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Himmel über Asien


 
 
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gochum
Erklärbär


Beiträge: 3



Beitrag12.12.2010 02:39
Himmel über Asien
von gochum
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich lag in meiner Hängematte, einen Whisky in der Hand und beobachtete den Sonnenuntergang. Wie schön es doch hier in Asien war. So eine friedliche Stimmung. Ein leichter warmer Wind wehte über mich hinweg. Aus dem nahen Bambushain drang leises Gekicher. Sicherlich war wieder irgendein Liebespaar dort und genoss die Zweisamkeit im Schutz des Bambus und der Dämmerung. Kinderlachen drang aus der Ferne und irgendwo im Dorf bellte ein Hund. Ich beobachtete den Himmel und dachte darüber nach, wie glücklich doch die Menschen hier im Dorf waren, obwohl sie doch so wenig besaßen. Die meisten hatten nichts als eine kleine Holzhütte, die auf Pfählen stand. Die Fenster waren nur aus Holzlamellen gefertigt. Glasfenster kannte hier kaum einer. Die Toiletten und Bäder waren meistens im Freien oder an der Rückwand der Häuser und sahen aus wie angepappt. Ein großer Trog mit Wasser und eine Schüssel zum Schöpfen bildeten die Dusche. Übrigens, wer solch eine Dusche mal ausprobiert hatte, der wusste, es gab nichts Erfrischenderes in dieser tropischen Hitze, als einen großen Schwall kalten Wassers aus der Schüssel. Eine solche „Dusche“ erfrischte einen unglaublich. Nicht zu vergleichen mit unseren modernen Duschen.
Wasser aus der Leitung gab es nicht. Einmal am Tag gingen auch wir zum Dorfbrunnen und holten uns das Wasser, das wir täglich zum Waschen und für die Toilette brauchten. Die Wäsche wurde meistens gleich am Dorfbrunnen gewaschen. Unser Trinkwasser schöpften wir aus einem separaten Brunnen, der etwas außerhalb des Dorfes im Wald lag und nur für Trinkwasser gedacht war. Wäschewaschen und Duschen waren hier natürlich nicht erlaubt. Das Wasser aus dem Wald war klar, kühl und frisch. Wenn es in den großen tönernen Amphoren einen Tag gestanden hatte, schmeckte es einfach köstlich.
Ein Handy besaß ich nicht. Von einem Computer ganz zu schweigen. Nur ein einziges Telefon gab es im ganzen Dorf, es gehörte dem Dorflehrer. Jeder der telefonieren musste ging dann zum Haus des Lehrers. So kam es, dass sich dort immer viele Leute trafen und der neueste Dorftratsch ausgetauscht wurde. Wenn man einen Anruf bekam, wurde immer jemand mit dem Moped losgeschickt, um einen zu holen. Der Anrufer musste meist nach etwa 10 Minuten noch mal anrufen. Das funktionierte bestens und man konnte sich daran gewöhnen. Aber viele Anrufe gab es ohnehin nicht. So lief das Leben im Dorf Tag ein Tag aus ab. Ruhig, gemütlich, ohne große Aufregungen. Ab und an ging man in den Dorftempel, um den Mönchen Reis und andere Speisen zu spenden und um zu beten, besonders wenn man Geburtstag hatte.
Es gab wenige Höhepunkte im Leben hier. Einmal am Tag fuhr man vielleicht in das nächste Dorf, um dort eine Nudelsuppe zu essen und den neuesten Tratsch aus dem Nachbardorf zu erfahren oder irgendwelche Neuigkeiten, die jemand aus der Hauptstadt mitgebracht hatte. Manchmal gingen wir im Dorfteich schwimmen und teilten uns das kühle Nass mit den Wasserbüffeln, die es überall in Asien gibt. Abends saß man dann vielleicht ein wenig vor dem Fernseher oder man las ein gutes Buch. Ja Fernseher waren in fast jedem Haushalt vorhanden, genau, wie eine Stereoanlage die möglichst laut sein musste. Aber das waren fast die einzigen technischen Errungenschaften, die es in den Häusern gab. Und fast jeder besaß ein Moped, die meisten schon sehr betagt und altersschwach, aber sie fuhren. Man fuhr ja ohnehin nicht weit, meistens nur zum Kaufmannsladen um die Ecke, bei dem es alles gab, was man so auf einem Dorf brauchte. Cola gab es in Plastiktüten, da das Flaschenpfand für einige zu hoch war und außerdem musste man so nicht die Flasche erst noch zurückbringen.
Die meisten Menschen im Dorf waren wirklich arm. Doch umso erstaunlicher war es zu sehen, dass sie alle doch irgendwie glücklich waren. Sie waren immer fröhlich, immer für einen Spaß zu haben und lachten sehr viel. Vor allem die Kinder. Auch wenn deren Spielzeug kein Gameboy war, sondern eher irgendwelche Stöcke und Steine, die sie irgendwo fanden. Sie spielten friedlich miteinander und man sah meist in fröhlich lachende Kinderaugen.
Während ich so nachdachte, ging die Sonne vollkommen unter und der Mond ging auf. Nirgends habe ich den Mond größer und schöner gesehen als am asiatischen Himmel. Nirgends waren die Sonnenuntergänge schöner. Der Himmel wurde in ein leuchtendes Rot getaucht, bevor die Sonne vollends verschwand. Der Mond erschien fast zum Greifen nahe und tauchte alles in ein helles gelbliches Licht und es war nicht wirklich dunkel.
Mit der Dunkelheit gingen die meisten Menschen im Dorf schlafen und es trat eine unglaubliche Stille ein. Man hörte nur noch die Grillen im Bambushain ihr Lied singen. Doch auch diese verstummten dann irgendwann und über dem gesamten Dorf lag eine tiefe Ruhe und alles war vollkommen friedlich. Nur ab und zu wurde diese Stille von einem Hundebellen unterbrochen, doch hielt dies meist nicht lange an.
Ich nahm einen Schluck von meinem Whisky und dachte an früher …

Fortsetzung folgt

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Nordlicht
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Beitrag12.12.2010 03:11

von Nordlicht
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Hallo gochum,

ehrlich gesagt haut mich das nicht so vom Hocker. Es ist zwar recht flüssig geschrieben, aber wirkt wie heruntergeleiert, da Dein lit. Ich in diesem Textstück so gut wie nichts empfindet, sondern nur über eine Art Shangri La in "Asien" berichtet - was ja geographisch gesehen doch eine eher große Fläche mit komplett unterschiedlichen Ländern und Kulturen ist.
Mir persönlich ist es zu viel Friede, Freude, Eierkuchen - wie glücklich und froh dort die Menschen sind (anscheinend ausnahmslos - keiner wird krank, keiner verprügelt, keiner stirbt, keiner streitet). Aber vielleicht schürft Dein Text im Weiteren ja tiefer. So wie er ist, ist er mir zu flach: nur tell, kein show, allees happy, nirgends ist es schöner...
Sorry, ganz und gar nicht mein Ding.

gochum hat Folgendes geschrieben:
Ich lag in meiner Hängematte, einen Whisky in der Hand und beobachtete den Sonnenuntergang. Wie schön es doch hier in Asien war Komischer Gedanke. Wenn ich in Frankreich bin, denk ich eigentlich "schön hier in der Bretagne" und nicht "schön in Europa". So eine friedliche Stimmung. Ein leichter warmer Wind wehte über mich hinweg. Aus dem nahen Bambushain drang leises Gekicher. Sicherlich war wieder irgendein Liebespaar dort und genoss die Zweisamkeit im Schutz des Bambus und der Dämmerung. Kinderlachen drang aus der Ferne und irgendwo im Dorf bellte ein Hund. Ich beobachtete den Himmel und dachte darüber nach, wie glücklich doch die Menschen hier im Dorf waren, obwohl sie doch so wenig besaßen. Die meisten hatten nichts als eine kleine Holzhütte, die auf Pfählen stand Ist doch besser als 'ne deutsche Mietwohnung? . Die Fenster waren nur aus Holzlamellen gefertigt. Glasfenster kannte hier kaum einer Weil die Leute Durchzug wollen und nicht im Backofen leben wollen, nehm ich an?. Die Toiletten und Bäder waren meistens im Freien oder an der Rückwand der Häuser und sahen aus wie angepappt. Ein großer Trog mit Wasser und eine Schüssel zum Schöpfen bildeten die Dusche. Übrigens, wer solch eine Dusche mal ausprobiert hatte, der wusste, es gab nichts Erfrischenderes in dieser tropischen Hitze, als einen großen Schwall kalten Wassers aus der Schüssel. Eine solche „Dusche“ erfrischte einen unglaublich. Nicht zu vergleichen mit unseren modernen Duschen. Wieso nicht? Ich leb auch ohne fließend Wasser und finde, es ist gehopst wie gesprungen, ob die Dusche nun aus einem Eimer oder Wasserhahn besteht. Der Effekt ist doch derselbe: Wasser plätschert auf einen darnieder
Wasser aus der Leitung gab es nicht. Einmal am Tag gingen auch wir zum Dorfbrunnen und holten uns das Wasser, das wir täglich zum Waschen und für die Toilette Was sind das für Klos? Kein Plumpsklo? brauchten. Die Wäsche wurde meistens gleich am Dorfbrunnen gewaschen. Unser Trinkwasser schöpften wir aus einem separaten Brunnen, der etwas außerhalb des Dorfes im Wald lag und nur für Trinkwasser gedacht war. Wäschewaschen und Duschen waren hier natürlich nicht erlaubt. Das Wasser aus dem Wald war klar, kühl und frisch. Wenn es in den großen tönernen Amphoren einen Tag gestanden hatte, schmeckte es einfach köstlich.
Ein Handy besaß ich nicht. Von einem Computer ganz zu schweigen. Nur ein einziges Telefon gab es im ganzen Dorf, es gehörte dem Dorflehrer. Jeder der telefonieren musste ging dann zum Haus des Lehrers. So kam es, dass sich dort immer viele Leute trafen und der neueste Dorftratsch ausgetauscht wurde. Wenn man einen Anruf bekam, wurde immer jemand mit dem Moped losgeschickt, um einen zu holen. Der Anrufer musste meist nach etwa 10 Minuten noch mal anrufen. Das funktionierte bestens und man konnte sich daran gewöhnen. Aber viele Anrufe gab es ohnehin nicht. So lief das Leben im Dorf Tag ein Tag aus ab. Ruhig, gemütlich, ohne große Aufregungen. Ab und an ging man in den Dorftempel, um den Mönchen Reis und andere Speisen zu spenden und um zu beten, besonders wenn man Geburtstag hatte.
Es gab wenige Höhepunkte im Leben hier. Einmal am Tag fuhr man vielleicht in das nächste Dorf, um dort eine Nudelsuppe zu essen und den neuesten Tratsch aus dem Nachbardorf zu erfahren oder irgendwelche Neuigkeiten, die jemand aus der Hauptstadt mitgebracht hatte. Manchmal gingen wir im Dorfteich schwimmen und teilten uns das kühle Nass mit den Wasserbüffeln, die es überall in Asien gibt. Abends saß man dann vielleicht ein wenig vor dem Fernseher oder man las ein gutes Buch. Ja Fernseher waren in fast jedem Haushalt vorhanden, genau, wie eine Stereoanlage die möglichst laut sein musste. Aber das waren fast die einzigen technischen Errungenschaften, die es in den Häusern gab. Und fast jeder besaß ein Moped, die meisten schon sehr betagt und altersschwach, aber sie fuhren. Man fuhr ja ohnehin nicht weit, meistens nur zum Kaufmannsladen um die Ecke, bei dem es alles gab, was man so auf einem Dorf brauchte. Cola gab es in Plastiktüten, da das Flaschenpfand für einige zu hoch war und außerdem musste man so nicht die Flasche erst noch zurückbringen.
Die meisten Menschen im Dorf waren wirklich arm. Doch umso erstaunlicher war es zu sehen, dass sie alle doch irgendwie glücklich waren. Sie waren immer fröhlich ach komm - da stellen sich mir die Nackenhaare auf, immer für einen Spaß zu haben und lachten sehr viel. Vor allem die Kinder. Auch wenn deren Spielzeug kein Gameboy war, sondern eher irgendwelche Stöcke und Steine, die sie irgendwo fanden. Sie spielten friedlich miteinander und man sah meist in fröhlich lachende Kinderaugen.
Während ich so nachdachte, ging die Sonne vollkommen unter und der Mond ging auf. Nirgends habe ich den Mond größer und schöner gesehen als am asiatischen Himmel. Nirgends waren die Sonnenuntergänge schöner. Der Himmel wurde in ein leuchtendes Rot getaucht, bevor die Sonne vollends verschwand. Der Mond erschien fast zum Greifen nahe und tauchte alles in ein helles gelbliches Licht und es war nicht wirklich dunkel.
Mit der Dunkelheit gingen die meisten Menschen im Dorf schlafen und es trat eine unglaubliche Stille ein. Man hörte nur noch die Grillen im Bambushain ihr Lied singen. Doch auch diese verstummten dann irgendwann und über dem gesamten Dorf lag eine tiefe Ruhe und alles war vollkommen friedlich. Nur ab und zu wurde diese Stille von einem Hundebellen unterbrochen, doch hielt dies meist nicht lange an.
Ich nahm einen Schluck von meinem Whisky und dachte an früher …

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Murmel
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Beitrag12.12.2010 04:37

von Murmel
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Hier werden Klischees der Reihe nach bedient, alles wunderbar, obwohl das Leben doch so primitiv ist. Ich halte die Beschreibungen des Ich Erzählers für arrogant.

Zitat:
Nirgends habe ich den Mond größer und schöner gesehen als am asiatischen Himmel. Nirgends waren die Sonnenuntergänge schöner.
Ach? Am asiatischen Himmel - das reicht vom Ural bis in den Pazifik hinein.

Zitat:
Mit der Dunkelheit gingen die meisten Menschen im Dorf schlafen und es trat eine unglaubliche Stille ein. Man hörte nur noch die Grillen im Bambushain ihr Lied singen. Doch auch diese verstummten dann irgendwann und über dem gesamten Dorf lag eine tiefe Ruhe und alles war vollkommen friedlich.
Das kann ich kaum glauben. Das zirpts und raschelts und knackts die ganze Nacht. Der einzige Ort auf der Welt auf dem ich die totale Stille erlebte war in der Wüste.

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gochum
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Beitrag12.12.2010 14:13
Empfindungen
von gochum
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Ehrlich gesagt ging es mir nicht darum einen detaillierten Reisebericht zu schreiben in dem ich mich bis ins Detail mit den Zuständen und Bedingungen der dort lebenden Menschen auseinandersetze.
Hier ging es um das subjektive Empfinden, welches man manchmal in bestimmten Situationen hat.
Und in solchen Situationen denke ich eben eher ich wie schön ist es in Berlin und nicht wie schön ist es im Prenzlauer Berg, Greifswalder Strasse 10.
Und es ist die Einleitung zum eigentlichen Kern. Deshalb glaube ich, sollte man Geschichten nicht zerteilt lesen.

Und das die Ich Erzählungsweise arrogant ist, kann ich nicht teilen. Viele berühmte Schriftsteller haben diese Erzählweise benutzt (Karl May) und manchmal kann man Geschichten auch nur so erzählen.
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gochum
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Beitrag12.12.2010 14:17
Himmel über Asien Teil2
von gochum
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Kennen Sie auch diese Leute, die immer nur dem Geld nachjagen, nie Zeit haben und ständig von Termin zu Termin hetzen? Sicherlich, man trifft sie ja fast überall. Ich war einer von Ihnen, bis ich eines Tages vom Glück verlassen wurde. Jedenfalls dachte ich das damals. Ich wusste es ja nicht besser. Auf jeden Fall es ging einiges in meinem beruflichen und privaten Leben so richtig gründlich schief. Das ganze Programm: Pech im Geschäft, dadurch weniger Geld und dann Ärger zu Hause der letztlich in eine Scheidung führte.
Da saß ich nun in meinem neuen Apartment, das ich mir schon vor der Scheidung besorgt hatte. Allein. Vom Glück verlassen. Aber irgendwie musste es weitergehen. Ging es auch. Ich machte mich erneut selbstständig, verdiente wieder Geld und es ging wieder aufwärts, aber wirklich glücklich war ich trotzdem nicht. Was mir fehlte, war vor allem eine Partnerin. Ich tat also, was alle alleinstehenden Männer wohl mal irgendwann versuchen, ich antwortete auf Heiratsanzeigen. Der Zufall, oder sollte ich vielleicht sagen, das Glück, wollte es, das ich eine Thailänderin kennenlernte. Wir verliebten uns ineinander und heirateten. Nachdem wir zwei mehr oder weniger glückliche Jahre in Deutschland zusammengelebt hatten, war das Heimweh meiner thailändischen Frau so groß, das wir beschlossen nach Thailand zu fliegen. Ich selbst war auch nicht wirklich glücklich in Deutschland, denn es hatte sich nicht viel verändert in meinem Leben, ich jagte weiter dem Geld nach, in dem Glauben, mit mehr Geld würde unser Leben glücklicher verlaufen, da auch die Bitten um Hilfe der Familie meiner Frau nie aufhörten. Sie waren wie viele der Meinung, alle Deutschen müssten reich sein.
So kam es, dass ich eines Tages in Bangkok landete.
Ich verliebte mich binnen weniger Tage in dieses wunderschöne Land und seine Menschen. In ihre Art zu leben, nichts so richtig ernst zu nehmen und dem Leben einfach das Beste abzugewinnen, auch wenn es noch so schwer war und man keine Reichtümer besaß. Natürlich gab es auch hier viele Menschen, die von einem besseren Leben träumten, aber sie rannten diesem nicht hinterher, so wie wir Europäer es tun. Sie nahmen alles so hin, wie es war. Buddha hatte es so eingerichtet und darum war es gut so. Sicherlich würde es einem im nächsten Leben besser gehen, wenn man sich nur bemühte im jetzigen Leben ein guter Mensch zu sein und möglichst viele gute Taten vollbrachte und auch seinen Mitmenschen stets Achtung und Hilfe zuteilwerden ließ.
Ich muss sagen, diese Lebenseinstellung hat auch mich sehr geprägt und verändert.
Leider hielt die Ehe mit meiner thailändischen Frau nicht mehr sehr lange, was aber mehr auf ihre Familie zurückzuführen war, als auf sie oder mich. Auf mich allerdings in soweit, dass ich am Anfang natürlich weder die Traditionen noch die Spielregeln kannte. Und sie war leider zu gehorsam ihren Eltern gegenüber.
Doch auch nach der Trennung von meiner Frau blieb ich im Land. Ich hatte es lieben und schätzen gelernt und bemühte mich, so gut es ging, mein Leben anzupassen. Irgendwann lernte ich auch wieder eine neue liebevolle Frau kennen. Durch sie kam ich dann in das Dorf, in dem ich nun lebe.
Es war ganz anders als in der Stadt. Hier waren die Menschen noch einfacher aber auch noch liebenswerter. Ich lebte nun mitten unter ihnen, nicht wie viele andere Ausländer in abgeschirmten Siedlungen. Ich wurde von Tag zu Tag mehr aufgenommen und respektiert, ich wurde einer von Ihnen. Mein Wissen war mir natürlich hier manchmal sehr nützlich. So konnte ich dem einen oder anderen schon mal helfen, wenn es ein kleines oder größeres Problem gab. Mit Physik konnte man so manches Problem lösen. Und es war immer wieder schön zu sehen, wie diese einfachen aber liebenswerten Menschen noch staunen konnten.
Am Erntedankfest begaben sich alle Dorfbewohner auf ein Reisfeld in der Nähe des Dorfes. Dort wurde traditionsgemäß mit den Mönchen gebetet. Anschließend wurde nach alter Tradition eine lange Kette gebildet. Alle mussten an einem langen Banner anfassen und so gemeinsam zum Dorftempel marschieren. Jedes Jahr wurde vom Dorfschamanen jemand ausgewählt, der es verdient hatte, das Banner und somit die Dorfgemeinschaft zum Tempel zu führen.
Ich war mehr als überrascht, als der Dorfschamane diesmal mich dazu auserwählte. Es war die größte Ehre, die einem als Ausländer vom Schamanen und der Dorfgemeinschaft zuteilwerden konnte.
So ergriff ich also das Banner und führte „mein“ Dorf zum Tempel.
Nachdem die Mönche uns dort alle nochmals gesegnet hatten, saßen wir alle gemeinsam beim Essen und es wurde gefeiert.
Immer wieder kam jemand zu mir und wollte mit mir anstoßen und mir Glück wünschen und seinen Respekt erweisen.
Es war eine sehr schöne Feier und am Ende gingen wir alle nach Hause und ich legte mich noch für einen Augenblick in meine Hängematte auf der Terrasse vor dem Haus, trank noch einen Whisky und wusste: Hier bist Du zu Hause. Als meine Lebensgefährtin noch einmal hinauskam und wir uns im Arm hielten, wusste ich, ich hatte mein Glück gefunden. Dieses Glück lag nicht in großen Bankkonten, einem teuren Auto oder anderen, eigentlich so unwichtigen Dingen, denen wir Deutschen immer nachjagen. Nein! Dieses Glück lag in diesem kleinen abgelegenen Dorf, in dem Respekt dieser einfachen Menschen, in den lachenden Augen ihrer Kinder und in den wundervollen Momenten, wenn sich der Himmel über Asien glutrot verfärbte und die untergehende Sonne ein magisches Licht an den Himmel zauberte.
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Lebensk
Gast






Beitrag12.12.2010 14:28
Himmel über Asien
von Lebensk
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Hallo gochum

Zu deinem ersten Teil. Da ich in Asien zuhause bin, kann ich deinen Frieden den du in der Hängematte mit einem Whisky bei Sonnenuntergang beschreibst nachvollziehen. Es ist wirklich Friede, Freude und Eierkuchen.
Nur frage ich mich bei dem ganzen ersten Teil, wo das ganze sich abspielt. Den Asien ist doch ein sehr weitreichender Begriff. Also, dass es nicht in Singapur war ist mir schon klar, aber wo?
Das würde ich vielleicht im ersten Teil erwähnen.

Auch würde ich vielleicht die Örtlichkeiten ein bisschen mehr beschreiben. Damit es ein bisschen blumiger wird Rolling Eyes wenn du verstehst was ich meine.

Viel Spaß noch in der Hängeschaukel bei Sonnenuntergang.

LG
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Murmel
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Beitrag12.12.2010 15:03
Re: Empfindungen
von Murmel
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gochum hat Folgendes geschrieben:
Ehrlich gesagt ging es mir nicht darum einen detaillierten Reisebericht zu schreiben in dem ich mich bis ins Detail mit den Zuständen und Bedingungen der dort lebenden Menschen auseinandersetze.
Hier ging es um das subjektive Empfinden, welches man manchmal in bestimmten Situationen hat.
Und in solchen Situationen denke ich eben eher ich wie schön ist es in Berlin und nicht wie schön ist es im Prenzlauer Berg, Greifswalder Strasse 10.
Und es ist die Einleitung zum eigentlichen Kern. Deshalb glaube ich, sollte man Geschichten nicht zerteilt lesen.

Und das die Ich Erzählungsweise arrogant ist, kann ich nicht teilen. Viele berühmte Schriftsteller haben diese Erzählweise benutzt (Karl May) und manchmal kann man Geschichten auch nur so erzählen.


Die Ich Erzählweise per se  ist selbstverständlich nicht arrogant, aber deine Ich Erzählweise ist es, wie du deine gewohnte Kultur mit der vorliegenden vergleichst.

Daher gerade ist besonders wichtig, wo das Ich ist. Denkst du, hier lesen nur Idioten, die nichts über Asien wissen? In welcher Provinz von China? Thailand? Vietnam, Burma, Korea, Japan? Jedes Volk dort hat seine eigene Kultur und ist stolz darauf. Wohlgemerkt, es geht um KULTUR, nicht um eine Hausnummer. Du sagst ja auch, wie schön es in Berlin ist, und nicht, wie schön es in Europa ist.

Gut im zweiten Teil erwähnst du Thailand, aber das ist zu spät, um den ersten Teil komfortabel lesen zu können. Es gibt keinen Grund, den Ort dem Leser vorzuenthalten, vor allem da du nicht verhindern kannst, dass dein Leser sehr genau zwischen den einzelnen asiatischen Völkern unterscheidet.

Es geht auch darum, Schreibern zu helfen, und das tun wir hier, auch wenn Kritik manchmal wehtut. Es wird kritisiert, was eingestellt ist, und nicht was vielleicht noch kommt.

ok?  Wink


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Nordlicht
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Beitrag12.12.2010 15:50
Re: Empfindungen
von Nordlicht
Antworten mit Zitat

gochum hat Folgendes geschrieben:
Ehrlich gesagt ging es mir nicht darum einen detaillierten Reisebericht zu schreiben in dem ich mich bis ins Detail mit den Zuständen und Bedingungen der dort lebenden Menschen auseinandersetze.
Hier ging es um das subjektive Empfinden, welches man manchmal in bestimmten Situationen hat.
Und in solchen Situationen denke ich eben eher ich wie schön ist es in Berlin und nicht wie schön ist es im Prenzlauer Berg, Greifswalder Strasse 10.
Und es ist die Einleitung zum eigentlichen Kern. Deshalb glaube ich, sollte man Geschichten nicht zerteilt lesen.

Und das die Ich Erzählungsweise arrogant ist, kann ich nicht teilen. Viele berühmte Schriftsteller haben diese Erzählweise benutzt (Karl May) und manchmal kann man Geschichten auch nur so erzählen.


Das ist mir schon klar, dass es eine Kurzgeschichte sein soll. Aber ein Text muss ja gerade am Anfang etwas bieten, das den Leser interessiert und zum Weiterlesen animiert. Das finde ich persönlich hier nicht. Die Ich-Erzählungsweise ist natürlich nicht per se arrogant - dieser spezielle Ich-Erzähler kommt aber so rüber, durch die Art und Weise, wie der Textanfang geschrieben ist. Es liegt so viel Überheblichkeit drin, wie der Ich-Erzähler "Asien" dem (anscheinend als weltunbewandert vorausgesetzten) Leser schildert.
Damit ist mir der Erzähler unsympathisch. Das, worüber er erzählt, weckt auch keine Neugierde in mir - das Länder durch eine rosarote Brille sehen kennen ich von Kurzzeiturlaubern, aber zu lesen finde ich es langweilig, da es die Realität der Einheimischen nicht wirklich berührt.

Noch ein Forumsneuling, der wie Du auch ein "Asien"- Expat ist, bestätigt Dir hier das Friede, Freude, Eierkuchen - ich kenne da von zwei deutschen Freunden, die in "Asien" in Kinderheimen, mit behinderten Kindern, die wegen ihrer Behinderung von ihren Familien nicht zur Schule geschickt werden, und die an einem Projekt gegen den Mädchenhandel in die Prostitution arbeiten, viel interessantere Geschichten, die deshalb ein Land trotzdem nicht unsympathisch machen, aber vielschichtiger. Interessanter.

Der Anfang hat mich leider zu wenig interessiert, um die Fortsetzung lesen zu wollen.


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Weltenläufer
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Beitrag23.01.2011 17:39
Re: Himmel über Asien
von Weltenläufer
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Lebenskünstler hat Folgendes geschrieben:

Zu deinem ersten Teil. Da ich in Asien zuhause bin, kann ich deinen Frieden den du in der Hängematte mit einem Whisky bei Sonnenuntergang beschreibst nachvollziehen. Es ist wirklich Friede, Freude und Eierkuchen.


Ich kann es ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen. Wenn ich in Beijing(China) aus dem Fenster schaue, sehe ich einem in gräulichen Smog bekleideten Himmel.
Einen Blick 14 Stockwerke tiefere drängeln und hupen die Autos, die sich wie die Chinesische Mauer durch alle mir ersichtlichen Straßen ziehen.
Weiter im Süden, in meiner Wohnung in Shenzhen(China), sieht es ähnlich aus. Zwar ist der Himmel und der Wind frisch, doch hat sich an der Gesamtsituation nicht viel geändert. Die Rushhour ist von 6 Uhr in der Früh bis spät Abends 24 Uhr. Von Hängematte und schönen Sonnenuntergängen nicht viel zu sehen. Lediglich die Nacht bringt Ruhe und gibt der beleuchteten Stadt mit leer gefegten Straßen ihren eigentlichen Glanz zurück.

Es ist schon etwas anmaßend von 'Asien' zu sprechen, wenn man eine bestimmte Situation schildert. Selbst mit Länder Namen ist einem oft nicht geholfen, da selbst die einzelnen Städte so unterschiedlich im Klima und der Kultur sind, das eine genauere Schilderung des Aufenthaltsortes hier sicher nicht verkehrt wäre.
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