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Romananfang mit Manuskript-Arbeitstitel Stimmbruch


 
 
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Kekewa
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 543
Wohnort: in Oberbayern (dirndlfrei)


Beitrag19.02.2011 22:28
Romananfang mit Manuskript-Arbeitstitel Stimmbruch
von Kekewa
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

1
Die im lauen Sommerwind  fingrig konzertierenden Blätter des Kirschbaumes, welcher stämmig und in die Breite gewachsen in einem Schrebergarten stand, erinnerten sie an Mögln. An den herrlichen Geschmack der Herzkirschen, die an langen Junitagen von tief über den Boden hängenden Ästen gerissen, den Bauch entlang poliert, wie blutrote Edelsteine funkelten. Samtzarte Glätte mit den Lippen umfangend, während  Vorderzähne ein kleines Stück saftiges Fleisch abbeißen. Für Zwillingspaare der sichere Platz über den Ohren, wo sie dann mit kühlschwerer Ebenmäßigkeit der Haut unterhalb der Ohrläppchen schmeicheln.
Einmal hatte Jonas eine Kirsche im Ganzen verschluckt.
Sie war es gewesen, die ihm die Köstlichkeit in den zahnlosen Mund geschoben hatte. Der vollkommene Ausdruck reiner Freude im Gesicht, als er mit kehligem Gurren die fremde Rundheit von einer Pausbacke in die andere schob, hatte sie in einem Anfall  plötzlicher Ausgelassenheit an den hohen Griff des Kinderwagens springen lassen. Vom Auf und Ab des wilden Hüpfens, war das Gefährt auf Schaukelkurs gegangen.
Was wäre, wie hätte - undenkbar!
„Ich weiß bis heute nicht, warum ich zum Kirschbaum gegangen bin. Du warst schon weggelaufen, damit ich deine rot verschmierten Hände nicht sehe. Der Kinderwagen stand ganz still, und plötzlich hatte ich dieses vergessene Bild vor Augen: Mein Vater im Sarg! Und dann Jonas! Geschlossene Augen, blau angelaufenes Gesicht. Ich dachte er sei tot.“
Seit sie denken konnte, erzählte die Mutter dieses Unglück in immer demselben Wortlaut, mit immer denselben Gesten. Die Hände vor dem  Mund haltend, wie zum Engelsgleichen Gebet aneinander gelegt und im Erzählrhythmus an den rauen Lippen anstoßend. Mutter hatte schon immer raue Lippen, und sie dachte an schorfige Küsse auf junger Haut!
Gedankenverloren wischte sie sich über die Wange und erhob sich von der Bank. Den knielangen Rock glattstreichend stellte sie sich dicht an den Fahrbahnrand. Ein Brummen kündete das Nahen des Busses an. Mit einem dumpfen Zischen kam er an der Haltestelle zum Stehen, öffnete die Türen und nahm die neuen Fahrgäste auf. Sie suchte nach einem einzelnen Fensterplatz und vergewisserte sich, ob die Tageskarte, die sie am frühen Morgen erworben hatte, noch im Geldbeutel war. Seit dem Abstempeln war mehr als ein halber Tag vergangen. Ein sehr langer Vormittag. An diesem Vormittag hatte sie sich einem Zauber hingegeben, dessen tiefere Wirkung sie noch nicht erfassen konnte. Eigentlich wartete sie bereits seit der langen Rückfahrt auf irgendein besonderes Gefühl. Sei es Betroffenheit, Scham, ein Erschrecken, Reue oder Angst.
Vielleicht aber auch hemmungsloses Glück.
Ihr Rock war beim Hinsetzen etwas hoch gerutscht und sie spürte die Rauheit des Sitzes an ihren nackten Oberschenkeln. Er hatte sie auch dort versucht zu liebkosen. Der Druck seiner Lippen, vom stoppeligem Kinn geführt, hatten ihr Bein einfach ausgeschlagen lassen. Nasenbluten wie Gewitterregen! Die rostrot getrockneten Blutstropfen  auf weißem Laken erzählten den Zimmermädchen, denen der befleckte Stoff in diesen Stunden durch die Hände glitt, sicher eine neue Geschichte, dachte sie und musste lächeln.
Eis aus der Minibar ins Genick gelegt hatte die Blutung gestoppt und sie hatte dabei an ihre Kinder gedacht, die ihr wie aus einer fernen Vergangenheit erschienen waren. Dabei hatte sie Edgar und Sarah erst vor zwei Tagen zu Jonas gebracht. Ihre Zeit lief anders seitdem. Mit jedem Tag und jeder Nacht entfernte sie sich in Jahrzehntschritten Richtung Vergangenheit. Vielleicht sollte sie die Kinder früher abholen? Ein Garant für Realität. Könnte sie noch eine Mutter sein, wenn sie die Kinder erst in drei Tagen wieder zu sich holte?
Es ist die alte Geschichte vom eben mal kurz Zigaretten holen und nie wieder kommen. Nur, dass es im Fall einer Akademiker Familie die Mutter war, die  von einem Tag auf den anderen ihren Mann und die beiden Kinder verließ. Ein tragischer Einzelfall oder ..
Leise zirpte das Handy in ihrer Handtasche.
„Ja?“
„Ich wollte noch einmal deine Stimme hören.“
„Dann muss ich jetzt was sagen.“
„Erzähl mir wieder vom Dachboden der alten Villa.“
„Das kann ich nicht. Ich sitze im Bus.“
........

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„Alltag ist nur durch Wunder erträglich.“
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag20.02.2011 16:54

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Hallo K. ,

das liest sich für mich leider noch extrem zäh und macht keine Lust weiterzulesen. Ich rate, die Beschreibungen zu reduzieren, denn im jetzigen Maße erschlagen sie einen und wirken schwer und schmalzig.

Zitat:
Die im lauen Sommerwind fingrig konzertierenden Blätter des Kirschbaumes, welcher stämmig und in die Breite gewachsen in einem Schrebergarten stand, erinnerten sie an Mögln.


Für einen Einstiegssatz schon etwas lang und zuviel Information auf einmal. Was bitte sind "fingrig konzertierende Blätter"? Das soll wohl poetische Beschreibung sein, klingt hier jedoch zu gewollt, bzw. gesucht.

Zitat:
Samtzarte Glätte mit den Lippen umfangend, während Vorderzähne ein kleines Stück saftiges Fleisch abbeißen. Für Zwillingspaare der sichere Platz über den Ohren, wo sie dann mit kühlschwerer Ebenmäßigkeit der Haut unterhalb der Ohrläppchen schmeicheln.


Ich mag ja schöne Sprache, aber warum so altbacken abgehoben? Der bezug des Partizips ist unklar, welcher "Platz über den Ohren"?

Naja, und so zieht es sich hin. Heute Abend oder morgen werde ich versuchen ausführlicher zu antworten. Nur so ein paar Grundgedanken.

LG David


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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag20.02.2011 18:18

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Hallo Kekewa

Da hast einige schöne Formulierungen in deinem Anfangsstück, die mich mit Freude erfüllen, aber auch manche, die mich drangsalieren, als wollten sie mir die Freude am Lesen verderben.
"fingrig konzertierenden"- das ist an Umständlichkeit wohl kaum zu überbieten. Und noch etwas: Diese gekünstelten Beiwörter, werden gekünstelt genannt, weil sie Eigenschaften nennen, die noch nie in diesem Zusammenhang bemerkt worden waren. Das richtige Beiwort sollte stets in der Mitte zwischen dem abgegriffenem und dem gekünstelten liegen. Diese richtigen Beiwörter sind schwer zu finden, sie müssen überraschend sein und doch auf ihre Art und Weise selbtverständlich erscheinen.

"welcher" Auch dieses Wort ist eine Stilkrankheit die es zu vermeiden gilt. Ich möchte nun nicht auf jedes  einzelne deiner Worte eingehen, aber schreib bitte "der" oder bilde einen neuen Satz. Wobei ein neuer Satz die bessere Möglichkeit darstellt.

"Mögln" Ich muss dir verraten: wenn ich etwas lese, und im ersten Satz stimmen mich bereits drei Punkte nachdenklich, aber im negativen Sinne, dann verleidet es mir, außer ich hab Langeweile. Was bitte ist "Mögln"?
Zitat:

Samtzarte Glätte mit den Lippen umfangend, während Vorderzähne ein kleines Stück saftiges Fleisch abbeißen. Für Zwillingspaare der sichere Platz über den Ohren, wo sie dann mit kühlschwerer Ebenmäßigkeit der Haut unterhalb der Ohrläppchen schmeicheln.
Einmal hatte Jonas eine Kirsche im Ganzen verschluckt.  

Hier machst du einen Zeitenwechsel, es sind doch Erinnerungen. Und noch schlimmer, du erzählst, was man mit den Kirschen alles anstellen kann.
Zitat:

Der vollkommene Ausdruck reiner Freude im Gesicht, als er mit kehligem Gurren die fremde Rundheit von einer Pausbacke in die andere schob, hatte sie in einem Anfall plötzlicher Ausgelassenheit an den hohen Griff des Kinderwagens springen lassen. Vom Auf und Ab des wilden Hüpfens, war das Gefährt auf Schaukelkurs gegangen.

Hier geschieht etwas, aber es ist schwer zu entdecken, leicht überlesbar, weil du dieses Ereignis mit "Schaukelkurs" betitelst. Wenn etwas an der verdammten Schreiberei wichtig ist, dann ist es die Kunst, so zu schreiben, das es auch ein jeder Trottel versteht, was du ihm erzählen möchtest.
Klare Aussagen sind gefragt, mehr denn je. Außer du möchtest spezielle Spinnereien gewollt an den Mann bringen. Was ist ein Text schon von Nutzen, und wenn er noch so schön geschrieben ist, wenn es dem Leser nicht leicht fällt, dem Geschehen zu folgen.

Zitat:
„Ich weiß bis heute nicht, warum ich zum Kirschbaum gegangen bin. Du warst schon weggelaufen, damit ich deine rot verschmierten Hände nicht sehe. Der Kinderwagen stand ganz still, und plötzlich hatte ich dieses vergessene Bild vor Augen: Mein Vater im Sarg! Und dann Jonas! Geschlossene Augen, blau angelaufenes Gesicht. Ich dachte er sei tot.“

Wieder diese Ungenauigkeiten. Wer ist Jonas? Das Kind im Kinderwagen?
Der Kinderwagen im Vergleich mit dem Sarg dem Vaters ist gelungen, aber denke immer daran, der Leser weiß nicht, was du alles weißt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wer hier wer ist.

Zitat:
Die Hände vor dem Mund haltend, wie zum Engelsgleichen Gebet aneinander gelegt und im Erzählrhythmus an den rauen Lippen anstoßend

"Engelsgleichen"- gehört klein geschrieben. Aber das brauch ich dir nicht zu sagen, denn das Wort ist grottenschlecht und nimmt dem "Gebet" die Wirkung. Immer wieder sieht man Adjektive, die das nachfolgende Hauptwort zerstören, ihm die Wuchtigkeit rauben. Es gilt sparsam damit umzugehen, du neigst zur Größzügigkeit, man sieht es am Text, aber daran kannst du arbeiten.

Zitat:
Mutter hatte schon immer raue Lippen, und sie dachte an schorfige Küsse auf junger Haut!

Und noch sparsamer wie mit den laschen Adjektiven, solltest du mit Rufezeichen umgehen. Brüllt sie denn? Brüllst du es? Wohl nicht. Verwende Rufezeichen nur in Dialogen oder Monologen. Sie wirken in der Erzählform stets aufdringlich und du möchtest doch keine aufdringlichen Texte schreiben, stimmt's?

Zitat:
Er hatte sie auch dort versucht zu liebkosen.

Wer? Du gibst das nächste Rätsel auf.

Gesamteindruck:

Du schreibst recht gut, solltest aber unnötige Wörter zum Teufel jagen. Dem Text mangelt es an Reinheit im Sinn. Du trinkst doch auch lieber ein klares Wasser und keine trübe Suppe, von der du nicht weißt, was alles in ihr herumschwimmt. Lasse den Leser wissen mit wem man es zu tun hat. Außerdem ist das nicht der Anfang eines Romans, eher einer Kurzgeschichte oder Erzählung. Eine Kurzgeschichte kann 200 Seiten und mehr umfassen.

Grüße
Sibirer
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Kekewa
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 543
Wohnort: in Oberbayern (dirndlfrei)


Beitrag20.02.2011 20:07

von Kekewa
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mr. Curiosity hat Folgendes geschrieben:
Hallo K. ,

das liest sich für mich leider noch extrem zäh und macht keine Lust weiterzulesen. Ich rate, die Beschreibungen zu reduzieren, denn im jetzigen Maße erschlagen sie einen und wirken schwer und schmalzig.


Hm....scheint ja nicht nur dir so gegangen zu sein.

Zitat:

Für einen Einstiegssatz schon etwas lang und zuviel Information auf einmal. Was bitte sind "fingrig konzertierende Blätter"? Das soll wohl poetische Beschreibung sein, klingt hier jedoch zu gewollt, bzw. gesucht.


Ja.. diese Formulierung wurde auch gesucht: Als ich den Kirschbaum im Garten unsere Nachbarn beobachtete - wie seine fingrigen Blätter im leichten Wind  hin und her bewegt worden, dass es aussah, wie ein Dirigieren...
O.K. - vielleicht ist das nur mein Bild.
Vielleicht sollte ich es nicht versuchen in dieser kurzen Phrase wiederzugeben. Direkter formulieren, was ich assoziiere...


Zitat:
Samtzarte Glätte mit den Lippen umfangend, während Vorderzähne ein kleines Stück saftiges Fleisch abbeißen. Für Zwillingspaare der sichere Platz über den Ohren, wo sie dann mit kühlschwerer Ebenmäßigkeit der Haut unterhalb der Ohrläppchen schmeicheln.

Zitat:

Ich mag ja schöne Sprache, aber warum so altbacken abgehoben? Der bezug des Partizips ist unklar, welcher "Platz über den Ohren"?


Öhm...hat sich nicht jeder als Kind mal Zwillings-Kirschen über die Ohren gehängt?  Muss man das genau beschreiben, wie das funktioniert?

Es kommt abgehoben an? Schade.
Sollte eher diesen gewissen Grad an Verklärtheit zum Ausdruck bringen, den man an Erinnerungen aus Kindertagen so hat. An Erinnerungen, die sich nicht konkret auf ein Ereignis beziehen, sondern auf Gefühle und Erfahrungen.

Also Deine Kritik kommt an bei mir, als: Text zäh, weil zu verkopft daherkommend....

..da werde ich mir den Kopf einmal kratzen und in mich gehen...

Danke!

HG
Kekew

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Kekewa
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Beiträge: 543
Wohnort: in Oberbayern (dirndlfrei)


Beitrag20.02.2011 21:28

von Kekewa
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Sibirier!

derSibirier hat Folgendes geschrieben:

"fingrig konzertierenden"- das ist an Umständlichkeit wohl kaum zu überbieten. Und noch etwas: Diese gekünstelten Beiwörter, werden gekünstelt genannt, weil sie Eigenschaften nennen, die noch nie in diesem Zusammenhang bemerkt worden waren. Das richtige Beiwort sollte stets in der Mitte zwischen dem abgegriffenem und dem gekünstelten liegen. Diese richtigen Beiwörter sind schwer zu finden, sie müssen überraschend sein und doch auf ihre Art und Weise selbtverständlich erscheinen.


Also auch Mr.Curiosity hat sich daran gestoßen.Confused
Für mich, wie gesagt, kommt es nicht gekünstelt an. Aber es gibt mir zu denken, dass mein Bild nicht so greift, wie ich es empfinde. Und dann eben als gekünstelt erscheint.

Wollte diese Stimmung für den Beginn:... lauer Sommerwind, in dem gerade nichts passiert als dieses wackeln der Blätter...

O.K. das ist vielleicht wirklich etwas umständlich. Würde auch zu meinem langen Feilen an dem Satz passen....

Zitat:



"Mögln" Ich muss dir verraten: wenn ich etwas lese, und im ersten Satz stimmen mich bereits drei Punkte nachdenklich, aber im negativen Sinne, dann verleidet es mir, außer ich hab Langeweile. Was bitte ist "Mögln"?


Ein fiktiver Ort.
Könnte z.B. in Sachsen-Anhalt liegen...da gibt es solche Namen wie Euper, Trajuhn, Jessen - Mögln würde da auch passen.


Zitat:

Samtzarte Glätte mit den Lippen umfangend, während Vorderzähne ein kleines Stück saftiges Fleisch abbeißen. Für Zwillingspaare der sichere Platz über den Ohren, wo sie dann mit kühlschwerer Ebenmäßigkeit der Haut unterhalb der Ohrläppchen schmeicheln.
Einmal hatte Jonas eine Kirsche im Ganzen verschluckt.  

Sibirier hat Folgendes geschrieben:

Hier machst du einen Zeitenwechsel, es sind doch Erinnerungen. Und noch schlimmer, du erzählst, was man mit den Kirschen alles anstellen kann.


Ja...es ist eine Erinnerung. Die unpassende Zeit ist beabsichtigt. Diese Erinnerung drückt sich sozusagen in den Mund hinein - ist so präsent, dass schon der Kirschgeschmack auf der Zunge liegt.

Zitat:

Der vollkommene Ausdruck reiner Freude im Gesicht, als er mit kehligem Gurren die fremde Rundheit von einer Pausbacke in die andere schob, hatte sie in einem Anfall plötzlicher Ausgelassenheit an den hohen Griff des Kinderwagens springen lassen. Vom Auf und Ab des wilden Hüpfens, war das Gefährt auf Schaukelkurs gegangen.


derSibirier hat Folgendes geschrieben:

Hier geschieht etwas, aber es ist schwer zu entdecken, leicht überlesbar, weil du dieses Ereignis mit "Schaukelkurs" betitelst. Wenn etwas an der verdammten Schreiberei wichtig ist, dann ist es die Kunst, so zu schreiben, das es auch ein jeder Trottel versteht, was du ihm erzählen möchtest.
Klare Aussagen sind gefragt, mehr denn je. Außer du möchtest spezielle Spinnereien gewollt an den Mann bringen. Was ist ein Text schon von Nutzen, und wenn er noch so schön geschrieben ist, wenn es dem Leser nicht leicht fällt, dem Geschehen zu folgen.


Das ist angekommen. Sehe ich auch so. Hasse es, wenn man beim Lesen wieder ein paar Zeilen zurück springen muss, weil man einen entscheidenenden Punkt nicht bemerkt hat.
Dachte, dass die Vorwegnahme "Einmal hatte Jonas eine Kirsche im Ganzen verschluckt" ausreichend ist, um den Leser das Ereignis vor Augen zu führen...


Zitat:

Wieder diese Ungenauigkeiten. Wer ist Jonas? Das Kind im Kinderwagen?
Der Kinderwagen im Vergleich mit dem Sarg dem Vaters ist gelungen, aber denke immer daran, der Leser weiß nicht, was du alles weißt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wer hier wer ist.


Auja...bei meinen Korrekturen habe ich "Bruder" gestrichen. Das ist wirklich total verwirrend. Es muss also weiter oben heißen: "Sie war es gewesen, die dem Bruder die Köstlichkeit in den zahnlosen Mund geschoben hatte.oops:
 
Sibirier hat Folgendes geschrieben:

"Engelsgleichen"- gehört klein geschrieben. Aber das brauch ich dir nicht zu sagen, denn das Wort ist grottenschlecht und nimmt dem "Gebet" die Wirkung. Immer wieder sieht man Adjektive, die das nachfolgende Hauptwort zerstören, ihm die Wuchtigkeit rauben. Es gilt sparsam damit umzugehen, du neigst zur Größzügigkeit, man sieht es am Text, aber daran kannst du arbeiten.

Ja, kann weg.
Sollte das Bild der aneinandergelegten Hände (wie so ein Engel am Weihnachtsbaum) wiedergeben- ist aber wirklich nicht nötig.

Zitat:
Er hatte sie auch dort versucht zu liebkosen.

Sibirier hat Folgendes geschrieben:
Wer? Du gibst das nächste Rätsel auf.


Nö.Wink...obwohl ich Rätsel liebe ...
Es ist ihr Geliebter, von dem die gerade kommt...
Naja, es ist eben nur  ein Roman- Anfang. Und ganz sicher auch der Anfang zu einem Roman und keiner Kurzgeschichte. Da er eher szenisch aufgebaut ist, und die einzelnen Kapitel auch in einer Art Baukastensystem unterschiedlich zusammengesetzt werden können, kann vielleicht der Eindruck entstehen, dass es sich vielleicht doch eher um eine Kurzgeschichte handelt.
Zitat:

Gesamteindruck:

Du schreibst recht gut, solltest aber unnötige Wörter zum Teufel jagen. Dem Text mangelt es an Reinheit im Sinn. Du trinkst doch auch lieber ein klares Wasser und keine trübe Suppe, von der du nicht weißt, was alles in ihr herumschwimmt. Lasse den Leser wissen mit wem man es zu tun hat. Außerdem ist das nicht der Anfang eines Romans, eher einer Kurzgeschichte oder Erzählung. Eine Kurzgeschichte kann 200 Seiten und mehr umfassen.

Grüße
Sibirer


Die Jagdsaison auf unnötige Wörter und Satzzeichen ist eröffnet. Very Happy
Vielen Dank für deine klare Sprache - klar trinke ich lieber Wasser als Plörre - und  deine Mühe.

Gruß,
Kekewa


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