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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig L’amour et l’oignon


 
 
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Miranda Juni
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 55



Beitrag22.01.2011 17:13
L’amour et l’oignon
von Miranda Juni
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L’amour et l’oignon
(Die Liebe und die Zwiebel)

Honfleur, 20. Januar 1637

Sandrine Epaissée, Köchin des „Bouef Doré“, beobachtete das Anlegen des Handelsschiffs aus dem Windschutz der Fischverkaufshütte heraus, Hoffnung im Herzen, ein Lavendelgetränktes Tuch unter der Nase (der übriggebliebene Hering vom Vortag - „Heute zum halben Preis!“ – stank bereits).

Sandrine hatte eine Vision. Die Kapitäne der Asienroute berichteten von einer Zubereitungsart, bei der man in einem Halbkugelförmigen Topf Gemüse kurz aber heiß anbriet, wodurch das natürliche Aroma vorzüglich zur Geltung käme und man keine fettreichen Soßen benötige – ein Umstand, der bei den Damen der Pariser Gesellschaft für Verzückung sorgen sollte! Sandrine hatte schon verschiedenste Rezepte entworfen, exotische Abwandlungen der Bauernküche, mit denen sie die Haute Cuisine zu revolutionieren gedachte, aber natürlich verlangten solch Speisen nach passendem Ambiente, nach einem hübschen Lokal in einem vornehmen Bezirk der Hauptstadt, ausgestattet mit rotem Samt, goldenen Statuetten, vielleicht einer chinesischen Vase hier und da, und das alles wollte im Voraus bezahlt sein, ökonomisch gesprochen, Sandrine benötigte Startkapital und suchte einen Gemahl, der selbiges mitbrächte. Im Dorf fand sich kein Passender, darum war sie an den Hafen gekommen.
„Und?“, fragte die Fischverkäuferin, „wieder nichts dabei?“
Die Besatzung des Schiffs hatte an der Reling Aufstellung genommen. Die Männer waren jung, dünn und schäbig gekleidet. Enttäuscht wandte Sandrine sich zum Gehen.

Ies van der Nooten konnte die Begeisterung der übrigen Mannschaft über den Zwischenstopp nicht teilen. Der Kapitän behauptete, verderbliche Ware abladen zu müssen, doch alle wussten, dass dieser Halt kurz vor ihrem Heimathafen Amsterdam, einzig und allein dem Zweck eines Apfelweinbesäufnisses diente.
Ies würde nicht mittrinken können, nicht solange er die Finger um einen Beutel krallte, der das Wertvollste enthielt, was er je besessen hatte. Das Erbe seines Großvaters, sämtliche Ersparnisse der letzten Jahre und die Heuer von drei Monaten hatte er in die Zwiebel investiert und noch nervöser als ihr Kaufpreis machte ihn die Tatsache, dass er nicht wusste, was sie ihm wieder einbringen würde. Zum Zeitpunkt seiner Abreise aus Amsterdam hatte die Nachfrage nach Tulpen bereits hysterische Züge angenommen, entsprach der Wert einer „Vizekönig“ den Ernteeinnahmen eines Großbauern, und bei seiner Ankunft in der Türkei, kannte der dortige Händler jede Sorte mit ihrem holländischen Namen.
Ies hatte den Inhalt seiner Börse auf einen Teetisch geleert und dafür eine bräunliche Knolle erhalten, in deren Herzen die teuerste Blume der Welt schlummerte: eine Semper Augustus.

Ies trabte durch den Hafen, ziellos wie ein unbemanntes Schiff, versunken in Kalkulationen darüber, wie der zu erwartende Erlös bestmöglichst wieder anzulegen sei: In Real-Knollen, in Pflanzoptionen oder in Optionen auf Pflanzoptionen?  Sein Vermögen sollte mit jeder Umschichtung größer werden und zu einem Berg von Zinses-Zins-Zwiebeln anwachsen! Derart abgelenkt bemerkte er Sandrine nicht, und die beiden kollidierten. Die Zwiebel fiel aus dem Beutel und rollte in eine Pfütze. Es war Liebe auf den ersten Blick – jedenfalls für Ies.
„Entschuldigung“, flüsterte er, doch Sandrine schnaufte nur und wollte weiter.
„Warten Sie“, rief Ies, „ich möchte sie einladen...“ Hilfesuchend blickte er sich um, „auf einen Fisch?“
Sandrine überlegte. Ihr Blick fiel auf die Zwiebel. Sie glaubte den Schiffskoch, und somit einen Kollegen, vor sich zu haben.
„Warum nicht“, kokett richtete sie ihre Haare, „doch sammeln Sie erst ihr Gemüse wieder ein.“

Die Fischhändlerin gab sich professionell.
„Wir sind zwar kein Restaurant -“, sie klatschte zwei Fische auf ein Holzbrett, „- aber der eingelegte Hering schmeckt auch ohne Kartoffeln.“
Sie deutete auf die Knolle in Ies Hand.
„Und so isst man ja in Holland: Roher Fisch mit rohen Zwiebeln, nicht?“
„Tatsächlich?“, an fremden Speisen war Sandrine immer interessiert.
„Ist ein traditionelles Rezept, stimmt’s, der Herr?“
Die Fischverkäuferin reichte Ies ein Messer.
„Äh.. stimmt", sagte Ies.
„Na, dann los, die Dame hat Hunger!“
Ies befeuchtet seine Lippen, sie schmeckten salzig. Er dachte daran, dass man Salz mit Gold aufwog.
„Wir nennen es Matjes", sagte er noch, dann legte er die Zwiebel zu den Fischen aufs Brett und hackte sie mitten durch. Die Hälften fielen auseinander und gaben eine grüne Mitte frei.
„Hat schon gekeimt“, kommentierte die Fischverkäuferin, „da haben Sie mindere Ware gekauft. Aber deshalb müssen Sie doch nicht weinen.“
Ies, überwältigt vom Anblick des Sprosses, der ihm seinen Verlust erst deutlich machte, hatte sich eine der Zwiebelhälften unter die Nase gepresst und haltlos zu schluchzen begonnen. Sandrine wurde die Sache unheimlich.
„Au revoir, ich muss weiter.“
Ies hielt sie fest.
„Nehmen Sie wenigstens die Zwiebel mit. Und auch das hier.“
Er zog eine Zeichnung aus der Hemdtasche, die die Semper Augustus in voller Blüte zeigte, liebevoll koloriert. Sandrine verstand.
„Danke“, sagte sie verlegen, „so ein teures Essen hat noch keiner für mich gemacht.“
„Die Zwiebel war meine Zukunft,“ Ies nahm das Messer und wandte sich ab, „doch jetzt...“.
Sandrine und die Fischverkäuferin wechselten sorgenvolle Blicke. Zwiebelstückchen stoben durch die Luft, Ies rief „Autsch!“, dann drehte er sich wieder um und sank auf ein Knie, in der ausgestreckten Hand einen gläsern schimmernden Zwiebelring.

Als Sandrine und Ies drei Wochen später heirateten, war die Tulpenblase geplatzt. Plötzlich hatte niemand mehr kaufen wollen. Die Preise stürzten in den Keller und der Handel kam zum Erliegen.
Sandrine und Ies gingen nie nach Paris. Sie eröffneten ein Lokal am Hafen, in dem Sandrine in einer eigens für sie geschmiedeten Pfanne asiatische Gerichte aus französischem Gemüse zubereitete.
„Probiert dies gekochte Getreide dazu“, forderte sie ihre Gäste auf, „es ist weitaus zarter als Hafer.“
Doch die Dorfbewohner verschmähten die unbekannte Beilage zunächst. Als Ies eines Abends, albern gestimmt vom Apfelwein, den übriggebliebenen Reis zu Klötzchen formte, garnierte Sandrine sie mit Streifen von rohem Fisch. Diese Kreation wurde der Renner und machte das Lokal weit über die Grenzen der Normandie heraus bekannt. Leider wollte nach dem Tod der Köchin keines ihrer Kinder die Nachfolge antreten und das Rezept geriet in Vergessenheit.
Als jedoch 1851 ein Japaner das erste Sushi-Restaurant im Ort eröffnete, war ein Epaisée’scher Ur-ur-ur-Enkel anwesend. Beherzt schob er sich ein Probier-Röllchen in den Mund, zerdrückte es mit der Zunge und bemerkte erstaunt, dass der klebrige Reis und der zarte Fisch an seinem Gaumen eine ferne Ahnung entfalteten.

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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag22.01.2011 19:09

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Hallo Miranda

Deine Geschichte, ich mag sie.
Allerdings hat sie einen Beigeschmack, einen bitteren. Ich bezweifle, dass Ies sein wertvollstes Gut zerstörte, um einem Mädchen, das er soeben kennengelernt hatte, zu imponieren. Diese "Liebe auf den ersten Blick" kommt mir beim besten Wohlwollen doch etwas zu überstürzt. Als ich den Text allerdings zu Ende gelesen hatte, störte es mich nicht mehr so mächtig wie zuvor, weil der letzte Absatz eine geschichtlich grobe Zusammenfassung darstellt. Das Problem ist für mich, dass du am Anfang der Geschichte Detailgetreu erzählst und diese "Liebe auf den ersten Blick" wie ein monströses Ungetüm der Verallgemeinerung in den Text wirfst. Das passt nicht zu den Sätzen davor und danach.
Man stelle sich vor: Ies krachte mit einem Mädchen, das er bisher nie zu Gesicht bekommen hatte, zusammen. In diesem Sekundenbruchteil schlägt es ihm seine geliebte Zwiebel aus der Hand. Meinst du nicht auch, dass er in diesem Augenblick nicht dem Mädchen in das Gesicht schaut, sonder sicher der Zwiebel hinterherspringt, mit den Augen und dem Körper?
Ein Mensch wäre aufgebracht, über dieses Unglück zornig wahrscheinlich, beraubt es ihn doch für einen Moment all seiner Träume und Hoffnungen.

Sprache:
Zitat:

Sandrine Epaissée, Köchin des „Bouef Doré“, beobachtete das Anlegen des Handelsschiffs aus dem Windschutz der Fischverkaufshütte heraus, Hoffnung im Herzen, ein lavendelgetränktes Tuch unter der Nase (der übriggebliebene Hering vom Vortag - „Heute zum halben Preis!“ – stank bereits). Eine recht umständliches Satzgestaltung. Streich die Klammern und das "zum halben Preis" und ordne den Satz neu, mach eventuell zwei daraus .

Sandrine hatte eine Vision. Die Schiffskapitäne der asiatischen Handelsroute berichteten ihr des Öfteren von einer Zubereitungsart, bei der man in einem Halbkugelförmigen Topf Gemüse kurz aber heiß anbriet, wodurch das natürliche Aroma vorzüglich zur Geltung käme und man keine fettreichen Soßen benötige – ein Umstand, der bei den Damen der Pariser Gesellschaft für Verzückung sorgen sollte! (kein Rufezeichen, Rufezeichen sind immer aufdringlich, verwende sie nur in Dialogen) Sandrine hatte schon verschiedenste Rezepte entworfen (ein Schnittmuster wird entworfen, ein Rezept "ausprobiert"), exotische Abwandlungen der Bauernküche, mit denen sie die Haute Cuisine zu revolutionieren gedachte, aber natürlich verlangten solch Speisen nach passendem Ambiente, nach einem hübschen Lokal in einem vornehmen Bezirk der Hauptstadt, ausgestattet mit rotem Samt, goldenen Statuetten, vielleicht einer chinesischen Vase hier und da, und das alles wollte im Voraus bezahlt sein, ökonomisch (das Wort hat in diesem Zeitalter, also in deinem Text nichts verloren), nicht gesprochen, Sandrine benötigte Startkapital(zu modernes Wort, schreib nur "Geld" vielleicht "ein kleines Vermögen") und suchte einen Gemahl, der selbiges(ein sehr schlampiges, unpassendes Wort, such bitte nach einem besseren) mitbrächte. Im Dorf fand sich kein Passender, darum war sie an den Hafen gekommen. (Das liest sich sehr ungeschickt. Formuliere das etwas gewählter. Außerdem liest es sich, als hätte sie sich gerade eine halbe Stunde im Dorf nach einem Ehemann umgesehen und weil sie dort nichts Gescheites gefunden hatte, suchte sie im Hafen weiter)
„Und?“, fragte die Fischverkäuferin, „wieder nichts dabei?“
Die Besatzung des Schiffs hatte an der Reling Aufstellung genommen. Die Männer waren jung, dünn und schäbig gekleidet. Enttäuscht wandte Sandrine sich zum Gehen
. Sie steht doch im Windschutz der Hütte, fällt mir gerade auf, wohin sollte sie gehen? Ist ein bisschen ungenau.

Ies van der Nooten konnte die Begeisterung der übrigen Mannschaft über den Zwischenstopp (wieder ein zu modernes Wort, achte bei historischen Texten immer auf deine Wortwahl. Ich streich sie dir im Folgenden einfach durch und ersetze sie) nicht teilen. Der Kapitän behauptete, verderbliche Ware abladen zu müssen, doch alle wussten, dass dieser Halt kurz vor ihrem Heimathafen Amsterdam, einzig und allein dem Zweck eines Apfelweinbesäufnisses diente.
Ies würde nicht mittrinken können, nicht solange er die Finger um (s)einen Beutel krallte, der das Wertvollste enthielt, was er je besessen hatte. Das Erbe seines Großvaters, sämtliche Ersparnisse der letzten Jahre und die Heuer von drei Monaten hatte er in die Zwiebel investiertgesteckt und noch nervöserunruhiger als ihr Kaufpreis machte ihn die Tatsache, dass er nicht wusste, was sie ihm wieder einbringen würde. Zum Zeitpunkt seiner Abreise aus Amsterdam hatte die Nachfrage nach Tulpen bereits hysterische Züge angenommengewaltig zugenommen, entsprach der Wert einer „Vizekönig“ den Ernteeinnahmen eines Großbauern, und bei seiner Ankunft in der Türkei, kannte der dortige Händler jede Sorte mit ihrem holländischen Namen.
Ies hatte den Inhalt seines Geldbeutels- oder Strumpfes auf einen Teetisch geleert und dafür eine bräunliche Knolle erhalten, in deren Herzen die teuerste Blume der Welt schlummerte: eine Semper Augustus.

Ies streifte durch den Hafen, ziellos wie ein unbemanntes Schiff, versunken in seinen Rechnungen darüber, wie der zu erwartende Erlös bestmöglichst wieder anzulegen sei: In Real-Knollen, in Pflanzoptionen oder in Optionen auf Pflanzoptionen?(neu-neu-neu, das ist schlecht) Sein Vermögen sollte mit jeder Umschichtung größer werden und zu einem Berg von Zinses-Zins-Zwiebeln anwachsen! Derart abgelenkt bemerkte er Sandrine nicht, und die beiden kollidierten. Die Zwiebel fiel aus dem Beutel und rollte in eine Pfütze (Pfütze ist kindisch, schreib etwas anderes). Es war Liebe auf den ersten Blick – jedenfalls für Ies.
„Entschuldigung“, flüsterte er, doch Sandrine schnaufte nur und wollte weiter.
„Warten Sie“, rief Ies, „ich möchte sie einladen...“ Hilfesuchend blickte er sich um, „auf einen Fisch?“
Das hab ich bereits oben angesprochen
Sandrine überlegte. Ihr Blick fiel auf die Zwiebel. Sie glaubte den Schiffskoch, und somit einen Mann der kochenden Gilde, vor sich zu haben.
„Warum nicht“, kokett richtete sie ihre Haare, „doch sammeln Sie erst ihr Gemüse wieder ein.“

Die Fischhändlerin gab sich gewollt überlegen.
„Wir sind zwar kein Restaurant -“, sie klatschte zwei Fische auf ein Holzbrett, „- aber der eingelegte Hering schmeckt auch ohne Kartoffeln.“keine Bindestriche, das ist falsch.
Sie deutete auf die Knolle in Ies Hand.
„Und so isst man ja in Holland: Roher Fisch mit rohen Zwiebeln, nicht?“
„Tatsächlich?“, an fremden Speisen war Sandrine immer interessiert.
„Ist ein traditionelles Rezept, stimmt’s, der Herr?“
Die Fischverkäuferin reichte Ies ein Messer.
„Äh.. (Dreipunkteregel: Wird im Wort abgebrochen, kein Leerzeichen, im Satz, immer ein Leerzeichen und immer nur drei Punkte) stimmt", sagte Ies.
„Na, dann los, die Dame hat Hunger!“
Ies befeuchtet seine Lippen, sie schmeckten salzig. Er dachte daran, dass man Salz mit Gold aufwog.
„Wir nennen es Matjes", sagte er noch, dann legte er die Zwiebel zu den Fischen aufs Brett und hackte sie mitten durch. Die Hälften fielen auseinander und gaben eine grüne Mitte frei.
„Hat schon gekeimt“, kommentierte die Fischverkäuferin, „da haben Sie mindere Ware gekauft. Aber deshalb müssen Sie doch nicht weinen.“
Ies, überwältigt vom Anblick des Sprosses, der ihm seinen Verlust erst deutlich machte, hatte sich eine der Zwiebelhälften unter die Nase gepresst und haltlos zu schluchzen begonnen. Sandrine wurde die Sache unheimlich.
„Au revoir, ich muss weiter.“
Ies hielt sie fest.
„Nehmen Sie wenigstens die Zwiebel mit. Und auch das hier.“
Er zog eine Zeichnung aus der Hemdtasche, die die Semper Augustus in voller Blüte zeigte, liebevoll in Farbe gezeichnet. Sandrine verstand.
„Danke“, sagte sie verlegen, „so ein teures Essen hat noch keiner für mich gemacht.“
„Die Zwiebel war meine Zukunft,“ Ies nahm das Messer und wandte sich ab, „doch jetzt...“. (Drei-Punkte-Regel, nicht vergessen)
Sandrine und die Fischverkäuferin wechselten sorgenvolle Blicke. Zwiebelstückchen stoben durch die Luft, Ies rief „Autsch!“, dann drehte er sich wieder um und sank auf ein Knie, in der ausgestreckten Hand einen gläsern schimmernden Zwiebelring.


Achte auf deine "dann" du brauchst sie nicht.

Geschrieben ist es gut.

Grüße

Sibirier
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Gast3
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Beitrag23.01.2011 11:15

von Gast3
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Hallo Miranda,

mir gefällt deine Geschichte auch, sie hat so etwas Charmantes, das noch besser zu gelten käme, wenn du die kleinen sprachlichen Holpersteine noch umschiffen würdest (der Sibirier hat da ja schon einiges angemerkt).

Was mir jetzt noch aufgefallen ist, Haute Cuisine - da bin ich mir nicht sicher, ob es diesen Begriff zu der Zeit schon gab, denke, der ist erst später geprägt worden.

Eine Kleinigkeit noch:
Hier kam es mir beim ersten Lesen so an, als wäre es zwischen der Pfütze und der Zwiebel Liebe auf den ersten Blick gewesen.
Die Zwiebel fiel aus dem Beutel und rollte in eine Pfütze. Es war Liebe auf den ersten Blick – jedenfalls für Ies.

Im Übrigen dürfte der Teil des Zusammentreffens und Kennenlernens der beiden gern ein wenig ausführlicher sein, das geht mir ein bisserl zu fix.

Wenn das gesamte Vermögen und seine Zukunft in einer einzigen Blumenzwiebel begründet ist, erscheint es mir zum einen auch nicht so plausibel, dass Ies diese wegen ein paar Zwiebelringen auf einem Fisch über Bord wirft. Zum anderen denke ich mir, dass er mit dem bloßen Startkapital einer einzigen Blumenzwiebel sehr lange braucht, bis er zu Ruhm und Reichtum kommt. Das erscheint mir ein wenig unstimmig.

Ansonsten habe ich deine Geschichte sehr gern gelesen.

Liebe Grüße
schneestern


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Beitrag23.01.2011 12:35

von Rheinsberg
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Auch gern gelesen.
Schneestern, deiner inhaltlichen Kritik möchte ich insoweit widersprechen, als es um den Wert dieser Blumenzwiebel geht. Ich habe selbst mal ein Buch gelesen, in dem es um den Irrsinn des Tulpenzeitalters ging - das kann man sich kaum vorstellen.

Dafür habe ich ein anderes Problem: heißt zwar beides Zwiebel, aber ich fürchte, fürs Kochen hat die Tulpe nicht den passenden Geschmack.
Und: bei Blumen sagt man eher "bulbe", nicht oignon.
Und an dem Punkt passt die Geschichte dann für mich gar nicht mehr. Leider. Sie gefiel mir nämlich, gerade am Anfang, sehr gut.


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Beitrag23.01.2011 12:54

von Gast3
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Gut, Rheinsberg, da lasse ich mich dann gerne belehren, das wusste ich nicht. Ich fand einfach nur, dass eine einzige Zwiebel ein bisserl zu wenig ist, für das, was Ies vorhat.
Was jetzt den nicht passenden Geschmack der Zwiebel betrifft, meine ich, wenn Ies diese so spontan opfert, obwohl darauf seine Zukunft basiert, wird er sich im Eifer des Gefechts geschmacklich darüber auch keine großen Gedanken gemacht haben.

schneestern


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Beitrag23.01.2011 13:14

von Miranda Juni
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Liebe auf den ersten Blick scheint euch allen zu plötzlich zu sein. Das sehe ich jetzt auch so.

Ich denke ich habe in dem Text zu viel vermischt. Einerseits wollte ich von der historische Tulpenblase erzählen, andererseits die Absurdität dieser Investitionen im Kleinen darstellen und dann noch eine Liebesgeschichte und die Sache mit dem Sushi...

Aber es ist motivierend, dass ihr den Stil mochtet, auch wenn der Plot hakte.

@ Sibirier: Vielen Dank für die ausführliche Kritik und die detaillierten Verbesserungsvorschläge, das hilft mir sehr, auch für andere Texte!

@Schneestern. "Haute Cuisine", da magst du Recht haben. Beim Schreiben dachte ich, diese Anachronismen könnte ich verwenden, weil  ein (heutiger) Erzähler berichtet, aber Sibirier hat sich auch an Einigen gestört und darum passen sie wohl doch nicht.    

@Rheinsberg: Mit "Oignon" bin ich wohl hereingefallen.  Tückisch, wenn man Nicht-Muttersprachler ist.
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Beitrag23.01.2011 13:53

von Rheinsberg
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Aber schlecht ist wirklich anders. Nur bei mir hast du jetzt etwas angestellt: ich suche in meinem Gedächtnis nach dem richtigen Titel dieses alten Buches - das stammte noch irgendwie aus der Jugendzeit meiner Mutter. Es ging um die Züchtung der schwarzen Tulpe, auf die in den Niederlanden seinerzeit ein Preis ausgelobt war, andererseits um die de Witts und Wilhelm von Oranien .... grübel.
"Die schwarze Tulpe" wars nicht, die ist von Dumas, wenn ich mich nicht irre.
Ha - Moment, wenn man seine Gedanken aufschreibt....
"Die Blume des Gefangenen" - Autor fällt mir aber nicht mehr ein, und google kennt es nicht.
Sorry für OT, aber wenn du schon über die Tulpen schreibst Wink - wusstest du, dass in Istanbul ein ganzes Stadtviertel nach ihnen benannt ist und sehr viel Ornamente, gerade bei Keramik, ein Tulpenmuster haben?


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Beitrag23.01.2011 14:24

von Miranda Juni
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@ Rheinsberg: Das ist gar nicht OT. Ich habe vor dem Schreiben auch länger recherchiert und fand das Thema absolut faszinierend. Das mit Istanbul wusste ich nicht. Aber ich glaube, dort kamen die Tulpen ursprünglich her.

Ich habe mich mehr auf den Wahnsinn der Holländer konzentriert.
Manche Züchter haben neben ihren Beeten geschlafen und irgendwann hat man nur noch mit den Knollen gehandelt und die Blumen, also die eigentlich Schönheit, gar nicht mehr gesehen. Vielleicht gibt es auch darum so viele Darstellungen.

Später gab es dann Optionen auf Knollen und Optionen auf Züchtungen, die es noch gar nicht gab...
Bis alles zusammenbrach.

Aber hat die Menschheit daraus gelernt? Nö.





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denLars
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Extrem Süßes!


LOONYS - Die Vergessenen Rosen der Zeit
Beitrag23.01.2011 19:47

von denLars
Antworten mit Zitat

Ich mache mir mal ein Lesezeichen und komme später auf die Story zurück. Jetzt muss ich ins Kino. Der erste Absatz gefällt mir schon gut, auch die Diskussion zum Thema Tulpen ist faszinierend. Historische Stoffe packen mich immer. Bis die Tage!

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