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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Drabbel 100 Worte über MS


 
 
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Freier Baubiologe
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 23
Wohnort: An der Heide bei Celle


Beitrag23.11.2010 20:39
Drabbel 100 Worte über MS
von Freier Baubiologe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

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Bald werde ich es wissen!

Vor kurzem war der Galgen noch erreichbar gewesen. Der Muskelschwund hatte zugenommen, jetzt war es mir nicht mehr möglich das Bett zu verlassen, den Stecker der Sauerstoffpumpe kann ich noch erreichen. Auch wenn die Ärzte es mir nicht gesagt haben, die Muskeln meines Brustkorbs werden schwächer, ich würde irgendwann ersticken. Es fing harmlos an, mal fiel ein Bleistift runter oder ich hin. Ich habe keine Angst mehr vor MS, auch nicht vor dem danach, von dem alle schlau rum quatschten, denn wissen tut es keiner, ich bald ja, morgen werde ich 12, mein letzter Geburtstag, meinen Stecker wird mir helfen.[/b]



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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18344

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Beitrag26.11.2010 10:39

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo!

Ein hartes Schicksal, das du hier beschreibst. Da der Text im biografischen Bereich steht, gehe ich davon aus, dass er einen persönlichen Hintergrund hat. Dennoch müssen wir ihn in einem Forum wie diesem aus schriftstellerischer Sicht betrachten (deswegen hast du ihn hier ja auch veröffentlicht), und aus dieser Perspektive ist der Text inhaltlich zu mau, um eine Wirkung entfalten zu können. Die Kürze macht es problematisch: Du baust zu wenig persönliche Nähe auf, um das Leiden, psychisch wie physisch, nachempfinden und eine Bindung zum Betroffenen aufbauen zu können. Eine Verdichtung der Thematik findet nicht statt. Besonders misslungen finde ich den letzten Satz, der in meinen Augen leider weinerlich klingt (was nicht zu der Entschlossenheit seiner Gedanken passt):

Freier Baubiologe hat Folgendes geschrieben:
Ich habe keine Angst mehr vor MS, auch nicht vor dem danach, von dem alle schlau rum quatschten, denn wissen tut es keiner, ich bald ja, morgen werde ich 12, mein letzter Geburtstag, meinen Stecker wird mir helfen.

Sprachlich passt er in seiner Unbedarftheit zwar zur Ausdrucksweise eines Zwölfjährigen. Allerdings hinterlässt er bei mir den Eindruck einer erzwungenen Betroffenheit. Außerdem findet in der Erzählweise sprachlich ein Bruch statt. Der letzte Satz hat einen trotzigen, etwas flapsigen Klang, die Wortstellung ist "kinderhaft" - die vorherigen Sätze sind das aber nicht, obwohl sie von ein und derselben Person stammen: Dem Ich-Erzähler, dem zwölfjährigen Kind.

In dieser Form überzeugt mich der Text nicht. Ich habe Berichte in Zeitschriften gelesen, die von ähnlich tragischen Schicksalen erzählen, und die haben mich wesentlich betroffener gemacht als dieser Versuch. Was würde ich ändern? Entweder würde ich den Text ausführlicher gestalten und mehr von dem psychischen Hadern mit der Welt und ihrem Getriebe schildern, die Auswirkungen der einzelnen Stadien verdeutlichen, kurzum: Den Leidensweg mehr ausarbeiten. Möchtest du die Kürze hingegen beibehalten, solltest du versuchen, die Thematik auf einen tränenschweren Kern zu komprimieren, der den Leser wie eine Faust vor die Brust trifft oder ihn leise und sanft in das Martyrium des Erzählers einführt. Nur eines sollte der Text nicht: Jammern.

Beste Grüße,

Martin


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phönixe
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Alter: 56
Beiträge: 238
Wohnort: Gelsenkirchen
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P
Beitrag26.11.2010 11:05

von phönixe
Antworten mit Zitat

Hallo freier baubiologe,
ich habe diesen Text nicht als jammernd empfunden- sondern sehr ernüchternd. Ebenso dachte ich nicht dass ein 12 jähriger ihn erdachte, sondern die MS 12 wird. Also von der Diagnose bis zu dem beschriebenen Zustand.
Warum ich ihn anders las? Meine MS ist erst 2 Jahre alt für mich.
Möglicherweise fällt es Betroffenen immer leichter , etwas zu verstehen und wie es wirken sollte.
( das erklärt dir dann auch meine zurückhaltung, weswegen ich nicht eher kommentierte)

lg phönixe


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Harald
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Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag26.11.2010 11:57

von Harald
Antworten mit Zitat

Hallo phönixe, es wurde klar geschrieben, ... morgen werde ich 12, mein letzter Geburtstag ...

@ MosesBob teilweise hast du recht, aber die Kürze ist ja die Herausforderung!

@ Freier Baubiologe, kleine handwerkliche Fehler habe ich mal überarbeitet (blau)

Vor Kurzem war der Galgen noch erreichbar gewesen. Der Muskelschwund hat zugenommen, jetzt ist es mir nicht mehr möglich das Bett zu verlassen, den Stecker der Sauerstoffpumpe kann ich noch erreichen. Auch wenn die Ärzte es mir nicht gesagt haben, die Muskeln meines Brustkorbs werden schwächer, ich werde irgendwann ersticken. Es fing harmlos an, mal fiel ein Bleistift runter oder ich hin. Ich habe keine Angst mehr vor MS, auch nicht vor dem danach, von dem alle schlau rum quatschten, denn wissen tut es keiner, ich bald ja, morgen werde ich 12, mein letzter Geburtstag, meinen Stecker wird mir helfen.

Diesen Teil würde ich noch einmal überarbeiten, zumidest in zwei Sätze packen, zwölf ausschreiben und >mein Stecker<schreiben

Kleiner Nachtrag:

http://de.wikipedia.org/wiki/Drabble


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Harald

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Freier Baubiologe
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 23
Wohnort: An der Heide bei Celle


Beitrag04.12.2010 20:32
Bald werde ich es wissen!
von Freier Baubiologe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Martin,
biografisch ist richtig, der Einschlag war sehr nah, hat aber nicht mich getroffen.
Jedoch hatte ich die Ehre die letzten Abende mit dem Mädchen zu verbringen.
Es ist falsch von meinem Drabbel, wenn es weinerlich klingt, ich habe selten jemand so abgeklärt, aber auch so Selbstbewusst sterben sehen.
Der originale Text hat 650 Wörter doch wollte ich mal versuchen eine Drabbel mit 100 Wörter zu schreiben. Vermutlich bin rührseliger als das Mädchen je war.

Gruß Dirk


Hallo phönixe,
wenn Betroffene es verstehen, sehe ich es als Lob.
Da ich mich mit der Krankheit beschäftigt habe, man kann wenn man rechtzeitig etwas ändert, (Ernährung, Entgiftung usw.) meist wieder halbwegs gesund werden, je nach remittierende MS oder progrediente MS ist der Aufwand unterschiedlich. Leider wird durch die Schulmedizin beispielsweise
mit dem MRT der Körper sehr starken schädlichen Magnetenfeldern und zusätzlich starken elektromagnetischen Wechselfeldern im Radiofrequenzbereich ausgesetzt um die Wasserstoffatome im Körper zu beeinflussen. Zusätzlich wird oft durch sehr giftige, beispielsweise Gadoliniumhaltige Kontrastmittel,  die Krankheit noch verstärkt, da das Immunsystem geschwächt wird.
Man kann manchmal MS sogar heilen, nur die zerstörten Nervenbahnen nicht mehr. Doch auch dann können andere Nerven die Funktionen übernehmen. Eine Bekannte kann nach 2 Jahren im Rollstuhl wieder gehen, sieht noch etwas wacklig aus, aber sie kann es alleine.
In der Alternativen Medizin gibt es noch Hoffnung auf Heilung,
 in der Schulmedizin nur Tabletten auf Rezept.
Gruß Dirk


Hallo Harald,
danke für die Tipps,
die 12 ausgeschrieben und ist statt war finde ich gut. Das –werde- wäre falsch, es muß würde heißen.
Dann habe ich auch noch den Fehler am Ende gefunden, es muß mein nicht meinen heißen.
Du hast Recht ich habe etwas geschlampt. Ich habe mich auf mein Rechtschreibprogramm verlassen, und es zeigt mir Fehler an, wenn ich – Vor kurzem – groß schreibe. Als Legastheniker bin ich da überfragt, denn es gibt widersprüchliche Aussagen.
Lange Sätze:
Da ich nicht tippe, sondern nur diktiere baue ich oft lange Sätze im Sprach-Rhythmus auf.
Da es mir so gefällt, werde ich die letzten Bandwurmsätze auch so lassen.
Zu Drabble: Drabbel gefällt mir besser, da John Cleese immer sagte: „ I drab... bell now! klingels?
Was lustig ist das auch andere auf die Idee gekommen sind, siehe:   http://www.taelon-bibliothek.de/fanfiction/char/k-drabbel.html
Versuche mich aber zubessern.
Danke für deine Tipps.

Eigentlich sollte es so aussehen wie eine Urne die mit 100 Worten gefüllt ist. Ohne den Deckel.

(Leider schaffe ich es hier nicht den Text des Drabbels zentriert zu stellen.)


 Bald werde ich es wissen!

Vor kurzem war der Galgen noch erreichbar gewesen.
Der Muskelschwund hatte zugenommen,
jetzt ist es mir nicht mehr möglich das Bett zu verlassen,
den Stecker der Sauerstoffpumpe kann ich noch erreichen.
Auch wenn die Ärzte es mir nicht gesagt haben,
die Muskeln meines Brustkorbs werden schwächer,
ich würde irgendwann ersticken.
Es fing harmlos an,
mal fiel ein Bleistift runter oder ich hin.
Ich habe keine Angst mehr vor MS,
auch nicht vor dem danach,
von dem alle schlau rum quatschten,
denn wissen tut es keiner,
ich bald ja,
morgen werde ich zwölf,
mein letzter Geburtstag,
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phönixe
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Alter: 56
Beiträge: 238
Wohnort: Gelsenkirchen
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P
Beitrag04.12.2010 21:29

von phönixe
Antworten mit Zitat

weia
Hallo freier Baubiologe,
die Zeile:ich bald ja,
wenn ich das in einem Stück lese- gruselts mir( genauso wie das "tut", tut mir grausen)
vielleicht wirds besser wenn du
ich bald,ja,    
oder ich bald-ja
damit noch eine winzige Atempause verbleibt-so kurz vorm sterben

lg phönixe


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Freier Baubiologe
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Beiträge: 23
Wohnort: An der Heide bei Celle


Beitrag05.12.2010 01:23
Bald werde ich es wissen!
von Freier Baubiologe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo phönixe,
tut ein 12 jähriges Mädchen tut sagen?
Aber, das mit der Pause vor dem Ja,
ist ein echtes  i Tüpfelchen!
Danke
Freier Baubiologe


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Freier Baubiologe
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 23
Wohnort: An der Heide bei Celle


Beitrag11.12.2010 00:00
Bald werde ich es wissen!
von Freier Baubiologe
pdf-Datei Antworten mit Zitat

..



Bald werde ich es wissen!

Vor kurzem war der Galgen noch erreichbar gewesen.
Der Muskelschwund hatte zugenommen,
jetzt ist es mir nicht mehr möglich das Bett zu verlassen,
den Stecker der Sauerstoffpumpe kann ich noch erreichen.
Auch wenn die Ärzte es mir nicht gesagt haben,
die Muskeln meines Brustkorbs werden schwächer,
ich würde irgendwann ersticken.
Es fing harmlos an,
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