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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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21.10.2010 23:20 Chantal in Fahrt [Die schechteste Geschichte der Welt] von Aknaib
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Geschrieben für den tasächlichen Wettbewerb im "Autorendock": "Die schlechteste Geschichte der Welt"
Doch leider war meine Geschichte zu gut und gehörte nicht zu den zehn schlechtesten.
Doch Spaß hatte ich beim Versuch des Schlechtschreibens auf jeden Fall.
Liebe Grüße
Bianka
Chantal in Fahrt
Mit offenem Mund zu atmen, ziemte sich nicht.
Das hatte Chantal von ihrer Oma. Die sagte immer: „Eine gesittete Frau schnieft im Theater keinesfalls wie manche Männer.“ Weil Chantal nie genau wusste wann sie ins Theater wollte, baute sie sicherheitshalber vor.
Bevor sie morgens nach dem Aufwachen aufs Klo ging, bohrte Chantal die Nase frei. Freilich machte sie das nur, wenn sie keinen Kerl abgeschleppt hatte. Aufs Klo musste sie natürlich trotzdem. Würde ja sonst schiefgehen, mit voller Blase die Treppe in ihrer Maisonettewohnung hinunter zu hüpfen.
Oma meinte, wie ein Känguru zu hüpfen, sähe mit Anfang zwanzig dämlich aus. Dabei fand Chantal, sie hüpfte eher wie ein Rehkitz. Und Rehkitze mit den weißen Punkten im Fell sahen einfach niedlich aus. Genauso niedlich wie die gelben Punkte auf ihrer rote Handtasche. Die ähnelte ein bisschen einem Marienkäfer, wenn sie schwarze Punkte gehabt hätte. Das war ihre Lieblingshandtasche. Aber die, mit dem Tigerlook gehörte auch zu den Favoriten. Heute würde sie die passenden Pumps anziehen, die blauen.
Vorher hüpfte sie in die Küche, ohne Schuhe. Chantal achtete auf die Figur. Dafür gab es einen Trick. Im Kühlschrank lagen neben Möhren und Joghurtbechern, versteht sich, dass lediglich fettarmer in Frage kam, drei Flaschen stilles Mineralwasser. Kohlensäure blähte auf; hatte sie in einer Beauty-Zeitschrift gelesen. Logisch, kein Mann wollte eine Aufgeblähte neben sich im Theater sitzen haben.
Chantal nahm also eine Flasche heraus. Jetzt kommt’s, damit man schlank blieb, sollte man viel und vor allem langsam trinken, davon ging der Hunger weg. Das stand auch in der bewussten Zeitschrift. Kaltes Wasser musste man langsam trinken. Daher dauerte es, bis ein Liter einverleibt war.
Endlich hängte sie die Marienkäfertasche um. Danach zog sie die blauen Stöckelschuhe an.
Im Treppenhaus, wo der eklige Werner Wetzer, der unten drunter wohnte, aus seiner Tür glotzen konnte, hüpfte Chantal nie. Eklig war der, weil der nach Zwiebel und Schweißfüßen stank. Wenn Deutschland ein Tor geschossen hatte, grölte er laut, sodass es Chantal hörte. Das lag daran, weil wegen der Hitze die Balkontüren offen standen. Er konnte sich keine Vuvuzela leisten, wie der fette Nachbar, der oben drüber wohnte.
Heute war ihr das Glück hold. Wetzer blieb in seiner Bude.
Chantals Ford aus vierter Hand parkte ganz hinten in der Tiefgarage. Jeden Tag ärgerte sie sich über den nagelneuen Mercedes, der seit einem Monat neben ihrem Auto stand. An dem musste sie sich vorbei drücken, so bombastisch war der. Einmal hatte sie dabei ihren Blazer dreckig gemacht. Zwar am eigenen Auto, doch vor Wut stieß sie mit dem Fuß gegen einen der Mercedes Reifen. Das tat sie später nie wieder. Seitdem wuchs der Nagel am großen Zeh ein. Diese höllischen Schmerzen, hätte sie gern dem Mercedes Bonzen gegönnt.
Noch blöder fand sie seinen Antiaufkleber an der Heckscheibe. Statt: „Baby an Board“ verkündete dieser: „Chantal und Kevin fahren nicht mit“.
Sicher wähnte der Typ sich geistreich, wenn an seinem Auto prangte, er hätte keine oder gar bessere Kinder in die Welt gesetzt. Eben solche, die keinesfalls Chantal oder Kevin hießen.
Chantal fand das abartig. Nicht etwa weil ihr Name dran stand. Das konnte der Mercedesheini nicht wissen. Sondern weil logisch war, mit dem langweiligen Kevin aus dem Bowlingcenter würde sie nirgendwohin fahren. Nicht einmal in einem S-Klasse Auto, geschweige denn bei Sonnenschein, wo jeder Kevins Aknepickel sehen könnte.
Sie schmiss die Marienkäfertasche auf den Beifahrersitz, die Pumps auf die Rückbank und sich selbst hinters Lenkrad.
Gerade wollte Chantal den Zündschlüssel reinstecken, da fiel ihr was Lustiges ein. Bei ebay könnte sie einen oder am besten gleich zwei Aufkleber ersteigern, auf denen stand: „Chantal und Leonardo on Tour“. Einen würde sie dem Heini über seinen Spruch pappen. Vielleicht half das, dass Leonardo, der süße Boy aus dem Fitnesscenter, sie endlich in seinem pinkfarbenen Cabrio mitnahm. Dann wäre der zweite Aufkleber nicht umsonst.
Chantal kicherte über ihre super Ideen.
Und obwohl es nicht mehr morgens nach dem Aufstehen war und sie heute nicht ins Theater gehen würde, fuhr sie zufrieden in ihre Nase.
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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23.10.2010 19:22
von Nihil
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Moin Aknaib!
Die Geschichte ist zwar auf einem schlechten Weg, aber noch viel zu gut, um wirklich überzeugen zu können. Eine Handlung findet sich Gott sei Dank nicht wirklich, aber bis auf das bisschen Ekel, von dem du redest, finden sich keine Trash-Elemente. Dein Satzbau ist noch zu divers. Wiederhole hundertmal: Schreiben Verlangt Ordnung. Ich hatte tatsächlich ein Bild von der Protagonistin vor Augen – ein Kardinalfehler. Du dringst viel zu tief in ihre Psyche vor, was sich die meisten Leser wünschen und deshalb gemieden werden sollte. Bleib bei faktischen Angaben wie der Größe, dem Gewicht und der Augenfarbe. Bitte baue möglichst viele abgehalfterte Formulierungen in die Geschichte mit ein, wie etwa: Seine grau melierten Haare wehten im Wind; Es war zum Verzweifeln; und und und.
Ich würde sagen, deine Geschichte ist höchstens eine -4, aber es könnte noch eine -10 daraus werden.
Lihin
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*Katja* Eselsohr
Beiträge: 479 Wohnort: Bergisches Land
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23.10.2010 19:40
von *Katja*
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Hallo Bianka,
ich musste mich wirklich zwingen, deine Geschichte bis zum Ende zu lesen
eine -4
ganz schön streng Nihil
Ich würde eine -7 geben
Liebe Grüße
Katja
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Ahriman Klammeraffe
Alter: 89 Beiträge: 705 Wohnort: 89250 Senden
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23.10.2010 19:59
von Ahriman
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Degustibus non discutandem. Ich fands prima, hat mich sehr amüsiert.
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MagicMushroomTea Klammeraffe
Alter: 34 Beiträge: 525 Wohnort: München
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23.10.2010 20:24
von MagicMushroomTea
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Schlecht?!
Ich habe noch keine Gänsehaut.
Mein Kopf schmerzt noch nicht.
Ich verdrehe noch nicht die Augen.
Nein.
Das ist noch nicht die schlechteste Geschichte der Welt, auch wenn es eine schlechte Story ist.
Liebe Grüße,
MMT
_________________ "The story of life is quicker than the wink of an eye.
The story of life is 'Hello' and 'Goodbye' until we meet again."
Jimi Hendrix |
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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24.10.2010 00:51
von Aknaib
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Hallo Nihil,
vielen Dank für dein Bemühen um meinen Text.
Leider kapiere ich nicht alles.
Nihil hat Folgendes geschrieben: | Eine Handlung findet sich Gott sei Dank nicht wirklich, aber bis auf das bisschen Ekel, von dem du redest, finden sich keine Trash-Elemente. Lihin | Könntest du mir bitte weitere Trash-Elemente nennen? Kann sein, sie stehen hier in den Weiten des Forums, dann würde mir der Link dazu genügen.
Nihil hat Folgendes geschrieben: | Dein Satzbau ist noch zu divers. | Mist, das habe ich tatsächlich nicht beachtet. Sehe es jedoch gleich mal als Lob.
Nihil hat Folgendes geschrieben: | Wiederhole hundertmal: Schreiben Verlangt Ordnung. | Hmm, ich stehe auf der Leitung. Keine Ahnung was du damit meinst
Nihil hat Folgendes geschrieben: |
Du dringst viel zu tief in ihre Psyche vor, was sich die meisten Leser wünschen und deshalb gemieden werden sollte. | Sehe ich jetzt auch mal unabhängig von den Trashbedingungen als Teillob- so etwas Positives hast du mir noch nie geschrieben.
Nihil hat Folgendes geschrieben: |
Ich würde sagen, deine Geschichte ist höchstens eine -4, aber es könnte noch eine -10 daraus werden. | Waaas nur eine -4? grr
Ich gelobe, ich werde mich bemühen, mich zu verschlechtern.
Irgendwie habe ich da wahrscheinlich noch eine Hemmschwelle.
Allein wenn ich dran denke, was ich ständig an Wortwiederholungen und "war" Sätzen bei anderen kritisiere, diese Mängel habe ich bei mir nicht eingebaut.
Ich habe mich beim Entwerfen der Geschichte an den Text über Rico Beutlich der "42Autoren e.V." orientiert.
Die Story um Rico Beutlich ist für mich einfach köstlich schlecht, so dass sie schon wieder gut ist.
Auf jeden Fall gebe ich dir Recht. Ein Versuch schlecht zu schreiben, hilft sich der eigenen Schreibe bewußt zu werden und sie damit zu verbessern.
Liebe Grüße
Bianka
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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24.10.2010 10:45
von Aknaib
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Hallo Katja,
*Katja* hat Folgendes geschrieben: |
Ich würde eine -7 geben Katja | Danke Katja, wenigstens du hast mein wahres Talent erkannt.
Hallo Ahriman,
Ahriman hat Folgendes geschrieben: | Ich fands prima, hat mich sehr amüsiert. |
Freue mich über dieses Lob.
Hallo MagicMushroomTea,
MagicMushroomTea hat Folgendes geschrieben: | Das ist noch nicht die schlechteste Geschichte der Welt, auch wenn es eine schlechte Story ist. smile |
Okay, dann bin ich ja auf dem besten Weg. Danke fürs Lesen und deinen Kommentar.
Herzliche Grüße
Bianka
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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24.10.2010 13:20
von Nihil
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Aknaib hat Folgendes geschrieben: |
Nihil hat Folgendes geschrieben: | Wiederhole hundertmal: Schreiben Verlangt Ordnung. | Hmm, ich stehe auf der Leitung. Keine Ahnung was du damit meinst :oops:
Nihil hat Folgendes geschrieben: |
Du dringst viel zu tief in ihre Psyche vor, was sich die meisten Leser wünschen und deshalb gemieden werden sollte. | Sehe ich jetzt auch mal unabhängig von den Trashbedingungen als Teillob- so etwas Positives hast du mir noch nie geschrieben. :))) |
SVO = Subjekt Verb Objekt. Das gehörte noch zum diversen Satzbau. :) Die Trash-Elemente heraus zu finden, ist eigentlich dein Job, weil du dadurch dann ja auch entdeckst, wie man es anders (also gut macht).
Und zum Lob: Ich fürchte, du hast recht. ^^'
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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27.10.2010 18:44
von Aknaib
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Hallo Nihil,
nochmals Dank für deine Rückantwort.
Jetzt habe ich verstanden, was du mir mit SVO sagen willst.
Zitat: | Die Trash-Elemente heraus zu finden, ist eigentlich dein Job, ... | ... ist angekommen
Ein Hauptelement weiß ich inzwischen: Ich muß mit dem Wetter anfangen. Dank dir, Scritoressa, du hast mich in deinem Kommentar bei deiner Story darauf gebracht.
Hätte ich auch allein drauf kommen können. Gerade darüber hatte ich mich bei den "42Autoren e.V." so amüsiert.
Für alle, die es interessiert, die Links: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,645279,00.html
http://www.youtube.com/watch?v=V51kUOeMYNA
Herzliche Grüße
Bianka
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*Katja* Eselsohr
Beiträge: 479 Wohnort: Bergisches Land
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27.10.2010 20:35
von *Katja*
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Hallo Bianka,
habe mir gerade die Lesung angesehen.
Wie konnte er dabei nur so ernst bleiben? Das nenne ich professionell
Liebe Grüße
Katja, die SVO als Abkürzung auch nicht kannte
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