nur geschrieben worden um eine Diskussion zu provozieren.


Denk ich auch. Bei dem Nazi-Text ist das ja leider gelungen. Warum machst du nicht mit Qualität auf dich aufmerksam, anstatt mit so einem Blödsinn? Da würde ich eher gar nichts schreiben.


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag23.03.2011 19:15

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

hättest du nur ein findigeres Thema als diese ach so bösen und egoistischen Schweigeminuten gewählt.
Dieser Dialog wirkt auf mich wie auf die Schnelle geschrieben, der Aktualität wegen und im Prinzip, wie die Vorredner schon angedeutet haben, nur um zu provozieren.
Viel Inhalt hat es nicht, das Stückerl...

Wäre toll, wenn du mal was zu erzählen hättest.

Lg

Tom

p.s.:

Eine genial parodistische Ausmalung einer Schweigeminute angesichts eines traurigen Geschehens hat es in dem Film "The Hudsucker Proxy" von den Coens:
Der Chef, Hudsucker, ist tot (er sprang durch ein Fenster auf die Straße und wurde zu einem abstrakten Kunstwerk). Die niederen Mitarbeiter werden per Lautsprecher zu einer Schweigeminute aufgerufen.
Danach, aus dem Lautsprecher: "Dieser bewegende Moment wurde auf ihren Karten vermerkt und wird Ihnen vom Lohn abgezogen."
DAS war Satire, das war gut.


_________________
Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag23.03.2011 19:52

von Andi Fontäne
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Och, mir zu unterstellen, ich wäre nur auf einen "Diskussionseffekt" aus, ist doch ziemlich eitel von euch. Ich schrieb über dieses Thema ganz einfach deswegen, weil es mich beschäftigte. Mag ja sein, dass in eurem Weltbild die Rolle der Schweigeminute ganz klar geregelt und ungeheimnisvoll ist. Mich dagegen hat es beschäftigt.

Und wie lernt man es in der Schule? Der Prosatext konstituiert sich selbst! wink
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag23.03.2011 19:56

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Das ist nun die zweite Geschichte, vollgestopft mit einem eigenartigen  Dialog.
Ich sage mal so: jeder kann so etwas in dieser Form nicht schreiben, aber durch das Thema Japan, nervt es, weil es nicht ehrlich wirkt.
Sicherlich ist bekannt, dass es Menschen gibt, die auf so eine Gedenkminute scheißen. Das ist Fakt.

Es gehört hier nicht her, über Gedenkminuten zu spekulieren.
Das ist doch keine Prosa, keine Geschichte, mal was wirklich Lesenswertes hier rein zu stellen! Das ist Mist, gehört hier nicht her.

Der Prosabereich wird immer schwächer und keiner kümmert sich drum.

Hardy
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Andi Fontäne
Eselsohr

Alter: 37
Beiträge: 268



Juan, der Bodyguard
Beitrag23.03.2011 20:10

von Andi Fontäne
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Falls man diese "Logik" anwenden würde, könnte man alle Texte hier löschen. Und zwar mit der Begründung, es gehöre hier nicht her, über Thema XY zu spekulieren.
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 6000

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag23.03.2011 20:37

von Maria
Antworten mit Zitat

nun, er mag schon seinen Platz irgendwo haben, aber in der Prosa? Würdest Du sowas allen Ernstes an einen Verlag schicken?

Ein reiner Dialog, ohne Platz für des Lesers Gedanken.
Kein Bett, kein Rahmen, keine Betrachtung, nicht einmal Figuren, die hier aber wichtig wären um eventuell die eine oder andere Bemerkung etwas sympathischer zu machen und nicht nur einfach eine Meinung aufzwängen. Würdest Du Dir die Mühe machen einen Charakter zu entwerfen, der z.B. stur auf einem Standpunkt beharrt, dazu einen Gesprächspartner, dann ja, dann hat auch eine sehr einseitige Betrachtungsweise wie diese hier irgendwo Lesenswert.

edit: alternativ eine charakteristischere Darstellung des Dialogs, sprich durch den reinen Dialog Figuren zeichnen. Das erfordert sprachliches pointiertes Geschick. Schau Dir die Dialoge von Alois an.

So ist es auch für mich nicht mehr als ein Textfragment, ein Gesprächsprotokoll das ich mir notiere, um es irgendwann einmal zu verarbeiten.
Und ich frage mich (wieder einmal), warum Du Dir überhaupt die Mühe mit den Anführungszeichen machst - diskutier doch einfach in "Auf ein Wort".

Sorry wink

edit: zur Aus- oder Bearbeitung verschiebe ich in die Werkstatt. Andi, go go go, hieraus kann schon was werden ...


_________________
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Tyrion Lannister
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Jester's Tear
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J


Beiträge: 25
Wohnort: Bonn


J
Beitrag23.03.2011 23:05

von Jester's Tear
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Hallo Andi,
natürlich ist das ein interessantes Thema, aber warum hast du es in einen uninteressanten Dialog gepackt ?
Hast du keine Möglichkeit, dieses Thema in eine Geschichte zu verpacken?
Und warum der Titel Big in Japan? Eine Anpielung auf den Alphaville-Hit ?
Wenn ja, warum fließt davon nichts mit in den Text ein?

Das ist der erste Text, den ich von dir gelesen habe. Nach den Kritiken zu urteilen, hast du diese Form schon mal gewählt. Bitte sag' mir, dass sich andere Texte von dir mehr lohnen, sonst spar ich mir den Klick beim nächsten mal.

Sorry, aber das einzig konstruktive, was ich zu diesem Text sagen kann, ist: Vergess so ein Geschreibsel! Mach es anders! Mach eine Geschichte draus!

Man liest sich

LG
Heiko
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kleiner schreiberling
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 108
Wohnort: Hütte


Beitrag24.03.2011 12:22

von kleiner schreiberling
Antworten mit Zitat

Hallo Andi,

ich kann den anderen nur zustimmen. Das hier wirkt doch sehr komprimiert. Wenn du unbedingt den Schwerpunkt nur auf das Gespräch legen willst und die Umgebung so frei wie möglich lassen willst, dann schreibs als Theaterstück für eine leere Bühne.
Die Charaktere solltest du echt ausbauen. Jeder sagt hier ja im Prinzip nur ein und die selbe Sache in zig Sätzen.
Ein bisschen mehr Mühe bitte.
Aber an sich hab ich nichts gegen provokante Themen einzuwenden.

MfG kleiner Schreiberling


_________________
"Soll ich dir die Gegend zeigen,
Musst du erst das Dach besteigen."
J.W. von Goethe

Das Leben ist wie eine Zitrone...
nicht jedermanns Sache, aber man muss grinsen
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Blanket
Deckchen

Alter: 33
Beiträge: 153
Wohnort: Moscow


Beitrag24.03.2011 12:41

von Blanket
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Grüizi Andi

Kleiner Einschub vorneweg: sollte ich in fremden Zungen züngeln, liegt das daran, dass ich die anderen Kommentare nicht gelesen habe.
 
Und nun zum Textulein:
Irgendwie schleudert mich dein Text hin und her, um es dramatisch auszudrücken wink)

Ich finde die Einstellung, die rüberkommt interessant, sie hat auch irgendwie ihre Berechtigung, aber trotzdem.... dieser Gedanke, das eine Schweigeminute eigentlich grundlos, bzw. einfach egoistisch sein soll, widerstrebt mir. Das ist doch eine Bewusstseinsfrage, die klar jeder mit sich selbst ausmachen muss. Doch du stellst mir das hier etwas zu pauschal dar.
Und das Ende , uiuiui, das scheint so gewollt provokativ. Schade dass dir da nix anderes eingefallen ist.

Jedoch 'schreiberisch', also technisch war es gut, da gibt es nicht wirklich was zu meckern. Und der Einschub am Anfang- wie aus dem Leben gegriffen ; )

beste Grüße
Blanket


_________________
Das Blut war voller Zwerge doch sie ließen sich kleine Bärte stehen.
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