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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Koma


 
 
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Dienstwerk
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Alter: 55
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Wohnort: Gera/Markkleeberg
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Beitrag05.01.2011 13:45
Koma
von Dienstwerk
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Koma

Langsam gewann das dauerhaft milchige Licht an Konturen. Ich sah die weiße Decke, die weißen Wände und konnte Ecken als Schatten erkennen, diffus abgegrenzt in verschiedenen Grauabstufungen, wie auf einem Zeichenblatt schraffiert.
Ich wünschte mir ein buntes Bild, einen Farbklecks, an dem ich mich festhalten, meinen Blick trainieren konnte.
Wieso, verdammt noch mal, hängen sie keine Bilder auf?
Mein Mann saß neben mir, streichelte meinen Handrücken und lächelte. Beinahe meinte ich, Reue in diesem Lächeln zu erkennen. Sein Blick wanderte über mein Gesicht und versuchte, in meine Augen einzutauchen. Angestrengt bemühte ich mich zu blinzeln. Es sollte aufmunternd wirken. Meine Lider bewegten sich jedoch nicht, fühlten sich an wie festgetackert, meine Augen starr und kalt wie Glaskörper.
„Wird sie jemals wieder aufwachen“, fragte er den Doktor.
„Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen“, antwortete dieser, während er eine Flüssigkeit in meine Lidspalten träufelte und schließlich etwas auf ein Klemmbrett kritzelte.
Wie bitte? Aber, ich bin doch wach!
Mein Blick begann sich zu trüben, schnell drückten meine Finger Martins Hand, doch wie nasse Lappen flutschten sie aus seiner und fielen auf das Laken. Mein Mann erschrak und machte eine ungeschickte Bewegung, wobei sich der Schleimbeutel, der das Wundsekret auffangen sollte, aus der Halterung löste und seinen widerlichen Inhalt auf den Boden ergoss.
„Passen Sie doch auf, Herrgott“, schnauzte der junge Arzt und bückte sich.
„Sie hat sich bewegt. Ganz sicher. Sie hat sich bewegt!“ Martins Stimme überschlug sich fast.
Natürlich habe ich das. Guck gefälligst genauer hin, du Schnösel in Weiß!
Der Arzt schaute auf den Monitor und schüttelte den Kopf.
„Sie haben sich geirrt. Keinerlei Ausschlag.“
Aus dem Augenwinkel sah ich die gleichmäßig gezackte Linie.
Martin nickte müde und griff mit der linken Hand nach seiner Tasche, sein rechter Arm steckte in einer Schlinge. Er drehte sich zu mir um, wackelte mit den bandagierten Fingern, als wolle er mir winken und sagte zur Wand über mir: „Ich komme nächste Woche wieder, bestimmt.“
Neiiiiiin! Geh nicht!
„Ich brauche noch Ihre neue Anschrift“, hörte ich den Doktor sagen, bevor er das Licht löschte und die Tür schloss.
Was ist denn mit unserer alten Adresse nicht in Ordnung?

Dunkelheit.
Hunger.
Grelles Licht.
Und wieder Dunkelheit.
Aber der Hunger war das Schlimmste. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte, mit einem Knurren, das an den kahlen Wänden widerhallte, sich punktgenau nach innen krempelte, als wolle es sich verstecken. Doch kurz bevor die schmerzhafte Konsistenz einer Dörrpflaume erreicht wurde, schmeckte ich es süß auf meiner Zunge, angenehm süß in meinem Bauch, und ein wohliges Gefühl breitete sich durch meine Venen aus. Immer wieder gleich. Regelmäßig, stetig tropfend und einschläfernd.
Glukose, nichts als verdammte Glukose! Ich will nicht einschlafen. Ich bin wach, wach, wach, wach, verdammt noch mal wach! Ich will endlich was Richtiges essen.
Ich wusste nicht, ob man mein Schluchzen hören konnte, ich starrte in die Dunkelheit und konnte nicht einmal mehr die schraffierten Ecken erkennen. Tränen rannen meine Wange herunter und hinterließen eine krustige Spur.

„Na, wer wird denn hier weinen? Die Tränenflüssigkeit wird gebraucht, Schätzchen, sonst trocknen deine Augen aus.“ Nicht gerade behutsam tupfte die Schwester mein Gesicht ab, schälte mich aus dem Nachthemd und wusch mich. Dabei plapperte sie mit mir wie mit einem Baby. „So, und jetzt noch die Augentropfen. Brav. Wäre ja nicht schlecht, wenn du ein wenig mitarbeiten könntest. Ja, sind wir heute wieder widerspenstig? Du willst doch hübsch aussehen in deinen neuen Zuhause, oder?“ Gewaltsam drückte sie meine Beine nach unten, die immer wieder wie von selbst in eine angewinkelte Position schnippten.
Was für ein neues Zuhause?
„Du möchtest bestimmt gern wissen, wo es jetzt hingeht, nicht wahr?“
Oh, sie hat mich gehört. Sie hat mich gehört!
„Tja, Schätzchen, drei Monate sind eine lange Zeit. Aber da du keine Anstalten machst, wach zu werden, kommst du in ein schickes Pflegeheim. Da liegen ganz viele von deiner Sorte und du bist auch nicht mehr allein auf dem Zimmer. Wir brauchen hier schließlich jedes Bett für echte Notfälle. So, und jetzt Zähne putzen, die sind ja schon ganz schmierig, igitt.“
Ich biss sie in den Finger.
„Was, zum Teufel ...! Ingrid hilf mir mal, sie hat einen Krampf.“
Zu zweit stemmten sie meinen Mund auf und rammten die Zahnbürste hinein.
Hey, ich kann mich nicht erinnern, eine Einwilligung für meine Verlegung gegeben zu haben. Wo ist mein Mann? Aua, seid doch etwas vorsichtiger! Redet gefälligst mit mir, ihr Schlampen!

Auf dem Weg zum Krankenwagen schneite es. Ich lag auf einer Pritsche festgeschnallt und in eine Wärmefolie gewickelt.
„Könnt ihr nicht etwas schneller machen?“ schimpfte der Fahrer. Die beiden Hausmeister, die mit Schneeschiebern kniehohen Pulverschnee aus der Einfahrt schaufelten, spornte das nur wenig an, sie brummten unwirsch. Der Fahrer stopfte die Decke fester um mich und zündete sich eine Zigarette an. Ich schmeckte den würzigen Rauch, während dicke Flocken in meine geöffneten Augen fielen. Die Wärmedecke war ein Witz.
Ich friere, du Sack! Verdammt noch mal, elender Wichser, während du genüsslich deine Kippe qualmst, klappern meine Knochen. Hurenbock. Drecksack. Schwing deinen faltigen Arsch zu mir und schieb mich ins Auto!
Natürlich verstand er kein Wort.
Endlich befand ich mich im Innern des Wagens. Ich versuchte, die Flocken wegzublinzeln, sie schmolzen nur langsam. Der Fahrer startete, und mit einem kläglichen Tuckern erstarb der Motor.
Tja, bei meinem alten Trabbi hätte ich jetzt nach den Zündkerzen geschaut oder den Schock gezogen.
Mein gemeines Kichern wurde von den durchdrehenden Reifen übertönt. Schließlich griffen sie und wir fuhren los.

Links neben mir lag ein klappriges Etwas an Schläuchen, rechts neben mir genau das Gleiche, ich konnte nicht erkennen, ob männlich oder weiblich. Über mir erstreckte sich die typisch weiße Krankenhausdecke, vor mir an der Wand befand sich ein Kunstdruck, auf dem Rügener Kalksteinfelsen abgebildet waren. Atemgeräusche deuteten auf noch mehr Menschen in diesem Raum hin, aber weiter, als meine Augenwinkel hergaben, konnte ich nicht sehen. Ich fixierte das Bild. Seit Tagen schon, oder seit Wochen? Es hing etwas schief. Wenn ich könnte, würde ich es gerade rücken.
Kalkstein. Etwas Farbigeres habt ihr wohl nicht gefunden, ihr Looser?
Kreativere Schimpfwörter waren mir längst ausgegangen.
Die Tür wurde geöffnet. Martin schob sich hindurch, vor seiner Brust einen mickrigen Blumenstrauß haltend, die Knospen schon fast welk. Wahrscheinlich ein Sonderangebot bei Aldi, kurz bevor sie das Grünzeug wegwarfen.
„Holst du mal bitte eine Vase, Liebling?“
Witzig, sehr witzig! Klar, ich springe gleich auf und hole dir alles was du willst.
Die nicht ausgesprochenen Worte erstarrten in einer Sprechblase über meinem Kopf, als ich eine kleine Brünette mit einer Vase ins Zimmer kommen sah. Mir klappte der Unterkiefer förmlich herunter.
„Stell sie dahin, Schatz. Bitte guck nicht so, ich weiß, es ist nicht angenehm für dich, hier zu sein.“
Ach was! Meinst du es ist für mich angenehm, hier zu sein? Wie kannst du mir das antun! Wer ist diese Schlampe?
Die Schlampe deutete mit dem Finger auf mich.
„Es ist unheimlich. Sie sieht so, äh, tot aus. Alle sehen hier so aus.“
„Sie ist nicht tot“, flüsterte Martin, so als befürchtete er, mich aufzuwecken.
Natürlich bin ich nicht tot, du egoistisches Arschloch! Aber du wirst es sein, wenn du noch mal mit dieser Tussi hier aufkreuzt!
„Lass uns gehen“, bettelte sie weinerlich.
„Aber wir sind doch gerade erst gekommen, Mäuschen. Ich fahre doch nicht zwei Stunden, um dann gleich wieder zu gehen. Reiß dich bitte zusammen, immerhin ist sie noch meine Frau.“
Aha, noch. Na warte! Wieso eigentlich zwei Stunden? Unsere Wohnung liegt gerade mal eine Stunde von der Klinik entfernt.
Martin gab nach. Diesmal hatte er nicht einmal meine Hand berührt.
„Gut, Liebling, wir fahren auf dem Rückweg bei IKEA vorbei und holen die restlichen Möbel für unsere Wohnung.“
Er schaute zu mir, etwas zu lange wohl, denn das Mäuschen funkelte böse in meine Richtung.
Krepieren sollst du, vermeinte ich ihren unausgesprochenen Wunsch überdeutlich zu hören. Die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss und außer dem monotonen Tuckern der Monitore herrschte wieder Ruhe.

Ha! Wir werden doch sehen, wer hier zuerst krepiert!
Wütend strampelte ich mit den Beinen. Wie immer warf das Laken nicht mal Falten. Oder doch? Ich versuchte es erneut.
Da! Mein Fuß wackelte - unmerklich erst, dann stärker.
Langsam verrutschte die Decke und entblößte meinen nackten Zeh.
Im gleichen Moment begann der Lautsprecher sein allabendliches Berieselungsprogramm abzududeln. Spätestens bei der Melodie von „Weiße Rosen aus Athen“ war ich restlos genervt und schlenkerte mit größter Kraftanstrengung mein Bein über die Bettkante.

Kann endlich mal jemand diesen Scheiß abstellen? Ich muss mich konzentrieren!


©C.G.
03.01.2011

Nur der Information halber - auch diesmal habe ich mich wieder von vorgegeben Wörtern inspirieren lassen:
Reue, Adresse, Schneeschieber, Melodie, Hunger, Egoist, Schleimbeutel, Zündkerze

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prophet
Klammeraffe


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Beitrag05.01.2011 14:56

von prophet
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Hi Dienstwerk,

ein verflucht langer Text, aber verflucht gut. Habe keine Lust, deine Intention zu ergründen, vieles drängt sich vermeintlich auf. Ich hänge mein propheten-Hirn einfach weit aus meinem Fenster, Abstürze sind mir egal, und zimmere mir eine irre Interpretation zurecht:

Wir leben alle im Koma! Finde ich persönlich äußerst amüsant und irgendwie treffend, diese Deutung. Der Plot passt im übertragenen Sinn auch dazu. Very Happy
Äußerst gerne gelesen.

LG p.

P.S.
Falls irgendwo eine Erbse schlummert und ich sie übersehen habe, sorry,
ich bin blind. Manchmal!


_________________
Ich habe es stets abgelehnt, verstanden zu werden. Verstanden werden heißt sich prostituieren. Fernando Pessoa

Sprüche klopfen ist leichter als Worte dichten. prophet

Ich fordere nichts von Dir außer Deinem Respekt. prophet

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. Kurt Tucholsky
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Dienstwerk
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Beitrag05.01.2011 15:45

von Dienstwerk
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Zitat:
Wir leben alle im Koma.


Das ist doch mal eine abgefahrene Betrachtungsweise!  ohh lol

Danke für's Lesen und Durchwurschteln.

LG, Ana
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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag05.01.2011 15:56

von derSibirier
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Hallo Dienstwerk

Du kannst doch gut schreiben, aber weshalb schreibst du so ein lahmes Zeug. Als ich zu Ende gelesen hatte, bereute ich, dass ich die Story überhaupt gelesen habe. Geschrieben ist es ja gut, bis auf einen groben Schnitzer, aber die Handlung ist miserabel. Eine anfängliche Spannung verpufft in Aldi-Blumen, Ikea und den weißen Rosen von Athen. Die Kraftausdrücke der Frau wirken gekünstelt und deplatziert.

Tipp: Lass dich von deinen Ideen inspirieren und nicht von Reizwörtern, das geht meistens schief.

grober Schnitzer:
Zitat:

„Aber wir sind doch gerade erst gekommen, Mäuschen. Ich fahre doch nicht zwei Stunden, um dann gleich wieder zu gehen.


diese Aussage, das glaubst du wohl selbst nicht, stimmt's?

derSibirier grüßt
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beitrag05.01.2011 16:16

von Dienstwerk
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Hi, Sibirier,

danke für's bis zum Ende durchhalten.

derSibirier hat Folgendes geschrieben:
Die Kraftausdrücke der Frau wirken gekünstelt und deplatziert.

Naja, sie denkt sie ja nur. Ich stelle es mir schon extrem frustrierend vor, im eigenen Körper gefangen zu sein. Entweder gibt man sich auf oder entwickelt eine unbändige Wut. Ich würde zu letzterem tendieren, hoffe aber, dass mir sowas nie passiert.

Zitat:
Tipp: Lass dich von deinen Ideen inspirieren und nicht von Reizwörtern, das geht meistens schief.

Im Moment brauche ich solche Denkanstöße, um überhaupt was zu schreiben.

Zitat:
grober Schnitzer:
Zitat:
„Aber wir sind doch gerade erst gekommen, Mäuschen. Ich fahre doch nicht zwei Stunden, um dann gleich wieder zu gehen.


diese Aussage, das glaubst du wohl selbst nicht, stimmt's?


Stimmt, eigentlich will er ja auch nur weg. Mal sehen... vielleicht nur der Hinweis, dass sie zwei Stunden gefahren sind?

LG, Ana
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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag05.01.2011 16:18

von Stimmgabel
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Liebe Ana,

Menschmeier, ich bin ja so begeistert von Deinem Monologie-Text als Quasie-Dialog in seiner Kontextumgebung - einfach ausgezeichnet. Smile Smile

Habe ihn jetzt zweimal gelesen - konnte schon einige, meine Missverstämdnise vom ersten zum zweiten Lesen bereinigen - und wollte Dir jetzt schnell und spontan mein dickes  Chapeau zum Ausdruck bringen.

Gehe dann noch später konkret, und sehr gerne!!!, auf diesen Text ein - nur jetzt erst mal - einfach toll.

Solche Texte sind für mich ein Forums-Highlight - ohne Zweifel. Hierin ist Kausalität und gleichzeitig nur Ahnbares - man könnte sagen: Offenes, gemixt mit offener Hermetik - und genügend Freiräume, dass ich als Leser meine persönlichen Sequenzen graduell voll einbauen kann - echt TOP!

Und wenn hier im Forum jemand monologisieren kann, dann sicherlich DU!!! So nah bei der Realität dabei,
und diese treffenden Situations-Gedanken......... Daumen hoch  , habe ich ja schon öfter bei Deinen Texten festgestellt....

Ana,
jetzt erst einmal ein schnelles Tschüss Dir, Frank,

und bin immer noch drin in Deinem Erzählten - und für mich ist es eine Halbwach-Koma-Geschichte - in ihrer Selbst und den hieraus gefangenen Prota-Gedanken von innen nach außen, und zurück / eine Art reflektierendes Kommunizieren in einer ganz eigenen Einseitigkeit..../ eine auf beiden Seiten scheinbar zueinander getrennten Erfahrweise...

--


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
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Wohnort: Gera/Markkleeberg
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Beitrag05.01.2011 17:40

von Dienstwerk
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Danke, lieber Frank. Bin sehr gespannt.
Mir selbst sind jetzt die vielen "verdammt nochmal" aufgefallen. Wirkt das störend?

LG, Ana
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BlueNote
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Beitrag05.01.2011 19:01

von BlueNote
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Hi Dienstwerk,

insgesamt gesehen habe ich deinen Text gerne gelesen, möchte aber trotzdem einige kritische Anmerkungen machen. Die Idee, dass ein Komapatient alles mitkriegen könnte, hast du meiner Meinung nach zu intensiv bemüht. Alles wird in deinem Text bis ins kleinste Detail beschrieben. Außerdem sieht die Patientin Dinge, die sie eigentlich gar nicht sehen kann (ihren Magen z.B.) oder z.B. dass es während der Krankenwagenfahrt über schneit (hat ein Krankenwagen im hinteren Bereich Fenster???). Die Idee ist klasse, dass beispielsweise die Ersatzehefrau ins Zimmer des Pflegeheims kommt ... Sehr überraschend! Aber auch hier wird alles wieder bis ins Kleinste erklärt. Ich kann mir das nicht vorstellen: Da liegt die Patientin mit offenen Augen und der eigene Mann redet über seine Zukunft ohne sie. Bei geschlossenen Augen der Frau vielleicht - doch bei offenen Augen hat doch jeder Mensch den Eindruck, der Patient kriegt irgend etwas mit. Auch die Krankenschwester ist so merkwürdig mitteilsam. Hier willst du meiner Meinung nach "zu viel".

Der Anfang liest sich für mich merkwürdig. Das Licht gewinnt an Konturen. Das Licht??? Vielleicht die Umrisse einer Gestalt hinter einer Milchglastür, aber doch nicht das Licht!

Die fehlende Spannung stört mich bei diesem Text nicht. Eher, dass alles so unwahrscheinlich ist. Der innere Monolog gefällt mir, die zu genauen Beobachtungen halte ich für ein Manko. Die Frau ist zu "hellwach". Die Wahrnehmung in dem Zustand dieser Frau wäre bestimmt ganz anders als du sie beschrieben hast. Etwas mehr Innenwelt und ein bisschen weniger detailliert beschriebene Außenwelt würde der Geschichte gut tun.

BN
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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beitrag05.01.2011 19:38

von Dienstwerk
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Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren, BN.

Leider hatte ich nicht die Möglichkeit eines Kontakts zu ehemaligen Komapatienten, bevor ich diesen Text verfasste, danach schon, also innerhalb der letzten zwei Tage (in einem anderen Forum). Diese "Betroffenen" waren durchweg angetan von der Umsetzung, wobei sie die Gefühle, die sie in dieser Zeit hatten, nicht wirklich in Worte fassen konnten. Die meisten verdrängten die unschönen Erinnerungen und wenn sie doch kamen, dann als fragmentierte Bilder oder Alpträume. Wut und Zorn hätten sich viele gewünscht, statt purer Ohnmacht. Ich stelle mir die Situation unerträglich vor und würde wohl auch mit innerer Wut "reagieren" wollen.
Wachkomapatienten haben übrigens die Augen geöffnet und tatsächlich soll es genügend Angehörige geben, für die ein Komapatient nach längerer Zeit so gut wie tot ist.
Also, fast tot = tot. hmm

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Der Anfang liest sich für mich merkwürdig. Das Licht gewinnt an Konturen. Das Licht??? Vielleicht die Umrisse einer Gestalt hinter einer Milchglastür, aber doch nicht das Licht!

Du hast Recht. Das Licht gewinnt eher an Substanz?

LG, Ana
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
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G
Beitrag05.01.2011 19:56

von Gast3
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Hallo Dienstwerk,

mir gefällt deine Geschichte sehr gut, hab sie sehr gern gelesen.
Der Verdacht, dass der Ehemann sein eigenes Leben in der Zwischenzeit weiterlebt, lag nahe, dass er aber so frech ist, und seine Neue mit ans Krankenbett bringt, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen, finde das aber als (für mich) unerwartete Wendung sehr gelungen.

Dass die Patientin so zwischendrin Kraftausdrücke denkt, halte ich für legitim und den Umständen entsprechend passend, nur diese Stelle ist mir zu viel des Guten:
Ich friere, du Sack! Verdammt noch mal, elender Wichser, während du genüsslich deine Kippe qualmst, klappern meine Knochen. Hurenbock. Drecksack. Schwing deinen faltigen Arsch zu mir und schieb mich ins Auto!

Jedenfalls eine super Idee, eine Geschichte aus einem dermaßen eingeschränkten Blickwinkel zu schreiben, Reizwörter hin oder her.

Liebe Grüße
schneestern


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Locard
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Beitrag05.01.2011 22:00

von Locard
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Hey!

Handwerklich sicher solide und gut geschrieben. Allerdings schließe ich mich dem Sibirier an. Noch vor der Hälfte fing ich an, jedes zweite Wort zu lesen, dann einige Wörter in den Zeilen bis dahin, dass ich ihn überflog und nach Reizwörtern suchte.

Ich freue mich aber auf den nächsten Text von dir - schreiben kannst du ja. Du kommst auf meine "Autoren-die-zu-lesen-sind"-Liste Wink

Much ado,
Locard Wohow


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Corazon De Piedra
Gast






Beitrag05.01.2011 22:09
Re: Koma
von Corazon De Piedra
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Ich finde diesen Text sehr bemerkenswert. Bemerkenswert gut meine ich.
Die verschiedenen Ebenen, in denen alles passiert, die Verwirrung, Hilflosigkeit und die verschiedenen Sprachen, ich meine Arten, sich auszudrücken, tja mich hat's sehr beeindruckt.

Eine Petitesse (mein Lieblingswort):

Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
den Schock gezogen


Es wird so geschrieben: Choke
Ich habe keinen im Auto, heute hat man ja elektronische Benzineinsparung, aber ich kenne die Funktion der Gemischanreicherung im Vergaser und wie man das nennt. Bin eben ein schlaues Köpfchen.

Corazon
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Dienstwerk
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Beitrag06.01.2011 02:40

von Dienstwerk
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@Schneestern
Danke für's Verstehen und Kommentieren. love
Also, ich an ihrer Stelle, hätte noch viel mehr unflätige Schimpfwörter benutzen können/wollen. wink

@Locardo
Juhu - ich bin auf einer internen Liste!!! Ich kaufe ein "Ä". smile
Die Reizwörter waren doch nur für mich sinngebend, Du solltest doch gar nicht danach suchen, ist ja kein Rätseltext.
Aber danke für's "solide" - klingt immerhin besser, als grottenschlecht. lol

@Corazon
Aha, Choke, also - verdammt, und ich dachte, ich wüsste alles, zumal ich ja selber jahrelang so ein Trabbi-Monstrum gefahren bin!
Bist wirklich ein schlaues Köpfchen und ich freue mich über Deine hiesige Wortmeldung - geht mir runter wie Öl (gemischt oder so, egal). smile extra


Bis die Tage. Buch

LG, Ana
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Locard
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Wohnort: Münster


Beitrag06.01.2011 12:09

von Locard
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Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:

@Locardo
Juhu - ich bin auf einer internen Liste!!! Ich kaufe ein "Ä". smile
Die Reizwörter waren doch nur für mich sinngebend, Du solltest doch gar nicht danach suchen, ist ja kein Rätseltext.
Aber danke für's "solide" - klingt immerhin besser, als grottenschlecht. lol


Hey, das solide nicht falsch verstehen! Ich finde wirklich, dass du gut schreiben kannst. Du hast was auf dem Kasten ... Nichts anderes sollte es aussagen Wink

Was die Reizwörter angeht: Ich habe nicht nach deinen Reizwörtern gesucht, sondern eher nach Schlüsselwörtern, die ich als wichtig empfinden habe!

PS: Nachdem du das Ä gekauft hast, löst du dann Bockwurst?


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Dienstwerk
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Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
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Beitrag06.01.2011 12:27

von Dienstwerk
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Oh, Danke.
Was für Schlüsselwörter hast Du denn gefunden?

Na gut, dann kaufe ich ein "Ü" und löse: Cürrüwürst
...die gehe ich nämlich gleich essen. wink

LG, Ana
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BlueNote
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Beitrag06.01.2011 14:50

von BlueNote
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Hi Ana,

wenn du (Schreib-)Kontakt zu tatsächlichen, ehemaligen Wachkomapatienten hast, ist das natürlich ideal. Interessant wäre die Frage zu klären, ob sie im Wachkoma nur Details wahrgenommen haben oder wirklich längere Abläufe in all ihren Einzelheiten. Dann, ob sie überhaupt im Stande waren, Dinge zu reflektieren.

Wenn das abgeklärt ist, könnte auch ich die Geschichte unbeschwert genießen. wink

BN
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Dienstwerk
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Beitrag06.01.2011 16:42

von Dienstwerk
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Hi BN,
die mit denen ich geschrieben habe, berichteten, dass sie sehr viel mitbekommen haben, sich an Blutabnahmen erinnern konnten, an Gespräche, die das Personal oder Angehörige geführt hatten oder Berührungen und Musik wahrgenommen haben. Und das waren welche, die in einem "echten" Koma lagen (wegen Unfall) oder aus medizinischen Gründen in ein künstliches Koma versetzt wurden (2 Monate). Die Zeitwahrnehmung ist eine andere. Aber für alle war es nahezu unmöglich, das "Gefühl" zu erklären und einige brauchten/brauchen therapeutische Hilfe, um das dadurch entstandene "Trauma" zu verarbeiten. Eine Frau berichtete, sie habe sich von ihrem Körper losgelöst und wie ein Beobachter gefühlt. Und all das, obwohl diese Menschen ja eigentlich "schliefen", also mit Augen zu und so und nur an Geräte angeschlossen, die die reinen Körperfunktionen aufrechterhielten. Solche Geräte gibt es aber nicht für das menschliche Bewusstsein, das entwickelt dann wohl sowas wie ein Eigenleben - ähnlich wie Träume überlebenswichtig für die Psyche sind, auch wenn sich die wenigsten an sie erinnern können.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, um wieviel schlimmer sich ein Wachkomapatient fühlen muss, der ja sogar noch sieht, was um ihn herum passiert, auch wenn die messbaren Hirnströme ihm jegliches Bewusstsein absprechen. Dass welche da sein müssen, ist ja gesichert, denn sonst wäre er tot. Außerdem atmen die meisten Wachkomapatienten selbstständig, manche essen sogar - also werden gefüttert und schlucken nur.
Für diese Fälle gibt es extra Heime. Eine Bekannte arbeitet seit 4 Jahren auf einer solchen Wachkomastation, aber sie erzählt ungern bis gar nichts über ihre Arbeit. Nicht nur, dass das ein Knochenjob ist, es ist auch eine extreme psychische Belastung, weil die Patienten gar nicht oder nur (vermeintlich) unkontrolliert reagieren. Auch werden die Besuche der Angehörigen im Laufe der Zeit immer seltener.
Ich muss sie mal fragen, ob während der Dauer, die sie dort arbeitete, jemals ein Patient wieder aufgewacht ist.

Ich persönlich könnte es mir genauso vorstellen, wie ich es auf literarischer Ebene oben beschrieben habe. Selbst wenn wir die Augen geschlossen hätten, können wir trotzdem sehen, denn wir Menschen  können uns die Welt vorstellen, aus Geräuschen Bilder schaffen etc.

LG, Ana
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Ernst Clemens
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Beiträge: 594
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Beitrag06.01.2011 18:36

von Ernst Clemens
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hallo ana,

den medizinischen aspekt deiner story kann ich nicht beurteilen - davon habe ich keine ahnung.

aber erzählt ist sie sehr gut und flüssig.

allerdings: entweder hat die patientin einen "starren" blick (d.h. sie kann die pupillen nicht bewegen), oder sie bewegt sie - und dies würde von den besuchern und dem personal registriert werden.

mit dem starren blick ist natürlich der blickwinkel sehr eingeschränkt - und das hast du zu wenig berücksichtigt (Decke und wände, besucher). außerdem dürfte die schärfe des blickes an den rändern des blickfeldes ungenau sein. wie kann sie dann erkennen, dass:

Zitat:
Beinahe meinte ich, Reue in diesem Lächeln zu erkennen.


aber sonst: sehr gut!

herzliche grüße
ernst
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Murmel
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Alter: 68
Beiträge: 6380
Wohnort: USA
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Beitrag06.01.2011 18:57

von Murmel
Antworten mit Zitat

Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
Ich mag mir gar nicht vorstellen, um wieviel schlimmer sich ein Wachkomapatient fühlen muss, der ja sogar noch sieht, was um ihn herum passiert, auch wenn die messbaren Hirnströme ihm jegliches Bewusstsein absprechen. Dass welche da sein müssen, ist ja gesichert, denn sonst wäre er tot. Außerdem atmen die meisten Wachkomapatienten selbstständig, manche essen sogar - also werden gefüttert und schlucken nur.


So weit ich weiss, gibt es verschiedene Komata, verschiedene Stufen selbst in einem Wachkoma, und Gehirnströme sind selbstverständlich vorhanden, denn sonst wäre der Patient tot.

Manchmal wacht einer auf ... aber ich denke, da kann die Gehirnforschung schon ziemlich gut sagen, welche Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden ist.

Nur deine Patientin ist gedankenmässig so aktiv und bemüht sich so sehr um Bewegung, dass das EEG etwas zeigen müsste. Sicher, ab welcher EEG Kurve fängt das Bewusstsein an, wo hört es auf ... naja.

Anyhow, ja, wohltuend locker und sicher geschrieben. Mir fehlt ihre Verzweiflung, ihre Langeweile, ihr Ein und Abtauchen, die Geschichte erscheint aktionslastig. Ist kein Krimi, oder?


_________________
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag07.01.2011 13:28

von The Brain
Antworten mit Zitat

Liebe Dienstwerk,

erst einmal Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!


Dein Text liest sich relativ gut. Allerdings gibt es, für mich zumindest einige inhaltliche Diskrepanzen, die ja auch zum Teil bereits angesprochen wurden. Deine Prota denkt viel zu klar und stringend. Das ist das, was mich am meisten stört. Ich habe acht Wochen täglich neben einem Menschen im künstlichen Koma gesessen. Als er Gott sei Dank, wieder erwachen durfte, schilderte er das Erlebte eher einem Traum vergleichbar. Weniges des realen Umfeldes wurde tatsächlich auch so wahrgenommen. Eher so, wie in einer Art Halbschlaf mit in die "Träumereien" eingebaut. Es hat übrigens Wochen gedauert, bis er wieder in der Lage war, Traum und Realität zu trennen.
Der gewählte Blickwinkel ist, wie ebenfalls bereits angemerkt wurde, zu weit gefasst. Prota sieht Dinge, die sie aus ihrer Position nicht erkennen könnte. Sofern es sich um ihre Vortsellungen handelt, hättest du dies auch herausarbeiten sollen.

Gute Idee, guter Ansatz, aber noch verbesserungswürdig?

Soviel mein Senf ....


Liebe Grüße

und einen wunderschönen Tag

Brain


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Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

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Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
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Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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SylviaB
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Beitrag07.01.2011 14:43

von SylviaB
Antworten mit Zitat

Ich hab mir nun die Antworten nicht durchgelesen und falls ich eine Wiederholung dabei habe, bitte ich das zu entschuldigen.

Geil

Das Teil ist genauso geschrieben, wie ich mir ein Wachkoma vorstelle.

Geil


Nun gut, ist nur eine Wiederholung. *grins*

Super gern gelesen.
Die kleineren Fehler habe ich überlesen, sie haben mich überhaupt nicht gestört.

Lieben Gruß
Sylvia


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Stimmgabel
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Beitrag07.01.2011 21:07

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

Liebe Ana,

möchte jetzt nochmal etwas eingetauchter mit dem Text mitschwingen : -))

Wie ich es ja schon vorherig sagte – diese hier monologischen Dialoge – in ihrer jeweiligen einseitigen (nur möglichen)Ebene empfinde ich als höchst gelungen / eingebettet in eine Vorder-und Hintergrundsgeschichte.
Für mich
ein gelungener Erzähl-Wechsel – der ein „Jetzt“ und ein „sein Könnte“ beschreibt, und dem Leser einen konkreten Bezug, wie aber auch seinen ahnenden Freiraum eröffnet.

Meine persönliche Meinung zu den hier medizinisch situativen Themen/Umgebung  – für mich eine sehr gute Recherche, sehr realitätsnah, die Du hier hast einfließen lassen - bezüglich:

die Wach-Koma-Situation / inträr und exträr,
die Darstellung zur künstlichen Ernährung,
die teilweise plappernden Bediensteten um diese Geschichte,

der Mann, der situations-ignorierend die komatöse Realität gerne in die schon „fast Tod-Ebene“ transportieren möchte.... / es ja auch teilweise tut...

das nicht Greifenkönnen und Einordenen des Koma-Patienten bezüglich Zeitwirklichkeiten,
usw......

– und mein klares Dakor aus einer direkten und indirekten Patienten-Sicht, die ich u.a. als Patient und Nahbeteiligter weiß!

Gerade Koma-Gedanken (in den verschiedensten Wach-Formen mit starrer Pupille) können scharf und klar, wie aber auch verschwommen und vage / bis hin in die primäre Verschwommenheit sein / inner-geistig reizreflektierend auf die Umgebung – vor allem dann sequential scharf,

wenn alt-gespurte Themen(mit vorherig tiefer Prota-Bedeutung) in das gereizte Monologie-Denken des Koma-Patienten wieder reflektierend kommen. Und desweiteren in diesem Zustand auch gleichscharf sequential und aktiv verarbeitet werden können.
Wie eben solche Patienten hierüber, nach dem wieder in den Körper Erwachen, detailliert zu erzählen wissen. Vages und Klares, bis auch komplette Leeren! Und darüber erlaube ich mir diese Meinung!
Und genau diese Spannbreite von Vagem bis Klarem erfüllt dieser Text!

Und umso wichtiger – es geht hier um eine prosaisierte Geschichte(mit auch stilisierten Überspitzungen....., die nunmal außerhalb eines Arztberichtes liegen(zum Glück / und wer Arztberichte lesen will, vor allem mit entsprechender Kenntnisbasis(und nicht nur Bauchannahmen), sollte es dann auch da tuen! , mMn....)
– soll also heißen:

Ist es nicht so / hier gehts um eine romanische Sequenz, die aus der Perspektive dieses Koma-Prots(und zwar in seiner/ihrer Koma-Gefangenheit) dem Leser eine Situation/Beklemmtheit aufdeckt, ahnbar macht,
zum einen aus dieser körperliche Gefangenschaft heraus,
wie auch,
dass da möglicherweise ein Unfall mit Ihrem Mann stattgefunden hat – und nun taucht da plötzlich eine neue Frau an der Seite ihres Mannes auf,
umsomehr, dass sich wohl etwas zu den Orts-Perspektiven(zu ihrem Früherleben) geändert haben muss – und immer mehr ändern wird.

Mehr erfährt dieser Prota konkret nicht – ebenso letztlich der Leser – und das ist genau das Gerüst, eben, der eine Teil dieser Geschichte.
Gefüllt
mit der beklemmenden Perspektive dieser Prota-Frau – in ihrer körperlichen Gefangenschaft hieraus nur inaktiv von vage bis scharf, etwas, immer nur splitterweise anerfahren/ahnen, nicht einordnen zu können – mit diesen vielen Sachverhalts-Löchern.

Tonal – mMn, mittels der Prota-Monologe trefflich transportiert, dieses Hilflose und Quälende - und letztlich nur unbeantwortete Fragen/Gefühle im Prota...!

-------------------------------

Zu Deiner Frage:
Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
Mir selbst sind jetzt die vielen "verdammt nochmal" aufgefallen. Wirkt das störend?

Ich persönlich empfinde sie aus den Prota-Gedanken, in dieser hilflosen Situation, als sehr angebracht – und gerade in dieser Wiederholung.

Nun etwas zu einzelnen Sequenzen:

Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
Erster Satz / Langsam gewann das dauerhaft milchige Licht an Konturen.

Wie er da steht, kann ich ihn nicht fühlen – was er sicher meint? – nun ja, das wäre ein anderer Schuh : -))

Hier kam mir eine solche Idee: „Meine Augen wühlten sich verzweifelt durch milchige Konturen, die nur langsam begannen, aufzuklaren.“ / .......vielleicht so ähnlich....

Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
Zum ersten Monolog / Wieso, verdammt noch mal, hängen sie keine Bilder auf?

Hier würde ich dieses „sie“ herausnehmen, da doch in diesem noch Konturen-Finden jegliche Umgebungs-Orientierung fehlen müsste – oder?

Vielleicht so: Wieso, verdammt noch mal, hängen da keine Bilder?

Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
An diesen Satz / Glukose, nichts als verdammte Glukose!

würde ich Folgendes anhängen (eben das, was ein Koma-Patient tagtäglich bezüglich dieser Infusionen wahrnehmen kann und würde(auch vom Prozedere, wenn..., dann):

Z.B.: (folgend)......./ Und immer dieser Schlauch von der Infusionsflasche an dem Metallgestell, und verschwindet irgendwo an meinem Körper. Am Arm. Als ginge er zu meinem Kopf?
/ hier das Thema: Kanüle zur Hals-Vene oder Schlüsselbein-Vene....

Dienstwerk hat Folgendes geschrieben:
Zu diesem Satz / Die beiden Hausmeister, die mit Schneeschiebern kniehohen Pulverschnee aus der Einfahrt schaufelten, spornte das nur wenig an, sie brummten unwirsch.

Dieser Satz ist für mich in seinem situativen Detail etwas zuviel : -)))) / eben aus dem nur möglichen Sichfeldt des Prota.

Ich würde ihn einfach wegfallen lassen – umsomher mit dem Wegfallen hier das Hören des Prota prioriziert würde! Und es bliebe einzig der Satz des Fahrers hängen:

„Könnt ihr nicht etwas schneller machen?“

Bezüglich des Themas "Choke" : -))) / oder "Schock" / hier würde ich sogar die falsche Schreibung belassen - eben als neologisiert, gesamtsituative Beschreibung, dass es sich hier auch um eine Art "Schock-Situation" sicher handelt

-----------------------------------------------------------

So, liebe Ana,

mal so ein bißchen meine Gedanken zu Deinem Tollen Text beigefügt – mich hat er in seiner romanisierten Wirklichkeit überzeugt,
und klaro -  auch von mir nominiert worden Smile

Ich danke Dir für dieses Prosa-Stück, und sage ein mitgenommenes Tschüss, Frank

..und noch angehängt - möchte SylviaBs Aussage komplett übernehmen:

Geil
Das Teil ist genauso geschrieben, wie ich mir ein Wachkoma vorstelle.
Geil
Super gern gelesen.

--


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Gabel im Mund / nicht so hastig...
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