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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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28.01.2011 17:20 Zwischenfall von Pencake
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So zu leben, ist kein Zuckerschlecken. Soviel darf ich auch Ihnen verraten. Fliegen, gleiten, sich umschauen — und dann die Details an die Zentrale melden. Wer da einen Fehler macht, ist im Handumdrehen raus. Dann gehörst du zum alten Eisen. "Technisch fehlerhaft" nennen die das, du wirst aussortiert, verschrottet am Ende.
Konzipiert als menschenähnliche Dronen, hat man große Erwartungen in uns gesetzt. Der Aufklärung sollten wir dienen. Aber nicht nur. "Vom Symbol zur Macht", so stand es mal in irgend einem Konzept der Agentur. Und warum auch nicht? Schließlich gibt es Dinge, die sind allein auf Grund ihrer möglichen Existenz durchschlagende Erfolge. Man denke an altehrwürdige Spielereien wie den heiligen Gral oder die Gebotstafeln.
Die Menschen sind wie gewohnt naiv an die Sache rangegangen. Haben uns im Geiste überhöht. Die unstillbare Sehnsucht nach Mythen und Legenden, Sie wissen schon.
Heute wars dann so weit. Es kam zu einem Zwischenfall. Einer von uns konnte nicht mehr, wurde nervös und hat sich aus lauter Verzweiflung zur Erde gestürzt.
Dass Gott schwierig sein kann, haben die Völker auf ihre Art akzeptiert. Aber dass ein Engel einen Menschen zu Tode gebracht hat, das werden sie uns womöglich nie verzeihen.
Weitere Werke von Pencake:
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Kekewa Klammeraffe
Beiträge: 543 Wohnort: in Oberbayern (dirndlfrei)
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29.01.2011 22:02
von Kekewa
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Hallo Pencake!
Ich versuche einmal meine Gedanken zu deinem Text zu formulieren. Gar nicht so einfach....
Dein "Zwischenfall" gefällt mir sehr gut. Ein philosophischer Text, der trotzdem literarisch entführt - bei mir Kopf-Bilder entstehen läßt.
Zuerst habe ich den Erzähler für eine vom Mensch konstruierte Maschinen gehalten. Dann dieses innere "Aha", dass es sich um überirdische Wesen handelt - Engel sogar! Mittler zwischen Gott und Mensch.
Diese Dualität für mich: Engel als überirdische Lichtgestalten, Projektionsfläche der menschlichen Sehnsucht nach dem Schutz des ewigen Lebens - Engel als unerreichbare innere Ansprüche an das eigene Sein.
Ein Engel darf niemals scheitern, weil er Hoffnungsträger ist.
Gott darf scheitern, weil er Mensch geworden ist.
Ich bin beeindruckt!
_________________ „Alltag ist nur durch Wunder erträglich.“
Max Frisch (1911-91) |
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Ahriman Klammeraffe
Alter: 89 Beiträge: 705 Wohnort: 89250 Senden
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30.01.2011 13:26
von Ahriman
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Schön böse!
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Fao wie Vendetta
Alter: 33 Beiträge: 1994
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30.01.2011 18:10
von Fao
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Hi Niko,
Dem Kommentar von Kekewa kann ich mich anschließen.
Auch ich ging anfangs von einer Maschine, einem vielleicht roboterartigem Wesen aus.
Dann kam die Überraschung, und ein zweites Mal liest sich der Text ganz anders.
Sehr toll!,
Grüßle,
Fao
_________________ Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst. |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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30.01.2011 19:03
von Alogius
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Moin,
an sich nur eine wörtliche Rede, nicht viel Geschehen - oder vielleicht doch?
Denn hier geschieht eine Menge, und diese Masse an Ereignissen (die allesamt Folgen haben dürften...) hast Du konsequent verdichtet und in die letzte Aussage münden lassen.
Das ist sehr gut.
Darum schließe ich mich auch den Kommentaren an.
Der Effekt, den die falsche Annahme des Lesers auslöst, führt zu einem Zirkel, sodass man den Text erneut lesen kann, auf ganz andere Weise. Sehr geschickt gelöst.
Die Ironie ("kein Zuckerschlechen" und so weiter) ist sehr treffend und pointiert auf angenehm fiese Weise die Kernaussage.
Lediglich die Beispiele
Zitat: | Man denke an altehrwürdige Spielereien wie den heiligen Gral oder die Gebotstafeln. |
scheinen mir nicht notwendig zu sein. Sie führen zu sehr in eine Richtung und tragen ansonsten nichts bei. Das funktioniert auch (besser) ohne.
Interessant wäre jetzt, sich diesen Text (als Kern) in einer längeren Erzählung vorzustellen. Das muss kein "Mehr" an Handlung ergeben, es würde sich eine weiter gehende Betrachtung in genau dem Stil sogar anbieten.
Das ist aber nur eine Idee.
Zuletzt eine Frage:
Zitat: | Konzipiert als menschenähnliche Dronen, hat man große Erwartungen in uns gesetzt. |
Ist "Dronen" absichtlich aus dem Niederdeutschen (und damit ohne "h") genommen, ist das Zufall oder ein nicht weiter zu erwähnender, weil unwichtiger Minifehler?^^
Fazit:
Richtig gut, und könnte von mir aus auch Teil eines längeren Stückes sein. Das ist aber lediglich eine Randbemerkung.
Lg
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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31.01.2011 09:07
von Pencake
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Moin zusammen,
freut mich, dass das kurze Stück gefällt,
Dank für eure Bemerkungen.
Nein, keine niederdeutsche Feinheit sondern
hochdeutsche Nachlässigkeit.
HG, Niko
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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31.01.2011 12:00
von seitenlinie
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Hallo Nico,
die etwas technisch anmutende Beschreibung gefällt mir gut. Die Schilderung des „Jobs“ bekommt dadurch ihren
hintergründigen Sarkasmus.
Zitat: | Wer da einen Fehler macht, ist im Handumdrehen raus … |
Dieser Gedankengang irritierte mich im Text, weil er den Eindruck erweckt, dass man von einer Fehlerquote ausgeht.
Der Kern der Geschichte besteht doch darin, dass von den Engeln Unfehlbarkeit erwartet wird.
Der Text funktioniert optimal, wenn er pointiert formuliert wird. Das ist gut angedacht, aber noch nicht ganz ausgereift.
Ich denke, da gäbe es einige Möglichkeiten zur Feinarbeit.
Was mir aufgefallen ist und mögliche Varianten dazu:
So zu leben So ein Dasein
die Details an die Zentrale melden die Anweisungen von der Zentrale erhalten
verschrottet am Ende transformiert und stillgelegt.
sind allein auf Grund wurden allein auf Grund
altehrwürdige Spielereien Steckenpferde unseres Chefs
Einer von uns konnte nicht mehr, wurde nervös und hat sich aus lauter Verzweiflung zur Erde gestürzt.
Einer von uns scheiterte, verpasste den Einsatz und stürzte sich aus Verzweiflung auf die Erde.
die Völker auf ihre Art Menschen aller Konfessionen
Aber dass ein Engel einen Menschen zu Tode gebracht hat, das werden sie uns womöglich nie verzeihen.
Die endgültige Auflösung möglichst bis zum Schluss hinausziehen, z.B.:
Werden sie uns jemals verzeihen, dass einer aus unserer Crew einen von ihnen sterben lies?
Auch Engel machen Fehler.
Gruß,
Carsten
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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31.01.2011 14:57
von Pencake
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Moin Carsten,
dank dir für deine treffenden Hinweise. Vor allem der
Vorschlag zur Ersetzung von "verschrottet am Ende" gefällt
mir.
Dank auch für die Nennung der anderen Stellen, da werde ich
drüber nachdenken.
HG, Niko
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