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[Essay] Verteidigung der Intoleranz

 
 
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JacksAppendix
Gast






Beitrag22.09.2007 23:39
[Essay] Verteidigung der Intoleranz
von JacksAppendix
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Hier mal der Versuch eines philosophischen Essays von mir. Ist nix weltbewegendes, aber vielleicht findet es der eine oder andere ja interessant.

„Im Namen der Toleranz nehmen wir uns das Recht heraus die Intoleranz nicht zu tolerieren.“ Dieser Satz ist ebenso paradox wie wahr. Die Rechtfertigung der Intoleranz, die wir einigen Menschen eben aufgrund ihrer Intoleranz entgegenbringen, ist eine reine Frage der Definition.
Dazu möchte ich nämlich den Begriff der „Intoleranz“ in zwei gegensätzliche Bereiche aufteilen: Zum einen in die positive Intoleranz, nennen wir sie konstruktive Intoleranz, zum anderen in die negative Intoleranz oder destruktive Intoleranz. Die destruktive Intoleranz ist die Intoleranz im eigentlichen Sinne, wie sie etwa von Rassisten oder Sexisten ausgeht. Eben um sich dieser Art der Intoleranz zu erwehren, bedarf es der konstruktiven Intoleranz. Wer sich in umstrittenen Handlungen auf sie berufen kann, hat eine solide Verteidigungsgrundlage gegenüber der Common-Sense-Moralität, so wie auch gegenüber den meisten anderen ethisch-moralischen Prinzipien.
Die konstruktive Intoleranz richtet sich jegliche der Vernunft widersprechende Angewohnheiten von Menschen, wie etwa Rassismus, Sexismus oder Fanatismus und ähnliches unaufgeklärtes Verhalten. Die konstruktive Intoleranz ist die Art Intoleranz, welche ein Lehrer seinem Schüler entgegenbringt, wenn er ihn nicht in seiner Dummheit belassen, sondern ihm neue Erkenntnisse zugänglich machen will. Sie entspricht also dem gesunden Menschenverstand bzw. der Vernunft, denn wer würde den Lehrer vom Unterricht abhalten wollen, da die Unwissenheit der Schüler toleriert werden muss.
Des Weiteren verwehrt sich die konstruktive Intoleranz jeglicher Anwendung der Gewalt (es sei denn zur Selbstverteidigung oder Verteidigung anderer, was jedoch wieder unter andere moralische Prinzipien fällt und hier nicht weiter erläutert werden soll). Wenn also jemand beispielsweise einen Neonazi attackiert, da er dessen Gesinnung abstoßend findet, handelt diese Person unvernünftig und nur im Sinne der destruktiven Intoleranz. Gleiches gilt für verbale Attacken, die reine Beleidigung zum Ziel haben und jeglicher vernünftiger Argumentation entbehren. Es ist nicht zu erwarten, dass ein Rassist aufgrund einer dieser feindseligen Aktionen seine Gesinnung ablegt. Der Hauptunterschied zwischen konstruktiver und destruktiver Intoleranz ist also, dass die konstruktive Intoleranz den Menschen im Sinne der Vernunft verändern will, während die destruktive Intoleranz lediglich verletzen, beleidigen und vernichten will.
Die konstruktive Intoleranz richtet sich jedoch wirklich nur gegen Unvernunft und kann zum Bespiel nicht in reinen Geschmacksfragen wie im Streit über Kunst und Unterhaltung angewendet werden, da derartige Fragen nicht durch Vernunft bzw. überhaupt nicht geklärt werden können. Wer also gegen eines anderen Geschmack, losgelöst von seiner Gesinnung, argumentiert, verhält sich – und sei es noch so sachlich – nur im Sinne der destruktiven Intoleranz.
Bisher wurden nur Fälle besprochen, in denen sich die konstruktive Intoleranz gegen die destruktive Intoleranz (Rassismus, Sexismus etc.), also gegen ganz offensichtlich unvernünftige Gesinnungen richtete, doch auch außerhalb der destruktiven Intoleranz bestehen Gesinnungen, die als unvernünftig bezeichnet werden können wie etwa Nationalismus, Ignoranz oder unbegründete Leugnungen begründeter Vermutungen oder Erkenntnisse wie etwa in der Idee vom „Intelligent Design“. Derartige Gesinnungen kommen zwar oft ohne destruktive Intoleranz aus, können allerdings dennoch schädliche Folgen haben, im Falle des Nationalismus etwa für das Miteinander der Menschen, oder im Falle der Ignoranz für den Urheber selbst.
In derartigen Fällen kann die konstruktive Intoleranz ebenfalls angewendet werden, wobei jedoch noch stärker darauf geachtet werden muss, dass kein Wandel zur destruktiven Intoleranz stattfindet, da sie in diesem Fall noch verheerender und verdammenswürdiger wäre als im Fall der Intoleranzbekämpfung selbst. Sollte der konstruktiv Intolerante also in einer derartigen Diskussion den Drang verspüren, seinem Eifer in der konsequenten Verbreitung der Vernunft nachgeben zu wollen und Argumente durch Beleidigungen zu ersetzen, wäre ein Rückzug die bessere Variante.
Alles in allem ist die konstruktive Intoleranz also wesentlich komplizierter umzusetzen als ihre destruktive Schwester, ist im Gegensatz zu ihr jedoch moralisch vertretbar und oft sogar erforderlich.
Der Satz vom Anfang müsste also leicht umformuliert in etwa lauten: „Im Namen der Toleranz (der konstruktiven Intoleranz) nehmen wir uns das Recht heraus, die destruktive Intoleranz nicht zu tolerieren.“

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MosesBob
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Beitrag27.09.2007 14:45

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo Jacks!

Bist du gar nicht mehr in der Weltgeschichte unterwegs?

Zu deinem Text: Ich finde ihn unheimlich schwer zu lesen und auch sehr schwer zu verstehen. In meinem Fall liegt das an den ständigen Wortwiederholungen, die hier einfach zu erdrückend sind. In Zahlen ausgedrückt heißt das:

Toleranz & Intoleranz: zusammen 37x
konstruktiv: 13x
destruktiv: 12x

Das macht unterm Strich 62 Worte, die immer wieder auftauchen. Bei einem Essay von 616 Wörter bedeutet das, dass jedes 10. Wort eine Wiederholung ist!

Darüber hinaus sind mir die angeführten Beispiele zu oberflächlich: Rassismus und Sexismus z. B. sind breitgefächerte Worte, die einen gewaltigen Rattenschwanz an Facetten und Abwandlungen hinter sich herziehen.

Ich glaube, dass ist die mathematischste Rezension, die ich je verfasst habe. Tur mir leid, aber anders wusste ich es nicht zu erklären.

Grüße,

Martin


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JacksAppendix
Gast






Beitrag28.09.2007 10:39

von JacksAppendix
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Hey, ich bin doch froh über jedes Feedback.

Ja, das Problem bei solchen Sachen ist, dass ich sonst keine Essays schreibe und ohnehin immer geneigt bin Stile zu kopieren. Daher habe ich teils bewusst, teils unterbewusst dieses Essay sehr stark im Sinne alter philosophischer Texte, die seltsam geschrieben und schwer zu lesen sind, angelegt. Sicher hab ich es da mit der Wiederholung aber etwas übertrieben. Aber es kam mir halt mehr auf die Verständlichkeit des Inhalts, als auf den Stil an (wobei das ja leider viel zu oft miteinander verbunden ist).

Deine Kritik an meiner Oberflächlichkeit ist mir aber ein bisschen zu oberflächlich. Also für mich zeigt sich Rass- und Sexismus immer recht deutlich. Beziehungsweise kann man meiner Meinung nach bei umstrittenen Taten oder Aussagen durch Diskussion recht leicht herausfinden, ob sie rassistisch oder sexistisch sind (Es geht dabei natürlich nur um Rassismus der Tat und nicht der Gedanken. Die Gedanken sind frei.).
Die konstruktive Intoleranz, wie ich sie mir vorstelle, ist halt etwas, dass nicht in Regeln festgehalten werden kann, sondern von Mal zu Mal neu, überprüfend angewendet werden muss.
Aber führ ruhig genauer aus, was dir daran missfallen hat. Ich bin begierig zu lernen (oder tue zumindest gerne so).
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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

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Beitrag28.09.2007 10:45

von MosesBob
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Moin!

JacksAppendix hat Folgendes geschrieben:
Ja, das Problem bei solchen Sachen ist, dass ich sonst keine Essays schreibe und ohnehin immer geneigt bin Stile zu kopieren. Daher habe ich teils bewusst, teils unterbewusst dieses Essay sehr stark im Sinne alter philosophischer Texte, die seltsam geschrieben und schwer zu lesen sind, angelegt. Sicher hab ich es da mit der Wiederholung aber etwas übertrieben. Aber es kam mir halt mehr auf die Verständlichkeit des Inhalts, als auf den Stil an (wobei das ja leider viel zu oft miteinander verbunden ist).

Mach´s wie ich: Ich schreib was auf und nenne es einfach Essay, weil ich den Namen "Essay" so geil finde.  Very Happy

JacksAppendix hat Folgendes geschrieben:
Deine Kritik an meiner Oberflächlichkeit ist mir aber ein bisschen zu oberflächlich.

Nein, nicht du bist oberflächlich. Auch der Text ist nicht oberflächlich. Lediglich die beiden Beispiele Sexismus und Rassismus finde ich oberflächlich, weil es die ersten Begriffe sind, die einem (oder nur mir Shocked) bei einer derartigen Thematik durch den Kopf schießen ... und doch betrachtet diese Begriffe jeder ein bisschen anders. Das macht sie für mich schwer fassbar.

Sexismus und Rassismus sind Begriffe, die einen kompletten Körper darstellen. Ich hätte gerne einen Blick auf die Sehnen und Muskeln geworfen, am Liebsten natürlich auf das Knochenmark.

Grüße,

Martin


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