Bleischwer

[Fisch]

In einen hohlen Keim

schreie ich meine Fantomschmerzen in den Fingerspitzen rein

bis er taubstumm wird

deine Glieder werden nie mehr nachwachsen

 

sanft blase ich

Spinnennetzte aus deinem Panzer ab

dann krieche ich ganz leise

zurück in den meinen

du schläfst noch

 

wenn die Götter plantschen

in der Mondspiegelung im Moorteich

schnappe ich den kleinsten am Flügel

ziehe Sie aus meinem T-shirt raus

eine rot-weiß gestreifte, gepflickte

Seele

 

Hey, Göttlein !

Wenn Ihm etwas pasieren sollte, gib ihm sie...
ich hab sie im Kartenspiel noch nicht verloren

 

dann lege ich mich auf den Boden

mit Sternstaub gesalzt

verwandele ich mich in trockene Erde

 

vielleicht wird einmal über mich

das Gras lachen.

[Mardii]

Hallo Fisch,

dein Text hat eine sehr schöne Bildebene. Himmel (Götter, Mondspiegelung, Sternstaub), Erde (Boden, trockene Erde), Wasser (plantschen, Moorteich), Körperliches (Fingerspitzen, Glieder) sind als Bildbezüge darin enthalten. Mit dem Titel „Bleischwer“ hatte ich einige Schwierigkeiten. Ich beziehe ihn denn auf die fehlenden Glieder und die Phantomschmerzen. Und vlt. auf das bleischwere Sinken in die Erde. Hier liegen zwei in ihren Panzern, beide ohne Glieder, mit Phantomschmerzen. Einer der beiden bietet den Göttern seine Seele dar, mit dem Hinweis, sie mögen diese seinem Freund geben, falls ihm etwas passieren sollte. Er sinkt dann erschöpft zur Erde und erwartet vom Gras zugewachsen zu werden, das ihn verlachen wird.
Eine Geschichte, in einem phantastischen Milieu angesiedelt, die mir gefällt.

Zu deinem Text habe ich ein paar Korrekturhinweise: