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Bitte keine Herbstmelancholie!


 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag19.09.2010 12:44
Bitte keine Herbstmelancholie!
von BlueNote
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Altes Weib
trinken möcht' ich deine Luft
wie reifen Wein
und all die Farben inhalieren.
Wer glaubt schon bei dem bunten Zauber
dass du bald sterben musst.

Die wackeren Gesellen
in den Ahorn-Bäumen
lachen laut, so laut sie können.
Der Wind sieht ihnen dabei milde zu
raunt über ihre Kronen:
Es geht bald auf die Reise.
 
Traurig
bin ich nicht
steh' ich an deinem Grab.
Ein junges Weib
im leichten Kleid
winkt mir schon aus der Ferne.

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Cogito
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 86
Wohnort: Dystopia


Beitrag19.09.2010 15:23

von Cogito
Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote!

Ein ganz und gar schönes Gedicht. Mir gefallen die verwandten Bilder sehr.
Nur eins hat mich verwirrt: Wer ist das alte, wer das junge Weib? Zuerst dachte ich an Mutter Natur, aber die gibts wohl nur im Singular. :)


Grüße
Cogito | Hendrik
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Münsch
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 415
Wohnort: Berlin


Beitrag19.09.2010 16:08

von Münsch
Antworten mit Zitat

Ein wunderschönes Gedicht, BlueNote.

Trotz des vehementen Titels sehr melancholisch  Razz

Ich verstehe das alte und das junge Weib als Symbole für Herbst und Frühjahr. Das Grab des Herbstes: Der Winter, aber auch der hat (gottseidank) irgendwann ein Ende.

So schön!

Gruß, Münsch


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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5338
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag19.09.2010 19:51

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo Bluenote,

ein Gedicht, bei dem nicht viel gedeutet werden muss, die Bilder sind klar, zumindest sehe ich dasselbe wie Münsch.

Da ich den Herbst liebe, kann ich mich mit den ersten vier Versen voll identifizieren. Ich fänd's schöner, wenn da parallel zu "deine Luft" "deine Farben" stünde, aber das würde ja das Metrum verändern.
Streng genommen müsste ans Ende der ersten Strophe ein Fragezeichen, ich find es aber auch so völlig in Ordnung.
Auf Kommata hast du, denke ich, sicherlich auch mit Absicht verzichtet.

Obgleich die zweite Strophe meine zweitliebste Stelle enthält

(nämlich die:
Zitat:
Der Wind sieht ihnen dabei milde zu
raunt über ihre Kronen:
Es geht bald auf die Reise.

Ich mag es, dass der Wind milde ist, und nicht bös an den Blättern zerrt; das unterstreicht die Natürlichkeit des Kreislaufs)

ist auch genau da etwas drin, das mir gar nicht gefällt: "Die wackeren Gesellen" "Wacker", brr, das Wort mag ich gar nicht, aber das ist nicht dein Problem!  Smile

Was den Titel angeht ... Du magst Ausrufezeichen ja, ist mir schon aufgefallen.  Smile Ich finde, es passt nicht zur Sanftheit des Gedichts, genau wie die "Bitte", die dadurch zu einer Forderung wird. Ich fände einfach nur "Keine Herbstmelancholie" als Titel besser.
Andererseits, wenn man den Befehl nicht direkt als Titel, sondern als übergeordnet, praktisch als Intention in Kurzform, betrachtet, funktioniert es doch.

Liebe Grüße
Bananenfischin


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag20.09.2010 18:47

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Abend die Damen und Herren!

@Cogito
Zitat:

Wer ist das alte, wer das junge Weib? Zuerst dachte ich an Mutter Natur, aber die gibts wohl nur im Singular. smile

Der Herbst und der Frühling waren gemeint, wie ja bereits gesagt wurde. Ganz einfach also!
Ich danke dir recht herzlich für deinen positiven Kommentar.

@Münsch
Zitat:

Ein wunderschönes Gedicht, BlueNote.

Das (einhellige) Lob überrascht mich irgendwie.
Zitat:

Trotz des vehementen Titels sehr melancholisch

Die Selbstermahnung hat also nicht funktioniert?! wink
Sehr erfreulich dein Kommentar.

@Bananenfischin
Zitat:

ein Gedicht, bei dem nicht viel gedeutet werden muss, die Bilder sind klar, zumindest sehe ich dasselbe wie Münsch.

Der Herbst ist der Herbst, das kann man ja eigentlich ganz klar und ohne zu verschlüsseln sagen, oder? wink
Zitat:

Da ich den Herbst liebe, kann ich mich mit den ersten vier Versen voll identifizieren. Ich fänd's schöner, wenn da parallel zu "deine Luft" "deine Farben" stünde, aber das würde ja das Metrum verändern.

Ich liebe den Herbst auch. Das Licht, die Farben, das Kühle ...
Ein bisschen Probleme habe ich bei der Vorstellung, die Farben zu "trinken". Bei der Luft gibt es ja wenigstens noch die Nähe von Atmen und Trinken. Grübel! Nun ... Ich weiß noch nicht ...
Zitat:

Auf Kommata hast du, denke ich, sicherlich auch mit Absicht verzichtet.

Die Punkte hielt ich diesmal für nötig. Aber Komma muss nun wirklich nicht sei. Ist ja 'n Gedicht.

... den milden Wind mag ich auch sehr - d.h. in der Realität.

Zitat:

Wacker", brr, das Wort mag ich gar nicht, aber das ist nicht dein Problem!  

Jetzt gefällt es mir auch nicht mehr! Was für ein nichtssagendes Wort!
Zitat:

Ich fände einfach nur "Keine Herbstmelancholie" als Titel besser.

Da der Titel recht kurzfristig entstanden ist, hänge ich noch nicht besonders an ihm. Eine Änderung wäre also kein Problem. Vielleicht fällt mir ja was Melancholisches ein wink
Zitat:

Andererseits, wenn man den Befehl nicht direkt als Titel, sondern als übergeordnet, praktisch als Intention in Kurzform, betrachtet, funktioniert es doch.

Das kann man dem Leser allerdings nicht vorschreiben. Der Titel klingt vielleicht wirklich etwas barsch.

Ich danke euch für eure vielen Anregungen.

Viele Grüße

BN
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Beitrag20.09.2010 19:38

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Ein schönes Herbstgedicht, auch wenn der Titel auf mich eher abschreckend als einladend wirkte. Er wirkt auch mich so besserwisserisch, so belehrend. Das Gedicht ist aber so leicht gehalten.

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(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag20.09.2010 19:44

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Mit dem chronischen Adjektivüberfluss der Romantik möchte ich dein Gedicht jetzt nicht vergleichen, BlueNote, aber es hat mich teilweise an diese Epoche erinnert, und zwar wegen der Motive: der Sehnsucht und vor allem wegen der "Ferne", die man ja auch aus dem ein oder anderen Eichendorff-Gedicht kennt. Da wirkt die Überschrift lediglich als schwacher Versuch, die "[M]elancholie" beseitigen zu wollen. Doch sie seufzt mir aus jedem Vers entgegen. Der Anklang an den Tod in der ersten Strophe und besonders die erwähnte Weite in der letzten sind Beispiele dafür.
Nichts Innovatives - vor allem jetzt im September, bald auch im Oktober, kennt man diese Gedichte -, aber dieses hier wirkt trotz seines trauervollen Inhalts sehr leicht.
Ich hab's jedenfalls gern gelesen.


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(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Wohnort: NBY



Beitrag21.09.2010 17:31

von BlueNote
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Hi ihr!

@Jocelyn
Ich seh schon: Der Titel muss weg! Abgeschreckt soll schließlich niemand werden.

Thx!

@EAP
Zitat:

Da wirkt die Überschrift lediglich als schwacher Versuch, die "[M]elancholie" beseitigen zu wollen.

Das hast du gut analysiert. Diese "Romantik" war mir nämlich selber nicht so ganz geheuer. Zu seiner "seufzenden Melancholie" sollte man sich besser bekennen, schließlich ist das Lyrik und keine Tageszeitung (du siehst, ich muss mich immer noch selber überzeugen wink .)

Zitat:

aber dieses hier wirkt trotz seines trauervollen Inhalts sehr leicht.

Das Ende der Melancholie (->Frühling) wird ja angedeutet, deswegen hält sie die Trauer auch im Rahmen. Aber ein bisschen Herbstmelancholie muss schließlich schon sein. Vielleicht ist das ja der richtige Titel:

"Ein bisschen Herbstmelancholie" (?)

VG

BN
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag21.09.2010 20:07

von EdgarAllanPoe
Antworten mit Zitat

Der neue Titel ist besser, obwohl er ein bisschen zu deutlich ist. Allerdings bildet er auch eine Einheit mit der restlichen Klarheit deines Gedichts. Deshalb würde ich ihn nehmen.

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Fahrender Gaukler
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Beitrag21.09.2010 20:28

von Fahrender Gaukler
Antworten mit Zitat

Moinsen!

Zum Gedicht: Gefällt mir sehr gut und wurde eigentlich auch schon alles zu gesagt. Ich schließe mich im Wesentlichen der Frau Bananenfischin an.

Zum Titel: Wenn ich den für dich ändern soll, einfach kurz Laut geben.


Grüßchen,

~~Der Gaukler


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BlueNote
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Beitrag24.09.2010 07:12

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Morgen ihr beiden,

wegen des Titels konnt ich mich immer noch nicht ganz entscheiden, werde aber auf das Angebot von Gaukler zurückkommen - da gäbe es nämlich auch noch eine Kleinigkeit beim "Ring of Fire" zu ändern (die Links).

Später mehr!

BN
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