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Autor |
Nachricht |
Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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11.11.2010 01:07 Was ich mir vom Tod erhoffe von Taugenichts
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Was ich mir vom Tod erhoffe
Ich stelle mir den Tod
so ein wenig vor,
wie einen plötzlichen Stromausfall.
Kurz, nachdem man die Augen aufmacht.
Man versucht wahrzunehmen,
Dinge festwerdenzulassen,
Reize zu sortieren:
Licht, Töne, was man fühlt
und dann, kurz bevor
man scharf-stellen kann,
geht das Licht aus,
ganz plötzlich und friedlich
ist alles dunkel.
Kein Schnelldurchlauf, durchs Leben,
ein Mädchenlächeln, ein Lied,
Ein Gefühl, ein bestimmter Klang,
ein Mensch, eine Konstante,
nein,
nichts davon,
nur ein friedlicher Stromausfall
und wenn ich mir das
so vorstelle,
würde ich gerne beim Schreiben sterben:
Ein letzter Blick auf ein neues Gedicht,
völlig besoffen.
Kurz schliesst man die Augen
und genau dann,
wenn man sie wieder öffnet,
alles dunkel.
Keine singenden Engel,
kein helles, weißes Licht,
kein Choral, keine Rückkehr zum Brahma,
kein John Malkovich, kein "hello george",
contradictio in adiecto,
wie sie ihr "erstes Buch" nennt,
die beruhigendste Vorstellung,
die ich in mir Horte,
ist, dass nach dem Tod nichts kommt.
Nur friedliche, anspruchslose
Dunkelheit. Nichts.
Nur ein Lichtschalterklicken
und dann.
Weitere Werke von Taugenichts:
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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dschingis Eselsohr
Alter: 52 Beiträge: 305
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11.11.2010 06:52 Re: Was ich mir vom Tod erhoffe von dschingis
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Morgen T.
ich habe gelesen hier bei Dir. Dein Gedicht ist wie ein leiser hoffender Wunsch.
Liest sich nach Leben, ersehnt Frieden.
Taugenichts hat Folgendes geschrieben: | und dann, kurz bevor
man scharf-stellen kann,
geht das Licht aus,
ganz plötzlich und friedlich
ist alles dunkel.
| Kurz bevor man ... ja, es bleibt dann unvollendet, enttäuscht gewissermaßen, egal wie friedlich das Totsein erhofft wird, denn was man ersehnt, ist nur lebendig anzustreben. Alles andere ist Illusion.
Wie stark muß der Wunsch nach Frieden sein, wenn man ihn wie in Deinem Gedicht im Tod erhofft ... ganz sicher ist, wir alle sterben, irgendwann.
Ich will Dich ja nicht desillusionieren, aber sterben ist nicht friedlich. Es ist der Moment, in dem (ganz sicher nicht kampflos) der Kern vom Fleisch fällt, ein harter Prozess, der naturgemäß spektakulärer abläuft, als ein friedlicher Stromausfall. Aber wie sollte Sterben sonst sein, als kraftvoll, aufbäumend, ringend, strebend, wie eine wilde Melodie?
Die Brücke zwischen dem friedlich erwarteten, erhofften Tod ist das Sterben. Was dahinter kommt, weiß man nicht.
Gerne drüber nachgedacht.
Lieben Gruß,
Bianka
_________________ Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
Voltaire
zuletzt appeliert alles Erzählen an ein latentes Vorwissen des Lesers - und bleibt in seinem Gelingen von dessen Fülle abhängig. - Hans Wollschläger |
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