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Feilschen in China

 
 
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Plague Rat
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 34
Beiträge: 477
Wohnort: Heilbronn


Beitrag27.09.2007 18:18
Feilschen in China
von Plague Rat
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nach meinen Erfahrungen in China


Wir waren auf dem Weg zum „Twin Mall“ in Peking um unser letztes Geld zu verprassen. Zumindest betraf dies mich, denn ich hatte bereits am dritten Tag fast alles aufgebraucht. Beim nächsten Mal würde ich nicht mehr unter 500 Euro mitnehmen.
„Immer bei 5% des genannten Preises anfangen zu handeln“. Diese Worte unseres Rektors fielen mir wieder ein. Das hat in den vorhergehenden Tagen auch ganz gut geklappt.
Erst früher an diesem Tag hatte ich wieder ein lukratives Schnäppchen gemacht. Wir standen an der Straße und warteten auf unseren Bus, als wir wieder einmal von einer Straßenhändlerin angesprochen wurden.
Einen Holzdrachen hat sie angeboten, was eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Rollschuhen und gefälschten Rolex war. Mein Interesse war als geweckt und ich stürzte mich in die Verhandlungen. 150 Yuan (ca. 15 Euro) war der Anfangspreis.
Was danach geschah kann ich nicht genau sagen. Ohne wirklich zu wollen stand ich nach zähen Verhandlungen mit dem Holzdrachen und zwei Holzlöwen da und hatte umgerechnet 10 Euro dafür bezahlt. Die Händlerin indessen hatte schnellst möglich das Weite gesucht.
Gut, die Figuren waren ausgezeichnete Qualität, das hab ich sofort erkannt – die Frau hatte sich wohl gerade selbst geprellt, aber beim nächsten Mal würde ich wohl besser aufpassen, welche Geschäfte ich gerade abschließe.
Später erreichten wir das Geschäft, in dem wir uns austoben konnten und ich meine letzten Yuan verjubeln sollte.
Es war gigantisch  Wie alles in China, bestach auch das „Twin Mall“ mit einem Bombast, der in deutschen Landen kaum ein Mal auf zu finden wäre. Ein reichhaltigeres Angebot hab ich selbst noch nie gesehen. Einfach perfekt (…) Wäre da nicht die Sache mit den Verkäufern.
Wir hatten kaum das Kaufhaus betreten, da rief man von allen Seiten auf uns ein: „Look here. I will make you a nice price.“
Ich versuchte geradlinig durch die Abteilung zu schlendern und die Schreie der Verkäufer zu ignorieren. Wichtig: Nur nicht anmerken lassen, dass man an etwas interessiert ist.
Einen Weg durch die Abteilung zu finden, erwies sich jedoch als schwieriges Unterfangen. Denn wer Araber bereits aufdringlich findet, der wird hier seine helle Freude haben.
Dies musste ich feststellen, als mich eine Frau am Arm griff und in ihr Geschäft zog, was für mich so überraschend kam, dass ich keinen Widerstand leistete.
Die Frau zeigte mir sorgsam (will heißen ziemlich hektisch) ihr umfangreiches Sortiment an Gürteln und Geldbeuteln.  Ich stand dabei nur so da und versuchte ihr mein Desinteresse klarzumachen, was etwa so viel Erfolg hatte, als wenn ich versucht hätte ein mandarinsprachiges Buch zu entziffern. Schließlich wurde es mir genug und ich versuchte diese Abteilung zu verlassen, was sich ebenfalls als kompliziertes Unterfangen herausstellen sollte, als die Verkäuferin mir tatsächlich den Weg abschnitt.
Höflichkeit ist in China das Höchste – aber damit war nun Schluss. Ich drängte mich an der zu aufdringlichen Chinesin vorbei, stieß sie zur Seite und ergriff endlich die Flucht.
In der Schmuckabteilung ging es etwas gemächlicher zu. Es wurde mir zwar immer noch von allen Seiten zugerufen – manche Verkäuferinnen erkannten mich wieder als Harry Potter und versuchten mir ein gleichnamiges Videospiel anzudrehen – aber wenigstens wurde man nicht aufgegriffen.
Nur eine Händlerin erwies sich als sehr verkaufsfreudig, als ich mir doch ein gewisses Interesse an einer Ware anmerken ließ. Ich ließ mich nochmals in eine Abteilung zerren, konnte jedoch leichter entkommen als zuvor.
Die Verkäuferin brach daraufhin fast in Tränen aus (das ist jetzt echt nicht übertrieben), stampfte auf den Boden und schrie mir auf chinesisch etwas hinterher.
Schließlich fand ich ein sehr dekoratives Stück. Ein Pergament, das eine chinesische Landschaft aufzeigte. Wirklich ein gutes Stück, aber ich hatte nur noch 30 Yuan.
„Probieren wir es mal“, dachte ich mir und fragte nach dem Preis. 100 kostete es. Nun war es Zeit, wieder einmal den Kapitalisten raushängen zu lassen und den Händler zu schröpfen. Ich teilte ihm meine Preisvorstellung mit und er ging zunächst auf 50 runter. „ I can´t pay more than 30“, teilte ich ihm mit. Der Verkäufer versuchte mich mehrmals davon zu überzeugen, dass 50 ein guter Preis für dieses gute Stück war – und das war es wirklich, doch ich konnte ja nicht mehr zahlen.
Ich teilte dem Händler weitere 5 Male mit, dass ich nicht genug Geld hatte, bis ich endlich Verständnis in ihm wecken konnte und er auf mein Angebot einging. Zu sagen, dass man kein Geld mehr hat, ist eine sichere Methode – nur hatte ich ja wirklich kein Geld mehr. Der Handel war abgeschlossen.
Dann verließ ich diesen verrückten Ort und erfreute mich an meinem neuesten Geschäft. Zwei Mädchen unserer Gruppe hatten ähnlichen Erfolg und kauften 2 Flaschen Wodka und noch einen Schnaps für umgerechnet 6 Euro.

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