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Autor |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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09.02.2011 09:25 Ankommen von Jocelyn
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Der Frühling hat uns ein Kleid gestrickt,
die Fäden fallen durch unsere Füße.
Das Licht beschenkt die Hirten
mit violetten Tränen.
Die Schneeglöckchen teilen sich
die Sterne von Bethlehem.
Der Regen sammelt den Weihrauch ein,
an den Bächen funkelt das Wachs.
In den Weiden verschwimmen die Kreuze
in alle Himmelsrichtungen.
Die Lieder singen auf der anderen Seite
der Stadtmitte.
Bis es Krähen auf Dächer regnet,
gehen wir überall hin.
Weitere Werke von Jocelyn:
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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12.02.2011 21:19
von EdgarAllanPoe
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Was mir an diesem Gedicht nicht gefällt, ist seine monoton anmutende Struktur. Die Sätze sind alle gleich gebaut, was eher an einen Baukasten erinnert denn an Lyrik, an auf- und abgleitende Stimmen eines Konzerts, an eine Brandung aus Worten.
Mir fällt ein Rahmen auf: Das Lyrische Wir - die Zeugen eines verwirrend-vorzeitigen Frühlings - stellt eine Beobachterposition dar. Trotzdem wirkt der Rahmen nicht wie ein Korsett, das dein Gedicht einschnürt, sondern jederzeit mit einer Chance, überall geöffnet werden zu können: Darauf deutet die letzte Zeile hin.
Ansonsten ist es fast pantheistisch. Das suggerieren zumindest die auffälligen Worte, die religiösen Inhalten entnommen sind ("Hirten", "Betlehem", "Weihrauch", "Kreuze").
Ich musste lange mit mir ringen, nachdem ich es das erste Mal gelesen hatte. Es wollte mir einfach nicht gefallen, genau wegen dieser Begriffe.
Zum Glück habe ich den Verriss allerdings gelassen und mir Zeit genommen, das Gedicht zu verarbeiten. Denn die religiösen Ausdrücke sind kein Hinweis auf einen Zwang, den man in der Kirche vielleicht erleben mag, sondern losgelöst von verknöcherten Dogmen und deshalb religiös-ursprünglich: das Innehalten vor der Schöpfung und das Treibenlassen.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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14.02.2011 10:37
von Jocelyn
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Danke Eddie, dass du dir mit der Rezi Zeit genommen hast und ich so keinen echten Verriss bekam.
Die Wellen, die Brandung, die du beschreibst, sehe ich jetzt auch. Ich glaube, es sind die Subjekte zu Satzbeginn, die sie verursachen. Außerdem ist der Übergang vom Kleid zum Licht etwas zu sprunghaft. Oder wie funktioniert er bei dir?
Ich habe das Gefühl, ich müsste noch eine Art Sonne zwischenschalten. Irgendeinen weiteren Vers.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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14.02.2011 10:43 Re: Ankommen von ELsa
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Liebe Jocelyn,
du verbindest hier das aufbrechende Bild des Frühlings mit Osterbildern und machst dann einen Schlenker zur Unbelehrbarkeit der Menschen, die weitermachen, bis alles kaputt ist. So lese ich deinen Text, den ich gut finde bis auf die Str. 3, die ist mir zu starker Hinweis durch "Bethlehem", ich finde, das braucht es nicht. Dazu kommt, dass das Bild der Schneeglöckchen eher ein Glockengefühl erzeugt und sich (für mich) mit den Sternen beisst.
Liebe Grüße
ELsa
_________________ --
schreiben ist atmen |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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14.02.2011 21:27
von Jocelyn
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Hallo Elsa,
das ist interessant, da ich an so eine Interpretation gar nicht gedacht habe.
Ich wollte eher die kirchlichen Symbole der Weihnachts-Winterzeit in den Frühling eintauchen lassen. Das Schlagwort Pantheismus von Eddie ist treffender für mich. Ich habe es als eine Erweiterung, eine Tür zur Möglichkeit, überall eine Art von Offenbarung zu finden, gesehen. Überall hingehen können, ohne ein Kaputtmachen.
Aber du kannst es ja so lesen, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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14.02.2011 21:35
von Jocelyn
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Ach so: Die Sterne und die Schneeglöckchen gehen auch für mich. Es ist das leuchtende Weiß. Außerdem empfinde ich die ersten Blüten der freien Natur wie am Boden liegende Sterne. Und Zacken haben sie doch auch, http://www.horst-luenser.de/gartenpflanzen/schneegloeckchen.htmloder?
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
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ELsa Reißwolf
Alter: 74 Beiträge: 1398
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15.02.2011 00:04
von ELsa
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Schon spannend, wie individuell manche Texte gelesen werden können, nicht wahr?
Schneeglöckerl/Sterne: ist Geschmacksache. Allein durch den Namen käme ich nicht auf Sterne.
liebe Grüße
ELsa
_________________ --
schreiben ist atmen |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 02.03.2011 12:40 Hallo Jocelyn, von Perry
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neben der Frühlingsstimmung fallen vor allem die eingestreunten Irrealitäten wie
"die Fäden fallen durch unsere Füße." -> das schaffen nicht mal Lichtfäden.
"mit violetten Tränen." -> Lichtbrechung kann viele Farben hervorrufen, warum ausgerechnet violett?
"die Sterne von Bethlehem." -> Ich kenne nur den einen Stern von Bethlehem.
"Der Regen sammelt den Weihrauch ein,
an den Bächen funkelt das Wachs." -> wirkt als wäre Weihnachten ins Wasser gefallen.
"In den Weiden verschwimmen die Kreuze" -> welche Kreuze, vielleicht Wegkreuze soweit sie von Weiden verdeckt werden.
"Bis es Krähen auf Dächer regnet," -> das wäre dann wohl die Endzeit.
Ich frage mich, warum du all diese Irrealitäten eingebaut hast, vielleicht sollen sie dafür stehen, dass wir selbst Irrläufer in unseren von Bräuchen dominierten Zeitzyklen sind.
Nicht dass mir der Text nicht gefällt, im Gegenteil, ich finde ihn nur etwas überfrachtet. Vielleilcht wären weniger, für die Aussage zielgerichtetere Bilder besser.
LG
Perry
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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03.03.2011 10:19 Re: Hallo Jocelyn, von Jocelyn
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Perry hat Folgendes geschrieben: |
Ich frage mich, warum du all diese Irrealitäten eingebaut hast, vielleicht sollen sie dafür stehen, dass wir selbst Irrläufer in unseren von Bräuchen dominierten Zeitzyklen sind.
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Besser hätte ich es nicht zusammenfassen können. Genau das ist es.
Und nur so kann man den Plural der Sterne von Bethlehem verstehen. Dieses wiederholende Abspulen von Festen, von Weihnachten, wirkt wie Vergeblichkeit im Gegensatz zum Frühling. Der Frühling kommt jedes Jahr, als wäre er einmalig! Nie ist er Wiederholung!
Deshalb braucht er keine Kirchen.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
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