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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag20.12.2010 21:37
An den Ausläufern des Verlusts
von Enfant Terrible
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zwischen zwei Steinen, in die für die Blinden
graviert war „Willkommen in der großen Stadt“,
fand ich deine Haut.
Erstaunlich glatt abgezogen – eine schmerzlose Neugeburt.

Im Schatten eben dieser Felsen suchten wir einst Deckung
und schmiedeten Pläne, die Welt von innen heraus zu verändern.
Wir sogen mit Strohhalmen Wasser aus den Wolken,
und schworen uns, wir würden niemals so werden wie die Leeren,
die Seelenlosen, die ohne Vision.

Aufbrechen wollten wir, doch muss ich wohl
hängen geblieben sein
in den Depressionen,
im schwarzen Gesträuch spitzer Worte,
deren Knospen den neuen Kreaturen nicht munden.
Ich komme bald nach, ich muss nur
die Egel zertreten, ich komme nach,
wenn der Nebel sich lichtet,
ich komme nach.

Ich folgte dir zur heiligen Stätte des neuen Zeitalters,
in gläserne Bars, wo du, neben den Sesseln knieend,
uninteressierten Bewunderern mit deinem Wissen
über Street-Art und neue Chancen des Bloggings
Liebe einzuflößen versuchtest.

Dann verlor sich deine Fährte
in gefestigter Leichtfüßigkeit;
nur dein Stolpern und Fallen vermochte noch
Spuren in den Staub zu graben.

Nur manchmal finde ich
zwischen Ziegel geklemmt
Fetzen von zerwühlten Bettlaken,
als murmelte jemand:

Ich bin hier,
hier irgendwo.


an den auslaeufern des verlusts.mp3 (1.48 MB) Rechte Maustaste -» Speichern unter...
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag21.12.2010 20:25

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Aus jeder Zeile höre ich den typischen Reggy-Sound.
Komm schon! Trau dich unter der Maske hervor, Verstecken ist zwecklos bei diesem Stil. Cool
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag21.12.2010 20:28

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mad  Mad  Mad
Du...!!!
Menno, dabei hab ich doch nix von Hybriden geschrieben...
 Sad


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"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag21.12.2010 20:30

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Nä, meine Liebe aber das hier

Zitat:
Erstaunlich glatt abgezogen – eine schmerzlose Neugeburt.


(Ellipse, typisch du)

Zitat:
munden.


Zitat:

Ich folgte dir zur heiligen Stätte des neuen Zeitalters,
in gläserne Bars, wo du, neben den Sesseln knieend,
uninteressierten Bewunderern mit deinem Wissen
über Street-Art und neue Chancen des Bloggings
Liebe einzuflößen versuchtest
.


Zitat:
Nur manchmal finde ich
zwischen Ziegel geklemmt
Fetzen von zerwühlten Bettlaken,
als murmelte jemand:[...]


hat dich entlarvt.
Das ist so glasklar Reggy, dass es unmöglich ist, dass du es nicht bist.
So.


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(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
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Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Jocelyn
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Beitrag21.12.2010 20:36

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Hallo Reggy,

gefällt mir, schon gleich gestern, und ich schreib dir auch noch mehr dazu, nur eine Frage vorweg:

Engel zerteren

 Question
Das versteh ich nicht.


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If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag21.12.2010 20:37

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es soll "Egel zertreten" heißen. Ich kann nicht tippen. Mag das mal jemand editieren?
Ich freue mich auf deine Meinung!


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Jocelyn
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Beitrag21.12.2010 20:39

von Jocelyn
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Ich hab's mir ja fast gedacht. Wink Aber ich dachte, vielleicht wolltest du ihnen die Flügel mit Teer verkleistern und ich steh nur auf'm Schlauch.
FF demnächst.


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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Beitrag22.12.2010 17:01
Re: An den Ausläufern des Verlusts
von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Enfant Terrible hat Folgendes geschrieben:
Zwischen zwei Steinen, in die für die Blinden
graviert war „Willkommen in der großen Stadt“,
fand ich deine Haut.
Erstaunlich glatt abgezogen – eine schmerzlose Neugeburt.

Im Schatten eben dieser Felsen suchten wir einst Deckung
und schmiedeten Pläne, die Welt von innen heraus zu verändern.
Wir sogen mit Strohhalmen Wasser aus den Wolken,
und schworen uns, wir würden niemals so werden wie die Leeren,
die Seelenlosen, die ohne Vision.

Aufbrechen wollten wir, doch muss ich wohl
hängen geblieben sein
in den Depressionen,
im schwarzen Gesträuch spitzer Worte,
deren Knospen den neuen Kreaturen nicht munden.
Ich komme bald nach, ich muss nur
die Egel zerteren, ich komme nach,
wenn der Nebel sich lichtet,
ich komme nach.

Ich folgte dir zur heiligen Stätte des neuen Zeitalters,
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Dann verlor sich deine Fährte
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nur dein Stolpern und Fallen vermochte noch
Spuren in den Staub zu graben.

Nur manchmal finde ich
zwischen Ziegel geklemmt
Fetzen von zerwühlten Bettlaken,
als murmelte jemand:

Ich bin hier,
hier irgendwo.

So, jetzt mehr dazu.
Mich berührt das Gedicht. Es ist so ehrlich, so voller Gefühl. Ich kann die immer noch große Zuneigung des LI zum verlorenen Freund spüren. Ich sehe Bilder einer stillen Verzweiflung in den letzten beiden Strophen. Das LI leidet, weil der Freund über den falschen Weg stolpert und immer wieder fällt. Es ist der Mainstreamweg, dem sie beide einst abgeschworen hatten, damals, als sie sich vom Elternhaus wie in einem Prozess des Häutens so leicht gelöst hatten, als es noch so einfach aussah, der ureigenen Vision treu zu bleiben. Doch dann hat das Netz des Allgemeinen den Freund vereinnahmt, während das LI in einer Depression gefangen war. Davon befreit hat es ihn dann nicht mehr wiedererkennen können. Und trauert.


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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag22.12.2010 18:36

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Hallo Reggy,

da hast du mal wieder was Feines hervorgezaubert. Der Text besticht mit seiner einfühlsamen Schreibweise, diesmal ist's ein weniger "grausamer" Stil (--> im Sinne von 'aggressiv'). Ein schöner Nachruf.

Auch wenn ich das mit der zwischen zwei Felsen aufgespannten Haut nicht ganz verstehe bzw. einordnen kann.


LG,
Traumtänzerin

EDIT:

PS: Vertonung? *lieb anblinzel*


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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag25.12.2010 11:17

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank euch beiden für die Kommentare! Ich wünsche euch schöne, entspannte Feiertage.

@ Jocelyn: Jap, genau das sind die Gefühle, die transportiert werden sollen. Erwachsen werden ist in gewisser Weise ein Verlust, finde ich, besonders dann, wenn man seine "unbequeme" Hülle abreißt, um angepasster zu sein.

@ Traumtänzerin: Wenn Schlangen sich häuten (übrigens ist dieses Bild nicht zufällig gewählt), dann reiben sie sich hierzu oft an Steinen, dann geht die Haut leichter ab. Daher das Bild. Ja, ich variiere meinen Stil eben. Manchmal macht es Spaß, sich in technischen, harten Worten "auszukotzen", manchmal sind feinere Töne angesagt.

Vertonung ... mal sehen. Muss eh den Sprach-Recorder meines neuen MP3-Players einweihen smile


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag27.12.2010 10:56

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vertont smile

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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag27.12.2010 13:02

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Oh, wie fein! Toll gelesen, auch wenn zeitweise der "gruselige Dauerwind" ein bisschen gestört hat (aber nicht sehr).

Hm ... Noch kurz zur Schlangenhäutung. Der Bezug kam mir auch in den Sinn, aber ich komme immer noch nicht ganz hinter den Sinn der Metapher. Embarassed


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Michael Lüttke
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M

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M
Beitrag27.12.2010 16:11

von Michael Lüttke
Antworten mit Zitat

Ich finde es ein bisschen kindisch und viel zu bemüht,
wie ein kleiner Hund, der versucht einen Igel zu beissen. Rolling Eyes

Spätestens bei " ...Nebel, der sich lichtet... "
ist die Qualität auch noch im Arsch.
Weil das so unglaublich abgedroschen, profan und banal ist,
dass ich es aus jeder John Sinclair Geschichte rausschneiden würde.
Als Schnipsel für Gedichte in einem Forum mag es dann reichen.
Für mich nicht.


Michael


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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag27.12.2010 16:17

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Ich habe mir die Vertonung mittlerweile einige Male angehört und werde noch immer nicht so richtig warm damit.
Zum Einen scheint deine monotone Lesart zum Inhalt zu passen, besonders zu den "Depressionen", die du im Gedicht explizit ansprichst: Ich stelle mir so einen statischen, platt ausgedrückt: einen unmotivierten Lebenszustand vor. Das überträgt sich auch in deinen Vortrag, und es ist gut, dass du ihn so gestaltet hast. Auch das eintönige Geräusch im Hintergrund unterstützt diesen Eindruck noch.
Andererseits finde ich eben diese Art zu lesen sehr ermüdend. Es ist teilweise wie in der Schule, wenn man einfach nur was runterredet: keine sonderliche Mühe dahinter (auch wenn hier einiges passt, wie gerade eben schon erwähnt).
Das Gedicht könnte jemand, der es nicht gelesen hat, auch als Prosatext auffassen. Meiner Meinung nach ist dies das größte Manko deines Vortrags: Du machst kaum Pausen zwischen den einzelnen Strophen. Mal angenommen, das Lyrische Ich wäre depressiv - hätte es die Energie, etwas derart Anstrengendes zu vollbringen? Ein Gedicht so vorzutragen, dass sich aus den Betonungen, den Zäsuren und Pausen die Deutung ergibt? Ich denke nicht. Deshalb: Mir erscheint deine Rezitation  zu glatt. Einige Abstufungen wären noch möglich.
(Am Rande scheinst du übrigens eine Version des Texts zu benutzen, die nicht im Forum steht. Etwas irritierend.)
Mein Resultat: Ich finde, dein Vortrag ist eine gute Basis, er verlockt mich aber noch nicht zu einem "Heureka!".


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag30.12.2010 21:41

von Enfant Terrible
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Ja, dieses monotone depressvie Lesen sollte ich mir abgewöhnen, aber ich weiß nicht, wie sonst ... Ich habe halt eine depressive Stimme lol2
Danke, dass du so genau auf das Auditive eingegangen bist.

@ Traumtänzerin: Dabei ist die Metapher relativ geläufig, als Sinnbild für Veränderung. Man streift das Alte ab, sozusagen. In dem Fall eben die Persönlichkeit.


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Perry
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Beitrag30.12.2010 23:15
Hallo Enfant Terrible,
von Perry
Antworten mit Zitat

interessantes Stück lyrische Prosa, wobei sich das Lyrische doch etwas hinter den Bildern versteckt.  Wink
Es gefällt mir gut, wie du hier die unterschiedlichen Wege zweier Protagonisten erzählst, die sich jeder auf seine Weise durchs Leben "schlängeln."
Problematisch finde ich etwas zu aufgeladenen Bilder wie
"Wir sogen mit Strohhalmen Wasser aus den Wolken," weil sie zuviel wollen und dadurch konstruiert wirken, da wäre weniger vielleicht mehr.
Am Schluss hätte ich statt der Ziegel lieber einen Rückbezug zu den Steinen am Anfang gelesen und auf das neue Fetzenbild mit den Laken(die Haut passt besser) verzichtet.
LG
Perry
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag02.01.2011 18:16

von Enfant Terrible
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Du hast Recht, mit den Bildern an sich bin ich nicht so ganz glücklich, gerade die Strohhalme ... Es sollte die Naivität der einstigen Träumer widerspiegeln, wirkt aber in der Tat etwas manieriert. Ich weiß nicht. Die Idee mit dem Wiederaufgreifen ist aber sehr hilfreich.

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Traumtagebuch
Beitrag03.01.2011 03:47

von Eredor
Antworten mit Zitat

Hi Krümel!

Zuerst einige Worte zur Vertonung. Ich finde jetzt nicht, dass du monoton liest oder depressiv klingst - es ist viel eher so, dass du sehr schnell liest. Man merkt, dass du das auch weißt und Pausen einbaust, aber zwischen diesen Pausen ratterst du einen Vers nach dem andern runter und verschluckst dabei einige Silben wink
Wenn du einfach ruhig liest, dann klingt das Ganze doch schon gut!

Deinem Gedicht selbst kann ich leider recht wenig abgewinnen. Du versuchst hier einen Grat zu schaffen zwischen deiner persönlichen Form von Lyrik (den ich sehr schätze) und der heutzutage geläufigen Prosalyrik (welche ich auch sehr schätze). Nur die Kombination aus beidem funktioniert hier nicht. Deine Gedichte klingen sonst immer wie ein Stück Fantasy, mit so toll gewählten Wörtern, dass jeder Text für sich wie ein Gedankenflug ist, wie ein Traum. Nur hier ist es so, dass durch dein (vermutliches) Experiment diese Eigenschaft verlorengeht und das ganze sehr theatralisch an den Leser gelangt.
Eine Stelle, an der ich mich besonders aufgehängt habe, war diese hier:
Zitat:
Ich folgte dir zur heiligen Stätte des neuen Zeitalters,
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das passt meiner Meinung nach überhaupt nicht ins Schema, zumindest nicht Street Art und die Chancen des Bloggings. Das ist nicht deine Sprache, dein Stil und sortiert sich somit aus.

lg Dennis


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- Lütfiye Güzel
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Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.01.2011 11:26

von Enfant Terrible
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für deine Kritik, Dennis!
Ich denke grade bei mir "Herrschaftszeiten, der Meute kann man es doch nie recht machen". Für die persönliche Form von Lyrik, die dir anscheinend gefällt, wurde ich doch schon so oft getadelt, weil sie nicht zugänglich genug, zu hermetisch, zu verschwurbelt sein soll. Da habe ich mich bewusst ein paar Schritte zurückgenommen und versucht, etwas Zugänglicheres zu schreiben - muss aber ehrlich sagen, ganz zufrieden bin ich mit den Bildern selbst nicht.


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BlueNote
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Beitrag03.01.2011 16:30

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Also ... mir gefällt der Vortrag sehr gut - und auch das Gedicht. Liegt vielleicht daran, dass ich nix Fantasy-mäßiges entdeckt habe. Hört sich an wie ein Endzeithörspiel aus den 60-er Jahren, nach dem Atomkrieg etwa ... Das Windgesäusel ist sehr gruselig, alles klingt so ... verzweifelt, ausweglos. Hineinversetzen kann ich mich zwar nicht in das Gedicht, aber es "klingt" gut. Was mir besonders gefällt: Die Steingravur, das Nachkommen, die Egel und der Schlusssatz. Etwas banal sind folgende Formulierungen: die Welt von innen heraus zu verändern, wenn der Nebel sich lichtet.

Das ist mal ein Gedicht, das sogar ich verstehe. Vielleicht gefällt es mir deswegen so gut. wink

BN
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